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Deutsch => Unzufrieden mit einem Psiram-Artikel? => Thema gestartet von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:06

Titel: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:06
Ich habe mal wieder über den aktuellen Veganismus-Artikel gelesen und hatte nicht damit gerechnet, dass er nach einer Bearbeitung noch mehr Schwächen aufweisen könnte als schon vorher.
https://www.psiram.com/de/index.php/Veganismus

drei Beispiele:

1. Unter Ursprung heißt es:
ZitatFür einige anerkannte Glaubensgemeinschaften wie die Siebenten-Tags-Adventisten, deren Mitglieder maßgeblich zu den methodisch umstrittenen Positionspapieren der Academy of Dietics and Nutrition (ehemals American Dietics Association) beitrugen, ist eine vegetarische, möglichst vegane Ernährungsweise verpflichtend.[7]
Bezogen wird sich dabei auf diesen Blog-Artikel.
https://letthemeatmeat.com/tagged/American_Dietetic_Association
1.1 Zunächst mal ist es falsch zu behaupten, unter Siebten-Tags-Adventisten sei eine möglichst vegane Ernährungsweise verpflichtend(!).
Da die Siebten-Tags-Adventisten eine überdurchschnittlich gut untersuchte Bevölkerungsgruppe ist, weiß man ziemlich gut über deren Ernährungsgewohnheiten Bescheid. In der sogenannten Adventist Health Study 2 wurden 73 308 Teilnehmer untersucht. Anhand von quantitativen Fragebögen wurden diese in verschiedene Ernährungsgruppen eingeteilt. 28,9 % der Teilnehmer_innen waren Vegaterier_innen und 7,6 % waren Veganer_innen. Obwohl diese Zahlen überdurchschnittlich hoch sind, kann von einer Pflicht zu einer vegetarischen Ernährungsweise keine Rede sein.
Quelle: Orlich, M. J. et al.(2013) Vegetarian Dietary Patterns and Mortality in Adventist Health Study 2, https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2013.6473.
1.2 Zudem ist es falsch, dass das Positionspapier "methodisch umstritten" sei. Das gibt auch der Blog Artikel nicht her. Dieser geht kein einziges Mal auf die Methodik ein. Es wird darauf verwiesen, dass möglicherweise ein Bias vorliegen könnte.
Dazu zwei Anmerkungen:
1.2.1 Im verlinkten Artikel wird die für die Positionspapiere der AND verantwortliche Frau, Donna L. Wickstrom, zitiert. Demnach seien vornehmlich (aber nicht ausschließlich) vegetarische oder vegane Autoren aus der Organisation gewählt worden, um das Positionspapier zu formulieren, da sich diese am besten mit der Materie auskennen würden. Im Review-Prozess seien auch nicht-Vegetarier vertreten, um einem Bias entgegenzuwirken.
1.2.2 Wie dämlich müssten vegane (ethisch motivierte) Ernährungswissenschaftler_innen denn bitte sein, falsche Informationen in so ein Papier reinzuschreiben und damit die Gesundheit all der Menschen gefährden, die sich an ihre Ratschläge halten?

2. Im Kapitel "Veganismus aus ökologischen Gründen" geht es unter anderem um die FAO Studie: Livestock: On our plates or eating at our table?
Dabei werden die Ergebnisse der Studie im Veganismus-Artikel falsch dargstellt.
Im Psiram-Artikel heißt es:
Zitat6 Prozent aller Futtermittel, wie etwa Ernte-Reste und Nebenprodukte, wären für den menschlichen Verzehr überhaupt nicht geeignet. Eine Verwertung über den Tiermagen ist deshalb die einzige sinnvolle Alternative.
Dagegen heißt es in der Studie selbt:
ZitatResults estimate that livestock consume 6 billion tonnes of feed (dry matter) annually [...] of which 86% is made of materials that are currently not eaten by humans.
Zwischen Nahrungsmitteln/Futtermitteln, die momentan(!) nicht von Menschen gegessen werden zu Nahrungsmitteln/Futtermitteln, die für den menschlichen Verzehr "überhaupt nicht geeignet" sind, ist ein großer Unterschied.
Und ich möchte an dieser Stelle gar nicht in Abrede stellen, dass es momentan große Mengen an Pflanzen gibt, die für den menschlichen Verzehr tatsächlich nicht geeignet sind, wie Silage und Ölpresskuchen etc. und ich kann hier auch keine quantitativen Ergänzungen anführen (wenn man etwas nicht belegbar quantifizieren kann, lässt man es besser bleiben, Wink mit Zaunpfahl an den Autor des Psiram-Artikels), aber auf dieser Grundlage implizit zu behaupten, dass
2.1 diese hohe Produktion nicht für den menschlichen Verzehr geeigneter pflanzlicher Bestandteile zugunsten von essbarer verschoben werden könnte und
2.2 nur die Verwendung im Tiermagen sinnvoll sei, während Alternativen, wie Gärung und Verwendung als Dünger oder Nutzung zur Energiegewinnung für Teile dieser Pflanzenbestandteile ebenfalls infrage kämen.

3. In diesem Punkt will ich eben zwei unnötig polemische Inhalte des Psiram-Artikels aufführen und die Frage aufwerfen, ob das einem Verbraucherschutzportals würdig ist, ob das den Psiram-Artikel glaubwürdig macht.
3.1 Im Kapitel "Veganismus aus ökologischen Gründen" heißt es
ZitatVeganismus entwickelte sich von einem 'Randnahrungsmittelkult' zu einer milliardenschweren Industrie mit stark steigender Tendenz.
Dabei wird der reißerische Titel eines Artikels aus einem Boulevard-Blatt übersetzt und die Bezeichnung des "fringe food cult" übernommen, obwohl der zitierte Artikel selbst im gesamten Artikel nicht einmal weiter darauf eingeht, warum so eine Bezeichnung gerechtfertigt sei. Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass der Psiram-Autor nicht über die Schlagzeile hinaus gelesen hat. Redaktionell, sechs.
3.2 Die beiden Eingangs aufgeführten Bilder, die durch ihre Positionierung als Symbolbilder des Psiram-Eintrags wirken, sind ein weiteres Beispiel redaktioneller Schwäche, offensichtlicher Voreingenommenheit und polemischer Behandlung statt tatsächlich Aufklärung.
3.2.1 Das erste zeigt das Logo der ,,Vegan Society" und bezeichnet dieses als ,,Logo der Veganer". Damit wird impliziert, dass es sich beim Veganismus um eine Bewegung handele, die sich unter diesem Logo vereint habe. Dem ist nicht so. Die Vegan Society, obwohl sie der Urheber des Begriffes ,,vegan" und Herausgeber der heute in der veganen Bewegung gebräuchlichsten Veganismus-Definition ist, vereint keineswegs alle Veganer unter sich. Nicht wenige Veganer_innen haben nie Berührungspunkte zu dieser Organisation.
3.2.2 Das zweite Bild zeigt den Reichsbürger und Veganer ,,Andreas Goebel", der regelmäßig durch die Verbreitung zahlreicher verschwörungstheoretischer und geschichtsrevisionistischer Inhalte auffällt (siehe Sonnenstaatland-Wiki - Andreas Göbel https://wiki.sonnenstaatland.com/wiki/Andreas_Goebel). Abgebildet ist er dort mit nacktem Oberkörper und dem Eisernen Kreuz auf der Brust. Durch diese wenig repräsentative Persönlichkeit im Kopf des Psiram-Artikels wird der Veganismus so in scheinbare Verbindung mit Reichsbürger- und nationalistischem Gedankengut gebracht.

Ich habe nun eine gewisse Historie hier im Forum mit Hinweisen auf die eklatanten Mängel im Psiram-Artikel hinzuweisen. Und obwohl regelmäßig am Artikel herumgedoktert wird, wird er von Mal zu Mal schlimmer.
Die von mir in diesem Forums-Eintrag angebrachten Kritikpunkte sind noch immer alle nicht berücksichtigt:
https://forum.psiram.com/index.php?topic=16707.30

Es wird Zeit, dass sich jemand mal zusammenreißt und so einen Schund da nicht stehen lässt, denn am Ende ist das wohlmöglich mehr Verbrauchertäuschung als es Verbraucherschutz ist.
Ach, und bitte nutzt doch mal die Wayback-Machine für eure Quellen. Die ganzen toten Links sind ja kaum auszuhalten.

Gruß
Max Grassfed


Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 11:25:06
Mir ist ein Fehler beim Kopieren unterlaufen beim Zitat aus dem Psiram-Artikel unter Punkt 2.
Es heißt im Psiram-Artikel 86% nicht 6%.
Die Kritik an der falschen Wiedergabe der Studie hat aber nichts damit zu tun.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 17. Mai 2020, 11:39:56
Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:06
1.1 Zunächst mal ist es falsch zu behaupten, unter Siebten-Tags-Adventisten sei eine möglichst vegane Ernährungsweise verpflichtend(!).
Ähm, wo ist bei einer religiösen Gemeinschaft, um nicht zu sagen Sekte, der Unterschied zwischen ,,Empfehlung" und ,,Gebot"? Dass dieses Gebot nicht völlig bindend ist, sagt doch schon das ,,möglichst".

Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:06
überdurchschnittlich gut untersuchte Bevölkerungsgruppe [...]
Quelle: Orlich, M. J. et al.(2013) Vegetarian Dietary Patterns and Mortality in Adventist Health Study 2, https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2013.6473.

Über die Autorengruppe liest man dort:
ZitatAuthor information Copyright and License information Disclaimer
Schools of Public Health (Drs Orlich, Singh, Sabaté, Jaceldo-Siegl, Knutsen, Beeson, and Fraser, and Ms Fan) and Medicine (Drs Sabaté, Jaceldo-Siegl, Knutsen, and Fraser), Loma Linda University, Loma Linda, California

Über die Conflicts of Interests findet man:
ZitatConflict of Interest Disclosures: Dr Orlich reports receiving a small honorarium from the Northern California Conference of Seventh-day Adventists to partially defray travel expenses for a speaking engagement at which he gave an overview and update of Adventist Health Studies research and a small honorarium from the Southern California Conference of Seventh-day Adventists for a speaking engagement at which he lectured on lifestyle approaches for chronic disease prevention.

Das scheint doch ein bisschen ein understatement zu sein:
ZitatWhen reading studies that correlate vegan diets to good health, one will almost inevitably run into the authors Larry Beeson, Terry Butler or our two friends Joan and Winston. [...]

Turns out that every one of them works or graduated at Loma Linda University, which is owned by the Seventh-day Adventists. It even has it's own cozy on-campus church with around 7,000 members. You can look at the publications of dozens of other university members and will always find the same pattern. Apparently vegan diets are so healthy and their research methods so good that they can't even find contradictory data by chance, even though there are plenty of other studies and health organizations that find vegans to be deficient in several essential nutrients.
https://www.reddit.com/r/debatemeateaters/comments/eft7s8/the_seventhday_adventist_church_is_manipulating/
(da sind noch allerlei Links drunter, die ich mir jetzt zu sichten spare).
Wenn ich das recht verstehe: der religiöse Brotherr wäre wohl mit anderen Ergebnissen nicht so wirklich zufrieden.  :gruebel
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 13:19:59
@Peirsec:
ZitatÄhm, wo ist bei einer religiösen Gemeinschaft, um nicht zu sagen Sekte, der Unterschied zwischen ,,Empfehlung" und ,,Gebot"? Dass dieses Gebot nicht völlig bindend ist, sagt doch schon das ,,möglichst".
Wo kommt denn diese "Empfehlung" her? Ich habe derlei nicht finden können.
ZitatAdventists have made significant contributions to health reform in the United States since the 1800s, all so we can live healthier lives each day and be better able to serve God and others. Many Adventists stick to a vegetarian diet and abstain from alcohol and tobacco use.
https://www.adventist.org/church/what-do-seventh-day-adventists-believe/adventist-focus-on-lifestyle/

ZitatÜber die Autorengruppe liest man dort
Was haben Deine Ausführungen über die Autoren und deren mögloiche "Conflicts of interests" damit zu tun, dass die Probandengruppe hauptsächlich weder vegetarisch, noch vegan gelebt haben?
Ich habe mich überhaupt nicht dazu geäußert, ob ich deren Schlussfolgerung oder Methodik oder sonst was an der Studie für relevant oder richtig halte. Denn darum ging es mir überhaupt nicht.

Gruß
Max Grassfed
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 13:42:02
ZitatIch habe derlei nicht finden können.
Ich habe derlei nun finden können. Hier die Links zu den Artikeln, die ich zum Veganismus als "religiöse Empfehlung" der SDAs fand. Ob diese repräsentativ sind, oder ob es - wie anhand des geringen Anteils an Veganern unter den SDAs zu vermuten ist - eher eine Randmeinung ist, kann ich nicht einschätzen.
https://web.archive.org/web/20200517123012/https://www.pastortedwilson.org/questions-answers/does-god-only-save-vegans/
https://web.archive.org/web/20200517123242/https://www.adventistbiblicalresearch.org/materials/practical-christian-living/do-christians-have-be-vegetarian

Aber okay, geschenkt, die Möglichkeit eines Bias besteht. Aber ich beschrieb, wie dem vorgebeugt worden ist, wieso er also eher unwahrscheinlich ist.
Im Übrigen ist die A.N.D. mit den Adventisten als Autoren eine Ausnahme. Das hat man bei den Briten, den Italienern, den Kanadiern, den Australiern etc. nicht und auch die nehmen die gleiche Haltung dazu ein.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 17. Mai 2020, 15:09:38
Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 13:42:02Ich habe derlei nun finden können.
Ich hatte schon eine Antwort vorbereitet, die so beginnen sollte: ,,Also, wir wollen doch ernst bleiben, nicht?"  ;)

Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:061.2.2 Wie dämlich müssten vegane (ethisch motivierte) Ernährungswissenschaftler_innen denn bitte sein, falsche Informationen in so ein Papier reinzuschreiben und damit die Gesundheit all der Menschen gefährden, die sich an ihre Ratschläge halten?
Sie müssen nicht dämlich sein dazu. Es genügt ein religiöser/ideologischer Startpunkt. Pia fraus ist gut christlich, auch wenn zumindest die deutsche WP darüber kein Sterbenswort verliert. Bibelvers gefällig?
ZitatDenn so die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seinem Preis, warum sollte ich denn noch als Sünder gerichtet werden. Röm 3, 7

Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 08:35:063.2.1 Das erste zeigt das Logo der ,,Vegan Society" und bezeichnet dieses als ,,Logo der Veganer".
okay. Dieser Beschwerde könnte einfach abgeholfen werden. Als Unterschrift schlage ich dann statt ,,Logo der Veganer" vor: ,,Logo der Vegan Society".  8)

Zitat von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 13:42:02
Im Übrigen ist die A.N.D. mit den Adventisten als Autoren eine Ausnahme. Das hat man bei den Briten, den Italienern, den Kanadiern, den Australiern etc. nicht und auch die nehmen die gleiche Haltung dazu ein.

Hans-Harald Sedlacek: Selbstheilungskräfte und Arzneimittelwirkungen: Synergien und Grenzen, 2016, ein exzessiv bequelltes Buch, mein Treffer hier (https://books.google.de/books?id=M7uvDAAAQBAJ&pg=PA241&lpg=PA241&dq=Butler+TL+adventist&source=bl&ots=O6LsLQllTg&sig=ACfU3U3iIJMw5RZ-Xas0YDVX-lHL7W9tkw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjx_siLg7vpAhUQuRoKHalWDu4Q6AEwBnoECAcQAQ#v=onepage&q=Butler%20TL%20adventist&f=false):
ZitatAus amerikanischen Studien bei Adventisten liegen aus ca. 6 jähriger Beobachtungszeit Ergebnisse vor, dass Vegetarier gesünder und damit auch länger leben würden. [1234, 1235] Diese Aussagen konnten jedoch unter europäischen Verhältnissen nicht bestätigt werden. Denn in einer prospektiven Studie in Großbritannien an 60.310 Personen über kumulativ > 1 Millionen Jahre [1236]
[...]
Somit scheint zumindest für Europa zu gelten, dass durch den Konsum von Fleisch und/oder Fisch die Art der zum Tode führenden Erkrankung beeinflusst wird, nicht jedoch die Lebenserwartung.

Ich bin alles andere als ein Ernährungsexperte. Aber schon meine stichprobenartige Suche nach Literatur bringt mich nicht dazu, unseren Wiki-Artikel für falsch zu halten. Deine Einwände berühren nicht seine Substanz, soweit man sie nachvollziehen kann.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 15:26:19
ZitatIch bin alles andere als ein Ernährungsexperte. Aber schon meine stichprobenartige Suche nach Literatur bringt mich nicht dazu, unseren Wiki-Artikel für falsch zu halten. Deine Einwände berühren nicht seine Substanz, soweit man sie nachvollziehen kann.
Ich habe nicht gesagt, dass der Wiki-Artikel an sich falsch sei, sondern dass er redaktionelle Schwächen aufweist, dass er seine Quellen fehlerhaft wiedergibt und dass er gelegentlich mehr polemisch statt aufklärerisch ist.

Ich habe kein einziges Mal behauptet, dass eine vegane Ernährung gesünder sei oder sonst etwas. (Das steht im Übrigen auch nicht im Positionspapier der A.N.D.)
Ich habe nur auf weitere Schwächen verwiesen, ergänzend zu denen, die ich vor einigen Monaten bereits angeführt habe.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 17. Mai 2020, 18:02:21
Ich denke, ich weiß nun, wo das Missverständnis liegt. 1.2 bezieht sich nicht auf 1.1, sondern auf das Positionspapier der A.N.D.

Die in 1.1 erwähnte AHS2 Studie mag methodisch nur eingeschränkt aussagekräftig sein, sicherlich. Ist mir auch gleich. Mir ging es dabei nur um die Probandenzahlen und die Anteile der Veganer_innen darunter.

Aber der Psiram-Artikel behauptet (und das hatte ich mit 1.2 gemeint), dass das Positionspapier der A.N.D. methodisch umstritten sei. Dafür liefert der Psiram-Artikel keinerlei Belege. Auch der Blogeintrag tut das nicht.


Und ich sehe gerade, dass ich bei 2.1 ein "nicht" vergessen habe. (sry, für die Verwirrung, für die das sorgen könnte.)
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 18. Mai 2020, 10:59:38
ÄrzteZeitung vom 20. April 2020:
ZitatVegetarier haben in der Regel bessere Cholesterin-, Blutdruck- und Blutzuckerwerte als Fleischesser und bekommen wenig überraschend wesentlich seltener Herzkreislauferkrankungen. Darauf deuten mittlerweile mehrere Kohortenstudien. Ob das jedoch überwiegend am Fleischverzicht liegt, lässt sich kaum sagen, auch andere Verhaltensweisen - etwa viel Bewegung sowie ein insgesamt gesünderer Lebensstil - könnten dazu beitragen.

Viele Studien legen zudem nahe, dass vor allem das Herzinfarkt-, nicht aber das Schlaganfallrisiko unter Vegetariern reduziert ist. In der europäischen Kohortenstudie ,,European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition" (EPIC) war die Schlaganfallrate unter Vegetariern sogar um 20% höher als unter Omnivoren, hauptsächlich bedingt durch eine erhöhte Inzidenz von Hirnblutungen (plus 43 %). Der Effekt war bei Veganern sogar noch ausgeprägter, was darauf schließen lässt, dass es Menschen mit diesem Ernährungsstil an B-Vitaminen und wichtigen ungesättigten Fettsäuren mangeln könnte. Dafür spricht auch, dass Menschen, die zwar kein Fleisch, aber Fisch essen, in der EPIC-Studie kein erhöhtes Schlaganfallrisiko aufwiesen.
Das ist jetzt sicher noch keine zitierfähige Quelle, aber es wäre ein Ansatzpunkt zum Suchen.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 16:31:56
@Perisec
Du missverstehst mich noch immer. Wir reden aneinander vorbei. An keiner Stelle habe ich mich dazu geäußert, dass eine vegane Ernährungsweise gesundheitliche Vorteile bringe. Es ging mir nur um die falsche Darstellung der Quellen im Psiram-Artikel.

Es ging mir bei 1.1 darum, dass zwei Drittel der Adventisten weder Veganer noch Vegetarier sind (wenn man der AHS2 Studie glauben kann, dass sie repräsentativ für das Ernährungsverhalten der Adventisten ist) und eine Pflicht zu einer vegetarischen, oder möglichst veganen Ernährung daher praktisch nicht vorliegen kann.
Es geht mir nicht darum, ob vegetarisch oder vegan jetzt gesünder ist oder nicht. Die Adventisten denken das. Sollen sie das ruhig. Darum geht es mir aber nicht und darüber möchte ich auch nicht diskutieren, weil es mir egal ist.

Bei 1.2 ging es mir darum, dass das Positionspapier der A.N.D im Psiram-Artikel als methodisch "umstritten dargestellt" wird.
Dafür wird keinerlei Quelle geliefert. Es wird kein einziges Mal im für die Aussage des Psiram-Artikels zitierten Blog-Post "Let them eat meat" auf die Methodik des Positionspapiers eingegangen, sondern nur behauptet es könne ein Bias vorliegen (oder vielleicht etwas stärker, dem wäre sogar so).
Aber nicht mal diese aus meiner Sicht fragwürdige Aussage hat der Psiram-Artikel übernommen, sondern durch den Vorwurf methodischer Mängel noch einen oben draufgesetzt (wie gesagt, ohne Beleg).

Ich erklärte daraufhin, warum so ein Bias unwahrscheinlich ist:
Zum einen, weil laut verantwortlicher Person bei der A.N.D. (nicht Vegetarierin) darauf geachtet worden ist, nicht-Vegetarier als Reviewer einzusetzen. Zum anderen, weil die A.N.D. mit ihrer Position nicht alleine dasteht, sondern viele andere Ernährungsorganisationen ähnliche Positionen ausgegeben haben, ohne dass dort Adventisten unter den Autoren gewesen sind.

Die A.N.D und andere große Ernährungsorganisationen sagen nicht(!), dass eine vegane Ernährung gesünder ist.
Die A.N.D. hält eine gut geplante vegane Ernährungsweise für geeignet in allen Lebensphasen. Zu der Position kommen auch die Kanadier, die Australier, die Briten, die Italiener und weitere und auch wenn die DGE für Deutschland keine Empfehlung einer veganen Ernährungsweise für Schwangere und Kinder ausspricht, rät sie für andere Lebensphasen nicht explizit davon ab.



Also bleibt es dabei, dass die einzige Korrekturempfehlung, die Du anerkennst, ist, dass das Logo der vegan Society falsch beschriftet worden ist, oder wird auch auf die anderen initialen Anmerkungen in ihrer Substanz eingegangen?

Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 18. Mai 2020, 17:43:35
Zitat von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 16:31:56
@Perisec
Du missverstehst mich noch immer. Wir reden aneinander vorbei.

Die Freude ist da ganz auf meiner Seite.  :D

Ich erkenne weder an noch nicht an, ich kommentiere nur punktuell Deine Ausführungen. Wie gesagt, weder habe ich den Artikel geschrieben noch bin ich Ernährungsexperte.
ZitatPostings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram
Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 18:01:31
Zitatnoch bin ich Ernährungsexperte
Das ist auch irrelevant, weil ich mich nicht zu Ernährungsthemen geäußert habe (zumindest nicht bevor Du es getan hast), bzw. es mir nicht darum geht.

Zitatweder habe ich den Artikel geschrieben
Und Du bist auch nicht in der Position eine Änderung vorzunehmen oder zu veranlassen?
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 18. Mai 2020, 18:44:30
Zitat von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 16:31:56Es ging mir bei 1.1 darum, dass zwei Drittel der Adventisten weder Veganer noch Vegetarier sind (wenn man der AHS2 Studie glauben kann, dass sie repräsentativ für das Ernährungsverhalten der Adventisten ist) und eine Pflicht zu einer vegetarischen, oder möglichst veganen Ernährung daher praktisch nicht vorliegen kann.
Mir ist ein bisschen unklar, warum Du darauf herumhackst. Mit diesem Thema sind wir durch. In dem Blog, in dem Du keinen Hinweis auf methodische Umstrittenheit finden kannst. kommt weiter unten Robert L. Numbers zu Wort, (Ex-)Adventist in 4. Generation und weltweit – wenn auch in meinen Augen zu Unrecht – anerkannter Wissenschaftshistoriker. Er sagt:
ZitatSo if you're an Adventist, you're encouraged not to eat meat. But you can still be saved if you eat clean meat and fish – fish, if they have fins and scales, and mammals that chew their cud and have cloven hooves. It's the Old Testament Levitical rules.

Now, the only penalty for eating clean meat is that you cannot be translated, which is a term they use for going to heaven without seeing death. So if you eat meat, clean meat, you can be saved but you'll have to die. If you don't eat any meat, then you have the privilege of living through the worst period in the history of the earth, "the time of troubles." I've been thinking of setting up workshops encouraging all Adventists to eat one bite of meat so that they die before the time of troubles. That's a joke.
https://letthemeatmeat.com/post/6097619733/interview-with-an-ex-adventist-ronald-l-numbers
Du stirbst, wenn Du Fleisch isst (stimmt ja auch irgendwie). Aber die Sache wird doch von den Adventisten mit einem gewissen Nachdruck vertreten, findest Du nicht?

Zitat von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 16:31:56Bei 1.2 ging es mir darum, dass das Positionspapier der A.N.D im Psiram-Artikel als methodisch "umstritten dargestellt" wird.
Dafür wird keinerlei Quelle geliefert. Es wird kein einziges Mal im für die Aussage des Psiram-Artikels zitierten Blog-Post "Let them eat meat" auf die Methodik des Positionspapiers eingegangen, sondern nur behauptet es könne ein Bias vorliegen (oder vielleicht etwas stärker, dem wäre sogar so).
Aber nicht mal diese aus meiner Sicht fragwürdige Aussage hat der Psiram-Artikel übernommen, sondern durch den Vorwurf methodischer Mängel noch einen oben draufgesetzt (wie gesagt, ohne Beleg).
,,Methodisch umstritten" als Zusammenfassung dafür, dass die Autoren eines Papiers mit wissenschaftlichem Anspruch von etwas ganz anderem als Erkenntnisdrang motiviert sind und selektiv zitieren, ist IMHO völlig gerechtfertigt. Aber ich gebe zu, ich bin schon etwas gelangweilt, dass ich das sagen muss.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 18. Mai 2020, 18:49:20
Zitat von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 18:01:31
Und Du bist auch nicht in der Position eine Änderung vorzunehmen oder zu veranlassen?
Soweit ich das überblicke, gibt es hier keine Befehlskette. Erfahrungsgemäß lesen Autoren hier gelegentlich mit. Und wenn die Kraft Deiner Argumente sie nicht in Bewegung setzt ... dann tut sie es eben nicht.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Max Grassfed am 18. Mai 2020, 20:56:56


Zitat,,Methodisch umstritten" als Zusammenfassung dafür, dass die Autoren eines Papiers mit wissenschaftlichem Anspruch von etwas ganz anderem als Erkenntnisdrang motiviert sind und selektiv zitieren, ist IMHO völlig gerechtfertigt.
Ich denke, da liegst Du falsch.
Wieso sollte es selektives Zitieren sein?
Die Möglichkeit(!) eines Bias aufzuzeigen, bedeutet nicht, dass ein Positionspapier deshalb "methodisch umstritten" sei, dass deshalb "selektiv zitiert" worden sein muss.
Um die Einschätzung "methodisch umstritten" zu rechtfertigen, wäre es notwendig, dass jemand mit Ahnung und Standing im Fach bestreitet, dass die Methodik vernünftig ist. Das könnte Psiram dann zitieren. Aber es sich aus den Finger zu saugen ...

Aber da Ernährungsorganisationen rund um den Globus zu derselben(!) Einschätzung kommen wie die A.N.D., ist es sowieso hinfällig einen religiösen Bias zu unterstellen, denn diese Religion ist nicht(!) die Religion der Autoren des kanadischen, des britischen, des australischen, des italienischen, des portugiesischen und des deutschen Positionspapiers. (Ja, die DGE verneinen nicht, dass eine vegane Ernährung in Amerika auch für Schwangere und Kinder geeignet sei. Nur für DE empfehlen sie es nicht, da es zu der veganen Bevölkerung in DE zu wenig Daten gebe und da hier weniger Lebensmittel angereichert seien mit Mineralstoffen und Vitaminen.)

Also, wo bitte wurde "selektiv zitiert"?

Hier noch die Quelle zu der Aussage der DGE zu dem amerikanischen Positionspapier:
ZitatNordamerikanische Studien können zudem nicht zwangsläufig auf die deutsche Bevölkerung übertragen werden. In Nordamerika sind im Vergleich zu Deutschland grundsätzlich deutlich mehr mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel auf dem Markt. Daher ist die Versorgung mit den kritischen Nährstoffen in diesen Ländern gegebenenfalls einfacher zu realisieren. Diese Unterschiede in der Verfügbarkeit angereicherter Lebensmittel können u. a. die unterschiedliche Bewertung des möglichen Risikos für Gesundheitsstörungen bei veganer Ernährung erklären.
https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vegane-ernaehrung/#c2933[/i][/size]

Zitat[...]wenn die Kraft Deiner Argumente sie nicht in Bewegung setzt ... dann tut sie es eben nicht.
Schön. Dann lasse ich das jetzt so stehen. So ist im Zweifel zumindest nachlesbar, dass inhaltliche Kritik daran geübt worden ist.

Gruß
Max Grassfed
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: Peiresc am 27. Dezember 2020, 16:35:27
Passt vielleicht am ehesten hier; einen neuen Faden will ich dafür nicht aufmachen.

Interessantes Editorial in JAMA.
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2759201
Zitat
Backlash Over Meat Dietary Recommendations Raises Questions About Corporate Ties to Nutrition Scientists

Annals [Annals of Internal Medicine, ein high-impact-Journal] Editor-in-Chief Christine Laine, MD, MPH, saw her inbox flooded with roughly 2000 emails—most bore the same message, apparently generated by a bot—in a half hour. Laine's inbox had to be shut down, she said. Not only was the volume unprecedented in her decade at the helm of the respected journal, the tone of the emails was particularly caustic.

"We've published a lot on firearm injury prevention," Laine said. "The response from the NRA (National Rifle Association) was less vitriolic than the response from the True Health Initiative."
Und das will was heißen, wirklich.

ZitatThe True Health Initiative (THI) is a nonprofit founded and headed by David Katz, MD. The group's website describes its work as "fighting fake facts and combating false doubts to create a world free of preventable diseases, using the time-honored, evidence-based, fundamentals of lifestyle and medicine."

Subsequent news coverage criticized the methodology used in the meat papers and raised the specter that some of the authors had financial ties to the beef industry, representing previously undisclosed conflicts of interest.

But what has for the most part been overlooked is that Katz and THI and many of its council members have numerous industry ties themselves. The difference is that their ties are primarily with companies and organizations that stand to profit if people eat less red meat and a more plant-based diet. Unlike the beef industry, these entities are surrounded by an aura of health and wellness, although that isn't necessarily evidence-based.

[...]

Steven Novella, MD, founder and executive editor of the Science-Based Medicine website and a long-time critic of Katz, was more pointed in his assessment of the THI campaign against the meat articles. "It's a total hit job," Novella, a Yale neurologist, told JAMA. "They have a certain number of go-to strategies...in order to dismiss any scientific findings they don't like." One such strategy, he said, is to lodge accusations of "tenuous" conflicts of interest.
Ein leider zunehmend häufiger zu beobachtendes Phänomen. Die Ideologen, Religiösen, Cranks usw., und vor allem die Profiteure von solchen Gespinsten, bedienen sich wissenschaftlicher "Methodik", genauer: der wissenschaftlichen Terminologie. Ein täuschend aussehendes Mimikry; cargo cult science 2.0.
Titel: Re: Überarbeiter Veganismus Artikel mit noch mehr redaktionellen Schwächen
Beitrag von: ZKLP am 08. Januar 2021, 11:56:33
Update von der DGE:

https://dge.de/blog/2021/01/05/vechi-youth-studie/

ZitatDamit stuft die DGE die Beurteilungsgrundlage weiterhin als unzureichend ein und bleibt bei ihrer Position zur veganen Ernährung:

Eine vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindes- und Jugendalter wird von der DGE aufgrund des erhöhten Risikos für eine Nährstoff­unterversorgung sowie einen Nährstoffmangel und deren teilweise irreversiblen Konse­quenzen weiterhin nicht empfohlen.