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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 14:00:00

Titel: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 14:00:00
And now something completely different! Ne, nicht ganz. Nur ein weiteres Beispiel dafür, welche zerstörerischen Resultate die Identitätspolitik bringt.   :o

ZitatBand muss Konzert abbrechen, weil weiße Musiker Rastas tragen und Reggae spielen

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/debatte-um-kulturelle-aneignung-in-der-schweiz-band-muss-konzert-abbrechen-weil-weisse-musiker-rastas-tragen-und-reggae-spielen/28552114.html

Titel: Aw: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 27. Juli 2022, 14:15:09
Dazu ein lesenswerter Artikel: https://www.autonomie-magazin.org/2021/10/kulturelle-aneignung/

ZitatYoga den Hindus!

2015 machte ein Fall an der Universität von Ottawa Schlagzeilen, der beispielhaft für den völkischen Reinheitswahn angeblich linker Identitärer steht. Jen Scharf, eine Yoga-Lehrerin, hatte sieben Jahre lang an dieser kanadischen Uni kostenlose Yoga-Kurse gegeben. Mit diesen Kursen sollten Inklusion und Wohlergehen von Studierenden mit Behinderungen gefördert werden. Als Jen Scharf im Sptember 2015 den nächsten Kurs beginnen wollte, teilte ihr die Student Federation of the University of Ottawa – bisherige Trägerin des Yoga-Kurses – mit, dass der Kurs nicht mehr stattfinden könne. Die kulturelle Aneignung von Praktiken aus einer unterdrückten, vormals kolonialisierten Gesellschaft und Kultur (hier die indische Hindu-Kultur) ist nämlich den Identitären zufolge problematisch und für Angehörige dieser Kultur verletzend. Es nützte nichts, dass die Kursleiterin argumentierte, sie würde sich nur auf die physischen Aspekte des Yoga stützen und nicht vorgeben, Spiritualität zu vermitteln, sondern Körperwahrnehmung und Streckübungen vermitteln wollen. Innerhalb der Student Federation wurde der Fall zum Politikum und man entschied, dass der Kurs eingestellt werden müsse. Das Angebot, den Kurs in ,,Mindful stretching" umzubenennen, wurde nicht akzeptiert. Schon gar keine Rolle spielte es für die privilegierten Studis, dass Stimmen aus der Hindu-Community Ottawas klarstellten, dass man kein Problem mit solchen Yoga-Kursen habe.
Titel: Aw: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 27. Juli 2022, 14:27:07
OT.
Ich wollte mal wissen, was Bob Marley dazu gesagt hätte. Normalerweise begrüßen es Musiker, wenn sich ihre Musik verbreitet. Auf die Schnelle habe ich nichts gefunden, dafür etwas anderes:
Zitat von: WPIn July 1977, Marley was diagnosed with a type of malignant melanoma under a toenail.[68] ... Marley rejected his doctors' advice to have his toe amputated (which would have hindered his performing career), citing his religious beliefs, and instead, the nail and nail bed were removed and a skin graft was taken from his thigh to cover the area.[71][72]

3 Jahre später hatte das Melanom überall Metastasen gebildet:
ZitatShortly afterward, Marley's health deteriorated as his cancer had spread throughout his body. The rest of the tour was canceled and Marley sought treatment at the clinic of Josef Issels in Bavaria, Germany, where he underwent an alternative cancer treatment called Issels treatment partly based on avoidance of certain foods, drinks, and other substances. After eight months of failing to effectively treat his advancing cancer, [...] he died on 11 May 1981, aged 36, due to the spread of melanoma to his lungs and brain. His final words to his son Ziggy were: "Money can't buy life."[79]
Nein, Geld nicht, aber manchmal die Vernunft.
Titel: Aw: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: HAL9000 am 27. Juli 2022, 14:46:52
Zitat von: Max P am 27. Juli 2022, 14:15:09... Yoga den Hindus! ...
Nach reiflicher Überlegung habe ich jetzt all meine Essstäbchen reuevoll in den Müll geworfen.
Ich konnte es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, mir diese asiatische Kulturtechnik
angeeignet zu haben.
</sarcasm>
Titel: Aw: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 27. Juli 2022, 16:39:55
Zitat von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 14:00:00And now something completely different!

Vorschlag: ab hier abtrennen und einen eigenen Faden: Kulturelle Aneignung bzw. Identitätspolitik. Es wird sonst zu unübersichtlich, es ist so schon schwer, durchzublicken, worum es geht. Natürlich haben die Themen miteinander zu tun, lassen sich aber gut auseinanderhalten.

Meinungen!

Achso: habe das Thema mal in den passenden Bereich verschoben. Ich bin grad ein wenig ordnungspolitisch drauf. Legt sich wieder.
Titel: Aw: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 16:48:55
Zitat von: eLender am 27. Juli 2022, 16:39:55
Zitat von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 14:00:00And now something completely different!

Vorschlag: ab hier abtrennen und einen eigenen Faden: Kulturelle Aneignung bzw. Identitätspolitik. Es wird sonst zu unübersichtlich, es ist so schon schwer, durchzublicken, worum es geht. Natürlich haben die Themen miteinander zu tun, lassen sich aber gut auseinanderhalten.

Meinungen!
Können wir gerne machen. Die Angelegenheit mit den Musikern war nur zu "gut", um sie durchs Raster rutschen zu lassen.

Zitat von: eLender am 27. Juli 2022, 16:39:55Achso: habe das Thema mal in den passenden Bereich verschoben. Ich bin grad ein wenig ordnungspolitisch drauf. Legt sich wieder.
Danke.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 27. Juli 2022, 17:56:22
Zitat von: HAL9000 am 27. Juli 2022, 14:46:52
Zitat von: Max P am 27. Juli 2022, 14:15:09... Yoga den Hindus! ...
Nach reiflicher Überlegung habe ich jetzt all meine Essstäbchen reuevoll in den Müll geworfen.
Ich konnte es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, mir diese asiatische Kulturtechnik
angeeignet zu haben.
</sarcasm>

Ich konnte mit Stäbchen noch nie umgehen. But I feel hurt wenn ich daran denke, wie viele Millionen Chines:innen, Koreaner:innen und Japaner:innen mit Messer und Gabel essen als hätten sie's erfunden.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 27. Juli 2022, 18:14:47
BTW, nebenbei ist auffällig: der Fall mit der Yoga-Lehrerin ist jetzt 7 Jahre alt. Es beschleicht mich der Verdacht, dass jeder einzelne dieser Fälle auf der ganzen Welt herumgereicht wird, um nie mehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit zu verschwinden. Ich habe schon mal nach Primärquellen für "Triggerwarnungen" gesucht, aber nichts gefunden, was als ursprungsnah gelten könnte ...

Meine vorläufige Ansicht, sozusagen noch undurchdacht, so mehr als These: der ganze Identitätsunsinn ist eine Erscheinung, die an Universitäten und in der Kultur eine Rolle spielt. Er ist ein Luxusproblem, auch wenn er im Einzelfall erhebliche Auswirkungen haben kann. Wer hat schon selber Fälle erlebt, das heißt nicht nur aus dem Medienrauschen erfahren? Die ,,Gegenmeinung", d. i. Rassismus, Diskriminierung, Frauenverachtung etc. begegnet Dir zusätzlich beim Bäcker, bei Kontrollen am Flughafen, im Beruf, in der Bahn – im täglichen Leben, ob Du Dich nun exponierst oder nicht. In Amerika ist beides, die Diskriminierung wie die Identitätsideologie, schärfer ausgeprägt als hierzulande.

Meldungen, wie sie einen anspringen, von soeben:
ZitatTucker Carlson attacks female college athletes for refusing to participate in his anti-trans crusades

Oder: wo gibt es einen Bundestagsabgeordneten wie diesen Congressman?
Zitat25. Juli
Matt Gaetz today:
Q - Is it safe to say that, based off these comments, that you're suggesting the women at these abortion rallies are ugly and overweight?
A - Yes
Q - What do you say to people who think those comments are offensive?
A - Be offended
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 27. Juli 2022, 18:33:17
In Deutschland hatten wir im März einen ähnlichen Fall wie bei der Schweizer Musikgruppe. Ausgerechnet FFF hat die deutsche Künstlerin Ronja Maltzahn von einem Auftritt ausgeladen, weil diese ebenfalls Dreadlocks trägt.

https://www.watson.de/deutschland/klimaschutz/799040462-wegen-dreadlocks-fridays-for-future-laedt-musikerin-wieder-aus

Die Begründung war die gleiche wie bei "Lauwarm": Angebliche kulturelle Aneignung. Dabei existiert dieser Frisurentyp in vielen unerscheidlichen Kulturen und nicht nur bei Ratafaris.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dreadlocks

Reggae hat seine Wurzeln in vielen Musikstilen US-amerikanischer wie auch jamaikanischer Herkunft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reggae
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: PeterPan am 28. Juli 2022, 20:05:19
Zitat von: Peiresc am 27. Juli 2022, 18:14:47Es beschleicht mich der Verdacht, dass jeder einzelne dieser Fälle auf der ganzen Welt herumgereicht wird, um nie mehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit zu verschwinden.

...

Wer hat schon selber Fälle erlebt, das heißt nicht nur aus dem Medienrauschen erfahren?

Es wird gerne für Whataboutism ausgeschlachtet. Z.B. werden in den USA und Kanada die Streiks von Bauern in Holland für die Identitätsideologie ausgenutzt. Auch wird es gerne mit den "Trucker"-Streiks in Texas und Kanada verglichen, um den Aufstand der Konservativen ein weltweites Image zu verleihen.

Dazu gibt es das passende Spitzwort: Facebook-Boomer-Motivationals. Netzfrauen sind ja Koryphäen darin. Die Bilder mit kleinem Text gibt es für jedes Thema - Obamas Geburtsurkunde, Klima, Corona, Wokeism. Es wird in sozialen Medien rumgereicht und immer wieder kopiert.

Ansonsten sehe ich ohne Medien solche Dinge in meinem Alltag nicht. Es passiert in einem Nischengebiet und dazu auch noch zu selten um relevant zu sein. Und wahrscheinlich wird ein solches Problem nach dem Aufschrei hinter verschlossenen Türen gelöst.

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Qwerty am 29. Juli 2022, 09:44:36
Wären Mädchenfussgängerampeln eigentlich auch kulturelle Aneignung?
Bei der ganzen Diskussion hier kommt es mir irgendwie komisch vor, hier in Deutschland jetzt auf einmal eine Geschlechtergleichberechtigung durchzusetzen ;)

Die Glaubensgemeinschaft der Rastafari sind also keine Glaubensrichtung, die dem Christentum entsprang? Also, dann ist es für einen anständigen Christen doch eigentlich genau das Richtige, Dreadlocks zu tragen, oder irre ich?

Rassismus ist bei den Rastas also nicht das Problem... [oder?]
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 29. Juli 2022, 10:21:02
Nö, dafür aber Homophobie. Siehe z. B.: Deutschlandfunk (https://www.deutschlandfunkkultur.de/homophobie-rastafari-und-religion-100.html)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 29. Juli 2022, 15:02:25
Zitat von: Schwuppdiwupp am 29. Juli 2022, 10:21:02Nö, dafür aber Homophobie. Siehe z. B.: Deutschlandfunk (https://www.deutschlandfunkkultur.de/homophobie-rastafari-und-religion-100.html)

Wow, das wusste ich nicht! :o Ich frage mich, wie oft ich völlige Scheiße höre und sie toll finde, gerade weil ich die Texte nicht verstehe... Man denkt ja meist, es handelt sich um harmloses Geblubber, aber das kann gewaltig täuschen.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 29. Juli 2022, 17:51:54
Ist leider nur allzu bekannt. Ich würde solche Künstler auch nicht einfach canceln, sondern öffentlich mit ihrer Homophobie bzw. der ihrer Kultur konfrontieren.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Yadgar am 29. Juli 2022, 18:18:35
Hi(gh)!

Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass es bei all dem Identity-Gehubere nur um eins geht: Klicks. Identity-Themen (wie auch der Genderfirlefanz, die AfD, Stadt/Land-Bashing, Vagina-Kult und E-Bikes) sorgen für viele, viele Leserkommentare, diese wiederum für noch mehr Artikelklicks, auf dass die Werbeeinahmen durch die Decke schießen - das Kokain für die Afterwork-Parties der Onlineredaktionen will schließlich auch bezahlt sein!

Und auch den Politikern, Aktivisten und sonstigen Rampensäuen, die ständig die Shitstorm-Orgeln bespielen unterstelle ich mal den privaten Besitz mehr oder weniger üppiger Aktienpakete der einschlägigen Online-Medienkonzerne - auch wenn ich das bis auf weiteres nicht beweisen kann. Plausibel ist es allerdings...

Eigentlich hilft nur ein Boykott all dieser klickbasiert werbefinanzierten Nachrichtenportale... wenn da nicht der enorme Suchtfaktor von diesem Zoix wäre!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: biomango am 30. Juli 2022, 09:34:38
Ich wäre dafür die ganzen Oktoberfeste mit Dirndeln und Lederhosen ausserhalb von Bayern zu verbieten.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Gefährliche Bohnen am 30. Juli 2022, 10:54:44
Zitat von: biomango am 30. Juli 2022, 09:34:38Ich wäre dafür die ganzen Oktoberfeste mit Dirndeln und Lederhosen ausserhalb von Bayern zu verbieten.


Perfekt! Das ist die Ausrede, nicht mit zur Betriebsfeier aufs Oktoberfest zu müssen.  :merci:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: HAL9000 am 30. Juli 2022, 11:01:15
Zitat von: biomango am 30. Juli 2022, 09:34:38Ich wäre dafür die ganzen Oktoberfeste mit Dirndeln und Lederhosen ausserhalb von Bayern zu verbieten.

Dir ist aber sicher bekannt, dass es diese Tracht auch außerhalb Bayerns gibt, oder?
Ich komme aus so einer Gegend und dürfte das "straffrei" Tragen (ok, kein Dirndl).
Oktoberfeste, egal wo sie "gefeiert" werden, haben aber ohnehin nichts mit Kultur zu tun.
Da gibt es nichts, das man sich aneignen könnte.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 30. Juli 2022, 11:48:15
Mir reicht schon, dass die Rheinländer mit ihren Karneval-Exportversuchen regelmäßig scheitern... ich kann auch grundlos saufen ohne Spass vorgaukeln zu müssen^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: PeterPan am 31. Juli 2022, 19:23:33
Trinken ohne Grund.  :o

Wozu gibt es den Irish Coffee und Kuchen, Karpfenessen, Katerfrühstück, Bierhalbzeit, Nachttrunk, Cocktailparty, Abklingzeit?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Yadgar am 01. August 2022, 14:16:26
Hi(gh)!

Zitat von: PeterPan am 31. Juli 2022, 19:23:33Trinken ohne Grund.  :o

Wozu gibt es den Irish Coffee und Kuchen, Karpfenessen, Katerfrühstück, Bierhalbzeit, Nachttrunk, Cocktailparty, Abklingzeit?

...nicht zu vergessen die Freiwilligen Feuerwehren! Oft die einzige Möglichkeit in weltvergessenen, von September bis Mai eingeschneiten tiefkatholischen Sauerlandpampanestern, wo es selbst im Sommer kaum richtig hell wird, in Gemeinschaft statt alleine im Luftschutzkeller zu sauföööööööööööööööön...

Bombe drauf!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 02. August 2022, 05:01:07
Zitat von: Peiresc am 27. Juli 2022, 18:14:47der ganze Identitätsunsinn ist eine Erscheinung, die an Universitäten und in der Kultur eine Rolle spielt. Er ist ein Luxusproblem
Mehr als das.

Wie man sich so fühlt, wenn man zur ukrainischen Buchstabensuppe gehört:

ZitatOleksandra Povoroznyk
https://twitter.com/rynkrynk/status/1554179199837126657

Als ich Soziologiestudent in Kiew-Mohyla war, war ich dumm und schamlos verliebt in die kollektive westliche Linke. Ich träumte von einem Tag, an dem die ukrainische Wissenschaft weit umfassende und populäre Diskussionen über Kolonialismus, Privilegien und all die -ismen führen würde. Ich las Aufsätze von prominenten englischsprachigen Aktivisten und dachte: ,,Oh, wenn diese brillanten Menschen nur etwas über die Ukraine und ihre komplizierte Vergangenheit erfahren würden, über die Diskriminierung, der wir im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt waren, über die Völkermorde und Revolutionen. Sie würden uns verstehen. Sie würden wahrscheinlich wertvolle Erfahrungen teilen oder uns helfen, irgendwie die theoretische Grundlage zu schaffen, die all die traumatischen Ereignisse erklären würde, die wir miterlebt und erlebt haben."

Ich war... umwerfend naiv. Und jetzt, wo mein Land von einem buchstäblichen kleptofaschistischen Imperium angegriffen wird, das offen erklärt, dass es ethnische Säuberungen begehen wird, wenn unsere Kinder und Frauen qualvoll sterben und wenn unsere Akademiker und Queer-Aktivisten, Nihilisten und Journalisten, Schriftsteller und Liberale, Ärzte, Lehrer, Feministinnen und Konservative, Muslime und Juden, Atheisten und Geistliche verzweifelt kämpfen gegen einen besser bewaffneten, blutrünstigen Feind, der darauf aus ist, unsere Städte dem Erdboden gleichzumachen, unsere Felder niederzubrennen, uns zu vergewaltigen, uns zu töten, unsere Krankenhäuser in die Luft zu sprengen und unsere Denkmäler zu zerstören, schaue ich auf die abstrakte westliche Linke (oder zumindest ihren lautstärksten Teil) und sehe nichts als Verachtung in ihren Augen. Verachtung, Herablassung, privilegierte Sorglosigkeit. Sie predigen Gleichheit und Widerstand gegen Unterdrückung und beschuldigen dennoch Menschen wie mich (feministische queere Frauen, die ihr Leben damit verbracht haben, für Gleichberechtigung zu kämpfen), Nazis zu sein, weil wir nicht niederknien und schweigend sterben wollen. Sie reden über die Wichtigkeit der Repräsentation und bringen uns dennoch zum Schweigen, wenn wir versuchen, ihnen von unseren Erfahrungen zu erzählen. Sie schreiben Bücher über uns, ohne sich an einen einzigen ukrainischen Experten zu wenden, um Rat oder Informationen zu erhalten. Sie werfen anderen vor, privilegiert zu sein und dass es ihnen an Empathie mangele, und scheinen dennoch nicht zu verstehen, dass es tatsächlich ein Privileg ist, sich nicht in einem aktiven Kriegsgebiet zu befinden und sich keine Sorgen darüber zu machen, dass ihre Lieben in jedem Moment sterben können. Sie behaupten, dass wir kein Mitgefühl verdienen, weil wir nicht genug für die LGBTQ-Rechte in diesem Land tun – und ignorieren dann die LGBTQ-Soldaten, die ihr Leben an der Front riskieren. Sie verbreiten sorglosen, verletzenden Bullshit und zitieren ihre abgehobenen Idole, die absoluten Pazifismus predigen, nur weil es nicht um ihr Leben geht.

Ich weiß, dass nicht alle westlichen Linken so sind. Offensichtlich nicht. Ich weiß, dass viele von ihnen mit unserer Notlage sympathisieren, und ich bin dankbar für ihre Unterstützung. Aber diejenigen, die diese Invasion als Vorwand betrachten, langatmige Theorien darüber aufzustellen, dass die NATO ein allgegenwärtiges universelles Übel ist, oder die all dies als eine Art verdrehte Ethikübung behandeln, ein trolliges Problem, bei dem die Ukrainer die aufopferungsvollen Wilden sind, die still zu sterben haben, bevor echte Menschen anfangen, unter hohen Gaspreisen oder einem Atomkrieg zu leiden ... Das werde ich nie vergessen.

Also was ist der Identitätsquatsch mehr als ein Luxusproblem? Er ist auch Zynismus. Deshalb habe ich Google Translate gebeten, diesen Text speziell für Frau Wagenknecht & Co. ins Deutsche zu übertragen. Und weil ich ihn so wichtig finde, setze ich ihn auch noch im O-Ton hierher.

ZitatBack when I was a sociology student at Kyiv-Mohyla, I was stupidly, shamelessly enamoured with the collective western Left. I dreamed of a day when Ukrainian academia would have widespread and popular discussions about colonialism, privilege, and all of the -isms. I read essays. by prominent English-speaking activists and thought "oh, if only these brilliant people were to learn about Ukraine and its complicated past, about the discrimination we have faced throughout the centuries, about the genocides and revolutions. They would understand us. They would probably share valuable experience or help us somehow lay down the theoretical groundwork that would explain all of the traumatic events we've witnessed and lived though."

I was... dazzlingly naive. And now, when my country is under attack from a literal kleptofascist empire that openly declares it's going to commit ethnic cleansing, when our children and women die in agony, and when our academics and queer activists, nihilists and journalists, writers and liberals, doctors, teachers, feminists and conservatives, Muslims and Jews, atheists and clergymen are desperately fighting against a better-armed, bloodthirsty enemy intent on levelling our cities with the ground, burning our fields, raping us, killing us, blowing up our hospitals and destroying our monuments, I look at the abstract western Left (or, at least, its most vocal part) and I see nothing but scorn in their eyes. Scorn, condescending, privileged carelessness. They preach equality and resistance to oppression and yet accuse people like myself (feminist queer women who've spent their lives striving for equal rights) of being Nazis because we don't want to kneel over and die in silence. They talk about the importance of representation and yet shut us up whenever we try and tell them about our experiences. They write books about us without turning to a single Ukrainian expert for guidance or information. They accuse others of being privileged and lacking empathy, and yet can't seem to grasp the concept that not being in an active war zone and not worrying about your loved ones dying at any given moment is, in fact, privilege. They claim that we do not deserve sympathy because we aren't doingenough for LGBTQ rights in this country — and then proceed to ignore the LGBTQ soldiers risking their lives on the frontlines. They spout careless, hurtful bullshit, quoting their out-of-touch idols who preach absolute pacifism only because it's not their lives at stake.

I know not all western leftists are like this. Obviously not. I know many of them do sympathise with our plight, and I'm thankful for their support. But the ones who treat this invasion as an excuse to build long-winded theories about how NATO is some ever present universal evil, or treat all of this as some sort of twisted ethics exercise, a trolly problem in which Ukrainians are the sacrificial savages who need to die quietly before real people start suffering from high gas prices or nuclear war... I'll never forget those.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 02. August 2022, 06:57:29
+1 an Frau Povoroznyk für den Tritt in den Unterleib unserer selbstzufriedenen westlichen Salonlinken
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 02. August 2022, 09:30:22
Zitat von: Peiresc am 02. August 2022, 05:01:07
ZitatOleksandra Povoroznyk
https://twitter.com/rynkrynk/status/1554179199837126657
wo mein Land von einem buchstäblichen kleptofaschistischen Imperium angegriffen wird,

Kleptofaschismus - den Begriff merke ich mir. Ansonsten ein heftiger, aber leider notwendiger Text...
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 04. August 2022, 08:05:28
Das passt zwar nicht komplett hierher, aber ich wollte keinen weiteren Thread eröffnen.

https://www.spiegel.de/panorama/imperial-college-in-london-studenten-protestieren-gegen-phallische-skulptur-auf-dem-campus-a-26a1dcb1-772b-445d-ba77-6f685919e3b0

Welche Schaltungen im Hirn der Studentenvertretung wurden denn bloß falsch verdrahtet?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 04. August 2022, 10:40:07
Es geht um Studentenvertretung, da ist grundsätzlich immer vom schlimmsten auszugehen, dann wird man nur positiv überrascht....
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Karin Schulze am 18. August 2022, 18:34:14
Ich verstehe das echt nicht. Einerseits möchte man bunt und multikulturell sein, gesteht aber nur Menschen bestimmter Herkunft zu, sich so zu kleiden, frisieren und zu singen, wie es für sie angeblich identisch ist. Das ist für mich Schubladendenken und letztendlich auch so eine Art Rassismus, weil man schön säuberlich die Leute in irgendwelchen Stereotype einsortiert. Kulturelle Vielfalt ist da offensichtlich auf einmal nicht mehr wichtig, weil die bösen Weißen halt nur das machen dürfen, was nachweislich nicht aus anderen Kulturen stammt. Also Volksmusik, Blaskapellen und son Kram.

Würden man das ganz konsequent zu Ende denken, dann würden wir im Mittelalter leben. Zählen eigentlich auch die Errungenschaften der Römer, die hier damals Eingang ins Alltagsleben gefunden haben, dazu? Wenn ja, dann bitte zurück in die Bronzezeit.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 18. August 2022, 19:38:07
Die Römer waren (halbwegs) weiße Imperialisten. Ihre Kultur ist daher abzulehnen. Das lat. Alphabet gehört abgeschafft. Futark-Runen wären vielleicht eine Alternative. Arabische Zahlen sind kulturelle Aneignung. Vielleicht durch Fingerzeichen ersetzen? Pizza und Pasta essen ist Aneignung der Kultur italienischer Arbeitsimmigrant*innen, geht auch nicht. Dito Zaziki, Döner, Falafel etc. In Bayern sollte man keinen Labskaus mehr bekommen und in Norddeutschland keine Weißwürste. Nur in Berlin ist alles erlaubt, weil zum einen sowieso und zum anderen, weil wir überhaupt nie eine eigene Kultur hatten.   
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: HAL9000 am 18. August 2022, 19:45:26
Zitat von: Max P am 18. August 2022, 19:38:07Nur in Berlin ist alles erlaubt,
Wäre es dann nicht höchst an der Zeit, The BossHoss die Instrumente wegzunehmen?
Oder dürfen die sich auch weiterhin Country/Western aneignen, weil sie Berliner sind?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 18. August 2022, 19:49:29
Zitat von: Karin Schulze am 18. August 2022, 18:34:14Zählen eigentlich auch die Errungenschaften der Römer, die hier damals Eingang ins Alltagsleben gefunden haben, dazu?

Das Tragen von Sandalen ist auch abzulehnen.

Im Ernst: es muss sich um - durch den "weißen Mann" i.w.S - unterdrückte bzw. ausgebeutete Kulturen handeln. Ob es ihnen gefällt oder nicht ::)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 18. August 2022, 20:00:17
Zitat von: HAL9000 am 18. August 2022, 19:45:26
Zitat von: Max P am 18. August 2022, 19:38:07Nur in Berlin ist alles erlaubt,
Wäre es dann nicht höchst an der Zeit, The BossHoss die Instrumente wegzunehmen?
Oder dürfen die sich auch weiterhin Country/Western aneignen, weil sie Berliner sind?
Habe die gerade zum ersten Mal gegooglt. Aber mindestens in den Westsektoren dürften sie angängig sein.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 18. August 2022, 22:29:36
Wie, The BossHoss vorher nicht gekannt? Bildungslücke^^

Pizza/Pasta, in D zubereitet, ist die späte Rache der Germanen an den Römern... oder umgedreht?

Ich finde die Diskussion ziemlich verquer, weil sie am Ende bei völkischem Ethnozentrismus landet. Dabei ist der ursprüngliche ausgangspunkt, nämlich die "Sucht" der weissen Amis nach afroamerikanischer Kultur bemerkenswert. Vom Blues über Jazz, RocknRoll bis Hiphop wurde "black culture" nachgeahmt um Weisse haben hauptsächlich daran verdient... auch an schwarzen Künstlern. Dort ist die berechtigte Frage nach dem "Wer hats erfunden?", weil es um die (verhinderten) Möglichkeiten schwarzer Künstler ging, aus prekären Lagen durch ihre Kunst rauszukommen.

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 19. August 2022, 09:01:13
Ein recht aufgeräumter Artikel zu diesem Thema und der Frage, ob es überhaupt ein Thema ist:

ZitatDazu wäre zunächst festzustellen: In der Schweiz und in Deutschland ist die Aneignungsdebatte lediglich angeeignet. Sie stammt ursprünglich aus den USA und aus Grossbritannien; und sie wurzelt in den besonderen Bedingungen und historischen Entwicklungen der dortigen Gesellschaften.

ZitatDas weisse Amerika, so Tate, habe schon immer geradezu nach dem Schwarzsein gegiert – also danach, seine Kultur durch schwarze Schöpferkraft zu bereichern, und zwar auch «schon in einer Zeit, in der sie noch ernsthaft darüber debattierten, ob Afrikaner überhaupt eine Seele besitzen». Wann immer, so Tate, sich das weisse Amerika eine Form der schwarzen Kultur einverleibt habe, habe es zugleich versucht, «die Präsenz schwarzer Menschen in ihr zu tilgen»: In den Zwanzigern wurde «Paul Whiteman zum ‹King of Swing› gekrönt, in den Dreissigern Benny Goodman zum ‹King of Jazz›, in den Fünfzigern erschien Elvis Presley als ‹King of Rock 'n' Roll›, in den Sechzigern wurde Eric Clapton zum weltgrössten Gitarrenspieler des Blues gekrönt».

Und Anfang der Nullerjahre, als Greg Tates Anthologie erschien, wurde gerade der weisse Rapper Eminem zum neuen König des Hip-Hop ausgerufen.

https://www.republik.ch/2022/08/11/was-sie-wissen-sollten-wenn-kulturelle-aneignung-sie-aufregt
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 19. August 2022, 09:11:03
Oh, jetzt geht es wieder. Ich wollte den gleichen Link posten, aber ich hatte vorhin keinen Mauszeiger hier im Forum.  ???
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 19. August 2022, 10:39:00
Zitat von: celsus am 19. August 2022, 09:01:13Ein recht aufgeräumter Artikel zu diesem Thema und der Frage, ob es überhaupt ein Thema ist:


Ja, gefällt mir. Ich habe zwar ein, zwei Einwände, aber das mindert nicht den Gesamteindruck und die sachliche Analyse des Autors.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: biomango am 19. August 2022, 11:25:04
https://www.nzz.ch/zuerich/jetzt-auch-in-zuerich-linke-bar-sagt-konzert-von-weissem-musiker-mit-dreadlocks-ab-und-muss-sich-erklaeren-ld.1698432
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 21. August 2022, 14:31:33
Die Schweizer Reggae-Band Lauwarm (https://forum.psiram.com/index.php?msg=260482) wurde ausgeladen. Das ist jetzt schon der dritte Vorfall dieser Art in der Schweiz innerhalb kurzer Zeit. 

https://www.watson.ch/leben/musik/464900645-erneute-kontroverse-um-konzertabsage-von-reggae-band-lauwarm

Aber nein, das ist natürlich keine cancel-Kultur, wenn in vorauseilendem Gehorsam gegenüber links-woken Aktivisten den Musikern der Effenberg gezeigt wird.

*Sarkasmus off*
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 22. August 2022, 12:59:11
Ravensburger zieht "Winnetou"-Kinderbücher zurück

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/ravensburger-verlag-nimmt-winnetou-kinderbuch-nach-kritik-aus-dem-programm-100.html
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/der_junge_haeuptling_winnetou

$)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 22. August 2022, 13:49:16
Es wird immer bekloppter. $)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 22. August 2022, 14:33:09
Zitat von: RPGNo1 am 22. August 2022, 12:59:11Ravensburger zieht "Winnetou"-Kinderbücher zurück

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/ravensburger-verlag-nimmt-winnetou-kinderbuch-nach-kritik-aus-dem-programm-100.html
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/der_junge_haeuptling_winnetou

$)

Meine Fresse. Der Wikipedia-Artikel zum Film besteht zu zwei Dritteln nur aus Rezeptionen, in denen sich alle möglichen Kritiker an einem Kinder- und Jugendfilm abarbeiten. Das überwiegende Teil der Rezeptionen wiederum ist ein geradezu hysterisches MIMIMI über die sog. kulturelle Aneignung.

Ach ja, das Schlagwort "Queerness" muss natürlich auch in den Raum geworfen werden, um en vogue zu sein.

Dazu kommen noch Interviews mit zwei Indigenen, die in Deutschland leben und arbeiten und die vom Deutschlandfunk zu Repräsentanten und Experten ihrer Volksgruppen erklärt wurden. Beide interviewte Personen sind, wie nicht anders zu erwarten war, hinreichend empört über den Film. Der Deutschlandfunk scheint inzwischen ein Vorreiter darin zu sein, immer und überall identitätspolitischen Aktivismus zu verbreiten. Es wird, koste es was es wolle, ein Skandal herbeigeredet. Auch wenn ich es keinesfalls gut heiße, beginne ich immer mehr zu verstehen, warum der ÖR in der letzten Zeit insbesondere von Seiten streng konservativer, rechter und antidemokratischer Gruppen und Personen unter Beschuss gerät und ihm Einseitigkeit vorgeworfen wird. Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass seitens des ÖR eine politische Agenda verfolgt werden soll.

Die sogenannten Journalisten und Kritiker hätten sich erst einmal den Beitrag von Jens Balzer zur Gemüte führen sollen (siehe #32), bevor sie ihr Geschreibsel unter die Bevölkerung brachten

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_junge_H%C3%A4uptling_Winnetou#Rezeption

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 22. August 2022, 15:00:30
Wehe, wenn ich auch nur einen Indianer Native American Auto fahren oder Lederhosen tragen sehe! Lederstrümpfe sind aber ok! Oder Cooper auch Aneignung? Frage für einen Brezelliebenden Freund afrikanischer Herkunft....

#irrsinn
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 22. August 2022, 15:04:41
Zitat von: RPGNo1 am 22. August 2022, 12:59:11Ravensburger zieht "Winnetou"-Kinderbücher zurück

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/ravensburger-verlag-nimmt-winnetou-kinderbuch-nach-kritik-aus-dem-programm-100.html
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/der_junge_haeuptling_winnetou
$)

Wie bekloppt ist das? Gibt eigentlich noch Karl-May-Bücher? Die gehören doch auch schnellstens verbrannt aus den Bibliotheken und Verlagsprogrammen genommen!  $) :stirn
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Habra am 22. August 2022, 15:18:31
Zitat von: RPGNo1 am 22. August 2022, 12:59:11Ravensburger zieht "Winnetou"-Kinderbücher zurück

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/ravensburger-verlag-nimmt-winnetou-kinderbuch-nach-kritik-aus-dem-programm-100.html
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/der_junge_haeuptling_winnetou

$)

Ach du meine Güte, nicht dass jetzt die weiteren Vorstellungen der Freilichtbühne Burgrieden (Landkreis Biberach im Oberschwäbischen) ausfallen müssen. Da wird Winnetou nämlich von einem Burgriedener gespielt. Und der aus dem sächsischen stammende Old Shatterhand (vulgo Karl May) von einem Oberschwaben.

https://www.festspiele-burgrieden.de/


Es wird immer verrückter.
:skeptisch:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 22. August 2022, 15:45:01
Bei aktuellen Aufführungen besteht keine Gefahr.
Die können ja mit dem Woke-Trimmer gerade gebürstet werden.

Ob ich mir sowas überhaupt noch anschauen würde?

Wie werden zukünftige Literatur, Kunst und Kultur ausschauen, wenn schon mit historischen Dingen nicht gefackelt wird?

bald isses wieder wie in der DDR.
Dann werden heimliche Botschaften in Filme & Bücher eingebastelt...  :grins
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 22. August 2022, 16:08:16
Zitat von: Habra am 22. August 2022, 15:18:31Ach du meine Güte, nicht dass jetzt die weiteren Vorstellungen der Freilichtbühne Burgrieden (Landkreis Biberach im Oberschwäbischen) ausfallen müssen. Da wird Winnetou nämlich von einem Burgriedener gespielt. Und der aus dem sächsischen stammende Old Shatterhand (vulgo Karl May) von einem Oberschwaben.

https://www.festspiele-burgrieden.de/


Es wird immer verrückter.
:skeptisch:

Alexander Klaws wurde schon vor 2 Jahren Rassismus und Redfacing vorgeworfen, weil er Winnetou verkörpert  (was er bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg dieses Jahr wieder tut).

https://www.berliner-zeitung.de/news/winnetou-rassismus-vorwuerfe-gegen-alexander-klaws-li.119884

PS: Die letzten beiden Absätze des Artikels sind übrigens interessanter als der ganze Rest (Hervorhebung von mir).

ZitatIm vergangenen Jahr hatte sich zudem ein Angehöriger der Sioux bei einer ähnlichen Diskussion um die Karl-May-Festspeiel zu Wort gemeldet. Der wurde in der Yankton Sioux Indian Reservation in South Dakota in den USA geboren, später zog es ihn nach Berlin.

Packard, der unter anderem in den Filmen ,,Sonnenallee" und ,,Der Schuh des Manitu" zu sehen war, sagte der Bild-Zeitung im vergangenen Jahr: ,,Mein Vater ist vom Stamm der Lakota, meine Mutter von den Dakota. Fragen Sie mal meine Brüder und Schwestern, ob sie sich an den Geschichten von Karl May um Freundschaft und Verständigung stören! Sie werden keinen finden. Diese Bevormundung durch Außenstehende, sie macht wirklich wütend."

Er gebe ,,einen Sch***  auf solche Aussagen von Menschen, die in einem Büro sitzen und glauben, das Leben steckt in einem Computer-Bildschirm. Überzogene politische Korrektheit ist das moderne Gift unserer Zeit."
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Habra am 22. August 2022, 16:56:12
Zitat von: zimtspinne am 22. August 2022, 15:45:01...
Die können ja mit dem Woke-Trimmer gerade gebürstet werden.
...

Wo kann man den Woke-Trimmer käuflich erwerben? Da ich am letzten Aufführungstag in der Nähe Problemstoffe einsammle, könnte ich nebenbei die Trimmer mit geringem Energieausgleichsaufschlag unter die Leute bringen. :grins
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: HAL9000 am 22. August 2022, 17:07:37
Na hoffentlich verschwinden dann bald alle Karl May-Filme aus dem Fernsehen.
Ein Franzose spielt einen Apachen, ein (Autochthon-)Deutscher einen Araber, ein Ami einen Deutschen.
Sodom und Gomorra!

Hat schon jemand gesagt, dass es immer verrückter wird? Man könnte es auch vollkommen idiotisch nennen.
Ich lass mir jetzt Dreads flechten (diejenigen, die meine "Lockenpracht" kennen, fallen gerade lachend
unter den Tisch).
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Nogro am 22. August 2022, 17:08:28
Ist der Hauptdarsteller dieses Jahr in Oberammergau eigentlich Jude?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 22. August 2022, 17:11:07
Zitat von: Habra am 22. August 2022, 16:56:12
Zitat von: zimtspinne am 22. August 2022, 15:45:01...
Die können ja mit dem Woke-Trimmer gerade gebürstet werden.
...

Wo kann man den Woke-Trimmer käuflich erwerben? Da ich am letzten Aufführungstag in der Nähe Problemstoffe einsammle, könnte ich nebenbei die Trimmer mit geringem Energieausgleichsaufschlag unter die Leute bringen. :grins

Da kann ich dir nur einen Woke-Furminator ans Herz legen.
Der bürstet nicht nur schräges Fell wieder ordentlich auf korrekten Kurs - danach kann ich aus dem furminierten Fell eine neue Katze stricken.
Nicht kleckern, sondern klotzen!  :grins
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Nogro am 22. August 2022, 17:16:40
Zitat von: Nogro am 22. August 2022, 17:08:28Ist der Hauptdarsteller dieses Jahr in Oberammergau eigentlich Jude?

Das Problem wurde schon beleuchtet:
ZitatMan darf also gespannt auf erste Forderungen warten, die Bergpredigt zu gendern und den sogenannten Judaslohn von 30 Silberlingen der Inflation anzupassen.

Auch das mit den langen Haaren ist so eine Sache. Seit einer ,,fridays for future" Demo in Hannover wissen wir: Lang ist noch ok, aber wehe, die langen Haare verfilzen. Das könnte als Dreadlocks gelesen werden und Dreadlocks bei Weißen gehen gar nicht.

Wobei die kulturelle Aneignung in Oberammergau ja schon viel früher beginnt. Darf ein Oberbayer einen galiläischen Juden spielen? Identitätspolitisch ein klares No go.
https://www.br.de/radio/bayern2/ende-der-welt-oberammergau-100.html
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 22. August 2022, 17:28:21
Und was ist, wenn ich mich als Dreadlocks-Träger kahlköpfig fühle?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 22. August 2022, 17:39:35
Was ist eigentlich mit Robinson Crusoe und Freitag? Das ist doch allerschönste Herabsetzung und Ausbeutung eines PoC durch einen weißen Mann! Sofort absetzen, aussortieren, einstampfen und verbieten!
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 22. August 2022, 17:53:15
Zitat von: Nogro am 22. August 2022, 17:08:28Ist der Hauptdarsteller dieses Jahr in Oberammergau eigentlich Jude?

Judas wird von einem Muslim gespielt. Das ist fast genauso schlimm!!!einself111

https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kultur/oberammergauer-judas-darsteller-cengiz-goeruer-moeglichkeit-fuer-mich-die
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Typee am 22. August 2022, 19:27:10
Zitat von: celsus am 22. August 2022, 17:28:21Und was ist, wenn ich mich als Dreadlocks-Träger kahlköpfig fühle?

Ich weiß, die folgende Frage ist dann richtig gemein.

Wie kommt es eigentlich, dass Grace Bumbry in einer Wagner-Oper singt, ohne dass sich darüber jemand Gedanken macht, wer sich da was angeeignet hat?

Ok, dass ich heute im Krippenspiel keinen Melchior mehr geben dürfte, geht mir links am Allerwertesten vorbei. Aber dass ich womöglich auf blonde Zöpfe unterm Hörnerhelm zur Fassenacht auch noch verzichten soll, geht mir echt nahe.

Von meinem Avatar ganz zu schweigen.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 23. August 2022, 09:56:21
ZitatIm Internet tobt tagein, tagaus die Dauerempörung. Sie trifft heute den einen und morgen den anderen, und wenn sie ein Unternehmen trifft, dann ändert das erfahrungsgemäss erst einmal wenig bis nichts an den Verkaufszahlen. Es sei denn, das Management lässt sich nervös machen und adelt den Mob als Stakeholder – was die Wüteriche gerne wären, aber nicht sind.

https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/winnetou-ravensburger-und-die-fatale-angst-vor-dem-online-mob-ld.1699077
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Nogro am 23. August 2022, 20:09:39
Das Ganze erinnert mich an das Wirken von Trofim Denissowitsch Lyssenko:
ZitatDer Lyssenkoismus war eine von dem sowjetischen Agrarwissenschaftler Trofim Lyssenko in den 1930er Jahren begründete pseudowissenschaftliche Lehre, die unter anderem an den Lamarckismus anknüpfte. Das zentrale Postulat des Lyssenkoismus lautete, dass die Eigenschaften von Kulturpflanzen und anderen Organismen nicht durch Gene, sondern nur durch Umweltbedingungen bestimmt würden. Das war schon damals mit dem Stand der Wissenschaft in keiner Weise zu vereinbaren....Heute bezeichnet man mit dem Begriff ,,Lyssenkoismus" in einem breiteren Sinn auch allgemein die politische Förderung pseudo- oder unwissenschaftlicher Thesen und die Behinderung der freien Wissenschaftsentfaltung durch die Politik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lyssenkoismus
Gilt meiner Meinung nach erst recht für das Genderthema.

Es fehlt nur noch eine Führungspersönlichkeit >:(
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 23. August 2022, 20:27:39
hmm, nein, der Vergleich hinkt wie Goebbels^^

Das Genderthema ist in meinen Augen ein Graswurzel- oder Subkulturthema. Es beruht nicht auf irgendeiner staatlichen Förderung. Der Lyssenkoismus wurde von Stalin aus mehreren Gründen gefördert: Erstens, weil Stalin immer recht haben wollte. Zweitens, weil der Lyssenkoismus deutlich schnellere Ertragssteigerungen versprach als konventionelle Züchtung und drittens (hier ist der Anknüpfungspunkt an moderne Randgruppen) weil Stalin der Intelligenzia nicht vertraute...

Gender erinnert mich eher an Salem^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 23. August 2022, 20:35:46
Jeder Vergleich hinkt. Graswurzel würde ich das nicht (mehr) nennen, es hat seinen Ursprung im akademischen Bereich und wird mittlerweile durch - zumindest stattlich geförderte / koordinierte - Institutionen auch versucht, gesellschaftlich zu verankern. Das kann man sicherlich auch anders sehen und darstellen, ich will nicht sagen, dass das eine "Staatsdokrin" ist.

Leitfigur: vll. Judith Butler (https://de.wikipedia.org/wiki/Judith_Butler)

Das Thema gehört aber eigentlich zur Gender-Debatte.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 24. August 2022, 11:59:26
Zitat,,Die Stereotypen werden an die nächste Generation weitergegeben", sagt Carmen Kwasny, Vorsitzende der Native American Association of Germany. Die Vorgeschichte von Karl Mays berühmtester Figur ,,Winnetou" habe sie sehr enttäuscht. Viele Details und Requisiten hätten nicht gestimmt, darunter die Tierschädel oder ein Kreis aus Federn: ,,Sie haben nichts mit der Kultur der Mescalero-Apachen zu tun."

Um solche Stereotypisierungen bei der Darstellung von Native Americans zu vermeiden, sollten Produktionen gemeinsam mit Vertreter*innen der Native Americans entwickelt werden, sagt Kwasny in SWR2. ,,Sie kennen ihre eigene Geschichte und Traditionen am besten." Nicht-Indigene müssten endlich damit aufhören, die Geschichte der indigenen Völker schreiben zu wollen.
https://www.swr.de/swr2/film-und-serie/der-junge-haeuptling-winnetou-native-americans-werden-als-stereotype-praesentiert-100.html

ZitatKwasny hatte 1989 bei einer ,,Powwow"-Tanzveranstaltung viele Native Americans (der korrekte Begriff für amerikanische Ureinwohner, d. Red.) kennengelernt und sich dann ausgiebig mit deren Geschichte und Kultur befasst. Irgendwann habe sie mehr Zeit mit den Ureinwohnern als mit ihren Landsleuten verbracht, sagt sie.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article228924435/Gruenen-Streit-Traum-vom-Indianerhaeuptling-Kindern-nicht-verbieten.html


Eine Deutsche, die kulturelle Aneignung betrieben hat, sieht sich als Stellvertreterin der Indigenen der USA und will anderen Deutschen also beibringen, dass sie nicht kulturelle Aneignung betreiben sollen.

Kommt nicht nur mir das sehr verquast, arrogant und paternalistisch vor? Die "white savior", welche die armen "Native Americans" vor den märchenhaften erfundenen Figuren eines deutschen Schriftstellers schützen muss?

*Sarkasmus off*
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 24. August 2022, 14:23:51
Ok, man kann ja nächstens zertizifierte RepräsentantI*_:innen der Mescalero*-Natives die Requisiten autorisieren lassen. So eine Art kultureller Kosher- oder -Halalstempel.  ::) 
*Heißen die wirklich so? Hört sich irgendwie spanisch an.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 24. August 2022, 17:25:08
Ja, die heissen so...

Und kann ich Gleichstellungsbeauftragte werden, ich habe in meinem Leben ganz viel Zeit mit Frauen verbracht, mehr als mit Männern.... und mich (zwangsweise) mit deren Gebräuchen und Kultur vertraut gemacht?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 24. August 2022, 17:26:59
Mit Klaus Kinsky! (Der - und diese unsägliche Bärenszene - wären noch eher ein Bann-Grund als die verwursteten kulturellen Accessoirs.)


Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 24. August 2022, 19:46:34
In dein Film habe ich kein Respekt gefühlt.
https://youtu.be/MtF8hoC84qw?t=127
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 24. August 2022, 21:52:20
Are Native Americans Offended By Cultural Appropriation?


Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 24. August 2022, 22:18:39
Das sind doch gar keine echten Natives, das sind so Cross-Over Amis. Man sollte Sascha Lobo fragen, der ist Irokese :grins
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 25. August 2022, 09:07:06
Und wenn es schon ans Großreinemachen geht, dann kann natürlich Karl May erst der Anfang sein:

ZitatFranz-Stefan Gady:
Wenn wir schon über #KarlMay sprechen, dann möchte ich auch anmerken dass die Darstellung der US-Kavallerie & amerikanischen Militärkultur keineswegs der historischen Realität des späten 19. Jahrhunderts entspricht. Die US Streitkräfte führte ihre eigene Form der kulturellen Aneignung in den 1870er Jahren durch in dem sie die deutsche Pickelhaube als Teil der Ausgangsuniform einführten.

[Und ja, dieses Tweets sind nicht ernst gemeint.]
https://twitter.com/HoansSolo/status/1562704101443801088
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 25. August 2022, 10:20:33
Weißer Mann nimmt etwas vom weißen Mann? Das ist keine kulturelle Aneignung. Genauso wenig wie "Kartoffel" eine Beleidigung für "German Natives" ist. Oder dass eine schwarze Person sich gegenüber einen weißen Person rassistisch gebärdet.  ::)

So oder so ähnlich lautet doch das Mantra der regressiven Linken.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 25. August 2022, 10:36:15
Zitat von: Peiresc am 25. August 2022, 09:07:06
ZitatFranz-Stefan Gady:
Wenn wir schon über #KarlMay sprechen, dann möchte ich auch anmerken dass die Darstellung der US-Kavallerie & amerikanischen Militärkultur keineswegs der historischen Realität des späten 19. Jahrhunderts entspricht. https://twitter.com/HoansSolo/status/1562704101443801088
Entsprechen nicht der historischen Realität? Ich will nicht glauben, dass man mich seit meiner Jugend belogen und betrogen hat!

Zitat von: RPGNo1 am 25. August 2022, 10:20:33Weißer Mann nimmt etwas vom weißen Mann? Das ist keine kulturelle Aneignung. Genauso wenig wie "Kartoffel" eine Beleidigung für "German Natives" ist.
Kartoffeln sind eine koloniale Beleidigung der Inka-Nachfahren!


Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 26. August 2022, 17:01:30
Fun Fact zu Karl May:
ZitatIm Juli 1897 lieferte er seinen späteren Gegnern weitere Angriffspunkte, indem er vor zahlreichen Zuhörern erklärte, er beherrsche 1200 Sprachen und Dialekte und sei als Nachfolger Winnetous der Befehlshaber über 35.000 Apachen. Personen, die seine Behauptungen hätten widerlegen können, ging May aus dem Weg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_May#Schriftstellerei
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 26. August 2022, 17:16:05
Macht nix, seine Bücher habe ich als KInd trotzdem gerne gelesen. Genau wie ich heute noch H.P.Lovecraft (mit seinen völlig anderen Geschichten) schätze, obwohl er ein übler Rasssist war, was sich auch in seinen Stories immer wieder zeigt.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 26. August 2022, 18:10:01
Hmm, was ist eigentlich mit dem Disney-Konzern? Der macht enorme Profite mit der kulturellen Aneignung: König der Löwen, Aladin, Arielle, frozen, alles keine uramerikanischen Geschichten... Pocahontas ginge...
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 27. August 2022, 14:57:37
ZitatDer Ravensburger Verlag hat nach öffentlicher Kritik zwei Winnetou-Kinderbücher aus dem Programm genommen. ,,Zum Fremdschämen erbärmlich" findet SWR2 Literaturkritiker Carsten Otte die literarische Qualität jenes Winnetou-Abklatsches für Kinder, der mit Karl Mays Vorlage kaum etwas zu tun habe. Verlogen sei die Entscheidung des Verlags trotzdem.
[...]
Zu bedenken gilt zudem, dass Karl May, dieser große Menschenfreund, für das Verständnis der indigenen Bevölkerung im deutschsprachigen Raum vermutlich mehr getan hat als die schärfsten Kritiker des läppischen Winnetou-Abklatschs für Kinder, die sich gegenwärtig ohnehin kaum noch für Mays Fantasiewelt interessieren. Ironischerweise folgt die erregte Diskussion rhetorischen Mustern, die das Niveau selbst der kitschigsten Winnetou-Szene deutlich unterbieten.

https://www.swr.de/swr2/literatur/winnetou-ohne-wahrheiten-zur-erregten-diskussion-um-zwei-winnetou-kinderbuecher-100.html

Das fettgedruckte sollte allen Aktivisten und sog. Experten, die sich aktuell auf eine geradezu hysterische Art und Weise auf Karl May einschießen und ihm alle möglichen und unmöglichen -ismen unterstellen, eintätowiert werden.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 09:32:10
Der linke Ex-Linkenpolitiker Fabio De Masi:

https://twitter.com/FabioDeMasi/status/1563597247480201216

ZitatEs ist vollkommen ok Sprache/ Erzählungen kritisch zu hinterfragen - da würde mir noch eher Robinson Crusoe einfallen wo es keine Gesellschaft, nur Gratis Rohstoffe und glückliche Sklaven gibt, die gerne für arme Schiffsbrüchige ganz ohne Kanonenboot arbeiten. #Winnetou

Das Problem ist meines Erachtens vielmehr, dass Jene die sich in die ,,sensitivity reader" etc einfordern fast nie auf die Idee kommen, die wirtschaftlichen Machtstrukturen der Gegenwart kritisch zu hinterfragen wenn der Lieferando Fahrer durch den Prenzlauer Berg hetzt, das Kind ihrer Putzhilfe kaum Bücher zu Hause hat oder Millionen US Amerikaner ohne Krankenversicherung sind. Das kriegt ihr nämlich nicht mit Sensitivity weg. Dazu muss man ran an die ökonomischen Machtverhältnisse. Es sind daher häufig vor allem billige Ersatzhandlungen, um nicht die eigene Selbstgerechtigkeit zu hinterfragen. That's the problem ...
Dem ist erstmal nichts hinzuzufügen.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Scipio 2.0 am 28. August 2022, 10:00:10
Ökonomische Machtverhältnisse, die wahrscheinlich auch durch die genetische Ausstattung der jeweiligen Personen beeinflusst werden?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 10:09:40
Na klar. Armut und Reichtum sind nun mal angeboren.  8)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Scipio 2.0 am 28. August 2022, 10:30:52
So direkt war das nicht gemeint. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Einfluss unserer genetischen Ausstattung auch Einfluss darauf hat wie gut wir wirtschaftlich durchs Leben kommen. Ich sehe jedenfalls keinen Grund warum dieser Aspekt unseres Lebens davon unbeeinflusst sein soll.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 28. August 2022, 10:50:03
Neinneinnein, ihr seht die Wahrheit nicht. Erfolg und Segen kommt nur von Gott, nur wer immer brav betet und die 10 Gebote befolgt wird erfolgreich sein! So stehts in der Bibel!!!! Und dieses Genetikzeug ist vom Teufel, das ist gelogen, jedes gute Kirchengängerkind weiss ganz genau, dass Adam und Eva von Gott geschaffen wurden. Mehr muss man nicht wissen, um erfolgreich zu sein. Und wenns irdisch nicht klappt, dann wartet auf jeden Fall das Paradies auf euch!!!

So und jetzt mal ohne Shice: Herr DeMasio sollte sich vor Augen führen, was die ach so tollen sozialistischen Veränderungen der Verhältnisse uns eingebrockt haben: China, russland und vor allem sucksn! Immer wieder gruselig, wie die alte Rhetorik neu hervorgezaubert wird... Sozialismus scheint darin zu bestehen, dass man die selbse Sache immer wieder versucht, bis sie eben funktioniert :D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: HAL9000 am 28. August 2022, 10:58:14
Zitat von: sailor am 28. August 2022, 10:50:03Sozialismus scheint darin zu bestehen, dass man die selbse Sache immer wieder versucht, bis sie eben funktioniert :D
Dir ist sicher bekannt, dass das (leicht abgewandelt*) auch die Definition von Wahnsinn ist.
-------------------------------------------------------------------------------
* Insanity is repeating the same mistakes and expecting different results.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 10:58:37
Zitat von: sailor am 28. August 2022, 10:50:03So und jetzt mal ohne Shice: Herr DeMasio sollte sich vor Augen führen, was die ach so tollen sozialistischen Veränderungen der Verhältnisse uns eingebrockt haben: China, russland und vor allem sucksn! Immer wieder gruselig, wie die alte Rhetorik neu hervorgezaubert wird... Sozialismus scheint darin zu bestehen, dass man die selbse Sache immer wieder versucht, bis sie eben funktioniert :D
::)  ::)  ::) Dafür steht De Masio ganz sicher nicht.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 11:02:23
Zitat von: Scipio 2.0 am 28. August 2022, 10:30:52So direkt war das nicht gemeint. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Einfluss unserer genetischen Ausstattung auch Einfluss darauf hat wie gut wir wirtschaftlich durchs Leben kommen. Ich sehe jedenfalls keinen Grund warum dieser Aspekt unseres Lebens davon unbeeinflusst sein soll.

Meine Replik war natürlich sakastisch gemeint.  ::) Und nein, Macht, Reichtum und überhaupt gesellschaftliche Verhältnisse sind NICHT genetisch bedingt. ::) 
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 28. August 2022, 12:35:02
Ist mir egal, wofür DeMasio steht... ich stehe für SoziTrollen :D

aber keine Angst, ist lieb gemeint :* Ich hab auch schon rot gewählt, damals, als ich noch jung, naiv, idealistisch und nicht von der Menschheit verdorben war.

Wobei ich gerade die Akkumulation von Macht und Wohlstand als kultur-übergreifendes Phänomen sehe (um den Bogen zur Aneignung zu schlagen). Sobald eine Gesellschaft Überschüsse erwirtschaftet kommt es zur Arbeitsteilung und dann auch zur Akkumulation an wenigen Stellen. Somit ist Kapitalismus die einzige Wirtschaftsform die Suprakulturell ist :D

Scipio: Gene sagen erstmal gar nix aus. Die Neigungen und Vorteile aus genetischen Anlagen können nur im Zusammenwirken mit der Umwelt Wirkung entfalten. Eine mathematische Neigung/Begabung ist in einer Jäger/Sammlerkultur fast völlig nutzlos... oder erstmal kein Vorteil. Dort sind andere Anlagen gefragt. Bezogen auf das Jetzt und Hier hat man den Vorteil des Schul- und Bildungssystems, in welchem man ziemlich umfassend herausfinden kann, wo Stärken liegen. Diese kann man dann gezielt verbessern/anpassen, um in der Gesellschaft einen Vorteil zu erlangen. Dank ausgeprägter Arbeitsteilung und Spezialisierung kann man für fast jede Neigung eine erfolgreiche Nische finden.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 16:26:28
Zitat von: sailor am 28. August 2022, 12:35:02Somit ist Kapitalismus die einzige Wirtschaftsform die Suprakulturell ist :D

Und die einzige, mit der unsere Spezies kurz vor der Erlangung des Darwin-Arwards steht. Sozusagen das System, das uns nicht nur an den Abgrund führt, sondern auch einen Schritt weiter...

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 28. August 2022, 17:59:33
Zitat von: Max P am 28. August 2022, 16:26:28
Zitat von: sailor am 28. August 2022, 12:35:02Somit ist Kapitalismus die einzige Wirtschaftsform die Suprakulturell ist :D

Und die einzige, mit der unsere Spezies kurz vor der Erlangung des Darwin-Arwards steht. Sozusagen das System, das uns nicht nur an den Abgrund führt, sondern auch einen Schritt weiter...

So unzufrieden ich mit dem Kapitalismus auch bin, frage ich mich, ob nicht trotz allem damit eine größere Chance besteht, diese Auswirkungen teilweise wieder zu bekämpfen -  auch wenn ich sie weiter natürlich als winzig einschätze. Ich sehe bei keinem anderen System auf der Erde in der Hinsicht überhaupt eine reale Chance. 
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 28. August 2022, 18:08:07
Zitat von: Juliette am 28. August 2022, 17:59:33So unzufrieden ich mit dem Kapitalismus auch bin, frage ich mich, ob nicht trotz allem damit eine größere Chance besteht, diese Auswirkungen teilweise wieder zu bekämpfen -  auch wenn ich sie weiter natürlich als winzig einschätze. Ich sehe bei keinem anderen System auf der Erde in der Hinsicht überhaupt eine reale Chance.
Es gibt ja gegenwärtig auch gar kein anderes System. 
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 28. August 2022, 18:56:19
Ich kann dem geneigten Kenner und Genießer sozialistischer Gedankenspiele noch die "Juche" empfehlen... praktizierter Sozialismus, der garantiert keine Konsumkatastrophe heraufbeschwört... aber Covid insta heilt :rofl
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 29. August 2022, 11:54:06
Mimikama über Phantomdiskussionen und Unsinn plappernde Politiker:

https://www.mimikama.at/winnetou-karl-may-nicht-verboten/

Ein Link aus dem Artikel:
Der erfundene Shitstorm: Chronologie eines Medienversagens
https://scompler.com/winnetou/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 29. August 2022, 13:03:59
Meine Gedanken:

1) Nicht nur die Boulevardmedien haben das Thema ,,Der junge Häuptling Winnetou" aufgegriffen, sondern auch seriöse Medien wie taz, Zeit, tagesspiegel, Spiegel sowie mehr weniger kundige Experten und sie innerhalb kürzester Zeit auf Karl May und seine Werke ausgedehnt und ihren mehr oder weniger schlauen Senf dazugegeben. Wie z.B. Jürgen Zimmerer, Historiker und Afrikawissenschaftler (!). Kein Literaturwissenschaftler, keinerlei Expertise in Sachen Karl May.

2) Ravensburger hat seinen "Fehler eingesehen", nachdem der Film veröffentlicht war und sich u.a. eine kleine lautstarke Anzahl von Personen über den Film und Begleitbücher erregt haben (wobei ich vermute, dass viele der Beschwerdeführer weder Film noch Buch gesehen oder gelesen haben). Ravensburger hätte die Kritik an der Rücknahme der Bücher entkräften können, wenn sie näher darauf eingegangen wären, worauf sie diese Entscheidung stützen. Stattdessen gab es nur eine nichtssagende Nachricht auf den Sozialen Medien.

3) Scompler schreibt von viel sachlicher, ernst zu nehmender Kritik. Sie zählen aber nur Kritiker (1) (an Karl May, die Bücher und Filme allgemein(!), das Kinderbuch spielt keine Rolle mehr) auf und ignorieren aber die Kommentare und Einlassungen, die Kinderfilm und -buch, Karl-May-Filme und -Bücher verteidigen und die zahlreichen Fehleinschätzungen der Kritiker korrigieren.

Es ist schade, aber das sonst von mir geschätzte Mimikama ist hier teilweise auf dem Holzweg, und die Leute von Scompler, einer "innovativen, webbasierten Software für Marketing und Kommunikation" ebenso.


(1) U.a die von mir bereits in Kommentar #58 genannte biodeutsche, kulturelle Aneignung betreibende Carmen Kwasny.

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 29. August 2022, 19:58:41
Ich finde das Thema auch arg aufgeblasen und es wird natürlich von rechten Hohlbirnen entsprechende verwertet. Trotzdem kann ich dem Mimikama-Aufsatz auch nicht zustimmen. Es ist faktisch falsch; der ganze Winnetouismus steht zur Debatte. Ich konnte dem auch nie viel abgewinnen und manche "Bilder", die das transportiert sind (aus heutige Sicht) dümmlich. Das gilt aber für so vieles andere auch. Hab ich grad Whataboutism gemacht? :o
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 30. August 2022, 06:57:21
Was ich mich frage. Warum wird eigentlich der Orient-Zyklus von Karl May nicht mit der gleichen Vehemenz attackiert wie die Winnetou-Bücher? Er spielt in teils noch viel stärkeren Maßen mit Klischees oder sog. -ismen und -phobien, die jetzt intensiv den Western-Büchern vorgeworfen werden.
- Rachsüchtige Araber
- Korrupte faule Türken
- Verschlagene Griechen
- Brutale Albaner
- Spleenige britische Lords
- Ein rückständiger, unterdrückender Islam

Ich habe bisher noch nicht bemerkt, dass türkische, arabische, griechische, albanische, britische oder muslimische Interessenverbände zu lautstarken Protesten in den sozialen Medien aufrufen. Oder dass "Experten" der türkischen, arabischen, griechischen, albanischen, britischen Kultur oder der islamische Religion wohlstrukturierte Kommentare in Spiegel oder Zeit veröffentlichen, um Kritik an Karl Mays Darstellungen zu üben.

PS: Ich fand als Kind und Jugendlicher die Orientgeschichten übrigens spannender und vor allem witziger als die doch oft vom Pathos getragenen Western-Geschichten.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 30. August 2022, 16:23:14
Die "Wüsten-Pentalogie" habe ich als Jugendlicher nicht geschafft. Insbesondere konnte ich mit Hatschi-Gesundheit-Bummbeitschi so gar nichts anfangen.

Übel sind die betont christlichen Werke wie "Weihnachten im Wilden Westen" und der Roman, wo er mit seiner Fau "nochmal" in die USA reist und als Old Shatterhand immer noch ein "toller Hecht" ist.

Abgesehen mal davon: In den Büchern ist Winnetou keineswegs ein Apatsche zum Knuddeln, wie er in den doch recht dümmlichen Filmen dargestellt wird. Im Original ist er ein ziemlicher Schnösel, der außer mit Old Shatterhand kaum mit einem anderen Weißen redet.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 30. August 2022, 18:42:28
Zitat von: Schwuppdiwupp am 30. August 2022, 16:23:14Abgesehen mal davon: In den Büchern ist Winnetou keineswegs ein Apatsche zum Knuddeln, wie er in den doch recht dümmlichen Filmen dargestellt wird. Im Original ist er ein ziemlicher Schnösel, der außer mit Old Shatterhand kaum mit einem anderen Weißen redet.
Ja genau, und die Bromance zwischen Winnetou und Old Shatterhand begann ja auch gar nicht freundlich am Marterpfahl, wie ich mich dunkel zu erinnern glaube. Für Letzteren aber immerhin eine Ehrerweisung, denn nicht jeder dahergelaufene Strauchdieb wird von den Apachen kunstgerecht gemartert. Hat Winnetous Schwester ihn dann nicht später gesund gepflegt oder verwechsle ich da was? Jedenfalls hab ich gerade Lust, mir die Bücher in der Bibliothek auszuleihen, bevor sie endgültig im Giftschrank verschwinden.  ;D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 31. August 2022, 07:54:55
Wenn überhaupt, dann "Winnetou II", "Unter Geiern", "Der Schatz im Silbersee" und gegebenenfalls "Old Surehand I und II".
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Typee am 02. September 2022, 18:56:28
Seltsamer Weise kommt diese Abwehrhaltung gegen "kulturelle Aneignung" aus einer ähnlichen gesellschaftlichen Ecke wie die Apologeten der Gender-Theorie, ohne dass der Widerspruch auch nur ansatzweise auffällt. Dort, wo der Zuordnung zu Kategorien die biologische Widerrede die größten Hindernisse bereitet, dort soll beliebige Aneignung jedweder Kategorie möglich sein. Dort, wo am wenigsten biologische Fragen auftauchen sollten, nämlich bei der kulturellen Betätigung, da soll alles fein säuberlich bei der geburtsgebundenen Herde bleiben, als sei's die größte identitäre Bewegung der Welt. Muss jemand das verstehen?




Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 02. September 2022, 22:02:59
Zitat von: Typee am 02. September 2022, 18:56:28Muss jemand das verstehen?
Dir fehlt einfach der postmoderne Zugang.  Wenn du lange genug die entsprechenden Texte gelesen hast, sind alle Widersprüche aufgelöst. Und damit dein Gehirn. ;)

Aber die Frage ist trotzdem gut ;D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 04. September 2022, 09:35:10
ZitatDie Kultur der Ureinwohner Nordamerikas stößt hier auf großes Interesse. Warum, denken Sie, ist das so?

Ray Halbritter: Die Lehren, die Schriftsteller wie Karl May in Worte fassen, spiegeln oftmals die traditionellen Werte und Haltungen der Ureinwohner Nordamerikas wieder. Unsere Vorfahren haben diese Lehren von Generation zu Generation weitergegeben, und diese Prinzipien – aufbereitet durch moderne Sprache und Erzählweise  – verwandeln Jahrhunderte alte Legenden in wertvolle und wichtige Erkenntnisse für die heutige Generation.

In Deutschland ist der Brauch verbreitet, sich als stereotyper ,,Indianer" zu verkleiden, beispielsweise zu Fasching. Was denken Sie darüber?

Ray Halbritter: Wir schätzen das ehrliche Interesse der Deutschen an unserer Kultur und verstehen, dass das Verkleiden nicht beleidigend gemeint ist. Gleichzeitig möchten wir durch unsere Teilnahme an den Karl-May-Festtagen über die wahre Kultur unserer Leute aufklären und insbesondere einige Stereotype aus der Welt räumen.

https://www.urbanite.net/leipzig/artikel/karl-may-festtage-gespraeche-mit-einem-indianerhaeuptling/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 04. September 2022, 09:49:26
Zitat von: RPGNo1 am 04. September 2022, 09:35:10
ZitatRay Halbritter: Die Lehren, die Schriftsteller wie Karl May in Worte fassen, spiegeln oftmals die traditionellen Werte und Haltungen der Ureinwohner Nordamerikas wieder.

Naja. Halbritter ist jetzt nicht auf Krawall gebürstet. In Wirklichkeit hat sich Karl May natürlich nicht die reale indigene Bevölkerung Nordamerikas zum Vorbild genommen, sondern den Guten Wilden Rousseaus, mehr so als Projektionsfläche. Aber ich bin alles andere als ein May-Experte, so dass ich nicht darauf bestehen will.  :grins2:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 04. September 2022, 12:19:12
@Typee: Die Diskrepanz zwischen der "Beliebigkeit" bei "uns" und der "Statik" bei den "anderen" ist relativ leicht erklärt. Es geht um In-Group und Out-Group. Die "fremden Kulturen" gehören nicht zu "unserer" Gruppe, sie stehen für sich, weshalb wir deren Kultur nicht "konsumieren" sollen. Gleichzeitig kann diese Trennung und das "Aneignungsverbot" nur aufrechterhalten werden, wenn die "abzuwehrende" Kultur statisch bleibt. Die Definition von Rasta-Locke darf sich nicht verändern, ihr Kontext und ihre Aussage auch nicht! In der "in-Group" dagegen muss alles maximal fluide sein, damit es im Rahmen unserer "Kultur" maximale "Selbstverwirklichung" gibt. Diese kann und muss auch über Kritik an unserer Kultur ("War Goethes Faust eine der Ursachen des Nationalsozialismus?!") möglich sein... denn nur so sind "wir" moralisch überlegen, weil wir uns ständig hinterfragen, dekonstruieren und neu erfinden. Die "Anderen" brauchen (und dürfen) das nicht, sie sind nicht wir und wir müssen ja ach so überlegen bleiben...

Mit anderen Worten, diese Ansicht ist meiner Meinung nach in D eine grausame Fehlentwicklung aus der Aufarbeitung der NS- und anderer totalitärer Verbrechen. Dabei wird die Aufarbeitung zur gesellschaftlichen Absolution und Überhöhung genutzt (Seht her, wie toll wir unsere Verbrechen aufarbeiten, IHR macht das nicht so toll!!!). Gleichzeitig vermeidet man damit die wirkliche Aufarbeitung, die individuellen familiären Verbrachen, die Gewinne aus Arisierung etc. Und es ist eine Fortsetzung kulturellen Chauvinismus, weil man anderen Kulturen das Recht zur kulturellen Weiterentwicklung/Veränderung total abspricht. Die Kulturen der native americans sind nicht mehr jene des 19. Jahrhundert, sie wurden durch den Weißen Mann, seine Krankheiten, Alkohol, Drogen und Reservate zerstört und verdreht. Der normale native rennt nicht mit Federschmuck seinem Mustang hinterher, er ist arm, krank, marginalisiert mit einer drastisch reduzierten Lebenserwartung.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 07. September 2022, 21:14:22
Ist nicht mehr ganz taufrisch: Stefan Laurin von den Ruhrbaronen hat sich auch mal kurz mit dem Thema beschäftigt. Es geht eben nicht um weniger Rassismus oder eine bessere Welt, auch wenn man das auf der ersten Blick meinen könnte. Es geht um eine ziemlich zersetzende Ideologie, die jetzt zum Glück auch mal von skeptisch/rationaler Seite kritisiert wird, und nicht nur von den üblichen Hohlbirnen von Rechts (die reflexartig aber auch mit der ersten Kategorie gleichgesetzt werden).

ZitatEs sind kleine Minderheiten bürgerlicher Jugendlicher an den geisteswissenschaftlichen Fachbereichen der Universitäten, die sich mit Begeisterung der postmodernen Backenbläserei hingeben. Es ist wichtig, den meisten Menschen klarzumachen, dass sie mit der Ablehnung dieses Unsinns nicht alleine stehen und dass es für die Ablehnung gute, mit Fakten belegte, Gründe gibt. Erklärt werden sollte allerdings auch, dass es sich sich bei der postmodernen Ideologe nicht um einen Spaß einiger Nachwuchsakademiker handelt, sondern um eine radikale Ideologie, deren Ziel die Vernichtung der offenen Gesellschaft ist. Gleichzeitig ist es aber auch richtig, die Protagonisten der Postmoderne lächerlich zu machen, denn sonst bringt man ihnen ein Maß an Respekt entgegen, das sie nicht verdient haben. Jemand kann nun einmal zugleich gefährlich und der Dorftrottel sein.
https://www.ruhrbarone.de/dreadlock-streit-laecherlich-machen-und-warnen/206935/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 08. September 2022, 12:52:39
ZitatWie jedes Jahr präsentierte Dieter Hallervorden im Berliner Schlosspark Theater seinen neuen Spielplan. Der Schauspieler ("Honig im Kopf") nutzte aber auch gleichzeitig die Gelegenheit sich richtig Luft zu machen. Aktuell geht ihm das Thema kulturelle Aneignung im Fall ,,Winnetou" gehörig auf die Nerven.
:D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: simpel am 08. September 2022, 21:02:29
Ein Interview im Spiegel vom 04.09.2022 mit einem indigenen Amerikaner (leider hinter Bezahlschranke) der es auf den Punkt bringt. Ein
ZitatApache über die deutsche Karl-May-Debatte
»Winnetou war fortschrittlich«
Wie stehen Amerikas Ureinwohner zu den Romanen von Karl May? Der Lipan-Apache Gonzo Flores aus Oregon sagt, er sei dem deutschen Autor dankbar – und beschreibt, welche Folgen die Bücher für die indigenen Völker hatten.
Flores ist ein direkter Nachfahre von Geronimo.
Der SPIEGEL fragte Herrn Flores ob er je vom Apachen-Häuptling Winnetou gehört habe. Ja, hat er...

Zitat...Flores: Karl May zeigte uns in einem positiven Licht. Das ist besser als die Darstellungen hier in den USA, wo es bis 1993 ein Gesetz gab, das erlaubte, Apachen zu töten. Da ist Winnetou vergleichsweise fortschrittlich.
Auf die Frage, ob er für die nordamerikanischen Ureinwohner noch eine Zukunft in den USA sähe, nennt er nicht die kulturelle Aneignung als Problem sondern
Zitat... Klimawandel und die Umweltzerstörung. Die Äcker werden unbrauchbar, Pflanzen sterben, die Tiere gehen weg. ...

Könnten sich die moralinsauren Verteidiger der kulturellen Reinheit vielleicht was abschauen.

Ist das eigentlich auch kulturelle Aneignung?
(https://img.welt.de/img/regionales/bayern/mobile132778829/0332501887-ci102l-w1024/Oktoberfest-in-China.jpg)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Scipio 2.0 am 08. September 2022, 21:09:57
Ich hab auch von Stimmen der Ureinwohner gelesen, die Karl Mays Bücher überhaupt nicht gut finden. Leider habe ich gerade kein Beispiel zur Hand.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: simpel am 08. September 2022, 22:54:14
Zitat von: Scipio 2.0 am 08. September 2022, 21:09:57Ich hab auch von Stimmen der Ureinwohner gelesen, die Karl Mays Bücher überhaupt nicht gut finden. Leider habe ich gerade kein Beispiel zur Hand.
Sicher wird man auch solche Stimmen finden. Aber imo geht's darum gar nicht.  Egal wie man sich verhält - die persönlichen Gefühle von irgendjemand wird man immer "verletzten". Das sehe ich nicht als guten Ausgangspunkt.

Vielleicht ist die Frage, was Kultur denn überhaupt ist interssanter?

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 09. September 2022, 09:58:14
Hehe, viel besser: Wie konnte sich KM die Kultur überhaupt "aneignen" wenn er sie nicht selbst kannte? Der Typ konnte erst NACH dem Erfolg seiner Märchen Indianer besuchen... insofern: Wie kann man etwas aneignen, was man nicht kennt? Ist es nicht vielmehr so, das KM eine eigene "Pseudokultur" entwickelt hat, die zwar lose Verbindung zu native americans hat, aber gar keinen direkten Bezug?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Nogro am 09. September 2022, 10:03:44
Auweia:
(https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCNFcYIHOJW4CWp6e0yqxt8NhuBD9JrZEI1zAReLOJrOM4KyP8H6GUxPt0roFNO3C5cZGH7lvcyNJZOr3sutQUYK8WlruI0MJuxT-TGu9qK1lDWNBCPEEOf5o0a_Is9udyX-IOu0dxEQ10CFr52GWdTkTq1HboUpHSw58hYQzpsmIs87WCVOqUIgKc_w/s1600/kaltschur2.jpg)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 09. September 2022, 16:24:13
Sinan hat sich das Thema angeschaut

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 09. September 2022, 16:47:43
Zitat von: sailor am 09. September 2022, 09:58:14Hehe, viel besser: Wie konnte sich KM die Kultur überhaupt "aneignen" wenn er sie nicht selbst kannte? Der Typ konnte erst NACH dem Erfolg seiner Märchen Indianer besuchen... insofern: Wie kann man etwas aneignen, was man nicht kennt? Ist es nicht vielmehr so, das KM eine eigene "Pseudokultur" entwickelt hat, die zwar lose Verbindung zu native americans hat, aber gar keinen direkten Bezug?

Du verkennst das völlig. Karl May war ein (alter?) westlicher, weißer cis-Mann (notwendige Grundvoraussetzung für das moralisch verwerfliche Aneignen von allem), der die durch kolonialen Imperialismus möglich gewordene kulturelle Verballhornung der indianischen Kultur für seine Bücher ausgenutzt und davon profitiert hat.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 09. September 2022, 17:31:58
Zitat von: celsus am 09. September 2022, 16:24:13Sinan hat sich das Thema angeschaut

 :2thumbs:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: simpel am 09. September 2022, 19:40:31
Zitat von: celsus am 09. September 2022, 16:24:13Sinan hat sich das Thema angeschaut
:2thumbs: Toll!
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 09. September 2022, 21:50:57
Sinan geht das Thema genau richtig an. Er versucht erst mal zu verstehen, was das alles soll, fragt sich dann, ob das wirklich umsetzbar und ob es überhaupt relevant ist. Er hinterfragt die Prämissen und legt die Schwächen offen, hat aber auch alternative, auf Rationalität beruhende Annahmen parat. Man kann das Thema rational und unaufgeregt angehen, das machen die rechten Scharfmacher eben nicht. Von daher ist es auch ein Skeptikerthema :grins2:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 09. September 2022, 22:03:48
Zitat von: Scipio 2.0 am 08. September 2022, 21:09:57Ich hab auch von Stimmen der Ureinwohner gelesen, die Karl Mays Bücher überhaupt nicht gut finden

Ihr gutes Recht - meins auch.  ;D Und um mal den Rahmen heimtückisch zu erweitern, warum sollten sie allein die Kompetenz haben, solche Sachen zu beurteilen. Ich zitiere mal aus Ronald H. Fritze: Invented Knowledge. False History, Fake Science and Pseudo-Religions, 2009. Kap. 2 beginnt mit dem Kennewick Man, einem prähistorischen Skelett, um das sich ein Hickhack entwickelt hat. Indigene Stämme beanspruchen ihn für sich und verlangen seine Beerdigung - was die archäologische Forschung doch einigermaßen behindern würde.

ZitatThe Umatilla tribe of the Columbia River valley began demanding the reburial of the bones by the early morning of 29 July based on the preliminary newspaper reports mentioning 'some apparently worn-down teeth'. On the next day, Tuesday 30 July, the Tri-City Herald published a story that suggested that the bones probably belonged to an early white settler. Undeterred, an Umatilla leader, Armand Minthorn, asked for a second opinion with the paradoxical demand, 'Find out what it is; just don't do any study.'[6]
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 12. September 2022, 17:37:42
Noch mehr Winnetou

taz-redakteur Peter Weissenburger schimpft über angebliche Homophobie in Bullys Film "Der Schuh des Manitu" (der Seitenhieb auf Pierre Brice darf natürlich auch nicht fehlen) und sieht sich als Verteidiger aller(!) queeren und indigenen Personen.
ZitatEs ist aber natürlich auch wahr, dass queere und indigene Figuren beim ,,Schuh" nichts weiter sind als Mittel zum Zweck: einfache Lacher. Heute verbitten sich Minderheiten so etwas.

https://taz.de/Schuh-des-Manitu-und-Homophobie/!5876812/

Literaturexperte Karl-May-Forscher Afrikawissenschaftler Jürgen Zimmerer doziert und moralisiert über Karl May, sowie den angeblichen Kolonialismus, Antisemitismus und Rassismus, der in dessen Werken gezeigt wird.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166851.karl-may-und-winnetou-genozidforscher-zimmerer-das-ist-weisse-identitaetspolitik.html

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 12. September 2022, 20:15:11
Schlimmer als Karl May war nur Sepp Tember. Der hat den Monat eingeführt, wo der Sommer zu Ende geht. Das war noch vor Erfindung von "Raffaello".
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 12. September 2022, 20:42:46
Der einzige gute Satz zu Bully Herbig war "Comedy altert selten gut!" Das stimmt... ausser bei Monty Python.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 12. September 2022, 21:11:04
Naja, Monty Python erzeugt bei mir mittlerweile auch nur noch ein (altersmildes) Lächeln.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 13. September 2022, 08:59:40
Zumindest keine Abneigung... die "Schwuchtel"-Parodien bei Bully waren aber schon zu Beginn nicht wirklich lustig^^

Und viele Seitenhiebe von MP passen heute so gut wie damals.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 13. September 2022, 09:12:10
Zitat von: sailor am 13. September 2022, 08:59:40Zumindest keine Abneigung... die "Schwuchtel"-Parodien bei Bully waren aber schon zu Beginn nicht wirklich lustig^^

Fand ich auch. Einmal gucken reicht.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Conina am 13. September 2022, 12:16:46
Gerade Karl May ist eigentlich dafür verantwortlich, dass in Deutschland der begriff Indianer so positiv besetzt ist.

Dass seine Werke heutigen Standards nicht mehr genügen und literarisch eher mau sind, ist nicht verwunderlich. Erfolgreich waren sie allemal.

Kulturelle Aneignung eignet sich am besten für Witze, was man denn überhaupt noch machen kann.

Asiatische Kampfsportarten sind geil, Essen aus anderen Ländern ist lecker, Fremdsprachen lernen dient der Völkerverständigung, das Tätowieren hat einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten. Es ist doch absurd (eigentlich völlig bekloppt), willkürlich Sachen rauszupicken und sie als kulturelle Aneigung zu bezeichnen und zu verurteilen.

Meine Oma (sie lebte auch schon unter dem Föhrer in Schlesien) meinte immer, dieTM (die Ausländer und Andershautfarbigen) sollen mal schön unter sich bleiben. Dass dieses Untersichbleiben jetzt wieder von links en Vogue wird, hätte ich mir nie träumen lassen. Völkerverständigung war wohl gestern.


Natürlich sind Chin-Chang-Chong-Witze über Asiaten eklig, aber es geht teilweise echt zu weit. Auch kann man nicht von ganz normalen Leuten erwarten, dass die immer auf dem neusten Stand sind, was in postkolonialen Kreisen gerade noch geht und was nicht.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 13. September 2022, 12:57:12
Tätowierungen per se sind über viele Kulturkreise verbreitet, sogar der Ötzi ist ein tätowierter Taugenichts(TM), liegt nur rum und chillt seine Base :D

Was man bei Tattoos anprangern kann ist die dumpfbackige Aneignung von Symbolen und Sprüchen^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Conina am 13. September 2022, 14:00:09
Gerade mit einem Tattoo aus einer anderen Weltgegend zeigt man doch, dass man Fan ist, und macht sich nicht darüber lustig.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 13. September 2022, 14:40:44
Hmm, dann frag mal das Folck mit "chinesischen Schriftzeichen", was die bedeuten... die meisten wissen es nicht oder prüfen nicht nach, ob da ching chang chong steht, Glück Friede Liebe oder Anal oral vaginal^^

Bei den sog. "tribals" wirds noch schlimmer, da wissen die meisten nicht, von welchem "tribe" das nun nun kommt und es ist auch egal, hauptsache es sieht cool aus. Man eiget es sich an, ohne die Bedeutung zu kennen. Bei Symbolen/Mustern mit sakralen Bedeutungen ist das für manche Stammeskulturen nicht mehr lustig, zumal es da auch Tattoos gibt, die mit bestimmten Verdiensten oder Erlebnissen verknüpft sind und im Stamm nur sehr selten vergeben werden. Ein Aussuchen aus dem Katalog ist da ne Beleidigung^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Conina am 13. September 2022, 14:48:06
Das sind Mohamed-Karrikaturen auch. So what?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 13. September 2022, 14:56:13
Der Unterschied liegt darin, dass eine Karikatur in der Regel einen bewussten Inhalt hat, im Falle der Mohammed-Karikaturen eine bewusste Beleidigung... denn das Bilderverbot des Islam war dem Zeichner bekannt. Das ist keine Aneignung, sondern eine bewusste Nutzung kultureller Aspekte in einem Kulturkampf. Es ging dabei nicht darum, Mohammend zu vereinnahmen und zum Teil des jüdisch-christlichen Abendlandes zu machen. Das Tribal dagegen wird irgendwie positiv besetzt, angenommen und dem Einfluss des Erschaffers entzogen... und auch dessen Intention bei der Erschaffung wird günstigstenfalls missinterpretiert. Schlimmstenfalls wirds durch Beliebigkeit als "Mode" entwertet und zum reinen Konsumobjekt für Tintlinge, das im Zweifelsfall einfach "ausgelöscht" und schwarz übermalt wird.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 13. September 2022, 16:07:23
Zitat von: sailor am 13. September 2022, 08:59:40Zumindest keine Abneigung... die "Schwuchtel"-Parodien bei Bully waren aber schon zu Beginn nicht wirklich lustig^^


Das spiegelt aber ziemlich gut die Realität in vielen Männerkreisen und -grüppchen wieder.
Aus Frauenmund (alles, was biologische Frau ist oder war) habe ich das bisher noch nie vernommen.
Kenne den Begriff und seine Verwandten (Schwulette, Transe etc) aber eh überwiegend nur aus (sozialen) Medien, seltener in der Realität.
Könnte daran liegen, dass sich Männerrunden unter sich nochmals etwas anders artikulieren als gemischte Gruppen.

Warum sollte ein Unterhaltungsfilm nicht die Realität wiederspiegeln?
Enorm viele Männer haben nun mal abfällige Bemerkungen für Homos, Trans-alles und ja auch für Frauen im Sortiment.
Vielleicht hatte dieser Film auch so eine Zielgruppe im Visier ;)
(ich hab den nur halb gesehen, fand ihn langweilig)

Und was Schriftzeichen mit exklusiver Bedeutung für handverlesene Bruderschaften angeht, müssen sich wohl langsam alle mit dem Konzept einer globalen Welt anfreunden.
Oder als Einödler leben, ohne Kontakt zur Außenwelt und vor allem ohne internet und handy. Am besten gleich unter einen großen Stein ziehen.  :grins

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 13. September 2022, 17:31:18
Zitat von: sailor am 13. September 2022, 14:40:44Ein Aussuchen aus dem Katalog ist da ne Beleidigung^^
Finde das zwar auch eher peinlich, vor allem wenns die "Individualität" ausdrücken soll. Aber wer bestimmt eigentlich, wer und inwiefern beleidigt ist? Auch innerhalb adressierbarer Gruppen gibt es eine große Diversität. Wir hatten doch schon mal einen kurzen Beitrag von Sprechern bestimmter "Natives", die das eher entspannt bis positiv sahen. Man kann es ja auch so deuten. Sowas immer nur zu problematisieren fällt offensichtlich nur bestimmten Grüppchen ein, die sich als - nicht ernannte - Sprecher der noch zu definierenden Opfer verkaufen.

Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 16:07:23Und was Schriftzeichen mit exklusiver Bedeutung für handverlesene Bruderschaften angeht, müssen sich wohl langsam alle mit dem Konzept einer globalen Welt anfreunden.
Ja, man sollte das einfach mal als die allgemeine Vertrashungstendenz der Welt hinnehmen. Ich habe ein fliegendes Spaghettimonster über die Eingangstür geklebt, damit niemand auf die Idee kommt, bei mir Missionierungsaktivitäten zu starten. Ist auch nur Trash.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 13. September 2022, 17:42:02
Ich denke aber, dass es schon immer jede Menge trash gab und Nachäffen, Gruppendynamiken und allsowas.

Manche Menschen (Minoritäten? oder deren selbsternannte Sprecher?) leiden offenbar auch unter einem Selbstproblematisierungswahn.

Fühlen sich nur wohl, wenn sie wahlweise betroffen, beleidigt, schockiert oder alles zusammen aus der Wäsche gucken können.

Oder versuchen auf die schräge Art, ihr Selbstwertgefühl zu reparieren.

Ich finde Menschen, die sich ständig todernst nehmen müssen und so gar nicht über den Dingen stehen und über sich lachen können, einfach nur sehr anstrengend. Gebe ich mich nicht (mehr) ab mit oder genau soviel, wie erforderlich (man kann ja leider nicht immer weiträumig ausweichen).

Auch da denke ich, gab es diese Persönlichkeitstypen schon immer. Haben nur heute ganz neue und ausgedehntere Spielwiesen dazu bekommen.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 13. September 2022, 18:00:14
Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 17:42:02Manche Menschen (Minoritäten? oder deren selbsternannte Sprecher?) leiden offenbar auch unter einem Selbstproblematisierungswahn.


Daran leiden Carl Joseph (https://www.youtube.com/watch?v=y7O7SrH9wwU) oder Tan Çağlar (https://www.youtube.com/watch?v=5FI_z0RLCjk) sicherlich nicht.  :laugh:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 13. September 2022, 18:22:04
Zitat von: zimtspinne am 13. September 2022, 17:42:02Auch da denke ich, gab es diese Persönlichkeitstypen schon immer. Haben nur heute ganz neue und ausgedehntere Spielwiesen dazu bekommen.
Irgendwas ist schon neu, die treten ja ganz anders und viel mächtiger auf. Ich behaupte immer noch, das kommt aus der akademischen Ecke (den Unis). Für postmodernen BS sind solche Grüppchen (Opferkulturfetischisten) der optimale Adressat. Ich habe das selbst noch live und in Farbe beobachten können. Hast du mal das Video von  Nikil Mukerji (https://www.youtube.com/watch?v=AvewWyOnIoQ) (GWUP) angesehen. Die berichten von der Front.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 15. September 2022, 13:09:57
Der Film "The Whale" mit Brendan Fraser - von vielen Kritikern und Zuschauern gefeiert. Aber irgendeine Person, die auf identitätspolitischen Aktivismus steht, findet dann doch ein Haar in der Suppe.

ZitatEine US-amerikanische Filmkritikerin rät auf Twitter über- und untergewichtigen Menschen davon ab, den Film anzuschauen. Sie wirft den Machern vor, Menschen zu verhöhnen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen – vor allem solche, die besonders dick sind.
Und
ZitatSchon als die Besetzung von Brendan Fraser und Details der Dreharbeiten bekannt wurden, gab es Kritik an dem Film von Regisseur Darren Aronofsky. Übergewichtige Personen kritisierten, dass darin ein Schauspieler mit einem Fatsuit ausgerüstet wird statt die Rolle einfach gleich mit einem dicken Schauspieler zu besetzen.

https://www.stern.de/kultur/film/brendan-fraser--fatshaming-vorwuerfe-gegen-seinen-film--the-whale--32728536.html
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 15. September 2022, 14:30:03
Es gibt übrigens auch Fettphobie (fatphobic).
Und natürlich das gesamte Rundum-Programm, das wir schon von anderen kennen. Inklusive Empörung, dass manche einfach keinen fetten Partner möchten und das zu ändern sei  ::)

Ich möchte aber noch anmerken, dass unter- und übergewichtig ziemlich unterschiedlich behandelt wird - in der sowohl gesellschaftlichen Wahrnehmung als auch im direkten Umgang.
Dürre Bohnenstangen erhalten relativ wenig Rücksicht und werden immerzu auf ihre Bohnenstangenfigur angesprochen und ermahnt.
Während es bei Übergewicht eher zwei Arten von Umgang gibt: Offen beleidigen und ablehnen / hinter dem Rücken tuscheln.

Wäre ich Filmproduzent, würde ich Rollen genau mit denen besetzen, die ich mir für die Rolle gut vorstellen kann bzw die im casting überzeugen.

Wenn fatsuits getragen werden, hat das ja meist den Hintergrund, dass die Figur im Laufe der Handlung abnimmt oder zunimmt oder auch in verschiedenen Zeitebenen auftaucht etc.

Ich schätze mal, der nächste Schritt wird demnächst, Adipositas zu entpathologisieren.  Wundere mich eh, dass das nicht längst geschehen ist.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 16. September 2022, 17:28:22
ZitatFast die Hälfte glaubt: Winnetou sollte verboten werden.

https://scompler.com/winnetou-umfrage/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 17. September 2022, 08:56:08
Zitat von: celsus am 16. September 2022, 17:28:22
ZitatFast die Hälfte glaubt: Winnetou sollte verboten werden.

https://scompler.com/winnetou-umfrage/

Danke.  8)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 17. September 2022, 09:49:43
Zitat von: celsus am 16. September 2022, 17:28:22
ZitatFast die Hälfte glaubt: Winnetou sollte verboten werden.

https://scompler.com/winnetou-umfrage/

Ich war ein wenig verwundert, denn ich hatte "sollte" als Konjunktiv II und nicht als Präteritum gelesen. Aber es bleiben dennoch Fragen offen.

ZitatWir wollten wissen, wie sich das auf die Meinungsbildung in der Bevölkerung ausgewirkt hat. Dafür haben wir mit dem Marktforschungsinstitut Civey mehrere repräsentative Umfragen unter jeweils bis zu 10.000 Bundesbürgern durchgeführt.
[...]
Aufmerksamkeit: Fast 93 % der Befragten haben die Diskussion um Winnetou mitbekommen, 14 % der Befragten hatten sich aktiv an der Diskussion beteiligt, 36 % der Befragten haben die Debatte aktiv verfolgt.

Da hätte ich denn doch noch gerne Angaben dazu, wieviel Mühe sich das Marktforschungsinstitut  mit der Auswahl der Umfrageteilnehmer gemacht hat; m. a. W. wie repräsentativ diese Stichprobe ist. Ich z. B. lege bei solchen unerbetenen Telefonaten einfach auf, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sich 14% der Bundesbürger an dieser Diskussion "aktiv beteiligt" hätten.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Oktober 2022, 15:00:42
ZitatSeine 38 Jahre sieht man Eric Sell nicht an. Vielleicht liegt es an seiner lockeren, jugendlichen Art und seinen auffälligen Klamotten. Er lacht viel. Und wenn er redet, schwingt in seiner Stimme sehr viel positive Energie mit. Das erste E in seinem Künstlernamen EES steht für "Easy". "Easy Eric – so haben mich schon in der Schule immer alle genannt", erzählt er im Gespräch mit dem stern. Was seinen Kleidungsstil angeht, so liebt er es afrikanisch bunt und schrill. Meistens trägt er Käppi, Sonnenhut oder Mütze und dazu afrikanischen Schmuck. Sogar seine Schuhe sind in den Farben der namibischen Flagge – grün, rot, blau, gelb. Im ersten Moment mag mancher davon irritiert sein. Doch wenn er erzählt, wo er geboren und aufgewachsen ist, ergibt auf einmal alles Sinn: "Ich bin extrem stolzer Namibianer", sagt er.
[...]
Als weißer Namibianer kommt es auch ab und zu mal vor, dass man ihm kulturelle Aneignung vorwirft. "Die Leute sagen oft: Du bist weiß, du bist kein Afrikaner. Dann entgegne ich: Oh, also du bist hier der Rassist, der meine Hautfarbe sieht, weil ich sehe hier keine Hautfarbe, ich sehe Kultur. Für mich sind auch Weiße mit Dreadlocks in Ordnung. Lass sie doch so rumlaufen, wenn sie das wollen. Ich verstehe das Problem nicht." Seine Musik jedenfalls, vereine alle Arten von Menschen. "Egal ob weiß oder schwarz, egal, welche Sprache oder welche Kultur: Alle Menschen feiern bei meinen Auftritten die gleichen Songs."

https://www.stern.de/lifestyle/leute/saenger-ees---die-leute-sagen-oft--du-bist-weiss--du-bist-kein-afrikaner--32722616.html
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 13. Oktober 2022, 13:05:18
Soziopod über kulturelle Aneignung. Ich habe es noch nicht angehört, aber gewöhnlich ist es interessant.

https://soziopod.de/2022/09/soziopod-063-ethik-im-kontext-von-kultureller-aneignung/

ZitatDiesmal diskutieren wir im Soziopod Perspektiven auf ,,Kulturelle Aneignung" und den Umgang, also eine Ethik, damit. Dabei bedienen wir uns an dem Buch ,,Ethik der Appropriation" von Jens Balzer, Greg Tate, den Gedanken der Frankfurter Schule, Thesen von Amartya Sen, Andreas Reckwitz und Karen Gloy.


Edit: Wirklich sehr gute Analyse.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 25. Oktober 2022, 07:40:15
Ärger in den USA. Die kürzlich verstorbene Aktivistin Sacheen Littlefeather soll nach Auskunft ihrer Schwestern keine nachweisbaren indigenen Wurzeln (Apache/Yaqui) gehabt haben. Ihr Leben sei auf Fantasien und Lügen aufgebaut gewesen.

https://www.sfchronicle.com/opinion/openforum/article/Sacheen-Littlefeather-oscar-Native-pretendian-17520648.php


Eine indigene Journalistin hinterfragt die Aufregung und betrachtet die Geschichte differenzierter.

https://variety.com/2022/film/columns/sacheen-littlefeather-who-gets-to-call-themselves-native-1235412067/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Scipio 2.0 am 25. Oktober 2022, 09:23:35
Jedesmal, wenn dieses Identitätsthema aufkommt reibe ich mir verwundert die Augen.

Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum für so viele Leute es für die eigene Identität so wichtig ist von wem man abstammt oder zu welcher Gruppe man gehört.

Beim Begriff Identität denke ich vor allem erstmal an mich, als Einzelperson. Warum eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe ein Teil meiner Identität sein soll erschließt sich mir einfach nicht.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: celsus am 25. Oktober 2022, 09:28:42
Zitat von: Scipio 2.0 am 25. Oktober 2022, 09:23:35Warum eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe ein Teil meiner Identität sein soll erschließt sich mir einfach nicht.

Theoretisch erschließt es sich mir schon. Aber nachfühlen kann ich es auch nicht. Das ist wohl so ähnlich wie der Glaube an übernatürliche Wesen oder den Trickle-Down-Effekt. Man kann sich daran festhalten, wenn man sonst nichts hat, was einem Halt gibt.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 25. Oktober 2022, 12:32:22
Gruppenzugehörigkeiten sind bei "Herdentieren" nun mal Teil der Identität, das ist auch gar nicht verwerflich. Problematisch wirds nur dort, wo man diese Zugehörigkeit willkürlich per DNA festlegt^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Scipio 2.0 am 25. Oktober 2022, 12:41:24
ZitatGruppenzugehörigkeiten sind bei "Herdentieren" nun mal Teil der Identität

Was stimmt dann mit mir nicht?
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 25. Oktober 2022, 12:56:02
Zitat von: Scipio 2.0 am 25. Oktober 2022, 12:41:24Was stimmt dann mit mir nicht?
Dass du deine Identität nicht reflektierst.  :aetsch:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Peiresc am 29. Oktober 2022, 18:51:28
costume.jpg

https://twitter.com/swear_trek/status/1586402699976769538
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 02. November 2022, 18:30:18
ZitatDer deutsche Reggae-Star Gentleman findet die aktuelle Diskussion über das Thema kulturelle Aneignung grundsätzlich wichtig, sieht darin aber auch »die Gefahr, dass sie uns beschneidet und dass wir auf einmal nichts mehr dürfen und uns nicht mehr austauschen können. Das wäre ja ein AfD-Traum.«
[...]
Zum Vorwurf der kulturellen Aneignung meint er: »Für mich hatte der Begriff immer etwas mit Lernen zu tun, ich habe ihn nie als etwas Negatives gesehen. Der Knackpunkt ist doch, ob ich mir der Geschichte der Kolonialisierung mitsamt ihren negativen Aspekten und der Symbolik bewusst bin.«

Mit 18 Jahren kam er erstmals auf die Insel, mit 19 spielte er dort seine ersten Songs live auf der Bühne. Dort entdeckte ihn ein jamaikanischer Konzert-Promoter. Heute sagt Gentleman: »Ich weiß nicht, ob ich mit dem heutigen Zeitgeist anfangen würde, auf Patois Reggae zu machen. Ich wäre heute nicht mehr so unbefangen wie früher.«

https://www.spiegel.de/kultur/musik/reggae-kuenstler-gentleman-ueber-kulturelle-aneignung-als-schwarzer-jamaikaner-waere-ich-nicht-so-erfolgreich-a-e546f4b7-945d-4dd9-b2e8-27dbb5b64735
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Yadgar am 21. November 2022, 00:09:09
Zitat von: HAL9000 am 27. Juli 2022, 14:46:52
Zitat von: Max P am 27. Juli 2022, 14:15:09... Yoga den Hindus! ...
Nach reiflicher Überlegung habe ich jetzt all meine Essstäbchen reuevoll in den Müll geworfen.
Ich konnte es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, mir diese asiatische Kulturtechnik
angeeignet zu haben.
</sarcasm>


Und ich werde gleich, nachdem ich ganz Italien mit meinen selbstgekochten Spaghetti mit Tomatensauce plus Parmesan (nicht etwa "Pamesello"-Miracoli-Pseudoparmesan, sondern echter Grana Padano! Liquidiert das Schwein!!!) kollektiv genozidal vergewaltigt habe, pflichtschuldigst mein Mitternachtsessen ins Klo kotzen!

Morgen früh werde ich mich dann als Erstes an der Universität zu Köln für BWL einschreiben, um auf meine alten Tage noch eine Karriere als Unternehmensberater hinzulegen, anschließend Zottelbart und Hippiematte beim nächstbesten Friseur lassen, denn was fällt diesem Jüngelchen Baujahr 1969 auch ein, die heiligen Symbole der progressiven Protestgeneration der 1960er und 1970er Jahre für sich zu okkupieren? Dann noch einen Designeranzug mitsamt Krawatte, und aus mir wird endlich ein richtiger Generation Golfer, Florian Illies wird stolz auf mich sein, und auch meine Krawallsatire-Sockenpuppe, der Redaktionstroll wird mich endlich auf den Afterwork-Parties seines Konzerns mitkoksen lassen!

Money, Money, Money!

Yadgar
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 23. Dezember 2022, 19:39:26
ZitatDer Karl-May-Verlag hat nach eigenen Angaben von der Winnetou-Debatte profitiert. »Eine Umfrage hat gezeigt, dass mindestens 70 Prozent der Deutschen hinter Karl May und Winnetou stehen. So hat sich das Ganze auch zu einer positiven Marketingaktion entwickelt und den Verkauf der ›Winnetou‹-Bücher stark angekurbelt«, teilte der Verlag auf dpa-Anfrage mit.

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/karl-may-verlag-winnetou-debatte-hat-verkauf-der-buecher-stark-angekurbelt-a-dfaef5b6-4e0d-4a26-9a93-677e617f30c8

Ach, schau an. Das bezeichnet man dann wohl als glattes Eigentor der Aktivisten, die ohen Sinn und Verstand lauthals von kultureller Aneignung, Kolonialismus, Rassismus und Genozid fabulierten, und ebensoer "Fachleute", die meinten, dass Karl May heute doch sowieso nicht mehr gelesen würde.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 04. März 2023, 21:46:51
ZitatBetty Boop oder eine andere Art der "Cultural Appropriation

https://www.ruhrbarone.de/betty-boop-oder-eine-andere-art-der-cultural-appropriation/217355/
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Maierling am 16. März 2023, 16:36:22
Sinan hat übrigens diese Identitätspolitik als Ersatzreligion sehr gut zusammengefasst und formuliert.
Auch die Rhetorischen Tricks etc. sind gut erklärt.
 
https://www.youtube.com/watch?v=7s5aQQsEQ2M&t=1543s
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Habra am 17. April 2023, 13:23:14
Jetzt hat irgendeiner von der Bundesgartenschau in Mannheim etwas von kultureller Aneignung mitbekommen:
Das Seniorenballett derr AWO, Mannheim, eignet sich kulturell etwas an, was im nicht zustehen darf.  $)

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/buga-mannheim-diskussion-awo-ballett-kostueme-100.html

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 17. April 2023, 14:33:12
Aber doch nicht so ... $) ... macht nur unnötig Kopfweh.

Besser ist das ... :rofl ...

... weil alleine die Empörung über ein paar Omis mit Sombrero und Poncho die Protagonisten gegen die Kulturelle Aneignung genau als das entlarvt, was sie eigentlich sind: selbstgerechte Spinner.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 17. April 2023, 14:45:13
Zitat von: Habra am 17. April 2023, 13:23:14Jetzt hat irgendeiner von der Bundesgartenschau in Mannheim etwas von kultureller Aneignung mitbekommen:
Das Seniorenballett derr AWO, Mannheim, eignet sich kulturell etwas an, was im nicht zustehen darf.  $)

First World Problems (https://www.youtube.com/watch?v=bwvlbJ0h35A)  ::)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Nogro am 17. April 2023, 15:02:52
ZitatWir sollen...den ägyptischen Tanz, in dem wir als Pharaoninnen verkleidet sind, nicht zeigen
Na dann sollten sie eben ein paar originale Pharaoninnen (oder besser Pharaon*innen?) engagieren  ;D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Max P am 17. April 2023, 15:18:24
Zitat von: Habra am 17. April 2023, 13:23:14Jetzt hat irgendeiner von der Bundesgartenschau in Mannheim etwas von kultureller Aneignung mitbekommen:
Das Seniorenballett derr AWO, Mannheim, eignet sich kulturell etwas an, was im nicht zustehen darf.  $)

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/buga-mannheim-diskussion-awo-ballett-kostueme-100.html
Dieses Seniorenballett sollte jetzt halbnackt in kurzen Baströckchen mit schwarz gefärbten Gesichtern und Knochenimitat in den Nasen auftreten. Aus Daffke.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 17. April 2023, 17:17:12
Guter Plan! :teufel
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Habra am 17. April 2023, 17:59:46
Zitat von: Max P am 17. April 2023, 15:18:24...
Dieses Seniorenballett sollte jetzt halbnackt in kurzen Baströckchen mit schwarz gefärbten Gesichtern und Knochenimitat in den Nasen auftreten. Aus Daffke.
Zitat von: Schwuppdiwupp am 17. April 2023, 17:17:12Guter Plan! :teufel

Kopfkino!  :grins
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 20. April 2023, 21:42:51
Ägypter beschweren sich, dass Cleopatra in einem Dokudrama von Netflix als Schwarze dargestellt wird (Stichwort Blackwashing). Die Darstellerin der Cleopatra und die beratende Wissenschaftlerin (beide aus dem Westen) reagieren pikiert auf diese Vorwürfe.

https://www.spiegel.de/kultur/tv/queen-cleopatra-auf-netflix-aegypter-kritisieren-jada-pinkett-smith-fuer-blackwashing-a-68c0194d-b965-48f9-811a-158fbd95e00a
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 21. April 2023, 12:00:44
Fällt das nicht auch unter kulturelle Aneignung, wenn sich Männer in weibliche Domänen einzecken und sich dort (reichlich) talentlos tummeln und Mädchen nicht nur space klauen, sondern auch Chancen nehmen?

zB:
https://twitter.com/ReduxxMag/status/1645454998707507200

Der hat zwar keinem kleinen Mädchen einen Platz an einer Ballettakademie geklaut, trotzdem frage ich mich, warum der sich in weibliche Bereiche eintrampelt wie ein Elefant in den Porzellanladen, in denen weibliche Attribute Voraussetzung sind? Die nicht mal alle Frauen haben und daher auch den Traum Balletttänzerin frühzeitig abhaken können?  ;)
Wenn er Spaß am Tanzen hat und Frauen nichts dagegen haben, ihn dabei zu haben und die Tanzschule ihn im Frauenbereich auch akzeptiert (die Frage nach Duschen und Umkleiden verkneife ich mir mal), spricht ja nichts dagegen. Warum aber muss es immer die große Show sein, die jeder mit gesundem Menschenverstand als fake und unberechtigt empfindet?

Den Stein ins Rollen gebracht hatten u.a. diese beiden:

Der Elefanterich im Porzellanladen  8)  -- zierte als Aushängeschild wofür auch immer (TransTrampelei?) viele große Cover)

https://twitter.com/ChesterTweet/status/1645875362063056898


Trans"Frau" Minna-Maria Antikainen eröffnete die Europa-Meisterschaft und wirkte dabei wie eine unfreiwillige Karikatur:

https://twitter.com/Libra08101/status/1619792794683592705

Hier ist sie nochmal in voller Pracht als Walkür:in:

https://www.youtube.com/watch?v=3434nOMwLQs&t=114s


Wäre alles kein Thema, wäre das alles nur Spaß (jede Zeit braucht ihre Hofnarrenschar), aber wir sollen das ja bitterernst nehmen und bewundern. Und als Frauen auch Platz machen für die Platzhirsche am Set.
Ich als Nichtfeministin kann mittlerweile Feministinnen, die sich gegen diese Trojanischen Pferde (mit Männern gefüllt) positionieren, ganz gut verstehen.

Nur nebenbei: gibt glaub auch wirklich talentierte "Transgender" (also Transpersonen), die durchaus ihre Plätze in der Welt finden können und dabei weder Frauen space nehmen, noch sich zum Affen machen. Lady Chablis war ja so ein Beispiel. Drags sind ein weiteres. Obgelich dort neuerdings auch so komische groteske Blüten sprießen, die sich einfach nur lächerlich machen.





Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 21. April 2023, 17:53:33
Zitat von: zimtspinne am 21. April 2023, 12:00:44Trans"Frau" Minna-Maria Antikainen eröffnete die Europa-Meisterschaft und wirkte dabei wie eine unfreiwillige Karikatur:
Da darf man aber nicht drüber schmunzeln (lachen schon gar nicht), nur wenn man rechtsextrem ist. Da ist ja überhaupt nichts Komisches dran, das muss man erst mal schriftlich festhalten:

ZitatDie Transgender-Eiskunstläuferin stürzt bei der WM-Eröffnung in Finnland. Was folgt, sind Spott und Häme von rechts und Menschen mit Hass auf Transpersonen. Warum ist das so?
...
Dass Lax stürzte und zuvor wenig geschmeidig über das Eis glitt, ist verwunderlich, schließlich ist sie keine Anfängerin und hat schon einmal eine Bronzemedaille gewonnen, da hieß sie noch Markku-Pekka Antikainen. Warum sie nun so eine unglückliche Kür zeigte, ist auch vollkommen egal, denn nichts rechtfertigt die Häme, die der Finnin danach im Netz entgegenschlug.
...
Ein Sturz auf dem Eis, eine wenig gelungene Darbietung, sind aber bestimmt kein Grund, jemanden durchs Netz zu treiben. Vielleicht hätte es gereicht, einfach den Mund zu halten und diese zugegebenermaßen peinliche Darbietung zu verschweigen. Das Lax aber so viel Häme entgegenschlug und sie für so einen eigentlich wenig bedeutungsvollen Fauxpas einen Shitstorm erntete, hat leider sicherlich auch mit ihrer Transidentität zu tun. Und der reflexartigen Abneigung vieler Menschen gegenüber Transpersonen.
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/eiskunstlaeuferin-minna-maaria-antikainen-wird-zum-gespoett-im-netz-li.312614

Genau, einfach schweigen und so tun, als wäre das die normalste Sache der Welt. Warum fällt mir eigentlich immer mehr auf, dass es nur ein bestimmter Schlag Transfrauen sind, die so überzogen und provokant öffentlich auftreten? Warum inszeniert man sich so grotesk und fordert auch noch, man soll dann auch sein Maul halten? Man sollte per Gesetz  vorschreiben, dass das Publikum zu jubeln hat. An der Selbstinszenierung Selbstidentifikation darf einfach nicht gerüttelt werden.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 12. Dezember 2023, 13:41:44
Netflix again. Sie wollen einen Film über den karthagischen Feldherrn Hannibal produzieren. Dieser wiederum soll von Oskar-Preisträger Denzel Washington dargestellt werden. Tunesien is not amused.

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/netflix-film-hannibal-denzel-washington-kontroverse-in-tunesien-ueber-denzel-washington-a-2847c58a-c20e-407a-8ec1-9f04f97c0d19

Denzel Washington ist schwarz. Karthago wurde Phöniziern gegründet, und ihrer Bewohner hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein eher mediterranes Erscheinungsbild mit genetischen Einschlägen u.a. der iberischen Halbinsel.

,,Während eine Welle der Bauern aus dem Nahen Osten die Jäger und Sammler Europas verdrängten, könnten einige ihrer Linien im Süden der Iberischen Halbinsel und auf den vorgelagerten Inseln überdauert haben", mutmaßt Matisoo-Smith. " Von dort gelangten sie dann durch die phönizischen und punischen Handelsnetzwerke in den Schmelztiegel Karthagos in Nordafrika."

https://www.scinexx.de/news/geowissen/erste-genanalyse-eines-phoeniziers/

Hannibal war zu Beginn des 2. punischen Krieges 29 Jahre alt. Denzel Washington ist 40 Jahre älter.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hannibal

Warum muss Netflix eigentlich immer wieder (https://forum.psiram.com/index.php?topic=18045.msg269345#msg269345) ins identitätspolitische Fettnäpfchen treten?


Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 12. Dezember 2023, 15:06:53
Netflix eifert halt den Diversitätsrichtlinien Amazons nach, die damit vor zwei Jahren Vorreiter waren. Damals wurde das befürchtet, und so geschieht es eben inzwischen. Auch deutsche Produktionen woken übereifrig durch die Lande bei vielen ihrer neuen Serien und Filme.
Meckere nicht, es hätte schlimmer kommen können. Immerhin hat Netflix einen talentierten Schauspieler für die Hauptrolle ausgewählt.

Das sind einige der Empfehlungen aus der Amazons Selbstverpflichtung:

ZitatUnter der Kategorie "Persönlichkeitsmerkmale" weist das "Playbook" die Mitarbeiter an, auf das Aussehen bezogene Stereotypen zu vermeiden, insbesondere beim Schreiben von weiblichen Charakteren oder Personen aus unterrepräsentierten Rassen und ethnischen Gruppen. Dabei sollten gängige Phrasen wie "Mädchen von nebenan" vermieden werden.

Zudem empfiehlt das Playbook den Mitarbeitern, "spezifischere" Begriffe zu benutzen, um farbige Frauen zu beschreiben. Zum Beispiel schlägt der Leitsatz Folgendes vor: "Die Hauptrolle kommt aus Puerto Rico, liebt es zu singen und hat einen großen Freundeskreis."

https://www.nordbayern.de/wirtschaft/fragwurdige-antidiskriminierungsregeln-bei-produktionsfirma-amazon-studios-1.11181192

Amazon zieht das schon emsig durch. Die hatten sogar eine Abteilung für Produktionen dieser Machart in ihrer Auswahl. Die ist aber eh unnutzbar, da total chaotisch.


Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Conina am 12. Dezember 2023, 15:21:56
Zitat von: RPGNo1 am 12. Dezember 2023, 13:41:44Warum muss Netflix eigentlich immer wieder (https://forum.psiram.com/index.php?topic=18045.msg269345#msg269345) ins identitätspolitische Fettnäpfchen treten?




Das ist halt der Zeitgeist.
Bildschirmproduktionen folgen auch der Mode.

Das wird auch wieder nachlassen, wenn die Quoten nicht stimmen.
Netflix hat kein Geld zu verschenken.

Wenn dann unkorrekte Filme an den Kassen reinhauen, weil das Publikum danach dürstet, dann ziehen alle ganz schnell wieder nach.

Die Leute lassen sich in ihren Vorlieben schlecht erziehen.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 12. Dezember 2023, 16:15:49
Das "Nachlassen" und Rückkehr zum alten Zustand sehe ich noch nicht in trockenen Tüchern.
Vielleicht ist der neue Schneeflöckchenzustand auch da, um zu bleiben.

Immerhin hat sich die Filmwelt in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt.
Geraucht wird kaum noch, und wenn, dann ist es ein Aussätzigenmerkmal.
In Vorabendserien ist auch dem Alkohol dieses Schicksal zuteil geworden.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Zeitpunkt dieser Korrektur.
Dank unserer damaligen Drogenbebauftragten sollten Serien und Seifenopern, die vor allem von Kindern und Jugendlichen frequentiert wurden, von Dreck und Unrat befreit werden. Wir diskutierten sogar darüber und fanden es... doof.
Diese Säuberungsaktion wurde außerdem ergänzt durch deutlich mehr politische Korrektheit.
Das waren die Anfänge der Wokisierung. Und nichts hat sich seither wieder zurückgewandelt.
Rechne also besser nicht mit einer Entwokung.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Conina am 12. Dezember 2023, 16:58:07
Na ja,

im amerikanischen TV musste jedes Fuck, jedes Shit weggepiepst werden, wegen des Jugendschutzes.
Brüste und Nackheit waren komplett tabu, wegen der Kinder.

Die Streamer fallen wegen des notwendigen Kundenkontos nicht unter diese Regelungen und sie genießen es und gehen in die Vollen.

Zieh Dir mal eine Staffel "The Boys" rein! Da ist der Cast  zwar ziemlich divers (beim Ableger Gen V  (https://www.serienjunkies.de/news/serien/gen-teaser-trailer-zum-the-boys-ableger-92587554.html) deutlich mehr) , aber es passt zur Geschichte und politisch korrekt oder asexuell geht es dort keineswegs zu.


Die Empöreria ist eine lautstarke und einflussreiche Minderheit, die haben aber wenig Marktmacht.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: eLender am 12. Dezember 2023, 21:43:59
Zitat von: RPGNo1 am 12. Dezember 2023, 13:41:44Denzel Washington ist schwarz. Karthago wurde Phöniziern gegründet, und ihrer Bewohner hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein eher mediterranes Erscheinungsbild mit genetischen Einschlägen u.a. der iberischen Halbinsel.
Ist das dann auch Blackfacing? Man wird ein neues Sonderforschungsprogramm in den Postcolonial Studies auflegen müssen, um nach jahrzehntelanger Forschung eine Antwort auf diese Frage geben zu können. Fortschritt braucht Zeit (und viele neue Stellen).
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Typee am 13. Dezember 2023, 11:04:55
Zitat von: zimtspinne am 12. Dezember 2023, 15:06:53Netflix eifert halt den Diversitätsrichtlinien Amazons nach, die damit vor zwei Jahren Vorreiter waren. Damals wurde das befürchtet, und so geschieht es eben inzwischen. Auch deutsche Produktionen woken übereifrig durch die Lande bei vielen ihrer neuen Serien und Filme.
Meckere nicht, es hätte schlimmer kommen können. Immerhin hat Netflix einen talentierten Schauspieler für die Hauptrolle ausgewählt.

Das sind einige der Empfehlungen aus der Amazons Selbstverpflichtung:

ZitatUnter der Kategorie "Persönlichkeitsmerkmale" weist das "Playbook" die Mitarbeiter an, auf das Aussehen bezogene Stereotypen zu vermeiden, insbesondere beim Schreiben von weiblichen Charakteren oder Personen aus unterrepräsentierten Rassen und ethnischen Gruppen. Dabei sollten gängige Phrasen wie "Mädchen von nebenan" vermieden werden.

Zudem empfiehlt das Playbook den Mitarbeitern, "spezifischere" Begriffe zu benutzen, um farbige Frauen zu beschreiben. Zum Beispiel schlägt der Leitsatz Folgendes vor: "Die Hauptrolle kommt aus Puerto Rico, liebt es zu singen und hat einen großen Freundeskreis."

https://www.nordbayern.de/wirtschaft/fragwurdige-antidiskriminierungsregeln-bei-produktionsfirma-amazon-studios-1.11181192

Amazon zieht das schon emsig durch. Die hatten sogar eine Abteilung für Produktionen dieser Machart in ihrer Auswahl. Die ist aber eh unnutzbar, da total chaotisch.

Zu den Amazon-Diversityregeln hier ein Beitrag von jemandem, der erstens vom Film richtig Ahnung hat und zweitens wirklich ein Linker ist.

https://www.youtube.com/watch?v=HforSpGafXw&t=5s
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 13. Dezember 2023, 11:54:12
Zitat von: Typee am 13. Dezember 2023, 11:04:55Zu den Amazon-Diversityregeln hier ein Beitrag von jemandem, der erstens vom Film richtig Ahnung hat und zweitens wirklich ein Linker ist.

https://www.youtube.com/watch?v=HforSpGafXw&t=5s
ohne es angeklickt zu haben (hab ich erst abends Zeit für), ist das der Mensch in Künstlergelb?
Das hatte ich schon gesehen und mal bei Cornelius verlinkt.

Über "Das Rad der Zeit" mit dem wahrlich abenteuerlichen und komplett konstruiert wirkenden, logiklöchrigen Diversity-Cast hatte ich mich ja hier auch schon mal ausgelassen. In seit Urzeiten isolierten Dörfern finden sich lauter reinerbige Individuen aller Rassen aus aller Herren Länder jedes Kontinents - vermischt haben die sich offenbar über die Jahrtausende in ihrem Dorf nicht. Heimliche Rassisten?

Es ist eben auch eine Kunst, vielfältige Charaktere in Handlungsstränge einzuflechten, wenn man auf Marginalisierten-Quoten und deren vorgegebene Persönlichkeiten achten muss.
Kann kaum gelingen.

Was waren das noch für Zeiten, als wie zufällig in der Handlung eine Kleinwüchsige, Mensch im Rollstuhl, Autist oder ein adipöser Asiat (gut, das wirkt auch bisschen konstruiert  :laugh: ) aufkreuzten und das Werk komplettierten.
Alles vorbei, nun wird nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt.

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 13. Dezember 2023, 13:22:56
Warum drehen Netflix oder Amazon nicht einmal einen Film über Rosa Parks oder Martin Luther King? Die Hauptrollen besetzen sie dann mit den Oskar-Preisträgern Michelle Yeoh bzw. Rami Malek.

Oh, wait ...  ;D
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 13. Dezember 2023, 14:58:59
Mach dich nur lustig, dich wird es auch noch treffen im TV. Hollywood zieht nach.

Hier mal was über die ganze Verlogenheit und Heuchelei in dieser Umsetzung der Identitätspolitik.
Betrifft nicht nur Amazon natürlich.

https://archive.is/DgUfr#selection-3927.410-3927.682

ZitatDoch wenn man die Hautfarbe aus dem Spiel lässt, hat Jackson mehr mit ihren ,,alten weißen" künftigen Richterkollegen gemein, als mit dem Leben eines durchschnittlichen schwarzen, amerikanischen Arbeiters. Wie fast alle hohen Spitzenrichter besuchte sie eine Eliteuniversität (Harvard) und entstammt einer oberen Mittelschichtsfamilie. Verheiratet ist sie mit dem Bostoner Nachfahren eines Gründervaters der Vereinigten Staaten.
ZitatEchte Geschichte wurde am vorvergangenen Wochenende im einige hundert Kilometer nordöstlich von Washington im New Yorker Stadtteil Staten Island geschrieben. Der ebenfalls schwarze Lagerarbeiter Christian Smalls konnte mit seiner selbst gegründeten Graswurzelorganisation zum ersten Mal in der Geschichte des Versandriesen ein Amazon-Verteilzentrum gewerkschaftlich organisieren. Gegen massivsten Widerstand von Amazon und ohne breite Rückendeckung durch Demokraten oder die linksliberale Kommentatoren-Szene kämpfte Smalls monatelang für Arbeitnehmerrechte und kann nun einen Tarifvertrag für seine ebenfalls überwiegend dunkelhäutigen Kollegen verhandeln.

Der Kontrast könnte nicht größer sein. Auf der einen Seite der harte Kampf um Verbesserungen der Lebenssituation von Arbeitern. Auf der anderen Seite die bedeutungsschwangere Zeremonie in Washington, in der das progressive Eliten-Amerika sich selbst feiert.
Hatte Sinan das nicht mal so schön erklärt, warum die postmoderne Ideologie den Klassenkampf aus ihrer Agenda rausgeschmissen hat? bzw er nie drin war.


Bei diesem Satz bekomme ich eine ganz schlimme Vorahnung. Nächster Chef der Bundesrepublik wird eine Transfrau. Tessa Ganserer.

Zitatie Grünen in Deutschland achten seit Jahrzehnten auf Geschlechter- beziehungsweise mittlerweile auf Genderparität in der Besetzung von Ämtern und Wahllisten. Und auch die SPD hat sich entschlossen, sogar mehr Frauen als Männer für ihre Bundesministerposten zu nominieren.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: RPGNo1 am 13. Dezember 2023, 15:59:03
Zitat von: zimtspinne am 13. Dezember 2023, 14:58:59Mach dich nur lustig, dich wird es auch noch treffen im TV. Hollywood zieht nach.

Du hast mich ertappt. Mein wirklicher Name ist Matthias Schweinsteiger, äh Schweighöfer. Ich bin blond, blauäugig, männlich, cis und Ü40.

THE END IS NIGH!  :laugh:
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 13. Dezember 2023, 16:16:19
ich muss gestehen, heute verstehe ich bei deinen Kommentaren nur Bahnhof..
ist das was aus der Gamerwelt?
edit/ immerhin richtig geraten
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: sailor am 16. Dezember 2023, 13:33:57
Zu Denzel als Hannibal:

Das Problem ist immer noch, dass man für "erfolgreiche" Großproduktionen gern "erfolgreiche" Namen will. bzw. die Financiers wollen das... als Rückversicherung... oder so^^ Klappen tuts eigentlich nur schlecht als recht, auch große Namen haben in Shice mitgespielt. Weiterhin ist da das Problem, dass Entscheider meist wenig bis gar keine Ahnung von Hintergründen bei Historienfilmen haben... und in die grundlegenden Planungen dann auch keine historierenden Personen einbinden. Allenfalls haben sie mal romantisierende "VIsualisierungen" aus dem 19. Jahrhundert in der 8. Klasse gesehen. Dann gehts halt so: Spielt in Afrika -> maximalpigmentierte darstelllende Person mit möglichst großem Namen^^
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 16. Dezember 2023, 14:44:54
Zitat von: sailor am 16. Dezember 2023, 13:33:57Zu Denzel als Hannibal:

Das Problem ist immer noch, dass man für "erfolgreiche" Großproduktionen gern "erfolgreiche" Namen will. bzw. die Financiers wollen das... als Rückversicherung... oder so^^

Das ist nicht unbedingt deckungsgleich mit Zuschauerinteressen.
Mich und viele andere nervt es eher, immer wieder die selben Gesichter in Serien und Filmen zu sehen. Oft noch festgelegt auf ähnliche Rollenprofile.
Freue mich immer über (mir) unbekannte Darsteller und finde außerdem, viele Jungschauspieler haben den Vorzug, noch lange nicht ausentwickelt zu sein. Und nicht abgenutzt durch zu viele Drogen und Alkohol ;)
Mehr Vielfalt wünsche ich mir da durchaus.

Es gibt schon ein paar Schauspieler, die sind so gut wie eine Versicherung für zumindest hervorragende Schauspielkunst. Wenn das Drehbuch Mist ist bzw der Regisseur die Umsetzung vermasselt, kann auch der beste Schauspieler nicht mehr viel retten.

ach, um diese Mainstream-Blockbuster mach ich eh meist einen Bogen bzw die laufen mir auch gar nicht über den Weg. Hab ja kein TV und selektiere vor.  Rumzappen und aus Versehen irgendwo hängenbleiben, ist ausgeschlossen.
(obwohl ich jetzt kürzlich mal in Versuchung kam als mein Kabeldienst, über den ich Telefon und Internet hab, ein besonders gutes Schnäppchen für TV hatte. Habs dann aber doch gelassen. Dann würde ich wieder viel mehr konsumieren, nee, muss nicht sein)
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 16. Dezember 2023, 17:18:31
Zitat von: zimtspinne am 16. Dezember 2023, 14:44:54(obwohl ich jetzt kürzlich mal in Versuchung kam als mein Kabeldienst, über den ich Telefon und Internet hab, ein besonders gutes Schnäppchen für TV hatte. Habs dann aber doch gelassen. Dann würde ich wieder viel mehr konsumieren, nee, muss nicht sein)

Wenn man Internet hat, braucht man kein TV-Schnäppchen des Providers, man kann fast alles ohne sehen und noch viel mehr dazu. Amazon-Stick oder Apple TV Box erleichtern das, müssen aber nicht sein. Keine Ahnung, ob das für die Privaten Sender geht, aber die schaue ich eh nicht an. Wer seinem Provider dafür Geld in den Rachen wirft, ist selbst schuld.
Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: zimtspinne am 17. Dezember 2023, 16:40:39
Das waren 6 Monate kostenlos und danach jederzeit Kündigung, ohne Mindestvertragslaufzeit.
Ich dachte mir nach dem ersten Gierreflex aber doch, wenn etwas zu gut klingt um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich auch nicht wahr und hat einen versteckten Haken.
Hab den flyer dann sofort entsorgt.

Nachtrag: Freundin meint eben, man braucht einen TV-Basisanschluss, den ich nicht habe bzw nicht mal genau weiß, was das ist.

Titel: Re: Kulturelle Aneignung
Beitrag von: Juliette am 17. Dezember 2023, 17:46:49
Zitat von: zimtspinne am 17. Dezember 2023, 16:40:39Nachtrag: Freundin meint eben, man braucht einen TV-Basisanschluss, den ich nicht habe bzw nicht mal genau weiß, was das ist.

Das weiß ich auch nicht. Meine TV-Geräte hängen per LAN-Kabel oder WLAN am Internet der Fritzbox. Ich habe sowohl den Amazon-Stick wie auch die Apple-TV-Box. Klar muss ich für die diversen kostenpflichtigen Streamingdienste extra bezahlen, aber die Öffis (ARD, ZDF, ARTE) sind kein Problem und auch viele ausländische Nachrichtensender. Viele haben Apps, manche kann / muss man direkt über eine Website verlinken oder über Youtube (meine französischen Nachrichten von France info zB).