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Mistel statt Krebs

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Begonnen von WikiSysop, 01. Juni 2010, 22:35:28

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WikiSysop

Kam per Email (danke!)

ZitatIm Deutschlandfunk gibt es heute eine Sendung zum Thema
Naturheilverfahren und Krebserkrankungen:

Schwerpunktthema: Mistel statt Chemo
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sprechstunde/1193422/

Nach dem Ende der Sendung sollte sie auch im Sprechstunden-Podcast zur
Verfügung stehen.
http://www.dradio.de/rss/podcast/sendungen/sprechstunde/


wumbaba

Der Deutschlandfung, aber auch NDR-Info, fallen in letzter Zeit häufiger mit  pseudomedizinischen Themen unangenehm auf.  >:(
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

cohen

Der Arzt sprach davon, dass es gar nicht wirkt, aber dem Patienten zwischen den Chemos das Gefühl gibt, selbst etwas tun zu können.

Das ist nachvollziehbar.
Eine Werbung für Quack war das nicht, nur pragmatisch.

Conni

Ich denke auch, dass die Patienten zwischen den Chemo-Zyklen mehr als alles andere einen gewissen Grad an, sagen wir mal Wellness dazu, nötig haben. Für manchen zählt eben Mistel dazu. Das mag nicht schlecht sein, so lange es keine Abzocke ist und von der eigentlichen Therapie abhält.

Z.B. bietet die Deutsche Krebshilfe einiges an, z.B. dass sich Frauen ohne Haare trotzdem noch wohl fühlen und ihr Selbstwertgefühl erhalten (die haben z.B. Kosmetika verschenkt). Das hört sich zwar irgendwie unwichtig an, ist es aber bei weitem nicht.

Scheibenwelt

Zitat von: Conni am 10. Juni 2010, 11:26:53
Ich denke auch, dass die Patienten zwischen den Chemo-Zyklen mehr als alles andere einen gewissen Grad an, sagen wir mal Wellness dazu, nötig haben. Für manchen zählt eben Mistel dazu. Das mag nicht schlecht sein, so lange es keine Abzocke ist und von der eigentlichen Therapie abhält.

Z.B. bietet die Deutsche Krebshilfe einiges an, z.B. dass sich Frauen ohne Haare trotzdem noch wohl fühlen und ihr Selbstwertgefühl erhalten (die haben z.B. Kosmetika verschenkt). Das hört sich zwar irgendwie unwichtig an, ist es aber bei weitem nicht.

Das ist alles andere als unwichtig, denn, kommt zu der Erkrankung noch eine Depression ist das fatal, weil dann der Lebensmut und -wille verloren geht!
Meine Arbeitskollegin hat damals zwischen den Zyklen mit Homöopathie rumgemacht und Mark und Bein drauf geschworen, ich hätte nie und nimmer was von Placebo oder "Alles Unsinn" zu ihr gesagt.

Daggi

Die Evidenzlage zur Misteltherapie hat sich in letzter Zeit deutlich verschlechtert seit es weitere Studien gibt, die keinerlei kurative Wirkung zeigten. Befürworter (meist aus der anthroposophischen Medizin, oder Anthroposophen) sind auch selbst zurückhaltender geworden was eine kausale Wirksamkeit bei Krebs angeht. Jetzt wird die Misteltherapie mehr zur Hebung der Lebensqualität beworben bzw als komplementäre Methode zu evidenzbasierten Therapien.

Die Misteltherapie hat mehrere gravierende Nachteile:

1.) Nebenwirkungen können Krebspatienten zusätzlich belasten. Wer Rheuma hat oder Autoimmunerkrankungen wird eine Verschlechterung verspüren und Schmerzen.
2.) Bei einigen Krebsarten führt eine Misteltherapie zu einer Verschlechterung der Prognose, d.h. statt heilender Effekte ist mit einem schnelleren Verlauf der Krebskrankheit zu rechnen.
3.) Kosten ohne Nutzen
4.) esoterisches Konzept: so soll die Mistel wisksam sein, weil sie in reiner anthroposophischer Analogie auf Bäumen wie ein Krebs schmarotze und der Körper sozusagen mit der Abwehr des Schmarotzers Mistel den Schmarozer Krebs bekämpfe.  Bei schnell wachsenden Tumoren sollen zudem Misteln auf schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln am wirksamsten sein. usw

cohen

Ich hatte da mal was mit Mistellektinen gelernt, aber das scheint nun wirklich obsolet zu sein.

Suppe

Selbstvervständlich hast Du mit Deinem geschriebenen recht Daggi. Ein ganz wesentlicher Punkt, den Du allerdings ausläßt ist folgender:
Natürlich ist eine solche Behandlung nicht wirksam und kann z.T. zu einer Zustandsverschlechterung beitragen, aber es ist zunächst einmal sinnvoll, wenn ein Betroffener sich kompetente medizinische Hilfe sucht. Wenn er das tut, bin ich als Mitgeldgeber der Behandlung (als Mitversicherter) gerne bereit, insgesamt ein paar cent pro Jahr mehr zu bezahlen, wenn es hilft durch einen "Placeboeffekt" (weiß grad nicht, ob das die richtige Bezeichnung ist) die Lebensqualität der Person zu erhöhen, es sei denn, jemand bereichert sich an dieser Therapie unverhältnismäßig dolle.
Keine Frage ist natürlich, daß sowas niemals eine Therapie ersetzen darf. Aber ein Krebspatient, der sich von dem Arzt seines Vertrauens (welcher natürlich hinreichend qualifiziert sein muß) mit einer aktuellen Therapie behandeln läßt, hat das recht, ein paar kleine persönliche "goodies" zu bekommen.
Ebenso habe ich z.B. vor langer Zeit einem prärfinalen Tumorpatienten eine Pizza auf Kosten des Gesundheitswesens bestellt, die er natürlich nie gegessen hat, aber er hatte halt Hunger und keinen Hunger und wenn er an was leckeres dachte, hat er an eine frisch gelieferte Pizza von XY gedacht. Also hab ich das Zeug bestellt, ihm angeboten bzw. bei ihm stehen lassen. Daß er seine Erkrankung nicht überleben würde war klar, ebenso, daß er keine Nahrung mehr zu sich nehmen würde......
Achja, lange Rede kurzer Sinn:
Natürlich sollen schwer kranke Menschen in diesem Land einen möglichst hohen Lebensstandart auch auf meine Kosten haben dürfen. Die Vorbedingung ist jedoch, daß Sie sich nach der Vorstellung von zwei oder drei aktuellen Therapiekonzepten mit dem Arzt ihres Vertrauens auf eine wissenschaftlich fundierte Behandlungsrichtung einigen und diese auch strikt weiter verfolgen.....    
 

Daggi

@Suppe: Du meinst Punkt 3.). Ja, d'accord. Die Behandlungskosten bei Krebs sind insgesamt oder pro Jahr manchmal astronomisch. Ungefähr 2/3 oder 3/4 aller Krebspatienten benutzen ja Komplementärmedizin nebenbei zu einer effektiven Therapie. Das "misteln" zählt dazu. Falls sie also durch das boosten des Immunsystems nicht über Maßen geschafft werden, und sie nicht eine der Krebsformen haben, bei denen eine Misteltherapie kontraindiziert ist, ist das tolerierbar. Allerdings halte ich das mit den Mistelinjektionen (die Mistellektine sind die die allergen wirken sollen, cohen) für belastender als Homöopathie.

Conni

Lektine einfach so ohne Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsnachweis anzuwenden, ist gefährlich, das sind ja immerhin hochwirksame Substanzen, die die Pflanze gegen Feinde schützen soll.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lektine

Scheibenwelt

Wieder was dazu gelernt, irgendwo hatte ich mal gelesen, dass die Misteltherapie die Prognose verschlimmern kann, Danke jetzt weiß ich wie und warum!

Was man bei der alternativen Heilerei als Zusatztherapie zur EBM auch bedenken sollte: Manche Ärzte tolerieren und verschreiben dass, solange die eigentliche Therapie gemacht wird, wie sie sein soll. Täten sie das nicht ginge der Patient eventuell zu einem Homöopathen oder Heilpraktiker und würde die wirksame Medizin vernachlässigen.