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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Skeptisches Denken => Thema gestartet von: celsus am 09. September 2020, 13:10:15

Titel: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: celsus am 09. September 2020, 13:10:15
Im Nachgefragt-Podcast hat sich Michi Voth mit Michael Blume über Antisemitismus und Verschwörungsmythen unterhalten.

https://nachgefragt-podcast.de/2020/08/25/ngf035-thema-antisemitismus-und-verschwoerungsmythen/

Gleich zu Anfang unterscheidet Blume zwischen "guten" und "schlechten" Mythen. Gute Mythen sind natürlich Religionen, denn sie sind sinnstiftend und gemeinschaftsfördernd.

Schlechte Mythen sind dagegen Verschwörungstheorien, da sie die Realität verzerren und nach Schuldigen suchen.

Mir hat an der Stelle eine Nachfrage gefehlt, wo denn die Trennlinie zwischen diesen beiden Formen von Mythen verläuft und wie man unzweifelhaft erkennen kann, ob es sich gerade um eine gute Religion oder eine schlechte Verschörungstheorie handelt.
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: Sauropode am 09. September 2020, 13:53:23
Die Trennung erschließt sich mir nicht. Auch die krudeste Verschwörungstheorie kann sinnstiftend und gemeinschaftsfördernd sein - unter den Anhängern. In im Gegensatz dazu können Religionen auch destruktiv sein, vor allem für jene, die nicht deren Anhänger sind.

Zitat
Realität verzerren und nach Schuldigen suchen

Machen das Religionen etwa nicht?
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: HAL9000 am 09. September 2020, 13:59:45
Merkwürdige Trennung. Wie schon Sauropode schrieb, kann man beide Definitionen auf beide Gruppen anwenden.
Einziger Unterschied: Die Anzahl der Anhänger.
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: Scipio 2.0 am 09. September 2020, 14:23:24
Blumen Thesen scheinen mir selten wirklich durch dachte zu sein. Ich fand es ja schon Recht merkwürdig, als er zur Erklärung des Antisemitismus diese komische Story rund um Sem einen der (fiktiven) Söhne Noahs brachte.

Ich habe bei Herrn Blume regelmäßig den Eindruck, dass er bewusst oder unbewusst nur Argumente/Fakten oder Überlegungen betrachtet die seine Thesen stützen und alles andere ignoriert.
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: celsus am 09. September 2020, 14:49:58
Zitat von: Scipio 2.0 am 09. September 2020, 14:23:24
Blumen Thesen scheinen mir selten wirklich durch dachte zu sein. Ich fand es ja schon Recht merkwürdig, als er zur Erklärung des Antisemitismus diese komische Story rund um Sem einen der (fiktiven) Söhne Noahs brachte.

Ich habe bei Herrn Blume regelmäßig den Eindruck, dass er bewusst oder unbewusst nur Argumente/Fakten oder Überlegungen betrachtet die seine Thesen stützen und alles andere ignoriert.

Zu Punkt 1: Ich denke schon, dass alle seine Thesen sehr durchdacht sind. Michael Blume ist intelligent, sehr gebildet und in wissenschaftlicher Arbeit erfahren.

Zu Punkt 2: Genau den Eindruck habe ich nämlich auch. Mir scheint, er macht zu einem gewissen Teil Bestätigungsforschung und legt die Teile so zusammen, dass sie zu seinen Thesen passen. Und weil er über einen sehr großen Wissensschatz verfügt, findet er auch immer das passende Teil.

Ich kann ihn allerdings niemals widerlegen, weil mir dazu enorm viel Material fehlt. Deshalb muss ich einfach davon ausgehen, dass er schon recht hat und ich meinen Unmut nur auf ein unzuverlässiges Bauchgefühl stützen kann.
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: celsus am 09. September 2020, 14:51:40
Zitat von: Sauropode am 09. September 2020, 13:53:23Machen das Religionen etwa nicht?

Eben das war auch mein Gedanke. Er hat ein übertrieben positives Bild von Religionen im Allgemeinen. Negative Beispiele, die er auch durchaus benennt, sind dagegen Einzelfälle. Dass Religion als System und Kirche als Institution schon ein großer Teil der Ursache vieler Probleme sein können, höre ich von ihm nicht.
Titel: Re: Gute Mythen, schlechte Mythen
Beitrag von: Scipio 2.0 am 09. September 2020, 15:24:38
Zitat von: Sauropode am 09. September 2020, 13:53:23Machen das Religionen etwa nicht?
Zitat
Eben das war auch mein Gedanke. Er hat ein übertrieben positives Bild von Religionen im Allgemeinen. Negative Beispiele, die er auch durchaus benennt, sind dagegen Einzelfälle. Dass Religion als System und Kirche als Institution schon ein großer Teil der Ursache vieler Probleme sein können, höre ich von ihm nicht.

Genau das ist doch der springende Punkt. Wenn ich die negativen Seiten von z. B.: Religion ignoriere und darüber Thesen aufstelle kommt notwendiger Weise nur halbgares Zeug bei raus und das meine ich mit nicht gut durchdacht.