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Interessantes Interview zu Energiespeichern/Energiewende

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Begonnen von Dunkelzahn, 10. Mai 2016, 22:25:44

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Scipio

Zitat von: Groucho am 10. Mai 2016, 22:36:23
Zitat von: Dunkelzahn am 10. Mai 2016, 22:25:44
http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/11496227/Die-Welt-der-Energie-wird-deutlich-bunter/

Ziemlich gut!

In der Tat.

Aber das ganze bleibt ja ein langfristiges Projekt. Wäre es zur Reduktion der CO²-Emission der Energieerzeugung nicht sinnvoll das entstehende CO² einfach weiterzuverarbeiten, quasi als "Sofortmaßnahme"?  Man könnte doch z.B.: Cyanobakterien damit züchten und diese dann weiterverarbeiten.
Kurz gesagt kurz gesagt ein Perspektivenwechsel vom "Problemgas" zu Rohstoff?   

Groucho

Zitat von: Scipio am 14. Mai 2016, 17:37:30
Aber das ganze bleibt ja ein langfristiges Projekt. Wäre es zur Reduktion der CO²-Emission der Energieerzeugung nicht sinnvoll das entstehende CO² einfach weiterzuverarbeiten, quasi als "Sofortmaßnahme"?  Man könnte doch z.B.: Cyanobakterien damit züchten und diese dann weiterverarbeiten.
Kurz gesagt kurz gesagt ein Perspektivenwechsel vom "Problemgas" zu Rohstoff?

Das wirklich große Problem ist: Was eine ansich theoretisch logische Folgerung ist, funktioniert in einer ökonomischen Skalierung damit noch lange nicht. Es ist sehr schade, dass man sich mit diesem Thema eigentlich den Mund fuselig redet, damit aber meist auf keinerlei Verständnis stößt. Es geht eben nur das, was geht, und dabei auch noch wirtschaftlich funktionieren kann.

Scipio

Zitat von: Groucho am 14. Mai 2016, 20:34:17
Das wirklich große Problem ist: Was eine ansich theoretisch logische Folgerung ist, funktioniert in einer ökonomischen Skalierung damit noch lange nicht. Es ist sehr schade, dass man sich mit diesem Thema eigentlich den Mund fuselig redet, damit aber meist auf keinerlei Verständnis stößt. Es geht eben nur das, was geht, und dabei auch noch wirtschaftlich funktionieren kann.

Das ist natürlich ohne Zweifel richtig.

celsus

Zitat von: Scipio am 14. Mai 2016, 20:46:25
Das ist natürlich ohne Zweifel richtig.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Energieversorgung bzw. Umweltschutz ist ja nicht ausschließlich Sache der Wirtschaft. Vor 30 Jahren spielten wirtschaftliche Aspekte bei der Energieversorgung sogar eine sehr untergeordnete Rolle. Manche Sachen müssen eben mit Steuermitteln gefördert werden, damit sie überhaupt umsetzbar sind. Bei Wind, Solar, Biogas und einigen anderen Energieformen ist es ja auch nicht anders. Ohne Gesetze und steuerliche Anreize hätten wir auch bis heute noch keine Katalysatoren im Auto, weil das eben keinen wirtschaftlichen Vorteil bringt.

Also muss man erst mal schauen, ob und welche CO²-Maßnahmen überhaupt sinnvoll und umsetzbar sind. Dazu braucht es Forschungsförderung. Und irgendwann kommt dann vielleicht ein Ergebnis raus, mit dem sich auch wirtschaftlich was machen lässt, und wenn es nur die weitere Verschiebung von Steuergeldern an Konzerne ist, weil die Lobbyisten fleißig und spendabel waren.  ;)
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Groucho

Zitat von: Scipio am 14. Mai 2016, 20:46:25
Zitat von: Groucho am 14. Mai 2016, 20:34:17
Das wirklich große Problem ist: Was eine ansich theoretisch logische Folgerung ist, funktioniert in einer ökonomischen Skalierung damit noch lange nicht. Es ist sehr schade, dass man sich mit diesem Thema eigentlich den Mund fuselig redet, damit aber meist auf keinerlei Verständnis stößt. Es geht eben nur das, was geht, und dabei auch noch wirtschaftlich funktionieren kann.

Das ist natürlich ohne Zweifel richtig.

Und was könnte man daraus lernen?

Groucho

Zitat von: celsus am 14. Mai 2016, 22:56:22
Dazu braucht es Forschungsförderung.

Genau. Und keine Festlegung weniger Technologien, die politisch festgelegt nur im Betrieb subventioniert werden.

Let's forsch.

Dunkelzahn

Ich denke, dass nun doch schon auch Tatsachen geschaffen wurden, die ohne Förderung nicht/nicht so schnell zustande gekommen wären.

Am 8. Mai haben Erneuerbare in Deutschland so viel Energie produziert, dass der Strompreis für mehrere Stunden negativ war. Das mag man nun als Anlass zum Weinen oder Feiern nehmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich solche Ereignisse wiederholen und sogar noch häufen werden. (Jetzt mal abgesehen vom kurzfristigen "der Sommer kommt noch"). Solar hat Netzparität ( https://de.wikipedia.org/wiki/Netzparit%C3%A4t ) erreicht, mit immer noch fallenden Kosten der Anlagen. Das ist für mich der springende Punkt.

Im Wikipedia-Artikel zu Netzparität finden sich auch einige Zeilen zu den Auswirkungen, wie eben steigender Strompreis "für den Rest" und welche Maßnahmen angedacht sind. Aber wie gesagt, der Trend wird sich fortsetzen, da es ja unter ständig wachsenden Rahmenbedingungen für den "Einzelnen" rentabel ist, selbst Solar aufzustellen.

Ich hatte in letzter Zeit viel mit Energieproduzenten zu tun, dort herrscht auch eine gewisse, hmm, Unsicherheit, aber die Branche ist komplett im Umbruch. Da sind alle Ebenen betroffen, vom Marketing, dass den Leuten sagt, "Heh, wir sind eure Infrastruktur, wegen uns habt ihr seit Jahrzehnten Licht", über den Techniker, der die Leitungen am Laufen hält bis hin zur Chefetage, die neue Strategien braucht und auch mit der Politik verhandeln muss.

Die Energiewende ist da. So wie eine Fliegenklatsche. Ich bin trotzdem optimistisch. Wir hatten Malthus, der den Tod von Milliarden vorausgesagt hat, aber dann kam Borlaug. Das mag jetzt Technikvertrauen sein, aber das Problem ist nicht unlösbar. Wir müssen da keine Gesetze der Physik brechen. Es gibt viele Stellschrauben zur Verbesserung und speziell bei Batterien hat sich in den letzten Jahren massiv viel getan.

Die Frage ist IMHO nur, wie rumpelig die Fahrt wird.

Groucho

Zitat von: Dunkelzahn am 15. Mai 2016, 08:25:20
Ich denke, dass nun doch schon auch Tatsachen geschaffen wurden, die ohne Förderung nicht/nicht so schnell zustande gekommen wären.

Unzweifelhaft. Das war quasi ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Sicher wie Bundesanleihen bei bester, kalkulierbarer Rendite.

Zitat
Am 8. Mai haben Erneuerbare in Deutschland so viel Energie produziert, dass der Strompreis für mehrere Stunden negativ war. Das mag man nun als Anlass zum Weinen oder Feiern nehmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich solche Ereignisse wiederholen und sogar noch häufen werden. (Jetzt mal abgesehen vom kurzfristigen "der Sommer kommt noch"). Solar hat Netzparität ( https://de.wikipedia.org/wiki/Netzparit%C3%A4t ) erreicht, mit immer noch fallenden Kosten der Anlagen. Das ist für mich der springende Punkt.

Das Problem an der Diskussion ist immer wieder, dass man zwischen einer betriebs- und volkswirtschaftlichen Sicht nicht klar genug trennt. Was bei ersterm funktioniert, kann bei zweiterem recht düster ausschauen. Und klar werden sich diese Ereignisse häufen, je mehr Leistung installiert ist. Der Haken ist ja nur, dass, solange es keine bezahlbaren und in den Großbereich skalierbare Speichertechniken vorhanden sind, immer noch eine parallele Versorgung bereit stehen muss, die ihrerseits kostentechnisch völlig unrentabel sind. Die Energieversorger wollen ja dauernd Kraftwerke stillegen, aber sie dürfen nicht, weil systemrelevant. Bestes Beispiel (wie schon öfters erwähnt) Irsching 3, das vermutlich modernste und effektivste Gaskraftwerk der Welt, ist nie wirklich in Betrieb gegangen, weil es sich nicht rechnet, weil zuwenig Betriebsstunden zusammenkommen.   

Zitat
Im Wikipedia-Artikel zu Netzparität finden sich auch einige Zeilen zu den Auswirkungen, wie eben steigender Strompreis "für den Rest" und welche Maßnahmen angedacht sind. Aber wie gesagt, der Trend wird sich fortsetzen, da es ja unter ständig wachsenden Rahmenbedingungen für den "Einzelnen" rentabel ist, selbst Solar aufzustellen.

Naja, wäre man zynisch, könnte man sagen, wenn der Strompreis mal so gegen 1-2 Euro/kWh geht, rechnet sich das so langsam, ohne Subventionen.

Zitat
Ich hatte in letzter Zeit viel mit Energieproduzenten zu tun, dort herrscht auch eine gewisse, hmm, Unsicherheit, aber die Branche ist komplett im Umbruch. Da sind alle Ebenen betroffen, vom Marketing, dass den Leuten sagt, "Heh, wir sind eure Infrastruktur, wegen uns habt ihr seit Jahrzehnten Licht", über den Techniker, der die Leitungen am Laufen hält bis hin zur Chefetage, die neue Strategien braucht und auch mit der Politik verhandeln muss.

Das Blöde ist halt, die ganze Grundkonzeption wird so nicht aufgehen. Zumindest in D. nicht, mit den beschlossenen Gesetzen. Das Ganze ist tatsächlich eher ein politisches Problem. Die großen Energieversorger gehen immer mehr Richtung Pleite, Gemeinden und Städte, in deren Besitz ein großer Teil der Aktien sind, verlieren gerade fest eingeplante Dividendeneinnahmen, und der Grund für das alles, nämlich CO2-Reduzierung, wird nicht erreicht, was auch völlig logisch ist, in der Konstellation.

Zitat
Die Energiewende ist da. So wie eine Fliegenklatsche. Ich bin trotzdem optimistisch. Wir hatten Malthus, der den Tod von Milliarden vorausgesagt hat, aber dann kam Borlaug. Das mag jetzt Technikvertrauen sein, aber das Problem ist nicht unlösbar. Wir müssen da keine Gesetze der Physik brechen. Es gibt viele Stellschrauben zur Verbesserung und speziell bei Batterien hat sich in den letzten Jahren massiv viel getan.

Malthus hat pessimistische Planspiele mit alberner Linearität gemacht, Borlaug hat Wissenschaft angewandt. mit meiner momentanen Sicht sehe ich mich nicht so sehr auf der Mathus-Schiene. Und ja, das Ganze ist keine physikalische Unmöglichkeit, eher eine ökonomische. Und selbst die ist nicht unmöglich, nur befürchte ich, dass der Preis dafür sehr, sehr hoch sein wird.

Zitat
Die Frage ist IMHO nur, wie rumpelig die Fahrt wird.

Ja. Ich bin zwar wie Du auch ein grundsätzlicher Optimist und "glaube" an Technik und Optimierung, aber in Sachen Energiewende sehe ich deutlich schwärzer, vor allem, wenn ich mir die Kompetenz der Entscheider ansehe. Ich hoffe ja, dass Du Recht haben wirst und ich nicht und wir keiner Deindustrialisierung entgegen sehen.

Sauropode

ZitatIch bin zwar wie Du auch ein grundsätzlicher Optimist

Angesichts solcher in die Region importierten Revoluzzer, die immer noch meinen, der Strom kommt aus der Steckdose und dahinter sind Wind und Sonne Deine Freunde, die keine Rechnung stellen, bin ich, sagen wir es einmal so, skeptisch.