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Meinungsfreiheit & die Wahrheit - ein schmaler Grat?

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Begonnen von wintermute, 07. Dezember 2010, 03:06:42

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Graf Zahl

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 13:05:53
ZitatWem schadet es denn, wenn solche Infos öffentlich bekannt sind?
Unter Umständen jedem von uns.
Unter Umständen schaden uns genauso sogenannte geheime Informationen.

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 13:05:53
ZitatWohlbefinden ist da für mich kein Argument.
Wo argumentiere ich mit Wohlbefinden? Man muss Terroristen solche Informationen nicht auf dem Silbertablett servieren. Wenn es solchen Menschen durch die Geheimhaltung nur ein Körnchen schwerer gemacht wird wiegt der Nutzen in diesem Moment in meinen Augen mehr als das öffentliche Interesse.
Hier:
Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 11:08:38
...Ich jedenfalls nicht, denn wenn ich 10 km von Büschel entfernt wohne steigert dass nicht gerade mein Wohlbefinden!
Und wir hatten doch schon den Teil, dass diese Infos auch ohne Wikileaks zu den Terroristen kommen werden.

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 13:05:53
ZitatNichtwissen ist im Zweifelsfall eher die schlechtere Option, wenn auch oft die bequemere.
Welchen Vorteil hat das Wissen darum? Dass ich weiß, wie ich sterben könnte?
"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" ist das Prinzip. Du könntest z.B. wegziehen, statt neben dem Sprengkopf zu wohnen. Die Wahl hast Du aber erst, wenn Du davon überhaupt weißt.

Forbidden

Dreh mir bitte nicht das Wort im Mund herrum. Den Teil mit dem Wohlbefinden meinte ich im Hinblick auf die mögliche Terrorgefahr und nicht in dem Sinne, "solange ich nicht weiß was da in der Nachbarschaft ist..."

ZitatUnd wir hatten doch schon den Teil, dass diese Infos auch ohne Wikileaks zu den Terroristen kommen werden.

Nein das hatten wir so noch nicht und dem stimme ich so auch nicht zu, die Möglichkeit besteht vielleicht, aber sie ist nicht zu 100% gegeben.

Zitat"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" ist das Prinzip. Du könntest z.B. wegziehen, statt neben dem Sprengkopf zu wohnen. Die Wahl hast Du aber erst, wenn Du davon überhaupt weißt.

Als der erste Irakkrieg tobte lebte ich unmittelbar in der Nachbarschaft von über 100 Atomsprengköpfen.... aus diesem Grund geht mir bei dieser Antwort nur ein leichtes Grinsen ab, sonst nichts....
Damals war es ein offenes Geheimnis, das dort Atomsprengköpfe lagerten, was meinst Du wohl, warum nicht ein ganzer Landkreis weggezogen ist?
Hauptsache man hat die Wahl, wenn sie auch keine ist, weil man dann nämlich seine ganze Existenz ins Nirvana schießen müsste?


Federvieh

Zitat von: Graf Zahl am 07. Dezember 2010, 13:15:14
"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" ist das Prinzip. Du könntest z.B. wegziehen, statt neben dem Sprengkopf zu wohnen. Die Wahl hast Du aber erst, wenn Du davon überhaupt weißt.


So seh ich das auch. Wenn irgendjemand jetzt schon weiß, daß das Endlager unsicher ist und das nur geheim gehalten wird, weil wir ja zur Müllrücknahme verpflichtet sind, dann ist das etwas, was ich wissen will. Denn wenn ich das weiß, und der Rest der Bürger auch, dann können wir Druck machen.

Forbidden

ZitatDenn wenn ich das weiß, und der Rest der Bürger auch, dann können wir Druck machen.

Das ist unrealistischer Optimismus.


Conni

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 17:52:42
ZitatDenn wenn ich das weiß, und der Rest der Bürger auch, dann können wir Druck machen.

Das ist unrealistischer Optimismus.


Und das Einiegeln im Nichtwissen bzw. Nichtwissenwollen ist realistischer? Dann kann ich auch gleich in die Kirche rennen und mich von der Liebe Gottes umschwafeln lassen oder was auch immer, wahlweise zum Heiler rennen und Glaubuli schlucken. Wissen hat etwas mit Aufklärung zu tun, auch wenn man momentan nichts an der Realität ändern kann.

Forbidden

Das ist doch Unsinn, ob Du oder ich das wissen ist völlig trivial. Aber dem Herrn Bin Laden das Kreuzchen auch noch gleich auf der Landkarte zu machen, wo er es doch bitte schön versuchen soll, das ist bullshit!

Oder kannst Du zu 100% sagen, dass er das doch eh schon wusste? Ich kann das nicht und deswegen finde ich die Veröffentlichung solcher Daten als unverantwortlich.

Deswegen muss ich aber noch lange nicht:
ZitatDann kann ich auch gleich in die Kirche rennen und mich von der Liebe Gottes umschwafeln lassen oder was auch immer, wahlweise zum Heiler rennen und Glaubuli schlucken. Wissen hat etwas mit Aufklärung zu tun, auch wenn man momentan nichts an der Realität ändern kann.



Conni

Für mich selber ist es nicht trivial. Für Dich mag es vllt. stimmen. Und welchen Unterschied macht es, ob ein durchgeknallter Wüsten-Psycho statt dessen ein Kernkraftwerk rammt? Willst Du auch nicht, dass man weiß, wo diese stehen?

Durch Google-Earth hat sich da auch einiges relativiert, auch wenn Standorte möglichst unkenntlich gemacht werden.

Forbidden

ZitatFür mich selber ist es nicht trivial.

Du betrachtest das von einem ganz anderen Standpunkt aus als ich und hast diesen Satz:

Zitatob Du oder ich das wissen ist völlig trivial

gar nicht verstanden. Ich schrieb nicht, dass es für mich trivial ist.

Und was die AKWs betrifft, der Anreiz für  Terroristen, hier in good old Germany von Amerikanern gelagerte Atomsprengköpfe hoch zu jagen dürfte wohl um einiges größer sein als ein stinknormales AKW. Weil es eben auch enormes politisches Konfliktpotential birgt.

Graf Zahl

Zitat von: Forbidden am 07. Dezember 2010, 18:03:33
...
Oder kannst Du zu 100% sagen, dass er das doch eh schon wusste? Ich kann das nicht und deswegen finde ich die Veröffentlichung solcher Daten als unverantwortlich.
...
Und weil das keiner mit Sicherheit sagen kann, sollte man lieber davon ausgehen, dass Osama das weiß/herausbekommt.
Geheimhaltung funktioniert letztlich nur mangelhaft.

Mich erinnert diese Diskussion ein wenig an das Verbot, Daten zu verschlüsseln (oder dem Staat Hintertüren zum Mitlesen einzubauen) bzw. dem Verbot, Verschlüsselungen zu knacken.
Die Kriminellen, die es eigentlich treffen soll, lässt das kalt, weil die sich einfach nicht an diese Vorgaben halten. Der normale Bürger wird aber durch solche Maßnahmen schikaniert.

Conni

ZitatUnd was die AKWs betrifft, der Anreiz für  Terroristen, hier in good old Germany von Amerikanern gelagerte Atomsprengköpfe hoch zu jagen dürfte wohl um einiges größer sein als ein stinknormales AKW. Weil es eben auch enormes politisches Konfliktpotential birgt.

Du meinst nicht, dass das, was ein normler Zivilist herausbekommt, nicht auch von Bin Ladens Informationszuträgern herauszubekommen ist? Wikileaks ist ein Symptom, nicht die Ursache.

Was Diplomaten über Politiker denken, ist mir egal, doch das, was amerikan. Soldaten im Irak gemacht haben, nicht. Und dass die Islam-Psychopathen an Masservernichtungswaffen kommen, dazu bedarf des kein Lager in der Eiffel, Pakistan hat Kernwaffen und Iran bastelt daran....

NuEM

Sicher muss nicht jedes Staatsgeheimnis auf Teufel komm raus veröffentlicht werden, aber grundsätzlich ist die Regierung ihrem Arbeitgeber rechenschaftspflichtig, und die "vierte Gewalt" übernimmt diesen Job.

Toiletman

Zitat von: cohen am 07. Dezember 2010, 09:21:45
Zitat von: wintermute am 07. Dezember 2010, 03:06:42

Wie soll die Globalisierung, von der alle reden, denn funktionieren, wenn wir es nicht schaffen, die Grenzen in unseren Köpfen einzureissen? Wieviel Wahrheit verträgt ein Afrikaner, der in den Coltan - Minen krank wird, damit wir hier billige Elektronik bekommen können? Verträgt er es, wenn er versteht, dass seine Familie hungert, weil Investoren den globalen Getreidepreis nach oben getrieben haben?

Wer sind denn Investoren? Sind ÖkoLOHASEN, die Biodiesel tanken oder Biogasanlagenbetreiber Investoren?
Die schrauben nämlich fleißig an den Nahrungsmittelpreisen mit und haben dabei ein wunderbares Gewissen, weil sie fair gehandelten Kaffee trinken.
Mit Planwirtschaft kriegen wir die Nahrungsmittelproduktion in der Welt nicht gesteigert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn

Knappheit treibt die Preise nach oben. Knappheit entsteht durch Wetter, Misswirtschaft und solche Sachen.

Das hat nichts mit Planwirtschaft zu tun sondern damit, dass eine 1-Mann Diktatur die Kollektivierung brutalstmöglich in kürzester Zeit durchdrücken wollte. Der Holodomor passierte merkwürdigerweise nur in der Ukraine. Hunger war zwar auch in Russland bei der Kollektivierung aufgetreten aber nicht so stark.

Ridcully

Zitat von: cohen am 07. Dezember 2010, 09:21:45Mit Planwirtschaft kriegen wir die Nahrungsmittelproduktion in der Welt nicht gesteigert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn

Zusammenhang? Sprach wer von Planwirtschaft? Deine Beispiele sind auch nicht gerade repräsentativ. Sowohl in der Sowjetunion als auch in China wurde die Produktivität der Landwirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung unter der Planwirtschaft durchaus erheblich verbessert (hier ein Text für die UDSSR ). Wie sie sich im selben Zeitraum unter marktwirtschaftlichen Bedingungen entwickelt hätte, weiss man nicht. Nach 1990 brauchte sie jedenfalls 20 Jahre, um wieder das Niveau von 1990 zu erreichen.

Beide Hungersnöte sind meines Meinung nach eher ein Beispiel für die Folgen von starren Beharren auf ideologischen Wunschvorstellungen und dem Ignorieren der sie widerlegenden Realität. Das fällt ist natürlich einfacher, wenn man die Informationen unter Kontrolle hat und fälschen kann und gegenlaufende Presseberichte unterdrückt und zeigt wieder die Wichtigkeit von Meinungs- und Informationsfreiheit. Das Irre ist doch, dass die Herrschenden vermutlich in beiden Fällen ihren eigenen Propagandalügen geglaubt haben. Die freie Verfügbarkeit von "Wahrheit" ist also wichtig, ganz egal welches Wirtschaftssystem man anwendet.

Zitat von: ToiletmanDer Holodomor passierte merkwürdigerweise nur in der Ukraine.

Das ist nicht merkwürdig, sondern liegt in der Definition als Völkermord an den Ukrainern begründet. Dass wo anders gleichzeitig aus den gleichen Gründen auch Millionen Menschen verhungerten, ist da irrelevant. Ja man muss es sogar ausblenden, wenn man wie die ukrainischen Nationalisten die allgemeine Hungernot in einen geplanten Völkermord an den Ukrainern umlügen will.