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Gerald Hüther - was gibts Neues?

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Begonnen von sweeper, 26. März 2014, 12:07:13

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sweeper

Lief mir heute über den Weg: Gerald Hüther gönnt sich in 2014 ein Sabbathical.
Der ZEIT-Artikel hat ihn offenbar sehr getroffen, und irgendwie gelingt es ihm nicht, den Eigenanteil in dieser Sache ausreichend zu reflektieren - so mein Eindruck.

http://6098.seu.cleverreach.com/m/6994760/
Zitat...

Zeit zur Klärung

Aber es gibt eben auch eine ganze Menge Leute, denen genau das nicht so sehr gefällt wie mir. Das ist normal und gut so - bei vielen Veränderungen ist es wichtig, auch den warnenden Stimmen zuzuhören. Doch manche sind in diesem Jahr dabei über das Ziel hinaus geschossen. Angegriffen wird meist der, der den Ball hat - und so wurde ich in einem Beitrag in der ZEIT im Sommer ziemlich übel gefoult: Als wissenschaftliche Niete, als universitärer Schmarotzer, als Scharlatan und Hochstapler dargestellt.

Zwar hat mir Chefredakteur Giovanni di Lorenzo auf dem Publishers Summit, wo ich im November zu einem Vortrag eingeladen war, sein Bedauern über den Artikel zum Ausdruck gebracht. Offenbar gibt es aber eine ganze Menge Leser der ZEIT, die sich über diesen Beitrag gefreut haben. Manche hat diese Darstellung auch verunsichert. Auf meiner Homepage findet jeder, der das will, einen ausführlichen Lebenslauf. Den habe ich nun noch durch das ergänzt, was seit 2006 passiert ist. Dabei wird deutlich, dass leider auch an Universitäten nicht alles so ist, wie es sein sollte.


Was kommen könnte

Auch darüber möchte ich im kommenden Jahr noch etwas genauer nachdenken. Und natürlich darüber, wie es weitergeht. Ob ich an der Universität bleibe oder ein eigenes Institut gründe...
(Fettungen von mir)

Die angekündigte überarbeitete Passage aus dem Lebenslauf liest sich wie folgt (ggfs im Wiki ergänzen?):

http://www.gerald-huether.de/wissenschaftlich/lebenslauf-von-prof-dr-gerald-huether/tabellarischer-lebenslauf-von-prof-dr-gerald-huether/index.php
Zitat
2006
Neuorientierung

Ich erweitere meinen Lebenslauf um persönliche kursive Anmerkungen, um etwaigen Mutmassungen und Verzerrungen über diese Phase meines Lebens vorzubeugen, die ab und an in der Vergangenheit veröffentlicht wurden.
Der in diesem Jahr neu nach Göttingen berufene Kliniksleiter übergibt die Leitung des von mir aufgebauten Forschungsbereiches an einen Mitarbeiter, den er aus seiner Arbeitsgruppe mit nach Göttingen gebracht hat. Für mich hat er in seiner neuen Ausrichtung der Forschungsschwerpunkte an der Psychiatrischen Klinik keine Verwendung.
Ich darf noch meinen Büroraum in einem Seitenflügel der Klinik behalten. Weil mir nun auch keine Personalmittel für die Besetzung des Sekretariats mehr zur Verfügung stehen, reduziere ich meine eigene Stelle um ein Viertel, nutze die so freiwerdenden Mittel für die Bezahlung einer Sekretärin und übernehme dafür eine ¼-Teilzeitstelle als Mitarbeiter am Institut für Public Health an der Universität Mannheim/Heidelberg. Zur Koordination dieser beiden Aufgabenbereiche gründe ich die "Zentralstelle für neurobiologische Präventionsforschung".
Durch die Modularisierung des Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses sind die Studierenden der verschiedenen Fachrichtungen nicht mehr in der Lage, fachübergreifende Vorlesungs-, Seminar- und Praktikumsangebote zu belegen. Ich muss daher meine Lehrtätigkeit fast vollständig einstellen.

2006 - 2012
Konzeption, Leitung und Umsetzung verschiedener Projekte und Initiativen auf dem Gebiet der Neurobiologischen Präventionsforschung. Verbreitung neurobiologischer Erkenntnisse in der Öffentlichkeit (Bücher, Vorträge, Seminare).
Mitarbeit als wissenschaftlicher Beirat in verschiedenen Verbänden, Organisationen und Stiftungen.

2012 - jetzt
Wegen fehlender Finanzierung im Sommer 2012 Beendigung der Tätigkeit am Institut für Public Health in Mannheim/Heidelberg und damit auch Auflösung der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung im Sommer 2012. Weiter teilzeitbeschäftigt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Psychosoziale Medizin (Psychiatrische Klinik) der Universität Göttingen.

...
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sweeper

Hier eine aktualisierte Publikationsliste:

http://www.psychiatrie.med.uni-goettingen.de/images/projekt/contact/Huether_Publikationen.pdf

Ich greife mal ein paar heraus, die sich im weniger populärwissenschaftlichen Bereich bewegen oder die ich für typisch halte.
(Es fällt auf, dass zwischen den Jahrgängen 2008 und 2012 in der Liste eine große Lücke klafft.)

Hüther G
(2008).
Zwanghaftes Verhalten und Neurobiologie des Wollens
Entstehungsursachen und Perspektiven der Behandlung.
In: Petzold HG, Sieper J (Hg.) Der Wille, die Neurobiologie und die Psychotherapie Bd. 2. Edition Sirius Verlag, Bielefeld, 395-414

Hüther G
(2012) Selbstheilungskräfte aktivieren. Deutsches Ärzteblatt, Nr. 3, Seiten 110 –111.
Deutscher Ärzte-Verlag GmbH Köln.

Hüther G
(2012) AD(H)S:  Reparaturdenken führte auf die falsche Spur. Naturarzt, Nr. 5/2012, 130.
Jahrgang, Seiten 16 - 18. Access Marketing GmbH, Königsstein.

Hüther G
(2012) Neurobiologische Erkenntnisse zur Herausbildung psychotrauma-bedingter Symptomatik und ihre Bedeutung für die Traumapädagogik. Trauma & Gewalt, 6. Jahrgang, Heft 3,
Cotta`sche Buchhandlung Stuttgart. Seiten 182 - 189.

Hüther G
(2012) Die Angst vor der Einsamkeit im Alter. Neurobiologische Hintergründe und therapeutische Implikationen. In: Forstmeier, S., Kipp, J.: Psychotherapie im Alter. 4/9 Jahrgang 2012, Seiten 477 - 485.
Psychosozial - Verlag Gießen

Hüther G.
Prä - und perinatale Einflüsse auf die Hirnentwicklung.
In: Liem, T., Schleupen, A., Altmeyer, P., Zweedijk, R.: Osteopathische Behandlung von Kindern.
2. unveränderte Auflage 2012, Haug Verlag Stuttgart, Seiten 161 – 164

Hüther G.
The Re-Activation of Self-Healing Powers from a Neurobiological Perspective.
In: Mayer,C.-H., Krause, Ch. (Hrsg.): Exploring Mental Health: Theoretical and Empirical Discourses on Salutogenesis. Seiten 73 -82.
Pabst Science Publishers Lengerich 2012.
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sweeper

Mit dem ursprünglich geplanten "Masterstudiengang Potentialentfaltung"

http://www.coaching-report.de/coaching-news/news/article/masterstudiengang-potentialentfaltungscoach.html
ZitatMasterstudiengang ,,Potentialentfaltungscoach"
Ab Herbst 2013 an je drei deutschen und österreichischen Hochschulen.

Der bekannte und renommierte Neurobiologe Professor Gerald Hüther entwickelt derzeit mit einem Team der Humboldt-Viadrina School of Governance den Masterstudiengang ,,Potentialentfaltungscoach". Zu diesem Zweck hat er – zusammen mit 250 namhaften Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Bildung, Unternehmen und Politik, Kirchen, Gewerkschaften und Kultur, Pädagogen und Schüler – die Initiative ,,Schule im Aufbruch" gegründet. Ihr Ziel, in den Worten Hüthers: ,,Unsere Schulen müssten in Biotope des Lernens verwandelt werden".
scheint es auch große Schwierigkeiten gegeben zu haben:
Zitathttps://de-de.facebook.com/geraldhuether

20. März
Längst wollen wir über die Initiative Schule-im-Aufbruch auch einen Masterstudiengang ,,Potenzialentfaltungscoach" aufbauen.
Leider ist das ein ziemlich schwieriges Unterfangen, deshalb bin ich froh, dass wir nun einen Online Kurs anbieten können, indem es auch um dieses Thema geht:
"Meine Schule transformieren – ein Reiseführer" – so heißt der erste Online-Kurs, den die Initiative Schule im Aufbruch als MOOC (Massive Open Online Course) bei iversity.org anbietet. Alle, die ihre Schule verändern möchten, sind herzlich eingeladen, dies mit uns und vielen anderen gemeinsam zu tun! Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden freuen und helfen uns.
Der Kurs startet offiziell am 22.März, Anmeldungen sind ab sofort möglich. Und auch ein späterer Einstieg ist jederzeit möglich.

Neugierig? Hier geht's direkt zum Online-Kurs:

https://iversity.org/courses/meine-schule-transformieren-ein-reisefuhrer

Bemerkenswert an diesem Online-Projekt (und vermutlich der Vorläufer-Idee Masterstudiengang) ist aus meiner Sicht, dass - wieder einmal - der Name der Universität Viadrina fällt:

https://iversity.org/courses/meine-schule-transformieren-ein-reisefuhrer
ZitatLehrende:

Prof. Dr. Stephan Breidenbach

Stephan Breidenbach widmet sich seit Jahrzehnten fähigkeitenzentrierter Lehre und der damit einhergehenden Notwendigkeit der Wissensaufbereitung. Für ihn sind (Hoch-)Schulen Orte, an denen das Erlernen von handlungsbefähigkenden Kompetenzen im Mittelpunkt stehen. Basis hierfür ist jedoch intelligent aufbereitetes Wissen.
In seiner Funktion als Professor der Rechtswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina hat er den Schwerpunkt "anwaltliche Tätigkeit" gegründet, an dem Fähigkeiten gelehrt werden. Parallel hierzu hat er in "Knowledge Tools" juristisches Wissen strukturiert aufbereitet.
In seiner Funktion als Dekan der Humboldt-Viadrina School of Governance hat er einen Studiengang entwickelt, der Praxis und Forschung entlang eines Projektes als gleichwertig behandelt. Zudem befasst sich seine Arbeit im "Learning Lab" mit persönlichem, organisationellem und gesellschaftlichem Lernen.
In seiner Funktion als Moderator des Zukunftsdialogs der Bundeskanzlerin zum Thema "wie wollen wir lernen?" hat er Prof. Dr. Gerald Hüther und Schulleiterin Margret Rasfeld kennen und schätzen gelernt und gemeinsam haben sie die Initiative Schule im Aufbruch gegründet, die er nun leitet. Schule im Aufbruch will Schulen helfen, sich selbst zu Orten der Potenzialentfaltung zu transformieren und Schüler und Schülerinnen auf die Mitgestaltung einer sich ständig verändernden Gesellschaft vorzubereiten.
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Harpo

Zitat von: sweeper am 26. März 2014, 12:07:13
Gerald Hüther gönnt sich in 2014 ein Sabbathical

Hat er sich dazu an der Uni unbezahlten Urlaub genommen? Oder meint er ein Forschungs-Freisemester, damit er sich mal richtig konzentrieren kann, ohne sein Hirnforscherhirn mit Routine-Lehrveranstaltungen, Bafög-Unterschriften usw. belasten zu müssen? :crazy

sweeper

@Harpo:

Laut seiner FB-Seite hat er sich für 2014 von allen Veranstaltungen und Terminen zurückgezogen - auch und gerade von denen, die nichts mit seinen universitären Verpflichtungen zu tun haben.
Wobei natürlich die Frage gestellt werden darf, worin seine universitären Verpflichtungen denn überhaupt bestehen.
Lt. Niedersächsischem Hochschulgesetz gilt für apl. Professoren:

http://www.uni-goettingen.de/de/honorar--apl-professoren-/304462.html
Zitat...Außerplanmäßige Professorinnen und Professoren
Gemäß § 35 a NHG kann der Titel ,,außerplanmäßige Professorin" oder ,,außerpanmäßiger Professor" Personen für die Dauer von Aufgaben in der Lehre verliehen werden, soweit sie die Einstellungsvoraussetzungen für Professorinnen und Professoren erfüllen. Voraussetzung dafür ist der Nachweis einer mehrjährigen erfolgreichen Lehrtätigkeit. Näheres regelt die Habilitationsordnung...
Hier sehe ich größere Schwierigkeiten für den Herrn apl. Prof. Dr.Dr. Gerald Hüther.
Schreibt er doch selbst in den Ergänzungen seines Lebenslaufs:
Zitat2006
...
Durch die Modularisierung des Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses sind die Studierenden der verschiedenen Fachrichtungen nicht mehr in der Lage, fachübergreifende Vorlesungs-, Seminar- und Praktikumsangebote zu belegen. Ich muss daher meine Lehrtätigkeit fast vollständig einstellen.
M.a.W.:
Die ausgiebige Selbstreferenzierung Hüthers in der Öffentlichkeit als "Professor für... an der Psychiatrischen Klinik xy" verstößt womöglich gegen das NsHG.
Allerdings weiß ich nicht, wie die genauen Regelungen der Habil-Ordnung in Göttingen sind.
Und so lange niemand offiziell Anstoß an Hüthers Selbsttitulierung genommen hat, wird von Seiten der Universität wohl auch niemand da gezielt nachgeprüft haben.
Wenn nun aber G.H. öffentlich darüber nachdenkt, seine Universitätszugehörigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Psychiatrischen Klinik aufzugeben (siehe oben), dann könnte er es vorziehen, in Frühruhestand zu gehen - oder es gibt doch inzwischen ernsthaftere universitäre Akzeptanzprobleme.
Über die Hintergründe sollte man aber nicht öffentlich spekulieren.

Ich persönlich halte es für angemessen, wenn Herr Hüther seine Verbindung zur Universität Göttingen endlich beendet, da sie in den letzten Jahren ohnehin nur Staffage war.

Irgendwann muss auch noch das Verfahren gegen den Alm-ADHS-Coach Tibor B. laufen - da hatte Hüther ja auch zunächst alles abgewiegelt. Möglich, dass er vor Gericht dazu gehört werden muss.
Eigenartig, dass man über die Ermittlungen oder einen fälligen Prozess gegen den pädokriminellen Tibor B. so gar nichts erfährt...
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F. A. Mesmer

vielleicht wurde es schon mal woanders diskutiert, aber wie ist das denn:

Sein tab. Lebenslauf ist mit einem Prof. Dr... überschrieben
Aus dem Lebenslauf selbst ist nicht ersichtlich, wann er wo bzw. für was berufen wurde.
Er schreibt selbst, er wäre als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt, auf der Internetseite der Psychiatrie in Göttingen taucht er wieder als Prof. Dr. auf, aber bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Als "Dr. med. habli." firmiert er in seinem tab. Lebenslauf selbst. Im Wiki wird ihm das abgesprochen. Wäre evtl. nochmal zu klären. Ich blicke bei dem nicht durch.

sweeper

ZitatAus dem Lebenslauf selbst ist nicht ersichtlich, wann er wo bzw. für was berufen wurde.
Das ist auch ein Mysterium.
Es gibt keine Habil-Schrift, jedenfalls haben Recherchen dazu nichts ergeben.
Er war vor seiner Uni-Psychiatrie-Zeit an einem Max-Planck-Institut beschäftigt und hat (in diesem Rahmen?) ein Heisenberg-Stipendium (DFG) erhalten. Auch aus der MPI-Zeit gibt es kaum zuordenbare Veröffentlichungen.
Kann sein, dass dieses Heisenberg-Stipendium die Grundlage für die Stelle an der Uni-Psychiatrie geschaffen hat, und dass er sich allein deshalb Dr. med.habil. nennen darf - aber eben wohl nicht mehr "Professor".
Dazu müsste man aber die Habil-Ordnung der Uni Göttingen und die dortigen Gepflogenheiten kennen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Professur#Au.C3.9Ferplanm.C3.A4.C3.9Fige_Professoren
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F. A. Mesmer

zumal das bei medizinern etwas freier gehandhabt wird, als woanders.
soweit ich weiß ist die tätigkeit in forschung und lehre nicht zwingend um professoral zu werden. chefarzt oder ähnliches (kenne die ränge da nicht) am uniklinikum gilt wohl auch. jedenfalls scheint sich von seiten der uni göttingen keiner daran zu stören und zwischenzufunken. jedenfalls nicht öffentlich, die gucken wohl eher, so mein eindruck, dass sie den diskret rausbekommen.

Robert

Hüther ist aber kein Mediziner. Alle Welt bezeichnet ihn zwar als Neurologen, ist er aber definitiv nicht.  Er ist Biologe.

sweeper

Vielleicht war dieses Heisenberg-Stipendium mit der Einrichtung einer Stiftungsprofessur verbunden.
Psychiatrie-Emeritus Rüther schrieb anlässlich eines Jubiläums (aus dem Kopf zitiert):
"Prof. Hüther hat ein neurobiologisches Labor aufgebaut."

Das, was Hüther nun in seiner Darstellung beklagt, ist gang und gäbe an den Unikliniken:
es kommt ein neuer Abteilungsleiter und bringt einen Teil seiner bewährten Forschungsgruppe mit.
Wenn's dann nicht zusammen passt, müssen die bisherigen wissenschaftlichen Mitarbeiter sich neu orientieren.

Warum Hüther diesen Schritt unter Prof. Falkai nicht geschafft hat, bleibt im Dunkeln.
Dass er überhaupt weiter im Haus angestellt blieb, könnte damit zusammenhängen, dass er evtl auf einer der wenigen verbliebenen begehrten Beamtenstellen ("akademischer Rat") sitzt und deshalb unkündbar ist.

Jeder andere ehrgeizige und erfolgreiche Grundlagenforscher hätte sich unter vergleichbaren Bedingungen längst einen anderen Wirkungskreis gesucht.
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Terry Pratchett

F. A. Mesmer

Zitat von: Robert am 26. März 2014, 19:33:03
Hüther ist aber kein Mediziner. Alle Welt bezeichnet ihn zwar als Neurologen, ist er aber definitiv nicht.  Er ist Biologe.
mir ging es darum, dass so ein Uniklinikum seine Titeldistributuion womöglich anders regelt, als das gemeinhin in einer Universität üblich ist.

zu Hüthers Berufsbezeichnung:
ein klares jain. Auzugsweise aus seinem tab. Lebenslauf:
Zitat
1973
Diplom, Dipl.- Biol.

1977
Promotion, Dr. rer. nat.

1988
Habilitation, Dr. med. habil. (Fachbereich Medizin, Univ. Göttingen)
Unter der Voraussetzung, dass diese Angaben richtig sind - und daran zweifle ich nicht, denn bei seinem Umfeld hätte man ihm daraus längst einen Strick gedreht, wenn dem nicht so wäre - gilt folgendes, soweit ich das als Jurist aber eben kein Rechtsanwalt oder dergleichen laut wp beurteilen kann:

er darf sich Diplom-Biologe (geschützter Titel) nennen, ferner natürlich "Dr.". Inhaltlich darf er sich Neurologe, Mediziner usw. nennen, nur halt eben nicht Diplom-Mediziner, Diplom-Neurologe usw. Auch darf er sich nicht Arzt nennen, das wäre geschützt, Mediziner ist aber etwas anderes als Arzt - ähnlich ist es mit Jurist (nicht geschützt) und Rechtsanwalt (geschützt).  Mit Blick auf das, was er gemacht hat:
Zitat1979 - 1989
Leiter des Forschungsprojekts „ Entwicklungsneurobiologie“ am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin, Göttingen)

1990 - 1995
Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Aufbau eines Forschungslabors an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen und einer Arbeitsgruppe, die sich mit neurobiologischer Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Entstehung und der Therapie psychischer Störungen befasst.

1995 - 2006
Leiter des Neurobiologischen Labors, intensive Forschungstätigkeit und zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet der experimentellen Neurobiologie. Vorlesungsreihe „Grundlagen der Neurobiologie“ für Studierende aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Biologie, Pädagogik. Seminare zu dieser Vorlesungsreihe und Praktika zu Methoden neurobiologischer Forschung.
darf er sich wohl zumindest mit gewisser Berechtigung Neurologe oder Mediziner nennen. Jedenfalls mit mehr Berechtigung als ich, der ich das wohl ebenfalls dürfte, da das keine geschützen Berufsbezeichnungen sind, ich aber auch rein garnichts damit am Hut habe.
Juristische Feinheiten eben. Pädagoge ist übrigens auch nicht geschützt, Dipl-Pädagoge jedoch durchaus.

Edit: das ist keine bewertende Aussage über seine Arbeit, deren wissenschaftliche Qualität oder ähnliches. Es geht mir nur um Berufsbezeichnungen.

sweeper

@Mesmer:
Zitat
Inhaltlich darf er sich Neurologe, Mediziner usw. nennen

Nein, als Biologe hat er keine Berechtigung, sich "Mediziner" zu nennen - dann könnte sich ja auch der Pförtner eines Klinikums als Mediziner bezeichnen.
Den Ausdruck "Mediziner" hat er meines Wissens auch nie verwendet.
Wohl aber konnte man über ihn lesen, er sei "Professor für Psychiatrie"
oder eben "Neurologe" - das impliziert sogar eine Facharztausbildung - das geht schon gar nicht.

Den Dipl.Med. gab es in Westdeutschland übrigens nie; die Berufsbezeichnung ist lt Approbationsordnung "Arzt" - auch ohne Dr.med.
Wer heute einen Dipl.Med. am Namen stehen hat, führt den noch aus DDR-Zeiten.

"Dr. med. habil." bedeutet lediglich, dass jemand seine Habil im medizinischen Fachbereich (im weitesten Sinne) erworben hat - daraus leitet sich keinerlei ärztliche Qualifikation ab.
So gibt es etwa auch Dipl-Physiker in der Strahlentherapie, die Dr. med.habil sein können.

Aber genau mit diesen Missverständlichkeiten hat Hüther über Jahre erfolgreich vermittelt, er verfüge über ärztliche/klinische Qualifikationen und Kompetenzen.
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Zitat von: sweeper am 26. März 2014, 19:48:12
Vielleicht war dieses Heisenberg-Stipendium mit der Einrichtung einer Stiftungsprofessur verbunden.
Psychiatrie-Emeritus Rüther schrieb anlässlich eines Jubiläums (aus dem Kopf zitiert):
"Prof. Hüther hat ein neurobiologisches Labor aufgebaut."

Das, was Hüther nun in seiner Darstellung beklagt, ist gang und gäbe an den Unikliniken:
es kommt ein neuer Abteilungsleiter und bringt einen Teil seiner bewährten Forschungsgruppe mit.
Wenn's dann nicht zusammen passt, müssen die bisherigen wissenschaftlichen Mitarbeiter sich neu orientieren.

Warum Hüther diesen Schritt unter Prof. Falkai nicht geschafft hat, bleibt im Dunkeln.
Dass er überhaupt weiter im Haus angestellt blieb, könnte damit zusammenhängen, dass er evtl auf einer der wenigen verbliebenen begehrten Beamtenstellen ("akademischer Rat") sitzt und deshalb unkündbar ist.

Jeder andere ehrgeizige und erfolgreiche Grundlagenforscher hätte sich unter vergleichbaren Bedingungen längst einen anderen Wirkungskreis gesucht.
du unterstellst, er wäre ehrgeizig und verknüpfst das mit erfolgreich. ich kann für beides nur bedingt anzeichen finden - du brauchst sie mir aber nicht aufzuführen, ich bewerte das nur bedingt anders.

er schreibt, dass er drei kinder und ein enkelkind hat. ich rate mal folgendes: er hat seine karriere anders geplant, als sie verlaufen ist, hat ein haus gebaut/erworben und ist eher familien- als karriereorientiert, erstrecht nach dem, wie es gelaufen ist.
wenn ihm das geld reicht, seine kinder da verwurzelt waren - schulzeit usw., vielleicht sogar noch verwurzelt sind - warum nochmal weg? verbeamtete wissenschaftler dieser art gibt es in deutschland wie sand am meer. da er im büro nicht automatisch viel zu tun hat, schreibt er halt populärwissenschaftliche bücher - andere beamte schreiben in ihrer arbeitszeit krimis, wieder andere lesen dergleichen. willkommen im paradies.
auf den bildern jedenfalls wirkt er entspannt, stoffelig und sympathisch.

Edit: und bevor hier gleich wieder die flüchtigleser kommen - ich habe keine ahnung zu G.Hüther, habe nichts von ihm gelesen und fachlich kann ich ihn nicht bewerten - ich versuche seine berufliche situation zu verstehen.

sweeper

@Mesmer:
Er ist innerhalb seiner Kollegenschaft akademisch in Ungnade gefallen, weil er eigenmächtig unhaltbare Interpretationen ("Parkinson") einer 5-Ratten-Studie mit MPH in die Öffentlichkeit lanciert hat.
Das war einer der Gründe, warum er an der Uni als Wissenschaftler nicht mehr tragbar war.
Man hat sich in einer Stellungnahme von seinen Aussagen distanziert.

http://wwwuser.gwdg.de/~ukyk/PDF/ADHSElterninfo.pdf

Das Phänomen besteht darin, dass er trotz dieser Vorfälle weiterhin so getan hat, als ob er eine führende Position im wissenschaftlichen Kontext der Uni bekleidet.

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F. A. Mesmer

Zitat von: sweeper am 27. März 2014, 11:19:20
@Mesmer:
Zitat
Inhaltlich darf er sich Neurologe, Mediziner usw. nennen

Nein, als Biologe hat er keine Berechtigung, sich "Mediziner" zu nennen - dann könnte sich ja auch der Pförtner eines Klinikums als Mediziner bezeichnen.
darf der wohl auch. ist keine geschütze berufsbezeichnung, soweit ich das sehen kann.
Zitat
Den Ausdruck "Mediziner" hat er meines Wissens auch nie verwendet.
Wohl aber konnte man über ihn lesen, er sei "Professor für Psychiatrie"
oder eben "Neurologe" - das impliziert sogar eine Facharztausbildung - das geht schon gar nicht.
wahrscheinlich ist "neurologe", so jedenfalls wp, nicht geschützt. geschützt ist wohl "Facharzt für Neurologie". ich weiß schon haarspalterei, aber juristisch eben entscheidend.

Zitat
"Dr. med. habil." bedeutet lediglich, dass jemand seine Habil im medizinischen Fachbereich (im weitesten Sinne) erworben hat - daraus leitet sich keinerlei ärztliche Qualifikation ab.
So gibt es etwa auch Dipl-Physiker in der Strahlentherapie, die Dr. med.habil sein können.
ich weiß, ein "Mediziner" ist eben nicht zwangsläufig ein "Arzt"
jedenfalls ist ein "Jurist" nicht unbedingt, Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter oder hat überhaupt mal was mit Jura gemacht, er nennt sich einfach so. Wenn Juristen damit klarkommen, dass sich jeder so nennen darf, auch ohne Jurastudium...

Zitat
Aber genau mit diesen Missverständlichkeiten hat Hüther über Jahre erfolgreich vermittelt, er verfüge über ärztliche/klinische Qualifikationen und Kompetenzen.
ist wohl auch legal. die leute glauben halt alles, was sie im tv sehen oder in einem buch lesen. leute halt.