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@Stimmviechs Thesen zur Sinnlosigkeit der Forensik

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Begonnen von sweeper, 16. Januar 2014, 13:41:06

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sweeper

Du hast bei Twitter persönliche Fragen zu deinem Delikt aufrichtig beantwortet.
Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege:
Die Vorgeschichte deiner Anlasstat hatte einen massiv bedrohlichen Charakter für dich selbst? - womit die Tat nicht gerechtfertigt werden soll...

Insofern beschreibst du im letzten Beitrag doch eine "ganz normale" Abgrenzungsfähigkeit gegen übergriffiges Verhalten.
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stimmviech

Mein Problem mit der Erörterung meiner Straftat ist juristischer Natur. Meine diesbezüglichen Meinungen sind aus psychiatrischer Sicht "paranoid gefärbte Erlebnisverarbeitungen"- und aus juristischer vielleicht etwas aus dem Abschnitt "Straftaten gegen die öffentliche Ordnung.

sweeper

Ich würde mich an deiner Stelle von diesen Sätzen im Entlassungsbrief nicht beeindrucken lassen.
Vermutlich rationalisiert jeder Mensch einige seiner irrational motivierten Auffassungen/Bewertungen, von denen niemand frei ist.
Aus dem Wenigen, was ich über Twitter von dir kenne, schätze ich dich als einen Menschen ein, der sehr um Ehrlichkeit bemüht ist - sogar wenn es für dich nachteilig ist (andere vor den Kopf stößt). Ich finde darin nichts Provozierendes um des Provozierens Willen - eher den Wunsch, etwas zurechtzurücken.
Paranoia konnte ich erst recht nicht entdecken.

Mich interessiert im Übrigen, was Menschen dazu bringt, auf eine bestimmte Weise zu empfinden, zu denken und zu handeln ( Psychodynamiken) - da ist psychiatrische Fachterminologie u. U. eher kontraproduktiv - auch wenn ich Psychiatrie nicht für eine Ersatzreligion halte (eher die klassische Psychoanalyse..)
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stimmviech

Das war ja nicht der Entlaßbrief,sondern ein Akteneintrag am Ende meiner "Querkopfzeit". Ich bin ja mal gespannt,ob P.G. sich hier auf eine Diskussion einläßt. Der scheint Pfleger auf 'ner Drogenstation zu sein. Da hat er es natürlich mit den typischen Suchtverschleierern zu tun... Ich vermute,die lügen etwas durchsichtiger,da sie ja auch nicht dauerverwahrt sind.

stimmviech

Vielleicht sollte ich noch etwas Grundsätzliches anmerken: Statistisch gesehen sind die "Erfolgslügner" in der Forensik kein Problem. In einem Jahrzehnt erinnere ich zwei Morde- Schmökel und den Münchner Barfraumörder. Die bundesdeutsche Gesellschaft ist wohl bereit,anders als die Amis das zu akzeptieren. Ich sehe das anders,identifiziere mich da eher mit den potentiellen Opfern. Mich stört überdies,in einer verlogenen Gesellschaft zu leben,die in einem wichtigen gesellschaftlichen Bereich Lügen durch eigene Verlogenheit zuläßt und fördert.

sweeper

Du warst damals ja noch sehr jung.
Offenbar hat man in deiner Biografie wohl Hinweise gefunden, die dir "mildernde Umstände" und damit die aus deiner Sicht zweifelhaften Segnungen der Forensik zugestanden haben.

Ob eine gewöhnliche Haftstrafe dir mehr "Gerechtigkeit" verschafft hätte (sühnen "dürfen" )?

Fakt ist doch: du hast demonstriert, dass du tatsächlich WÄHLEN KONNTEST zwischen impulsiv- querköpfigem und angepasstem (sozial kompatiblen) Verhalten - und eben nicht Spielball deiner ("paranoiden")  Impulse warst.
Ob deine Motive lauter und edel waren, oder ob du einfach nur (verständlich) raus wolltest: du hast es geschafft, dich zusammenzureißen und rauszukommen.
Damit war die Therapie (oder genauer: die Maßnahme) schon erfolgreich - so dämlich sich das anhört!
Und du bist intelligent, kommunizierst auf Twitter und sonstwo mit den seltsamsten Menschen ( etwa mit mir oder HUGresch ... ;) ... ) und hast ein Buch geschrieben.
Offenbar haben deine gewalttätigen Impulse dich nicht übermannt - du hast es geschafft, in Freiheit zu bleiben.
Das kann nicht jeder von sich sagen. - Wie schätzt du deine Entwicklung ein, wenn du eine normale Haftstrafe verbüßt hättest?
Mir kommt vor, du findest es einfach absurd (und unmoralisch?) mit/ aufgrund einer "Lüge" (= zweckgerichtet angepasstes Verhalten) entlassen worden zu sein. Bitte korrigier mich!
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stimmviech

Ich finde es vor allem absurd,wenn eine aufgeklärte Gesellschaft im Bereich Straftätertherapie ein verlogenes und zur Lüge motivierendes System installiert. Im Mittelalter waren auch alle zufrieden mit der eigenen Verlogenheit bezüglich der Erde als Mittelpunkt der Welt bis auf einige Abweichler.

stimmviech

Die normale Haft hätte mich weniger skeptisch bezüglich der Zustände in unserem Land entlassen.

sweeper

Die Parallele, die du da ziehst, ist nicht passend.

Weiter oben hast du selbst zugestanden, dass es vermutlich einige wenige geschickte Lügner sind, die das System Forensik an der Nase herum führen.
Was ist mit denen, deren Delikte Beschaffungskriminalität und assoziierte Gewalttaten bei schwerer Substanzabhängigkeit darstellen?
Lt. neuerer Studien leiden ca 30% der in JVAs Einsitzenden an einer unerkannten ADHS, die mit (auch innerfamiliären) Gewaltausbrüchen und Substanzmissbrauch einher gehen kann. Diese Menschen kann man - vorausgesetzt es kommt jemand auf die Idee, sie zu diagnostizieren - meist gut behandeln. Es ist tragisch, dass sie überhaupt im normalen Strafvollzug landen.
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sweeper

Zitat von: stimmviech am 28. April 2014, 19:12:03
Die normale Haft hätte mich weniger skeptisch bezüglich der Zustände in unserem Land entlassen.
Oder du hättest erst recht gekostet, was Willkür und Recht des Stärkeren heißt... Du hättest nicht deine Selbstreflexionsfähigkeit trainiert, sondern gelernt, deinen scharfen Verstand in den Dienst krimineller Raffinesse zu stellen ...
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stimmviech

Ich war ja fast 1,5 Jahre in U-Haft und habe da bis heute nichts zu meckern. Die einzige,mit der ich Probleme hatte,war die Knastpsychologin, die aber auch von den Beamten nicht ernstgenommen wurde.

sweeper

Zitat von: stimmviech am 28. April 2014, 19:27:19
Ich war ja fast 1,5 Jahre in U-Haft und habe da bis heute nichts zu meckern. Die einzige,mit der ich Probleme hatte,war die Knastpsychologin, die aber auch von den Beamten nicht ernstgenommen wurde.
Das ist ein Problem:
Es müsste viel mehr männliche Psychologen geben.

Im Übrigen kann man U-Haft und Vollzug nicht gleichsetzen.

Hier irrt übrigens generell auch G.Mollath:
Der wäre den sozialen Härten im normalen Strafvollzug psychisch nicht gewachsen gewesen, fürchte ich.
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stimmviech

Ich bezweifele,daß die ADHSler sich in Haft gut behandeln lassen. Generell bezweifele ich ,daß welche Therapie auch immer wirksamer ist als ein Gespräch unter Freunden. Unter Zwang aber wird jede Therapie zur verlogenen Veranstaltung. Zur Knastpsychologin: ich glaube nicht,daß es am Geschlecht lag. Die hatte bei mir Selbstmordgefahr diagnostiziert-vermutlich weil ich Knastneuling mit einem unnormalen Delikt war- und mich auf viertelstündliche Überwachung gelegt. Auf deutsch: Schlafentzugsfolter, jede viertelstunde wirst Du geweckt. Die Dame hat bei mir einen unangenehm-nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

stimmviech

Warum ist der Strafvollzug härter als die Forensik? Warum die Strafhaft härter als die U-Haft?

sweeper

Zitat von: stimmviech am 28. April 2014, 19:41:56
Warum ist der Strafvollzug härter als die Forensik? Warum die Strafhaft härter als die U-Haft?
Weil man (gerade als intelligenter und feinfühliger Mensch  - für den ich im übrigen auch Gustl Mollath ungeachtet seiner aggressiv wirkenden Paranoia halte) der Willkür der Mithäftlinge stärker und vor allem unkontrollierter ausgeliefert ist.
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