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Der Mollath-Prozess

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Begonnen von Plinius, 28. Juni 2014, 11:05:22

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tyko3

Zitat von: Belbo am 10. Juli 2014, 20:59:01
Womöglich war der Ausdruck nicht der Ausdruck eines Worddokumentes sondern eines scans?

Der Link liefert die Antwort

ZitatAuf die Nachfrage, woher sie die Kopie habe, verwickelt sich Petra S. in Widersprüche. Beim Besuch des Regensburger Oberstaatsanwalts Meindl in der Nürnberger Arztpraxis sei es wohl aufgetaucht und irgendwie kopiert worden, sinniert sie irritiert. Ob sie nicht gewusst habe, dass die Nachsuche nach dem Original stattgefunden habe, setzt Strate nach. Doch, sie sei informiert gewesen. »Sie können keine Antwort geben, wie Sie in den Besitz des Originals gekommen sind!«, konstatiert Strate, ehe das Gericht das Dokument in Augenschein nimmt. Zeit für Petra S., weiter über diese Frage nachzudenken, ehe Strate anschließend den Faden wieder aufnimmt:

»Nach wie vor haben wir keine Erklärung dafür, wie Frau S. in den Besitz des Originals gekommen ist. Dass das Original noch in der Praxis lag, war unbekannt!« Es sei nicht in der Praxis gelegen, verstrickt sich Petra S. weiter in Widersprüche: »Wie haben Sie dieses Dokument in die Hand bekommen? Sie wissen, dass es woanders lag! Haben Sie es von Frau M. erhalten? [gemeint ist Mollaths Ex-Ehefrau]« – »Ja, von Frau M., letzten Sommer«, bekennt die Zeugin widerstrebend. »Und Sie haben versucht, einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Besuch des Oberstaatsanwalts in der Praxis herzustellen!«, zieht Gerhard Strate die Schlinge zu.

pelacani

Hochedler Tyko, wärest Du in der Lage zu erklären, worin hier die Strate-Schlinge besteht? Ich gebe zu, dass ich diesen ganzen Part nicht begreife - vor allem, wenn nun die Krankenakte mit der ausführlicheren Befundbeschreibung in den Prozess eingeführt ist, dann ist doch das Attest schon nahezu drittrangig?

tyko3

Zitat von: sweeper am 10. Juli 2014, 20:44:13
Tyko, wir haben die Details der ärztlichen Berufsordnung hier schon mehrfach dargelegt. Warum du die Belehrung nicht annimmst, ist nicht unser Problem.
Belies dich bitte zu den Stichworten "ärztliche Approbation", " Facharztausbildung", "Facharztprüfung" und meinetwegen "Praxisassistent".
Hat das Gericht beanstandet,dass Reichel damals "kein richtiger Arzt" gewesen sei? Nein? Also!
Ist dir schon mal der Verdacht gekommen, dass hier auch Ärzte schreiben, die tatsächlich wissen wovon sie reden und nicht nur meinen ?
sweeper, das haben wir auch schon letztes Jahr klar gestellt. Ich bin kein Mediziner. Ich weiß jedoch, dass es hier einige Mediziner gibt. Wir können uns austauschen. Das sollte aber dann nicht zu ernst abgehen und zu verbissen. Es bringt doch nichts, mir eine Formulierung, die offensichtlich jenseits der Fachbegriffe angesiedelt ist, vorzuhalten als Fehlleistung. Für mich ist ein Arzt, der seine Qualifikation vom Kampfsport her ableitet, kein richtiger Arzt. Für mich ist das eine Type in einer Comedy.  :Popcorn:

Plinius

Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 20:53:06
Der Bruder? Hat die Aussage verweigert. Auf welche juristische Art und Weise ist nicht überliefert.
Der Bruder als Ex-Schwager Mollaths hat ein Zeugnisverweigerungsrecht. Er hat damals Angaben gemacht, die das Gericht heute trotz seiner Weigerung, auszusagen, verwerten darf.

Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 20:53:06
Ob das Gericht nun diese Zeugin als glaubwürdig einstuft, bezweifle ich.
Selbst wenn eine Zeugin in Nebenaspekten nachweislich lügt, macht das ihre Aussage nicht global unglaubhaft. Sie hat jedenfalls nachvollziehbar angegeben, dass sie damals lediglich sehr kurz und oberflächlich befragt worden war. Außerdem hat sie heute gerade kein Motiv zu lügen. Die Seite von Petra M. ist bestimmt froh, wenn sie von Mollath endlich mal nichts mehr hören würde, so dass sich eigentlich Entlastungsmotive anböten.

pelacani

Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 21:24:02
Für mich ist ein Arzt, der seine Qualifikation vom Kampfsport her ableitet, kein richtiger Arzt. Für mich ist das eine Type in einer Comedy.  :Popcorn:
Du legst also fest, wer Arzt ist. No problem. Dann hätten wir das ja geklärt.

pelacani

Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 16:08:40
@ Pelacani und Sweeper, letztes Jahr haben wir uns umfangreich ausgetauscht über den Fall und den kommenden Prozess. Ein ganz wichtiger Hinweis von mir ist gewesen, dass Frau Mollath von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen wird. Ich habe da sogar ein Zitat aus einem Lapp-Gespräch mit ihr gefunden, wo sie das ankündigt. Einige hier im Faden haben das überhaupt nicht verstehen können. Auch mein Hinweis, dass ihr Anwalt ihr das raten würde, hat nicht gefruchtet. Nun ist das so gekommen.

Dazu habe ich noch eine Nachfrage, fällt mir gerade ein. Wenn Du in Deiner Genialität auf diese Prognose gekommen ist, dann wäre es ja immerhin möglich, dass auch der Herr Dr. Strate mit diesem Verlauf gerechnet haben könnte. Die Betrübtheit und Empörung, dass er seine Verteidigungsstrategie jetzt umstellen müsse, weil die Frau M nunmehr kneife, war also reiner Theaterdonner, Schaumschlägerei für die Öffentlichkeit. Richtig?

tyko3

Zitat von: Pelacani am 10. Juli 2014, 21:23:01
Hochedler Tyko, wärest Du in der Lage zu erklären, worin hier die Strate-Schlinge besteht? Ich gebe zu, dass ich diesen ganzen Part nicht begreife - vor allem, wenn nun die Krankenakte mit der ausführlicheren Befundbeschreibung in den Prozess eingeführt ist, dann ist doch das Attest schon nahezu drittrangig?
Schlinge? Das schreibt Prem doch deutlich.

pelacani

Danke, Tyko. Plinius (#303) hatte mir schon geholfen. Hatte ich zu spät gesehen.

tyko3

Zitat von: Pelacani am 10. Juli 2014, 21:43:34
Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 16:08:40
@ Pelacani und Sweeper, letztes Jahr haben wir uns umfangreich ausgetauscht über den Fall und den kommenden Prozess. Ein ganz wichtiger Hinweis von mir ist gewesen, dass Frau Mollath von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen wird. Ich habe da sogar ein Zitat aus einem Lapp-Gespräch mit ihr gefunden, wo sie das ankündigt. Einige hier im Faden haben das überhaupt nicht verstehen können. Auch mein Hinweis, dass ihr Anwalt ihr das raten würde, hat nicht gefruchtet. Nun ist das so gekommen.

Dazu habe ich noch eine Nachfrage, fällt mir gerade ein. Wenn Du in Deiner Genialität auf diese Prognose gekommen ist, dann wäre es ja immerhin möglich, dass auch der Herr Dr. Strate mit diesem Verlauf gerechnet haben könnte. Die Betrübtheit und Empörung, dass er seine Verteidigungsstrategie jetzt umstellen müsse, weil die Frau M nunmehr kneife, war also reiner Theaterdonner, Schaumschlägerei für die Öffentlichkeit. Richtig?
Das mit der Genialität überlese ich einmal. Es passt so gar nicht zu meinem Ansatz. (Falls du das im letzten Sommer nicht mitbekommen hast, für mich ist der Mollath-Fall eine Daily Soap.) Die Prognose ist von vielen gekommen. Das Besondere ist gewesen, dass ich eine Stelle in einem Interview gefunden habe, die das sogar belegt. Und im Dezember habe ich auch ausgeführt, warum es für Mollath unangenehm werden kann, wenn er hart ins Kreuzverhör genommen wird.

Was Strate nun so denkt und fühlt, ist übrigens etwas, was mich so gar nicht interessiert.


sweeper

Zitat von: Conina am 10. Juli 2014, 21:12:56
Also, die Farbveränderung von blauen Flecken  kennt auch jeder Laie.
Dazu muss man das nicht studieren.


    Rot: die kleinen Gefäße (Kapillare) platzen auf und das Blut (rot durch Hämoglobin) tritt ins Gewebe
    Dunkelrot-Blau: das Blut gerinnt
    Braun-Schwarz: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Choleglobin/Verdoglobin (Gallenfarbstoff)
    Dunkelgrün: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Biliverdin (Gallenfarbstoff) durch die Hämoxygenase (NADPH/H-abhängig).
    Gelb-Braun: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Bilirubin (Gallenfarbstoff) durch die Biliverdin-Reduktase (NADP/H-abhängig).
+1
Zählt aber für Tyko als Argument nicht, ebenso wenig wie die Kenntnis von Würgemalen aus dem Kampfsport.

Das muss alles seine gute Ordnung haben: wenn du nicht mindestens 10 Halberwürgte und 20 Verprügelte vorher unter fachärztlicher Anleitung begutachtet hast, ist das alles Comedy für unseren fröhlichen Wiedergänger/ Running Gag Tyko!  :Popcorn:

Tyko, ich klink mich hier aus dem heiteren Beruferaten mit dir aus.
Für mich ist der Drops gelutscht, was das Attest und die Misshandlungsvorwürfe betrifft.

Mich interessiert jetzt nur noch der Verlauf der Verhandlung - wie schon angedeutet, übt sich das Gericht offenbar momentan in auffälliger Zurückhaltung dem Angeklagten gegenüber.

Überraschend fand ich, wie sich Mollath Dolmany gegenüber verhalten hat:
da ist eine bemerkenswerte Diskrepanz zu seinen überlieferten Äußerungen in den entsprechenden Schriftstücken zu beobachten.
Solche Befunde sind Material für den Gutachter:
schließlich soll untersucht werden, in welchem Geisteszustand Mollath sich damals wohl befunden hat - "Nazi-Staatsanwalt" sollte man halt nicht über jemanden schreiben, außer man hat Belege für eine solche Anschuldigung.

Ach, eins noch: Das Geschreibsel von Ursula Prem ist für mich generell keine ernst zu nehmende Quelle. Die Frau spuckt Gift und Galle, wie man an ihren früheren Blogbeiträgen ablesen kann. Widerlich.



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Terry Pratchett

sweeper

Zum Auftritt des Kronzeugen Braun und der Dr. Krach:

http://www.regensburg-digital.de/mollaths-beschaedigter-kronzeuge/10072014/
ZitatBraun wird vereidigt

Wofür Mollath die 500.000 Euro bekommen sollte? ,,Wenn er die Klappe hält." Worüber? ,,Fragen Sie ihn doch selber", sagt Braun. Man wisse doch, was da passiert sei. Dass es da ,,Superkonstruktion" gegeben habe, um Mollath in die Psychiatrie zu stecken. Über die Vorwürfe gegen Mollath habe er mit ihm nie intensiv gesprochen. ,,Er hat mir gesagt, das stimmt nicht." Das habe er ihm auch geglaubt. ,,Ich kenne seinen Charakter."

Mehrfach geht Mollaths Rechtsanwalt Gerhard Strate dazwischen, während Gericht und Staatsanwaltschaft Braun befragen und versucht, dessen Aussagen auf den Punkt zu bringen. Am Ende meldet sich auch Mollath selbst zu Wort. Er selbst habe ,,große Hoffnungen" in dieses Treffen mit Braun im Jahr 2004 gesetzt. ,,Ich hatte damals große Probleme." Seine Ehe war zu diesem Zeitpunkt gescheitert. Die Körperverletzungsvorwürfe wurden bereits vor Gericht verhandelt. ,,Das war eine Apokalypse." Doch am Ende habe er sich nicht öffnen können. Braun sei ein ehrlicher Mann, ,,ein echter Herr". Und wenn er jetzt vor Gericht manchmal unsicher sei, dann liege das daran, dass er schwer krank sei. ,,Er könnte jeden Tag tot umfallen."
Das klingt nicht nach einem wirklichen Erfolg der Verteidigung... Peinlich und abgekartet wirkt es - nicht nur auf mich.
ZitatAm Ende von Brauns Aussage beantragt Gerhard Strate, ihn zu vereidigen. ,,Können Sie mir meine Aussagen nochmal vorlesen?", fragt er Richterin Escher. ,,Das geht nicht. Wir haben ja kein Wortprotokoll." Das hält Braun nicht ab. Er schwört, die Wahrheit gesagt zu haben. ,,So wahr mir Gott helfe."
M.a.W.: sogar für Strate ist dieser Eiertanz von Aussage nur noch brauchbar, wenn unter Eid bekräftigt.

Zu den Hintergründen des Attests von Frau Krach:
Zitat...Gekannt hatte Gabriele K. Mollath nicht und ihn auch nie gesehen. Das räumt sie vor Gericht ein. Mollaths Frau sei damals ihre Bankberaterin gewesen, habe ihr bei einem Kaffee von Misshandlungen ihres Ehemannes erzählt und um Rat gebeten. ,,Mir fiel auf, dass sie schlecht aussah und ratlos wirkte", sagt K.. Verletzungen habe sie aber keine gesehen. Ein Jahr später sei Petra M. erneut auf sie zugekommen und habe sie um besagte Stellungnahme gebeten. Sie solle in einem Verfahren gegen ihren Mann aussagen, weil der auf ihren Bruder eingeschlagen habe. Und die Stellungnahme trage vielleicht zur Deeskalation bei.
Man kann nur hoffen, dass dies nicht wieder beim Kaffeetrinken geschah, sondern wenigstens beim regulären Besuch der Kliniksambulanz - mit entsprechenden Unterlagen.
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pelacani

Zitat von: tyko3 am 10. Juli 2014, 21:56:33
Das mit der Genialität überlese ich einmal. Es passt so gar nicht zu meinem Ansatz. (Falls du das im letzten Sommer nicht mitbekommen hast, für mich ist der Mollath-Fall eine Daily Soap.) Die Prognose ist von vielen gekommen. Das Besondere ist gewesen, dass ich eine Stelle in einem Interview gefunden habe, die das sogar belegt. Und im Dezember habe ich auch ausgeführt, warum es für Mollath unangenehm werden kann, wenn er hart ins Kreuzverhör genommen wird.
Ja. Ein Hobby-Schrauber in einer 90qm-Werkstatt, dessen Krankenkassenbeiträge von seiner Frau bezahlt werden, verschiebt Millionen, was sage ich, Milliarden in die Schweiz, die die Weltwirtschaft ins Wanken bringen, wenn das auffliegt ... Auch als daily soap eher langweilig.

ZitatWas Strate nun so denkt und fühlt, ist übrigens etwas, was mich so gar nicht interessiert.
Mein Problem ist eigentlich: er ist genau dann ein guter Anwalt, wenn er mit seinen Manipulationen durchkommt. Es lässt sich kaum aufdröseln, inwieweit er selbst an seine Story glaubt, und es ist auch unwichtig. Die Voraussetzung wie auch der Kollateralschaden dieser Art von ,,Wahrheitsfindung" ist die Mobilisierung von unguten Klischees. Andererseits wäre es ohne das Geschrei nicht zu einer Freilassung des Herrn M gekommen, die vermutlich gerechtfertigt und geboten war. Kröber hat übrigens diesen Punkt, die unendliche Fortschreibung einer einmal verfügten Unterbringung, mehrfach kritisiert. Es ist eines der wirklichen Probleme der forensischen Psychiatrie, und es ist einigermaßen komplex. Die Welt ist nun einmal, wie sie ist. Ich habe keine Lösung für diesen Widerspruch.

pelacani

Nedopil spricht über das Wesen der Psychose, als nicht aus Erlebtem ableitbar:

https://www.yumpu.com/de/document/view/26319717/der-wahnwarter

sweeper

Aus dem Beck-Blog zur Dolmany-Episode :
http://blog.beck.de/2014/07/10/hauptverhandlung-gegen-gustl-mollath-eindr-cke-vom-dritten-tag#comment-59071
ZitatGast

10.07.2014
Dann meldet sich auch Gustl Mollath zu Wort: ,,Mich bestürzen Ihre Angstzustände", sagt er in Richtung Dolmány. ,,Sie brauchen vor mir keine Angst zu haben. Ich habe das Gefühl, Sie brauchen Hilfe. Ich weiß nicht, wo sie wohnen und ich habe Sie auch nicht ausgeforscht.

http://gabrielewolff.wordpress.com/2014/07/04/der-fall-gustl-mollath-die...


Sabine sagte am 10. Juli 2014 um 19:43 :

Strate musste aber vorlesen, dass Mollath lt. Dokumentation die Anschrift wusste! Peinlich.
Ob das direkt von einem Prozessbeobachter kommt?
Habe ich bisher noch in keinem Artikel oder Live-Blog gefunden.

Nein, ich denke nicht, dass Mollath da bewusst die Unwahrheit sagt.
Das ist aber ein Hinweis darauf, dass ihm sein damaliges Erleben jetzt nicht mehr zugänglich ist und damit ein Indiz für einen früheren dissoziierten oder wahnhaft/psychotischen Zustand.
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