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Anstieg der Esoterik-Opfer ...

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Begonnen von Morgaine, 05. Februar 2013, 10:12:52

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Morgaine

Mein erster Beitrag  :grins2:

In meinem familiären Umfeld "boomt" der "Aberglaube" (trotz einer langen, völlig ineffizienten und sehr teuren esoterischen Leidensgeschichte über rund 30 Heiler und Heilpraktiker wird dieser Weg subtil weiterhin verfolgt ...) und ich stehe dem machtlos gegenüber.

Welche Möglichkeiten der effektkiven Intervention gibt es (ich glaube, schon alles versucht zu haben und bin ziemlich verzweifelt)?

Artikel, die das Problem deutlich machen (und gewiss hier den meisten bekannt sind) - für mich war es neu:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Seelenpfuscher/seite-1

daraus:
Die Beratungsstelle Sekten-Info Nordrhein-Westfalen , die Katja B. geholfen hat, von dem Heiler loszukommen, registrierte im vergangenen Jahr 64 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahr. Inzwischen suchen mehr Esoterikgeschädigte als Sektenopfer die Beratungsstelle auf.


http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1505308/

daraus:
...  52 Prozent, also ein wenig mehr als die Hälfte aller Deutschen, glauben zum Beispiel, dass sogenannte "ganzheitliche Heilverfahren" wie Reiki oder Bachblüten ernstzunehmende Alternativen zur Schulmedizin darstellten. Und die meisten dieser Gläubigen wenden diese Heilmethoden auch an, genauer: 80 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer. Und noch eine Zahl: Nach einer EMNID-Umfrage glauben 48 Prozent der Befragten, also fast die Hälfte, dass der Stand der Sonne und der Sterne das körperliche und seelische Wohlbefinden beeinflussten. Unterm Strich - diesen Schluss ziehen wiederum die Expertinnen der Essener Beratungsstelle - bilden mittlerweile jene Menschen, die nichts mit Esoterik im Sinn haben, eine Minderheit.


http://www.zeit.de/2010/28/Esoterik

http://www.focus.de/wissen/natur/esoterik-schau-mir-in-die-aura_aid_205509.html

Binky


Morgaine

Meinst Du, es paßt hier nicht hin?

(ich orientiere mich noch ... )

Binky

Nö, man könnte das Thema gut zu einem Blog verarbeiten.

The Doctrix

Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Ratiomania

Hoffentlich wird das auch mal von der Politik aufgegriffen.

Normalerweise gilt ja: Je mehr Eso, desto weniger Politikinteresse. Ein`weiterer Faktor der Wahlmüdigkeit/Politikverdrossenheit?

celsus

Danke Morgaine für die eindrucksvolle Linksammlung. Interessant auch, mal solche Zahlen zu sehen. Definitiv ein Blogthema - und ein Bereich, in dem wir auch mehr machen sollten, nämlich aktuelle Statistiken suchen und vor den damit verbundenen Gefahren warnen, nämlich der grassierenden Volksverblödung.

Die ultimativen Ratschläge für den Umgang damit gibt es leider nicht. Hier im Forum war das Thema schon mal öfter dran.
Esoterisch veranlagte Familienmitglieder lassen sich kaum beeinflussen, das ist eine Lebensaufgabe, da für eine etwas kritischere Stimmung zu sorgen.
Die "Hebammentechnik" des Sokrates ist nicht schlecht, in dem Zusammenhang: Alles hinterfragen, sich erklären lassen, wie denn nun die Globuli genau wirken und was eigentlich so ein Biofeedbackgerät macht usw. Niemals belehren, das ist meistens das Ende der Kommunikation.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Morgaine

Gern geschehen.

Logische und sachbasierte Argumentationen sind in der Tat fast unmöglich.

Zudem "hängen" zwei Ärzte (ebenfalls Verwandte) "mit drin" (einer hat sich der TCM, kombiniert mit der ZMR-Methode nach Bodo Köhler und dem Pendeln verschrieben; der andere ist etwas kritischer, bietet aber in seiner Praxis auch Akupunktur an).

Nun läßt die Betroffene, nach einer tendenziellen Rückkehr zur Schulmedizin (sonst wäre sie jetzt tot) jedes Medikament von besagtem Arzt "auspendeln", nimmt die meisten entsprechend widerwillig, "verhandelt" mit den Fachärzten die Dosierung, "vergißt" Medikamente usw..

Erklären, wie die obstrusen Verfahren wirken, kann keiner, will offenbar auch niemand, da "es mehr zwischen Himmel und Erde gebe als man erklären könne".
Ich werde da mit meinen eigenen "Waffen" geschlagen, z.B.: wenn es doch den Placebo-Effekt und den Rosenthal-Effekt usw. nachweisbar gebe, dann gebe es gewiss noch viel mehr, was nur noch nicht erforscht sei - oder: der radikale Konstruktivismus wird falsch verstanden und als "Legitimation" für entsprechendes Vorgehen genutzt.
Und - Quantenphysik ist ein Thema, bei dem kaum jemand sich so konkret auskennt, daß man überhaupt sinnvoll argumentieren kann.
In letzter Konsequenz muß dann stets die Pharmaindustrie "herhalten", das "Warzen besprechen", was in der Kindheit schon immer wirkte, die Psychosomatik ...  und es kommt zu massiver Reaktanz.
Für Laien (nicht nur für diese, s.o.) vermischt sich das zu einem quasi unüberschaubaren "Brei" aus dem dann selektiv herausgefiltert wird.

Aber wem sag ich das ... .





bayle

Zitat von: Morgaine am 06. Februar 2013, 09:08:13
oder: der radikale Konstruktivismus wird falsch verstanden und als "Legitimation" für entsprechendes Vorgehen genutzt.
Oder vielleicht wird er damit auch richtig verstanden. Den Rest kann ich sehr gut nachvollziehen.


bayle

Ich entsinne mich, dass Paul Watzlawik in Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien auf den Konstruktivismus ein Loblied singt. Das Buch ist ein Klassiker für die Beziehungsanalyse. Es sollte aber nicht ganz vergessen werden, dass auf dieser Grundlage auch die Schizophrenie zur reinen Beziehungsstörung, also zum sozialen Konstrukt, erklärt wird.

Lord Ahriman

Das klingt schlimm und nicht sehr aussichtsreich. Mehr als das genannten Fragen stellen und Widersprüche aufzeigen kannst Du da nicht machen. Es ist aber immer wichtig, eine gewisse Saat des Zweifels zu pflegen und auch Aussagen wie "hab es probiert, hat nicht gewirkt" sind langfristig durchaus wirksam. Aufklären funktioniert nicht, da Du dann der Klugscheißer bist. Was manch einen auch zum Nachdenken bringt ist die Kosten-Nutzen-Frage: Auch das kann dauern, aber wenn es immer mehr ans Geld geht und der Nutzen nicht so ist, wie erwartet, kommen manchmal Erkenntnisse.
Durch den privaten Kontakt zum Pendel"arzt" wird das aber extrem schwer. Leider.

Morgaine

Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 12:07:17
Ich entsinne mich, dass Paul Watzlawik in Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien auf den Konstruktivismus ein Loblied singt. Das Buch ist ein Klassiker für die Beziehungsanalyse. Es sollte aber nicht ganz vergessen werden, dass auf dieser Grundlage auch die Schizophrenie zur reinen Beziehungsstörung, also zum sozialen Konstrukt, erklärt wird.

Watzlawik ist ein (!) Vertreter des rK.

Die systemische Therapie ist ja mehr als Watzlawiks Aussagen ... .

Aber - wenn man sich die Entwicklung der psychiatrischen Diagnosen über die letzten hundert Jahre ansieht (Verteilung, Häufigkeit, Symptome usw.), dann spielen da viele Konstrukte mit hinein.
Etliche Diagnosen haben sich stark verändert, manche sind weggefallen, manche hinzugekommen.
ICD und DSM weisen große Unterschiede auf (auch hinsichtlich der Schizophrenieformen) und werden ständig überarbeitet.

Die systemische Therapie (auf der Basis des rK) hat das geschafft, was fast alle anderen Therapieformen außer acht ließen: sie nimmt das Umfeld mit ins Boot, "Ursachen" (die auch heute nicht restlos gesichert sind) spielen in den meisten Fällen nicht mehr die zentrale Rolle.

Man kann keine Psychose allein mit systemischer Therapie behandeln, das ist klar.  ;)
Und oft ist nach ggfs. erfolgreicher medikamentöser Einstellung keine weitere Psychotherapie nötig oder gewünscht.
Aber es wird in vielen Psychiatrien erfolgreich mit dem systemischen Ansatz gearbeitet (wobei unbedingt zwischen Akutsituation und Therapie zu unterscheiden ist).




Morgaine

Zitat von: Lord Ahriman am 08. Februar 2013, 12:59:45
Das klingt schlimm und nicht sehr aussichtsreich. Mehr als das genannten Fragen stellen und Widersprüche aufzeigen kannst Du da nicht machen. Es ist aber immer wichtig, eine gewisse Saat des Zweifels zu pflegen und auch Aussagen wie "hab es probiert, hat nicht gewirkt" sind langfristig durchaus wirksam. Aufklären funktioniert nicht, da Du dann der Klugscheißer bist. Was manch einen auch zum Nachdenken bringt ist die Kosten-Nutzen-Frage: Auch das kann dauern, aber wenn es immer mehr ans Geld geht und der Nutzen nicht so ist, wie erwartet, kommen manchmal Erkenntnisse.
Durch den privaten Kontakt zum Pendel"arzt" wird das aber extrem schwer. Leider.

Ja, ich habe hier mittlerweile etliches dazu gelesen - es haben ja viele ähnliche Erfahrungen gemacht.

Da ich der Sache anfangs selbst (als Angehörige) auch "auf den Leim" gegangen bin (ich hatte ja keine Ahnung, was dieser dubiose Markt alles bietet und wie gut das "augenwischerische" Marketing diesbzgl. abläuft) kann ich gut nachvollziehen, wie schwierig es ist, wenn man selbst betroffen ist.

Zum Beispiel die "Azidose", die von so ziemlich jedem Heilpraktiker "benutzt" wird - OBWOHL ich es eigentlich besser wußte, habe ich beim ersten HP noch brav genickt und mir den ganzen Sermos angehört.
Dann die pseudowissenschaftliche Vermischung von Begrifflichkeiten, die Bestätigung des Kranken in seiner Angst vor der Schulmedizin usw..
Ein absoluter Laie hat da kaum eine Chance, rational zu argumentieren.

Selbst der finanzielle Aspekt (in dem o.g. Beispiel geht es um 10000 Euronen, die bei 32 Heilern und HPs gelassen wurden) wird - immer noch - ignoriert. Auch heute noch kommt manchmal das Argument: wenn man weiter gesucht hätte, hätte man vielleicht ja doch noch den "einzig wahren Heiler" gefunden ... .
Der betroffenen Person wurden weitere Krankheiten eingeredet: ein Hirntumor, eine Hepatitis, ein beginnender "Ganzkörperkrebs" u.ä. - das geschah aber nur bei den Heilern, bei denen ich sie nicht begleitet habe - ich habe es erst Monate später Stück für Stück erfahren (einige behaupteten, sie dürfe nicht darüber sprechen, sonst bräche es schneller aus).

Wenn ich mich, wie jetzt grad, wieder mit dieser Geschichte beschäftige, ... kann ich es immer noch nicht fassen.





Dr. Ici Wenn

Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 20:33:22

Zum Beispiel die "Azidose", die von so ziemlich jedem Heilpraktiker "benutzt" wird - OBWOHL ich es eigentlich besser wußte, habe ich beim ersten HP noch brav genickt und mir den ganzen Sermos angehört.

Azidose hat jeder. Je nach Interpretation. Gerne hat man auch Candida, übersäuert und verpilzt ist man bei quasi jedem Heilpraktiker, womit sollen die sonst ihr Geld verdienen? Bisschen Verständnis braucht es schon.

(zu sermos: heißt richtig Sermon, nur zum Haarspalten)

Zitat
Dann die pseudowissenschaftliche Vermischung von Begrifflichkeiten, die Bestätigung des Kranken in seiner Angst vor der Schulmedizin usw..
Ein absoluter Laie hat da kaum eine Chance, rational zu argumentieren.

Nein, es ist ja gerde das Geschäft der Quacksalber, große Matten des Zweifels anzulegen, um dann praktischerweise eine Lösung anzubieten. Es sind die billigsten und bewährtesten Tricks, andere damit in Abhängigkeit zu bringen. Tarnen und täuschen sind grundsätztliche evolutionäre Mechanismen, beim Menschen besonders ausgeprägt.

Zitat
Selbst der finanzielle Aspekt (in dem o.g. Beispiel geht es um 10000 Euronen, die bei 32 Heilern und HPs gelassen wurden) wird - immer noch - ignoriert. Auch heute noch kommt manchmal das Argument: wenn man weiter gesucht hätte, hätte man vielleicht ja doch noch den "einzig wahren Heiler" gefunden ... .

Wer gibt schon zu, gescheitert zu sein. Die eigene Überzeugung in Frage zu stellen, bedarf einer gewissen Selbsterkenntnis.

Zitat
Der betroffenen Person wurden weitere Krankheiten eingeredet: ein Hirntumor, eine Hepatitis, ein beginnender "Ganzkörperkrebs" u.ä. - das geschah aber nur bei den Heilern, bei denen ich sie nicht begleitet habe - ich habe es erst Monate später Stück für Stück erfahren (einige behaupteten, sie dürfe nicht darüber sprechen, sonst bräche es schneller aus).

Siehe oben, das sind Schmarotzer, "Der Seher" bei Asterix beschreibt das gut.

Zitat
Wenn ich mich, wie jetzt grad, wieder mit dieser Geschichte beschäftige, ... kann ich es immer noch nicht fassen.

Menschen können unmenschlich sein.