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Mängel im Artikel "Psychoanalyse"

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Begonnen von BertrandRussell, 27. September 2016, 16:08:16

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BertrandRussell

Ich bin mir nicht sicher, ob hier der richtige Bereich ist, oder eher "Hinweise und Vorschläge für einen Psiram-Artikel", aber dann muss das halt jemand verschieben.
Mir ist ist im Artikel zu Psychoanalyse einiges aufgefallen, was man verbessern sollte.
Ich zitier einfach mal die entsprechenden Stellen und schreibe dazu, was mir fehlt.
ZitatZentraler Ausgangspunkt für die Entwicklung der Psychoanalyse sind die mit Josef Breuer zusammen verfassten Studien über Hysterie (1895/1995).
direkt im ersten Abschnitt. Man kann sich zwar zusammenreimen, dass Freud gemeint ist; der Name kommt aber in den vorhergehenden Sätzen nicht vor, die handeln von Breuer.

Instanzenmodell
ZitatErkenntnisse der modernen Neurowissenschaften können dieses Modell nicht bestätigen, da der Aufbau des menschlichen Gehirns nicht dieser Unterteilung entspricht.
Die PA impliziert doch nicht, dass das Hirn aus drei Teilen besteht, von daher merkwürdig formuliert. Das Modell ist natürlich trotzdem Quatsch.

Psychoanalytische Therapie

ZitatDie Ausbildung zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus.
Faktisch richtig, erzeugt allerdings einen falschen Eindruck. Das gilt nämlich für jedes(!) Therapieverfahren und mit Heilpraktikerschein darf man dann sogar Leute damit behandeln. Pädagogen oder Sozialpädagogen (in manchen Bundesländern geht auch ein StEx in Lehramt) können sogar als Kinder- und Jugendpsychotherapeut nach Psychotherapeutengesetz approbiert werden und eine Kassenzulassung bekommen (das soll aber wohl bald geändert werden).
Wikipedia sagt dazu übrigens
ZitatIn Deutschland ist die Ausbildung der in der DGPT zusammengeschlossenen Vereinigungen zudem so organisiert, dass ihre Absolventen die Kriterien für die ärztliche Weiterbildung und die Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten erfüllen. Vereinzelt finden auch in Deutschland Nicht-Ärzte und Nicht-Psychologen Zugang zu einer psychoanalytischen Ausbildung; international ist dies z. T. häufiger zu finden. In der Regel setzt eine Ausbildung in Psychoanalyse jedoch ein abgeschlossenes universitäres Studium der Medizin oder Psychologie voraus.

ZitatAuch völlig fachfremde Personen können ganz ohne Kenntnisse der Neurowissenschaften, der Psychologie, der Psychopathologie und Pharmakologie Analytiker werden.
Afaik haben auch psychologische Psychotherapeuten egal welcher Fachrichtung und Pädagogen als KJP wenig bis keine Ahnung von Pharmakologie, wozu auch?
ZitatEine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden.
Wieder faktisch richtig. Gilt aber auch wieder für alle Therapieausbildungen.  In der Psychotherapeuten-Ausbildung sind sogenannte "Selbsterfahrungsstunden" in der Ausbildung verpflichtend (Bei PA sinds aber glaub ich 100 Stunden mehr als bei VT, müsste man mal in die WBO gucken).
ZitatDie Lehranalyse muss selber bezahlt werden und dauert oftmals Jahre.
Ich hab jetzt doch mal nachgeguckt: die WBO für Ärzte fordert 250 Stunden Lehranalyse für die "Zusatzweiterbildung Psychoanalyse", bei 3 Stunden pro Woche sind das weniger als 20 Monate. Ne Psychotherapeuten-Ausbildung muss nach PsychThG mindestens 3 Jahre gehen...
Psychotherapeuten-Ausbildungen müssen fast immer selbst bezahlt werden. Ärzte können das eventuell ganz oder teilweise von der Klinik gesponsort bekommen, für Psychologen sind das meistens Summen im fünfstelligen Bereich (gibt allerdings an manchen Unis post-grad Studiengänge für Master-Psychologen, die zum Therapeuten ausbilden und nur so um die 8000 kosten).
ZitatSolche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.[9]
Hier sollte erwähnt werden, das für die kurzen Therapieformen Wirksamkeitsnachweise existieren (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapieforschung)

Kritik/Generell

ZitatKritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.
siehe letzter Absatz

ZitatViele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und deren medikamentöse Behandlung ab. Ähnlich den Pseudomedizinern plädieren sie für die ganzheitliche Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Szientismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie "Schulpsychologie" nennen (analog zur "Schulmedizin").
und
ZitatViele Psychoanalytiker haben eine ablehnende Einstellung zur medikamentösen Behandlung psychischer Krankheiten und/oder sind Ritalinkritiker.
Das erste ist mit einer Seite belegt, die nicht mehr existiert, das zweite gar nicht. Ich kann auch nicht beurteilen in wie weit das stimmt. Der einzige Psychoanalytiker den ich persönlich kenne, ist ein angesehener (war in verschiedenen Gremien der Bundesärztekammer und des Bundesgesundheitsministeriums sowie Präsident einer Fachgesellschaft) Psychiatrieprofessor, der keineswegs ein "Ritalinkritiker" ist. Ich vermute es macht einen enormen Unterschied ob man Freuds Modell vertritt oder einfach anerkennt, dass die darauf basierende Kurztherapie trotz des falschen Modells wirkt. Beides sind aber Psychoanalytiker; ich finde auf diesen Unterschied sollte man hinweisen.

ZitatDurch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und die Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß.
als Quelle eine Seite, die mir durch das Design schon suspekt ist und wahrscheinlich seit den 90ern nicht mehr aktualisiert wurde. Wikipedia hingegen gibt an, dass Missbrauchsfälle in allen Psychotherapieformen nach einer aktuellen Studien gleich Häufig sein, und gibt als Quelle "M. Becker-Fischer, G. Fischer: Sexuelle Übergriffe in Psychotherapie und Psychiatrie. 3. Aufl., Asanger, Kröning 2008" an, das mir, schon aufgrund der Autoren, deutlich seriöser scheint.

False-Memory-Syndrom Die bei dem Abschnitt verlinkte Quelle erwähnt Psychoanalyse mit keinem(!) einzigen Wort. Auch die klassischen FMS Fälle haben nichts mit Psychoanalyse zu tun.

Wirksamkeit der psychoanalytischen Therapie
ZitatIn der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1993 veröffentlichten Studie zur Wirksamkeit der Behandlung psychischer Störungen[19] wird festgestellt, dass die dynamischen Psychotherapien (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie u.a.) im Gegensatz zu ihrer derzeit noch bestehenden Popularität bei Patienten und Behandlern zumeist nicht wirksamer sind als ein Placebo.
Das mag die Studienlage in den 90ern gewesen sein, anscheinend sieht man das heute anders. Die Krankenkassen haben ja übrigens drei Richtlinienverfahren PA, TP und VT, also klassische Analyse, darauf basierende Kurztherapie und Verhaltenstherapie, und das hat schon seine Grüde. Siehe hier https://en.wikipedia.org/wiki/Psychoanalysis#cite_note-75 die Fußnoten 75 bis 79, hier https://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse#Psychodynamische_Kurzzeitpsychotherapie oder hier https://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapieforschung. Ab Ende des Abschnitts ein Link auf die von mir weiter oben schon kritisierte Seite http://www.sgipt.org/mit der 90er Optik, zu der ich jetzt ein bisschen recherchiert habe. 
Sie nennt sich SGIPT, das soll für "Society for General and Integrative Psychotherapy" stehen, darüber hinaus ist sie die "Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie". Betreiber der Seite ist Dr. phil. Dipl.-Psych. Rudolf Sponsel, der auch einziges Mitglied der SGIPT ist, die wahrscheinlich auch deshalb außerhalb seiner Webseite nicht existiert. Sponsel ist in der Lokalpresse als Unterstützer von Mollath in Erscheinung getreten http://www.nordbayern.de/region/erlangen/schlechtachtern-im-fall-mollath-den-kampf-angesagt-1.3078751. Den Begriff "Allgemeine und Integrative Psychotherapie" für den er ja die "Internet Publikation" betreibt, scheint Sponsel erfunden zu haben. Es gibt zwar einen Wikipedia-Artikel mit dem Titel, der beruft sich aber zu großen Teilen auf Sponsels Webseite oder seine Bücher. Der Artikel wurde übrigens - welch eine Überraschung - zu großen Teilen von Sponsel geschrieben. Auf Diskussionsseite seines Wikiprofils https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:R.sponsel#Schuldenportraet kann man noch sehen, dass er Ärger gekriegt hat, weil er Artikel mit Links zu seiner Webseite gespamt hat (Der Link, den er unbedingt unterbringen wollte führt zu einem Aufsatz mit dem Titel: "Die politische Krankheit der Schuldentollwut. Erklärung und Heilung."). Alles in allem ein unseriös wirkender Selbstdarsteller, deswegen meiner Meinung nach nicht als Quelle geeignet.

Das dürfte erstmal alles sein.

BertrandRussell

Sigmund-Freud-Archiv

ZitatViele Originalquellen, wie Briefe von und an Freud, werden bis in das Jahr 2113 unter Verschluss gehalten, sind öffentlich nicht zugänglich und dürfen nicht veröffentlicht werden. Dies erschwert eine kritische Auswertung der Daten und lässt vermuten, dass diese nicht zur Verifizierung der Psychoanalyse geeignet sind.
Dazu fehlt auch ne Quelle.

Peiresc

Guten Abend, BertrandRussell
(ich nehme an, der Name ist Programm - hoffentlich da, wo ich ihn leiden kann  8))

ZitatIch bin mir nicht sicher, ob hier der richtige Bereich ist
Och, ist schon ok. Hier treffen wir uns zwar häufig mit Leuten, die ihre scheinbare Freundlichkeit nur mühsam und kurz beibehalten können, aber ein entspannterer Dialog ist doch auch mal schön.  :grins2:

Du hast da ein abendfüllendes Programm skizziert - ich meine durchaus, mehrere Abende. Aber Du scheinst recht zu haben, ich sach nur: Sponsel  :crazy

Wegen RL und tausend anderen Dingen wird es hier nur langsam vorangehen, fürchte ich. Also bis bald!

P.

Peiresc