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Lobbyisten Die Wissenschaft als Feind

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Begonnen von Roadrunner, 07. Oktober 2010, 11:49:51

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Roadrunner

ZitatLobbyisten
Die Wissenschaft als Feind


Eine Handvoll US-Wissenschaftler, von denen einige schon das Passivrauchen, den Sauren Regen und das Ozonloch verharmlost haben, säen Zweifel am Klimawandel - auch im Bundestag.



http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,721168,00.html


rincewind

Ein wunderbar einseitiger SpOn-Artikel, der schon Richtung Agitation geht. Man mag ja von Singer halten, was man will, aber ihn als "Klimaskeptiker" und "Klimaleugner" zu bezeichnen, ist einfach nur lächerlich. Weder leugnet noch zweifelt er, dass es ein Klima gibt. Und auch nicht den Einfluss von CO2. Er ist lediglich der Meinung, der Mensch könne das Klima nicht wirklich steuern. Was irgendwie eine berechtigte Meinung ist.

Der Hammer ist der Schluss: Man nennt einerseits Singer einen wissenschaftsfeindlichen Lobbyisten, aber der gute Herr Schellnhuber am Schluss ist natürlich frei von Interessenkonflikten und darf das Schlusswort abgeben. Gerade der, der schon öfters durch völlig überzogene Katastrophenszenarien (weit über den IPCC-Bericht hinaus) und Berater der Münchener Rück (die natürlich keinerlei Interesse daran hat, gute Begründungen für Prämienerhöhungen zu haben) aufgefallen ist.

Ridcully

Zitat von: rincewind am 08. Oktober 2010, 10:51:12Man mag ja von Singer halten, was man will, aber ihn als "Klimaskeptiker" und "Klimaleugner" zu bezeichnen, ist einfach nur lächerlich. Weder leugnet noch zweifelt er, dass es ein Klima gibt. Und auch nicht den Einfluss von CO2. Er ist lediglich der Meinung, der Mensch könne das Klima nicht wirklich steuern. Was irgendwie eine berechtigte Meinung ist.

Nun stellst du dich aber dumm. Er meint, der Mensch beeinflusse das Klima nicht wesentlich. Die Leute nennt man je nach eigener Position Klimaskepsiker (positiv) oder Klimaleugner (negativ), wobei jeweils man sich jeweils das "aktueller menschengemachter Wandel des" dazu denken muss. Bei Singer wäre Leugner auf jeden Fall angebracht, weil er schlicht ein erprobtes Mietmaul ist.

http://www.sourcewatch.org/index.php?title=S._Fred_Singer

Zitat von: rincewind am 08. Oktober 2010, 10:51:12Der Hammer ist der Schluss: Man nennt einerseits Singer einen wissenschaftsfeindlichen Lobbyisten, aber der gute Herr Schellnhuber am Schluss ist natürlich frei von Interessenkonflikten und darf das Schlusswort abgeben. Gerade der, der schon öfters durch völlig überzogene Katastrophenszenarien (weit über den IPCC-Bericht hinaus) und Berater der Münchener Rück (die natürlich keinerlei Interesse daran hat, gute Begründungen für Prämienerhöhungen zu haben) aufgefallen ist.

Deshalb bleibt Singer trotzdem ein von ExxonMobile bezahlter Spinner. Es ist hingegen völlig legitim, wenn die Münchner Rück sich beraten lässt. Wenn du nachweisen kannst, dass die Bezahlung dafür überhöht war und der Schellnhuber danach plötzlich alarmistisch wurde, wäre das wenigstens ein Indiz für deine Verdächtigungen. Und ich bin beim SPON positiv überrascht, wenn er mal nicht den Schwachsinn der "Klimaskeptiker" nachplappert.


Daggi

Zu Singer:

Er ist lediglich der Meinung, der Mensch könne das Klima nicht wirklich steuern. Was irgendwie eine berechtigte Meinung ist.

Ja, das ist seine Meinung, und die kann er und soll er meinetwegen natürlich äussern. Sein Problem ist aber, dass er damit eine Minderheitenmeinung unter den Experten vertritt.

rincewind

Zitat von: Daggi am 08. Oktober 2010, 14:14:01
Zu Singer:

Er ist lediglich der Meinung, der Mensch könne das Klima nicht wirklich steuern. Was irgendwie eine berechtigte Meinung ist.

Ja, das ist seine Meinung, und die kann er und soll er meinetwegen natürlich äussern. Sein Problem ist aber, dass er damit eine Minderheitenmeinung unter den Experten vertritt.

Ähm, bitte, welche Experten sind denn der Meinung, die Menschen können das Klima dieses Planeten steuern? Ich denke nicht, dass man für sowas eine Mehrheit findet.
Man sollte da schon differenzieren. Der eine Punkt ist, wie relevant der menschliche Einfluss ist. Da ist Singer eine Minderheit, indem er sagt, eher wenig.
Der andere Punkt ist: Was können wir wirklich tun, egal, wer nun recht hat?
Singer sagt, wir tun ev. das Falsche, indem man über restriktive Maßnahmen versucht, das in den Griff zu bekommen. Z.B. Über diesen CO2 Ablasshandel. Sowas global durchzusetzen ist illusorisch (China sieht sich z.B. als Entwicklungsland und daher außerhalb jeglicher Verantwortung)
Zudem weiß man aus der Ökonomie: Solange Nachfrage nach einer Recuorce besteht, und diese noch günstig genug gefördert werden kann, wird das auch gemacht werden. Ob man das nun für gut oder schlecht findet. Und da kann ich dann Singers Verschwörungstheorie schon fast nachvollziehen: So etwas vorzeitig zu verhindern geht nur, wenn man die globale Marktwirtschaft in der jetzigen Form abschaft.

Daggi

Nein rincewind. Es ist eine Minderheit der Experten (nur um die geht es), die behauptet, dass der Mensch keinen Einfluss auf das Klima hat. Darum geht es. Die Formulierung "steuernd" kann man daraus ableiten. Ob es überhaupt praktisch gelingen kann, den menschlichen Einfluss auf das Klima günstig zu nutzen ist wieder ein andere Frage. Aber alleine die Möglichkeit gleich vorab vom Tisch zu fegen ist meiner Meinung nach sehr bedenklich. Selbst wenn es nur zu erreichen wäre, dass schädliche Folgen einer Klimaerwärmung (es gibt ja wohl auch positive Folgen) abgemildert werden - wäre es schon ein Erfolg.


rincewind

Zitat von: Ridcully am 08. Oktober 2010, 13:59:54
Nun stellst du dich aber dumm. Er meint, der Mensch beeinflusse das Klima nicht wesentlich. Die Leute nennt man je nach eigener Position Klimaskepsiker (positiv) oder Klimaleugner (negativ), wobei jeweils man sich jeweils das "aktueller menschengemachter Wandel des" dazu denken muss.

Ich stelle mich nicht dumm. Mich ärgern solche Begriffe. Sprache kann machtvoll und manipulativ sein. Und wenn Du Klimaskeptiker noch als positiv besetzt siehst, bist Du wohl eher im Wissenschaftsbetrieb unterwegs. Für Otto Normalo ist "Skeptiker" längst schon ins Negative gedrifftet (Ich habe da mal eine nichtrepräsentative Miniumfrage gemacht, die das bestätigt). Skepsis ist ja eigentich die unabdingbare Grundhaltung eines Wissenschaftlers.

Zitat
Bei Singer wäre Leugner auf jeden Fall angebracht, weil er schlicht ein erprobtes Mietmaul ist.

http://www.sourcewatch.org/index.php?title=S._Fred_Singer

Naja, wie immer: traue nicht nur einer einzigen Quelle. Ich habe Diskussionen über Singer lange Zeit verfolgt. Ich würde ihn keineswegs für ein Mietmaul halten. Für einen Spinner schon gar nicht. Er war/ist einer der renomiertesten Athmosphärenphysiker der USA. Dass er für Firmen gearbeitet hat: Tatsächlich, das soll vorkommen. Macht der Herr Schellnhuber ja auch. Machen eigentlich sogar ganz viele Wissenschaftler.

Mir ist eine wesentliche Sache in Erinnerung geblieben. In dem SpOn-Artikel wird ja auch wieder (indirekt) behauptet, Singer sage, passiv Rauchen wäre unschädlich, er ein gekaufter Lobbyst. M.W. war es aber so, dass er lediglich als Reviewer die statistischen Daten dieser Passiv-Rauch-Studie überprüft hat, und in denen keine Signifikanz gefunden hat. Er hat m.W. nie behauptet, Passivrauchen wäre unschädlich.

Meine (durchaus subjektive, angreifbare) Meinung: Weil man Singer wissenschaftlich nicht am Zeug flicken kann, ist er dann halt ein gewissenloser Lobbyist.


rincewind

Zitat von: Daggi am 08. Oktober 2010, 14:55:33
Nein rincewind. Es ist eine Minderheit der Experten (nur um die geht es), die behauptet, dass der Mensch keinen Einfluss auf das Klima hat.

Dann haben wir uns mißverstanden. Was auch nicht schwer ist: "Keinen Einfluß zu haben" kann man ja zweierlei verstehen.
- Der Mensch beeinflusst das Klima nicht (Schwachsinn, jede Bakterie beeinflusst das Klima)
- Der Mensch hat keinen Einfluss auf das zukünftige Klima (= kann es nicht steuern im Sinne von bewusster Einflussnahme)

Zitat
Darum geht es. Die Formulierung "steuernd" kann man daraus ableiten. Ob es überhaupt praktisch gelingen kann, den menschlichen Einfluss auf das Klima günstig zu nutzen ist wieder ein andere Frage. Aber alleine die Möglichkeit gleich vorab vom Tisch zu fegen ist meiner Meinung nach sehr bedenklich.

Die Bedenken kann ich verstehen, sie implizieren ja so eine Art "weiter so", "nach uns die Sintflut" etc. Nur, so ist es ja tatsächlich nicht. CO2 Reduktion ist im Prinzip das Anliegen eines geldgeilen Wirtschaftsunternehmens wie auch eines naiv-gutmeinenden Weltenretters. CO2 ist ja hier nur ein Analogon zum Energieverbrauch. Wer will da schon unnötig Geld "Kohle" verschleudern.

Zitat
Selbst wenn es nur zu erreichen wäre, dass schädliche Folgen einer Klimaerwärmung (es gibt ja wohl auch positive Folgen) abgemildert werden - wäre es schon ein Erfolg.

Ja, können wir das denn überhaupt? Ich denke eher nicht. Die Welt ist inzwischen vernetzt, was auch gut so ist. Es ist halt die Frage, ob wir Milliarden hier ausgeben für ein spekulatives Szenario (Computermodelle über die nächsten 50-100 Jahre sind nichts anderes) und mit virtuellem Geld handeln (CO2-Papiere), oder halt konkret dort eingreifen, wo ein eindeutiger Erfolg garantiert ist.

Beispiel:
- ca. 14% des anthropogenen CO2 Eintrags soll aus Holzfeuern entstehen. Ca. 3 Mia. Menschen kochen immer noch auf Holz, ohne Herd. Hier könnte man mit einfachen Herden einen enormen Eintrag sparen durch höheren Wirkungsgrad, von den massiven gesundheitlichen Verbesserungen der (meistens) Frauen, die nicht mehr "passiv rauchen" müssen abgesehen.

- oder: beachtliche Mengen an Diesel werden in Afrika unnütz in die Luft gepustet, weil die Anlasser von LKWs defekt sind, die werden dann halt früh angeschoben und laufen bis am Abend durch. Warum schicken wir nicht gebrauchte Anlasser vom Schrott runter?

Die kleinen Beispiele nur deswegen, weil so etwas effektives, relativ Günstiges einfach nicht getan wird. Lieber wird in D. CO2 Handel betrieben, der dann zwar in D. den Ausstoß reduziert (und nebenbei einige Industrien ins Ausland bringt), als nüchtern und effektiv mal etwas globaler und gleichzeitig "kleiner" zu denken.

In D. will man halt sehr vorbildlich sein, und vergisst schnell den Rest der Welt. Will Atomkraftwerke weg haben, und kauft dann Ökostrom z.B. aus Wasserkraftwerken aus der Schweiz. Deren Wasser dann z.B. mit französischem Atomstrom nachts wieder hochgepumpt wird.

Hat jetzt alles nix mehr mit Singer zu tun, ich will nur sagen, die Sache ist dermaßen komplex, dass ich nie im Leben glaube, dass wir auch nur irgendeinen messbaren Einfluss auf das Klima haben werden im Sinne von Steuerung. Auch, wenn es theoretisch möglich sein sollte.