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Schlafstörungen von Kindern und Jugendlichen: das nächste Schlachtfeld?

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Begonnen von Wolleren, 23. November 2011, 22:55:40

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Wolleren

In der heutigen FAZ-Beilage Natur und Wissenschaft gibt es einen lesenswerten ganzseitigen Artikel über die wissenschaftliche Untersuchung von Schlafstörungen von Kindern (leider kostenpflichtig).

Quellen:
- das "erste medizinische Fachbuch zum Thema": das "Handbuch Kinderschlaf" aus dem Schattauer Verlag, herausgegeben von Gerd Lehmkuhl, dem Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Köln, und Alfred Wiater, Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein.
- Kurt-André Lion, Leiter der Station für pädiatrische Psychosomatik der Kinder- und Jugendklinik in Gelsenkirchen.
- Fachzeitschrift Pediatrics, 2003, Beitrag von Ivo Iglowstein zum Thema Bandbreite des Schlafpensums gesunder Kinder nach Lebensalter.

Zwei Highlights:
Schlafstörungen sind häufig mit sogenannten komorbiden Störungen vergesellschaftet. Hier muss aber offen bleiben, ob schwere Schlafstörungen einen "allgemeinen Vulnerabilitätsfaktor für psychische Auffälligkeiten" darstellen oder eine "unspezifische Begleitsymptomatik". Die Kausalität im Zusammenhang mit Komorbidität ist so gut wie ungeklärt. "Eine erhöhte Rate an Schlafstörungen unterschiedlicher Art findet sich etwa bei Kindern mit ADHS, Tic-Störungen und Tourette-Syndrom, Depressionen und Angststörungen. Zwei Studien sollen auch einen Zusammenhang gefunden haben zwischen schweren Schlafproblemen im Säuglingsalter und einer späteren ADHS."

"Der Markt hält einiges bereit, es gibt inzwischen eine regelrechte Einschlafindustrie. So hat etwa die App "Schlaft gut", ein iPad-Bilderbuch, das Zwei- bis Vierjährigen erlaubt, niedliche Bauernhoftiere mit der Fingerkuppe ins Bett zu bringen, Platz eins der Top Charts in den Vereinigten Staaten und Deutschland erreicht. Auch Ratgeberbücher, die neue Lösungsmodelle wie das Co-Sleeping", das Schlafen von Kindern und Eltern in räumlicher Nähe, propagieren, finden reißenden Absatz; Studien, die den Einsatz von Psychopharmaka bei Kindern untersuchen, zeigen, dass im Vorschulalter vor allem Hypnotika und Sedative verwendet werden."
Das "Schreienlassen nach Plan" wird propagiert durch die 850.000 verkauften Exemplare von "Jedes Kind kann schlafen lernen" von Annette Kast-Zahn (Dipl.Psych.) und Hartmut Morgenroth (Kinderarzt). Dieses Vorgehen ist gerade bei den extremen Fällen aber "riskant und nimmt die komorbiden Erkrankungen zu wenig in den Blick" laut oben erwähntem Autor Lehmkuhl.

Nach dem, was bei ADHS los ist, ist zu erwarten, dass hier das nächste Schlachtfeld eröffnet wird:
Natürlichkeitsfanatiker und Ideologen vs. Ernstnehmer, akribische Beobachter und verantwortungsvolle Behandler.

Was Homöopathen bereits jetzt für extreme Schlafstörungen von Kindern im Angebot haben? Bestimmt so einiges! Ob da auch die Überweisung an Experten dazugehört?

zwingenberger

ZitatWas Homöopathen bereits jetzt für extreme Schlafstörungen von Kindern im Angebot haben?

Koffein D-irgendwas.

zwingenberger


Janus

Wirklich? Depressionen stehen mit Schlafstörungen in Verbindung? Das hätte jetzt niemand vermutet, da irgendwie die meisten Depressiven entweder Hypersomnie oder Insomnie haben. Mich eingeschlossen

Wolleren

Hademar "Professor" Bankhofer wird von der Firma Wenatex als Werbeträger benutzt.

Wenatex stellt hochpreisige orthopädische "Schlafsysteme" her. Wie auch bei den High-End-Produkten der Audio-Branche müssen wohl auch immer esoterische Argumente (Federkernmatratzen u.a. böse wegen Metall, was schlimme Strahlenbelastung ermöglicht, dagegen wirkt das Silber in den neuen Produkten ausleitend oder so) in die Werbung einfließen. Schade um Wenatex, die Produkte scheinen doch ziemlich durchdacht zu sein.