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Krise in der Ukraine

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Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

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RPGNo1

Zitat von: Peiresc am 22. Dezember 2022, 15:43:33Furchtbar. Dahinter steckt die Ansicht: Die Ukrainer sollen aufgeben und damit zufrieden sein, dass ihr Land von der Landkarte und ihr Volk vom Erdboden verschwindet, dann haben wir unsere Ruhe und unser schönes Erdgas (zumindest bis zum nächsten Krieg). Nebenbei: "Die Republikaner würden das Geld lieber in die eigene Infrastruktur stecken" - lachhaft.

Da fällt Frau Engel auf die Propaganda der Trumpisten, QAnons, Milizen usw rein. Klar, es gibt die Boeberts & Co., und solche Typen wie Mitch McConnell werden jede Gelegenheit nutzen, um die demokratische US-Regierung vorzuführen. Aber gerade die stockkonservativen Reps, die teilweise in ihren Politikerkarrieren noch die letzten Jahre der UdSSR erlebt haben und Ronald Reagan für einen der besten US-Präsidenten halten, haben nichts für Putin und die aktuelle russische Staatsführung übrig.
 
Weiterhin: Die Reps waren und sind es immer noch auf das Engste mit der US-amerikanischen Rüstungsindustrie verbunden. Ich liege sicher nicht falsch in meiner Annahme, dass eben dieser Industrie ein goldenes Jahrzehnt bevorsteht, da nicht nur die Ukraine versorgt werden muss, sondern zahlreiche andere Staaten aufgrund der Bedrohungslage ihre Armeen aufrüsten werden. Das bedeutet Arbeitsplätze und Wählerstimmen, sowie sicher auch einen üppigen Bonus für die Abgeordneten, die Aktienanteile an Northrop Grumman, General Dynamics usw. halten. Jeder republikanische Abgeordnete mit ein wenig Grips wird diese Entwicklung nach außen hin begrüßen, selbst wenn er im Innern andere Gedanken hegen mag. Pragmatismus ist Trumpf, so kalt das auch klingen mag.





Peiresc

Zitat von: Max P am 22. Dezember 2022, 15:27:13Weil Pootin der offenkundig Böse ist, wird der Westen dadurch nicht automatisch zur eindeutig guten Seite.

Der Rüstungsetat der USA beträgt inzwischen 800 Mrd $. Hier tun sie wenigstens mal was Gutes.

PeterPan

Zitat von: Max P am 22. Dezember 2022, 07:50:41Offenbar sind auch die Tagesthemen bei Vad etc. angekommen:
https://twitter.com/tagesthemen/status/1605678566972149760

Der Tagesschau-Kommentar ist aber sowas von gründlich in die Hose gegangen. Jeder Punkt ist sehr einfach angreifbar. Ein kritischer Beitrag würde länger dauern, als der 2 Minuten-Clip. Schon die Prämisse das Biden schlecht da steht ist fragwürdig.

Peiresc

Zitat von: PeterPan am 22. Dezember 2022, 20:51:51Schon die Prämisse das Biden schlecht da steht ist fragwürdig.

Ja, bei ihr klang das so wie "die Untergehenden klammern sich aneinander". Dabei zeigt die wütende Reaktion der Rechten, dass der Besuch für Biden wie für Selensky ein großer Erfolg gewesen ist. Welcher Gast darf vor beiden Kammern des Kongresses sprechen? Da müsste Scholz erstmal hinkommen, zu diesem "Verzweiflungsakt".

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Die Leserbriefe in meiner Regionalzeitung sind gottvoll. ,,Keiner unserer Politiker interessiert sich für die wahren Ursachen dieses schrecklichen Krieges ...", ,,Kann es sein, dass die USA und die EU eine Mitschuld am Krieg in der Ukraine haben" etc. pp. Nein kann nicht sein, denn wieso sollte dann die Bundeswehr seit 1990 auf ein Viertel geschrumpft sein, und wo ist jemals Russland vor Februar 2022 als das Böse dargestellt worden. Der redaktionelle Teil trägt nicht viel dazu bei, den Nebel wegzublasen.

Deutsche Medien, was fabriziert Ihr nur für einen Scheiß. Brr.

Max P

Helmut W. Ganser, noch so ein Beratender General im Ruhestand:

ZitatOffenes Winterfenster
Ein militärischer Sieg ist weder für die Ukraine noch Russland erzielbar. Die Chance für eine Beendigung des Krieges muss jetzt genutzt werden.
https://www.ipg-journal.de/rubriken/aussen-und-sicherheitspolitik/artikel/offenes-winterfenster-6387/?utm_campaign=de_40_20221222&utm_medium=email&utm_source=newsletter

Peiresc

Zitat von: Max P am 23. Dezember 2022, 13:35:06Helmut W. Ganser, noch so ein Beratender General im Ruhestand:

Daraus:
ZitatDie immer wieder vernehmbare Argumentation, der Westen müsse mit Hilfe der Ukraine das russische Militär in die Knie zwingen, weil Putin sonst als Nächstes die NATO-Osteuropäer angreifen werde, kommt schlicht analyseschwach daher. Die konventionelle russische Armee ist heute bereits durch diesen verfehlten Krieg extrem geschwächt und vermutlich für die nächsten fünf bis zehn Jahre gegen die NATO nicht offensivfähig.

Ah, ja, verstehe. Moldova, Kasachstan, Georgien sind keine NATO-Länder; sie gehen uns nichts an. Wird Putin, wird Russland seinen vorsintflutlich territorialen, aggressiven Supermachtsflitz aufgeben? Was stellt sich Ganser denn vor als Zugeständnis der Ukrainer, das den Frieden möglich macht? Hat er denn irgendeine Idee dazu aus Russland vernommen, die nicht von augenblicklichen, taktischen Ideen diktiert gewesen ist, im nächsten Augenblick umgestoßen? Und ein toller Zeithorizont: 5 Jahre Frieden für das Baltikum.

sailor

Es gibt genug linksrechte, die auch bereit wären, Osteuropa (inkl. der Nato-Mitglieder dort) dem Kreml zum Fraß vorzuwerfen... aus den verschiedensten Gründen.

Der Punkt bzgl. eines militärischen Sieges der Ukraine ist der, dass so ein Sieg eben nicht die totale Niederlage russlands bedeuten muss. Allen Beteiligten ist klar, dass an den alten Grenzen russlands Schluss ist. Damit ist auch klar, dass russland in jedem Fall wieder aufrüsten könnte. Dank der eigenen Nukes muss sich russland eigentlich keine Sorgen in der Verteidigung des eigenen Staatsgebietes machen. Wichtiger an einem Sieg der Ukraine ist eigentlich, dass die russische Armee dadurch auf ein Plankton-Niveau gedrückt wird, doktrinär, technisch, taktisch. Das beinhaltet zwar die Chance einer Weiterentwicklung, aber ohne die "totale" Niederlage wirds genug Menschen in Uniform geben, die diese Armee weitertragen... zumal die Gesellschaft wie die Armee an den gleichen Problemen krankt. Ohne ein totales Umkrempeln wird eine tiefe Reform nicht möglich sein.

Real existierender Sozialismus: Schönes Relativieren und Abweisen jeglicher Schuld^^ Immer wieder gern genommen... aber der real existierende Sozialismus, Kommunismus, Khmer-Rouge-Steinzeitkommunismus, die sind alle links. Punkt. Ohne die Ahnenreihe der Linken Denker wären sie nicht möglich gewesen und man findet genug "urlinke" Elemente darin, um sie als links zu qualifizieren.... oder käme jemand auf die Idee, die AfD als "Nichtrechts" zu bezeichnen, nur weil sie "Mein Kampf" nicht als offizielle Bibel führt? ;)

Peiresc

Die jüngste erschreckende Anti-LGBTQ-Gesetzgebung in Russland wird nicht verständlich, wenn man sie nicht in einem größeren Rahmen sieht. Was haben Schwulenheirat, Bilderberger, Biolabore, Covid, die WHO usw. gemeinsam? Mikhail Kovalchuk, Physiker, Leiter des Kurtschatov-Institus, Bruder von Juri Kovalchuk (bekannt als persönlicher Banker Putins), Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und amtierender Vizepräsident für Nanowissenschaften [WP], erklärt es dir:

Sie sind alle Teil des finsteren Plans der US-Eliten, die Menschheit, speziell die russische, aber auch die indische usw., auszulöschen. Sie sind der eigentliche Kriegsgrund.

Zitathttps://thehill.com/opinion/international/3784875-the-gay-world-war-inside-putins-warped-reality/

QAnon on steroids

Das ist die Gedankenwelt Putins (oder zumindest diejenige, die er seinem Volk verklickert), aber sicher ist die Darstellung nicht komplett. Es fehlt jeder Hinweis auf Nazis und Satanisten, und auch die Vergebung von den Sünden, die der Patriarch gerade jedem Gefallenen versprochen hat (ganz im Stil von Urban II). Da wäre ich doch gerne mal Mäuschen beim Herrn Brigadegeneral a.D., wo er da den Ansatz für Friedensgespräche findet.

Nebenbei: Lyssenko war ein armer Waisenknabe gegen diesen Kovalchuk.


Max P

Zitat von: sailor am 23. Dezember 2022, 18:40:59Real existierender Sozialismus: Schönes Relativieren und Abweisen jeglicher Schuld^^ Immer wieder gern genommen... aber der real existierende Sozialismus, Kommunismus, Khmer-Rouge-Steinzeitkommunismus, die sind alle links. Punkt. Ohne die Ahnenreihe der Linken Denker wären sie nicht möglich gewesen und man findet genug "urlinke" Elemente darin, um sie als links zu qualifizieren.... oder käme jemand auf die Idee, die AfD als "Nichtrechts" zu bezeichnen, nur weil sie "Mein Kampf" nicht als offizielle Bibel führt? ;)

Das ist natürlich der übliche Blödsinn. Eigentlich müsste man sich erstmal darüber einigen, was "links" im Einzelnen bedeutet und was nicht. Wäre an dieser Stelle aber nicht nur offtopic, sondern aller Voraussicht nach auch fruchtlos und zu ermüdend. Die eingeübten mutwilligen Missverständnisse und Sarkasmusreflexe ersticken da in der Regel jede Debatte im Keim. Daher nur ganz kurz angedeutet: Links bedeutet für mich im Kern die Emanzipation des Individuums von vermeidbaren oder reduzierbaren - eben auch ökonmischen - Zwängen bei gleichzeitiger Verantwortung für andere und die Gesellschaft. Das beinhaltet natürlich auch die Frage nach der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel. Also im Grunde da weitermachen, wo der bürgerliche Liberalismus endet. Dass der Realsoz in keinem Punkt in die obige Kurzdefinition passt, liegt auf der Hand. 

Sich im übrigen auf Ahnenreihen berufend bedeutet erstmal rein gar nichts. Die vulgärliberale heutige FDP z.B. beruft sich auf Nachfrage sicher auch auf politische Ahnen, auf deren Schultern sie noch nie standen.

sailor

Hmm, diese ganze Schwulenhass-Shice gibt mir ziemlich zu denken, weil ich schon ewig versuche, dieses Motiv in das weitere Bild der stumpf-rechten einzuordnen. Gerade weil Homoerotik eigentlich ein fester Bestandteil des stumpf-rechten Männlichkeitskultes ist (man beachte die geradezu orgasmische Begeisterung dieser Kreise für den Film 300 :D). Ich vermute, die Abneigung gegen den Individualismus, den gerade auch sexuelle Selbstbestimmung ausdrückt, beruht darauf, dass man in den Kreisen einfach nur eine amorphe Volksmasse mit homogenen (sic) Werten, Ansichten und Überzeugungen haben möchte, die macht, was man ihr sagt. Jegliche Anomie ist dabei störend bis schädlich.

OT:Verantwortung für andere und "die Gesellschaft" ist aber ein ziemlich hefter, gleichzeitig diffuser Zwang... wer definiert diesen? Und bei der Frage nach der Verfügungsgewalt über Produktionsmittel sind wir ganz schnell in Kategorien wie "Wegnehmen"... Der real existierende Sozialismus hat die real existierenden Lücken linker Ideologie aufgedeckt, nämlich das diese diffuse Verantwortung auf Worthülsen reduziert wird, während sich gleichzeitig niemand wirklich für die Produktionsmittel interessiert. Ohne persönlichen Vorteil kein persönliches Gefühl für Verantwortung. Die sozio-ökonomischen Folgen linker Gesellschaftspolitik kann man derzeit in russland bestaunen: Hyperegoismus bei gleichzeitig völliger Apathie gegenüber allem Politischem.

Max P

Wenn man denkt, alles von Solovyev gesehen zu haben, untertrifft er sich gleich wieder selbst:



Max P

Zitat von: sailor am 23. Dezember 2022, 20:37:37Die sozio-ökonomischen Folgen linker Gesellschaftspolitik kann man derzeit in russland bestaunen: Hyperegoismus bei gleichzeitig völliger Apathie gegenüber allem Politischem.
Ja, nach der Oktoberrevolution hat man den Gemeinsinn und das politische Engagement im Zarenreich schmerzlich vermisst... Nein, Sowjetunion und linke Gesellschaftspolitik waren sich so ähnlich wie die Bergpredigt und ein Autodafé.

Peiresc

Zitat von: Max P am 23. Dezember 2022, 20:40:41Wenn man denkt, alles von Solovyev gesehen zu haben, untertrifft er sich gleich wieder selbst:

Gott mit uns, Heiliger Krieg, jaja. Übrigens habe ich gerade irgendwo gelesen, dass 7% der Russen regelmäßig zur Kirche gehen (>40% der Amerikaner). Und selbst diese 7% werden wohl nicht alle auf die menschenfeindliche apokalyptische Rhetorik abfahren, auf einen "Glauben", der so palpabel politisch-zynisch ist.

Peiresc

Zitat von: Max P am 23. Dezember 2022, 20:50:29so ähnlich wie die Bergpredigt und ein Autodafé

Die Ähnlichkeiten sind übrigens größer als man denken sollte; auch die jesuanische Ethik verträgt keine genaue Lektüre.