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Kritisches Denken

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Begonnen von Scipio, 18. Juli 2017, 21:14:31

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lerau

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 19. Juli 2017, 11:52:24
Zitat von: tom.389.w. am 19. Juli 2017, 11:23:16
Man kann aber auf Behauptungen, die bei einem ein "ungutes" Gefühl bewirken, fragen: "Woher weißt du das?"

Das allerdings scheint mir aber die Crux an der Sache. Woher kommt denn dieses Gefühl? Wie lernt man, dieses Gefühl an der richtigen Stelle zu haben? Die Gründe, ein solches Gefühl zu haben, sind vielfältig. Es ist eben nicht damit getan, jemandem zu raten, auf sein Gefühl zu hören. Ich denke, das Entscheidende ist die Fähigkeit, über seine eigenen Gefühle reflektieren zu können. Also: liegt dieses Gefühl jetzt an einer irrationalen Überzeugung meinerseits oder an Diskrepanzen zwischen Behauptung und Realität? Oder anders gesagt: Fühlt sich die Behauptung doof an, weil sie nicht dem entspricht, was ich gern hätte oder weil sie nicht dem entspricht, was ist?
Und da kommen dann solche Sachen ins Spiel wie z.B. der innere Advocatus Diaboli von Conina oder die Realitätscheck-Stichproben von MrSpock. Sowas trainiert. ;)

Das Gefühl entsteht durch die Abweichung der Behauptung und dem eigenen Wissensstand bzw. der Überzeugung. Je besser der eigene Wissensstand, desto öfter sollte das Gefühl in den richtigen Momenten auftauchen. Ich glaube aber nicht, dass mehr Allgemeinbildung (wie man sie bspw. durch Schulen bekommt) allein ausreicht, schließlich glauben ja auch nicht wenige gebildete Menschen an irrationale Glaubenssysteme. Deswegen denke ich, dass auch eine Art "Spezialbildung" oder Sensibilisierung im Bereich irrationaler Glaubenssysteme (Religionen, Esoterik, Verschwörungsideologien, politische Ideologien) maßgeblich dazu beiträgt, dieses Gefühl im richtigen Moment zu haben.

ZitatAlso: liegt dieses Gefühl jetzt an einer irrationalen Überzeugung meinerseits oder an Diskrepanzen zwischen Behauptung und Realität?

Ich denke in erster Linie ist es kognitive Dissonanz, und die kommt unabhängig davon, ob die eigene Überzeugung rational oder irrational ist. Die Abweichung von der eignen Überzeugung erzeugt meiner Ansicht nach die kognitive Dissonanz.

ZitatUnd so ist dann wieder das Gefühl  die Crux.
Denn wer vollkommen überzeugt ist, hat ja nicht nur das gute oder ungute Gefühl, das etwas richtig oder falsch ist. Er ist sich da so sicher, wie bei 1 + 1 = 2.
Und wer sich so sicher ist, weiß ebenso sicher, dass er sich auch einen Realitätscheck oder den Advocatus Diaboli ersparen kann, weil das in dieser Sache nun wirklich völliger Unsinn ist und nur Zeit kostet.

Schwierig bis spannend wird es, wenn Personen mit vollkommen konträren aber sicheren Gefühlen aufeinandertreffen, um den anderen zu überzeugen.

Dazu ist ja die Diskussion da, um möglicher Widersprüche aufzulösen. Aber sicherlich wird es immer Leute geben, die so irrational überzeugt sind, dass sie sie sich unter keinem Umstand überzeugen lassen. Gegen eine starke Überzeugung, die sich im Sinne des kritischen Rationalismus lange erhaltend hat und die sich jeder Diskussion stellt/stand hält spricht ja nichts. Diskussion enden ja auch nicht immer in der Widerlegung von Tatsachenbehauptungen, sondern in der Erkenntnis, dass unterschiedliche Werturteile gefällt wurden. Damit kann man die Diskussion auch beenden.

lerau