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Energiewende - es bleibt schwierig

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Begonnen von zwingenberger, 09. Oktober 2012, 09:29:37

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Groucho

Zitat von: C12 am 13. August 2016, 15:29:59
Ist aber auch wieder urban legend dass die EE daran schuld wären. Der Grund für gleichbleibende oder sogar steigende CO2-emmisionen in D liegt haupsächlich am Preis der CO2-Zertifikate auf Ramschniveau. Dadurch ist es ökonomisch alte Kohlekraftwerke auf 100% laufen zu lassen und zwar 24/7. (Was später wiederrum den Börsenstrompreis bei viel Sonne/wind ins Negative drückt und damit die EEG-Umlage erhöht)

Das ist schon richtig, der Zertifikatehandel konterkariert das deutsche EEG. Ein schönes Schmankerl dazu: Auch die ältesten Kraftwerksgurken in D unterliegen dem BImSchG und haben entsprechende Filter nachgerüstet. Im benachbarten Ausland, von dem wir teilweise auch wieder Strom beziehen, ist das m.W. nicht so streng. Dort wandern dann die Zertifikate besonders gerne hin. Aber das ist auch nur ein Teil der Medaille.   

Der Andere ist: Börse zeigt ja immer das Verhältnis zw. Angebot und Nachfrage und keinesfalls Gestehungskosten, und es wird halt dann absurd billig bis zu Negativpreisen, wenn ein Überangebot herrscht, was bei einer völligen Entkoppelung von Erzeugung per Zufall und Bedarf völlig logisch ist. Dass die Kraftwerksbetreiber ihre "lukrativsten" Altgurken nicht runterfahren, hat technische und schlichte betriebswirtschaftliche Gründe. Lieber unter Preis verkauft, als gar nix. Und ein paar Stunden später sollen sie wieder bereit stehen. Geht nicht. Gleichzeitig steht vielen Kommunen finanziell das Wasser bis zum Hals, weil die großen Energiekonzerne kaum mehr Dividende ausschütten. Alles ganz großes Kino.

Und dass moderne Gaskraftwerke inzwischen gar nicht erst in Betrieb genommen werden, wurde ja hier ausreichend erwähnt. Rechnet sich nicht. Außer: Noch mehr Subventionen, die dann aber mit jedem subventionierten installieren "alternativen" kW an Leistung noch mehr Subventionen brauchen, weil sie dann noch länger unprofitabel rumstehen. Die ganze Gesetzeskonstruktion ist halt einfach grauenhafter Murks, da muss man weder für noch gegen "Erneuerbare" Energien, oder die CO2 Geschichte sein.

C12

Zitat von: Groucho am 13. August 2016, 16:35:16
Die ganze Gesetzeskonstruktion ist halt einfach grauenhafter Murks, da muss man weder für noch gegen "Erneuerbare" Energien, oder die CO2 Geschichte sein.
Da gebe ich dir recht, das wäre auch der erste Ansatzpunkt der sich schnell angehen ließe, wenn der politische Wille dazu da wäre.

p.s. man muss auch zwischen dem Terminmarkt und dem Spotmarkt unterscheiden, während KohleKW über viele jahre im Voraus ihren Strom am Terminmarkt handeln und feste Preise bekommen, wird die EE am Spotmarkt "verramscht", mit den bekannten folgen.

Groucho

Zitat von: C12 am 13. August 2016, 17:11:14
Zitat von: Groucho am 13. August 2016, 16:35:16
Die ganze Gesetzeskonstruktion ist halt einfach grauenhafter Murks, da muss man weder für noch gegen "Erneuerbare" Energien, oder die CO2 Geschichte sein.
Da gebe ich dir recht, das wäre auch der erste Ansatzpunkt der sich schnell angehen ließe, wenn der politische Wille dazu da wäre.

p.s. man muss auch zwischen dem Terminmarkt und dem Spotmarkt unterscheiden, während KohleKW über viele jahre im Voraus ihren Strom am Terminmarkt handeln und feste Preise bekommen, wird die EE am Spotmarkt "verramscht", mit den bekannten folgen.

Huch! Wir sind einer Meinung?  ;)

Aber was müsste man da ändern? Mir fallen dazu nur unrealistische Szenarien ein.

C12

Zitat von: Groucho am 13. August 2016, 17:22:15
Huch! Wir sind einer Meinung?  ;)
Aber was müsste man da ändern? Mir fallen dazu nur unrealistische Szenarien ein.
Erst mal definieren worüber wir dann genau reden, geht es um "Klimaziele/CO2-Reduktion", Energiewende allgemein, Stromproduktion im engeren Sinne etc etc.
Wenn man bei Klima/CO2 erst mal bleibt wäre eine schnelle Lösung die Begrenzung der CO2-Zertifikate um dem Emmisionshandel wieder einen Sinn zu geben.

Groucho

Zitat von: C12 am 14. August 2016, 12:10:35
Erst mal definieren worüber wir dann genau reden, geht es um "Klimaziele/CO2-Reduktion", Energiewende allgemein, Stromproduktion im engeren Sinne etc etc.

Mir geht es hauptsächlich ums EEG. Gegen "alternative" Energien habe ich nichts, warum auch. Wenn was gut und effektiv ist, wird es sich am Markt durchsetzen. Ich habe nur was gegen die Umverteilung von unten nach oben mit welrettungsmäßigem Wohlfühlcharakter, der nichts anderes als ein Potemkinsches Dorf ist.

Zitat
Wenn man bei Klima/CO2 erst mal bleibt wäre eine schnelle Lösung die Begrenzung der CO2-Zertifikate um dem Emmisionshandel wieder einen Sinn zu geben.

Ja. CO2 Zertifikate sind ein sinnvoller Ansatz, wenn man CO2 reduzieren will. Es lässt alle technischen Möglichkeiten offen, wie das realisierbar ist, und versteift sich eben nicht auf bestimmte Technologien, die dann auch noch produzierend subventioniert werden, womit man jeglichen Druck zur Optimierung wegnimmt. Siehe Desaster in der PV-Herstellung in D.

PeterPan

https://www.agora-energiewende.de/de/presse/agoranews/news-detail/news/eeg-umlage-steigt-2017-auf-gut-sieben-cent-pro-kilowattstunde/News/detail/

Es wird günstiger oder teurer. Auf jeden Fall geht es ums Geld.

Zitat,,Die Kosten für die Stromverbraucher bleiben weitgehend konstant, wenn die Stromvertriebe ehrlich rechnen und ihre gesunkenen Einkaufspreise weitergeben", sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Würden doch die anderen Energieversorger ehrlich rechnen, dann würde die Umlage gar nicht so teuer werden.

Peiresc

Hier ist es wieder, eines meiner Probleme.
Zitat von: Agora Energiewende
Im Jahr 2015 betrug der Erneuerbaren-Anteil am  Bruttostromverbrauch 32,6 Prozent.

in dem in #838 verlinkten Novo-Artikel heißt es aber:
Zitat


Wenn ich diese Zahlen zusammenrechne, komme ich aber für 2015 nur auf 26 Prozent, nicht auf 33. Wie präzise sind solche Berechnungen? Gibt es Rahmenbedingungen, die al gusto dazugerechnet oder weggelassen werden?

Oder ist das eine eine Prognose, das andere retrospektiv?

Groucho

Zitat von: Peiresc am 19. August 2016, 11:04:18
Wenn ich diese Zahlen zusammenrechne, komme ich aber für 2015 nur auf 26 Prozent, nicht auf 33. Wie präzise sind solche Berechnungen? Gibt es Rahmenbedingungen, die al gusto dazugerechnet oder weggelassen werden?
Oder ist das eine eine Prognose, das andere retrospektiv?

Tja. Man müsste Agora tatsächlich fragen, wie sie auf diese Zahlen kommen. Keine Ahnung. Die Zahlen bei Novo stammen von hier:

http://www.ag-energiebilanzen.de/

Im Prinzip ein Lobbyverein, möchte man es eher bösartig betrachten. Allerdings ist das Agora auch, nur auf der anderen Seite.
Nachdem sich das Wirtschaftsministerium auf die Zahlen der AG-energiebilanzen stützt:

https://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/energiestatistiken-grafiken,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

tendiere ich mal eher dazu, diese Zahlen als Grundlage zu nehmen.


Edit: Was auffällt: Wasserkraft ist da nicht dabei. Kann sein, dass die AG das zu konventionell rechnet, Agora zu alternativ. Könnte ca. passen.

C12

Zitat von: Groucho am 19. August 2016, 11:37:59
Edit: Was auffällt: Wasserkraft ist da nicht dabei. Kann sein, dass die AG das zu konventionell rechnet, Agora zu alternativ. Könnte ca. passen.
Hmm, laut der Tabelle von AG zählen sie WK zu den Erneuerbaren, was anderes könnte ich mir auch nicht vorstellen.
http://www.ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=20160802_brd_stromerzeugung1990-2015.pdf
Da WK nur zu 4% zum Strom beiträgt in D würde es auch noch nicht passen. Fehlen immer noch mindeten 3%

Groucho

Zitat von: C12 am 19. August 2016, 12:00:41
Hmm, laut der Tabelle von AG zählen sie WK zu den Erneuerbaren, was anderes könnte ich mir auch nicht vorstellen.

Ok. Ich hab nur auf das Bild oben geguckt.

Zitat
http://www.ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=20160802_brd_stromerzeugung1990-2015.pdf
Da WK nur zu 4% zum Strom beiträgt in D würde es auch noch nicht passen. Fehlen immer noch mindeten 3%

Ja. Wobei das ja alles nichts ändert, mit einer exakteren Feststellung der Zahlen wird das Problem nicht gelöst.

Peiresc

Zitat von: Groucho am 19. August 2016, 11:37:59
Nachdem sich das Wirtschaftsministerium auf die Zahlen der AG-energiebilanzen stützt:

https://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/energiestatistiken-grafiken,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

tendiere ich mal eher dazu, diese Zahlen als Grundlage zu nehmen.

Finde ich interessant. Was mir auffällt: der Energieverbrauch ist seit 1990 gesunken, aber nur ein bisschen (Seite C7), von vielleicht 14500 auf 13500 PJ. Viel stärker gesunken ist die Energieerzeugung in der Bundesrepublik (S. C5): von 6000 auf 4000 PJ. mit anderen Worten: der Import ist massiv gestiegen.

So gesehen ist die Energiewende ja ganz einfach zu stemmen. 100% importieren, dann haben wir hier reine Luft und nicht mal diese hässlichen Windräder überall.

Seite C4 zeigt ,,3. Primärenergieverbrauch in Deutschland 2015 (13.307 PJ*)": ,,Erneuerbare (insgesamt) 12,5 %", ,,Windkraft 2,4 %; Fotovoltaik 1,0 %"

Wie passt das nun zusammen? Der in Deutschland erzeugte Strom kommt zu gut einem Viertel (agora: zu einem Drittel) aus Wind und Sonne, aber der in Deutschland verbrauchte Strom nur zu 3%?

Groucho

Das mit der Primärenergie ist so ne Sache, das ist eigentlich nur ein Begriff, der den Verlustfaktor der Erzeugung bis zu dem, was dann tatsächlich genutzt werden kann, ausdrücken sollte, unabhängig vom Energieträger, wird aber gleichzeitig als neutrales Maß benutzt (was ja sinnvoll ist). Die Frage, welche Energieträger da gemeint sind. Ich blick da gerade nicht durch. Verwirrend. Bei C4 kommt Mineralöl nur marginal vor, bei C3 macht es den wesentlichen Teil aus. Wenn sich C4 nur auf Strom bezieht, sieht das vernünftig aus.

Groucho

Mal unabhängig von diesen ganzen Zahlen: Der Peter Heller macht auf Novo den wunderbaren Erklärbär, wie so ein Stromnetz funktioniert:

https://www.novo-argumente.com/artikel/die_technischen_grenzen_der_volatilen_stromerzeugung

Groucho


RächerDerVerderbten

If the only thing keeping a person decent is the expectation of divine reward, brother, that person is a piece of shit. Rusty Cohle