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Kosten der Homöopathie

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Begonnen von cohen, 14. Juli 2010, 09:36:28

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cohen

Die neueste Masche ist ja, dass Homöopathie spottbillig für die Krankenkasse ist.
Ich habe jetzt was mit vier Milliarden Euro jährlich für Alternativmedizin gefunden:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=57593

ZitatBeliebt sind CAM vor allem bei Rücken- oder Kopfschmerzen, Erkältungen, Magen- und Darmbeschwerden sowie Allergien. Zahlreiche Patienten suchen aber auch bei Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder rheumatischen Erkrankungen Heil in der ,,sanften" Medizin.
Dialog für Pluralismus n der Medizin
Entsprechend hoch sind die Umsätze, die Anbieter von CAM machen. Rund neun Milliarden Euro geben die Deutschen pro Jahr für nicht schulmedizinsche Verfahren aus. Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten aus eigener Tasche. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen. 40 000 Ärzte bieten entsprechende Therapien an. ,,Viele Patienten müssen sich häufig zwischen konventionellen Behandlungen und CAM entscheiden", so Professor Stefan Willich von der Berliner Charité auf einem internationalen Forum in Brüssel. Bei dem Treffen diskutierten 125 Gesundheitsexperten aus 15 Ländern darüber, wie sich das Zusammenwirken von Schulmedizin und CAM in Europa fördern lässt.


http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankenversicherung/tid-19108/homoeopathie-das-ausgekuegelte-system_aid_530039.html

ZitatLizenz zum Gelddrucken

Entsprechend erfreulich entwickeln sich die Umsätze von Ärzten, Heilpraktikern und Pharmazeuten, die den Trend zur Naturmedizin zu bedienen wissen. Aktuelle Zahlen lassen sich zwar nur schwer eruieren; die gesetzlichen Krankenkassen zahlen viele der genannten Verfahren nur auf freiwilliger Basis. Alles deutet aber darauf hin, dass die sanfte Medizin sich zu einem mächtigen Wirtschaftsfaktor ausgewachsen hat.

Laut einer Veröffentlichung des ,,Ärzteblattes" aus dem Jahr 2007 geben die Deutschen pro Jahr etwa neun Milliarden Euro für Heilmethoden jenseits der Schulmedizin aus. Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten aus eigener Tasche. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen – Tendenz steigend.

celsus

Und nicht zu vergessen: Eine behauptungsbasierte Therapie kommt vollständig ohne Forschung aus.

Also profitieren fast alle davon. Hersteller, Vertriebe, Händler, Heilpraktiker, homöopathiefreundliche Ärzte, Kassen - na gut, die Patienten natürlich nicht. Etwas Schwund ist immer.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Roadrunner

Es geht ja nicht nur ums Geld. Für mich spielt das die geringste Rolle. Das Problem ist die zunehmende Verdummung der Bevölkerung.

Ich habs zwar schon in einem anderen Thread gebracht, aber es passt hier auch rein.

Prof. Edzard Ernst schreibt im Spiegel was Homöopathie auch bedeutet.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,706257,00.html


ZitatSPIEGEL ONLINE: Das Verschweigen negativer Ergebnisse wird aber auch der Pharmaindustrie vorgeworfen.

Ernst: Ja, aber dort geht es vor allem um finanzielle Interessen. Die Homöopathen hingegen befinden sich mitten in einem Glaubenskrieg. Da steckt noch viel mehr Wucht dahinter als hinter den Interessen des Geldbeutels.

ZitatErnst: Mit Fortschritt meine ich das, was sich in den Köpfen der Menschen befindet, nicht die medizinischen Forschungsergebnisse. Es geht um die Indoktrinierung der Bevölkerung. Wenn wir glauben, dass das Schütteln von Hochpotenzen uns heilt, wenn wir an die mystischen Kräfte und diesen ganzen Käse glauben, wenn die Menschen beginnen, wissenschaftliches Denken abzulehnen und der medizinische Aberglaube zurückkehrt, dann kappen wir unsere besten Traditionen, dann sind wir auf dem Weg zurück ins Mittelalter.

Und das ist auch ein schwerwiegender Grund warum dieser dogmatische, antiwissenschaftliche Dreck nicht von der Allgemeinheit finanziert werden darf.

zwingenberger

@ Roadrunner:

Das Interview ist insgesamt sehr lesenswert, auch die abschließende Bemerkung, weshalb es nicht in Ordnung, sondern unethisch ist, HP um des Placeboeffektes Willen zu betreiben.

ZitatAber es kann für mich kein ethisches Verhalten sein, einem Patienten nicht die Wahrheit zu sagen und ihn stattdessen einfach mit einer Scheintherapie zu behandeln. Die Wahrheit wäre in diesem Fall: Ich sehe, dass du krank bist, dass du leidest. Wir sind uns sicher, dass das keine gefährliche Diagnose ist. Wir sind uns sicher, dass dir keine körperliche Therapie helfen wird - wahrscheinlich aber eine Psychotherapie. Ich glaube, dass Ehrlichkeit ein wichtiges Gebot in der Medizin ist. Das unehrliche Verhalten hilft dem Arzt vielleicht kurz aus der Bedrängnis, aber das ist nicht der richtige Weg.

Das, genau das, nenne ich ganzheitlich.

cohen

Das Irre ist, dass es ein gesellschaftlich akzeptiertes und etabliertes Betrugssystem ist, was kaum jemanden juckt.

celsus

Ein klitzekleiner Anfangskompromiss wäre schon mal ein Hinweis bei Werbung und Produktverpackung:

"Die Wirksamkeit dieses Mittels ist nicht nachgewiesen" oder so ähnlich.

Vielleicht fängt dann hier und da mal jemand an Fragen zu stellen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Esojäger

Zitat von: cohen am 14. Juli 2010, 16:13:30
Das Irre ist, dass es ein gesellschaftlich akzeptiertes und etabliertes Betrugssystem ist, was kaum jemanden juckt.

@ cohen

Sag das mal der Grünen-Politikerin, Renate Künast ! Sie hat sich gegen die Forderung der beiden SPD- und CDU-Gesundheitsexperten ausgesprochen, die die Leistungen der Krankenkassen für die Homöopathie abschaffen wollen.
Als ehemalige Verbraucherschutzministerin (von 2001 bis 2005) zu Zeiten der rot-grünen Koalition hätte man von ihr eine dezidiertere Aussage erwarten dürfen. Aber da bekanntlich die Homöopathen- und Heilpraktiker-Lobby in dieser Partei überdurchschnittlich zahlreich vertreten ist, verwundert die Stellungnahme von Frau Künast nicht weiter. Was für die FDP die Hotel-Lobby, ist für "Die Grünen" eben die Homöopathen- und Esoteriker-Lobby, die auf politische Unterstützung zählt.

Ich befürchte allerdings, dass sich demnächst auch bei der SPD und der CDU die Stimmen aus der gegnerischen Ecke zu Wort melden werden. Tiefverwurzelter Aberglaube ist nicht so leicht auszumerzen. Immerhin hat da auch die Veronica Carstens-Stiftung, welche eine Professur für die Erforschung der Komplementärmedizin an der Berliner Charité finanziert, ein Wörtchen mitzureden. Die Inhaberin dieser Professur, Claudia Witt, soll bösen Zungen zufolge nicht die Homöopathie erforschen, sondern Beweise für diese Pseudowissenschaft erbringen ! Diese Aufgabe dürfte sie somit bis an ihr Lebensende beschäftigen ! Jammerschade, um das viele, zum Fenster hinaus geworfene Stiftungsgeld. Immerhin 1,5 Millionen Euro jährlich.

Ich befürchte leider, dass wir derzeit lediglich einen Sturm im Wasserglas erleben und die Ignoranz einmal mehr den Sieg über die Vernunft davontragen wird. 

cohen

Der Preis der Demokratie.
veränderungen passieren langsam.

Ich bin trotzdem froh über diese Debatte.

Die Pfuscher müssen vorsichtiger werden, weil doch eventuell die Unwirksmakeit und Lächerlichkeit von dem Mist  ins kollektive Bewusstsein sickert.

pünktchen

Zitat von: Esojäger am 16. Juli 2010, 13:57:02Die Inhaberin dieser Professur, Claudia Witt, soll bösen Zungen zufolge nicht die Homöopathie erforschen, sondern Beweise für diese Pseudowissenschaft erbringen ! Diese Aufgabe dürfte sie somit bis an ihr Lebensende beschäftigen ! Jammerschade, um das viele, zum Fenster hinaus geworfene Stiftungsgeld. Immerhin 1,5 Millionen Euro jährlich.

wie kommst du darauf, das geld werden zum fenster rausgeworfen? pseudowissenschaftliche propaganda für homöopathie und anderen quack ist der erklärte zweck der stiftung:

ZitatDie Karl und Veronica Carstens-Stiftung fördert die wissenschaftliche Durchdringung von Naturheilkunde und Homöopathie, sowie den wissenschaftlichen und ärztlichen Nachwuchs; das langfristige Ziel ist die Integration der Komplementärmedizin in Forschung und Lehre der Hochschulmedizin.
http://www.carstens-stiftung.de/carstens/index.php

Adromir

Zitat von: cohen am 14. Juli 2010, 16:13:30
Das Irre ist, dass es ein gesellschaftlich akzeptiertes und etabliertes Betrugssystem ist, was kaum jemanden juckt.

Das ist halt mittlerweile. Folgendes Beispiel: Wenn ich einen Messingring im Wert von 2€ habe und möchte ihn für 200€ verkaufen, dann könnte ich das auf 2 Weege versuchen:

1. Ich behaupte dem Käufer gegenüber, der Ring ist aus Gold.
2. Ich behaupte dem Käufer gegenüber, durch Quantentachyonenbiophotonenresonazverschränkung würde das Ding einen von schädlicher Strahlung schützen und das gesundheitliche Wohlbefinden verbessern.

Bei ersterem würde man als Betrüger verurteilt werden, beim zweiten würde bestimmt einer meiner Kunden (und wenns nur am Stammtisch ist) fordern, daß man die Kosten meines Ringes von der Krankenkasse erstattet bekommt.

Roadrunner

Zitat von: Adromir am 16. Juli 2010, 15:41:30
Bei ersterem würde man als Betrüger verurteilt werden, beim zweiten würde bestimmt einer meiner Kunden (und wenns nur am Stammtisch ist) fordern, daß man die Kosten meines Ringes von der Krankenkasse erstattet bekommt.

Nicht nur dies. Er würde sehr wahrscheinlich zu Dir aufblicken als wahren Erlöser übler Pein und noch jede Menge weitere Idioten Schwerkranke zu Dir schicken ;-)