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Medizinische Dissertationen

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Begonnen von Homeboy, 08. Juli 2013, 10:03:10

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Homeboy

Zitat von: The Doctor am 08. Juli 2013, 08:29:54
Zitat von: Homeboy am 08. Juli 2013, 06:36:13
Medizinische Dissertationen sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. 

Damit tust Du jetzt aber all denen Unrecht, die sich (gegen den Mainstream) für eine richtig aufwändige (experimentelle) Doktorarbeit entscheiden und dafür mehrere Semester frei nehmen.

Durchaus. Es mag einige wenige geben, deren Doktorarbeit tatsächlich den üblichen wissenschaftlichen Kritierien entspricht und hinreichend umfangreich ist. Dass medizinische Doktorarbeiten aber geradezu regelmässig kaum den Umfang besserer Seminararbeiten erreichen müsste sich doch aber herumgesprochen haben.
Weil es gerade mal wieder aktuell ist:
http://copy-shake-paste.blogspot.de/2013/06/german-medical-dissertations.html
selten so gelacht.

Im Übrigen ist mein Informationsstand, dass Mediziner, die einen "richtigen" Doktor machen wollen, nach dem Dr.med. noch den Dr.nat. dranhängen. Aber ich mag mich täuschen.

Edit: an sich egal, aber ich wollte den Rohark-Thread nicht mit sowas sprengen.

bayle

Zitat von: Homeboy am 08. Juli 2013, 10:03:10
Im Übrigen ist mein Informationsstand, dass Mediziner, die einen "richtigen" Doktor machen wollen, nach dem Dr.med. noch den Dr.nat. dranhängen. Aber ich mag mich täuschen.
Ja, Du täuschst Dich. Wer eine akademische Karriere machen will, schreibt eine Habilitation in Medizin, nicht einen "Dr.nat." (gemeint Dr. rer. nat.?)

Homeboy

ja, meinte rer. nat., das rer. vergessen.
Ich schrieb nichts von Karriere in Medizin. Die Habil. ist jedenfalls die andere Möglichkeit, und die hatte ich tatsächlich ausgeblendet.
Jedenfalls kenne ich Mediziner, die stolz wie Bolle auf ihren rer.nat. sind und den dr. med. entsprechend niedermachten. aber ich kann auch nicht sagen, ob sie eine Habil. anstrebten und mangels Annahme diese in einen rer. nat. umgewandelt haben.

Homeboy

Nachtrag zum ersten Post @The Doctor:
ja, mit dieser Verallgemeinerung tue ich einigen Unrecht. Sind sozusagen eine Randgruppe, möglicherweise mit Exotenstatus im eigenen Fach.

sweeper

Die Qualität einer medizinischen Diss. hängt stark davon ab, an welcher Einrichtung sie erarbeitet wird.
Es gibt zum Beispiel sehr hochkarätige Dissertationen an MPIs.

Unter den Studenten weiß man meist recht gut, wo der Titel mit wenig Aufwand zu haben ist und wo es substanziell anspruchsvoller zugeht.

Das Problem scheint mir eher darin zu liegen, dass die meisten ihre Diss während des Studiums nebenher schaffen wollen; da verträgt sich ein höherer Aufwand nicht gut mit dem verschulten System.

With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: sweeper am 08. Juli 2013, 13:27:38
Das Problem scheint mir eher darin zu liegen, dass die meisten ihre Diss während des Studiums nebenher schaffen wollen; da verträgt sich ein höherer Aufwand nicht gut mit dem verschulten System.

Ging bei mir eigentlich ganz einfach: 7. und 9. Semester konnte man bei uns auf Antrag zusammenlegen, das 10. war sowieso kursfrei. Dann noch schnell STEX2 um 1 Jahr verschoben et voilà: 2 Jahre Zeit nur für die Diss.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

sweeper

Zitat2 Jahre Zeit nur für die Diss.

Ging wohl nicht immer und überall so einfach.

Aber dann muss deine Diss ja hochkarätig sein  ;)
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Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: sweeper am 08. Juli 2013, 14:15:14
Zitat2 Jahre Zeit nur für die Diss.

Ging wohl nicht immer und überall so einfach.

Aber dann muss deine Diss ja hochkarätig sein  ;)

So gut, dass ich sie nie abgegeben habe. Aber das ist eine andere, längere und vor allem ziemlich frustrierende Geschichte.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

MrSpock

Zitat von: The Doctor am 08. Juli 2013, 16:29:32
Zitat von: sweeper am 08. Juli 2013, 14:15:14
Zitat2 Jahre Zeit nur für die Diss.

Ging wohl nicht immer und überall so einfach.

Aber dann muss deine Diss ja hochkarätig sein  ;)

So gut, dass ich sie nie abgegeben habe. Aber das ist eine andere, längere und vor allem ziemlich frustrierende Geschichte.

Ich liebe frustrierende Geschichten! Erzähl! :Popcorn:
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Homeboy

Bin auch neugierig. Woran ists gescheitert?
erzähl mal von Anfang an.
:Popcorn:

Robert

Bei der Menge an Medizinern, die promovieren wollen, ist die große Bandbreite an Qualität der Arbeiten geradezu normal.

The Doctrix

Ich halte es kurz: wir waren 4 Leute im Labor, haben alle zu traumatologischen Themen gearbeitet (3 experimentelle Arbeiten, eine statistische), sind relativ zeitgleich mit den Auswertungen fertig geworden. 2 Wochen später hat unser betreuender Oberarzt unser aller Ergebnisse als seine Habilitation eingereicht. Er meinte dann noch, man könnte sich ja mal gemeinsam hinsetzen um zu schauen, welche unserer Ergebnisse noch eine Arbeit hergäben, die könnten wir dann ja einreichen. Danach war er für niemanden von uns mehr zu sprechen. Beschwerde beim Dekanat und beim Habil-Ausschuss blieben erfolglos. Kurz darauf ging er auf eine C3-Professur an eine andere Uni.

Heute ist mir das nicht mehr so wichtig - für meine Patienten bin ich sowieso der "Herr Doktor", und ich weiss auch, dass ich alles dafür getan habe, mir dies auch zu verdienen. Ob die zwei Buchstaben nun in meinem Ausweis stehen, ist mir ziemlich latte.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

sweeper

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Terry Pratchett

MrSpock

Zitat von: The Doctor am 09. Juli 2013, 08:26:20
Ich halte es kurz: wir waren 4 Leute im Labor, haben alle zu traumatologischen Themen gearbeitet (3 experimentelle Arbeiten, eine statistische), sind relativ zeitgleich mit den Auswertungen fertig geworden. 2 Wochen später hat unser betreuender Oberarzt unser aller Ergebnisse als seine Habilitation eingereicht. Er meinte dann noch, man könnte sich ja mal gemeinsam hinsetzen um zu schauen, welche unserer Ergebnisse noch eine Arbeit hergäben, die könnten wir dann ja einreichen. Danach war er für niemanden von uns mehr zu sprechen. Beschwerde beim Dekanat und beim Habil-Ausschuss blieben erfolglos. Kurz darauf ging er auf eine C3-Professur an eine andere Uni.

Heute ist mir das nicht mehr so wichtig - für meine Patienten bin ich sowieso der "Herr Doktor", und ich weiss auch, dass ich alles dafür getan habe, mir dies auch zu verdienen. Ob die zwei Buchstaben nun in meinem Ausweis stehen, ist mir ziemlich latte.

In der Tat, die Geschichte ist wirklich frustrierend. Kenne ich auch in abgewandelter Form. Es scheint ein verbreitetes Phänomen zu sein, das Vorgesetzte die Ergebnisse von Mitarbeitern klauen und selber die Lorbeeren dafür einheimsen. Und beschwert man sich bei dessen Vorgesetzen, dann wird man noch als Neider und Lügner hingestellt.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

The Doctrix

Meine Frau hatte es noch schwerer: ihre Doktormutter hat sich eines Tages von ihrem Mann, der Professor im selben Institut war, scheiden lassen und ist an eine andere Uni gegangen. Von diesem Tag an hat ihr Ex-Mann systematisch alle noch laufenden Forschungsprojekte seiner Ex-Frau sabotiert. Für meine Frau bedeutete das, dass sie im besten Fall Laborzeiten um halb vier Uhr morgens zugeteilt bekam und dass immer wieder Zellkulturen verschwanden oder mit irgendwelchen Chemikalien behandelt worden waren. Keine Chance, noch ein vernünftiges Ergebnis herauszuholen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!