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Schöner zunehmen mit Stevia

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Begonnen von Typee, 30. Mai 2014, 11:27:15

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eLender

Zitat von: uran am 01. Juni 2014, 09:02:55
Die Herstellung ist sicherlich aufwändiger als nur Tee kochen, sonst wäre das kein reines kristallines Pulver, sondern irgend ein grüner Feststoff, der außerdem noch die nicht zugelassenen Soffe enthalten würde. Es ist sicher ein ziemlich aufwändiges chemisches Abtrennverfahren, da Rebaudiosid A und B nicht so unterschiedliche Eigenschaften haben werden.

Habe mich mal ein wenig schlauer gemacht, da mich das Thema jetzt doch interessiert. Es gibt mehrere Patente zur Extraktion. Neben der von mir vermuteten Isomerisierung mit Enzymen, um eine höhere Ausbeute von Rebaudiosid A zu erreichen, werden meist chromatographische Verfahren in Kombination mit Umkristallisierung / fraktionierter Kristallisierung verwendet. In dem Artikel gibt es eine kurze Zusammenfassung, die sich auf einige Patente beruft:

ZitatIn the most modern processes, hot-water extraction of the Stevia leaves gives a 'primary extract' from which other plant components are then removed by flocculation. The cleared solution is passed through adsorption resins to concentrate the steviol glycosides, which are eluted with alcohol. The dried eluate, comprising mixed steviol glycosides, may be stored and transported in this form before final purification. In this last step, dried eluate is re-dissolved in a lower alcohol – either pure or an aqueous alcoholic solution – and recrystallized. Traditionally methanol has been used, but ethanol has the advantage of increasing selectively the content of rebaudioside A. Finally, the crystallized product is filtered and dried ( Jackson et al., 2006, Magomet et al., 2007 and Prakash et al., 2007a).
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0278691508002329

Hier mal 2 interessante Patente dazu:


Das muss man sich mal klar machen, sowas ist extrem aufwändig und kostenintensiv. Es gibt aber einen guten Grund. Das einzige Steviolglycosid, das kommerziell interessant ist, ist das Rebaudiosid A, alle anderen Glycoside haben einen unangenehmen bitteren Nachgeschmack. Schon kleinste Verunreinigungen mit diesen Stoffen verursachen den bitteren Geschmack, nur hoch aufgereinigtes (>99%) Rebaudiosid A schmeckt zuckerähnlich. Handelt es sich bei käuflichen Stevia-Süßstoffen nicht um dieses reine Glycosid, sind meist weitere Stoffe zugesetzt, die den bitteren Geschmack verdecken.

Cargill verkauft das hochreine Rebaudiosid A unter dem Markennamen Rebiana. Zusammen mit Coca-Cola hat man das Produkt Truvia (http://www.wisegeek.com/what-is-truvia.htm) entwickelt, das unter anderem Rebiana zur Süßung enthält. Der andere Bestandteil ist Erythritol. Und hier sind wir dann wieder beim Ausgangsthema. Das  Erythritol dient ähnlich der Maltodextrose als Füllmittel, um ein dem normalen Haushaltszucker ähnliches Volumen/Süßkraft-Verhältnis zu erreichen. Interessant an dem Erythritol ist, dass es kalorienfrei ist, da es nicht verstoffwechselt wird. Ich hatte ja oben schon mal angedeutet, dass sowas viel sinnvoller ist als voll verwertbare Maltodextrose.

Und jetzt kann man sich fragen, warum man so einen hohen Aufwand betreibt, um einen letztendlich sehr teuren Süßstoff zu gewinnen, obwohl es doch schon sehr gute und billige Süßstoffe gibt. Und warum gerade solche Konzerne wie Coca-Cola und PepsiCo so daran interessiert sind.

Zitat von: uran am 01. Juni 2014, 09:02:55
Wer's natürlich will, soll Zucker essen. Von mir aus auch Rübensirup, oder Honig, aber die verfälschen den Geschmack der Speisen noch deutlicher und sind preislich noch höher angesiedelt, als das teuerste Stevia Extrakt (bei gleicher Süße).

Trotz des aufwändigen Aufarbeitungsprozesses ist das Rebiana ja immer noch natürlichen Ursprungs, im Gegensatz zu den allermeisten anderen Süßstoffen. Und da setzt dann die Psychologie ein, "natürlich" wird immer mit besser und gesünder verbunden, obwohl sich anhand ausgewählter Studien auch ähnliche Horrormythen wie z.B. beim Aspartam erzeugen ließen. Macht aber keiner, wahrscheinlich auch, weil man es mit naturverbundenen Indianern verbindet, die den Stoff schon seit Jahrhunderten im Portfolio haben.

Und jetzt wage ich mal ein wenig zu spekulieren. Für die Softdrinkhersteller ist es ein großes Problem, dass ihre süßen Brausen ein so schlechtes Image als Dickmacher haben. In Zeiten des Gesundheitswahns führt sowas nicht gerade zur Umsatzsteigerung. Es gibt zwar die kalorienarmen Varianten, aber die sind ja aufgrund der üblichen Mythen über künstliche Süßstoffe nicht gerade beliebt. Fände man aber einen natürlichen Süßstoff mit positivem Image, der den Geschmack nicht verfälscht, so könnte man viele Probleme auf einmal lösen. Deshalb das große Interesse an einem eigentlich sehr teuren Süßstoff. Gar nicht mal so blöd.
Wollte ich nur mal gesagt haben!