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Sind Eso-Opfer selbst schuld?

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Begonnen von Skeptomai, 20. Juni 2010, 01:13:41

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Skeptomai

Mich beschäftigt ein Thema zu dem ich gerne eure Meinungen lesen würde.

Ich bin schon öfter der Auffassung begegnet, wer auf offensichtliche Eso-Scharlatane reinfällt, sei selbst schuld, denn "Blödheit gehört sich gestraft!" Ich kann mich mit dieser Sichtweise nicht so recht anfreunden, denn dadurch wird meiner Meinung nach das unethische Treiben der Scharlatane verharmlost, ihnen wird geradezu ein Freibrief ausgestellt. Sicher gibt es Fälle, in denen die Abzocke nur durch eine wirklich haarsträubende Dummheit von Seiten des Opfers möglich wurde. Dann kann man dem Opfer auch vorwerfen, es hätte besser aufpassen und nicht so leichtgläubig sein sollen. Aber kann man dem Opfer wirklich die Schuld (oder eine Teilschuld) zuweisen? Wie seht ihr das?

Suppe

Naja, diese Frage wurde ja gestern oder vorgestern schon heiß im Blog diskutiert. Ich persönlich denke, daß man stark differenzieren muß. Es gibt m.E. drei Gruppen von Menschen, die sich von Scharlatanen einlullen lassen.
Die einen sind Menschen, die mit der Welt per se unzufrieden sind und eine äußerst narzistische Persönlichkeit besitzen. Sie sind der Ansicht, mit einem radikalen Brechen aller bisherigen Konventionen (wenn man auch den Rationalismus als Konvention ansieht), würde die Welt zu einem besseren Ort. Diese Personen sind, so sie denn eine ordentliche Ausbildung genossen haben und keine psychischen Störungen bei Ihnen vorliegen, sicherlich selbst schuld und es sind gefährliche fanatische Eiferer.
Die andere Gruppe ist diejenige, die sich später Profit von der ganzen Sache verspricht (Sie zahlen an Scharlatane viel Geld für Seminare etc. und wollen später selbst einen Teil vom Kuchen abbekommen).  Diese Personen, so sie denn irgendwann mal auf der "Verliererseite" stehen, sind ebenfalls selbst schuld an ihrer Situation und mein Bedauern hält sich da in Grenzen.
Die letzte Gruppe bilden die Menschen, die durch Schicksalsschläge in eine Situation geraten, in der sie nach jedem Strohalm greifen, um Ihr Leiden erträglicher zu machen. Dies ist m.E. eine Gruppe, die wirklich Unterstützung verdient und nicht noch ausgelacht gehört. Ich bin zwar kein Psychater oder Psychologe, aber ich denke daß ein großer Teil dieser Personen professionelle Hilfe für die Lebenskriesenbewältigung bräuchte (so traurig es auch sein mag, daß hier sämtliche sozialen "Sicherungssysteme" im persönlichen Bereich versagt zu haben scheinen).



PS: Achja, es gibt natürlich noch den Personenkreis, der aufgrund von Bildungsarmut und mangelden kognitiven Fähigkeiten auf sowas reinfällt. Diese Personen werden aber selten Ihre Existenz damit ruinieren. Dieser Personenkreis ist natürlich am schwierigsten zu beurteilen. Einerseits sind Sie selber schuld, da sie sich nicht bilden, bevor Sie handeln. Andererseits besteht ihrer Ansicht nach das Weiterbilden darin, die Pseudofachliteratur der Scharlatane zu lesen, was auf ein erhebliches Defizit auf die kritische Urteilsfähigkeit im Hinblick auf Quellen, sowie auf eine Unfähigkeit (bzw. einem Unwillen) zur eigenen Quellenrecherche hindeutet. Dieser Personenkreis ist m.E. aber meist nicht so gefährdet, sich durch so einen Unsinn zu ruinieren, es sei denn, es kommen andere Faktoren der anderen Gruppen hinzu.  

71hAhmed

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Zitat von: Suppe am 20. Juni 2010, 10:51:10
Die einen sind Menschen, die mit der Welt per se unzufrieden sind und eine äußerst narzistische Persönlichkeit besitzen. Sie sind der Ansicht, mit einem radikalen Brechen aller bisherigen Konventionen (wenn man auch den Rationalismus als Konvention ansieht), würde die Welt zu einem besseren Ort. Diese Personen sind, so sie denn eine ordentliche Ausbildung genossen haben und keine psychischen Störungen bei Ihnen vorliegen, sicherlich selbst schuld und es sind gefährliche fanatische Eiferer.

Die sind keine Opfer, sondern gründen ganz schnell eine Sekte/Partei/Kirche und retten die Welt. Besser wären die aber irgendwo aufgehoben, wo sie sich nur noch gegenseitigt bekehren können.

ZitatDie andere Gruppe ist diejenige, die sich später Profit von der ganzen Sache verspricht (Sie zahlen an Scharlatane viel Geld für Seminare etc. und wollen später selbst einen Teil vom Kuchen abbekommen).  Diese Personen, so sie denn irgendwann mal auf der "Verliererseite" stehen, sind ebenfalls selbst schuld an ihrer Situation und mein Bedauern hält sich da in Grenzen.

Selber Schuld, weil sie eigentlich wissen,auf was sie sich einlassen.

ZitatDie letzte Gruppe bilden die Menschen, die durch Schicksalsschläge in eine Situation geraten, in der sie nach jedem Strohalm greifen, um Ihr Leiden erträglicher zu machen. Dies ist m.E. eine Gruppe, die wirklich Unterstützung verdient und nicht noch ausgelacht gehört. Ich bin zwar kein Psychater oder Psychologe, aber ich denke daß ein großer Teil dieser Personen professionelle Hilfe für die Lebenskriesenbewältigung bräuchte (so traurig es auch sein mag, daß hier sämtliche sozialen "Sicherungssysteme" im persönlichen Bereich versagt zu haben scheinen).

Da gebe ich dir vollkommen recht, manchmal würde es schon helfen, wenn die Umgebung aufmerksamer wäre und wirklich mal auf andere eigehen würde.

ZitatPS: Achja, es gibt natürlich noch den Personenkreis, der aufgrund von Bildungsarmut und mangelden kognitiven Fähigkeiten auf sowas reinfällt. Diese Personen werden aber selten Ihre Existenz damit ruinieren. Dieser Personenkreis ist natürlich am schwierigsten zu beurteilen. Einerseits sind Sie selber schuld, da sie sich nicht bilden, bevor Sie handeln. Andererseits besteht ihrer Ansicht nach das Weiterbilden darin, die Pseudofachliteratur der Scharlatane zu lesen, was auf ein erhebliches Defizit auf die kritische Urteilsfähigkeit im Hinblick auf Quellen, sowie auf eine Unfähigkeit (bzw. einem Unwillen) zur eigenen Quellenrecherche hindeutet. Dieser Personenkreis ist m.E. aber meist nicht so gefährdet, sich durch so einen Unsinn zu ruinieren, es sei denn, es kommen andere Faktoren der anderen Gruppen hinzu. 

Man kann niemandem vorwerfen, wenn seine geistigen Fähigkeiten eher am unteren Ende der Skala liegen. Eine wirkliche Beschäftigung mit den Grundlagen, die von Esos ausgebeutet werden, setzt leider eine gewisse Intelligenz und auch Bildung voraus und solange gerade auf Seiten der Wissenschaft wenig Bereitschaft besteht, auch mal für "Normalos" verständlich zu schreiben (soweit möglich), können die Vereinfacher halt auch Kapital daraus schlagen. Und solange in der Schule nicht wirklich Wert auf Allgemeinbildung und Denken lernen gelegt wird,kann sich da auch nicht viel ändern.

herzlich

Das es um "Schuld" in diesem Blog, geht, muss ich schon bemerken, dass es Schuld im Sinne der Freiheit nicht gibt!
Seit 2004, ist diese Berufsgruppe insofern geschützt, dass sie sich auf die empfangenen Botschaften von "oben" beruft. Da das alles ja staatlich gefördert und als Gewerbe gilt, kann es eine Schuldfrage im klassischen Sinn gar nicht geben?! Die Politik, mit dem Bundesverfassungsunikum, hat beschlossen, dass es für die Gesellschaft insgesamt offensichtlich billiger kommt, wenn diese Menschen ihre Neurosen einfach ausleben können! Das gilt natülich für beide Seiten, Anbieter wie Kunden!
Wie heisst es doch so schön im Verkaufstraining: "Schafe gehören geschoren!" Schade dass eine Gesellschat soweit ins Mittelalter zurückgescheudert wird.
Doch denken muss unendliche Kopfschmerzen verursachen, sonst gäbe es das nicht in diesem Ausmaß, die Politiker sind ja nur ein Abbild der Gesellschaft, offensichtlich kein gutes!

Bionic

Zitat von: Skeptomai am 20. Juni 2010, 01:13:41
Ich bin schon öfter der Auffassung begegnet, wer auf offensichtliche Eso-Scharlatane reinfällt, sei selbst schuld, denn "Blödheit gehört sich gestraft!" Ich kann mich mit dieser Sichtweise nicht so recht anfreunden, denn dadurch wird meiner Meinung nach das unethische Treiben der Scharlatane verharmlost, ihnen wird geradezu ein Freibrief ausgestellt.
Das kann man glaub ich nicht so paschal beantworten. Aber nur weil sie selbst Schuld wären, wären deshalb die Verbrechen der
Esoteriker immer noch Verbrechen!

Irian

Imho ist das auch nicht anders als bei gewöhnlichem Betrug: Selbst wenn das Opfer sein Gehirn abgegeben hat, macht das die Tat kein bisschen besser.