Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Ich bin unzufrieden, dass ich keinen Eintrag in PsiRam habe

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von fdik, 10. Juni 2015, 14:32:17

« vorheriges - nächstes »

ajki

Die "Steter Tropfen hölt den Stein"-Theorie. Ist bestimmt für viele ein prinzipieller Ansatz, den man in Gesprächen über Eso-Themen einnimmt. Nicht so sehr wegen der Möglichkeit, irgendwen argumentativ zu überzeugen, sondern wahrscheinlich eher, weil man als Eigenperspektive gar keine andere Möglichkeit hat als Stellung zu beziehen - weil alles, was man (wiederum mühsam) an Ausbildung, Kenntnissen, Erfahrung und Problem-Erkennungsstrukturen angesammelt hat es verbieten, *keine* Stellung zu beziehen bei (im weitestmöglichen Sinne) Bullshit.

Als (langfristige) Strategie der Überzeugung stößt diese Theorie (meiner Ansicht nach, aber auch durchaus belegbar) auf etwas noch Ärgerlicheres als nur eine feste Wand - sie trifft auf die oben auch schon angedeuteten "14 Prozent" (zum Zeitpunkt der Untersuchung)....... Pudding. Also diejenigen, die zu irgendeinem Zeitpunkt mal ihre Dissonanz durch Konstruktion einer Haltung geradegerückt hatten, davon aber einen Tag später (oder irgendwann mal) noch niemals etwas gewußt haben wollen, sowas jemals vertreten zu haben. Das sind keine x Prozent, sondern eine flexible Masse an Goalpost-Shiftern. Hinsichtlich der Irak-Klamotte funktioniert das übrigens in den letzten zwei, drei Jahren so, dass so etwas ähnliches wie eine "Dolchstoss"-Legende konstruiert wird - etwa: ja, 'murica hat das seinerzeit nicht ganz richtig verstanden mit den Zusammenhängen, hätte auch eher nicht den Frieden/die Demokratie in den Irak bringen sollen wollen (s. Herrn Jeb Bush, aktuell - und: die Musels da sind es sowieso nicht wert/können es nicht), aber da es nun mal passiert war ist der eigentliche, ungeheuerliche Skandal, dass obwohl ja alles bestens lief mit der Sache dann diese Obamasama-Administration den Helden in den Rücken fiel, die tapferen Kämpfer abzog/falsch einsetzte/sowieso alles falsch machte und *dadurch* alles komplett den Bach runter ging. Hat man ja eh' schon immer gesagt in aufgeklärten, aufgewachten Tea Party- und Redneck-Kreisen (= bei den bibeltreuen konservativen Freiheitsverfechtern).

Die "harten" Kämpfer für Mythen und einzig wahre Wahrheiten sind im Zusammenhang immer noch erträglicher als diese schlabbrige Masse an Pudding, den man versuchen will an irgendeine Wand zu nageln. Die kriegt man nie (die -Gidas etc. lassen hier herzlich grüßen).
every time you make a typo, the errorists win

schnüffelchen

Zitat von: ajki am 16. Juni 2015, 11:27:01
Die "Steter Tropfen hölt den Stein"-Theorie.  (...)

Als (langfristige) Strategie der Überzeugung stößt diese Theorie (meiner Ansicht nach, aber auch durchaus belegbar) auf etwas noch Ärgerlicheres als nur eine feste Wand - sie trifft auf die oben auch schon angedeuteten "14 Prozent" (zum Zeitpunkt der Untersuchung)....... Pudding. Also diejenigen, die zu irgendeinem Zeitpunkt mal ihre Dissonanz durch Konstruktion einer Haltung geradegerückt hatten, davon aber einen Tag später (oder irgendwann mal) noch niemals etwas gewußt haben wollen, sowas jemals vertreten zu haben. Das sind keine x Prozent, sondern eine flexible Masse an Goalpost-Shiftern.

Also für mich haben die 14% nix mit Goalpostshifting zu tun.  Sondern mit der kognitiven Dissonanz: Da haben sie zuerst die Ansicht vertreten, der Irakkrieg hänge mit Saddam Hussein zusammen, bekamen dann aber eindeutige Beweise für das Gegenteil präsentiert. Also: kognitive Dissonanz. Es gibt drei Möglichkeiten, um diese aufzulösen: entweder man ändert seine Meinung (aber das sorgt für neue kognitive Dissonanz, denn dann hätte man sich ja zuvor geirrt),  oder man ignoriert die Beweise, oder man tut so, als habe man diesen Zusammenhang so nie behauptet. Letzteres tun die 14%.
Atemberaubende zwei Prozent schaffen es, eine Meinungsänderung direkt in ihr Selbstbild zu integrieren. Der Rest wählt die Möglichkeit, die Beweise zu ignorieren (und damit ihren eigenen Verstand).

Also sind die 14% meines Erachtens nicht der ärgerliche Pudding, sondern die, für die sich eine solche Beweisführung gelohnt hat. Neben den 2% natürlich, die zugeben können, zuvor falsch gelegen zu haben.
Ich hasse es, wenn ich Kettenbriefe nicht weiterleite und am nächsten Tag sterbe. - Gefährliche Bohnen