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Fiebersenkende Mittel können tödlich sein

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Begonnen von MrSpock, 22. Januar 2014, 13:17:29

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MrSpock

Die Quelle ist mal wieder Focus-Online:

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/medikamente/risiko/fieber-forschung-kanada-kuenftig-mehr-todesfaelle-wegen-zu-vielen-grippe-mitteln-2_id_3558955.html

Lesen lohnt sich nicht, hier das Fazit nach dieser beängstigenden Schlagzeile:
ZitatUm die tatsächlichen Auswirkungen fiebersenkender Mittel herauszufinden, bedürfe es gezielter epidemiologischer Studien.

:facepalm
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

sweeper

Na ja...

Hier gibts ne Übersicht mit wenigstens einigen Quellenlinks und einem kritischen Kommentar:

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/influenza_grippe/article/853530/wenn-mathematiker-rechnen-fiebersenker-koennten-influenza-befluegeln.html
Zitat...Professor David Price, Allgemeinmediziner an der McMaster University, springt Earn bei: "Fiebersenker sollten nicht dafür verschrieben werden, damit die Kranken wieder hinaus gehen können, wenn sie eigentlich zuhause bleiben sollten." Price mahnt die Ärzteschaft vor einem bedenkenlosen Umgang mit Antipyretika: "Unsere Sicht müssen wir ändern".

Und Mathematik hin, Formeln her: Dass an den Ergebnissen von Earn et al. tatsächlich etwas dran sein könnte, ist gar nicht so abwegig. Schon in der Vergangenheit hatten Forscher gezeigt, dass Antipyretika sich negativ auf Influenza-Infekte auswirken könnten - wenngleich die Evidenz bislang eher schwach ist.

Vor zwei Jahren konnten US-Pharmakologen in einer retrospektiven Analyse an Freiwilligen zeigen, dass eine antipyretische Therapie mit einer verlängerten Erkrankungsdauer assoziiert ist (Pharmacother 2012; online 17. Januar).
Um ehrlich zu sein:
ich habe das Gefettete für eine Selbstverständlichkeit gehalten.
Aber vielleicht ist dieser Auswuchs auch dem Druck geschuldet, um jeden Preis am Arbeitsplatz zu erscheinen.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

MrSpock

Ich fasse mal in wenigen Worten zusammen:

Zitatkönnten womöglich...könnten ihren Berechnungen zufolge...die Viren würden...In der Folge würden...würden sich die Erkrankten...Dort könnten sie...mathematisches Modell gezaubert...Wahrscheinlichkeit...Schätzungen...Fiebersenker-Einnahme-Wahrscheinlichkeit...Quote...angenommen...In der Krankenpflege würden...schätzen...Schätzung...wäre...nach Schätzungen...Modell noch recht ungenau sei...epidemiologische oder gar randomisierte Studien nicht ersetzen kann...tatsächlich etwas dran sein könnte

Das nenne ich mal fundierte wissenschaftliche Vorgehensweise. Interessant ist aber auch der erste Kommentar unter dem Artikel.

ZitatDas ist in etwa so logisch wie: Erwachsene kaufen für sich mit 67 Prozent Wahrscheinlichkeit Kinderspielzeug, weil Eltern ihren Kindern mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit Kinderspielzeug kaufen. Grobe Schätzungen ergeben, dass Kinder m i t Kinderspielzeug viel eher sterben, als Kinder ohne Kinderspielzeug. Denn erkrankten letztere schwer, bekämen sie dann doch Kinderspielzeug von ihrer Familie geschenkt und fielen damit in die Gruppe mit der größeren Sterblichkeit.

Aber wahrscheinlich ist das Alles nur ein großer Albtraum, schätze ich.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Omikronn

Das findet sich auch bei Wikipedia:
ZitatFür die meisten Infekte – vom einfachen Schnupfen bis hin zur lebensgefährlichen Sepsis – zeigt sich, dass fiebersenkende Maßnahmen den Krankheitsverlauf meistens komplikationsreicher machen und verlängern können. Dies gilt sowohl innerhalb klinischer Studien als auch in (tier-)experimentellen Settings, für virale, bakterielle und parasitäre Erkrankungen. Einige Beispiele sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fieber#Fieber_ist_normale_W.C3.A4rmeregulation_auf_h.C3.B6herem_Niveau

Die Quellen für die Ergebnisse bei Menschen die der Artikel anführt:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2656959?dopt=Abstract (S. 1045–1048)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2172402?dopt=Abstract (S. 1277–1282)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9291905?dopt=Abstract (S. 704–709)
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

sweeper

@Spock:

Das ist natürlich alles "hätte, hätte, Fahrradkette".
Interessant wird es hier - zur Untermauerung wären jedoch Daten gut:
Zitat"Die Menschen denken, (wegen der Wirkung der Antipyretika, Anm.) sei die Gefahr einer Ansteckung anderer niedriger, da das Fieber gesunken ist. Doch das Gegenteil scheint wahr zu sein: Die Kranken scheinen mehr Viren von sich zu geben, eben weil das Fieber gesunken ist."
Und dass Workoholics (gerne auch Ärzte) ihre Infekte mit Fiebersenkern niederknüppeln, um dann wegen fehlender körperlicher Schonung Komplikationen wie eine viral (oder seltener bakteriell) verursachte Myokarditis zu entwickeln, ist keine Seltenheit, sondern allgemeinärztliches Geheimwissen  ;)
ZitatEin spezifisches Leitsymptom existiert nicht. Im Krankheitsverlauf bleiben viele Myokarditiden symptomlos. Bei den übrigen Patienten stehen unspezifische Symptome wie Müdigkeit, allgemeines Unwohlsein, Palpitationen, Fieber und Atemnot im Vordergrund. In bis zu 60 % geht ein grippaler Infekt, meist der oberen Luftwege, voraus...

...Da die Virusmyokarditis einerseits häufig spontan ausheilt, andererseits innerhalb kürzester Zeit bis zum plötzlichen Herztod führen kann, stehen in der Akutphase die strikte körperliche Schonung sowie Rhythmusüberwachung im Vordergrund...

Es dürfte jedoch schwierig sein, das mit entsprechenden Daten zu unterfüttern. Diese Leute gehen ja gerade nicht zum Arzt - außer ihr verschleppter Infekt haut sie völlig aus den Schuhen.
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Terry Pratchett

Groucho

Fieber ist doch (meist) eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers, und man greift erst dann ein, wenn es in bedrohliche Höhe steigt. Hab ich zumindest mal so gelernt. Dass Fiebersenker die Illusion einer Genesung vorgaukeln und dadurch kontraproduktiv sein können, ist doch nicht unbedingt abwegig.

MrSpock

Zitat von: Groucho am 22. Januar 2014, 14:10:03
Fieber ist doch (meist) eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers, und man greift erst dann ein, wenn es in bedrohliche Höhe steigt. Hab ich zumindest mal so gelernt. Dass Fiebersenker die Illusion einer Genesung vorgaukeln und dadurch kontraproduktiv sein können, ist doch nicht unbedingt abwegig.

Da widerspreche ich auch gar nicht. Mir geht es in erster Linie um die Art der Berichterstattung (siehe Titel des Threads) und darum, dass sich der Artikel auf eine "Studie" beruft, die rein hypothetisch ist und als wissenschaftlich fundiert (der Bericht) daherkommt.

Viel hilfreicher würde ich (jetzt fange ich selber damit an) eine Penetrierung in den Medien finden, die genau Deinen Inhalt (Medikamente gegen Fieber nur bei bedrohlicher Höhe) wiedergeben. Am besten mit nachprüfbaren Fakten begründet.

In der Realität ist es doch so, dass schon beim geringsten Unwohlsein (leicht erhöhte Temperatur) eine Aspirin eingeworfen wird.

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Homeboy

Zitat von: MrSpock am 22. Januar 2014, 14:30:09
In der Realität ist es doch so, dass schon beim geringsten Unwohlsein (leicht erhöhte Temperatur) eine Aspirin eingeworfen wird.

ich werfe immer 5 bis 8, gerne mehrfach am tag ein, dann bekomme ich schon nach wenigen tagen diese "reinigende" magenblutung  :crazy