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Nationaler Krebsplan: "Die Früherkennung wird überschätzt"

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Begonnen von Bloedmann, 22. August 2012, 11:28:14

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Bloedmann

http://www.tagesschau.de/inland/krebstherapie100.html

Erfahrene Onkologen anwesend?

ZitatKritik am "Nationalen Krebsplan" von Gesundheitsminister Bahr
"Die Früherkennung wird überschätzt"

Die Zahlen sind alarmierend: Jeder Vierte stirbt in Deutschland an Krebs. Mit dem "Nationalen Krebsplan", den das Bundeskabinett heute beschlossen hat, sollen Vorsorge und Therapien verbessert werden. Dieser Vorstoß stößt jedoch auf Kritik. Gehen die Maßnahmen in die richtige Richtung?

ZitatAnnette B. hat der regelmäßige Gang zur Krebsvorsorge-Untersuchung das Leben gerettet. Ihr Frauenarzt ertastete vor zwei Jahren in der linken Brust einen großen Knoten. Eine Gewebeentnahme ergab, dass es sich um ein Mammakarzinom handelt. Dann ging alles sehr schnell: Die Einweisung in die Klinik, eine Brustamputation, Chemotherapie und Nachsorge. Annette B. hat den Krebs besiegt.
So weit so gut aber...:

ZitatWie nützlich ist die Krebsvorsorge tatsächlich?

Wie sehr die Vorsorge bei der Krebsbekämpfung hilft, ist umstritten. "Die Früherkennung wird total überschätzt", so der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, gegenüber tagesschau.de.

Viel wichtiger als die Vorsorge sei die Vorbeugung wie Sport, gesundes Essen und die Aufklärung über Krebsrisiken. All das werde im "Nationalen Krebsplan" ausgeklammert. "Das Gesetz bleibt weit hinter dem zurück, was möglich wäre", meint Lauterbach.
Nichts gegen gesunde Lebenshaltung aber was spricht gegen Vorsorge/Früherkennung? Sicher kann man da noch die Qualität erhöhen aber generell gilt doch je früher erkannt desto besser, gerade bei Krebs.

ZitatÄhnlich sieht es die Grünen-Politikerin Birgitt Bender. Es herrsche "zu viel Euphorie" in Sachen Früherkennung. "Die Voruntersuchungen bergen ja auch Risiken." Bei einer Darmspiegelung bestehe zwar die Chance der Früherkennung. Die Untersuchung sei aber auch belastend und berge das Risiko von Verletzungen. Außerdem bestehe die Gefahr der Über-Diagnosen. "Es kommt dann zu Operationen oder Therapien auch in Fällen, wo dies gar nicht nötig ist", so Bender. Sie fordert eine bessere Aufklärung der Bürger über die Risiken von Vorsorgeuntersuchungen. Und diese Aufklärung könnten gut geschulte Hausärzten leisten.
Ach ja die Biggi... erstaunlich daß sie nicht gleich noch auf viel wirksamere Bachblüten-Therapien bei Darmkrebs hingeweisen hat.

ZitatSPD-Gesundheitsexperte Lauterbach begrüßt die neuen Krebsregister. Er moniert aber, dass diese dezentral in den Ländern eingerichtet würden. "Krebsdaten sind sehr wichtige Daten. Sie müssten an einer zentralen Stelle erfasst werden, um allen den Zugriff zu erleichtern", so Lauterbach.
Das erscheint mir wieder richtig.

Zitat"Die Bürger werden dumm gehalten"

Karl Lauterbach will die Daten aus den künftigen Krebsregistern auch den Bürgern zur Verfügung stellen. Sie würden sonst "dumm gehalten". Der SPD-Politiker sieht in dem Gesetz auch aus noch einem anderen Grund eine "verpasste Gelegenheit". Die Daten aus den Krebsregistern würden der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt. Der Bürger erfahre gar nicht, welche Therapieformen besonders erfolgsversprechend sind und durch welche Umstände die Risiken einer Krebserkrankung steigen.
Blödsinn. Welcher Otto Normalverbraucher kann was mit dem medizinischen Kauderwelsch anfangen? Mir genügt es, wenn mein Arzt des Vertrauens mich anhand dieser Daten beraten kann.

ZitatÄhnlich argumentieren die Krankenkassen. AOK-Vorstandsmitglied Uwe Deh meint: "Auch Patienten und deren Angehörige müssen gesicherte und verständliche Informationen darüber erhalten, welche Therapie für eine konkrete Krebsbehandlung die beste ist und wo es die beste Behandlung dazu gibt. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird das noch nicht erreicht." Auch Deh fordert ein bundesweit einheitliches Krebsregister mit "aussagefähigen, übergreifenden und transparenten Daten".
Ja ok, so auch.

Bleibt bei mir die Frage was an dieser Früherkennungs-Kritik dran ist? Ich bin da persönlich involviert und plane eigentlich sämtliche Vorsorgeuntersuchungen mitzunehmen. Der Termin beim Hautarzt z.B. ist schon in einem 3/4 Jahr. 8) Parallel dazu gehe ich nur noch 1 x im Monat zu meinem Griechen. ::)
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Binky

ZitatViel wichtiger als die Vorsorge sei die Vorbeugung wie Sport, gesundes Essen und die Aufklärung über Krebsrisiken. All das werde im "Nationalen Krebsplan" ausgeklammert. "Das Gesetz bleibt weit hinter dem zurück, was möglich wäre", meint Lauterbach.

Sport beugt Krebs vor? Das ist mir neu.....

Vorsorge ist schon wichtig und richtig. Natürlich gibt es da auch falsch positive Ergebnisse. Man muß eben den Verdacht sehr sorgfältig abklären. Keiner amputiert eine Brust ohne Biopsie nur aufgrund eines Knotens.

Die Herrn Politiker sehen eher auf die Kosten. Ich denke, die wollen einfach nur sparen.....

YorkTown

Zitat von: Binky am 22. August 2012, 11:40:38
ZitatViel wichtiger als die Vorsorge sei die Vorbeugung wie Sport, gesundes Essen und die Aufklärung über Krebsrisiken. All das werde im "Nationalen Krebsplan" ausgeklammert. "Das Gesetz bleibt weit hinter dem zurück, was möglich wäre", meint Lauterbach.

Sport beugt Krebs vor? Das ist mir neu.....

Inaktivität hat offenbar bei manchen Krebsarten ein klein wenig Einfluss. Vielleicht verwechselt er es aber auch einfach mit dem Einfluss von Übergewicht?
http://blog.psiram.com/wp-content/uploads/2012/07/CancerRisk.gif

P.Stibbons

Krebs ist auch nicht gleich Krebs - unzulässig verallgemeinernde Formulierungen können nur in die Irre führen.  ::)

Es gibt Vorstufen von bestimmten Krebserkrankungen (zum Beispiel Dickdarmpolypen oder Schleimhautdysplasien am Gebärmutterhals), die sich recht gut durch konsequente Vorsorgeuntersuchungen erkennen und entfernen lassen - dennoch kann natürlich auch in solchen Fällen eine ungünstige Lokalisation oder schlicht Pech eine rechtzeitige Erkennung im seltenen Einzelfall zunichte machen.

Binky

Zitat von: YorkTown am 22. August 2012, 11:55:41
Zitat von: Binky am 22. August 2012, 11:40:38
ZitatViel wichtiger als die Vorsorge sei die Vorbeugung wie Sport, gesundes Essen und die Aufklärung über Krebsrisiken. All das werde im "Nationalen Krebsplan" ausgeklammert. "Das Gesetz bleibt weit hinter dem zurück, was möglich wäre", meint Lauterbach.

Sport beugt Krebs vor? Das ist mir neu.....

Inaktivität hat offenbar bei manchen Krebsarten ein klein wenig Einfluss. Vielleicht verwechselt er es aber auch einfach mit dem Einfluss von Übergewicht?
http://blog.psiram.com/wp-content/uploads/2012/07/CancerRisk.gif

Das Bild ist ja ganz nett, aber ich sehe auch red meat als Risikofaktor. Warum der Gehalt an Hämo- bzw. Myoglobin im Vergleich zu hellem Fleisch das Krebsrisiko steigert, erschließt sich mir nicht. Dagegen sind Viren als Auslöser nicht verzeichnet, obwohl dies ganz heiße Kandidaten sind und das nicht nur bei Papillomaviren sondern auch das Epstein-Barr-Virus, einige Herpesviren und andere.

Hier dazu mehr: http://g-o.de/dossier-182-1.html

anka

Zitat von: Bloedmann am 22. August 2012, 11:28:14
ZitatÄhnlich sieht es die Grünen-Politikerin Birgitt Bender. Es herrsche "zu viel Euphorie" in Sachen Früherkennung. "Die Voruntersuchungen bergen ja auch Risiken." Bei einer Darmspiegelung bestehe zwar die Chance der Früherkennung. Die Untersuchung sei aber auch belastend und berge das Risiko von Verletzungen. Außerdem bestehe die Gefahr der Über-Diagnosen. "Es kommt dann zu Operationen oder Therapien auch in Fällen, wo dies gar nicht nötig ist", so Bender. Sie fordert eine bessere Aufklärung der Bürger über die Risiken von Vorsorgeuntersuchungen. Und diese Aufklärung könnten gut geschulte Hausärzten leisten.
Ach ja die Biggi... erstaunlich daß sie nicht gleich noch auf viel wirksamere Bachblüten-Therapien bei Darmkrebs hingeweisen hat.

Die Grünen mögen zwar etwas Eso sein, aber so Unrecht hat sie mit zwei Aussagen m.E. da nicht.

Z.B. Darmspiegelung hat durchaus Risiken... mein Opa lag danach 3 Tage im Koma, weil der Arzt ihm den Darm angestochen hat und es nicht mal gemerkt hat.  :blank: (Anekdata, ich weiß)

Und mit Therapien auch in Fällen, wo es nicht nötig ist... Meines Wissens ist damit z.B. gemeint, wenn irgendwo was gefunden wird, was sich potenziell mal zu was Üblem entwickeln kann und man dann natürlich mit entsprechendem Aufwand und Belastung therapiert - vielleicht wäre es aber auch so gewesen, dass sich das gerade bei älteren Leuten in der Lebenszeit nie bemerkbar gemacht hätte und die Leute irgendwann halt an was anderem/Altersschwäche sterben. Aber das kann man eben nicht wissen.

bayle

Wie P. Stibbons bin ich auch der Überzeugung, dass es keine globalen Antworten geben kann. Die Sinnhaftigkeit einer Krebsvorsorge-Untersuchung muss für jede Krebsart einzeln empirisch gesichert werden. Und in der Fachliteratur kann man immer wieder sehen, wie schwierig das ist.

Zum theoretischen Hintergrund s.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/126279/Screening-Teil-19-der-Serie-zur-Bewertung-wissenschaftlicher-Publikationen

Trockener Stoff, aber für jeden, der sich ernsthaft interessiert, ein must-read.

Die dort publik gemachten Erkenntnisse sind übrigens nicht ganz neu:
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199304293281706

Bloedmann

Zitat von: bayle am 22. August 2012, 16:53:41
Zum theoretischen Hintergrund s.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/126279/Screening-Teil-19-der-Serie-zur-Bewertung-wissenschaftlicher-Publikationen

Trockener Stoff, aber für jeden, der sich ernsthaft interessiert, ein must-read.
Allerdings! Liest sich wie eine Bestätigung des Themas hier, wenn ich die richtigen 30% verstanden habe.

Konkret gefragt, da Darmspiegelung jetzt nicht auf der Agenda steht, ein Haut-Screening macht doch aber Sinn?
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Elfenstaub

Die Frage ist, wie viele Menschen in der untersuchten Gruppe Krebs haben und wie gut der Test ist. Falsch Positive Ergebnisse sorgen für Komplikationen ohne nutzen zu bringen. In den USA geht der Trend zum Beispiel weg vom PSA-Screening (Prostatakarzinom) weil sich gezeigt hat, dass (zumindest in der bisherigen Form) nicht mehr Leute davon profitieren als dadurch zu schaden kommen.

Aber natürlich kann man nicht "die Früherkennung" einfach ablehnen. Ich denke man hat sich einfach deutlich mehr davon erhofft, vielleicht auch an Kostenersparnis.

Lustig übrigens, dass jeder vierte an Krebs stirbt. Das wären dann 20 Millionen Menschen. Ist mir gar nicht aufgefallen :-)
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

Bloedmann

Ich denke mal damit ist jeder 4. bei den Abgängen gemeint. ;D
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

bayle

@Bloedmann
Keine Ahnung. Müssen wir mal einen Hautarzt fragen. Man muss sich nur vorher entschließen, seiner Antwort zu trauen, ohne dem geht letztlich nichts.  :-X. Gefühlt würde ich aber meinen: geht so, weil Melanom früh behandelt gut heilbar, spät übel, und Hautscreening nicht invasiv.
@Elfenstaub
An irgendwas müssen die Leute ja sterben. Allerdings stand schon auf Orges Wunschliste (Brecht): "Von den Toden, die schnellen".