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Der Schaden Grünen Denkens

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Begonnen von Roadrunner, 04. März 2009, 17:54:15

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Roadrunner

http://debatte.welt.de/kommentare/116090/der+schaden+gruenen+denkens

ZitatDer Schaden Grünen Denkens
von Michael Miersch, Publizist und Autor
04.03.2009 - 16.36 Uhr
Ob mangelnder Malariaschutz oder Verhinderung von Gentechnik. Grünes Denken will die Menschheit retten. Doch der Preis für die Verhinderung des Fortschritts ist hoch. Wer zählt die Ökto-Toten?

Die Masern sind nach Europa zurückgekehrt. Während die Zahl der Maserntoten in den Entwicklungsländern sinkt (2007 waren es 197.000) nimmt sie in einigen Industrieländern wieder zu. Die Veranstalter der Ersten Nationalen Impfkonferenz in Mainz kritisieren ,,schleichende Impfmüdigkeit". Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bemängelt den sinkenden Impfschutz. In Deutschland und der Schweiz wird das Impfen von besonders vielen Eltern abgelehnt.

Was können die Grünen dafür? Vordergründig nichts. Die führenden Köpfe der Partei gehören nicht zu den Impfgegnern. Doch an der Basis überschneiden sich die Milieus. Die von Anthroposophen geführte Bewegung gedeiht in den gleichen bürgerlichen Wohnvierteln im gleichen geistigen Biotop, dessen ideeller Nährboden aus Technikfeindlichkeit, Aberglauben, Zukunftspessimismus und Naturromantik besteht. Eine Mischung, die der holländische Umwelt-Historiker Wybren Verstegen ,,Green Thinking" (Grünes Denken) nennt. Renate Künast und Bärbel Höhn loben die esoterischen Landbauregeln des Rudolf Steiner. Da liegt es ziemlich nahe, auch den medizinischen Teil der Steinerschen Anthroposophie zu glauben.

Der Preis für die Verhinderung des Fortschritts

Längst ist vergessen, dass Joschka Fischer in den 80er-Jahren als hessischer Umweltminister, die Produktion eines besser verträglichen Insulins für Diabetiker jahrelang verhinderte, weil es gentechnisch hergestellt wurde. Die Firma musste nach Frankreich ausweichen, von wo dann das dringend benötigte Insulin importiert wurde. Erst 1999 ging die erste Anlage in Deutschland in Betrieb. Grünes Denken will die Menschheit vor den Risiken neuer Technik retten. Doch der Preis für die Verhinderung des Fortschritts ist meistens wesentlich höher.

Grünes Denken hat sich nicht nur bei den Grünen durchgesetzt, wie man am Erfolg der Gentechnikgegner sieht. Sie behaupten – und es wird ihnen geglaubt – gentechnisch verbesserter Mais habe keinen Vorteil. Die Pflanzen sind jedoch unter anderem deutlich weniger mit Schimmelpilzgiften belastet. Das könnte man durchaus einen Vorteil nennen. Denn in Ländern, in denen die Mais Grundnahrungsmittel ist, werden durch diese Gifte Kinder mit offenem Rücken geboren. Dass die Regierung von Sambia im Jahr 2002 keine amerikanischen Mais-Hilfslieferungen an ihre hungernde Bevölkerung verteilte, weil US-Mais gentechnisch verändert war, wurde aus der Mitte der grünen Bewegung ermuntert und unterstützt.

Der Kampf gegen Gentechnik ist Kernbestand Grünen Denkens

Am ausführlichsten ist der Schaden des Grünen Denkens am Beispiel DDT dokumentiert, eines Pestizids das auf Druck europäischer und nordamerikanischer Gründenker in Entwicklungsländern nicht mehr eingesetzt wurde, um die Malaria zu bekämpfen. Dank DDT sank einst die Zahl der Malariatoten in vielen Ländern von einigen Tausend auf wenige Dutzend. Heute sterben wieder mehr als 1,5 Millionen Menschen pro Jahr an der Tropenkrankheit. Anders als die Bewegungen gegen das Impfen gehörte der Kampf gegen Gentechnik und DDT nicht zum verrückten Rand des Grünen Denkens sondern zum Kernbestand.

Durch seine vermeintliche moralische Überlegenheit besitzt das Grüne Denken im Wettbewerb um die Gunst der Öffentlichkeit erhebliche Vorteile. Als Linker kann man sich nicht mehr an Stalin und Mao vorbeimogeln. Deutsche Konservative leiden bis heute an der Schande, Hitler zur Macht verholfen zu haben. Jede Richtung hat ihre Leichen im Keller, und alle Keller werden hin und wieder von großen Bühnenscheinwerfern ausgeleuchtet. Nur die Grünen haben es geschafft, im Status der Unschuld zu verbleiben. Man stelle sich vor, die Opfer von Masern oder Malaria würden auf das Konto konservativer oder liberaler Ideen gehen. Wie viele Fernsehfilme, Tatort-Krimis und Talkshows hätten sich schon damit beschäftigt?

Die politische Unschärfe des Grünen Denkens führt dazu, dass das Partei-Establishment es nicht nötig hat, sich von Impfgegnern und anderen Extremisten zu distanzieren. Man lächelt gelegentlich über sie, aber hält sie sich gewogen, weil sie einen nicht unerheblichen Teil der Wählerschaft repräsentieren. Cem Özdemir spricht derzeit oft auffallend oft von der ,,Bewahrung der Schöpfung". Man sollte ihn mal fragen, ob Malariakranke, Hungernde oder Diabetiker eigentlich auch zur Schöpfung gehören.

 

rincewind

Auch, wenn er von vielen angefeindet wird: Miersch hat halt einfach recht. Ich oute mich mal als Fan.

Conni

Und ich oute mich mal, dass ich die DDT-Geschichte kritisch bewerte. Das Zeug hat wirklich ordentlich Schaden angerichtet.

Andererseits ist die Malaria auch nicht zu vernachlässigen. Eine wirklich schwere Entscheidung, sowohl pro als auch kontra.

Naja, lange hätte man das eh nicht mehr anwenden können, Resistenzen sind schon weite verbreitet, insb. bei Wanderheuschrecken.

cohen


Conni


cohen

Und in dem Punkt hat der Miersch dann leider recht.

ZitatMan hätte den Weißkopfseeadler retten können, ohne Millionen Menschen sterben zu lassen. Voraussetzung dafür wäre Menschlichkeit und Augenmaß gewesen.

Conni

Zitat von: cohen am 04. März 2009, 20:16:19
Und in dem Punkt hat der Miersch dann leider recht.

ZitatMan hätte den Weißkopfseeadler retten können, ohne Millionen Menschen sterben zu lassen. Voraussetzung dafür wäre Menschlichkeit und Augenmaß gewesen.

Und da ist es so wie bei allen Ideologie, es wird ein Sündenbock deklariert und der Kampf dagegen wird wird ohne Rücksicht auf Verluste geführt.

Und da geraten diejenigen zwischen die Fronten, die sich der Sache ehrlich annehmen, mit Augenmaß und Vernunft.

Trotzdem, DDT kann man eben nicht massenhaft in die Botanik sprühen. Es geht ja nicht nur um Weißkopfseeadler, sondern darum, dass das Zeugs sich auch in (fettreichen) Nahrungsmitteln anreichert, und im menschlichen Fettgewebe und letztlich in der Muttermilch.


rincewind

@Conni: Miersch plädiert doch nicht für den großflächigen Einsatz als generelles Pflanzenschutzmittel welches vorsichtshalber tonnenweise ausgebracht wird.

Es geht ja um dieses Drama des furchtbaren schwarz-weiß-Denkens , welches soviel Schaden anrichtet, die Unfähigkeit sich den Paracelsussatz wirklich zu Herzen zu nehmen, den er stimmt wie sonst kaum was.

Conni

Ja, da meine ich doch.

Es soll nur nicht verharmlost werden.  ;)

Kinderarzt

Fischer und Komplizen waren und sind ideologische und ignorante Lügner und Betrüger.