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Psycholytische Therapie

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Begonnen von hallo, 08. Dezember 2013, 20:29:04

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hallo

Soll ich hier noch antworten? Da mein Post und die verlinkte Literatur (und ganz offensichtlich nichtmal der entsprechende Artikel) scheinbar nicht gelesen wurde scheint kein allzu großes Interesse an einer fundierten Diskussion vorhanden zu sein.

ZitatWarum sind die Substanzen eigentlich verboten worden?
Vermutlich aufgrund des weit verbreiteten Konsum in der Studentenkultur der 60er und 70er Jahre? Oder weil ein Rausch etwas moralisch verwerfliches ist?


ZitatDa werfen wir doch glatt mal die Datenorgel Pubmed an. Aber Durchstarten ist schwierig:
,,psychedelic therapy"  5 Treffer, ,,psychedelic" und ,,therapy"  >5000 (aber das meiste hat mit uns nichts zu tun). ,,psycholytic" (ohne ,,therapy") 13 Treffer, darunter so klangvolle Titel wie ,,Shamans, sacraments, and psychiatrists." Zu den 3 von Dir genannten Indikationen scheint es je eine Studie mit je unter 30 Patienten zu geben; ich habe noch nicht nachgesehen, ob sie kontrolliert waren
LOL - dir scheint nicht bekannt zu sein, dass Ketamin-infusionen gegen therapieresistente Depression bereits in der Psychiatrie angewendet werden. Publikationen dazu dürfte es mehr als genug geben.
Zur end of life anxiety gibt es eine Pilotstudie, in die man logischerweise nicht gleich 1000 Leute einschließt. Nichtsdestotrotz zeigen alle Studien positive Ergebnisse und natürlich waren sie kontrolliert. Was glaubst du denn wer das Studiendesign geschrieben hat?
Weiterhin wird noch an der Nutzung von MDMA zur Behandlung von PTSD geforscht. Da dürfte es weitaus mehr Ergebnisse geben.

ZitatTitel von Arbeiten wie ,,Self-inflicted testicular amputation in first lysergic acid diethylamide use" oder ,,Self-mutilation induced by psychotropic substances: a systematic review"  machen Mut.
Soll diese Antwort trolling sein?
"Approximately 2000 people have received psilocybin during the course of initial
psychological and psychiatric investigations of psilocybin (Metzner 2005), and
psilocybin has since been administered to over 216 participants during the current wave
of neuroscience and psychiatric research. As was true in the case of previous human
psilocybin studies described above, no serious adverse events have occurred during
recently published research studies (Carter et al. 2005a; Carter et al. 2005b; Gallaher et
al. 1993; Gouzoulis-Mayfrank et al. 1998; Gouzoulis-Mayfrank et al. 2002; Griffiths et
al. 2006; Hasler et al. 1997; Hasler et al. 2002; Hasler et al. 2004; Lindenblatt et al. 1998;
Spitzer et al. 1996; Umbricht et al. 2003; Vollenweider et al. 1997; Vollenweider et al.
1998; Vollenweider et al. 1999; Wittmann et al. 2006). Drug-naïve participants can safely
receive intensely e doses of psilocybin if prepared for the effects (Griffiths et al. 2006). "

ZitatUnd überhaupt: mir ist unklar, was eigentlich das Rationale an dieser Therapie sein soll.
Der positive outcome? Normalisierung präfrontaler Neuronaler Verschaltungen? Erhöhte neuronale Plastizität?

ZitatWie gesagt, dass ist nur mein allererster Eindruck, ohne dass ich mich eingelesen habe.
Ja, das scheint hier auf psiram so üblich zu sein, soweit mein Eindruck.

Zitat1.   die Unterscheidung psychedelisch vs psycholytisch ist außerhalb des deutschen Sprachraums nicht üblich.
falsch, siehe verlinktes Dokument.
Zitat2.   die ,,psychodelische/psycholytische Therapie" war auch vor den ,,70/80ern" in der seriösen Forschung eine völlig marginale Erscheinung; und ein Einsatz in der klinischen Routine ist auch auf lange Sicht nicht absehbar.
falsch, MDMA befindet sich aktuell schon in Phase II klinischer Tests und für Ketamin siehe oben.

ZitatAber für die Vergangenheit wäre ich nicht ganz sicher; je nachdem, was man unter ,,Psychotherapie" verstehen will.
Opioide können in der Tat als Antidepressiva verwendet werden (auch ganz ohne Anführungszeichen), allerdings gibt es keine Quelle für die Nutzung von Heroin in der psychedelischen Psychotherapie. Ich dachte auf psiram gehts um Wissenschaftlichkeit und so?

ZitatNoch ein bisschen zur (alten) Datenlage?
Ich beziehe mich ausschließlich auf Studien der letzten 10-15 Jahre.

ZitatIm Artikel steht auch nicht, daß dies gemacht wird, hallo, sondern nur, daß es gemacht wurde. (xref)
LSD löst heute, wie vor 50 Jahren kein Delirium aus.

pelacani

Teil 1

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Soll ich hier noch antworten?

ZitatGespräch einer Hausschnecke mit sich selbst

Soll i aus meim Hause raus?
Soll i aus meim Hause nit raus?
Einen Schritt raus?
Lieber nit raus?
Hausenitraus –
Hauseraus
Hauseritraus
Hausenaus
Rauserauserauserause ...

(Die Schnecke verfängt sich in ihren eigenen Gedanken oder vielmehr diese gehen mit ihr dermaßen durch, daß sie die weitere Entscheidung der Frage verschieben muß.)
-   Christian Morgenstern

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Da mein Post und die verlinkte Literatur (und ganz offensichtlich nichtmal der entsprechende Artikel) scheinbar nicht gelesen wurde
Du sagst ,,nicht gelesen", aber Du meinst ,,nicht als Offenbarung angenommen". ,,Die verlinkte Literatur" ist genau ein Text, von dem Du nicht sagst, wofür er ein Beleg sein soll:
Zitat von: hallo am 08. Dezember 2013, 22:51:43
Als Literatur sei beispielhaft folgende Arbeit genannt:
http://www.maps.org/research/psilo/psilo_ib.pdf
In diesem Text aus 2007 von 23 Seiten finden sich ca 2 Seiten (S. 13f) Referat von Studienergebnissen bei klinischen Indikationen, die summarisch und v. a. unkritisch kolportiert werden. Über ,,Psilocybin as Potential Treatment of Cluster Headache" heißt es da beispielsweise:
Zitatthere are no medications that interrupt cluster headache cycles, or periods
Das ist Unsinn; es gibt eingeführte Therapien, die die Cluster abkürzen, vgl die Leitlinien. Die Begeisterung für Psilocybin hat zu einer höchst nachlässigen Recherche geführt.

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
scheint kein allzu großes Interesse an einer fundierten Diskussion vorhanden zu sein.
Du müsstest dann schon etwas mehr Stoff und weniger heiße Luft bieten.

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
ZitatWarum sind die Substanzen eigentlich verboten worden?
Vermutlich aufgrund des weit verbreiteten Konsum in der Studentenkultur der 60er und 70er Jahre? Oder weil ein Rausch etwas moralisch verwerfliches ist?
Fühlst Du Dich vom establishment unterdrückt? Woodstock und so?

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
LOL
Ich schau mir die Studien noch an. Ich muss da um Geduld bitten, ein Teil 2 ist geplant.

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Soll diese Antwort trolling sein?
Ich bin gespannt, wie Du Dich da noch steigern willst. Oder bereitest Du Deinen Absprung vor?

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
"Approximately 2000 people have received psilocybin ... no serious adverse events ... "
Na und? Wenn ich mich mal besaufe, passiert mir in den meisten Fällen auch nix. Trotzdem sind Besäufnisse auf die Dauer nix gut.

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
ZitatUnd überhaupt: mir ist unklar, was eigentlich das Rationale an dieser Therapie sein soll.
Der positive outcome? Normalisierung präfrontaler Neuronaler Verschaltungen? Erhöhte neuronale Plastizität?
Wo isser denn, der nachgewiesene positive outcome? (ich werde da noch ausführlicher werden). ,,Normalisierung präfrontaler Neuronaler Verschaltungen" und ,,Erhöhte neuronale Plastizität" sind Surrogate, deren Bedeutung unklar ist. Sie sind nicht in der Routineversorgung eingeführt.

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
ZitatWie gesagt, dass ist nur mein allererster Eindruck, ohne dass ich mich eingelesen habe.
Ja, das scheint hier auf psiram so üblich zu sein, soweit mein Eindruck.

ZitatPostings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram
Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Fortsetzung folgt.

sweeper

Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04

ZitatDa werfen wir doch glatt mal die Datenorgel Pubmed an. Aber Durchstarten ist schwierig:
,,psychedelic therapy"  5 Treffer, ,,psychedelic" und ,,therapy"  >5000 (aber das meiste hat mit uns nichts zu tun). ,,psycholytic" (ohne ,,therapy") 13 Treffer, darunter so klangvolle Titel wie ,,Shamans, sacraments, and psychiatrists." Zu den 3 von Dir genannten Indikationen scheint es je eine Studie mit je unter 30 Patienten zu geben; ich habe noch nicht nachgesehen, ob sie kontrolliert waren
LOL - dir scheint nicht bekannt zu sein, dass Ketamin-infusionen gegen therapieresistente Depression bereits in der Psychiatrie angewendet werden. Publikationen dazu dürfte es mehr als genug geben.
Zur end of life anxiety gibt es eine Pilotstudie, in die man logischerweise nicht gleich 1000 Leute einschließt. Nichtsdestotrotz zeigen alle Studien positive Ergebnisse und natürlich waren sie kontrolliert. Was glaubst du denn wer das Studiendesign geschrieben hat?
Weiterhin wird noch an der Nutzung von MDMA zur Behandlung von PTSD geforscht. Da dürfte es weitaus mehr Ergebnisse geben.
Was hat das alles mit dem von dir beanstandeten Artikel "Psycholytische Therapie" zu tun?
Dass psychoaktive Substanzen - wie z.B. auch die Cannabioide - aufgrund neuer neurowissenschaftlicher Erkenntnisse & Untersuchungsverfahren gezielt auf bestimmten therapeutischen Nutzen hin untersucht werden, ist ja nun per se nichts Ungewöhnliches.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

pelacani

Teil 2. Zur Studienlage.

a)   Ketamin bei Depression
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
LOL - dir scheint nicht bekannt zu sein, dass Ketamin-infusionen gegen therapieresistente Depression bereits in der Psychiatrie angewendet werden. Publikationen dazu dürfte es mehr als genug geben.
Ketamin fällt insoweit etwas aus dem Rahmen, als es als Narkosemittel etabliert ist; deshalb stehen dem Wirkstoff wahrscheinlich nicht die legalen Hürden wie anderen Halluzinogenen entgegen. Allerdings ist auch Ketamin als ,,Partydroge" nicht unproblematisch.

2012 heißt es:
ZitatTaken together, there is good preliminary data to support the potential utility of ketamine as a novel, rapid-acting antidepressant that may be effective even in cases of TRD. Caution is warranted, however, before a firm conclusion regarding the antidepressant potential of ketamine can be drawn; the largest controlled study of ketamine in MDD [Major depressive disorder] published to date included only 17 participants in a crossover design (30).
...
The potential of ketamine to be a drug of abuse and concerns regarding neurotoxic effects of NMDAR antagonists in animals when given at high doses, however, warrants a cautious approach to the development of ketamine for TRD [treatment resistant depression].
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3662536/

Eine auf den ersten Blick hin brauchbare Zusammenfassung der aktuellen Lage findet sich hier:
ZitatNoch handele es sich aber um Forschung in frühen Stadien, gegenwärtig könne Ketamin nur in Studien eingesetzt werden. Diese sind allerdings nicht nur sehr klein, sondern zeigen auch, dass die Ketamin-Effekte wahrscheinlich vor allem am Glutamat-NMDA(N-Methyl-D-Aspartat)-Rezeptorkomplex mit rund einer Woche nicht lange vorhält
Auch simpler Schlafentzug beispielsweise ist eine effektive antidepressive Maßnahme, deren Effekt nicht lange vorhält.
Zitat,,Im nächsten Schritt brauchen wir größere Plazebo-kontrollierte Studien, die über 4 Wochen oder länger untersuchen, wie effektiv und sicher Ketamin wirklich ist – und sie müssen beweisen, dass die Wirkung nicht nur schnell eintritt, sondern auch persistiert."
http://www.medscapemedizin.de/artikel/4901243

In welcher Guideline, in welchem Review hast Du gelesen, dass Ketamin soweit erforscht ist, dass es in die Routinebehandlung eingeführt ist? Ist Ketamin zur Depressionsbehandlung zugelassen? Allerdings, die Charite ist ein early adopter:
ZitatDie Behandlung von Depressionen mit Ketamin ist gegenwärtig ein experimentelles Verfahren, welches nur in Ausnahmefällen und in ausgewählten Behandlungszentren durchgeführt werden sollte. http://psychiatrie.charite.de/patienten/behandlung_von_depressionen/behandlung_von_depressionen_mit_ketamin/
Schließlich: der Bezug zum Artikel ,,psycholytische Therapie" scheint mir doch eher locker zu sein.

b)   End of life anxiety
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Zur end of life anxiety gibt es eine Pilotstudie, in die man logischerweise nicht gleich 1000 Leute einschließt. Nichtsdestotrotz zeigen alle Studien positive Ergebnisse und natürlich waren sie kontrolliert.
Der zweite Satz widerpricht dem ersten; denn wenn es schon einen Haufen kontrollierter Studien - sämtlich mit positiven Ergebnissen - gäbe, wozu bräuchte man dann eine ,,Pilotstudie"?
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Was glaubst du denn wer das Studiendesign geschrieben hat?
Ein Halbgott in Weiß?

c)   PTBS
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Weiterhin wird noch an der Nutzung von MDMA zur Behandlung von PTSD geforscht. Da dürfte es weitaus mehr Ergebnisse geben.
Mithoefer et al berichten 2010 über ,,the first randomized controlled pilot study" (vorher brauchen wir also nicht zu suchen) bei insgesamt 20 Patienten.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3122379/
Die andere Studie, die von Pubmed bei ,,mdma" ,,posttraumatic stress disorder", gefiltert nach ,,clinical trial", danach ausgeworfen wird, ist die von Oehen et al, 2013:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23118021
Sie hatte 8 Patienten in der Verum- und 4 Patienten in der Placebo-Gruppe; das Ergebnis war nicht signifikant, wie auch. Übrigens wurde auf halber Strecke der Studienplan geändert – immerhin löblich, dass das mitgeteilt wurde. Weiter heißt es:
ZitatSafety.  There were no serious drug-related adverse events and no medical intervention was required during or following the MDMA sessions.
Im Flow-Chart (von der Rekrutierung bis zum follow-up) steht im ,,follow up" der Verumgruppe (d. h. wohl nach 1 Jahr): ,,deceased n=1". Weitere Details werden dazu nicht mitgeteilt.

Das war alles, was ich an kontrollierten Untersuchungen gefunden habe. Also:
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04
Zitat2.   die ,,psychodelische/psycholytische Therapie" war auch vor den ,,70/80ern" in der seriösen Forschung eine völlig marginale Erscheinung; und ein Einsatz in der klinischen Routine ist auch auf lange Sicht nicht absehbar.
falsch, MDMA befindet sich aktuell schon in Phase II klinischer Tests und für Ketamin siehe oben.
Nein, richtig.

ZitatOpioide können in der Tat als Antidepressiva verwendet werden
Belege bitte.

ZitatLSD löst heute, wie vor 50 Jahren kein Delirium aus.
Mit dem Thema waren wir schon durch. Ich darf Dich noch einmal an Deinen ersten Absatz erinnern?
Zitat von: hallo am 09. Dezember 2013, 22:47:04Da mein Post ... scheinbar nicht gelesen wurde scheint kein allzu großes Interesse an einer fundierten Diskussion vorhanden zu sein.
Vgl. #12

Robert

ZitatOpioide können in der Tat als Antidepressiva verwendet werden

Klar. Man ist zwar high, aber abhängig.

horstkracht

Finde den Artikel nach wie vor fragwürdig einseitig und abwertend.
Denn es gibt tatsächlich neue Studien, die eine gute Wirkung vermuten lassen, v.a. bei therapie-ressistenter Depression:

https://www.nature.com/articles/s41598-017-13282-7 (Psilocybin for treatment-resistant depression: fMRI-measured brain mechanisms)

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6007659/ (Clinical potential of psilocybin as a treatment for mental health conditions)

Ende 2018 wurde von der FDA die Durchführung einer weiteren Studie genehmigt:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/fda-genehmigt-zauberpilz-studie-psilocybin-bei-depressionen/

Peiresc

Guten Tag.
Zitat von: horstkracht am 07. Januar 2019, 14:41:48
Finde den Artikel nach wie vor fragwürdig einseitig und abwertend.
Denn es gibt tatsächlich neue Studien, die eine gute Wirkung vermuten lassen, v.a. bei therapie-ressistenter Depression:

https://www.nature.com/articles/s41598-017-13282-7 (Psilocybin for treatment-resistant depression: fMRI-measured brain mechanisms)
Das war eine Akutstudie, open label, ohne Kontrollgruppe, bei <20 Patienten. Ziel der Studie war:
ZitatThe present study focused on changes in brain function before versus after psilocybin in patients with treatment-resistant depression who received two doses of the drug (10?mg followed by 25?mg, one-week apart) as part of an open-label clinical trial.
Das kann man selbst bei Anspannung des besten Willens nicht als Nachweis einer antidepressiven Wirkung durchgehen lassen (das Setting spricht für ein erhebliches Brimborium mit entsprechendem Placebo-Effekt). Die Studie will eine nichtvalidierte Wirkung mit einem nicht klinisch eingeführten Surrogatparameter validieren. Oder vielmehr umgekehrt. Nature ist auch nicht das Journal, in dem man klinisch relevante Arbeiten suchen würde.

Zitat von: horstkracht am 07. Januar 2019, 14:41:48
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6007659/ (Clinical potential of psilocybin as a treatment for mental health conditions)
Der letzte Satz geht so:
ZitatThe above studies demonstrate potential application for psilocybin in a variety of mental health disorders. As current studies are mostly limited to case reports, retrospective studies, or open-label trials, larger, more robust studies should be conducted with this agent to determine the true impact and clinical utility for each disease state.

Zitat von: horstkracht am 07. Januar 2019, 14:41:48
FDA genehmigt Zauberpilz-Studie
Dann warten wir mal auf das Ergebnis der Zauberpilz-Studie.

Man könnte vielleicht noch unter den Text im Artikel ,,psycholytische Therapie" einen Satz schreiben wie:

,,Es findet weiterhin Grundlagenforschung zu Wirkmechanismen oder einem möglichen therapeutischen Potential von Psychotomimetika statt."

Würde das Deine Unzufriedenheit lindern?

kosh

ich bin kein Mediziner, aber wenn eine solche Studie durchgeführt wird, dann scheint mir ziemlich klar, dass eine Wirkung alles andere als belegt ist - eben deswegen die Studie. Deswegen auch wachsweiche Formulierungen wie "shows promise". Es ist für mich Ok, wenn Fachleute unter kontrollierten Bedingungen solche Studien durchführen, mit informierten Patienten. Ich würde daran nicht teilnehmen wollen.

Den Artikel deswegen umzuformulieren halte ich unnötig, sogar falsch, sogar wenn sich diese "promises" erfüllen. Was auch immer daraus wird- mit den kollektiven Drogenräuschen, die Widmer et al zu verantworten haben, hat es wohl eher wenig zu tun. Es ist weiterhin wichtig und nötig, vor dem Scheiß zu warnen. Wer die Mainstream-medien verfolgt- neuester Trend ist Ayahuasca, für das ziemlich offen geworben wird. Bin gespannt, wann es da knallt, es ist wohl leider nur eine Frage der Zeit.

Nachtrag: Mit deinem Vorschlag, Peiresc, bin ich völlig einverstanden.

Sauropode

Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob Studien unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden oder so ein Möchtegernguru das Zeug unter seinen Anhöngern verteilt, meist völlig ohne Kenntnis der Risiken oder Ignoranz jener. Bis aus den Zauberpilzen ein wirklich anwendungsfähiges Medikament entsteht, dauert es noch eine ganze Weile, wenn überhaupt was daraus wird.

horstkracht


Sauropode

Zitatverabschiede ich mich schon wieder

Tscha, das war wohl nix.

Aus dem Link geht erst einmal gar nichts hervor. Manche nehmen LSD, das ist ja nichts neues. Und daran wird geforscht. Auch nicht neu.

JulieJk

Hallo, ja, es wurde gelesen, zumindest von mir, und von anderen Ärzten, meiner Meinung nach, macht es keinen Sinn die etablierte Therapie, die die Cluster abkürzt.
Ich möchte auch sagen, dass jeder weiß, dass die Begeisterung für Psilocybin zu sehr schlampiger Forschung geführt hat.
..........
Meiner Meinung nach wurden die Substanzen gerade wegen der Zerstörung der jungen Generation in den 60er und 70er Jahren verboten, und weil der Rausch moralisch verwerflich ist.
Ja, das Ergebnis scheint positiv zu sein, und die Normalisierung der präfrontalen neuronalen Schaltkreise und die gesteigerte neuronale Plastizität scheinen ein Vorteil zu sein, aber das ist es nicht, es ist nur eine Illusion, die Bedeutung dieser Dinge ist unklar, und sie können nicht in die alltägliche Versorgung eingeführt werden.

Peiresc

Zitat von: JulieJk am 22. Oktober 2021, 16:05:51
Ja, das Ergebnis scheint positiv zu sein, und die Normalisierung der präfrontalen neuronalen Schaltkreise und die gesteigerte neuronale Plastizität scheinen ein Vorteil zu sein,
Ich sach mal meine unmaßgebliche und durch keinerlei zitierbare Quellen gestützte Ansicht dazu. Es gibt ein paar hochrangig publizierte Studien zur Depressionsbehandlung, deren Fallzahl aber bei jeder anderen Substanz nicht dazu reichen würde, auch nur die Redaktion eines ärztlichen Provinzblattes zu beeindrucken. Überdies kann man sich nur schwer vorstellen, wie eine effektive Verblindung bei halluzinogenen Substanzen möglich sein soll.

Das mit der gesteigerten neuronalen Plastizität begreife ich gleich gar nicht. Bevor man so etwas anführt, sollte man mal Arbeiten zitieren, die einen derartigen paraklinischen Surrogatparameter als Marker einer Therapieeffizienz bei anderen Substanzen / Interventionen validiert haben. Kann ja sein, dass es das gibt, aber gesehen hab ich es bisher nicht.

Ich habe vor ein paar Monaten mal einer Vorstellung solcher Ergebnisse zugehört. Ein wenig ungewöhnlich für sonstige stocklangweilige wissenschaftliche Tagungen, fielen die Referenten sowohl durch ihre Euphorie als auch durch die Aggressivität auf, mit der sie auf Fragen reagiert haben. Aber gut, das war sicher nur mein gebiaster Eindruck.

Die zugrundeliegende ,,Theorie" scheint für meine Begriffe (auch wenn das selten klar formuliert wird) so etwas wie die ,,Entfesselung der Assoziation" zu sein, die frühere ,,Traumata" zu bearbeiten ermöglicht, oder auch eine ,,Katharsis" induzieren will - also letztlich irgendein psychoanalytischer Scheiß. Und weil mir die Zitate locker sitzen, hier hab ich gleich mal eins. Es ist ein wenig länglich, aber ich habe nicht die Stelle gefunden, wo man es kürzen sollte.
ZitatWe all know that opium, hashish, and alcohol produce certain effects on the observer, but as we do not think these effects admirable we take no account of them in our theory of the universe. They may even, sometimes, reveal fragments of truth; but we do not regard them as sources of general wisdom. The drunkard who sees snakes does not imagine, afterwards, that he has had a revelation of a reality hidden from others, though some not wholly dissimilar belief must have given rise to the worship of Bacchus. In our own day, as William James related, there have been people who considered that the intoxication produced by laughing-gas revealed truths which are hidden at normal times. From a scientific point of view, we can make no distinction between the man who eats little and sees heaven and the man who drinks much and sees snakes. Each is in an abnormal physical condition, and therefore has abnormal perceptions. Normal perceptions, since they have to be useful in the struggle for life, must have some correspondence with fact; but in abnormal perceptions there is no reason to expect such correspondence, and their testimony, therefore, cannot outweigh that of normal perception.

Bertrand Russell, Religion & Science, 1935

Typee

Zitat von: Peiresc am 22. Oktober 2021, 18:57:27
Zitat von: JulieJk am 22. Oktober 2021, 16:05:51
Ja, das Ergebnis scheint positiv zu sein, und die Normalisierung der präfrontalen neuronalen Schaltkreise und die gesteigerte neuronale Plastizität scheinen ein Vorteil zu sein,
Ich sach mal meine unmaßgebliche und durch keinerlei zitierbare Quellen gestützte Ansicht dazu. Es gibt ein paar hochrangig publizierte Studien zur Depressionsbehandlung, deren Fallzahl aber bei jeder anderen Substanz nicht dazu reichen würde, auch nur die Redaktion eines ärztlichen Provinzblattes zu beeindrucken. Überdies kann man sich nur schwer vorstellen, wie eine effektive Verblindung bei halluzinogenen Substanzen möglich sein soll.

Das mit der gesteigerten neuronalen Plastizität begreife ich gleich gar nicht. Bevor man so etwas anführt, sollte man mal Arbeiten zitieren, die einen derartigen paraklinischen Surrogatparameter als Marker einer Therapieeffizienz bei anderen Substanzen / Interventionen validiert haben. Kann ja sein, dass es das gibt, aber gesehen hab ich es bisher nicht.

Ich habe vor ein paar Monaten mal einer Vorstellung solcher Ergebnisse zugehört. Ein wenig ungewöhnlich für sonstige stocklangweilige wissenschaftliche Tagungen, fielen die Referenten sowohl durch ihre Euphorie als auch durch die Aggressivität auf, mit der sie auf Fragen reagiert haben. Aber gut, das war sicher nur mein gebiaster Eindruck.

Die zugrundeliegende ,,Theorie" scheint für meine Begriffe (auch wenn das selten klar formuliert wird) so etwas wie die ,,Entfesselung der Assoziation" zu sein, die frühere ,,Traumata" zu bearbeiten ermöglicht, oder auch eine ,,Katharsis" induzieren will - also letztlich irgendein psychoanalytischer Scheiß. Und weil mir die Zitate locker sitzen, hier hab ich gleich mal eins. Es ist ein wenig länglich, aber ich habe nicht die Stelle gefunden, wo man es kürzen sollte.
ZitatWe all know that opium, hashish, and alcohol produce certain effects on the observer, but as we do not think these effects admirable we take no account of them in our theory of the universe. They may even, sometimes, reveal fragments of truth; but we do not regard them as sources of general wisdom. The drunkard who sees snakes does not imagine, afterwards, that he has had a revelation of a reality hidden from others, though some not wholly dissimilar belief must have given rise to the worship of Bacchus. In our own day, as William James related, there have been people who considered that the intoxication produced by laughing-gas revealed truths which are hidden at normal times. From a scientific point of view, we can make no distinction between the man who eats little and sees heaven and the man who drinks much and sees snakes. Each is in an abnormal physical condition, and therefore has abnormal perceptions. Normal perceptions, since they have to be useful in the struggle for life, must have some correspondence with fact; but in abnormal perceptions there is no reason to expect such correspondence, and their testimony, therefore, cannot outweigh that of normal perception.

Bertrand Russell, Religion & Science, 1935

Kurz: manfrau kann auch versuchen, die Unordnung in einem Porzellanladen aufzuräumen, indem ersie eine Bombe drin zündet. Ist sie (die Bombe) groß genug, eröffnen sich hinterher durchaus interessante Ausblicke ins Freie, aber ob der Laden dann als aufgeräumt zu bezeichnen ist, wäre noch zu überdenken.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Peiresc

Zitat von: JulieJk am 22. Oktober 2021, 16:05:51
Hallo, ja, es wurde gelesen, zumindest von mir, und von anderen Ärzten, meiner Meinung nach, macht es keinen Sinn die etablierte Therapie, die die Cluster abkürzt.

Ach so, noch was. Der Satz ergibt keinen Sinn, und Arzt bist Du auch nicht, JulieJk.