Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Psycholytische Therapie - Rehabilitation durch die Wissenschaft?

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von sulchamin, 24. Juni 2014, 16:02:19

« vorheriges - nächstes »

sulchamin

Nach langen Eiszeiten in Therapie mit psychoaktiven Substanzen wie LSD und MDMA gibt es jetzt endlich wieder zaghafte Schritte, wissenschaftlich die therapeutischen Vorzüge dieser Substanzen zu untersuchen:

http://www.zeit.de/2014/13/lsd-droge-studie

Das doch etwas negativ gezeigte Bild auf eurer Seite Psycholtytische Therapie http://www.psiram.com/ge/index.php/Psycholytische_Therapie
könnte damit durch ein paar Fassetten ergänzt werden.



Belbo

Fast alle Vorteile die dem LSD da angedichtet werden treffen ja irgendwie auf Alkohol auch zu.

pelacani

Zitat von: sulchamin am 24. Juni 2014, 16:02:19
Das doch etwas negativ gezeigte Bild auf eurer Seite
Wir hatten's ja vor kurzem noch mal gecheckt, vgl. http://forum.psiram.com/index.php?topic=12245.0

Aber es wäre doch unwissenschaftlich, wenn wir unsere Meinung nicht im Lichte neuer Evidenz ändern könnten ;). Schauen wir uns also diese neue Evidenz an.
http://journals.lww.com/jonmd/Documents/90000000.0-00001.pdf
Ein  "double-blind, active placebo-controlled, randomized clinical trial" , klingt gut.
ZitatApproximately two thirds of each LSD-assisted experimental session was focused inward with music played to deepen self-awareness and facilitate emotional processing, and one third contained brief conversations. The therapeutic session ended after 8 hours, when the acute effects had subsided, followed by a brief review of the day's experiences.

Cooles setting.  (Um weiter ernstgenommen zu werden, verkneife ich mir den Kommentar, auf den MrSpock hier käme ;))

Nein nein, nicht was ihr denkt, sondern:
ZitatOutcome measures were completed at baseline, 1 week after experimental sessions, 2-month follow-up, and 12-month follow-up.

Und was ist dabei herausgekommen?
ZitatComparison of 2-month and 12-month follow-up results in the subjects who received 200 Kg of LSD in either the blinded sessions or the open-label crossover indicate that the benefits were sustained over time. The mean difference varied only by 0.667 between these assessments, and no significant difference was found with p = 0.825 (two tailed).
...
Even controlling for multiplicity, the reductions in state anxiety were statistically significant 2 months after two experimental sessions of LSD-assisted psychotherapy.
Von dem ganzen Statistik-Teil versteh ich nix, da kann man mir viel erzählen – und da wird mir viel erzählt. Aber man schaue sich die Grafiken an, und:
ZitatIn contrast, two active placebo subjects experienced increases in state anxiety.
In der Kontrollbedingung hat sich also der Zustand verschlechtert. Aber die Kontrollbedingung erhielt auch Psychotherapie - ist Psychotherapie allein also schädlich?

Wieviele Patienten waren übrigens in der Studie drin?
ZitatCompleted 12 month follow up: n = 6
und in der Vergleichsgruppe:
ZitatCompleted 12 month follow up: n = 3
Ach so.

Sicher war die Studie für eine Einzelperson sehr aufwändig und sicher hatte er beträchtliche Widerstände zu überwinden. Dennoch, es wäre möglicherweise verfrüht, die Leitlinienkommissionen zu einer Sondersitzung aus dem Urlaub zusammenzutrommeln.

Nüchtern betrachtet: bei dieser Datenlage würde bei fast jedem anderen Wirkstoff kein müder Hahn danach krähen, das würde nicht mal ein Provinzblatt zur Veröffentlichung annehmen. Was macht das LSD zu so etwas Besonderem? Das Setting?, MrSpock, übernehmen Sie!

Gethen

Ich glaub, deine c&p-Taste hat einen Bug:

ZitatComparison of 2-month and 12-month follow-up results in the subjects who received 200 Kg of LSD

:grins

pelacani

Zitat von: Gethen am 24. Juni 2014, 21:04:42
Ich glaub, deine c&p-Taste hat einen Bug:

ZitatComparison of 2-month and 12-month follow-up results in the subjects who received 200 Kg of LSD

:grins

Da hat wirklich meine Taste schuld: sie hat hinterrücks ein µ zu einem K gemacht.

pelacani

Die Darstellung in der ZEIT finde ich übrigens angemessen subeuphorisch:
ZitatGasser leitete eine Studie, die wenig Überraschendes ans Licht brachte und doch eine Sensation ist – allein weil es sie gibt.
...
Statistisch hat die Studie keine Aussagekraft
...
Wohin die Reise in den Rausch führt, weiß vorher niemand. Genauso wenig, ob die intensiven Erfahrungen der Patienten angenehm sind oder Schlechtes an die Oberfläche bringen. Beides sei Bestandteil des LSD-Trips, sagt Gasser, und lasse sich in der Nachbereitung auffangen.
...
Gasser hat mit seiner Studie die Tür zum wissenschaftlichen Arbeiten mit LSD wieder einen Spalt breit geöffnet.
...
Bis zur Anerkennung von LSD als Medikament ist der Weg aber auch in der Schweiz noch weit.