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Placebo-Überbewertung?

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Begonnen von EatYourBrainsToCureHunger, 18. November 2012, 12:46:47

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Dr. Ici Wenn

Zitat von: Wolleren am 18. November 2012, 21:47:36
Wenn es nur diese zwei Bestandteile gibt: wie hoch ist welcher Anteil, habt ihr Tipps? Ich würde auf min. 70% Rosenthal-Effekt tippen und max. 30% Placebo-Effekt.

Nee, das zu vermixen hat keinen Nährwert. Gute Studien schließen ja genau das aus.
Placebo ist schon massiv multifaktorell, hier noch den Rosenthal reinbringen ...
Andererseits ist natürlich wieder allet ains - ich bin mir nicht sicher, meine aber, dass es der Erkenntnis nicht dient und man das trennen sollte.

bayle

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 18. November 2012, 22:12:49
Zitat von: Wolleren am 18. November 2012, 21:47:36
Wenn es nur diese zwei Bestandteile gibt: wie hoch ist welcher Anteil, habt ihr Tipps? Ich würde auf min. 70% Rosenthal-Effekt tippen und max. 30% Placebo-Effekt.

Nee, das zu vermixen hat keinen Nährwert. Gute Studien schließen ja genau das aus.
Placebo ist schon massiv multifaktorell, hier noch den Rosenthal reinbringen ...
Andererseits ist natürlich wieder allet ains - ich bin mir nicht sicher, meine aber, dass es der Erkenntnis nicht dient und man das trennen sollte.

Ein Problem ist, dass es schwierig ist, sich Studien-Designs vorzustellen, mit denen man die Effekte trennen kann. Bei gesunden Probanden und einer einmaligen/kurz dauernden Intervention mag das ja noch irgendwie gehen, aber bei Kranken? Wie einen Behandlungserfolg messen, der sich a priori im Wesentlichen im subjektiven Bereich darstellt und der kaum dauerhaft sein wird - egal welcher Einzelfaktor mehr oder weniger wirksam ist?

Wolleren

Zitat von: bayle am 19. November 2012, 07:09:01
Ein Problem ist, dass es schwierig ist, sich Studien-Designs vorzustellen, mit denen man die Effekte trennen kann. Bei gesunden Probanden und einer einmaligen/kurz dauernden Intervention mag das ja noch irgendwie gehen, aber bei Kranken? Wie einen Behandlungserfolg messen, der sich a priori im Wesentlichen im subjektiven Bereich darstellt und der kaum dauerhaft sein wird - egal welcher Einzelfaktor mehr oder weniger wirksam ist?
Da es ja Placebo-Forschung gibt, bei der die Farbe und Größe, Textur und Struktur der Wirkstoffträger optimiert werden, könnte eine solche Versuchsanordnung auch verwendet werden, um Versuchsleiter-Effekte zu quantifizieren.
Eine Versuchsgruppe würde halt ihre Scheinmedikamente vom überbeschäftigten Personal kommentarlos zugeworfen bekommen, und in weiteren Gruppen könnte man die Merkmale Zuwendung (90 minütige Anamnese, dabei auch die Armbrüche angeheirateter Cousinen interessiert erfragen) und Erwartungshaltung ("könnte sein, dass das hilft", "wenn es nicht hilft, haben Sie zu häufig onaniert") des Medizinmanns variieren, bevor man dieselben Scheinmedikamente gibt.
Die wikipedia-Quelle 47 im Placebo-Lemma "Thomas KB: General practice consultations: is there any point in being positive? In: British Medical Journal 1987, 294, S. 1200–1202" hat offenbar eine vergleichbare Versuchsanordnung.

Bei wikipedia werden alle nicht behandlungsspezifischen Effekte "Placebo-Effekt" genannt. OK, dann ist das halt der Begriff und die Definition.
Aber es ist auf Dauer schon ein bisschen ungenau, wenn man die verschiedenen Faktoren des Effekts (wikipedia behandelt ausführlich Erwartungshaltung und Konditionierung) nicht benennt und quantifiziert. "Ist doch alles Placebo" liest man oft in Homöopathiediskussionen, aber mich würde so ein undifferenziert multifaktorielles Totschlagargument nicht überzeugen.

bayle

Zitat(90 minütige Anamnese, dabei auch die Armbrüche angeheirateter Cousinen interessiert erfragen) und Erwartungshaltung ("könnte sein, dass das hilft", "wenn es nicht hilft, haben Sie zu häufig onaniert")
;D

Aber auch hier gilt:
Zitatsymptoms but no abnormal physical signs and in whom no definite diagnosis was made
M. a. W. Gesunde bzw. Patienten mit im Schnitt exzellenter Spontanprognose - das meiste geht ja von selbst weg. Für die kurzfristige Gabe eines Schmerzmittels ist das sicher nicht so ein großes Problem. Aber wenn man ernsthaft Kranke vor sich hat, wird man nicht zwei verschiedene Arten von Placebo gegeneinander prüfen können, sondern man wird ein Verum einsetzen (müssen). Alles, was dabei herauskommen kann, ist dann eine Aussage über die Wirksamkeit des Verums.