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Religionsfreiheit

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Begonnen von Typee, 30. August 2016, 09:19:32

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Sauropode

Zitat von: Eumel am 30. August 2016, 20:08:31
Zitat von: Sauropode am 30. August 2016, 19:42:19
Ähnlich wie oben, nur dass hier das immer wieder vorgeführte Schönheitsideal wirkt. Die Frauen fühlen sich schlecht, weil ihr Körper dem nicht entspricht. Das ist das perfide an diesem Brainwash, ob religiös (sündiger Körper) oder nicht (frau ist zu dick oder fühlt sich so).

Nein, das hat nicht nur mit Religion oder Schönheitsideal zu tun. Ich selbst bin sportlich und sehr selbstbewusst, aber ich kann es als Frau nachvollziehen, dass andere sich unsicher fühlen und lieber mehr Bekleidung anhaben möchten. Auch in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft braucht es jede Menge Selbstbewusstsein, um ihm Bikini rumzulaufen. Man ist immer Blicken ausgesetzt. Auch ich empfinde das nicht immer als angenehm. Wenn eine Frau das nicht möchte und sich mit etwas mehr Kleidung sicherer und wohler fühlt, dann ist genau das ihr gutes Recht! Und auch wenn sie das aus religiösen oder anderen Gründen nicht möchte, ist es ihre Sache.

Mehr Bekleidung ist doch völlig ok, wer das will. Dagegen spricht keiner. Es geht darum, als Person völlig unsichtbar zu sein. Das ist im Kontext unserer Kultur nur bei Menschen der Fall, die eine extreme Phobie haben. Die sich nicht aus dem Haus trauen.  Und das ist behandlungsbedürftig. Also, ich pathologisiere die Frauen aus diesen Ländern damit nicht, aber man sollte mal vergleichen, welche Kriterien man ansetzt.

Eumel

Nein, ich habe mich jetzt auf die Burkinidiskussion bezogen, die momentan ja auch durch die Presse geht. Vollverschleierung ist nochmal eine andere Sache. Nur sind da eben die Kulturen unterschiedlich und eine Frau, die in so einem Land aufgewachsen ist, wird das als normal empfinden und vielleicht uns hier als "krank" einstufen. So einfach ausziehen wird sie das nicht. Andere Länder, andere Kriterien. Man kann das kritisieren, aber die Frauen sollte man nicht dafür verurteilen, dass sie eben aus einer anderen Kultur kommen. Das sucht sich niemand aus. Bei uns ist das ein Ausnahmefall - außer in der Hauptsaison am Münchner Marienplatz.

Sauropode

Burkinis habe ich nicht gemeint, jamei, wer damit baden will.... Ich ziehe auch keinen Bikini an, und wenn ich am Strand spaziere, dann auch in Shorts und T-Shirt, habe halt auch kein Dreambody. Darum geht es aber nicht. Ich habe das weiter oben genug ausgeführt. Es ist die ideologische Komponente, die einer zutiefst totalitären, menschenverachtenden und gewaltbereiten Ideologie. Ich halte generell nichts von Religionen, nehme andere, die ebenso geartet sind, nicht aus. Und ich meine, keine Frau der Welt möchte sich ihre Persönlichkeit nehmen lassen, indem man sie in einen Stoffsack steckt.

PeterPan

Es würde definitiv die Diskriminierung mit der Begründung auf Religionsfreiheit sehr viel einfacher machen. Zusätzlich entschlankt es die Judikative und bringt mehr Rechtssicherheit für Firmen und staatliche Einrichtungen.

Ansonsten bin ich kein Freund von Vermummung. Ich komme zwar mit Kopftuch zurecht, aber wenn es eine Modepolizei gäbe kämen die Frauen ins Gefängnis. Sieht immer so aus wie die Coneheads. Deswegen sage ich, dass über den Modegeschmack (etwas banales) sich auch ein gesellschaftlicher Wandel vollführen kann. Natürlich kann man weiterhin einen Sack tragen und sich zum Vollhorst machen.

Eumel

Zitat von: Sauropode am 30. August 2016, 21:36:24
Es ist die ideologische Komponente, die einer zutiefst totalitären, menschenverachtenden und gewaltbereiten Ideologie. Ich halte generell nichts von Religionen, nehme andere, die ebenso geartet sind, nicht aus. Und ich meine, keine Frau der Welt möchte sich ihre Persönlichkeit nehmen lassen, indem man sie in einen Stoffsack steckt.

Naja, das ist vielleicht der Unterschied zwischen uns. Ich bin auch nicht religiös und könnte mir so etwas für mich nie vorstellen. Ich habe aber beruflich (und teilweise privat) mit sehr vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund zu tun. Ich halte zwar nichts von der Politik und der Religion, aber ich akzeptiere die Menschen und ihre Freiheit, die Dinge anders zu sehen und zu empfinden als ich.

Die Frauen, die draußen eine Vollverschleierung tragen, die ich kennen gelernt habe, sind sehr starke Persönlichkeiten und freundlich, fröhlich, aufgeweckt. Es ist sehr spannend und interessant, Menschen aus einer für uns so fremden Kultur persönlich kennenzulernen!Sie sind so aufgewachsen und würden sich daher nie unverschleiert fremden Männerblicken aussetzen. Es hat nicht das geringste mit Emanzipation zu tun, sie dazu zu zwingen. Zwang und Emanzipation sind Widersprüche in sich.

Wenn sie dauerhaft in Deutschland leben (das sind nur wenige und daher ist das schon eine aufgebauschte Diskussion), werden sie mit so einer Bekleidung schnell an Grenzen stoßen und in manchen Kontexten wird es schwierig. Ich denke, die meisten werden sich daher hier langsam etwas anpassen. Aber nur, wenn man sie nicht ausgrenzt, sondern so weit wie möglich am gesellschaftlichen Leben beteiligt (vor allem an Schule und Ausbildung), wie es irgendwie möglich ist. Gerade was die Ausbildung angeht, ist es oft schon für muslimische Mädchen mit Kopftuch schwierig. Wenn sie keinen Ausbildungsplatz finden, werden sie auch kein eigenes Geld verdienen können und immer in der Abhängigkeit bleiben ...

celsus

Wenn nicht an ein unsichtbares Fabelwesen glauben gefährlich ist:

https://religion.orf.at/stories/2989908/

ZitatEs sehen sich Freidenker und Atheisten in 23 Ländern der Welt zunehmender Verfolgung ausgesetzt. Die Untersuchung bezieht sich auf Zahlen aus dem Jahr 2017 und dokumentiert einen deutlichen Anstieg um neun Länder im Vergleich zu 2016. Zu den Belästigungen nicht-religiöser Menschen zählen demnach verbale Attacken bis hin zu körperlicher Gewalt und Mord. Die Repressionen gehen laut Pew sowohl von Regierungen, Gruppen als auch von Einzelpersonen aus.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Sauropode

Ich frage mich, woher dieser Hass kommt. Können die Leutz sich nicht einfach in Ruhe lassen?

Juliette

Dazu passt auch das:

https://hpd.de/artikel/iran-lange-haftstrafen-fuer-kopftuchgegnerinnen-17098

Es ist ein Trauerspiel und deprimierend. Und deswegen ärgere ich mich über jede Frau, die "freiwillig" in den Ländern ein Kopftuch trägt, in denen sie das nicht muss. Ich akzeptiere es, aber mehr nicht. Genauso, wie ich akzeptieren muss, dass jemand Rechtsradikale wählt (Linksradikale finde ich genauso bescheuert, aber im Moment nicht so akut gefährlich).

"Es ist bemerkenswert, dass die Diktatur zur Zeit so ansteckend ist, wie es einst die Freiheit war."
meinte vor langer Zeit Paul Valéry. Irgendwie heute wieder passend.

sailor

Religion ist wie andere gruppendynamische (Zwangs)Systeme ein Mittel zur sozialen Kontrolle und Normierung. Über eine straffe homogene Religion mit ihren Normen und Werten wird die Gesellschaft bzw. die gesellschaftlichen Regeln definiert. Das Kopftuch definiert ein bestimmtes Rollenverständnis und die Durchsetzung des Kopftuchtragens dient der Durchsetzung dieser Rolle. Sprich, ein guter Gläubiger ist ein guter Bürger, weil er die "Gesetze" einhält. Das Perfide an religiösen Systemen ist dabei die fehlende Legitimation, die Regeln sind von Gott, nicht von den Menschen... im Umkehrschluss ist jeder Regelbruch ein Angriff auf Gott und daher blasphemisch und hart zu ahnden. Religionen, welche auch die säkularen Belange regeln, bzw. Länder in denen es keine übergeordnete Staatlichkeit gibt, nutzen diese Mechanismen massiv aus. Der islamische Raum ist ein Beispiel, Indien wird derzeit ein weiteres. Auch für harte Katholiken und Evangelikale gilt dies.

pauli

Sehr schön ausgedrückt !
If you do, then do while true ..