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Die Genderdebatte

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Begonnen von Scipio 2.0, 07. Juli 2022, 12:59:49

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Karin Schulze

Ich habe die Sorge, dass man sich mit der Geschlechtsanpassung von Jugendlichen eine Menge Probleme schafft, indem man mit einer in dem Alter immer mal wieder vorkommender (prä-)pubertäre Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper Tatsachen schafft, mit denen die Betroffenen später nicht mehr klarkommen.

Ich wollte mit 13-14 auch kein Mädchen sein, als sich mein Körper veränderte und die Jungs blöde Bemerkungen dazu machten.

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 10. Juli 2022, 10:40:52Okay, ersetze "Schluss" durch "Vermutung" in meinem Beitrag.

Nee, auch eine solche Vermutung hat keinen Rückhalt in der Realität. Bei Intersexen handelt es sich um Störungen der normalen, physiologischen Geschlechtsausdifferenzierung mit Krankheitswert (s. #39), ob in der Karibik oder sonstwo.

Das erwähnte  5α-reductase-2 deficiency syndrome ist eine Androgenresistenz und fällt definitiv in diese Kategorie. Für viele genetisch bedingte Erkrankungen, insbesondere für monogene Defekte, ist eine ethnische Häufung / Clusterbildung total gewöhnlich. Vgl noch speziell
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34333495/

eLender

Peire war schneller, aber trotzdem:

Zitat von: sailor am 10. Juli 2022, 13:01:16Ich finde, das Beispiel widerlegt gerade die Trennung von Biologie und Soziologie:

Man hat den biologischen Mechanismus, der für diese "Störung" verantwortlich ist, bereits in den 70er Jahren aufgeklärt. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass auch die Geschlechtsidentität (einer der Bedeutungen des Wortes "Gender") biologisch verankert ist. Aus WP:

ZitatÜber 85 % der Betroffenen lebten nach der Pubertät mit männlicher Geschlechtsidentität, was als Beleg für die überragende Rolle des Testosterons für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsidentität gewertet wurde
https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%B6rung_der_Geschlechtsentwicklung_durch_5%CE%B1-Reduktase-2-Mangel

Zitat von: Karin Schulze am 10. Juli 2022, 16:40:21Ich habe die Sorge, dass man sich mit der Geschlechtsanpassung von Jugendlichen eine Menge Probleme schafft, indem man mit einer in dem Alter immer mal wieder vorkommender (prä-)pubertäre Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper Tatsachen schafft, mit denen die Betroffenen später nicht mehr klarkommen.

Mit solchen Ansichten hat sich J.K. Rowling zur Zielscheibe von Aktivisten gemacht, die ihr Transfeindlichkeit unterstellen. Auch die obige Studie gibt Hinweise darauf, dass die Sorge nicht ganz unberechtigt ist. Ich zitiere mal aus einem Lehrbuch, die Originalarbeit liegt mit nicht vor (Anhang).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Schwuppdiwupp

Als Störung wird es aber nur deshalb betrachtet, weil es a) (sehr) selten vorkommt und b) von einer künstlichen (weil von Menschen definierten) Norm abweicht.

Auch homosexuelles Verhalten wurde bis in die 1980-er als Störung bzw. als krankhaft betrachtet, bis die WHO es umdefinierte.
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 10. Juli 2022, 19:06:01Als Störung wird es aber nur deshalb betrachtet, weil es a) (sehr) selten vorkommt und b) von einer künstlichen (weil von Menschen definierten) Norm abweicht.

Bevor Du weiter mutmaßst, solltest Du Deinen Argumentationsbaukasten ein bisschen aufmunitionieren.  8) Bitte geruhe, den Verweis auf #39 zur Kenntnis zu nehmen, und für den Fall weiterer Unklarheiten auch noch die dort verlinkte, repräsentative Literaturangabe (https://www.karger.com/Article/FullText/442975).

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Schwuppdiwupp am 10. Juli 2022, 19:06:01Als Störung wird es aber nur deshalb betrachtet, weil es a) (sehr) selten vorkommt und b) von einer künstlichen (weil von Menschen definierten) Norm abweicht.

Auch homosexuelles Verhalten wurde bis in die 1980-er als Störung bzw. als krankhaft betrachtet, bis die WHO es umdefinierte.

Ich hab mal im Psychologieunterricht gelernt, die Definition einer psychischen Störung ist die Abweichung von der Norm, die einen Leidensdruck (bei sich oder bei anderen) verursacht. Ich fand das einleuchtend und man könnte diese Definition m.E. auch hier anwenden. Man sollte vielleicht noch hinzufügen, dass der Leidensdruck nicht durch eine irrationale Ablehnung durch die Gesellschaft verursacht sein darf, sondern durch die Störung selbst, womit die Homosexualität eindeutig raus ist. Bei Intersexuellen Störungen und Transidentität ist das schon schwieriger, wenn ich auch den Versuch der Entstigmatisierung als Krankheit nachvollziehen kann. Der Vergleich mit Homosexualität hinkt aber in jedem Fall, immerhin schließt sich an eine "Diagnose" nicht die etwaige Notwendigkeit medizinischer Einfriffe an.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

sailor

Plot-Twist: Interview in der FR mit Medizinsoziologin

Anscheinend ging es nicht um den Vortrag allein, sondern auch darum, dass die Dame in irgendeiner Weise mit "Siff-Twitter" verbunden ist. Das wäre eine deutlich andere Liga...

Peiresc

Zitat von: sailor am 10. Juli 2022, 21:00:27Plot-Twist: Interview in der FR mit Medizinsoziologin

Anscheinend ging es nicht um den Vortrag allein, sondern auch darum, dass die Dame in irgendeiner Weise mit "Siff-Twitter" verbunden ist. Das wäre eine deutlich andere Liga...
Also ich finde diesen Nachweis des Rechtsextremismus von Frau Vollbrecht ja nicht so recht gelungen.

Der eine Bezug zu Vollbrecht ist ein Zitat in einem Screenshot. Es klingt unfreundlich, ist aber ansonsten für den Laien kryptisch und wird von Mahr auch noch falsch übersetzt.

Der andere Bezug ist der hier:

ZitatWas ist der Bezug zu Marie-Luise Vollbrecht?
Im Falle der Wissenschaft kann das Werk nicht vollständig aus seinem Entstehungskontext und den sozialen Vorstellungen seiner Verfasser:in abgelöst werden. Es kann zum Beispiel gefragt werden, warum Frau Vollbrecht in ihrem Vortrag zwar über das Geschlecht von Seeanemonen und anderen wirbellosen Tieren, welche sich sowohl asexuell als auch zweigeschlechtlich vermehren können, nicht aber über andere Lebewesen wie zum Beispiel gewisse Schleimarten oder Pilze gesprochen hat, die in einem sehr generellen Sinn die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit unterlaufen.

Wenn man nicht über gewisse Schleimarten und Pilze spricht, ist das ein sicheres Zeichen der Transfeindlichkeit, weil diese in einem sehr generellen Sinn die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit unterlaufen. Oder verstehe ich das jetzt falsch?  :crazy

Bachblüte

Zitat von: Peiresc am 10. Juli 2022, 22:36:19Wenn man nicht über gewisse Schleimarten und Pilze spricht, ist das ein sicheres Zeichen der Transfeindlichkeit, weil diese in einem sehr generellen Sinn die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit unterlaufen. Oder verstehe ich das jetzt falsch?  :crazy

In diese hochemotionale Diskussion will ich mich nicht einmischen.  :laugh:

Dennoch brenne ich aber vor Neugierde zu erfahren, welche Schleimarten denn nun gemeint sind. Bronchialschleim? Nasenschleim? Zervikalschleim? Meeresschleim? Haferschleim? Schneckenschleim?

Noch interessanter ist: Wie vermehren sich diese Schleime? Und vor allem, wie unterlaufen sie, in einem sehr generellen Sinn, die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit?? 

eLender

Zitat von: Peiresc am 10. Juli 2022, 22:36:19Wenn man nicht über gewisse Schleimarten und Pilze spricht, ist das ein sicheres Zeichen der Transfeindlichkeit, weil diese in einem sehr generellen Sinn die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit unterlaufen. Oder verstehe ich das jetzt falsch?  :crazy

Das mit der angeblichen "Mehrgeschlechtlichkeit" war ein Reißer im Boulevardwald. Tatsächlich gibt es bei einigen Arten (nicht unbedingt beim "Schleim") mehrere Kreuzungstypen. Die sind trotzdem immer noch weiblich oder männlich. Der Vortrag von Vollbrecht hat das vll. nicht explizit erwähnt, aber die evolutionäre Entwicklung der Zweigeschlechtlichkeit aufgezeigt. Pilze sollen da als erste die sog. Anisogamie gezeigt haben. Wenn man sich auf biologische Sachverhalte beruft (was man sonst ja eher nicht macht), dann sollte man sich nicht auf reißerische Überschriften im Blätterwald verlassen.

https://www.laborjournal.de/rubric/stichwort/stichwort/w_09_11.php
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Max P

Zitat von: Bachblüte am 10. Juli 2022, 23:02:18Noch interessanter ist: Wie vermehren sich diese Schleime? Und vor allem, wie unterlaufen sie, in einem sehr generellen Sinn, die Tendenz zur Zweigeschlechtlichkeit?? 

Germeint sind sicher Schleimpilze, die allerdings keine Pilze sind. Aber sie können ohne weiteres den Weg von einer Futterquelle zur nächsten finden, stehen also ungeachtet ihrer wie auch immer gearteten Geschlechtlichkeit der Intelligenz akademischer Seilschaften in einem sehr generellen Sinn in nichts nach. Verkehrsplanung können sie übrigens auch, vermutlich sogar besser als jedes Genderprofx.



Peiresc

Es ist mir leider nicht gelungen, die zahlreichen Erkenntnisse von Dana Mahr über rechtsextreme Biologie allgemein und speziell über Marie-Luise Vollbrecht irgendwo sonst wiederzufinden, außer in Netzkommentaren, die ihren Text referieren.

Dann habe ich noch ein bisschen nach dem wissenschaftlichen Output von Mahr gesucht. Schnell erreichbar war Mikrobiomische Selbstwirksamkeit https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-16428-7_3 für schlaffe 26 Ocken, aber man findet es auch für lau.

Da erzählt sie ausführlichst nach, wie ein gewisser Joseph Zayner sein Befinden mittels Mikrobiombehandlung in Eigenregie verbessert hat. Man stelle sich das nicht zu simpel vor, viel Erfolg gibts nur für viel Mühe, und no risk no fun:

Zitat[...] Er hatte für spätere Analysen Proben des Mikrobioms aller seiner Körperoberflächen sowie seines Stuhls genommen (gleiches gilt für seinen Freund) und die Ausschaltung des eigenen Immunsystems mithilfe einer zweitägigen extremen Einnahme von Antibiotika eingeleitet. Die Antibiotikapräparate hatte er bei Alibaba und Ebay – also ebenfalls vorbei am Gesundheitssystem – erstanden (Duhaime-Ross 2016). Als dritten Schritt vollzog er eine komplette Reinigung seiner Körperoberfläche mithilfe eines Antibiotikapulvers, welches er unter anderem auch auf seine Schleimhäute aufbrachte. Schließlich begann er mithilfe von Open Source-Anleitungen die eigentliche Transplantation. Er rieb die Oberflächenbiome seines Freundes auf seiner Haut ein und führte schließlich die Fäkaltransplantation durch (Schritt vier). [...]

usw. Sie kommentiert:

ZitatObgleich das Experiment von Zayner sicherlich nicht den üblichen wissenschaftlichen Qualitätskriterien entspricht, da beispielsweise keine Vergleichsfälle hinzugezogen wurden oder eine Langzeitevaluation erfolgte, stellt es sich aus der Perspektive der Schaffung individueller Selbstwirksamkeit gegenüber dem Gesundheitssystem und den gewonnenen Handlungsspielräumen im Umgang mit dem eigenen Körper als ein Erfolg dar.

Aber das kann noch nicht das ultimative Erlebnis der Selbstwirksamkeit gewesen sein. Das legendäre, bisher unerreichte Vorbild ist die Autotrepanation von Joseph Mellen



http://strangeattractor.co.uk/shoppe/bore-hole/
Sein Buch kann man zum Schnäppchenpreis bei Amazon kriegen.

RPGNo1

Dana Mahr:
- BA degrees in History and Theology, Ecclesiastical College Bethel and Bielefeld University
- MA in History, Philosophy and Sociology in Science, Bielefeld University
- PhD in History, Philosophy and Sociology in Science, Bielefeld University
- Expertise: Sociology of Medicine, Medical Humanities, Social Studies of Care, Gender & Diversity Health
https://danamahr.academia.edu/cv

Schöne Schlagworte. Haben alles irgend etwas mit "Sozial" zu tun. Oder Geisteswissenschaft bzw. Humanities, um den viel eleganteren englischen Begriff zu nutzen.

Ich vermisse bei Frau Mahr jedoch eine Expertise in z.B. (Sexual)medizin, Psychologie, Biologie, die ich bei so einer Debatte durchaus als relevant erachte. Die Journalistin Frau Thorwarth hat sich meines Erachtens genau die Person als Interviewpartnerin ausgesucht, von der sie wusste, dass diese die passende Antworten zu ihrer bereits feststehenden Meinung hatte.

Bachblüte

Zitat von: Peiresc am 11. Juli 2022, 14:07:32Aber das kann noch nicht das ultimative Erlebnis der Selbstwirksamkeit gewesen sein. Das legendäre, bisher unerreichte Vorbild ist die Autotrepanation von Joseph Mellen



http://strangeattractor.co.uk/shoppe/bore-hole/
Sein Buch kann man zum Schnäppchenpreis bei Amazon kriegen.

Unfassbar, was es nicht alles gibt.  :o

Falls jemand ebenso wie ich ungläubig staunt und mehr wissen will:

Zitat von: https://en.wikipedia.org/wiki/Trepanning#Voluntary_trepanationMichell quotes Joey Mellen's book, Bore Hole. At the time the passage below was written, Joey and his partner, Amanda Feilding, had made two previous attempts at trepanning Mellen. The second attempt ended up placing Mellen in the hospital, where he was reprimanded severely and sent for psychiatric evaluation. After he returned home, Mellen decided to try again. He describes his third attempt at self-trepanation:

ZitatAfter some time there was an ominous sounding schlurp and the sound of bubbling. I drew the trepan out and the gurgling continued. It sounded like air bubbles running under the skull as they were pressed out. I looked at the trepan and there was a bit of bone in it. At last!

Zitat von: https://en.wikipedia.org/wiki/Amanda_Feilding#TrepanationAccording to Michael Pollan, Feilding drilled a hole in her own head in order to increase cranial blood flow. In a later study that she funded it was found that psychedelics actually reduce cranial blood flow.

:laugh:  :stirn

sailor

@RPG: Was soll dieser Ton ggü. Geisteswissenschaften? Suchst du Streit?! Nur weil Geisteswissenschaftler im Gegensatz zu den Naturfuzzis in der Lage sind einen vollwertigen Satz aus Subjekt, Prädikat und Objekt zu bilden ist das kein Grund hier Beef anzufangen^^

Und ganz ehrlich, ich habe genug Zeit in höheren Bildungseinrichtungen sowohl im Bereich Ing wie auch bei den Artes verbracht um eines gelernt zu haben: Wer etwas kann, der tut es. Wer es nicht kann unterrichtet es^^ Ich kenne Physikprofs, die können kein Kabel richtig anschließen, ich kenne Profs für Verwaltungswissenschaften, die keinen anständigen Bescheid schreiben können. Wie kommt man dann darauf, dass eine Medizinsoziologin etwas von Medizin verstehen muss? Soziologie beschäftigt sich mit Menschen, wenn sie also über menschliche Organisation im Gesundheitswesen und die Auswirkung von Digitalisierung auf das Gesundheitssystem forscht, dann muss sie weder einen Zugang legen noch eine Analfistel entfernen können^^. Gleiches gilt für Meeresbiologinnen mit Twitterzugang.