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Nie mehr Harry Potter, Herr Dawkins?

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Begonnen von sweeper, 05. Juni 2014, 16:26:37

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Superkalifragilistisch

Zu der Frage inwieweit Dawkins in einer bestimmten Art und Weise recht haben könnte.

Todorov sagt über das Verhältnis von ,,Fiktion" und ,,Realität"
Zitat
Allons plus loin: la psychanalyse a remplacé (et par là même a rendu inutile) la littérature fantastique. On n'a pas besoin aujourd'hui d'avoir recours au diable pour parler d'un désir sexuel excessif, ni aux vampires pour désigner l'attirance exercée par les cadavres: la psychanalyse, et la littérature qui, directement ou indirectement, s'en inspire, en traitent en termes non déguisés. Les thèmes de la littérature fantastique sont devenus, littéralement, ceux-là mêmes des recherches psychologiques des cinquante dernières années. Nous en avons plusieurs illustrations; il suffira de mentionner ici que le double par example, a été du temps de Freud déjà, le thème d'une étude classique (Der Doppelgänger, d'Otto Rank) ...

Wer könnte schon bei der Unmenge an kriminalistischen Büchern über ,,das Böse" und ,,Mörder" sagen, ob mit den Autoren derselben einfach die Fantasie durchgeht, oder ob da noch irgend ein rest-,,empirisches" von der Person - dem Mörder in dem Fall - sich wiederfindet.

Homöopathen oder Analytiker sind Menschen, denen normaler fandom nicht ausreicht. Nein, es reicht nicht, zu conventions zu gehen, wo man mit anderen so tut, als ob die Fiktion echt sei. Es reicht nicht aus, fan-fiction zu schreiben. Das Genre beim Händler darf nicht ,,Belletristik" sein. Es muss ,,Sachbücher" sein. Der Ausweis vom Micky-Maus-Club tut es nicht. Es muss das Diplom sein, das bescheinigt, daß man wirklich hypnotisieren kann. Hihi, hier kann ich ein einziges Mal James Randi zitieren: ,,Hypnosis is an agreement between an operator and a subject to fantasize together"
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

F. A. Mesmer

Norbert Elias' Prozess der Zivilisation ist Mist. Elias hat eine miserable Quellenarbeit geleistet, krasse Übersetzungsfehler gemacht und einiges mehr. Aus historischer Sicht, (F)Aktenlage und so, ist diese Zivilisationstheorie unhaltbar. Und ich weiß, wie sehr die Soziologen auf Elias und seinen Zivilisationsbegriff abfahren.

Elias selbst besteht darauf, dass sein Zivilisationsbegriff kein Theoretisieren, sondern Ergebnis empirischer Forschung ist. Nimmt man Elias ernst und also beim Wort und zieht die Arbeit von Historikern bei, die sich der Fleißarbeit hingaben, seinen Zivilisationsprozess durchzugehen, dann muss man seinen Zivilisationsbegriff als widerlegt ansehen.

Zu Animismus und Eskapismus habe ich mich damit nicht geäußert.

Superkalifragilistisch

Zitat von: F. A. Mesmer am 11. Juli 2014, 10:40:12
Norbert Elias' Prozess der Zivilisation ist Mist. Elias hat eine miserable Quellenarbeit geleistet, krasse Übersetzungsfehler gemacht und einiges mehr. Aus historischer Sicht, (F)Aktenlage und so ist diese Zivilisationstheorie unhaltbar. Und ich weiß, wie sehr die Soziologen auf Elias und seinen Zivilisationsbegriff abfahren.

Elias selbst besteht darauf, dass sein Zivilisationsbegriff kein Theoretisieren, sondern Ergebnis empirischer Forschung ist. Nimmt man Elias ernst und also beim Wort und zieht die Arbeit von Historikern bei, die sich der Fleißarbeit hingaben, seinen Zivilisationsprozess durchzugehen, dann muss man seinen Zivilisationsbegriff als widerlegt ansehen.
:prosit

Keine Kritik aber eine bessere Übersicht liefert in der Tat z.B. http://classiques.uqac.ca/classiques/febvre_lucien/civilisation/civilisation.html
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

RächerDerVerderbten

Neues von Dawkins:

ZitatRichard Dawkins rät einfach zu einem neuen Versuch

Der Biologe Richard Dawkins rät über Twitter zur Abtreibung aller Föten mit Downsyndrom. In unserer Optimierungsgesellschaft scheint er für sie keinen Platz zu sehen.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/richard-dawkins-raet-zur-abtreibung-bei-downsyndrom-13110122.html

Mach mich grade erst schlau über ihn und die "Brights", kann es sein, daß es da Parallelen zum "Transhumanismus" gibt?
If the only thing keeping a person decent is the expectation of divine reward, brother, that person is a piece of shit. Rusty Cohle

Conina

Mir wird wieder mal zuviel reininterpretiert, aber der Artikel steht ja auch im Föllitong.
Offenbar ist Dawkins der Ansicht, dass behinderte Menschen in einer Optimierungsgesellschaft, in der sich der auf enhancement jeglicher Art getrimmte Mensch am besten durchsetzt, nichts verloren haben.
Ich kann das nicht leiden.

Ich denke, Dawkins ist guten Argumenten zugänglich.
Für ihn als Biologen ist eine Abtreibung überhaupt nichts Schlimmes.
Die Natur macht das sowieso andauernd.
Er wägt halt verschieden Arten von Leid gegeneinander ab und kommt zu dem Schluss, dass eine Abtreibung in dem Fall Leid verhindert.

Ich habe mich noch nicht reingelesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er in irgendeiner Weise etwas gegen bereits lebende Menschen mit Trisomie 21 gesagt hat.

Der Tweet ist doch eine ganz einfache, pragmatische Meinung.
Es geht darum, wie man entscheidet, wenn man die Wahl hat.
Er hat ja nicht geschrieben, dass Neugeborene mit Gendefekten wie in Sparta ausgesetzt werden sollen.

Die Zeiten sind andere.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Groucho

Conina kam mir zuvor:

ZitatDer Skandal liegt nicht darin, dass Dawkins die Abtreibungsrealität beim Namen nennt, er liegt darin, dass diese ihm noch nicht weit genug geht. Versteht man Dawkins richtig, sollten nicht neun von zehn betroffenen Föten abgetrieben werden, sondern alle zehn. Offenbar ist Dawkins der Ansicht, dass behinderte Menschen in einer Optimierungsgesellschaft, in der sich der auf enhancement jeglicher Art getrimmte Mensch am besten durchsetzt, nichts verloren haben. Die Normabweichung ist für ihn ein schlicht nicht lebenswertes Handicap. Anstatt auf Inklusion zu setzen, plädiert er für eine Exklusion im Mutterleib.

Erst die Deutung, dann die Schlussfolgerung aus der Deutung daraus die Feststellung, was er meint. Hat wieder mal die vorschnelle Empörung die Feder geführt.
Dass er mit den Transhumanisten mehr als nötig zu tun hat, vermute ich nicht, er ist ja nicht dämlich. Zu den Brights, speziell den deutschen, sag ich jetzt lieber nix  8)

sweeper

Habe mir seine Tweets mal angesehen und komme zu der Einschätzung:
es ist die unempathische, rechthaberische herablassende Art und Weise, mit Einwänden umzugehen:

https://twitter.com/richarddawkins/status/502137916043591681

Die Entgegnungen hängen dran...

Mir geht die Haltung tierisch auf den Geist; zumal es - gemessen an sonstigen englischen Gepflogenheiten - schockierend unhöflich ist.

Nicht umsonst hat Ali Arbia von den SBs auf Twitter geschrieben: "Haltet Dawkins von Twitter fern!"
Recht hat er!!
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Groucho

Zitat von: sweeper am 22. August 2014, 16:50:26
Habe mir seine Tweets mal angesehen und komme zu der Einschätzung:
es ist die unempathische, rechthaberische herablassende Art und Weise, mit Einwänden umzugehen:

https://twitter.com/richarddawkins/status/502137916043591681

Die Entgegnungen hängen dran...

Mir geht die Haltung tierisch auf den Geist; zumal es - gemessen an sonstigen englischen Gepflogenheiten - schockierend unhöflich ist.

Nicht umsonst hat Ali Arbia von den SBs auf Twitter geschrieben: "Haltet Dawkins von Twitter fern!"
Recht hat er!!

Mag ja alles sein. Aber hat er jetzt gesagt, dass nur "Normmenschen" wünschenswert sind? (Eine so dämliche Aussage traue ich ihm nicht zu.)

Belbo

....kann mir wer den Unterschied zu Singer erklären?

sweeper

@Groucho:
Nun habe ich nicht alle Tweets gelesen.
Er argumentiert aber letztlich schwach: nämlich damit, dass die meisten Menschen sich ohnehin für einen Abort entscheiden würden (und ihm damit quasi Recht geben). Ist für den Anspruch, rein moralphilosophisch zu argumentieren, natürlich Bullshit.

Und implizit steckt natürlich drin, dass es für eine Gesellschaft besser wäre, wenn es Menschen mit angeborenen Behinderungen gar nicht erst gäbe.

Wenn man diese Interpretation ausschließen möchte, darf man eben nicht so rigide, verkürzt und harsch argumentieren. Eine solche Frage läßt sich aus Sicht der betroffenen Eltern ohnehin nicht abstrakt und rein rational entscheiden.

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Terry Pratchett

Robert

Wo hat Dawkins Singers utilitaristische Posionen vertreten? Ist Dawkins Tierrechtler? Vergleicht er Neugeborene mit Tieren?

Belbo

Zitat von: Robert am 22. August 2014, 17:17:49
Wo hat Dawkins Singers utilitaristische Posionen vertreten? Ist Dawkins Tierrechtler? Vergleicht er Neugeborene mit Tieren?


Das sind die Unterschiede, danke, mich erschrecken eher die Gemeinsamkeiten. Spannend wird es ja wenn wir anfangen das Maß der Normabweichung zu bemessen um das Leid zu vergleichen... Mongo scheint ja schon mal nicht so doll zu sein aber schlechter als Hasenscharte hoffe ich.

Conina

Zitat von: sweeper am 22. August 2014, 17:13:23
Und implizit steckt natürlich drin, dass es für eine Gesellschaft besser wäre, wenn es Menschen mit angeborenen Behinderungen gar nicht erst gäbe.

Vielleicht denkt der Herr Dawkins zur Abwechslung auch mal ans Individuum und nicht nur die Gesellschaft?

Und "implizites Drinstecken" ist auch wieder Unterstellung.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Belbo

Zitat von: Conina am 22. August 2014, 17:26:46
Zitat von: sweeper am 22. August 2014, 17:13:23
Und implizit steckt natürlich drin, dass es für eine Gesellschaft besser wäre, wenn es Menschen mit angeborenen Behinderungen gar nicht erst gäbe.

Vielleicht denkt der Herr Dawkins zur Abwechslung auch mal ans Individuum und nicht nur die Gesellschaft?

Und "implizites Drinstecken" ist auch wieder Unterstellung.

Groucho

Zitat von: sweeper am 22. August 2014, 17:13:23
Er argumentiert aber letztlich schwach: nämlich damit, dass die meisten Menschen sich ohnehin für einen Abort entscheiden würden (und ihm damit quasi Recht geben). Ist für den Anspruch, rein moralphilosophisch zu argumentieren, natürlich Bullshit.

Ich kenne den Kontext nicht (und ich les mich jetzt auch nicht ein). Ist das aus einer Schrift von ihm, oder vielleicht die Antwort auf eine Frage? Ohne das zu wissen, ist Spekulation obsolet.

Zitat
Und implizit steckt natürlich drin, dass es für eine Gesellschaft besser wäre, wenn es Menschen mit angeborenen Behinderungen gar nicht erst gäbe.

Das ist Deine Interpretation. Ich sehe diese Schlussfolgerung nicht, auch nicht, wenn man völlig "biologistisch" an das Thema rangeht (was man wohl Dawkins unterstellt).

Zitat
Wenn man diese Interpretation ausschließen möchte, darf man eben nicht so rigide, verkürzt und harsch argumentieren. Eine solche Frage läßt sich aus Sicht der betroffenen Eltern ohnehin nicht abstrakt und rein rational entscheiden.

Umfangreiche Disclaimer sind bei Twitter nun mal etwas schwierig.