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"Ernsthafte" Beschäftigung mit (angeblich) "paranormalen" Phänomenen?

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Begonnen von T-M, 12. Dezember 2010, 15:21:50

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T-M

Angestoßen vom GfA-Thread, aber so weit unabhängig davon, dass ich einen eigenen Thread für sinnvoll halte (wenn ich mich irre, bitte zusammenlegen), mache ich mir Gedanken darüber, wie unsinnig/unwahrscheinlich etwas sein darf, damit man in diese Hinsicht noch "seriöse" Forschung betreiben kann. Ginge man davon aus, dass alles bereits geklärt sei und es nichts Unerklärtes mehr gäbe, wäre das das Ende der Wissenschaft. Aber ist es "legitim", auch als völlig widersinnig angesehene Dinge zu erforschen (z. B. Parapsychologie, Geistererscheinungen etc.)? Oder lässt man dem damit zu viel Aufmerksamkeit zukommen und läuft Gefahr, in eine Pseudowissenschaft zu geraten?

Um mal ein Beispiel zu liefern: Ich habe (schon länger her) mal eine "Lichterscheinung" gesehen, die eventuell ein Kugelblitz gewesen sein könnte. Das ist jetzt kein wirklich "paranormales" Phänomen, aber zumindest eins, das weitestgehend ungeklärt und dessen bloße Existenz fraglich und hauptsächlich durch Anekdoten und Berichte von Einzelfällen "belegt" ist. Ich habe das später einigen Leuten mitgeteilt, die sich mit diesem Phänomen beschäftigen. War das aus heutiger Sicht richtig? Habe ich einen (natürlich ziemlich kleinen) Beitrag zur Erforschung eines noch unerkannten Phänomens oder eher zur Aufrechterhaltung eines bloßen Mythos geleistet?

Bei wirklich als angeblich "paranormal" bezeichneten Phänomenen (Kornkreise, UFOs aber auch Geistererscheinungen etc.) würde sich die Frage natürlich erst recht stellen.

In wie weit ist es sinnvoll, sich mit derartiegen Dingen ernsthaft auseinander zu setzen? Ist schon die ernsthafte Beschäftigung damit zu viel Anerkennung für derartige Dinge, oder wäre anderherum die konsequente Weigerung, sich mit so etwas zu befassen, weil es unsinnig scheint, am Ende gar Dogmatismus?

Quantenengel

Nehmen wir mal Kornkreise als Beispiel, denn die gibt's ja wirklich.

Ein Ufo-Gläubiger würde sagen: "Wow, sie sind da!"
Ein Wissenschaftler würde sagen: "Ist ja interessant, wo kommt das her?" (und wahrscheinlich feststellen, dass es ein Studentenstreich ist)

Wenn der Kram "aus Prinzip" niemals untersucht worden wäre, was meinst du, was dann los wäre?

Ebenso wie die Wünschelruten- und Geistheiler-Experimente, die ja bislang erwartungsgemäß alle negativ verliefen.


Graumagier

Zitat von: T-MIn wie weit ist es sinnvoll, sich mit derartiegen Dingen ernsthaft auseinander zu setzen?
Prinzipiell schon sinnvoll. Jedoch ist es so dass über die meisten "übersinnlichen Phänomene" bereits ein ganzer Berg an Literatur existiert, so dass man sich die Arbeit oftmals sparen kann. Ansonsten gibt es natürlich eine ganze Reihe prominenter Skeptiker, die sich z.B. mit Geistererscheinungen beschäftigen und das nicht vorrangig mit dem Ziel des "Debunkings" tun, sondern schlicht mit dem Interesse daran, die Hintergründe aufzuklären.

Kavenzmann

Forschungsinteresse ist m.E. primär nicht eingeschränkt. Wen ein "Phänomen" interessiert, der untersucht es. "Zuviel" Interesse kann es daher eigentlich nicht geben; wen es interessiert, der nimmt am Diskurs teil, wen es nicht interessiert, der geht weiter.

Um jedoch dem Irrationalismus contra zu bieten neige ich eher dazu, im Stil der myth-busters sich nicht selbst in der Auswahl der untersuchten Phänomene einzuschränken. Den Rest regelt der Markt.

Belbo

Klar wäre es schön wenn man alle "paranormalen" Phänomene untersuchen und wiederlegen könnte. Um sich nicht zu verzetteln sollte man m.E. die echten Spinner "ich bin Napoleon" und alle Dinge die mit unseren Methoden nicht wiederlegbar sind "es gibt einen Gott" hinten anstellen.

lg
Belbo

Adromir

Leider klappt das mit dem Widerlegen schon erkenntnistheorethisch schon sehr schlecht. Da gilt der Spruch "The absence of evidence is not the evidence of absence". Deswegen liegt die Beweislast eigentlich bei demjenigen, der etwas postuliert und nicht bei dem, der es bezweifelt.

71hAhmed

Zitat von: T-M am 12. Dezember 2010, 15:21:50
In wie weit ist es sinnvoll, sich mit derartiegen Dingen ernsthaft auseinander zu setzen? Ist schon die ernsthafte Beschäftigung damit zu viel Anerkennung für derartige Dinge, oder wäre anderherum die konsequente Weigerung, sich mit so etwas zu befassen, weil es unsinnig scheint, am Ende gar Dogmatismus?

Sicher ist es grundsätzlich sinnvoll, auch erstmal (scheinbar) unsinniges ernsthaft und nach wissenschaftlichen Kriterien zu überprüfen, ansonsten verbaut man sich die Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung (auch der Nachweis eines Irrweges hilft da weiter).
Ich erinnere hier nur mal an die Reaktionen der etablierten Mediziner auf die Erkenntnisse des Herrn Dr.Semmelweis oder die anfänglichen Stimmen zur Quantenphysik.
Die Beschäftigung mit solchen Themen an sich ist ja eigentlich noch keine Anerkennung des Behaupteten, allerdings wird das dann von den Anhängern dieser "Theorien" gerne so dargestellt.
Abgesehen davon ist es wohl auch manchmal schwierig, zwischen Pseudo- und Protowissenschaft zu unterscheiden, solange man nichts untersucht, weil es etwas bescheuert zu sein scheint.

Zitat von: Adromir am 07. Januar 2011, 21:53:04
Leider klappt das mit dem Widerlegen schon erkenntnistheorethisch schon sehr schlecht. Da gilt der Spruch "The absence of evidence is not the evidence of absence". Deswegen liegt die Beweislast eigentlich bei demjenigen, der etwas postuliert und nicht bei dem, der es bezweifelt.
Zumindest müsste der Postulierende wenigstens seinen "Versuchsaufbau" soweit offenlegen, dass andere die Möglichkeit haben, das ganze nachzuvollziehen.