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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: cohen am 07. September 2009, 07:10:34

Titel: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 07. September 2009, 07:10:34
ZitatUnter Studenten...der Erziehungswissenschaft

Es wird nicht viele Orte außerhalb der Parteizentrale der LINKEN geben, an denen man Raul Castro in seiner Funktion als Autorität und moralische Instanz zitieren kann. Wahrscheinlich ist der einzig andere Ort ein Seminarraum voller Studenten der Erziehungswissenschaften. In den aggressiv-alternativen Köpfen vieler zukünftiger Erzieher scheint der Sozialismus ein gern genutzter Rückzugsort aus der Realität zu sein. Wenn man wieder einmal verzweifelt, weil die Kinder McDonalds mögen, schließt man die Augen und denkt sich fort an diesen besseren Ort.

Dass viele der real existierenden Erziehungswissenschaftler zwar einerseits mit einem autoritärem Gesellschaftssystem wie dem Sozialismus sympathisieren, aber zugleich einen religiös anmutenden Erziehungspazifismus pflegen, beweist, dass sie auch Humor verstehen (oder dumm sind, je nachdem).

Böse wird ein Erziehungswissenschaftler nur dann, wenn ihm jemand sagt, dass Täter Täter sind und nicht die ersten Opfer (da sie ja durch ihre Tat ausgegrenzt, also zu Opfern werden). Mit einer irritierenden Begeisterung ist man damit beschäftigt, die Taten von Asozialen zu rechtfertigen und die Schuld auf andere umzuleiten. Gesellschaft, Fernsehen, Internet, irgendetwas passt immer. Mit der Frage der Eigenverantwortlichkeit wird sich nicht weiter beschäftigt. Der freie Wille ist das erste, was die Erziehungswissenschaft dem Menschen nimmt.

Es ist merkwürdig, dass sich gerade unter Erziehungswissenschaftlern so viele Fortschrittsfeinde tummeln. Wobei Fortschrittsfeindschaft in diesem Fall bei der Nintendo Wii anfängt und mit dem Handy nicht aufhört. All diese Dinge bringen nichts gutes, sie lassen die Kinder verwahrlosen, vereinsamen und zu Sozialkrüppeln werden. Diese klaren Worte kommen oft von Studenten, die sich all diesem Teufelszeug gar nicht erst aussetzen wollen und auch durchblicken lassen, dass sie bereit wären, zum Wohle der Kinder solche Dinge zu verbieten. Erziehungswissenschaftler, die der Zukunft mit äußerstem Misstrauen gegenüberstehen, sollen Kinder auf genau diese Zukunft vorbereiten. Das sind gute Voraussetzungen und wenn dann noch der Vatikan die Sexualaufklärung übernimmt, ist alles in Ordnung.

Ja, und so wird es weiterhin mutige Studenten gebe, die Dinge sagen wie: ,,Es gibt einen klugen Satz von Raul Castro: im Sozialismus ist nicht jeder gleich, aber alle haben die gleiche Chance." Um welche gleichen Chancen es dabei geht, weiß ich nicht, aber es wird wahrscheinlich die sein, die gleiche Chance auf keinen Internetanschluss zu haben. Und warum Fast Food-Restaurants so beliebt sind, weiß man in den erziehungswissenshftlichen Kreisen natürlich auch: ,,Die machen Suchtstoffe in die Burger." Genau so ist es. Gut, dass das mal jemand aufgedeckt hat!
http://debatte.welt.de/weblogs/4881/boess+in+berlin/153017/unter+studentender+erziehungswissenschaft (http://debatte.welt.de/weblogs/4881/boess+in+berlin/153017/unter+studentender+erziehungswissenschaft)

Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 12:23:52
Hi cohen,

wollen wir hier mal die Vor- und Nachteile von Planwirtschaft und Marktwirtschaft gegenüberstellen? Kann es einen dritten Weg geben? Welches Verhätnis Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen hältst Du denn für gerechtfertigt?

mfg
Roland K.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 07. September 2009, 14:29:58
Animal Farm (http://www.youtube.com/watch?v=NZldlyeR8DU)
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 14:55:23
Liebe(r?) Cohen!

Orwell hat als Sozialist den Sozialismus Stalinscher Prägung kritisiert. Und wo er Recht hatte, da hatte er Recht.

Hast Du Dir aber mal darüber Gedanken gemacht, dass die Planwirtschaft mit dem Fortschritt der Computertechnologie gegenüber der Marktwirtschaft immer mehr gewinnt? Es lassen sich so immer mehr Wirtschaftsdaten und -güter erfassen und ihre Entwicklung und Beeinflussung simulieren. Als der Ostblock aufgrund der Hochrüstung zusammenbrach, da war der Sozialismus fast so effektiv wie die Marktwirtschaft, denn der Westen wäre beinahe an der Hochrüstung pleite gegangen. Heute, mit der Entwicklung der Computer, wäre die Planwirtschaft effektiver als die Marktwirtschaft.

Aber warum gehen wir nicht den dritten Weg? Wenn der Staat sich zunehmend als Unternehmer engagieren würde (Privatisierung rückgängig machen, Verstaatlichung der Schlüsselindustrien), Erfindungen und Geschäftsideen prüft und gegebenenfalls realisiert, dann wäre schon viel gewonnen.

sagt der selbsternannte
Lothar Bisky  ;)
des Forums
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Conni am 07. September 2009, 15:12:14
ZitatHast Du Dir aber mal darüber Gedanken gemacht, dass die Planwirtschaft mit dem Fortschritt der Computertechnologie gegenüber der Marktwirtschaft immer mehr gewinnt?

Mit einem handgeschmiedeten Robotron-Rechner ..... Ich hoffe Du weißt, wie sehr die Planwirtschaft in der Computertechnologie dem Westen hinterher hinkte.

ZitatAls der Ostblock aufgrund der Hochrüstung zusammenbrach, da war der Sozialismus fast so effektiv wie die Marktwirtschaft, denn der Westen wäre beinahe an der Hochrüstung pleite gegangen.

Wie bitte?!!!!! Das ist haarsträubender Unsinn! Die Planwirtschaft war ineffektiv, unflexibel und materiell abgewirtschaftet.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 15:23:52
Zitat von: Conni am 07. September 2009, 15:12:14
ZitatHast Du Dir aber mal darüber Gedanken gemacht, dass die Planwirtschaft mit dem Fortschritt der Computertechnologie gegenüber der Marktwirtschaft immer mehr gewinnt?

Mit einem handgeschmiedeten Robotron-Rechner ..... Ich hoffe Du weißt, wie sehr die Planwirtschaft in der Computertechnologie dem Westen hinterher hinkte.


Genau, und die Kosmonauten sind Jahrzehnte hinter den Astronauten zurückgeblieben, die Waffentechnik des Ostblocks war so minderwertig, dass sie den vereinigten Kräften von Liechtenstein, Luxemburg und Andorra kaum Stand gehalten hätte, und nen Blumentopf bei Olympischen Spielen zu gewinnen, gabs für die Russkis und Ossis ja auch nie.

Zitat von: Conni am 07. September 2009, 15:12:14
ZitatAls der Ostblock aufgrund der Hochrüstung zusammenbrach, da war der Sozialismus fast so effektiv wie die Marktwirtschaft, denn der Westen wäre beinahe an der Hochrüstung pleite gegangen.

Wie bitte?!!!!! Das ist haarsträubender Unsinn! Die Planwirtschaft war ineffektiv, unflexibel und materiell abgewirtschaftet.

Nö, der Westen war nie reicher als heute, und die Chinesen werden schon sehen, wie sie mit ihrem Mix aus Planwirtschaft und Marktwirtschaft ganz schnell von unserem Turbokapitalismus überrollt werden. Und die Ossis waren alle ganz schlank und kurz vorm Verhungern und malocht haben die, bis dass der Schweiß tropfte.

:D
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 07. September 2009, 15:25:54
Völliger Bullshit, Roland.

Die Umwelt war im Arsch und die Technologie hinkte hoffnungslos hinterher (sogar bei Prestigeprojekten).
Ich habe es persönlich erfahren.

Schon in den Sechzigern:
Westen: Satisfaction (http://www.youtube.com/watch?v=MejtR81RzCo)

Osten: Honnecker als Vorsitzender des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend im Radio über die Beatmusik (http://www.youtube.com/watch?v=eZYLjKMT-kA).



Der "dritte" Weg ist ein demokratischer Rechtsstaat mit sozialem Netz, fairen Bildungschancen, bezahlbaren Lebensmitteln und Gesundheitsleistungen und funktionierendem, geregelten Markt.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 15:32:15
"Der "dritte" Weg ist ein demokratischer Rechtsstaat mit sozialem Netz, fairen Bildungschancen, bezahlbaren Lebensmitteln und Gesundheitsleistungen und funktionierendem, geregelten Markt."

Stimmt. Und wie erreicht man das? Indem der Staat sich zunehmend als Unternehmer engagiert!
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 07. September 2009, 15:33:09
In China sind beim großen Sprung nach vorn  (http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn) 20 bis 40 Mio Menschen verhungert, durch Planwirtschaft.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Elke am 07. September 2009, 15:40:12
Roland,

wie wär es, wenn du nach China auswanderst.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 15:44:41
Zitat von: cohen am 07. September 2009, 15:33:09
In China sind beim großen Sprung nach vorn  (http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn) 20 bis 40 Mio Menschen verhungert, durch Planwirtschaft.

Anfangs sind in der Planwirtschaft wirklich RIESIGE Fehler gemacht worden. Ich weiß nicht, wieviel Menschen heute noch in den marktwirtschaftlich geführten Staaten verhungern, sicherlich erschreckend viele. Aber die Planwirtschaft hat die Fähigkeit dazu zu lernen, wobei ihr jeder Fortschritt der Computertechnolgie gravierend zu Hilfe kommt.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 15:46:20
Zitat von: Vogelspinne am 07. September 2009, 15:40:12
Roland,

wie wär es, wenn du nach China auswanderst.

o.k., aber dann musst Du wahlweise in die USA oder die Antarktis auswandern  ;D
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Elke am 07. September 2009, 15:49:08
Roland,

nö, ich bleibe hier.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: WikiSysop am 07. September 2009, 15:56:02
Wäre mal interessant, die Meinung eines Durchschnitts-Nordkoreaners dazu zu hören...
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 07. September 2009, 16:03:25
Lothar Bisky an Sahra Wagenknecht ...

Nachteule, jetzt sag Du doch auch mal was!

@WikiSysop
Du traust einem Nordkoreaner aber immerhin noch eine eigene Meinung zu, oder?

Ich rate mal der Nordkoreaner würde sagen: Charjot kyongle. Pakkat palmok pakuro makki. Ill i sam so oh, juck chill pall kuchip. oder so ähnlich  ;D
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 07. September 2009, 16:12:08
Was ist eigentlich so erstrebenswert daran, von widerlich alten Säcken in komischen Uniformen, jahrzentelang regiert zu werden?

Darauf lief es bisher immer hinaus.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: WikiSysop am 07. September 2009, 17:40:14
Zitat von: Roland K. am 07. September 2009, 16:03:25
@WikiSysop
Du traust einem Nordkoreaner aber immerhin noch eine eigene Meinung zu, oder?

Denen, die noch nicht verhungert sind schon.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Conni am 07. September 2009, 17:49:28
ZitatNö, der Westen war nie reicher als heute, und die Chinesen werden schon sehen, wie sie mit ihrem Mix aus Planwirtschaft und Marktwirtschaft ganz schnell von unserem Turbokapitalismus überrollt werden. Und die Ossis waren alle ganz schlank und kurz vorm Verhungern und malocht haben die, bis dass der Schweiß tropfte.

Roland, wenn Du China als Beispiel hinstellst, solltest Du bitteschön auch die Menschenrechtsverletzungen dort erwähnen und wie "sozial" es dort zugeht.  Da werden planwirtschaftliche Entscheidungen ganz ohne demokratisches Gedöhns ganz schnell durchgesetzt.

Ansonsten, was die Zustände in der DDR angeht:  :fresse:
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 08. September 2009, 08:40:50
Zitat von: Conni am 07. September 2009, 17:49:28
ZitatUnd die Ossis waren alle ganz schlank und kurz vorm Verhungern und malocht haben die, bis dass der Schweiß tropfte.
Ansonsten, was die Zustände in der DDR angeht:  :fresse:

Ich komm aus der ehemaligen DDR und alt genug, um mich erinnern zu können, bin ich auch. Vielleicht hast Du es nicht gemerkt  :ironie:
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 08. September 2009, 08:51:40
Und was war so toll an Ulbricht, Mielke , Honnecker, Leuna, Buna, Schwedt, der NVA, Zinnwald, Stasi, Mauer, Wandlitz, Sudel-Ede, Erpressung mit dem Studienplatz (3 Jahre Armee), Pseudowahlen, Breshnew, Andropow, dem Gestank, dem niedrigeren Lebensstandard, Staatsbürgerkundeunterricht, ...?


Warum riefen wir vor 20 Jahren "Wir sind das Volk"?
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Conni am 08. September 2009, 08:56:37
Zitat von: Roland K. am 08. September 2009, 08:40:50
Zitat von: Conni am 07. September 2009, 17:49:28
ZitatUnd die Ossis waren alle ganz schlank und kurz vorm Verhungern und malocht haben die, bis dass der Schweiß tropfte.
Ansonsten, was die Zustände in der DDR angeht:  :fresse:

Ich komm aus der ehemaligen DDR und alt genug, um mich erinnern zu können, bin ich auch. Vielleicht hast Du es nicht gemerkt  :ironie:

Da muss man sich ja fremdschämen!

Und inwiefern war z.B. die Braunkohleschwelerei Espenhain (Stand der Technik: 30er Jahre) zur Teerölherstellung dem Westen gleichrangig/überlegen?
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Conni am 08. September 2009, 12:11:03
Ein kleiner Nachtrag:

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_sozialismus_war_nicht_sozial/ (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_sozialismus_war_nicht_sozial/)

ZitatDer Sozialismus war nicht sozial
Von Ulrich Berger

Angeregt durch diesen Beitrag

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/satire_gipfel_ohne_hoehepunkt/

von Thobias Kaufmann, habe ich mal - sozusagen zur Selbstvergewisserung - eine amatuer-ökonomische Rechnung gemacht.
Die geht so:

Ich als DDR-Ingenieur hatte ca. 1000 Alu-Mark ("AM" :) Einkommen netto.
Meine Mutter, in einer der schlechtest bezahlten Branchen tätig, hatte 600 AM.

Vermutlich lag also das DDR-Mittel bei 700...800 AM.

Davon 60% sind maximal 480 AM. Ich gaube nicht, dass jemand, der voll beschäftigt war, so wenig Geld bekam.
Folglich gab es in der DDR - im Gegensatz zur "imperialistischen BRD" - nach heutiger Definition keine Armut, worauf die "Führenden Genossen" ja auch unermüdlich hinwiesen.

Die AM stand zur DM in meinen bewusst verbrachten DDR-Jahren real (also laut Schwarzmarkt!) im Kursverhältnis 1:4 ... 1:6 (tendenziell immer schlechter werdend).
Nun ist so ein Kursverhältnis doch wohl der Ausdruck dafür, was ich mir mit diesem Geld alles kaufen kann.
D.h., Meine Kaufkraft betrug maximal 250 DM = 125 Euro im Monat. Und das war für DDR-Verhältnisse noch relativ gut.

Das bedeutet: Verglichen mit bundesdeutschen Verhältnssen waren ALLE DDR-Bürger (bettel)arm.

Das sollte man den mathematischen Tieffliegern oder bewussten Ignoranten vom Schlage Wagenknecht und Lafo mal um die Ohren hauen.
Bloss gut, dass ich heute in der Marktwirtschaft leben kann!

Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Graf Zahl am 08. September 2009, 13:01:34
Bei der Art der Diskussion muss natürlich auch das völlig andere Preisgefüge in der DDR berücksichtigt werden (z.B. Wohnungsmieten von 30 "Alu"-Mark).
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 08. September 2009, 13:14:03
Und Stones-Schallplatten oder Levis-Jeans?

Was kosteten die?

(auf dem Schwarzmarkt)
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Graf Zahl am 08. September 2009, 13:44:14
Genau das meinte ich ja: völlig anderes Preisgefüge. Ich weiß ja auch, dass der Farbfernseher 6000 Mark gekostet hat. Und bei uns gab es nur Jugendmode-Jeans! Die waren auch sehr ... ja, also, ähem, ... schick?
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Conni am 08. September 2009, 14:27:01
Zitat von: Graf Zahl am 08. September 2009, 13:01:34
z.B. Wohnungsmieten von 30 "Alu"-Mark.

Dafür waren aber auch Wohnungen sehr knapp, weil der Altbaubestand allmählich verrottete. Für manche Stadt kam die Wende gerade noch rechtzeitig, um einiges an Substanz zu erhalten. Ich habe am Anfang auch in so einer Bude gewohnt: Im Winter kalt, im Sommer heiß, Kachelöfen (nebst Kohlenschlepperei und Asche-Dreck), kein Bad, Toilette im Treppenhaus ein halbe Treppe tiefer (macht besonders Spaß, wenn man im Winter nachts mal muss...), Taubenzecken im Gebälk usw.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 08. September 2009, 14:29:06
Ich muss mich entschuldigen, weil ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Ich bin nicht in der DDR aufgewachsen, sondern habe ziemlich kurz nach der Wende in der ehemaligen DDR gearbeitet; um genau zu sein zwischen 1997 und 2001. Das war kurz genug, dass die Menschen sich noch an die DDR erinnern konnten, und lang genaug, dass die Menschen sich mit den "Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft" vertraut machen konnten. Ich habe den Menschen zugehört und dort viele Freunde kennengelernt.

Was die Gewinnung von Teer aus Braunkohle betrifft. Keine Ahnung wie das damals in der DDR zuging. Ich weiß nur, dass dies sehr viel schwieriger ist, als die Gewinnung aus Steinkohle, deshalb wurde das in der BRD, wo es genug Steinkohle (und Öl) gab, meines Wissens erst gar nicht versucht.  
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Graf Zahl am 08. September 2009, 15:51:46
Zitat von: Conni am 08. September 2009, 14:27:01
Zitat von: Graf Zahl am 08. September 2009, 13:01:34
z.B. Wohnungsmieten von 30 "Alu"-Mark.

Dafür waren aber auch Wohnungen sehr knapp, weil der Altbaubestand allmählich verrottete. Für manche Stadt kam die Wende gerade noch rechtzeitig, um einiges an Substanz zu erhalten. Ich habe am Anfang auch in so einer Bude gewohnt: Im Winter kalt, im Sommer heiß, Kachelöfen (nebst Kohlenschlepperei und Asche-Dreck), kein Bad, Toilette im Treppenhaus ein halbe Treppe tiefer (macht besonders Spaß, wenn man im Winter nachts mal muss...), Taubenzecken im Gebälk usw.

Amen!
Und wer noch dazu in der Nähe eines Tagebaus oder einer Brikettfabrik "leben" "durfte", war noch viel übler dran.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: cohen am 09. September 2009, 10:46:32
Erstklässlerin will "korrupter Beamter" werden

ZitatUnd dann war da dieses kleine Mädchen mit den rechts und links abstehenden Zöpfen und einer Brille am gelben Band. "Wenn ich groß werde, möchte ich Beamter werden", sagte die Sechsjährige in die Kamera. "Was für ein Beamter?", fragte der Interviewer und bekam eine glasklare Antwort: "Ein korrupter Beamter, denn die besitzen ganz viele Sachen." Dabei grinste das Mädchen zaghaft.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,647096,00.html (http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,647096,00.html)
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: Roland K. am 09. September 2009, 12:24:54
Man kann dem kleinen Mädchen nur raten, noch einmal nachzudenken und auf korrupte Richterin oder Staatsanwältin umzuschwenken, denn nur dann ist sie auch vor Strafverfolgung absolut sicher, vorausgesetzt sie bleibt politisch opportun.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: kleinerbeck am 14. November 2009, 12:29:36
Es ist hier viel über DDR und BRD geschrieben worden. Vieles ist richtig. Aber keiner hat mal über die Anfänge nachgedacht. Die Sowjetische Besatzungszone bestand aus dem ehemaligen Mitteldeutschland und dem Ostteil Berlins. Die Industrialisierung Mitteldeutschlands war schon im Deutschen Reich niedriger als in Westdeutschland. Gegenüber den Montanzentren im Ruhrgebiet stand in Mitteldeutschland lediglich ein Verhüttungsbetrieb, die Maxhütte Unterwellenborn, die aus dem minderwertigen Erz aus dem Schmiedefelder Westfeld-Tagebau Stahl herstellte. Das Chemiedreieck Leuna-Schkopau-Bitterfeld war eine weitere größere Industrieanlage. Aber damit hatte es sich fast auch schon. Erwähnenswert ist noch Auto-Union in Sachsen.
Nach Ende des Krieges waren 70% dieser Werke in Mitteldeutschland zerstört, in den Westzonen lag der Zerstörungsgrad bei 30-40%. Das heißt, dass durch die Kriegseinwirkung die sowjetisch besetzte Zone weiter benachteiligt wurde. Nun setzten die Reparaturleistungen ein. Die USA verzichteten großzügig, sie hatten durch den Zweiten Weltkrieg nur die Zerstörungen in Pearl Harbor zu tragen. Die Franzosen und Briten (von den USA massiv unterstützt) zogen nach. Die Sowjetunion konnte sich diese Großzügigkeit nicht leisten. Da sie nur auf die Ressourcen in Mitteldeutschland zugreifen konnte, wurde die industrielle Ausstattung weiter dezimiert. Trotzdem erließ die Sowjetunion (selbst noch mit den Folgen des Krieges kämpfend) in den frühen 50er Jahren den Rest der Reparationen. In den Westzonen war derweil schon der Marshallplan angelaufen und die USA sorgten für den weiteren Aufschwung durch Dollarspritzen.
Das waren die Ausgangsbedingungen. In 40 Jahren ihrer Entwicklung überholte die DDR wichtige kapitalistisch Industrieländer. Diese Leistung war die Leistung der Arbeiter und Ingenieure. Diese Leistung bitte ich nicht in den Dreck zu ziehen. Die DDR ging nicht aufgrund dieser Leistungen zugrunde, sondern an der Unbeweglichkeit ihrer Führung, die zumindest in den späten 60er Jahren mit dem Ausverkauf der DDR begann. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gesellschaft in der DDR mit dem Sozialismus nicht mehr all zu viel zu tun. Das ist aber schon wieder ein weiteres Kapitel.
Grüße

Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: hic fuit am 14. November 2009, 14:06:30
Zitat von: kleinerbeck am 14. November 2009, 12:29:36
...
In 40 Jahren ihrer Entwicklung überholte die DDR wichtige kapitalistisch Industrieländer. Diese Leistung war die Leistung der Arbeiter und Ingenieure. Diese Leistung bitte ich nicht in den Dreck zu ziehen. Die DDR ging nicht aufgrund dieser Leistungen zugrunde...
Die Leistungen der Bauern, Arbeiter und Ingenieure würde ich auch nicht wagen zu kritisieren. Aber wenn diese Leistungen dauerhaft verpuffen, kann wohl systematisch irgendetwas nicht ganz in Ordnung sein.
Titel: Re: Auch mal interessant
Beitrag von: kleinerbeck am 14. November 2009, 16:25:07
Klar war irgendwas nicht in Ordnung. Es war sogar einiges nicht in Ordnung. Aber das Ganze kann man nicht mit "du bist schuld" abhandeln, weil sich dahinter ein ganzes Beziehungsgefüge versteckt.
Grüße