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Legalisierung von Cannabis

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Begonnen von Peiresc, 15. Dezember 2021, 21:43:30

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sailor

Zitat von: Max P am 29. Februar 2024, 14:56:54
Zitat von: Peiresc am 29. Februar 2024, 14:35:53
Zitat von: Max P am 29. Februar 2024, 12:38:02Dann lieber Alkohol, da säuft man sich nur Leber und Brägen weg.
Korrekt: verbluten oder verblöden. Sollte der Staat da nicht restriktiver werden?

Eher nein, weil historische Erfahrungen zeigen, dass Prohibition oder prohibitionsähnliche Restriktionen nichts bringen, sondern nur den Schwarzmarkt mit all seinen negativen Begleiterscheinungen stärken. Die beste Anti-Drogenpolitik besteht aus Prävention, Behandlung, Erziehung zu vernünftigem Gebrauch als Genussmittel und - zuerst und zuletzt - eine Gesamtpolitik, die möglichst Viele das Leben auch ohne Drogen(sucht) ertragen lässt...


Wow, Cannabis-Legalisierung mal eben mit DER WELTREVOLUTION gleichgesetzt, ich verneige mich vor dieser Rot-Licht-Lampe...

Mal ehrlich, Cannabis ist (zumindest in D) KEINE Armutsdroge. Das sind Schnaps, Kippen, Crystal Meth, Crack und Marx-/Engels-Vertonungen^^ Der überwiegende Teil des dt. Drogenkonsums (BTM) ist Lifestyle: Cannabis zum Runterkommen, Koks für die Yuppie-Party, bissl Speed und E für den Rave, Viagra für den CDU-Parteitag... Wirkliche Armutsdrogen machen extrem schnell und intensiv high, extrem abhängig und extrem kaputt. In anderen Ländern gibt es diese Armutsdrogen, in den USA ist es bspw. Fetanyl, weil es als Ersatz für teure ärztliche Behandlung verteilt wurde wie Kamelle... und sich Entzugskuren erst recht keiner leisten konnte. Die nächste Dosis Fetanyl ist aber immer drin. Oder auch Koka im Andenraum oder Kath am Horn von Afrika... wobei das bei weitem nicht so zerstört wie die synthetischen Varianten.

Mich stört an der Cannabis-Diskussion nicht die Frage nach der Droge, sondern die Schizophrenie der dt. Genussmittelpolitik: Da werden Millionen für Präventivprogramme gegen Rauchen und Saufen ausgegeben, aber bei Cannabis sind die Argumente hinsichtlich "Risiken und Nebenwirkungen" auf einmal weniger wichtig? Da kommt man mit Argumenten wie "Staat kann mitverdienen!" (tut er bei Kippen und Booze auch nicht wenig^^). Es ist hirnrissig! Es gibt keine guten Drogen, nur schnell und langsam kaputtmachende^^

Max P

Zitat von: sailor am 01. März 2024, 17:23:52Wow, Cannabis-Legalisierung mal eben mit DER WELTREVOLUTION gleichgesetzt, ich verneige mich vor dieser Rot-Licht-Lampe...
Ich habe sehr allgemein von Drogen überhaupt gesprochen und nicht bloß von Cannabis. Und an DIE WELTREVOLUTION hätte ich größere Ansprüche... Deine Assoziationen beim andeutungsweisen Plädoyer für eine vernünftige, soziale Politik rühren auch nicht von meiner angeblichen Lampe her, sondern nur von deiner BRILLE, die halt nur bestimmte Frequenzen durchlässt. ;D 

Zitat von: sailor am 01. März 2024, 17:23:52Mal ehrlich, Cannabis ist (zumindest in D) KEINE Armutsdroge. Das sind Schnaps, Kippen, Crystal Meth, Crack und Marx-/Engels-Vertonungen^^ Der überwiegende Teil des dt. Drogenkonsums (BTM) ist Lifestyle: Cannabis zum Runterkommen, Koks für die Yuppie-Party, bissl Speed und E für den Rave, Viagra für den CDU-Parteitag...
Ich schrieb u.a. ja auch von der Notwendigkeit einer Erziehung "zu vernünftigem Gebrauch als Genussmittel" und habe auch nicht speziell auf Armutsdrogen abgestellt. :shisha:

Typee

Zitat von: HAL9000 am 01. März 2024, 00:40:33... extrem gesundheitsgefährdende Drogen [..] verbieten" (Zigaretten sind
das nicht mit Millionen Toten pro Jahr weltweit?),

Na ja, das ist so eine seltsame Rechnung. In der versicherungstechnischen Risikoabschätzung rechnet man zum Beispiel so:

Es macht in Summe keinen großen kalkulatorischen Unterschied, ob ein Risiko individuell eine  hohe Verwirklichungswahrscheinlichkeit hat, aber nur selten herausgefordert wird (Gleitschirmfliegen) - oder ein kumulativ hohes Risiko darstellt, eben weil viele Individuen ein eher geringes Risiko einzugehen bereit sind (Autofahren). Hauptsache, die Prämien decken die Ausgaben.

Wenn die Sache nicht so buchhalterisch betrachtet wird,  sind Zahlenverhältnisse, die nur auf die Eintrittswahrscheinlichkeit schielen, aber immer etwas schief. Wem nicht nur an so etwas wie der "Volksgesundheit", sondern auch etwas an dem individuellen Wohlergehen potentieller individueller Konsumenten liegt, sollte so eher nicht rechnen. Was käme wohl heraus, wieviele cannabisinduzierte Todesfälle auf der Liste stünden, wenn es so viele Kiffer wie Tabakraucher gäbe?
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

eLender

Ich grenze das Problem mal auf den Aspekt der Legalität ein. Man kann lange darüber sinnieren, ob Drogen (ein unglaublich weit gefasster Begriff) so ganz prinzipiell zu verdammen sind oder nicht. Das berührt aber kaum die Tatsache, dass sie trotzdem verfügbar sind und auch eingefahren werden, ob verboten oder nicht. Mit einem Verbot schafft man die Probleme (wenn es denn welche gibt) nicht aus der Welt und erzeugt wahrscheinlich eher noch größere Probleme. Der Editor des Lancet sagt (recht aktuell), was man von einer strikten verbotsorientierten Drogenpolitik zu halten hat.

ZitatWhat has long been clear is that punitive approaches are both ineffective and harmful. Decades of criminalisation have not only spectacularly failed to disincentivise drug use but also propelled the global epidemics of HIV and hepatitis by hindering efforts to prevent transmission and provide care for people in need. The Johns Hopkins–Lancet Commission on drug policy and health found no evidence that the threat of imprisonment is an effective deterrent against drug use. Incarceration often reduces access to care, introduces adverse outcomes (eg, homelessness) following release, and facilitates negative exposures during time spent in prison, where the lack of safe injecting equipment and other harm-reduction services heighten the risk of viral hepatitis and HIV transmission—which is already approximately 35 times higher for adults who inject drugs than among those who do not. Stigma and discrimination only make it less likely that people who use drugs will get the help they need.
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(23)02617-X/fulltext


Achso: Desomorphin z.B. ist erst mal nur ein sehr potentes Opioid (die haben auch ihren Sinn in der Medizin). Die "Horrordroge" Krokodil ist aber eher ein Produkt der Drogenpolitik. Diese ganzen Verunreinigungen machen das zu einem Horrorzeugs. Die sind auch eine Konsequenz aus der sehr restriktiven Verfolgung (s. auch oben).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

zimtspinne

Legalisierung von Cannabis soll erst in sechs Monaten kommen [focus.de]

ZitatDas Cannabisgesetz soll nicht wie geplant zum 1. April 2024 in Kraft treten, sondern erst sechs Monate später. Das bestätigten mehrere Landesminister dem digitalen Medienhaus Table.Media.

Sie fordern, das Inkrafttreten auf den 1. Oktober zu verschieben. [...]

Es wird voraussichtlicht also noch dauern.. bis zu Sodom und Gomorrha.

Reality is transphobic.

eLender

Man versuch mit aller Macht, die restriktive Politik weiter zu betreiben. Ja, das ist alles halbgar, aber wenn man schon mit so einer (leichten) Lockerung den Untergang des Abendlandes verbindet, dann sehe ich eigentlich keine echtes Weiterkommen. Die Art der Politik ist gescheitert, man kann das nicht weiter so betreiben. Die Probleme verschwinden so nicht, es wird auch niemandem geholfen.

Die Blockade ist aber nur temporär, der Bundesrat müsste mit Mehrheit einen Vermittlungsausschuss bestimmen, und der kann das auch nur verzögern. Man soll doch wenigstens mal testen, ob das eine Entwicklung anstößt, die in die richtige Richtung geht (Austrocknung des Schwarzmarktes, Entkriminalisierung von Konsumenten z.B.).

Söder weiß auch, dass er das erst mal nicht verhindern kann. Selbst bei einer zukünftig CDU-geführten Regierung (falls es so kommt) wird die Union das nicht einfach so abschaffen können. Sie wird mindestens mit einer der alten Regierungsparteien (ich schätze mit der SPD) regieren müssen. Und die wird das nicht einfach absegnen. Dazu gäbe es ganz andere Gebiete, wo man einstecken müßte. Aber egal, man findet immer Mittel und Wege:

ZitatDemnach soll es im Freistaat verstärkte Kontrollen geben, die sich ausschließlich um die geplanten Cannabis-Clubs drehen. Eine zentrale Kontrolleinheit bereite das bayerische Gesundheitsministerium bereits vor, wie BR24 schreibt.

Aufgabe dieser Sondertruppen sei nach Angaben eines Sprechers des Ministeriums  schon vor der Eröffnung eines solchen Clubs die genaue Prüfung der Voraussetzungen, um das Gesetz "so streng wie möglich" auszulegen. Zudem sollen die Kontrolleure den Clubs häufiger einen Besuch abstatten und "engmaschig" alles kontrollieren.

Dazu zählten unter anderem eine genaue Überprüfung der Zuverlässigkeit verantwortlicher Personen, wie BR24 unter Berufung auf das Gesundheitsministerium schreibt.
https://www.prosieben.de/serien/newstime/news/so-will-bayern-es-kiffern-schwermachen-353896  (komische Quelle ::) )

Um glaubwürdig zu bleiben, sollte er so ein Vorgehen auch auf der Wiesn anordnen. Ein echter Kämpfer für die Volksgesundheit muss konsequent sein, die Drogis sind ja sehr kreativ bei der Beschaffung.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Der vorgebliche Grund, das Ganze noch zu verschieben, sind die bereits Verurteilten, für die dann eine Amnesie ab April gelten würde. Man will lieber noch ein paar Monate weiter die Knäste füllen und niemanden ungestraft davon kommen lassen. Verstehe die Logik dahinter nicht (nur den versuchten Dreh). Wenn man das erst ab Oktober legalisiert, ist man auch nicht viel weiter. Man müßte das ja ab April trotzdem entkriminalisieren, sonst wird der Berg an Urteilen auch nicht kleiner.

Oder soll ich das so lesen: man kann nicht einfach etwas legalisieren, schließlich haben wir viel Mühe in die Verfolgung und Bestrafung der Menschen gesteckt :skeptisch:

Wenn man den Willen hat, dann kann man auch solche "Probleme" lösen.

ZitatDie bayerische Justiz klagt über Mehrarbeit durch das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis. Weil das Gesetz auch eine rückwirkende Amnesty-Regelung vorsieht, müssen Staatsanwaltschaften im Freistaat Tausende eigentlich abgeschlossene Altfälle noch mal überprüfen. Allein die Staatsanwaltschaft München I zählt knapp 4000 bereits erledigte Verfahren, deren Akten noch einmal gesichtet werden müssen, wie Sprecherin Anne Leiding mitteilte. Setze man für jede Überprüfung nur zehn Minuten an, komme man auf 39 000 Minuten. Das entspricht nach Angaben der Behörden 650 Stunden und damit der Wochenarbeitszeit von 16 Arbeitskräften.
https://www.zeit.de/news/2024-03/03/vor-cannabis-gesetz-justiz-prueft-tausende-altfaelle
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Max P

Zitat von: eLender am 05. März 2024, 22:35:55Zitat
ZitatSetze man für jede Überprüfung nur zehn Minuten an, komme man auf 39 000 Minuten. Das entspricht nach Angaben der Behörden 650 Stunden und damit der Wochenarbeitszeit von 16 Arbeitskräften.
Nicht zu vergessen die 1000de von neuen Fälle nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes. Söder hat ja ausdrücklich angerkündigt, die neue Rechtslage so restriktiv und kleinlich wie nur irgend möglich anzuwenden...

eLender

Es ließt sich aktuell beinahe überall so, als wäre das der Untergang des Abendlandes. Selten mal eine andere Sicht, die auch mal auf die Vorteile einer Legalisierung verweist. Heute habe ich eine Rosine gefunden (die mag ich aber eigentlich gar nicht).

ZitatWeiter betonen die Unterzeichner des offenen Briefs, dank des Gesetzes werde die große Mehrheit der Anzeigen wegen reiner Besitzdelikte entfallen. Mittelfristig sei daher mit deutlich geringerem Aufwand für die Strafverfolgung zu rechnen. Hinzu komme, dass der illegale Markt um einen ,,erheblichen Teil" reduziert werde. Bis zu zehn Prozent der Deutschen erwögen, nach der Legalisierung Cannabis-Pflanzen selbst anzubauen.
Einige der Unterzeichner sind Mitglieder im sogenannten Schildower Kreis. Dabei handelt es sich um ein Expertennetzwerk, das sich seit Jahren für Alternativen zur repressiven Drogenpolitik einsetzt. Vor der Abstimmung im Bundestag hatten viele der Unterzeichner bereits in einem offenen Brief an Abgeordnete für das Cannabis-Gesetz der Koalition aus SPD, Grünen und FDP geworben.
https://www.deutschlandfunk.de/drogen-und-suchtexperten-rufen-bundesrat-auf-das-cannabis-gesetz-nicht-zu-verzoegern-100.html

10% der Teutonen wollen growen :o  Das sollte doch den Schwarzmarkt erheblich entlasten. Ist ja auch kein so doller Job, bei jedem Wetter im Görli rumzulungern und dabei auch noch von Touris photographiert zu werden.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: eLender am 10. März 2024, 21:46:2810% der Teutonen wollen growen :o

Vielleicht war das eine online-Umfrage von einer Pro-Cannabis-Site.  8)

eLender

Zitat von: Peiresc am 10. März 2024, 22:00:27Vielleicht war das eine online-Umfrage von einer Pro-Cannabis-Site
Wahrscheinlich aus einem Businessplan eines Start-Ups, das solche Sets verkaufen möchte. Aber ich halte das jetzt nicht für eine total utopische Zahl. Momentan kann man nur spekulieren, aber bald hat man offizielle Zahlen. Nuja, man muss es dann zumindest nicht mehr verheimlichen.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Max P

Zitat von: eLender am 10. März 2024, 21:46:28Ist ja auch kein so doller Job, bei jedem Wetter im Görli rumzulungern und dabei auch noch von Touris photographiert zu werden.
Nö, gegrowt wird rund um den Görli eher in Wintergärten und auf Dachterrassen. Wie sailor richtig bemerkt hat, reden wir hier nicht über eine Armutsdroge. ;D

eLender

Zitat von: Max P am 10. März 2024, 22:37:50Nö, gegrowt wird rund um den Görli eher in Wintergärten und auf Dachterrassen.
Ich meinte auch eher das "Pst...hastu...brauchstu?"-Business. Da ist mir spontan der Görli eingefallen, weil es das Wort ist, das ich am ehesten mit Berlin verbinde. Man hört ja quasi nichts andere aus der Hauptstadt ::)

(Der Cem hat doch auch schon mal ne Plantage auf der Terrasse gehabt...)
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Max P

Zitat von: eLender am 10. März 2024, 22:42:05
Zitat von: Max P am 10. März 2024, 22:37:50Nö, gegrowt wird rund um den Görli eher in Wintergärten und auf Dachterrassen.
Ich meinte auch eher das "Pst...hastu...brauchstu?"-Business. Da ist mir spontan der Görli eingefallen, weil es das Wort ist, das ich am ehesten mit Berlin verbinde. Man hört ja quasi nichts andere aus der Hauptstadt ::)

(Der Cem hat doch auch schon mal ne Plantage auf der Terrasse gehabt...)
Das Zentrum des Berliner Genussmittelhandels ist weniger der berühmte Görli, sondern immer noch die Neuköllner Hasenheide. Also mal so als Geheimtip.

Ja, Cem Özdemir hatte sich vor Jahren mal vor laufender Kamera einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet (im Rahmen von so einer Promi-Challenge): https://youtu.be/REOA3xXR8tI


eLender

Zitat von: Max P am 10. März 2024, 22:57:47Also mal so als Geheimtip.
Ah, danke, gut zu wissen, falls man mal wieder nen Hauptstadtbesuch macht (bei mir eher unwahrscheinlich). Dass Hasen auf Gras stehen, ist nun keine Überraschung. So als Wiederkifferkäuer :grins
Wollte ich nur mal gesagt haben!