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Hohlwelt

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Begonnen von NoHope, 19. November 2009, 21:16:56

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NoHope

Beim Abschnitt Lotversuche:

ZitatAls weiterer Beleg für die Richtigkeit der Hohlwelttheorie wird häufig der Lotversuch in der Tamarackmine angeführt. [...] Das Experiment wurde nur einmal im Jahr 1903 durchgeführt.

ZitatEine äquivalente Messung wurde im Jahr 2003 im Rahmen der Diplomarbeit von Anne Gerda Bernau an der Kochertalbrücke durchgeführt. Sie bestätigt die Hohlwelttheorie nicht.

Für beide Experimente fehlen die Quellen

ZitatEine genaue, aussagekräftige statistische Analyse der Ergebnisse kann daher nicht durchgeführt werden. Mögliche Erklärungen sind allerdings Mess- oder Übertragungsfehler der beteiligen Wissenschaftler bzw. Schönung der Ergebnisse.

Wie kann eine genaue statistische Anlayse bei dem zweiten Experiment durchgeführt werden?
Warum ist das Experiment aus der Diplomarbeit vertrauenswürdiger als das 1903 durchgeführte?

Eine Schönung der Ergebnisse ohne Belege zu unterstellen ist im übrigen nicht besonders nett ;)

Gruß, NoHope

amphibol

ZitatWie kann eine genaue statistische Anlayse bei dem zweiten Experiment durchgeführt werden?

Nicht "bei dem zweiten", sondern mit den zwei Messungen. Wie willst du damit Statistik betreiben?

ZitatWarum ist das Experiment aus der Diplomarbeit vertrauenswürdiger als das 1903 durchgeführte?

Muss es nicht sein. Selbst wenn beide Experimente völlig gleich vertrauenswürdig sind. Das zweite konnte die Ergebnisse des ersten nicht wiederholen. damit ist ein zentrales Problem der ersten Messung aufgetreten: Messungen müssen wiederholbar sein und dabei zu vergleichbaren Ergebnissen führen.

Und das ist hier wohl kaum gegeben.

amphibol

Nochwas:

ZitatUnter der Annahme, die Versuche hätten tatsächlich diese Ergebnisse geliefert, kann die Anormalität durch lokale Schwankungen der Erdbeschleunigung erklärt werden. Diese Schwankungen entstehen, wenn die Massenverteilung der Erdkruste inhomogen ist. Das sollte bei einer Mine zu erwarten sein - denn sonst könnte das geförderte Mineral ja überall aufgelesen werden, der Bau einer Mine wäre sinnlos.

Das wäre zum Beispiel eine absolut einwandfreie Erklärung, warum die Messung 1903 diese Ergebnisse zeigte. Die Schwereverteilung in der Erde und der Erdkruste im besonderen ist eben nicht homogen. Über derartige Schwereanomalien kann man unter anderem auch förderwürdige Rohstoffe finden. Stichwort Gravimetrie.

NoHope

Ich leg mal einen Vor bzgl. Publikationen:

http://www.sciencemag.org/cgi/reprint/15/390/994.pdf
"DIVERGENCE OF LONG PLUMB-LINES AT THE TAMARACK MINE", F. W. MCNAIR, Science 20 June 1902: 994-996.

Der Artikel, auf den sich wohl die ganze Hohlwelt-Spinne bezieht

Der Artikel selbst geht übrigens von einer Konvergenz aufgrund von Konvektionsströmungen aus.

ZitatThe measurements between the wires were, at
surface 11.944 ft., at bottom
11.962 ft., showing a divergence of 0.018 ft
This divergence was easily accounted for by
the convection current just described.

@amphibol:
Zitat von: amphibolNicht "bei dem zweiten", sondern mit den zwei Messungen. Wie willst du damit Statistik betreiben?
Das war eher so gemeint, dass das zweite Experiment nicht besser ist., allerdings weiß ich jetzt nicht, welche zwei Messungen du meinst, der Artikel übt doch Kritik an der ersten einen Messung.

Naja aber s.o. es gab mehrere Messungen mit mehreren Gewichten, unterschiedlichen Stollen und unterschiedlichen Seilen.
Und offensichtlich unterschiedlichen Interpretationen von außerhalb.

NoHope

Divergenz meinte ich... wo ist denn hier der Edit-Button?

amphibol


Zitathttp://www.sciencemag.org/cgi/reprint/15/390/994.pdf
"DIVERGENCE OF LONG PLUMB-LINES AT THE TAMARACK MINE", F. W. MCNAIR, Science 20 June 1902: 994-996.

Leider online nicht zu bekommen. Wäre dabei sicher mal ganz interessant

ZitatDer Artikel selbst geht übrigens von einer Konvergenz aufgrund von Konvektionsströmungen aus.

Da ich den Artikel selber nicht kenne, antworte ich mal aus dem hohlen Bauch heraus. Die Erklärung ist sicher auch in Anbetracht des Erscheinungsjahres richtig. Um die Jahrhundertwende (für die Kiddies hier: 1900) waren die Konvektionsströmungen gerade so etwas wie der letzte Schrei in der Geologie. Die "schrumpfende Erde" von Eduard Suess (Der Zusammenbruch des Erdballs ist es, dem wir beiwohnen) wurde langsam lebewohl gesagt. Otto Ampferer entwickelte zu dem Zeitpunkt gerade seine Unterströmungstheorie, die in groben Zügen schon ein Bild der heutigen Plattentektonik zu zeichnen begann (obwohl Ampferer später ein erbitterter Gegner Alfred Wegeners wurde). Hier kanem schon Massentransporte im Erdmantel vor, die in etwa den heutigen Konvektionsströmen entsprechen.

ZitatDas war eher so gemeint, dass das zweite Experiment nicht besser ist., allerdings weiß ich jetzt nicht, welche zwei Messungen du meinst, der Artikel übt doch Kritik an der ersten einen Messung.

Hab mir den Artikel nochmal angesehen: Zwei Dinge: Der erste Versuch muss nicht besser oder schlechter als der zweite sein. Beide stehen gleich, aber der zweite konnte die Ergebnisse des ersten nicht reproduzieren. Damit hat der erste ein Problem. Ergebnisse aus Beobachtungen und Experimenten müssen verifizierbar und wiederholbar sein. Das scheint hier aber nicht der Fall gewesen zu sein. Eben weil siech die Ergebnisse der beiden Experimente widersprechen. Beide, sowohl das von 1902 als auch von 2003 sind dabei gleichwertig. In einer Hohlwelt allerdings dürften wohl kaum widersprüchliche Ergebnisse auftreten, oder? Abgesehen davon traue ich dem ersten Experiment durchaus. Das lokale Schwerefeld der Erde ist nicht überall gleich. Schwereanomalien sind allgegenwärtig und sie dienen auch dem Aufspüren von Rohstoffen. Für die Beobachtung reicht eine inhomogene Verteilung der Masse vollkommen aus. Stichwort Gravimetrie.

NoHope

Hier gibts ne Kopie für jedermann
http://www.lhup.edu/~dsimanek/hollow/mcnair.htm
(ist auch authentisch trotz des seltsamen Hosters)

Viel besseres Zitat

Zitat von: amphibolUnter der Annahme, die Versuche hätten tatsächlich diese Ergebnisse geliefert, kann die Anormalität durch lokale Schwankungen der Erdbeschleunigung erklärt werden.

Science-Artikel:
ZitatThe data shown in the table seemed to afford ample experimental proof that neither gravitation nor magnetism could account for the divergence originally observed. Further, it seemed that the results pointed clearly to the currents of air in the shafts as the disturbing cause.

amphibol

Luftströmungen sind sicher auch eine Erklärung. Aber es ist eine weitverbreitete wie irrige Annahme, die Schwerkraft zeige immer und überall absolut senkrecht auf das Zentrum der Erde.

Das tut sie nämlich nachweislich nicht.

rincewind

Wie sollte sie auch. Dazu müsste sie eine homogene Dichte haben, was sie nicht hat.

NoHope

Besonders groß ist das eh nicht, die gemessene Abweichung...
sollte ich mich nicht verrechnet haben, ist die benötigte Kraft zur
Auslenkung ca. doppelt so groß, wie die Kraft, die der Mond auf das Gewicht ausübt.

NoHope

Da wir uns ja jetzt darauf geeinigt haben, dass die Abweichungen des ersten Experiments von Dichteinhomogenitäten und Konvektionsströmungen herrühren nocheinmal die restliche Kritik an dem Abschnitt:

ZitatDas Experiment wurde nur einmal im Jahr 1903 durchgeführt.Eine genaue, aussagekräftige statistische Analyse der Ergebnisse kann daher nicht durchgeführt werden. Mögliche Erklärungen sind allerdings Mess- oder Übertragungsfehler der beteiligen Wissenschaftler bzw. Schönung der Ergebnisse.

Eine statistische Analyse wird hier überbetont als notwendig genannt, ich halte das nicht für ein überzeugendes Argument.
Menschliche Fehler werden meines Wissens in den Naturwissenschaften als nicht existent eingestuft, andererseits müsste man bei Fehlerbetrachtungen die Psyche des Experimentators mit einbeziehen. Eine Schönung von Ergebnissen zu unterstellen ist zwar einigermaßen erheiternd (Link auf Jan Hendrik Schön) aber auch sehr unglücklich im Bezug auf die Glaubwürdigkeit des Artikels. Das klingt wie: die haben keine weiteren Argumente. Außerdem könnte bspw. jeder Homöopath kommen und die Studien, welche die Wirksamkeit der Homöopathie nicht belegen können der Schönung bezichtigen.
Daher plädiere ich für ein Streichen der oben zitierten Sätze.

Weiterhin wurde das Experiment nicht 1903 sondern im September 1901 durchgeführt.

Außerdem fehlt immer noch die Quelle von Anne Gerda Bernau, ich tät das selbst gern mal sehen, was sie da gemessen hat.
Eine Quelle, die nicht öffentlich einsehbar ist, ist meiner Meinung nach auch wertlos für Esowatch. Nach dem Motto: "Ich weiß es, aber ich zeigs dir nicht", wirkt es halt nicht viel besser, als die Seite, über die Aufgeklärt werden soll.

Achso und da fehlt ein Leerzeichen zwischen Stichwort und Gravimetrie, die Neuerungen könnte man sowieso nochmal nachbearbeiten.