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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Smalltalk => Thema gestartet von: LaDeesse am 21. Dezember 2017, 16:38:49

Titel: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: LaDeesse am 21. Dezember 2017, 16:38:49
Ex-Titanic-Chefredakteur Jörg Metes hat recherchiert:

So viele Prozesse, wie sie gewinnen würde, kann Necla Kelek gar nicht führen. Seit mehr als sieben Jahren ist über sie ein bösartiges Gerücht in Umlauf. Es wurde 2010 von Lamya Kaddor in die Welt gesetzt und wird seitdem ständig in Medien, Wissenschaft und Politik wiederholt.
https://www.ruhrbarone.de/lamya-kaddor-stalkt-necla-kelek/150052
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Peiresc am 21. Dezember 2017, 17:12:29
Normalerweise scheue ich mich, solche unerquicklichen Texte zu lesen, aber diesen habe ich bis zum Schluss durchgehalten.

Er stimmt sehr, sehr nachdenklich. Wie oft werde ich selber irgendwas wiedergeben, unbesorgt, wenn es nur meine eigene Meinung befestigt?

Eine großartige Recherche.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 21. Dezember 2017, 18:27:41
... und sehr aufwändig. :2thumbs:

Wenn man bedenkt, wie viele "gefühlte Wahrheiten" bzw. Gerüchte im Umlauf sind, kann man daran erahnen, dass es letztendlich unmöglich ist, sie alle zu widerlegen.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Lt.Havoc am 21. Dezember 2017, 20:23:24
Ich habe mir schon angewöhnt, zu mindestens bei englischsprachigen berichten angewöhnt, Snopes zu checken ob da was dran ist, und im deutschen gibt es a Mimmiaka (glaube ich so heißt das). Von dieser Sache die dort drüber geschrieben wird, hatte ich übrigens gar nichts mitbekommen.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Conina am 21. Dezember 2017, 23:52:59
https://www.salonkolumnisten.com/verlorene-ehre-necla-kelek/

Heute erschienen:

Zitat
Die verlorene Ehre der Necla Kelek

    Tobias Blanken 21. Dezember 2017

Sex, Tiere, Muslime – wenn ein verfälschtes Zitat über Jahre zur Diffamierung genutzt wird, dann gibt es mehr als nur ein Opfer.

Bei den Ruhrbaronen hat Jörg Metes in einer beachtlichen Fleißleistung nachgezeichnet, wie Necla Kelek über Jahre ein verfälschtes Zitat untergeschoben wurde, um sie als verbal übergriffige Muslimhasserin dastehen zu lassen. Benutzt wurde das verfälschte Zitat, das in unterschiedlichen Versionen zirkuliert, unter anderem von Cem Özdemir, Jakob Augstein, Aiman Mazyek, Daniel Bax und immer und immer wieder von Lamya Kaddor.

Der grundsätzliche Trick hinter den ganzen Zitat-Verfälschungen ist im Nachhinein leicht zu verstehen, im Eifer des Gefechts wird der verfälschende Charakter jedoch kaum einem aufgefallen worden sein, da von einem sehr ungelenken, in einem Fernseh-Interview gefallenen Zitat von Necla Kelek jeweils nur ein paar Wörter zurechtgebogen wurden. Kleine Veränderungen, die im ersten Moment irrelevant wirken, aber ihre eigentliche Aussage so entstellen, so verdrehen, dass das ursprünglich harmlose Zitat in seiner neuen Form vorzüglich als Mittel der Diskreditierung gegen Necla Kelek funktioniert.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Sauropode am 22. Dezember 2017, 00:06:01
Sauropode jr. hatte kürzlich so ein Erlebnis der 3. Art, als ihm bei einer Hochschulveranstaltung ein Journalist eines lokalen Käseblattes Fragen stellte. Die Antworten stellten den wohl nicht zufrieden und er stellte die Fragen dann anders, sodass Junior sich irgendwie genötigt fühlte, so zu antworten, dass seine Meinung nicht mehr richtig rauskam, was ihm aber nicht passte. Als der Journalist dann Antworten vorgab und auf ein Ja/Nein hinaus wollte, war es Junior zu viel und hat den Blödinn abgebrochen. Dabei ging es nur um das simple Thema, warum ein er ein nicht geschlechtstypischen Beruf wählte.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: celsus am 22. Dezember 2017, 00:09:28
Zitat von: Sauropode am 22. Dezember 2017, 00:06:01
Sauropode jr. hatte kürzlich so ein Erlebnis der 3. Art, als ihm bei einer Hochschulveranstaltung ein Journalist eines lokalen Käseblattes Fragen stellte.

Seit einmal drei Lokalkäseblattreporter irgendwas über mich schrieben, was sie sich auf Nachfrage einfach ausgedacht haben ohne je zuvor mit mir gesprochen zu haben oder mich auch nur gesehen zu haben, ist diese Zunft bei mir für immer ganz unten durch. Das ist das journalistische Prekariat, ohne Ausbildung, ohne Kodex, ohne Ethik, ohne Hirn.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: Omikronn am 29. Dezember 2017, 16:25:55
Ich vermute mal das liegt am Faktor "lokales Käseblatt".

Ich war mal Indirekt betroffen, resp. hatte unfreiwillig die Gelegenheit den Hintergrund einer Geschichte genau zu kennen nur um dann festzustellen dass eben im lokalen Käseblatt die Reporter einfach ihren Teil den sie sich ausdachten dazudichteten.
Titel: Re: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit
Beitrag von: RächerDerVerderbten am 29. Dezember 2017, 17:33:19
Zitat von: celsus am 22. Dezember 2017, 00:09:28
Seit einmal drei Lokalkäseblattreporter irgendwas über mich schrieben, was sie sich auf Nachfrage einfach ausgedacht haben

So mit deinem Namen, und rufschädigend?

PS: Als Stippie wurde ich mal verdonnert, für die Ferienlagerzeitung einen Text über das Sportfest zu schreiben. Die Tatsachenbeschreibung (öde, heiß, staubig, langweilig, irgendwer hatte auch noch kühle Getränke vergessen) konnt ich nicht abliefern, also hab ich mir ne typisch sozialistische Erfolgsmeldung abgerungen.

Seitdem mir das vor einigen Jahren wieder eingefallen ist, versteh ich auch Journalisten besser. ;D