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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Peiresc am 27. September 2020, 08:46:11

Titel: Martenstein und die Lüge im allgemeinen und im besonderen.
Beitrag von: Peiresc am 27. September 2020, 08:46:11
Harald Martenstein in seiner Kolumne im ZEIT-Magazin diese Woche (Nr 40, 24. Sept. 2020; leider hinter der Bezahlschranke, hier (https://www.zeit.de/zeit-magazin/2020/40/harald-martenstein-luegen-niveau-politiker-durchschaubar)).  Nach einer langen Vorrede über die Lüge im allgemeinen und Bismarcks Emser Depesche im besonderen kommt er schließlich zur Sache.

ZitatDas Unbegreifliche an Trump oder Putin oder Erdogan ist für mich nicht, dass sie lügen, sondern dass ihre Lügen häufig so leicht durchschaubar sind. Bismarck wäre das nicht passiert. 2015 hieß es während der Flüchtlingskrise vielerorts, Grenzen könnten sowieso nicht geschlossen werden. Auch da war ich nicht wegen der Lüge beleidigt, sondern wegen ihrer Plumpheit. Als Corona kam, ging's dann sofort. Wer mich anlügt, soll sich gefälligst Mühe geben.
[...] Nach der ersten der beiden Corona-Großdemos in Berlin sagten die Veranstalter, es hätten mehr als eine Million Menschen teilgenommen, die Polizei sprach anfangs von 20.000 und korrigierte sich immerhin später. Beide Zahlen waren für jeden, der sich den Aufzug im Netz angeschaut hat, sofort als absurd zu durchschauen. Für wen halten die uns?
Genial auf den Punkt gebracht oder nur neben der Spur?  :Popcorn:

Ausdrücklich nur nebenbei:
ZitatEine Tatsache ist das, was alle, womöglich irrtümlich, für wahr halten. Diese Erkenntnis verdanke ich Wilhelm von Humboldt,
William Barr, Justizminister der Vereinigten Staaten, hat es kürzlich ähnlich formuliert. Befragt, ob er denn nicht fürchte, als Schurke in die Geschichte einzugehen, hat er geantwortet: Nein, wieso. Geschichte wird von den Siegern geschrieben.

Martenstein bringt da was durcheinander. Ein Fakt ist der Zustand eines realen Objekts oder die Änderung dieses Zustands. Das hat mit dem Für-Wahr-Halten, einem Erkenntnisprozess, zunächst nichts zu tun. Und allgemeine Zustimmung ist kein Kriterium der Wahrheit.
Zitat von: Harald MartensteinIch habe Bücher gelesen
Nicht die richtigen. Oder nicht richtig.