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Russland: Wirtschaft

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Begonnen von Peiresc, 16. Mai 2022, 19:48:57

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Typee

Zitat von: sailor am 27. Juli 2024, 15:08:27Nur um mal zur Wirtschaft zurück zu kommen, die Zentralbank hat den Leitzins in ruzzland auf 18% erhöht... und trotzdem herrscht dort eine Inflation von 9%! Echt krass.
Anscheinend weiß die Zentralbank nicht, in welchem Umfeld sie agiert. Im gegenwärtigen Zustand Russlands geht der Einfluss der Geldmenge auf die Inflationsrate gegen null. Die Inflation dort beruht nicht auf einem Übermaß an Geld, sondern an der Verknappung von Gütern jeder Art - mit Ausnahme von militärischem Schiessgerät. Die Verteuerung von Geld bringt da nicht viel, weil in der Gesellschaft nicht mehr viel kreditfinanziert investiert wird. So funktioniert Kriegswirtschaft, Rezepte aus Friedenszeiten gelten da nicht mehr ohne weiteres.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

eLender

Zitat von: Typee am 27. Juli 2024, 19:23:22So funktioniert Kriegswirtschaft, Rezepte aus Friedenszeiten gelten da nicht mehr ohne weiteres.
Guter Hinweis, das hatte mich auch gewundert. So hohe Zinsen sind Gift für die freie Wirtschaft und den privaten Konsum (der dazu noch unter der hohen Inflation leidet). Wenn die Ruzzkis kein Öl mehr verkaufen könnten, dann wären die schnell pleite. So dauert es halt etwas länger.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: eLender am 27. Juli 2024, 20:40:40
Zitat von: Typee am 27. Juli 2024, 19:23:22So funktioniert Kriegswirtschaft, Rezepte aus Friedenszeiten gelten da nicht mehr ohne weiteres.
Guter Hinweis, das hatte mich auch gewundert. So hohe Zinsen sind Gift für die freie Wirtschaft und den privaten Konsum (der dazu noch unter der hohen Inflation leidet). Wenn die Ruzzkis kein Öl mehr verkaufen könnten, dann wären die schnell pleite. So dauert es halt etwas länger.

Achso (aus Geschäftsmaulwurf):

ZitatIm vergangenen Jahr war Russlands Wirtschaft um 3,6 Prozent gewachsen. Die Arbeitslosigkeit fiel im April auf das Rekordtief von 2,6 Prozent. Die Ursachen sind, dass viele Männer an die Front einberufen werden und Fachkräfte Russland verlassen. Der Mangel an Arbeitskräften hat die Löhne in die Höhe getrieben und trägt zum Preisanstieg bei. Die Teuerungsrate stieg im Juni auf 8,6 Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch wie das 4-Prozent-Ziel der Notenbank. Sie erhöhte ihre Inflationsprognose für 2024 sogar auf 6,5 bis 7 Prozent. Die Zentralbank erwartet, dass die Teuerungsrate dann 2025 auf 4 bis 4,5 Prozent sinken wird.

Fachkräftemangel? Klingt nach brummender Wirtschaft. Gilt aber auch nur für normale Zustände.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Typee

Vielleicht muss eines noch klargestellt werden: "Inflation" ist der falsche Ausdruck, insofern damit eine Disproportionalität zwischen Gütern und Dienstleistungen einerseits und der Geldmenge andererseits durch eine Aufblähung der Geldmenge entsteht. Da kann eine Zentralbank gegensteuern, indem sie Geld teurer und damit knapper macht. Das ist in Russland aber - noch - nicht der Fall. Die Disproportionalität entsteht dort - derzeit - durch einen Mangel an Angebot. Es ist eine Teuerung - noch - ohne "Inflation", also ohne Geldmengenaufblähung, stattdessen mit einem enormen Nachfrageüberhang. Geld verteuern nutzt da nichts.

Klassische Inflation wird kommen, wenn die Kriegswirtschaft einmal endet. Dann muss die Geldmenge durch die Zentralbank hochgefahren werden, denn dann muss der Staat seine Schulden, die er durch die Rüstungswirtschaft aufgebaut hat, wieder irgendwie loswerden - durch Gelddrucken. Amerika hat das in den fifties des letzten Jahrhunderts mit seinen Kriegsschulden aus dem 2. Weltkrieg genauso gemacht - aber mit einer Volkswirtschaft, die vor Kraft kaum laufen konnte. Seht dagegen dieses arme Russland!
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RPGNo1

ZitatDie Sanktionen setzen der russischen Wirtschaft zu - auch die russischen Eisenbahnfirmen müssen offenbar die Konsequenzen tragen. Die Lage scheint sich bedrohlich zuzuspitzen.

https://www.fr.de/wirtschaft/schlappe-fuer-putin-zusammenbruch-der-russischen-eisenbahnnetze-droht-offenbar-zr-93231724.html
https://www.newsweek.com/russian-railway-collapse-sanctions-ukraine-war-1935049

Das wäre eine ganz neue Wendung. Von der Eisenbahn sind in Russland nicht nur Güter- und Personenverkehr und somit die Wirtschaft abhängig. Auch praktisch die gesamte Transportlogistik der russischen Armee verläuft über das Schienennetz. Da kann die russische Kriegsindustrie noch soviel produzieren bzw. die iranischen, nordkoreanischen oder chinesischen "Freude" liefern. Wenn sich Waffen und Munition in Grenzstädten, Häfen oder Fabriken stapeln und die russischen "Freiwilligen" nur noch vereinzelt in Bussen an die Front geschafft werden, dann werden der Armee bald die Möglichkeiten zur Kiregsführung ausgehen.
(At Bhaal Temple)
Karlach: What a pesthole! Can't wait to clear this place out.
Minsc: There will be much trading of threats and insults, no doubt. But Minsc will be ready when it is time for boot to meet butt.
Karlach: You and me both, pal.

Max P

Mal vom Grundsätzlichen bezüglich Kernkrfaft abgesehen, warum ist sowas noch erlaubt?

ZitatVon Januar bis Juli 2024 wurden 55,4 Tonnen angereichertes Uran 235 von der Russischen Föderation importiert. Das ist mehr als in den kompletten Jahren 2022 und 2023. https://energy-charts.info/charts/energy_
https://x.com/energy_charts_d/status/1836417975244542049

RPGNo1

ZitatSeit Beginn des Ukraine-Kriegs wendet sich Russland zunehmend China zu, was den Handel angeht. China hatte sich in mehreren Bereichen als wahre Rettungsleine für Russlands Wirtschaft herausgestellt, etwa bei den Dual-Use-Gütern oder was den Import von russischem Öl anging. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern wuchs allein 2023 um 26 Prozent. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass China die westlichen Sanktionen lange Zeit nicht mitgetragen hatte.

Im Laufe des Jahres 2024 aber setzte ein Umdenken ein. Die westlichen Länder hatten zunehmend Sekundärsanktionen eingesetzt, die auf die Bestrafung von Ländern, die Russland helfen, zugeschnitten sind. Immer mehr chinesische Banken hatten sich von Russland abgewandt und verweigern gar die Transaktionen, was Moskau jetzt dazu zwang, die Gebühren auf Yuan-Transfers zu erhöhen. Das berichtete Newsweek unter Berufung auf russische Medien.

Konkret sollen 98 Prozent der chinesischen Banken jetzt Yuan-Transaktionen zwischen Russland und China verweigern. Der Gedankengang dahinter: Sie wollen nicht ins Kreuzfeuer der Sanktionen geraten, die die USA und die Europäische Union (EU) eingesetzt haben. Einen ähnlichen Schritt hatten erst im August Banken aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ergriffen – mutmaßlich auf Chinas Anraten hin.

https://www.fr.de/wirtschaft/putins-china-politik-misslingt-russlands-finanzwelt-verliert-chinesische-milliarden-zr-93304444.html
(At Bhaal Temple)
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Max P

ZitatUkraine's Resource Curse

Russian President Vladimir Putin likes to put forward a lot of reasons for his full-scale invasion of Ukraine, but rarely a classic imperialist thirst for resources. However, a desire to secure key resources could be one of the genuine reasons Russian troops marched into Ukraine in February 2022. Rare earth metals, vital in the transition to renewable energy sources, currently lie untapped in Ukraine's subsoil. Ukraine is believed to have the highest recoverable supply of rare earths in Europe as well as one of the largest lithium reserves, valued at 3 to 11.5 trillion dollars.
https://www.greeneuropeanjournal.eu/ukraines-resource-curse/

Ich möchte noch hinzufügen, dass wohl auch die ungeheure landwirtschaftliche Produktivität der Urkraine den ruzzischen Expansionsdrang befördert. Mit den ukrainischen Böden hätte das Kreml-Regime noch mehr globales Erpressungspotential in der Hand.