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Die „Universität Google“ und ihre Folgen

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Begonnen von HorstHuber, 02. Februar 2012, 22:48:31

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HorstHuber

ZitatSo hat die amerikanische Schauspielerin Jenny McCarthy, das öffentliche Gesicht der Antiimpfkampagne, offen eingeräumt, dass sie ihr Wissen über die schädlichen Folgen von Impfungen ,,an der Universität Google" erworben habe. Sie teilt ihr ,,Wissen" regelmäßig mit knapp einer halben Million Twitter-Follower. Von einer solchen Online-Bekanntheit können Nobelpreisträger nur träumen. Richard Dawkins, heute wohl der berühmteste Naturwissenschaftler, hat bloß 300 000 Twitter-Follower.

aus http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kolumne-silicon-demokratie-impfung-der-idioten-11634232.html

Ketzerisch:
Ob eine Demokratisierung des Wissens immer so dolle ist?
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Elfenstaub

Zitat von: HorstHuber am 02. Februar 2012, 22:48:31
Ketzerisch:
Ob eine Demokratisierung des Wissens immer so dolle ist?

Das ist es. Allerdings wird es immer wichtiger Kindern bereits in der Schule beizubringen, Informationen kritisch zu bewerten und Quellen zu hinterfragen. Bis das soweit ist, müssen wir die Oprahs und McCarthys wohl aushalten. Das Abendland geht durch Gentechnik so wenig unter, wie durch Gentechnikgegner.
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

Averell

Zitat von: Elfenstaub am 03. Februar 2012, 08:34:52
Das ist es. Allerdings wird es immer wichtiger Kindern bereits in der Schule beizubringen, Informationen kritisch zu bewerten und Quellen zu hinterfragen. Bis das soweit ist, müssen wir die Oprahs und McCarthys wohl aushalten. Das Abendland geht durch Gentechnik so wenig unter, wie durch Gentechnikgegner.

Hehres Ziel aber es ist doch oft ein Kampf mit Windmühlen. D.h. aber nicht daß man ihn führen sollte.

Kritisches Hinterfragen als Lebenseinstellung beizubringen 'ne prima Sache. Ich erlebe nur z.B. bei uns im KiGa was da so teilweise verkehrt. Keine Esos sondern eher die, wie es so nett heißt eher bildungsferne Klientel. Da wird es später in der Schule schon schwierig mit den Grundrechenarten und dem Alphabet. Denen dann auch noch beizubringen daß Sponge-Bob ein Cartoon ist keine Unterwasser-Doku wird eine Herausforderung...

Dr. Ici Wenn

Zitat von: HorstHuber am 02. Februar 2012, 22:48:31
Ketzerisch:
Ob eine Demokratisierung des Wissens immer so dolle ist?

Sehr ketzerisch  ;D
Aber ja, freier Zugang zu Wissen ist natürlich das A und O einer möglichst aufgeklärten Gesellschaft. Die eigentliche Frage ist ja eher, wie und wo man die Kompetenz erwirbt, "gutes" von "schlechtem" Wissen zu unterscheiden. Das wird dauern, aber vermutlich analog zur Einführung der digitalen Fotografie stattfinden: In der vordigitalen Zeit kam keiner auf die Idee, dass ein Foto ein Fake sein könnte - war auch so bis auf wenige Ausnahmen, Retusche und Montage war aufwändig und nur Fachleuten vorbehalten. Heute fragt sich jeder bei einem ungewöhnlichen Bild, ob das nicht gefaked ist.

Diese Fähigkeit, Unsinn von Sinn zu trennen war schon immer wichtig, wird aber zu DER Schlüsselkompetenz schlechthin werden, da inzwischen die Hürden für die Publikation für Quatsch dermaßen tief sind, dass sie eigentlich nicht mehr existieren. Darüber könnte man jetzt klagen, nützt aber nichts. Man wird lernen müssen, damit umzugehen. Witzigerweise sind z.B. die Algorithmen von Google ein Versuch, diese Kompetenz zu simulieren.

NuEM

Ja, das sehe ich ähnlich. Die Informationsfreiheit, um nicht zu sagen -flut, ist ein hohes Gut, was es früher so nicht gab. Das gilt es zu schützen und zu kultivieren. Jeder einzelne, aber auch die Gesellschaft an sich, muss lernen, damit umzugehen. Das ist ein steiniger Weg auf dem wir uns befinden. Sicher mit einigen Sackgassen und Fehltritten. Ich denke, am Ende werden wir froh sein, ihn gegangen zu sein.

Belbo zwei

Zitat von: NuEM am 03. Februar 2012, 13:27:54
Ja, das sehe ich ähnlich. Die Informationsfreiheit, um nicht zu sagen -flut, ist ein hohes Gut, was es früher so nicht gab. Das gilt es zu schützen und zu kultivieren. Jeder einzelne, aber auch die Gesellschaft an sich, muss lernen, damit umzugehen. Das ist ein steiniger Weg auf dem wir uns befinden. Sicher mit einigen Sackgassen und Fehltritten. Ich denke, am Ende werden wir froh sein, ihn gegangen zu sein.

Dabei wird es nicht nur problematisch sein die gute von der schlechten Information zu trennen, sonder auch innerhalb der guten überhaupt nur einen annähernden Überblick zu behalten.

Averell

Zitat von: Averell am 03. Februar 2012, 10:23:54
Hehres Ziel aber es ist doch oft ein Kampf mit Windmühlen. D.h. aber nicht daß man ihn führen sollte.

Huch! Es sollte natürlich heißen: D.h. aber nicht daß man ihn nicht führen sollte.

Waren wohl wieder zu viele Tabs gleichzeitig offen. Dann Outlook, der Podcast im Hintergrund, n-tv auf dem Schirm, das Küchenradio... too much INPUT INPUT INPUT...

Omikronn

ZitatSehr ketzerisch  Grinsend
Aber ja, freier Zugang zu Wissen ist natürlich das A und O einer möglichst aufgeklärten Gesellschaft. Die eigentliche Frage ist ja eher, wie und wo man die Kompetenz erwirbt, "gutes" von "schlechtem" Wissen zu unterscheiden. Das wird dauern, aber vermutlich analog zur Einführung der digitalen Fotografie stattfinden: In der vordigitalen Zeit kam keiner auf die Idee, dass ein Foto ein Fake sein könnte - war auch so bis auf wenige Ausnahmen, Retusche und Montage war aufwändig und nur Fachleuten vorbehalten. Heute fragt sich jeder bei einem ungewöhnlichen Bild, ob das nicht gefaked ist.

Diese Fähigkeit, Unsinn von Sinn zu trennen war schon immer wichtig, wird aber zu DER Schlüsselkompetenz schlechthin werden, da inzwischen die Hürden für die Publikation für Quatsch dermaßen tief sind, dass sie eigentlich nicht mehr existieren. Darüber könnte man jetzt klagen, nützt aber nichts. Man wird lernen müssen, damit umzugehen. Witzigerweise sind z.B. die Algorithmen von Google ein Versuch, diese Kompetenz zu simulieren.

Vielleicht bin ich da ein wenig zu optimistisch, aber meiner Meinung nach ist der erste Schritt in die richtige Richtung schon getan. Mittlerweile weiss eben fast jeder dass ein Foto mit heutigen Mitteln sehr einfach zu fälschen ist. Diese Art von Wissen muss und wird sich immer mehr verbreiten auch wenn es u.u. viel Zeit braucht. Man darf auch nicht vergessen dass durch die heutigen Möglichkeiten laute Minderheiten nicht mehr zwingend als solche wahrgenommen werden...
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Elfenstaub

Zitat von: Averell am 03. Februar 2012, 10:23:54
Kritisches Hinterfragen als Lebenseinstellung beizubringen 'ne prima Sache. Ich erlebe nur z.B. bei uns im KiGa was da so teilweise verkehrt. Keine Esos sondern eher die, wie es so nett heißt eher bildungsferne Klientel. Da wird es später in der Schule schon schwierig mit den Grundrechenarten und dem Alphabet. Denen dann auch noch beizubringen daß Sponge-Bob ein Cartoon ist keine Unterwasser-Doku wird eine Herausforderung...

Ehrlich gesagt, mache ich mir in dem Fall die wenigsten Sorgen. Zum einen scheinen vor allem Menschen mit einem gewissen Maß an Bildung eher auch Scharlatane und Verschwörungstheorien hereinzufallen. Zum anderen haben Menschen aus bildungsfernen Schichten oft einen ganz guten Sinn dafür, ob sie jemand hochnehmen will. Ich wette, in einem sozialen Brennpunkt bleibt man ziemlich auf seinen Globuli sitzen. Ich mag mich auch täuschen.

Allerding denke ich nicht, anderer Lernstoff würde darunter leiden müssen.
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

heterodyne

Zitat von: Elfenstaub am 03. Februar 2012, 08:34:52
Zitat von: HorstHuber am 02. Februar 2012, 22:48:31
Ketzerisch:
Ob eine Demokratisierung des Wissens immer so dolle ist?

Das ist es. Allerdings wird es immer wichtiger Kindern bereits in der Schule beizubringen, Informationen kritisch zu bewerten und Quellen zu hinterfragen.
WORD

Interessanterweise erlebe ich das mit den Bildungsfernen ähnlich. Iist dort der Bullshit-sensor wirklich besser justiert? Oder es ist einfach alles Neue Bullshit? Prinzipiell?

Müßig. Bildung und Kritikfähigkeit schließen einander zum Glück nicht aus ;)

HorstHuber

Zitat von: Elfenstaub am 03. Februar 2012, 15:13:25
Ehrlich gesagt, mache ich mir in dem Fall die wenigsten Sorgen. Zum einen scheinen vor allem Menschen mit einem gewissen Maß an Bildung eher auch Scharlatane und Verschwörungstheorien hereinzufallen. Zum anderen haben Menschen aus bildungsfernen Schichten oft einen ganz guten Sinn dafür, ob sie jemand hochnehmen will. Ich wette, in einem sozialen Brennpunkt bleibt man ziemlich auf seinen Globuli sitzen. Ich mag mich auch täuschen.
Schwer zu sagen.
Vielleicht hängt es nicht vom Bildungsstand ab sondern davon ob man sich es leisten kann oder ab man sich mit einer "Schicht" identifizieren möchte.
Erstens, der Eso-Unsinn ist richtig teuer. Auch wenn die Krankenkassen dies ja teilweise zahlen so ist dies mit dem 0815 AOK-Tarif nicht so leicht möglich. Auch weil in den entsprechenden Wohngebiete eher Ärzte zu finden sind die keine Privatpatienten haben.
Als zweites habe ich die Erfahrung gemacht das viele eben keinen Bildungsbürger/Wutbürger sein wollen (war bei mir auch so weshalb ich zum Realist wurde  ;D ).

Aber trotzdem bin ich auch der Meinung das die meisten Menschen noch ein gutes Gespür für Realität haben und auch Wissen schon richtig einschätzen können. Ein bisschen Esogeschwubbel wie Schwarze Katze oder auch Globuli gegen einen blauen Fleck (wenn es auf dieser Stufe bleibt) gehört mE auch dazu.
Wichtig ist nur das "normale" Menschen im Netz einen Gegenpool bilden (wenn dies auch manchmal sehr sehr hart und ernüchternd ist).
Falls man z.B. mal bei Spon aber auch bei anderen onlineportalen die Kommentare bei z.B. Tierhaltungsartikeln anschaut hat man schon den Eindruck das die Mehrheit Veganer/Vegetarier sind. Die Realität (pro Kopf verbrauch) schaut doch deutlich anders aus.

Deshalb ist für mich die Einführung des Internets genau so spektakulär wie die Erfindung des Buchdrucks. Denn ohne diesen wäre mE die Reformation nie möglich gewesen.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Dr. Ici Wenn

Zitat von: HorstHuber am 03. Februar 2012, 21:02:59
Deshalb ist für mich die Einführung des Internets genau so spektakulär wie die Erfindung des Buchdrucks. Denn ohne diesen wäre mE die Reformation nie möglich gewesen.

Feuer, Rad, Buchdruck, Internet.

Averell

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 03. Februar 2012, 21:38:12
Feuer, Rad, Buchdruck, Internet.

Das dürften die Esos (bis aufs Rad) aber genauso sehen... :P