Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Medizinische Dissertationen

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Homeboy, 08. Juli 2013, 10:03:10

« vorheriges - nächstes »

Neocortex

Zitat von: bayle am 08. Juli 2013, 10:16:48
...Wer eine akademische Karriere machen will, schreibt eine Habilitation in Medizin, ...
hmm,... wer eine akademische Karriere machen will studiert besser nicht Medizin. Den meisten ist nicht bewusst, dass Medizin keine (Natur)wissenschaft ist. An meiner Uni (und an allen Amerikanischen Unis die ich kenne) wird die meiste Forschung von (medischen)Biologen, Pharmazeuten und Biochemikern gemacht. Hier ist der Chef vom Krankenhaus (akademisches Lehrkrankenhaus) Biologe, ebenso der Chef der Forschungsabteilung. Es gibt natuerlich Ausnahmen, aber das sind meistens Mediziner, die schon während des Studiums mehr auf naturwissenschaftlichem Gebiet gemacht haben als der handelsübliche Student.
Nicht umsonst wird inzwischen auch in Deutschland auf das englisch/amerikanische System umgestellt - und dann macht man ein 'Phd' das dauert dann nicht zwei Jahre sondern mindestens vier, oft fünf.

Die Habilitation ist ein typisch deutscher Unfug. Gibt es nirgendwo sonst. Nach dem phd geht man als postdoc ins Ausland oder zumindest an eine andere Uni, dann schaut man, dass man irgendwo als Assistant Professor bzw. Lecturer unter kommt. Je nachdem welchen Weg man einschlagen will geht es dann über den Associate Professor zum Full oder Adjunct Prof.

The Doctrix

Zitat von: Neocortex am 12. August 2013, 16:18:31
Den meisten ist nicht bewusst, dass Medizin keine (Natur)wissenschaft ist.

Also über die Naturwissenschaft können wir ja gerne noch diskutieren (obwohl - was eigentlich sonst?), aber wieso soll Medizin keine Wissenschaft sein (wie Du mit den Klammern implizierst)?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

bayle

Zitatwer eine akademische Karriere machen will studiert besser nicht Medizin.
In Deutschland: Klinik-Chef / Ordinarius / Oberarzt an einer Uni-Klinik, ohne Medizinstudium?

Zitat von: Neocortex am 12. August 2013, 16:18:31
Hier ist der Chef vom Krankenhaus (akademisches Lehrkrankenhaus) Biologe
In Deutschland ist der Chef des akademischen Lehrkrankenhauses Betriebswirt. Aber kann sein, dass da etwas anderes mit "akademischem Lehrkrankenhaus" gemeint ist.


The Doctrix

Zitat von: bayle am 12. August 2013, 16:40:26
Zitat von: Neocortex am 12. August 2013, 16:18:31
Hier ist der Chef vom Krankenhaus (akademisches Lehrkrankenhaus) Biologe
In Deutschland ist der Chef des akademischen Lehrkrankenhauses Betriebswirt. Aber kann sein, dass da etwas anderes mit "akademischem Lehrkrankenhaus" gemeint ist.

Er meint vielleicht sowas wie in D den "ärztlichen Leiter".
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

bayle

Zitat von: The Doctor am 12. August 2013, 16:45:22
Er meint vielleicht sowas wie in D den "ärztlichen Leiter".
Das ist nicht der Chef. Der "Chef" ist der Geschäftsführer. Der Ärztliche Direktor ist mehr so ein "Gewerkschaftsvertreter" oder Mittler der Ärzteschaft im KH (hoffentlich bin ich jetzt niemandem zu nahe getreten :teufel).

Neocortex

Na ja, selbst definieren sie sich in Deutschland so:
"Medizin ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Erfahrungswissenschaft, die sich auch naturwissenschaftlicher Methoden bedient." (Jörg-Dietrich Hoppe, ehem. Präsident der Bundesärztekammer)

bis dato hätte ich sie auch zumindest bei den Wissenschaften einsortiert. Aber nach diesen und solchen Äußerungen:

"Die hatten [seine Enkelkinder] im Gebirge bei Serpentinenfahrten Übelkeit. Wenn sie aber vorher diese Kügelchen [Globuli] bekamen, war das mit der Übelkeit vorbei." (aus einem Spiegel-Interview 'Rückfall ins Mittelalter' )

denk ich mir, dass auch die Bezeichnung  'Wissenschaft' noch zu hoch gegriffen ist. Zumindest hätte ich einen Aufschrei der Kollegen erwartet -  aber das war wohl doch zu viel verlangt - zumal immer mehr Ärzte mit ihrer Homöopathischen Zusatzausbildung wedeln.

Und was den 'Chef' des Krankenhauses angeht - da meinte ich den Vorsitzenden des 'Geschäftsführenden Vorstands' (ich hoffe, dass ist die korrekte Übersetzung).

Conina

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft#Wissenschaftsbereiche

Man müsste erstmal definieren, wie eng man den Begriff Naturwissenschaft fassen will, bevor man weiterdiskutiert und gepflegt aneinandervorbeiredet.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

bayle

Zitat von: Neocortex am 12. August 2013, 16:59:59
Na ja, selbst definieren sie sich in Deutschland so:
"Medizin ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Erfahrungswissenschaft, die sich auch naturwissenschaftlicher Methoden bedient." (Jörg-Dietrich Hoppe, ehem. Präsident der Bundesärztekammer)
Hoppe ist da definitiv nicht erste Adresse für solche Fragen. Stichwort: Pluralismus in der Medizin. Wenn Du willst, such' ich Dir die gegenteiligen Stellungnahmen aus dem Dt. Ärzteblatt raus.

ZitatUnd was den 'Chef' des Krankenhauses angeht - da meinte ich den Vorsitzenden des 'Geschäftsführenden Vorstands' (ich hoffe, dass ist die korrekte Übersetzung).
Das wäre in Deutschland ein Ökonom. Die Frage ist eher: "akademisches Lehrkrankenhaus"? - das sind in Deutschland Versorgungskrankenhäuser, kann fast jeder. Geht nur darum, die normalen Standards der Krankenhausmedizin einzuhalten, das müssen die Häuser eigentlich sowieso; keine eigene Forschungstätigkeit oder so was.

sweeper

ZitatDie Frage ist eher: "akademisches Lehrkrankenhaus"? - das sind in Deutschland Versorgungskrankenhäuser, kann fast jeder. Geht nur darum, die normalen Standards der Krankenhausmedizin einzuhalten, das müssen die Häuser eigentlich sowieso; keine eigene Forschungstätigkeit oder so was.

Ein "Akademisches Lehrkrankenhaus" ist inhaltlich stärker an eine Universität angebunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_akademischen_Lehrkrankenh%C3%A4user_in_Deutschland

Das galt früher als ein gewisses Qualitätssiegel gegenüber dem "normalen" Kreiskrankenhaus:
die habilitierten Chefärzte waren/sind ihrer universitären Abteilung weiterhin verbunden und mussten akademische Lehrtätigkeiten an der Uni ausüben, nicht zuletzt, um den akademischen Titel weiter führen zu dürfen und damit auch anerkannte Ausbildungsstätte für PJ-Studenten zu sein.

Aufgrund der massiven strukturellen Veränderungen im Gesundheitswesen - zuvorderst die Privatisierung - greifen inzwischen aber in der Praxis auch andere Qualitätskriterien, da viele Konzerne eine breit angelegte innerbetrieblche Förderung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter anbieten.
Dennoch gilt es immer noch als prestigeös, eine universitäre Anbindung vorweisen zu können.

Und die Chance auf Forschungstätigkeiten ergibt sich über ambitionierte Chefärzte mit guter Anbindung an ihre Heimatuniversität.


With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: Neocortex am 12. August 2013, 16:59:59
Na ja, selbst definieren sie sich in Deutschland so:
"Medizin ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Erfahrungswissenschaft, die sich auch naturwissenschaftlicher Methoden bedient." (Jörg-Dietrich Hoppe, ehem. Präsident der Bundesärztekammer)

Diese Aussage ist Bullshit und wurde seinerzeit von Dr. Hoppe getätigt, um unwissenschaftliche Methoden (wie - im konkreten Fall - z.B. Homöopathie) zu verteidigen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

bayle

Zitat von: sweeper am 12. August 2013, 17:18:30
Ein "Akademisches Lehrkrankenhaus" ist inhaltlich stärker an eine Universität angebunden:
Das ist ein hängender Komparativ. Praktisch jedes Krankenhaus der Vollversorgung (und wohl noch ein Haufen anderer dazu) ist ein akademisches Lehrkrankenhaus.

sweeper

Zitat von: bayle am 12. August 2013, 17:23:37
Zitat von: sweeper am 12. August 2013, 17:18:30
Ein "Akademisches Lehrkrankenhaus" ist inhaltlich stärker an eine Universität angebunden:
Das ist ein hängender Komparativ. Praktisch jedes Krankenhaus der Vollversorgung ist ein akademisches Lehrkrankenhaus.

Um das nachprüfen oder falsifizieren zu können, habe ich den Link mit der Liste gesetzt...

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_akademischen_Lehrkrankenh%C3%A4user_in_Deutschland
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Neocortex

Zitat von: bayle am 12. August 2013, 17:09:05
Hoppe ist da definitiv nicht erste Adresse für solche Fragen. Stichwort: Pluralismus in der Medizin.
Klar gibt es da viele Meinungen. Problematisch finde ich, dass die Bundesärztekammer nicht deutlicher macht, dass Medizin und Homöopathie nicht zusammen gehen. Was ist von einem Berufsstand zu halten der seine eigenen Grundlagen boykottiert?

Weiter frage ich mich, was so schlimm daran ist, die Medizin nicht bei den Wissenschaften ein zu sortieren? Es geht doch wohl um die korrekte Kenntnis der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers, seiner Krankheiten und der Heilung davon. Die überwiegende Mehrzahl von Ärzten arbeitet nicht wissenschaftlich. Sie wenden an. Und ich nenne einen guten Arzt, der gut anwendet und sich über Entwicklungen auf dem Laufenden hält und evt. noch ordentliche soziale Kompetenzen hat. Viele Wissenschaftler haben die z.B. nicht.

Und wie Conina schon bemerkte - vielleicht muss man erst mal definieren.

bayle

@sweeper: Danke. Hab' ich gesehen.

sweeper

Zitat von: bayle am 12. August 2013, 17:26:30
@sweeper: Danke. Hab' ich gesehen.

...und ich habe den vorhandenen universitären Bezug noch mal erläutert.
Es gab aber schon immer gute und weniger gute akademische Lehrkrankenhäuser.

Wie gesagt: vor der Strukturreform war es ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und bot des weiteren die Möglichkeit, während der FA-Ausbildung aus der Peripherie an die Uni zurückzuroutieren - falls die Verbindungen des Chefs gut waren, was wiederum mit seinem wissenschaftlichen Ständing an der Uni zu tun hatte.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett