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Bibeltreue Biologen - Kreationismus in deutschen Schulen

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Begonnen von Monteverdi, 06. Oktober 2012, 19:49:23

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Monteverdi

Vorgestern gab es im Deutschlandfunk einen kurzen Bericht (5 Min.) zum Kreationismus an deutschen (Hoch-)Schulen.

Aufhänger war eine Untersuchung der TU Dortmund, nach der ca. 10% der Biologiestudenten Darwins Erkenntnisse ablehnen (Datum der Studie wurde nicht genannt).

Der Bericht hebt hervor, dass es zwar nur eine kleine Gruppe ist, die insb. Schulen mit kreationistischen Gedankengut unterwandert, diese ist aber gut organisiert und wird großzügig von entsprechenden US-amerikanischen Gruppen finanziert. So finden sich evolutionskritische Bücher der Studiengemeinschaft Wort und Wissen bereits in vielen Schulbibliotheken.

Hier geht es zur Audiodatei:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/10/04/dlf_20121004_1435_cb7acd76.mp3
Der Bericht beginnt bei ca. 10:30, leider ist er nicht als eigene Datei verfügbar.

Zum selben Thema gibt es ebenfalls von Armin Himmelrath einen Kommentar auf der Seite von WDR5, der sich in weiten Teilen mit dem o.a. Radiobeitrag deckt:
http://www.wdr5.de/thementage/fundamentalismus/kreationismus.html

Ich frage mich: was kann man dagegen tun?

Sir David Attenborough

Das Thema ist nicht neu. Der WDR hat 2009 dazu schon einmal einen ähnlichen Beitrag gebracht. Und eine gute Seele hat den konserviert. Wobei es damals eigentlich mehr um religiöse Privatschulen an sich ging, die komische Dinge lehren.

Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=Ydfg8cGLLn4

Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=IH_OtPICA54&feature=relmfu

Teil 3: http://www.youtube.com/watch?v=aFpvi0pbIMQ&feature=relmfu

Viel Spaß beim Gruseln.


Schönen Gruß

Sir David Attenborough

Der Schusswaffenexperte im Forum

Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.

bayle

Nach kurzer Googelei bin ich hier gelandet:
http://www.springer.com/life+sciences/evolutionary+%26+developmental+biology/book/978-3-642-02227-2
Kapitel 2, Evolution und Kreationismus in Europa, Dittmar Graf und Christoph Lammers, kann auch frei heruntergeladen werden:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642022272-c2.pdf?SGWID=0-0-45-1003144-p173959986
Da ist Deutschland auf ca 2 Seiten abgehandelt. Klingt jetzt noch nicht wirklich beunruhigend.

anka

Wir hatten schon in den 1990ern Kreationismus im Biologie-Unterricht (normales staatliches Gymnasium). Ich wusste damals als Schüler nur nichts damit anzufangen. Der Initiator davon war allerdings nicht unsere Biologie-Lehrerin, sondern eine Gruppe von sehr christlichen Mitschülern, die uns eine "andere Sichtweise" neben der Evolutionstheorie zeigen wollte.

Seytharion

Hmm, im zweiten Link in bayles Post fand ich den Namen Scheven, die mir aus folgenden Gründen auffiel:

Erst vor ein paar Tagen hatte ich mal in der Unibibliothek nach Büchern zu einem Thema im Bereich Geographie und Geologie gestöbert,
als mir der wunderlich anmutende Titel "Vor uns die Sintflut" auffiel. Ein kurzer Blick auf die Außen- und Innenseite des Einbandes bestätigte meine Vermutung,
dass der Buchinhalt und der Autor merkwürdig sind:
-Erwähnung eines Fundes, der angeblich ~12.500 Jahre alt sein soll, aber es ist nicht (vermutlich hat Scheven die Beweise ignoriert oder/und es handelt sich um cherry-picking, um DEN Beweis gegen die Evolutionstheorie usw. zu konstruieren)
-weiterhin wird erwähnt, dass der Autor erst Anhänger der Evolutionstheorie war, bevor er die Wahrheit Gottes kennengelernt habe (ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, aber es reichte aus, damit bei mir der "Oh nein, noch einer, der "DIE Wahrheit TM" gefunden hat!"-Alarm geläutet hat :D)

Eine Suche im Internet hat dann auch gezeigt, dass der Typ anscheinend mehrere Bücher mit ähnlichem Inhalt geschrieben hat:
http://ag-evolutionsbiologie.de/app/download/3689843302/scheven-wer-ihrer-achtet.html
Laut ihm ist die Erde nicht etwa ca. 6000 Jahre alt, wie man es von anderen Kurzzeitkreationisten kennt, sondern nur 3000 Jahre (wer bietet weniger :D?).

Ansonsten hat die Internetsuche bei der Unibibliothek ergeben, dass es auch ein paar Bücher vom Wort und Wissen Verlag gibt, wobei die allesamt aus den 70ern bzw. frühen 80ern stammen. Inwiefern das eine Bedrohung ist, kann ich nicht beurteilen, zumal man solche Bücher u.a. dafür nutzen könnte, Arbeiten darüber zu schreiben, wie Kreationisten argumentieren und welche Tricks sie dabei anwenden, um ihre Weltsicht zu unterstützen. Desweiteren habe ich noch von keinem Dozenten gehört, der solches Gedankengut hier an der Uni verbreiten würde. Nichtsdestotrotz ist es bedenklich, wenn Leute wie der Typ im Deutschlandfunk Beitrag mit solchen Thesen (mit der Extraportion Hitlervergleich) hausieren gehen bzw. sie an Schulen usw. vertreten.

Wie man dagegen vorgehen kann? Hmm, im Falle einer Uni vielleicht zumindest erstmal Personen aus dem gleichen Fachbereich usw. auf das Problem aufmerksam machen (wobei die Kollegen vermutlich sowieso schon seit einer ganzen Weile darüber Bescheid wissen dürften). Wie sowas dann weitergehen würde, wüsste ich aber auch nicht (d.h. ob die entsprechende Person dann nicht mehr lehren dürfe oder ob es darauf hinauslaufen würde, dass sie sich mit solchen Äußerungen zurückhalten solle).

uther

Zitat von: anka am 06. Oktober 2012, 21:49:59
Wir hatten schon in den 1990ern Kreationismus im Biologie-Unterricht (normales staatliches Gymnasium). Ich wusste damals als Schüler nur nichts damit anzufangen. Der Initiator davon war allerdings nicht unsere Biologie-Lehrerin, sondern eine Gruppe von sehr christlichen Mitschülern, die uns eine "andere Sichtweise" neben der Evolutionstheorie zeigen wollte.
So eine Mitschülerin hatte ich auch...

Skrzypczajk

Zitat von: Seytharion am 06. Oktober 2012, 22:55:35
Hmm, im zweiten Link in bayles Post fand ich den Namen Scheven

Zu Joachim Scheven gibt es jetzt ein bisschen im Wiki: http://psiram.com/ge/index.php/Joachim_Scheven

P.Stibbons

Ich erinnere mich an eine Podiumsdiskussion zwischen Werner Gitt und Manfred Eigen im Großen Hörsaal... sehr peinlich für Gitt... ich habe mich damals schon gewundert, wie jemand eine so unrealistische Selbsteinschätzung haben kann, sich ausgerechnet mit einem Nobelpreisträger messen zu wollen...

Vor allem bei solchen Sätzen
ZitatAn keiner Stelle in der Bibel gibt es Hinweise darauf, dass der Schöpfungsbericht anders als ein Tatsachenbericht zu verstehen sei.
krieg ich regelmäßig die Pimpernellen... ::)

Das zeugt von so grundlegendem theologischen Unverständnis und Unwissen, dass es schon fast wieder komisch ist.

http://www.werner-gitt.de/index.php?lang=de

celsus

Zitat von: Skrzypczajk am 09. Oktober 2012, 09:12:47
Zu Joachim Scheven gibt es jetzt ein bisschen im Wiki: http://psiram.com/ge/index.php/Joachim_Scheven

Oh, ganz frisch, der Artikel.
Der Herr ist mir ja bisher noch überhaupt nicht aufgefallen.

ZitatJoachim Scheven (geb. 1932, Güstrow) ist ein promovierter ehemaliger Biologielehrer
vs.
ZitatBeispielsweise behauptet er, "die" Eiszeit (tatsächlich gab es mehrere) habe vor etwa 1500 Jahren stattgefunden, habe 300 Jahre gedauert und sei durch Hagelfälle verursacht worden.

Gotteswahn macht Hirnpüree.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Seytharion

@Skrzypczajk:

Ja, der Artikel ist mir auch aufgefallen, als ich mal unter der Rubrik "neueste oder kürzlich überarbeitete Artikel" geguckt habe. Gut, dass der nun ebenfalls drin ist.
Das Beste an der ganzen Sache ist immer noch die Behauptung mit den 3000 Jahren, die ich im vorherigen Post erwähnt habe :D.

@Stibbons:

Auweia, die Inhalte der pdf Dateien von diesem Werner Gitt scheinen ja sehr obskur zu sein. Ich bin unabhängig von deinem Link durch seine Seite auf der gleichen Datei namens "Die zehn Gefahren der Theistischen Evolutionslehre" gelandet und frage mich, wie man auf soetwas überhaupt kommen kann (sieht für mich eher nach dem Motto: "Oh nein, Leute, die die Bibel nicht wortwörtlich auslegen! Wir werden alle sterben!!!einself!!!" aus). Zumal er z.B. an einer Stelle angibt, dass man das Alter der Erde nicht exakt anhand der Stammbäume in der Bibel berechnen kann und auf der anderen Seite meint, dass es keine physikalische Grundlage für die Milliarden von Jahren, die die Erde und das Universum alt sind, gebe (dazu muss man ja sämtliche Datierungsmethoden als Unsinn abtun).
Vermutlich hält er alle Personen (hmm, was er wohl von Atheisten usw. hält?), die nicht / nicht wortwörtlich an die Inhalte der Bibel glauben, für verlorene Seelen oder so :D.