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Wenn es nach den Grünen ging ....

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Begonnen von Robert, 28. Mai 2013, 22:44:39

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Robert

.... könnten wir uns hier nicht austauschen. Hier ein Schmäckerchen aus dem Wahlprogramm von 1987: ab Seite 46

Zitat9. Keine Informationierung der Gesellschaft
Von Computerisierung und informationstechnischer Vernetzung, die die Herrschenden mit dem Ziel einer ,,informatisierten Gesellschaft" vorantreiben, sind alle Lebensbereiche betroffen. DIE GRÜNEN stellen fest: Die Informations– und Kommunikationstechniken (kurz: IuK-Techniken) sind auf Rationalisierung und Kontrolle angelegt und sind deshalb schwerlich ,,alternativ" nutzbar.

ZitatDIE GRÜNEN verkennen nicht, daß es bereits Zwänge zu Computernutzung und technisierte Kommunikation in Arbeit und Privatleben gibt. Allerdings werden allzu oft gefährliche und sozial schädliche Produktion durch Automatisierungstechniken erst möglich, wie uns die Atomtechnologie drastisch vor Augen führt. Andererseits sind durch kapitalistisch industrielles Wirtschaften ungeheure Altlasten entstanden, die selbst bei einem sofortigen Stopp aller umweltvergiftenden Produktion noch Jahrhunderte lang überwacht und beherrscht werden müssen. Wenn neue Techniken hierzu rationell eingesetzt werden können und wenn ihr Einsatz nicht als Alibi für weitere, nun aber ,,genau meßbare" Umweltzerstörung mißbraucht wird, treten DIE GRÜNEN hier punktuell im Sinne der Ge- fahrenabwehr für den Gebrauch von IuK-Techniken ein.

ZitatDIE GRÜNEN befürworten eine bedürfnisorientierte Technikentwicklung auch im Kommuni- kationsbereich. DIE GRÜNEN unterstützen den Widerstand gegen IuK-Techniken und fordern:
• Ausweitung der Mitbestimmungsrechte über Betriebe und Branchen hinweg, um der übergreifenden technischen Vernetzung begegnen zu können.
• Verbot von Personalinformationssystemen und sonstiger Systeme, die geeignet sind, die Beschäftigten zu verdaten.
Keine Digitalisierung des Fernsprechnetzes.
Keine Dienste- und Netzintegration im Fernsprechnetz (ISDN).
Keine Glasfaserverkabelung (Breitband-ISDN). • Stopp des Kabel- und Satellitenfernsehens.
• Wirksame parlamentarische Kontrolle der Post.

DIE GRÜNEN sind für Boykottmaßnahmen gegen Erzeugnisse der IuK-Industrie wie Bildschirmtext und sind für die Entwicklung alternativer Technologien und nicht-technologischer Alternativen. DIE GRÜNEN wollen eine breite öffentliche Debatte über diese Techniken, damit nicht wieder einmal die Interessen weniger Mächtiger über die Zukunft entscheiden. Diese öffentliche Auseinandersetzung wird notwendig konfliktorientiert verlaufen müssen.

Robert

Kann mir mal einer erklären, was man sich darunter vorzustellen hat?

ZitatDIE GRÜNEN sind für Boykottmaßnahmen gegen Erzeugnisse der IuK-Industrie wie Bildschirmtext und sind für die Entwicklung alternativer Technologien und nicht-technologischer Alternativen.

Rauchzeichen? Äh, nein, die sind ja nicht CO2-neutral....  :gruebel :gruebel :gruebel

71hAhmed

Da wollen die heute bestimmt nichts mehr von wissen, und wenn werden sie es als jugendlichen Idealismus bezeichnen, der sich zu einer (..ähem) realitätsbezogeneren Einstellung weiterentwickelt habe .

The Doctrix

Spooky ist, dass das nicht mal 25 Jahre her ist.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

gesine2

Das war gut 6 Jahre vor www, das C-Netz feierte den ersten Geburtstag, bei 'digital TK' und 'mobil TK' fielen sofort die Klappen CIA, NSA, Luxus, Establishment - wie bitte hätte denn ein stramm ideologisch ausgerichteter Haufen (die abgeschmackten Realos hatten noch längst nicht gewonnen) wie die Grünen anders agieren sollen?
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

sweeper

Büschn historischer Kontext ist immer hilfreich bei Interpretationen oder gar Bewertungen  ;)

Für diese Sache ist Folgendes zum Verständnis wichtig:

http://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlung_in_der_Bundesrepublik_Deutschland_1987
Zitat...Der Boykott wurde von einem breiten Bündnis verschiedener sozialer und politischer Gruppen getragen und vom ,,Koordinierungsbüro gegen den Überwachungsstaat" im Bonner Büro der Jungdemokraten, der ehemaligen Jugendorganisation der FDP, organisiert. Auch die damalige Partei ,,Die Grünen", zu der Zeit seit etwa vier Jahren im Bundestag vertreten, gehörte zu den Kritikern der Volkszählung und beteiligte sich mit vielen ihrer Mitglieder an der Kampagne. Am 25. April 1987 durchsuchte die Polizei die Geschäftsstelle der Grünen in Bonn und beschlagnahmte Flugblätter zum Volkszählungsboykott sowie am 30. April wegen des Aufrufs zum Boykott auch die Geschäftsstellen in München und Trier. Aber auch Teile der Gewerkschaften GEW, ÖTV und IG Druck und Papier, der Jugendtag der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau oder der 11. Strafverteidigertag nahmen gegen die Volkszählung Stellung. Selbst Kommunen wie Freiburg und Wülfrath verabschiedeten Resolutionen gegen die Volkszählung oder mussten gar wie Lübeck und Essen auf dem Verwaltungs- und Gerichtsweg zur Durchführung des Zensus angewiesen werden.

Die Kritiker sahen sich durch die staatliche Reaktion auf Boykottaufrufe bestärkt. Volkszählungskritikern wurde ,,Rechtsbruch" (Friedrich Zimmermann) unterstellt, der Verfassungsschutz Niedersachsen beobachtete Jungdemokraten, Jusos und die Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union....

Interessant wäre also, ein Wahlprogramm der Jungliberalen aus jener entlegenen Zeit als Vergleich zu haben.

Also generalisiertes Misstrauen gegenüber "Digitalisierung als staatliches Machtinstrument" bei den Grünen.
Wie das damals tatsächlich im Umfeld der Volkszählungsboykotte aussah, beschreibt der SPIEGEL:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523539.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13524727.html
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

zwingenberger

Inzwischen reagieren auch andere genervt, zum Beispiel die Rheinische Post:

http://www.rp-online.de/politik/deutschland/die-gruenen-was-nicht-ins-weltbild-passt-verbieten-1.3500071?google_editors_picks=true

Das führt zu einer Abwandlung eines alten Witzes: worin unterscheiden sich CDU, SPD, FDP und Grüne?
Bei der CDU ist alles verboten, was nicht erlaubt ist
bei der SPD ist alles erlaubt, was nicht verboten ist
bei der FDP ist alles erlaubt, auch wenn es verboten ist
bei den Grünen ist alles verboten, auch wenn es erlaubt ist.


Ein paar Leckerli aus der grünen Verbots-Wundertüte?

Plastiktüten (ohne die der Hausmüll fast nicht mehr brennbar wäre)
verkaufsoffene Sonntage (die bei Auslandsreisen mit Kind und Kegel ganz gerne in Anspruch genommen werden)
Verkaufszeiten nach 20.00 Uhr (dito)
Fleisch an einem Wochentag in Schulen und Kindergärten (damit die Wurststulle daheim umso besser schmeckt)
Limonade an Schulen (für Fruchtsaft mit noch mehr Zucker pro Volumeneinheit gilt das natürlich nicht)
Fernsehwerbung für Süßigkeiten (dann vergeht der Appetit auf Schokolade von ganz alleine)
die erste Klasse in der Eisenbahn (damit die Besserverdienenden wieder zurück auf die Straße oder in den Flieger gelockt werden)
Provisionen für Finanzdienstleistungen (klar, Dienstleistungen sind Ehrensache)
Versuche an nichtmenschlichen Primaten (gilt anscheinend nicht für menschliche Primaten)
verstärkte Zollkontrolle bei der Einreise aus bestimmten Ländern (passt gut zur angestrebten Liberalisierung des Drogenmarktes)

Und hat man den Löffel abgegeben, ist immer noch keine Ruh:

ZitatDas Bedürfnis, ein nach Grüner Weltanschauung politisch korrektes Verhalten für alle Gesellschaftsbereiche vorzuschreiben, spiegelt sich sogar im neuen NRW-Bestattungsgesetz. Darin werden Ortssatzungen ermöglicht, die die Aufstellung von fair gehandelten Grabsteinen vorschreiben.

Bald sind die reif für einen Wiki-Eintrag.




Robert

ZitatAufstellung von fair gehandelten Grabsteinen vorschreiben

:stirn


Nogro

Zitat von: Robert am 28. Juni 2013, 10:12:00
ZitatAufstellung von fair gehandelten Grabsteinen vorschreiben

:stirn
Sollte nicht die Kompostierung vorgeschrieben werden?
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

zwingenberger

Das mit den Grabsteinen ist wohl etwas kniffliger. Die Satzungsermächtigung sieht nur so aus:

Zitat§ 4
Satzungen

(1) Die Friedhofsträger regeln durch Satzung Art, Umfang und Zeitraum der Nutzung und Gestaltung ihres Friedhofs und dessen Einrichtungen, insbesondere die Aufbewahrung der Toten und der Totenasche bis zur Bestattung, die Durchführung der Bestattung sowie die Höhe der Gebühren oder Entgelte für die Nutzung des Friedhofs und dessen Einrichtungen. Die Friedhofsträger können die Öffnungszeiten auch in anderer Weise bestimmen; in diesem Fall müssen diese am Friedhof ausgehängt werden.

(2) Die Friedhofsträger legen für Erdbestattungen und für Aschenbeisetzungen gleich lange Grabnutzungszeiten fest, die zumindest die sich aus den Bodenverhältnissen ergebende Verwesungsdauer umfassen müssen.

(3) Gebühren, die eine Religionsgemeinschaft für die Benutzung ihres Friedhofs und seiner Einrichtungen erhebt, können im Verwaltungszwangsverfahren beigetrieben werden, wenn die Satzung von der nach § 2 Abs. 1 Satz 2 zuständigen Behörde genehmigt worden ist.

(4) Die Satzungen sind nach den für den Satzungsgeber geltenden Vorschriften öffentlich bekannt zu machen.

Ich vermute mal, dass die Ermächtigung in der Vorgängernorm nicht so weit gefasst war und sich die Absicht, Fair-Trade-Grabstein-Pflichten einzuführen, nur aus der Gesetzgebungsgeschichte entnehmen lässt - weil grün dominierte Stadtverwaltungen da "Bedarf" anmeldeten.

Bloedmann

Heißt das mein Grabstein muß aus den Anden rausgeschlagen und dann via Luftfracht zu meinem Mausoleum gebracht werden?
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Robert

Wahlweise muss ein Grabstein mit Solarzellen bestückt sein.

Ladislav Pelc

Lässt sich ein echter Grüner nicht kompostieren? Obwohl, dabei entstehen pöhse KlimaKillerGase. Also am besten gleich ab in die Biogasanlage. ;D

Bloedmann

Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

MrSpock

Zitat von: Robert am 28. Juni 2013, 11:02:07
Wahlweise muss ein Grabstein mit Solarzellen bestückt sein.

In Marburg ganz bestimmt: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/zoff-ueber-oekodiktatur-marburg-ist-bald-ueberall-a-771530.html

ZitatZwar soll die Sanierungspflicht kommen. Doch bei Verstößen, erklärt er auf Nachfrage, werde es keine Geldstrafen geben. Stattdessen setzt der Bürgermeister auf die deutsche Obrigkeitshörigkeit.

Von der Anzahl von Stellplätzen bis zur Dachfarbe gebe es in Marburg schließlich jede Menge Vorschriften, sagt Kahle. Mit Zwang müssten die fast nie durchgesetzt werden: "Wenn wir Bauherren oder Handwerkern sagen, das ist so vorgeschrieben, dann sagen die normalerweise: Gut, dann machen wir es eben so." So könne es auch mit der Solarpflicht laufen.

Übersetzt heißt das: Egal, ob das mit den geltenden Gesetzen konform ist oder nicht. Wir bauen darauf, dass der deutsche Hausbesitzer Kerndoof ist und seine Rechte nicht kennt. Daher sind wir mit der Öko-Diktatur so erfolgreich!
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.