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Russland: Wirtschaft

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Begonnen von Peiresc, 16. Mai 2022, 19:48:57

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RPGNo1

Zitat von: Peiresc am 05. Oktober 2022, 11:38:08Die russische Stahlindustrie ist aktuell in der Phase der Selbstverdauung. Die Transportkosten übersteigen die Erlöse.

Die russische metallverarbeitende Industrie hat dieselben Probleme wie die Gas- bzw. Erdölindustrie: Alle Wege [ihrer Waren] führen nach Rom [in den Westen].

China und Indien können kurz kurz- und mittelfristig kein wichtiger Abnehmer werden, also muss die russische Industrie ihre Produkte verramschen, um überhaupt etwas loszuwerden und ein wenig Geld zu verdienen.

sailor

Nur mal so: China und Indien ramschen selbst bei der Eisenmetallurgie. Die haben zusammen erst die Massenstahlerzeugung in Europa und den USA kaputtgemacht und nun sind die russen dran. russland ist kein guter player in der Primärindustrie: Wirklich massenhaft billiges Personal wie Indien und China hat man nicht, die Standorte der Industrie sind Ergebnis ach so toller sowjetischer Planung und ohne Technologie aus dem Westen kommt man auch dort nicht weiter.

Die Transportkosten sind nachvollziehbar, weil Kohle und Eisenerz zusammengebracht werden müssen. Nur in der Ukraine war das zwischen Donbas und Dnipro-Basin halbwegs billig möglich, zumal man dort auch noch schnelle maritime Anbindung hat. Asowstal in Mariupol war nicht umsonst genau dort. In russland liegen die Vorkommen viel weiter landeinwärts, weit auseinander und ohne "Seeverbindung" (Flüsse). Damit muss alles per Bahn verfrachtet werden, was teurer ist als Schiff.

RPGNo1

ZitatWas der Rückzug der großen Automatisierer aus Russland bedeutet

Der Rückzug der Großen

Unter den Großen setzt Stand Anfang September 2022 nur Yokogawa das Geschäft mit Russland mehr oder minder unverändert fort. Alle anderen großen Spieler auf allen Ebenen der Automatisierungstechnik beenden ihre Geschäfte in Russland bzw. ziehen sich aus diesem Markt zurück.

Das kommt einem Kahlschlag der Automatisierung gleich.
[...]
Mittelfristig steht nichts Geringeres als die gesamte Automatisierungstechnik in Russland auf der Kippe und ich habe große Zweifel, dass das den Verantwortlichen in Russland, aber auch den Analysten überall auf der Welt wirklich klar ist.

Selbst größtmögliche Skrupellosigkeit bei potentiellen Kriegsgewinnlern vorausgesetzt gibt es keine praktisch realisierbare Möglichkeit für Russland, mittelfristig (das heißt über die nächsten zwei, drei Jahre) das aktuelle Niveau zu halten. Schon jetzt fehlen qualifizierte Servicetechniker, um Anlagenänderungen umzusetzen und Software zu warten. Bald werden Hardware-Defekte sich nennenswert auf die Anlagenverfügbarkeit auswirken. Und das wird erst der Anfang sein.

Nicht nur die eigentliche Produktion, auch die Produktionsplanung, die Vernetzung von Einkauf, Lagerhaltung und Distribution, geschweige denn Just-in-Time-Lieferungen werden zukünftig viel schwieriger. Kein großes Unternehmen kann heutzutage auf Systeme wie SAP verzichten.

Mögliche Folgen

Russische Fabriken werden wieder vermehrt Standardprodukte liefern: Ein paar Autotypen in einer Handvoll Varianten, nur noch noch eine Sorte Klebstoff, eine Sorte Wandfarbe – mit zwei Wörtern: weniger Vielfalt. Dafür ist der Lack weniger kratzfest, der Klebstoff enthält mehr Lösemittel, der Pigmentgehalt der Wandfarbe schwankt und so weiter.
[...]
Die russische Industrie wird nicht untergehen – die deutsche oder europäische im Übrigen auch nicht. Volkswirtschaften sind extrem resilient und kollabieren nicht so schnell – aber der Standard wird sinken. Ich vermute, etwa auf das (ehemals sowjetische) Niveau der späten 1980er Jahre. Nicht nur für ein paar Jahre, sondern auf absehbare Zeit.

https://scienceblogs.de/quovadis/2022/09/30/was-der-rueckzug-der-grossen-automatisierer-aus-russland-bedeutet/?all=1

Peiresc

ZitatRussian media report that Microsoft 365 software is available again in 🇷🇺 stores (initially Microsoft halted all sales in Russia in the beginning of March).

Users can renew their existing licenses, according to reports.

https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1580160813167693826

Max P


sailor

War ja klar, das sowas von der Berliner Zeitung kommt...

Die Türkei mag das, es gab da auch schon Pläne für Pipelines aus dem Nahen Osten über Irak/Syrien ans Mittelmeer und in die Türkei. Böse Zungen haben mal behauptet, das wäre der Hauptgrund für den Einmarsch der USA im Irak unter dem kleinen Bush gewesen... genauso wie die afghanischen Pipelines aus Zentralasien nach PAK^^

Das zeigt aber auch, welche Rolle die Türkei als NATO-Mitglied(!) für russland spielt... hochinteressant, wo die Nato doch Feind No. 1 ist, so gefährlich und bedrohlich, dass man sich strategisch immer mehr auf ein Mitglied verlässt und Truppen von der Natogrenze abzieht...

Max P

Habe gerade in den DLF-Nachrichten gehört, dass die Gas-Kooperation mit Russland stattfinden wird. Erdogan habe dies auf einer Sicherheitskonferenz in Kasachstan gesagt. Man will zur Tat schreiten...

Gurkerl

Nicht nur Unternehmen laufen Mitarbeiter weg, sondern, scheint so, auch der Öffentlichen Verwaltung!

https://orf.at/stories/3291221/

RPGNo1

ZitatDie Riege der russischen Oligarchen hält bisher relativ treu zu Kremlchef Wladimir Putin – mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Der Banker und Unternehmer Oleg Tinkow hat sich zuletzt klar gegen den Kurs seines Landes und den brutalen Überfall auf die Ukraine positioniert. Nun geht er einen Schritt weiter. Tinkow hat seine russische Staatsbürgerschaft aufgegeben.
https://www.spiegel.de/ausland/milliardaer-oleg-tinkow-gibt-russische-staatsbuergerschaft-auf-und-rechnet-mit-faschistischem-land-ab-a-db247cc4-7154-4b98-8190-27f58b11653d

Peiresc

Russisches Erdöl zu Dumping-Preisen wird gerne genommen, aber mit dem Export von Hochtechnologie ist man zögerlicher. Google-Translate:

ZitatDie chinesische Regierung habe die Lieferung eigener Loongson-Prozessoren nach Russland verboten, die Intel ersetzen könnten, wenn Parallelimporte blockiert würden, schreibt Kommersant unter Berufung auf eine dem Ministerium für digitale Entwicklung nahestehende Quelle.

,,Die besten Chipsätze in China werden im militärisch-industriellen Komplex verwendet, das ist der Hauptgrund, warum sie für ausländische Märkte nicht verfügbar sind", erklärte eine Quelle aus dem Elektronikmarkt.

Russische Unternehmen hofften, auf Lösungen von Loongson umsteigen zu können. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine stellten führende Prozessorhersteller, darunter Intel und AMD, die Lieferungen ihrer Produkte nach Russland ein. Als Reaktion darauf hob die Regierung die straf- und verwaltungsrechtliche Haftung für den Import von Elektronik ohne Erlaubnis des Urheberrechtsinhabers auf. Allerdings besteht die Gefahr, graue Importkanäle durch die USA und die EU zu blockieren.

Die Entscheidung der chinesischen Behörden jetzt "wird keinen großen Schaden anrichten", da Loongsons Massenprojekte in Russland noch nicht begonnen haben, sagt Maxim Koposov, Direktor der Firma Promobit. Gleichzeitig können Loongson-Laptops und -Motherboards weiterhin frei auf AliExpress gekauft werden. Diesbezüglich ist der Experte der Ansicht, dass das Verbot formaler Natur sein kann.

Große chinesische Unternehmen versuchen, ihre Lieferungen nach Russland nicht zu bewerben, da sie vom Weltmarkt abhängig sind, erklärte Vitaly Mankevich, Vorsitzender der Russisch-Asiatischen Union der Industriellen und Unternehmer. Er stellte fest, dass es noch keine offiziellen Erklärungen zum Verbot der Lieferung von Loongson-Prozessoren gebe. Aber selbst in einem negativen Szenario ,,gibt es viele Möglichkeiten, solche Waren zu kaufen, auch über dritte, kleinere Unternehmen", erklärte Mankiewicz.

Loongson-Prozessoren basieren auf der chinesischen LoongArch-Architektur. Geräte, die diese Architektur verwenden, sind in Russland immer noch schwach vertreten, sagt eine Quelle in einem russischen Elektronikhersteller. Ihm zufolge ist es für den russischen Markt viel einfacher und sicherer, Intel-Prozessoren zu verwenden, von denen es Milliarden von Einheiten auf der Welt gibt.

,,Darüber hinaus bleiben chinesische Komponenten in Bezug auf ihre technologischen Eigenschaften, obwohl sie den russischen voraus sind, immer noch hinter den amerikanischen zurück", sagte die Quelle. Eine Quelle bei einem anderen Elektronikhersteller stellte jedoch fest, dass Loongson ,,ein zuverlässiger, leistungsstarker und vielversprechender Prozessor ist, der mit Intel konkurrieren kann".

https://www.moscowtimes.ru/2022/12/13/kitai-zapretil-postavlyat-v-rossiyu-sobstvennie-protsessori-a28262

Und auch sonst rückt die multipolare Welt unter Russlands Schirm zusammen, um den satanistischen schwulen Anglo-Nazis in den USA mit ihren 72 Geschlechtern und ihren Sklaven in Westeuropa endlich den Garaus zu machen:
ZitatSt. Petersburg, 13. Dezember - RIA Nowosti. Moskau halte es für ein Missverständnis von Medienberichten, dass der Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in Russland in diesem Jahr abgesagt wurde, ein solcher Besuch sei nicht geplant gewesen, sagte der stellvertretende russische Außenminister Andrej Rudenko.


RPGNo1

ZitatWie hart treffen die westlichen Sanktionen Russland? Der Ökonom Michael Rochlitz hält die Folgen für massiv - gerade in Zukunftsbranchen. Auch die Rüstungsbranche des Landes habe große Probleme, sagt der Experte im tagesschau.de-Interview.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/wirtschaftssanktionen-russland-folgen-interview-101.html

RPGNo1

ZitatSie bilden das Rückgrat der russischen Staatsfinanzen: die Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport. Lange sprudelten diese üppig – doch das ist nun womöglich vorbei.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/russlands-oel-und-gaseinnahmen-brechen-offenbar-ein-a-86c3f6e1-d831-4f63-abb3-be82c4b45549

RPGNo1

ZitatNach der Abkehr des Westens von russischem Öl und Gas sieht der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, Russland dauerhaft geschwächt. »Russland hat die Energieschlacht verloren«, sagte Birol am Samstag in Paris der französischen Zeitung »Libération«. Die Öl- und Gasexporte seien seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um 40 Prozent zurückgegangen, hieß es von der Agentur, die vor allem von westlichen Industriestaaten getragen wird.

Das sei erst der Anfang, denn die russischen Öl- und Gasfelder seien technisch und geologisch komplex, erklärte Birol. Sie benötigten die technologische Unterstützung internationaler Experten. »Diese haben sich jedoch aus Russland zurückgezogen.« Daher werde die Förderung mittelfristig zurückgehen. Russland könne Europa als einst größten Abnehmer auch nicht einfach durch Asien ersetzen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/iea-chef-fatih-birol-russland-hat-die-energieschlacht-verloren-a-e768c4b4-31d1-4f2f-ac31-61f4745496f1

sailor

Ich packe es mal hier rein, da immer wieder behauptet wird, russland könnte endlos Material an die Front nachschieben, könnte nicht "totgerüstet" werden.

Es sind Bilder aufgetaucht, wo die russen alte Marine-Maschinenkanonentürme 2M-3 auf MT-LB getackert haben... gleiches ist auch schon mit Marinelafetten für schwere MG passiert. Was sagt das aus? Erstens, die russen haben genug Reserven an 50iger-Jahre-Technik (Waffe und Fahrzeug basieren auf Technik dieser Zeit) um solche Dinge zu machen. Zweitens, diese Impro-Teile sind anscheinend schneller zu fertigen als "ordentliche" Kampffahrzeuge. D.h. auch, dass man deutlich länger braucht, um BMP und T-XX instand zu bekommen. Drittens, man greift auf Waffen zurück, deren Munition beim Heer seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz ist. Viertens, diese Kanonen/Lafetten werden durch die Bediener ausgerichtet, NICHT ferngesteuert von einer Rechneranlage. Auch eine Einbindung in ein automatisiertes Netz ist nicht erkennbar. Diese Geschütze haben keinerlei Elektronik, Radare oder irgendwas.. auch keine Stabilisierung. Damit wird deutlich, dass die russen mindestens zeitweise auf das Niveau der 50iger hinsichtlich der Feuerleitung zurückfallen, bzw. auf taktischer Ebene auf moderne Zielhilfen verzichten müssen. Auch Schiessen aus der Bewegung ist damit unmöglich.