Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Krise in der Ukraine

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

« vorheriges - nächstes »

sailor

Wenn es denn so einfach wäre...

Man kann nie vorhersagen, wie, wann und warum genau militärische Einheiten "zerbrechen". Die Militärgeschichte ist voll von Beispielen für jede These: Individuelles Durchhalten bei Zerbrechen der Großen Lage (japanische Soldaten, die trotz Kapitulation des Kaisers weitermachten; deutsche Einheiten im 2. Weltkrieg, Franzosen im Westfeldzug 1940); Individuelles Zerbrechen und trotzdem Durchhalten auf der Großen Lage (sowjetische Einheiten in der Op Barbarossa, britische/niederländische Einheiten gegen die Japaner, wobei hier alle möglichen Mischformen vorlagen). Gründe sind jedesmal vielfältig. Eine richtig gute Abhandlung/Analyse an Vergleich Wehrmacht-US Army im 2. Weltkrieg hat van Crefeldt geliefert: Kampfkraft von 1989. Dabei geht er auf Faktoren ein, welche die hohe Kohäsion und Motivation von Wehrmachtseinheiten jenseits der NS-Ideologie geschaffen haben.

RPGNo1

Zitat11.45 Uhr: Die Militärexperten des renommierten Institute for the Study of War sehen in dem Rückzug russischer Truppen aus der strategisch wichtigen Stadt Lyman in der Ostukraine »mit ziemlicher Sicherheit« eine bewusste Entscheidung von Russlands Präsident Wladimir Putin. Nicht die Militärkommandos hätten entschieden, dass die Frontlinien nahe der Städte Kupjansk oder Lyman nicht verstärkt werden, sondern der Präsident selbst, hieß es am Abend in einer ersten Analyse. Es deute darauf hin, dass sich Putin vielmehr um die Sicherung strategischer Gebiete in den Regionen Cherson und Saporischschja kümmern wolle. Lyman liegt in der Region Donezk.

Ukrainische und russische Quellen wiesen übereinstimmend darauf hin, dass die russischen Streitkräfte ihre Stellungen in den Regionen Cherson und Saporischschja weiter verstärkten, schrieben die Experten weiter. Sie berichteten zudem von einem »gescheiterten Bodenangriff« russischer Truppen auf den Ort Kosatscha Lopan im nördlichen Gebiet von Charkiw. Ukrainische Soldaten hätten den Angriff laut Generalstab nahe der russischen Grenze abgewehrt. Solche Angriffe deuteten darauf hin, dass Putin wahrscheinlich weiter das Ziel verfolge, die Kontrolle über Gebiete jenseits der von ihm rechtswidrig annektierten Regionen zurückzugewinnen – anstatt Soldaten gegen die ukrainische Offensive im Donbass einzusetzen.
Hervorhebung von mir.

https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-sonntag-wolodymyr-selenskyj-spottet-ueber-rueckzug-der-russen-aus-lyman-a-7596c98f-f333-47df-8c8d-f6d6ec8613f0

Was soll man bloß von diesen Nachrichten halten?

Bis vor kurzem hieß es doch, die seit Mai reduzierten russischen Kriegsziele seien Eroberung und Sicherung von Donbass und der Landverbindung zur Krim. Jetzt spielt der Donbass nur eine untergeordnete Rolle? Oder wie sonst kann man Putins Entscheidung interpretieren? Und dazu noch mit einer ohnehin geschwächten und demoralisierten Armee militärisch sinnlose Angriffe auf andere Gebiete.

Inzwischen kann ich es nur noch so interpretieren, dass in der russischen militärischen und erst Recht politische Führung nie Pläne existierr haben und auch jetzt existieren. Weder lang-, noch mittel- und praktisch auch nicht kurzfristig. Es geht nur noch nach den Tageslaunen des Neo-Zaren, wohin die ihn auch tragen mögen.




Max P

Ich stelle mir das irgendwie so vor, dass Shoigu und ein paar Generäle auf einem riesigen Tisch alte sowjetische Karten ausbreiten und mit Holzfiguren und Papp-Pfeilen bestücken. Anschließend ziehen sie sich zurück und zwei Ordonanzen desinfizieren die Lagedarstellung. Dann betritt Wladimir Wladimirowitsch den Saal durch eine große Flügeltür, brütet eine Weile über den Karten und verschiebt ein paar der Holzfigürchen und Papp-Pfeile. Über Mikrofon und Kamera (ca. selbes Baujahr wie die Telefone, die man neben seinem Schreibtisch immer sieht) werden der draußen wartenden Kriegskamarilla seine Eingebungen und Entscheidungen mitgeteilt...

sailor

Interessant. Es lässt mehrere Schlüsse zu, die sich gegenseitig nicht ausschließen:

- Luhansk(oblast) ist strategisch nicht sehr wichtig/interessant. Die Bevölkerungsdichte und der wirtschaftliche Nutzwert sind sehr überschaubar. Auch die "Sprungbrettfunktion" in wichtigere Regionen ist nicht gegeben, der Severo Donetzk war ein ziemliches Hindernis.

- Mit der sog. "Volksrepublik" Luhansk und dem sog. "Referendum" ist für putin doch klar, wem das Gebiet gehört... bzw. man kan keine positiven Erfolgsmeldungen mehr dort rausholen.

- Der Erfolg der Ukraine bisher hat die reguläre Versorgung größerer Truppen dort sehr kompliziert gemacht. Es gibt noch genau eine Bahnlinie, die die russen nutzen können und die verläuft N-S, derzeit noch 50 km hinter der vermutlichen Kontaktlinie, größere Straßen sieht auch mau aus und die Partisanen machen gerade Zug- und LKWW-Verkehr schwer.

- Politisch sind Cherson und das AKW Saporischia deutlich wichtigere Faustpfände, im Süden liegt die Krim, welche ebenfalls nicht sicher russisch ist. Im Osten kann sich putin ziemlich sicher sein, dass die Grenze nicht überschritten wird, wurde sie bei Charkiw auch nicht.

- Die Südfront bietet deutlich mehr Potential gegen wichtige Städte der Ukraine zu schlagen, der Brückenkopf über den Dnipro ist theoretisch für weitere Offensiven wichtig, insbesondere gegen Nikolajew und Odessa. Die Schwarzmeerküste ist wichtig, bzw. das Abschneiden der Ukraine von einem Seezugang hat sehr wahrscheinlich Priorität in putins Denken. Gleichzeitig gehts um eine Landbrücke nach Transnistrien und die Bedrohung von Moldau und Rumänien. Letzteres dürfte angesischts der Schwäche der rumänischen Streitkräfte und die damit verbundene Drohung gegen die Nato eine Alternative zur baltisch/polnischen Option sein, die heute für russland ungleich nachteiliger ist als 2014.

- Der Süden ist deutlich offener als der Nordosten, er begünstigt Waffen mit großer Reichweite wie bspw. Panzer. Infanterie fehlt die Deckung durch Bewuchs, es gibt weniger Flusshindernisse und Sümpfe. Dort schlägt auch der Schlamm nicht so heftig zu wie weiter nördlich.

- Die Versorgung über die Krim steht noch, eine Landanbindung über Mariupol per Straße steht auch. Dazu kommt die Möglichkeit der Seeversorgung über das Asowsche Meer. Östlich des Dnipro ist damit eine deutlich andere Lage gegeben.

RPGNo1

ZitatDie prorussische Propagandamaschine läuft nach den Pipeline-Explosionen wieder auf Hochtouren. Seltsame Tweets, zehntausendfach geteilte Videos, Stimmen aus AfD und Die Linke, »Fox News« und Putins Kreml im Gleichklang.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/prorussische-propaganda-im-internet-hauptsache-russland-ist-unschuldig-a-785466f3-d39e-42a0-8ecb-035173d751c6

Peiresc

Margarita Simonian, Chefin von RT (Google Translate):
ZitatIch werde nie in die Politik gehen. Ich liebe einfach mein Volk und diene meinem Volk. Nicht für Beamte. Einige von ihnen sind gut, einige sind schlecht, einige sind Müll. Nicht irgendwelche Generäle, die ich kenne oder nicht kenne, die Entscheidungen treffen, die meinem Land und meinem Volk schaden könnten.

Sie ist nur ein einfaches Mädel vom Lande. Sollten die Russen nochmal Oberhand gewinnen, wird es damit natürlich vorbei sein.

https://twitter.com/RadioFreeTom/status/1576607767791652869

Peiresc

Eine Liebe unter den republikanischen Politikern. Sie liefern sich kaltblütig gegenseitig aus, warum nicht. Haben sie lange geübt, und nun kommen die Einschläge näher. Überhaupt kein Grund erkennbar, eingeübtes Verhalten abzulegen.

ZitatAsked on CNN about Trump seemingly making a death threat against Mitch McConnell, Rick Scott refuses to condemn it, saying "the president [sic] likes to give people nicknames. I'm sure he has a nickname for me."

Was wird Rick Scott tun, sollte er an der Reihe sein?

celsus

Eindeutiges Ergebnis.



ZitatIn Kherson, einer Stadt mit 280000 Einwohnern, haben 97.47% Ja zur Annexion gesagt. Das waren ganze 655 Stimmen!
https://twitter.com/scht0nk0/status/1576478083317583872
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

HAL9000

Zitat von: celsus am 02. Oktober 2022, 19:38:41... Das waren ganze 655 Stimmen!
Und die neun Nein-Stimmen sind traurigerweise später aus dem Fenster gefallen.
8 waren wohl ungültig (655/97,47*100=672)
Wenn (vermutlich) nicht einmal 0,5% der Stimmberechtigten abgestimmt haben, ist das natürlich
ein absolut eindeutiges und lupenrein demokratisches Votum.

Juliette

Zitat von: eLender am 01. Oktober 2022, 17:51:20Unser Wiki und zum viel kleineren Teil auch der Blog leisten einen ganz kleinen Teil zumindest zur Desmaskierung bestimmter Strukturen. Dass Russland seit vielen Jahren aktiv dabei ist, antidemokratische, verschwörungsideologische Strukturen bei uns zu unterstützen und zu etablieren, wird in sehr vielen unserer Artikel dokumentiert. Es gibt viele ähnliche Projekte und engagierte Personen, die das dokumentieren und aufklären. Wie gesagt, nur ein kleiner Tropfen, aber auch das hält das Feuer davon ab, alles an sich zu reißen.

Ein Glück, dass es das alles gibt.  :2thumbs:

sailor

Gibts zu dem "Bildschirmfoto" mehr Infos? Ist das vieleicht ein Abstimmungsergebnis aus einem Parlament? Mein Klingonisch ist nicht gut genug, als dass ich das selbst übersetzen könnte... In letzter Zeit halten sich auch "im Westen" immer weniger Leute zurück und posten irgendwelche sinnentstellten oder unpassenden Sachen. Kein guter Trend. Wenn man nix neues weiss sollte man einfach die Fr+++ halten.

Peiresc

Zitat von: sailor am 03. Oktober 2022, 12:03:43Gibts zu dem "Bildschirmfoto" mehr Infos?

Merkwürdigerweise finde ich bei TASS, RIA-Nowosti oder Iswestija keine detaillierte Darstellung der "Wahlergebnisse".  Und noch viel merkwürdiger: Niemand kann genau sagen, wie groß die Russische Föderation im Moment nach Ansicht der Russischen Föderation wirklich ist - ihre Außengrenzen in der Ukraine sind aktuell nicht festgelegt. Peskow hat gesagt, er sei da in "Konsultationen".

Diese Konsultationen werden wohl noch eine Weile dauern.  :rofl2
Wenn sie die Grenzen zu weit machen: wie haben sie eigentlich eine Volksabstimmung in dem Gebiet durchgeführt, das sie gar nicht besetzt haben? Und müssten sie nicht gleich ballistische Raketen und den ganzen Überschallknall losjagen, nicht zu reden von Atombomben?
Wenn sie sie zu eng machen: müssten sie nicht die Gebiete räumen, die sie sich sogar selber nicht zu reklamieren getrauen?

Wie man es auch dreht, eine Farce.

sailor

Das ist bekannt... sie wollten einfach das Fleißhäkchen bei "Scam-Referendum durchgeführt" haben. Aber das Bild lässt mich nicht los, es ist derzeit viel Fake unterwegs und sei es nur "Bildchen mit falschem Untertitel".

Gerüchten zufolge gehts am Dnipro grad rund: Die Ukrainer stoßen am westlichen Ufer vor. Damit wird die Versorgungslage der im nördlichen Teil dieser Front stehenden russen nochmals prekärer, weil am Dnipro die einzige nach feindbeschussfreie N-S-Straße verläuft. Ansonsten ist Zickzack zwischen Dörfern angesagt.

Max P

Außerdem ist die Wiedervereinigung mit dem Mutterland ja noch gar nicht formvollendet. Erst muss nämlich das putinesische Verfassungsgericht feststellen, dass alles seine rechtsstaatliche Ordnung hatte. :angel:  Wenn das Fall ist, müssen die Staatsduma und der Föderationsrat der Aufnahme jeweils zustimmen. Im Zuge dessen wird vielleicht auch bestimmt, welche Grenzen denn nun bis auf weiteres zu gelten haben. Dass der Bevölkerung in den noch unter ukronazistischer Zwangsverwaltung stehenden Territorien der vier Oblaste die Teinahme am Referendum verwehrt wurde, macht nichts. Denn selbst wenn sich dort - rein rechnerisch - 100% gegen den Anschluss an Putinesien entschieden hätten, wäre es mit den 99% Zustimmung der entnazifierten Gebiete immer noch eine komfortable Mehrheit und ein überdeutlicher Ausdruck des Volkswillens.  :angel:

Das Kiewer Regime wird dann aufgefordert, putinesisches Territorium sofort aufzugeben, widrigenfalls ihnen Krieg droht!

Peiresc

Zitat von: Peiresc am 03. Oktober 2022, 13:28:04Niemand kann genau sagen, wie groß die Russische Föderation im Moment nach Ansicht der Russischen Föderation wirklich ist - ihre Außengrenzen in der Ukraine sind aktuell nicht festgelegt.

Oh da war ich im Moment des Schreibens schon veraltet.
ZitatAm 3. Oktober ratifizierte die Staatsduma einstimmig die Verträge über die Aufnahme der Volksrepubliken Donezk und Lugansk (DNR und LNR) sowie der Gebiete Cherson und Saporoschje in Russland.

Die Dokumente sprechen unter anderem über die Festlegung der Grenzen neuer Fächer. Die Grenzen der Republiken und Regionen werden durch die Grenzen des Territoriums bestimmt, das "am Tag ihrer Gründung und Aufnahme in die Russische Föderation existierte".

Die Verträge über den Beitritt neuer Regionen zu Russland zur Ratifizierung sowie die entsprechenden Verfassungsgesetzentwürfe wurden am Vortag von Russlands Präsident Wladimir Putin der Staatsduma vorgelegt. Das Dokumentenpaket wurde auch vom Verfassungsgericht genehmigt.
https://iz.ru/1404781/2022-10-03/gosduma-ratifitcirovala-dogovory-o-priniatii-v-sostav-rf-novykh-territorii

Alles klar?  ;D

Wohin man bei Iswestija auch klickt, bis zu diesen eigentlichen Dokumentenpaketen dringt man nicht vor. Die Verlinkungen verlassen die Site nicht.