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Martin Tajmar - EM Drive

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Begonnen von ajki, 28. Juli 2015, 07:43:28

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ajki

In der Traumfahrt-Szene gibt es seit einiger Zeit ziemlichen Wirbel um einen sogenannten "EM-Drive", der von irgendeinem "NASA"-Institut oder so getestet würde und irgendwas verspricht. Freistetter und andere hatten darüber berichtet.

Derzeit läuft eine Meldung um aus einem Blog / special interest fanzine (?) namens hacked.com, das Funktionsprinzip eines "EM-Drive" sei unabhängig untersucht und bestätigt worden.

Von einem deutschen (gedanklich dem Hype folgend ergänzen: Spitzen-) Forscherteam. Geleitet von

Martin Tajmar [psiram-Wiki].

Es fällt im Wikiartikel auf, dass anscheinend einige Karriereerfolge Tajmars (noch) nicht erfaßt sind - z.B. seine Professur (?) an der TU Dresden ("Professur für Raumfahrtsysteme").

Das wird die "NASA" freuen, dass ihnen nun solche Koryphäen aus deutschen Landen beispringen. Für Kleingermanen ist es natürlich auch erfreulich, dass beim großen Bruder mittlerweile die Eingemeindung von Österreichern anscheinend ein lang vergangener historischer Fakt ist.
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Nicht_Peter

Ach ja, der EM-Drive... In ihrem wichtigsten Diskussionsforum auf NASASpaceflight tummeln sich unter den vielen Hypern jede Menge Esoteriker und Pseudowissenschaftler, in meinem "Heimatforum" Raumcon ist man da eher skeptisch. Die ganze Sache ist sehr obskur (Funktionsweise unklar), ein fehlendes peer-Review hält jedoch kaum einen davon ab, schon den EM-Drive als Revolution der Raumfahrt zu preisen.

Ach ja, noch was: Wir Raumfahrtenthusiasten sind selten "Traumfahrer", von einigen Trollen abgesehen denken wir wissenschaftlich und realistisch. ;)

ajki

Das "Problem" (was es nicht ist, zugestanden) mit euch Enthusiasmierten ist der etwas deprimierende Fakt, dass ihr doch recht wenig raumfahrt.

Mir persönlich würde ja schon völlig reichen, wenn ich eine semi-autonome Drohne mit meinem "Smart"phone beim Golfen auf dem Mond steuern könnte. Die Verwirklichung der seinerzeitigen sicheren Annahme (in den End-60ern/Früh-70ern nach Houston-TV und Space Odyssee...), ich könne entspannte körperliche Freuden in der Mikrogravitation beim billigen WE-Low Orbit-Trip im Jahr 2015 haben... so etwas Exaltiertes vorstelle ich mir schon seit locker 20 Jahren nicht mehr. (Bestimmt ist an dieser Standardabsenkung auch wieder der "Beitritt" schuld) ;-)
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Nicht_Peter

Könnte es eventuell unter Umständen so sein, dass deine Erwartungshaltung vielleicht etwas hoch war?  ;)

Ja, die Raumfahrt hat leider in den 70ern einen großen Schritt nach hinten gemacht, als von dem Space Shuttle eigentlich nur ein Schatten von dem geblieben ist, was es hätte sein können. Große Konzepte für günstigere Raumfahrt wie das NASP oder der VentureStar sind ebenso an den hohen Entwicklungskosten gescheitert wie ambitionierte Pläne zur Erforschung von Mond und Mars wie die Vision for Space Exploration oder das Constellation-Programm (einfach googeln). Letztendlich fehlt für einen großen Schritt in der Raumfahrt das, was sie großgemacht hat: Begeisterung für Wissenschaft und Technologie in weiten Teilen der Bevölkerung.

Vielleicht kommt ja jetzt mit SpaceX der große Durchbruch. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. :grins2: Und wenn sich der EM-Drive entgegen aller Erwartungen doch als ein Wunderantrieb entpuppt (woran ich leider nicht glaube), wäre ich der letzte, der darüber enttäuscht ist.

ajki

Zitat von: Nicht_Peter am 28. Juli 2015, 18:09:33
Erwartungshaltung vielleicht etwas hoch

Schwer zu sagen. Ich lass' hier mal die Beitrittswitzchen etc. weg und versuche mich nur mit den Erinnerungsfragmenten rund um die End-60er zu befassen. Den meisten 2001-Sehern (inklusive mir) war durchaus klar, dass "2001" nur so ein mythologischer Leitbegriff für das technologie-befeuerte "21. Jhdt" und natürlich keine "Vorausage" war - dementsprechend waren die im Film gezeigten "Wunder" kein Science Fiction, sondern die Welt der 50er/60er in der angenommenen entwickelten Form. Wenn: die starken Staaten mit ihren Spitzensteuersätzen von bis zu 90% ihre Billionen weiter in den Rüstungswettlauf setzen, dann: fliegt PanAm eben mit einem Clipper eine riesige Kontrollzentrale im stationären Orbit an. Da war sicher eine gewisse Zwangsläufigkeit drin, die einen Sinn ergab - die Sternenkrieger und Techniker und Telefonistinnen und die Doughnuts mußten ja irgendwie zu ihrem Arbeitsplatz kommen und wenn PanAm solche Leute nach Saigon, Stuttgart oder zu den Alaska-Stationen fliegt ("heute"), dann macht PanAm das natürlich auch "2001". Völlig konsequent. (Den ganzen ET-Quatsch lass' ich hier mal weg)

Zitat von: Nicht_Peter am 28. Juli 2015, 18:09:33
Vielleicht kommt ja jetzt mit SpaceX der große Durchbruch + ein Wunderantrieb

Tja, diese "machen Sie Platz - es wurde ein Durchbruch erzielt!"-Sache scheint mir tatsächlich typisch für die Enthusiasten-Szene. Das braucht man wohl für die unermüdliche Kleinarbeit. Ich sehe Herrn Musk oder vglb. eigentlich eher als normale Hyäne, der dem bißchen Regierungsgeld, das noch in die Überwachungstechniken im erdnahen Raum gesteckt werden "muß", als privater Contractor hinterherjagd. Nötigenfalls mit intensiver Lobby- und Gerichts-Unterstützung, um unliebsame Interventionen staatlicher Stellen auf die heilige Privatgeldvermehrung zu verhindern. Wenn ihr "Spacer" (ok, gemein) auf solche Typen setzt, dann könnt ihr die Kohle eigentlich gleich in den Bach schmeißen - wegen dem wenigstens Plumpsen hören.

Und die paar Euro aus dem "Wissenschafts"-Kontext helfen auch einem "Wunderantrieb" nichts. Denn mehr als ein paar Kilo, die man zu enormen Kosten aus der Schwerkraftsenke herausbringen kann mit "Wissenschaftsgeld", wird auch irgendein schicker Antrieb nicht zu treiben haben. Wen interessieren schon die paar Kilo Nutzmasse außer Twitter und sonstige Event- und Erregungsgemeinschaften? Für ein paar Stunden.
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Nicht_Peter

Der zweifelhafte Professor relativiert auf einer sehr zweifelhaften Eso-/Ufo-Seite seine Ergebnisse:
http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/prof-korrigiert-berichte-zu-emdrive-tests20150730/

Zitat
wir haben tatsächlich Schübe gemessen ähnlich den Vorhersagen, aber auch in Richtungen, die eigentlich Null ergeben sollten.

ajki

Seit einigen Tagen wird in den diversen (Sehr-) special interest-Foren anscheinend über die diesjährige Tagung "Space  Propulsion 2018" geschrieben und wie üblich "gestritten". Dort wurde unter anderem von Martin Tajmar und seiner TU Dresden-Gruppe "erste" Ergebnisse zu "genauen" Tests zum sogenannten "EM-Drive" vorgetragen. Hinter kilometerlangen Versuchsaufbau- und Messtechnik-Beschreibungen verbirgt sich wohl im sehr Kleingedruckten, dass der "EM-Drive" nicht so richtig *so* funktioniert, wie man es gerne hätte. Wie im letzten posting schon angemerkt wurde, wird da "Schub" auch dann generiert, wenn gar kein "Schub" erwartet wird. Aufgrund wiederum fehlender Komponenten des umgebenden Mess-Systems wird zwar *immer noch* keine Erklärung gegeben, aber selbst Tajmar et al. scheinen wohl mittlerweile eher auf Effekte des Erdmagnetfeldes zu setzen als auf magische Mikrowellen (oder Space Unicorns).

Genauer nachlesen kann man die Ergebnisse der Präsentation bei Ars Technica:
NASA's EM-drive is a magnetic WTF-thruster
ZitatTest reveals that the magic space unicorns pushing the EM-drive are magnetic fields.

Zum Trost und als Ausgleich die technisch exakte Aufriss-Zeichnung eines magischen Weltraumeinhorns in seiner natürlichen Lebensumgebung:
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Schwuppdiwupp

Ach, was weiß denn ich ...

celsus

Zitat von: Nicht_Peter am 31. Juli 2015, 20:05:08
Der zweifelhafte Professor relativiert auf einer sehr zweifelhaften Eso-/Ufo-Seite seine Ergebnisse:
http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/prof-korrigiert-berichte-zu-emdrive-tests20150730/

Zitat
wir haben tatsächlich Schübe gemessen ähnlich den Vorhersagen, aber auch in Richtungen, die eigentlich Null ergeben sollten.

Aus der TU Dresden:

ZitatMit Hilfe eines neuen Messwaagen-Aufbaus und unterschiedlichen Aufhängungspunkten des gleichen Triebwerks konnten wir einerseits ähnliche scheinbare Schubkräfte wie die NASA reproduzieren, aber diese auch durch eine Punktaufhängung zum Verschwinden bringen.

Wenn Leistung in den EmDrive fließt, wird das Triebwerk warm. Dadurch verziehen sich auch die Befestigungselemente auf der Waage, wodurch die Waage zu einem neuen Nullpunkt wandert. Das konnten wir in einem verbesserten Aufbau verhindern. Unsere Messungen widerlegen damit alle EmDrive-Behauptungen um mindestens 3 Größenordnungen."

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/emdrive-analysen-an-der-tu-dresden-zeigen-unmoeglicher-antrieb-entwickelt-keinen-schub20210321
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