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Kulturelle Aneignung

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Begonnen von RPGNo1, 27. Juli 2022, 14:00:00

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Conina

Das sind Mohamed-Karrikaturen auch. So what?
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

sailor

Der Unterschied liegt darin, dass eine Karikatur in der Regel einen bewussten Inhalt hat, im Falle der Mohammed-Karikaturen eine bewusste Beleidigung... denn das Bilderverbot des Islam war dem Zeichner bekannt. Das ist keine Aneignung, sondern eine bewusste Nutzung kultureller Aspekte in einem Kulturkampf. Es ging dabei nicht darum, Mohammend zu vereinnahmen und zum Teil des jüdisch-christlichen Abendlandes zu machen. Das Tribal dagegen wird irgendwie positiv besetzt, angenommen und dem Einfluss des Erschaffers entzogen... und auch dessen Intention bei der Erschaffung wird günstigstenfalls missinterpretiert. Schlimmstenfalls wirds durch Beliebigkeit als "Mode" entwertet und zum reinen Konsumobjekt für Tintlinge, das im Zweifelsfall einfach "ausgelöscht" und schwarz übermalt wird.

zimtspinne

Zitat von: sailor am 13. September 2022, 08:59:40Zumindest keine Abneigung... die "Schwuchtel"-Parodien bei Bully waren aber schon zu Beginn nicht wirklich lustig^^


Das spiegelt aber ziemlich gut die Realität in vielen Männerkreisen und -grüppchen wieder.
Aus Frauenmund (alles, was biologische Frau ist oder war) habe ich das bisher noch nie vernommen.
Kenne den Begriff und seine Verwandten (Schwulette, Transe etc) aber eh überwiegend nur aus (sozialen) Medien, seltener in der Realität.
Könnte daran liegen, dass sich Männerrunden unter sich nochmals etwas anders artikulieren als gemischte Gruppen.

Warum sollte ein Unterhaltungsfilm nicht die Realität wiederspiegeln?
Enorm viele Männer haben nun mal abfällige Bemerkungen für Homos, Trans-alles und ja auch für Frauen im Sortiment.
Vielleicht hatte dieser Film auch so eine Zielgruppe im Visier ;)
(ich hab den nur halb gesehen, fand ihn langweilig)

Und was Schriftzeichen mit exklusiver Bedeutung für handverlesene Bruderschaften angeht, müssen sich wohl langsam alle mit dem Konzept einer globalen Welt anfreunden.
Oder als Einödler leben, ohne Kontakt zur Außenwelt und vor allem ohne internet und handy. Am besten gleich unter einen großen Stein ziehen.  :grins

Reality is transphobic.

eLender

Zitat von: sailor am 13. September 2022, 14:40:44Ein Aussuchen aus dem Katalog ist da ne Beleidigung^^
Finde das zwar auch eher peinlich, vor allem wenns die "Individualität" ausdrücken soll. Aber wer bestimmt eigentlich, wer und inwiefern beleidigt ist? Auch innerhalb adressierbarer Gruppen gibt es eine große Diversität. Wir hatten doch schon mal einen kurzen Beitrag von Sprechern bestimmter "Natives", die das eher entspannt bis positiv sahen. Man kann es ja auch so deuten. Sowas immer nur zu problematisieren fällt offensichtlich nur bestimmten Grüppchen ein, die sich als - nicht ernannte - Sprecher der noch zu definierenden Opfer verkaufen.

Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 16:07:23Und was Schriftzeichen mit exklusiver Bedeutung für handverlesene Bruderschaften angeht, müssen sich wohl langsam alle mit dem Konzept einer globalen Welt anfreunden.
Ja, man sollte das einfach mal als die allgemeine Vertrashungstendenz der Welt hinnehmen. Ich habe ein fliegendes Spaghettimonster über die Eingangstür geklebt, damit niemand auf die Idee kommt, bei mir Missionierungsaktivitäten zu starten. Ist auch nur Trash.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

zimtspinne

Ich denke aber, dass es schon immer jede Menge trash gab und Nachäffen, Gruppendynamiken und allsowas.

Manche Menschen (Minoritäten? oder deren selbsternannte Sprecher?) leiden offenbar auch unter einem Selbstproblematisierungswahn.

Fühlen sich nur wohl, wenn sie wahlweise betroffen, beleidigt, schockiert oder alles zusammen aus der Wäsche gucken können.

Oder versuchen auf die schräge Art, ihr Selbstwertgefühl zu reparieren.

Ich finde Menschen, die sich ständig todernst nehmen müssen und so gar nicht über den Dingen stehen und über sich lachen können, einfach nur sehr anstrengend. Gebe ich mich nicht (mehr) ab mit oder genau soviel, wie erforderlich (man kann ja leider nicht immer weiträumig ausweichen).

Auch da denke ich, gab es diese Persönlichkeitstypen schon immer. Haben nur heute ganz neue und ausgedehntere Spielwiesen dazu bekommen.
Reality is transphobic.

RPGNo1

Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 17:42:02Manche Menschen (Minoritäten? oder deren selbsternannte Sprecher?) leiden offenbar auch unter einem Selbstproblematisierungswahn.


Daran leiden Carl Joseph oder Tan Çağlar sicherlich nicht.  :laugh:

eLender

Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 17:42:02Auch da denke ich, gab es diese Persönlichkeitstypen schon immer. Haben nur heute ganz neue und ausgedehntere Spielwiesen dazu bekommen.
Irgendwas ist schon neu, die treten ja ganz anders und viel mächtiger auf. Ich behaupte immer noch, das kommt aus der akademischen Ecke (den Unis). Für postmodernen BS sind solche Grüppchen (Opferkulturfetischisten) der optimale Adressat. Ich habe das selbst noch live und in Farbe beobachten können. Hast du mal das Video von  Nikil Mukerji (GWUP) angesehen. Die berichten von der Front.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Der Film "The Whale" mit Brendan Fraser - von vielen Kritikern und Zuschauern gefeiert. Aber irgendeine Person, die auf identitätspolitischen Aktivismus steht, findet dann doch ein Haar in der Suppe.

ZitatEine US-amerikanische Filmkritikerin rät auf Twitter über- und untergewichtigen Menschen davon ab, den Film anzuschauen. Sie wirft den Machern vor, Menschen zu verhöhnen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen – vor allem solche, die besonders dick sind.
Und
ZitatSchon als die Besetzung von Brendan Fraser und Details der Dreharbeiten bekannt wurden, gab es Kritik an dem Film von Regisseur Darren Aronofsky. Übergewichtige Personen kritisierten, dass darin ein Schauspieler mit einem Fatsuit ausgerüstet wird statt die Rolle einfach gleich mit einem dicken Schauspieler zu besetzen.

https://www.stern.de/kultur/film/brendan-fraser--fatshaming-vorwuerfe-gegen-seinen-film--the-whale--32728536.html

zimtspinne

Es gibt übrigens auch Fettphobie (fatphobic).
Und natürlich das gesamte Rundum-Programm, das wir schon von anderen kennen. Inklusive Empörung, dass manche einfach keinen fetten Partner möchten und das zu ändern sei  ::)

Ich möchte aber noch anmerken, dass unter- und übergewichtig ziemlich unterschiedlich behandelt wird - in der sowohl gesellschaftlichen Wahrnehmung als auch im direkten Umgang.
Dürre Bohnenstangen erhalten relativ wenig Rücksicht und werden immerzu auf ihre Bohnenstangenfigur angesprochen und ermahnt.
Während es bei Übergewicht eher zwei Arten von Umgang gibt: Offen beleidigen und ablehnen / hinter dem Rücken tuscheln.

Wäre ich Filmproduzent, würde ich Rollen genau mit denen besetzen, die ich mir für die Rolle gut vorstellen kann bzw die im casting überzeugen.

Wenn fatsuits getragen werden, hat das ja meist den Hintergrund, dass die Figur im Laufe der Handlung abnimmt oder zunimmt oder auch in verschiedenen Zeitebenen auftaucht etc.

Ich schätze mal, der nächste Schritt wird demnächst, Adipositas zu entpathologisieren.  Wundere mich eh, dass das nicht längst geschehen ist.
Reality is transphobic.

celsus

ZitatFast die Hälfte glaubt: Winnetou sollte verboten werden.

https://scompler.com/winnetou-umfrage/
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Juliette


Peiresc

Zitat von: celsus am 16. September 2022, 17:28:22
ZitatFast die Hälfte glaubt: Winnetou sollte verboten werden.

https://scompler.com/winnetou-umfrage/

Ich war ein wenig verwundert, denn ich hatte "sollte" als Konjunktiv II und nicht als Präteritum gelesen. Aber es bleiben dennoch Fragen offen.

ZitatWir wollten wissen, wie sich das auf die Meinungsbildung in der Bevölkerung ausgewirkt hat. Dafür haben wir mit dem Marktforschungsinstitut Civey mehrere repräsentative Umfragen unter jeweils bis zu 10.000 Bundesbürgern durchgeführt.
[...]
Aufmerksamkeit: Fast 93 % der Befragten haben die Diskussion um Winnetou mitbekommen, 14 % der Befragten hatten sich aktiv an der Diskussion beteiligt, 36 % der Befragten haben die Debatte aktiv verfolgt.

Da hätte ich denn doch noch gerne Angaben dazu, wieviel Mühe sich das Marktforschungsinstitut  mit der Auswahl der Umfrageteilnehmer gemacht hat; m. a. W. wie repräsentativ diese Stichprobe ist. Ich z. B. lege bei solchen unerbetenen Telefonaten einfach auf, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sich 14% der Bundesbürger an dieser Diskussion "aktiv beteiligt" hätten.

RPGNo1

ZitatSeine 38 Jahre sieht man Eric Sell nicht an. Vielleicht liegt es an seiner lockeren, jugendlichen Art und seinen auffälligen Klamotten. Er lacht viel. Und wenn er redet, schwingt in seiner Stimme sehr viel positive Energie mit. Das erste E in seinem Künstlernamen EES steht für "Easy". "Easy Eric – so haben mich schon in der Schule immer alle genannt", erzählt er im Gespräch mit dem stern. Was seinen Kleidungsstil angeht, so liebt er es afrikanisch bunt und schrill. Meistens trägt er Käppi, Sonnenhut oder Mütze und dazu afrikanischen Schmuck. Sogar seine Schuhe sind in den Farben der namibischen Flagge – grün, rot, blau, gelb. Im ersten Moment mag mancher davon irritiert sein. Doch wenn er erzählt, wo er geboren und aufgewachsen ist, ergibt auf einmal alles Sinn: "Ich bin extrem stolzer Namibianer", sagt er.
[...]
Als weißer Namibianer kommt es auch ab und zu mal vor, dass man ihm kulturelle Aneignung vorwirft. "Die Leute sagen oft: Du bist weiß, du bist kein Afrikaner. Dann entgegne ich: Oh, also du bist hier der Rassist, der meine Hautfarbe sieht, weil ich sehe hier keine Hautfarbe, ich sehe Kultur. Für mich sind auch Weiße mit Dreadlocks in Ordnung. Lass sie doch so rumlaufen, wenn sie das wollen. Ich verstehe das Problem nicht." Seine Musik jedenfalls, vereine alle Arten von Menschen. "Egal ob weiß oder schwarz, egal, welche Sprache oder welche Kultur: Alle Menschen feiern bei meinen Auftritten die gleichen Songs."

https://www.stern.de/lifestyle/leute/saenger-ees---die-leute-sagen-oft--du-bist-weiss--du-bist-kein-afrikaner--32722616.html

celsus

Soziopod über kulturelle Aneignung. Ich habe es noch nicht angehört, aber gewöhnlich ist es interessant.

https://soziopod.de/2022/09/soziopod-063-ethik-im-kontext-von-kultureller-aneignung/

ZitatDiesmal diskutieren wir im Soziopod Perspektiven auf ,,Kulturelle Aneignung" und den Umgang, also eine Ethik, damit. Dabei bedienen wir uns an dem Buch ,,Ethik der Appropriation" von Jens Balzer, Greg Tate, den Gedanken der Frankfurter Schule, Thesen von Amartya Sen, Andreas Reckwitz und Karen Gloy.


Edit: Wirklich sehr gute Analyse.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

RPGNo1

Ärger in den USA. Die kürzlich verstorbene Aktivistin Sacheen Littlefeather soll nach Auskunft ihrer Schwestern keine nachweisbaren indigenen Wurzeln (Apache/Yaqui) gehabt haben. Ihr Leben sei auf Fantasien und Lügen aufgebaut gewesen.

https://www.sfchronicle.com/opinion/openforum/article/Sacheen-Littlefeather-oscar-Native-pretendian-17520648.php


Eine indigene Journalistin hinterfragt die Aufregung und betrachtet die Geschichte differenzierter.

https://variety.com/2022/film/columns/sacheen-littlefeather-who-gets-to-call-themselves-native-1235412067/