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Deutsch => Andere Webseiten oder Medien => Thema gestartet von: celsus am 01. August 2017, 22:28:22

Titel: Das große Sterben
Beitrag von: celsus am 01. August 2017, 22:28:22
Gegenrede:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/insektensterben-krefelder-entomologen-verteidigen-ihre-zahlen-aid-1.6969850
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Scipio am 02. August 2017, 17:04:00
Zitat von: celsus am 01. August 2017, 22:28:22
Gegenrede:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/insektensterben-krefelder-entomologen-verteidigen-ihre-zahlen-aid-1.6969850

Davon habe ich schon vor ungefähr einen Jahr gehört. Da scheint eindeutig mehr dran zu sein! Es sollte dringend geklärt werden, was da genau vor sich geht.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 02. August 2017, 17:15:51
Sicher ist da was daran. Die Ursachen sind komplex, ich höre aber schon die üblichen Verdächtigen "Neonicotinoide" und "Glühfosat" schreien. Dabei wäre es angebracht, ans eigene Näschen zu fassen und zu hinterfragen, was die derzeitige Energiepolitik mit dem Biogaswahnsinn dazu beiträgt. Maismonokulturen für die noch der Ackerrandstreifen umgepflügt wird und fehlende Brachen sind wohl eine der Ursachen.

Das Wort "Insektensterben" aber ist grünpopulistisch und Panikmache.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Gimpel am 02. August 2017, 18:55:10
Hinweise auf mögliche lokale Faktoren gibt es auch:

ZitatDiese Untersuchung ist aber auch nicht auf ganz Deutschland oder gar die EU verallgemeinerbar, denn das untersuchte Naturschutzgebiet, der Orbroicher Bruch, ist mit nur 100 Hektar, also einem Quadratkilometer, ein relativ kleines Gebiet. In seiner Umgebung findet eine landwirtschaftliche Nutzung statt, die erst in jüngerer Zeit intensiviert wurde. Dass unter solchen Bedingungen vor allem aufgrund der vermehrten Nutzung von Pestiziden der Insektenbestand zurückgeht, ist leider verständlich. Aber eine Zunahme landwirtschaftlich genutzter Fläche ist kein allgemeiner Trend in Deutschland. Ganz im Gegenteil hat man seit Ende der 1980er Jahre Flächenstilllegungen betrieben und finanziell gefördert. Solche Maßnahmen wirkten sich nachweisbar positiv auf die ökologische Vielfalt aus.

https://www.novo-argumente.com/artikel/panikmache_um_sterbende_voegel (https://www.novo-argumente.com/artikel/panikmache_um_sterbende_voegel)
(Maisanbau für Biogasanlagen und dessen Auswirkungen wird im Artikel auch kurz behandelt)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Scipio am 02. August 2017, 19:24:53
Zitat von: Sauropode am 02. August 2017, 17:15:51
Sicher ist da was daran. Die Ursachen sind komplex, ich höre aber schon die üblichen Verdächtigen "Neonicotinoide" und "Glühfosat" schreien. Dabei wäre es angebracht, ans eigene Näschen zu fassen und zu hinterfragen, was die derzeitige Energiepolitik mit dem Biogaswahnsinn dazu beiträgt. Maismonokulturen für die noch der Ackerrandstreifen umgepflügt wird und fehlende Brachen sind wohl eine der Ursachen.

Das Wort "Insektensterben" aber ist grünpopulistisch und Panikmache.
Ich wollte mit Sicherheit keiner Panikmache Vorschub leisten. Ich bin der Meinung dass man mit Ruhe und Beständigkeit solchen Problemen wesentlich besser begegnen kann als mit Panik und Aufregung.

Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 02. August 2017, 19:34:00
Scipio, ich meinte doch nicht Dich.  :grins2:
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: mossmann am 03. August 2017, 11:07:48
Zitat von: Sauropode am 02. August 2017, 17:15:51
Das Wort "Insektensterben" aber ist grünpopulistisch und Panikmache.

Naja, also wenn doch etwas dran ist und von bestimmten Insekten 80 Prozent der Bestände verschwunden sind - dann kann man durchaus von Insektensterben sprechen.

Oder ab welcher Prozentzahl ist dieser Begriff legitim?

Populistisch finde ich übrigens eher den Wikipedia-Eintrag zu Insektensterben.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 03. August 2017, 12:13:52
Noch einmal: https://www.novo-argumente.com/artikel/panikmache_um_sterbende_voegel

Hier auch rtwas zu den 80%. Man belese sich.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 03. August 2017, 18:54:14
Man belese sich ist ja gut und schön. Aber im Grunde müsste man auch seine Quellen und deren Interpretationen überprüfen. Und dann hört es irgendwann auch für den engagiertesten Wahrheitsfinder auf.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: biomango am 04. August 2017, 13:29:57
eigentlich gehört das Thema Insektensterben in einen anderen passenderen thread, aber seis drum.
Ich wohne schon immer und lange  am Bodensee und bin viel draussen im Radradius von rund 50 km unterwegs.
Nach meinen Beobachtungen haben die Insekten (ausser Ameisen vll) in den letzten 40 Jahren massiv abgenommen.
Früher konnte man im Sommer bei Kunstlicht  kein Fenster  offen lassen, weil gleich dutzende Falter um die Lampe kreisten. Gleiches konnte man an Strassenlampen, besonders am See, beobachten. Wespen waren beim Essen auf dem Balkon ein ständiges Problem, dieses Jahr freue ich mich geradezu über eine einzelne alle paar Tage. Auch die Mauersegler und Amseln  sind selten geworden um nur einige Beispiele zu nennen.
Über die Ursache rätsle ich auch : Es gibt hier noch sehr grosse Schilfriede, Weideflächen, extensiv bzw unbewirtschaftete  Flächen wie Wälder, Weiden und Streuobst, die eigentlich genügend Lebensraum bieten, dazu immer mehr Blühstreifen entlang von Äckern. Die gab es schon immer aber heute werden sie nicht selten sogar mit Blütenpflanzen eingesät. Dass die Äcker heute bis zur Strasse/Weg reichen würden stimmt nach meiner beobachtung nicht. Viele Kommunen am See unterhalten auch Blütenwiesen , blühende Verkehrsinseln und Strassenränder und mähen nur noch nur 2x im Jahr.

Vielleicht sind wir auch bei einer Trendwende : Dieses Jahr, besonders im Frühjahr gab es mehr Amseln und  Schmetterlinge, auch seltenere wie Zitronen- oder Aurora- Falter
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Conina am 04. August 2017, 13:41:24
Bessere Hygiene dürfte einigen Insektenarkten auch die Nahrungsgrundlage entziehen.

Es leben ja nicht alle Krabbeltiere von Nektar.

Mülldeponien, Misthaufen, Nutztiere in Ställen
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 04. August 2017, 14:29:07
Und  sog. Unkräuter, denn das sind bei vielen Schmetterlingen die Futterpflanzen ihrer Larven. Dieses Jahr habe ich kaum noch Weißlinge gesehen, geschweige denn andere Tagfalter. 
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Bloedmann am 05. August 2017, 10:40:14
Von denen hier würde aber niemand 80% vermissen!
https://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2017/07/muecken-plage-berlin-brandenburg.html (https://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2017/07/muecken-plage-berlin-brandenburg.html)

Wobei ich ebenfalls sagen würde daß die Nächte ruhiger geworden sind. Kann aber auch sein, daß die eine Nachtigall die die ganzen Sommernächte immer direkt und ausschließlich vor unserem Fenster durchgeträllert hat endlich vom Habicht erwischt wurde. Aber ich bin auch bei dem Thema wahrlich kein Experte (https://www.youtube.com/watch?v=zmP08UBSqVI).

Zitat von: uran am 31. Juli 2017, 11:54:58
Alex Jones: Last Week Tonight with John Oliver
https://www.youtube.com/watch?v=WyGq6cjcc3Q (https://www.youtube.com/watch?v=WyGq6cjcc3Q)

Sehr empfehlenswert und auch sehr amüsant. John Oliver macht seinem Motto "Making fun of serious news" mal wieder alle Ehre. Schöne Vorstellung der Produkte die Jones so vertickt  ;D
Absolut! :2thumbs:
Sollte meiner Meinung nach auch unbedingt in die Linkliste:
https://www.psiram.com/de/index.php/Alexander_Emerick_Jones (https://www.psiram.com/de/index.php/Alexander_Emerick_Jones)
Besser entlarven geht nicht.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 05. August 2017, 11:53:03
Habel mal einen eigenen Faden draus gemacht.

Noch ein wichtiger Kommentar dazu:

Zitat,,Schleichende Katastrophe: Bis zu 80 Prozent weniger Insekten in Deutschland" – so oder ähnlich titelten am vergangenen Wochenende dutzende Printmedien und über einhundert Onlineportale. Dabei hätte eine kurze Recherche gezeigt: Die beeindruckende Zahl ist nicht belegt.
http://meedia.de/2017/07/18/angeblicher-insektenschwund-wie-die-medien-in-die-gruen-rote-wahlkampffalle-tappten/
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: lanzelot am 05. August 2017, 12:17:21
Diese Schlagzeilen sind, so verwunderlich nicht. Woher werden die lanciert, wer hat Interesse

Evtl. die Grünen? Die haben dezente Panik, dass sie durchgereicht werden. Und es wuppt dann immer nach der gleichen stereotypen Methodik, seit Jahrzehnten bewährt.
Knallige Schlagzeilen, Drama, Katastrophismus und Alarmismus in Reinkultur. Und am Ende stellt sich immer heraus, alles nur heiße Luft
Und das grün-assoziierte Wissenschaftler keine Probleme habe Daten zu verfälschen, würde mich nicht überraschen. Ist doch für das GUTE, dann sind falsche Daten richtig
Immer nur eine Frage der Perspektive.

Es äußern sich dann auch immer die üblichen Verdächtigen.
Und als nächstes werden die obligaten Protagonisten durch Talkshows geschleust, zum empören, betroffen kucken und faktenbefreiten Schwafeln.
Hat oft genug funktioniert. Und ich bin mir nicht sicher, ob da in eine Falle getappt wird oder ob das bewusst gemacht wird.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 06. August 2017, 10:10:18
Ein bemerkenswerter Beitrag zum Thema:

http://www.kunz.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Mathematisch-Naturwissenschaftliche_Fakultaet/Biologie/Institute/weitere_und_ehemalige_Dozenten/Prof._Dr._Kunz/dokumente/Full_Texte/Aktuelles/Molfsee2017_Vortrag.ppt
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Gurkerl am 06. August 2017, 16:02:19
ZitatEin bemerkenswerter Beitrag zum Thema:
Heftig!  Glaubwürdig? Glaub schon, weiß aber nicht. Es deckt sich jedenfalls mit meinen Beobachtungen in meiner Heimatstadt Wien, großer Artenreichtum auf den so genannten Gstettn - verwilderte mittlerweile ungenutzte Flächen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 01. September 2017, 15:13:12
Die 80% wurden zur Unstatistik des Monats erhoben:

http://www.rwi-essen.de/unstatistik/70/


Paralell dazu hat auch Udo Pollmer was dazu geschrieben. Typisch polemisch, aber mit interessanten Aspekten:

http://www.deutschlandfunkkultur.de/kolumne-ueber-artensterben-ruiniert-der-naturschutz-die.993.de.html?dram:article_id=394763
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Bloedmann am 18. Oktober 2017, 21:17:31
Nun ja.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/insektensterben-dramatischer-insektenschwund-in-deutschland-1.3713567 (http://www.sueddeutsche.de/wissen/insektensterben-dramatischer-insektenschwund-in-deutschland-1.3713567)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 19. Oktober 2017, 09:22:27
Ich hoffe, dass man ideologiefrei nach den Ursachen forscht....

Pestizide allein können es nicht sein. Pestizide werden seit den 60gern eingesetzt und damals in größerem Umfang als derzeit. Daher müsste der Trend bereits seit langem feststellbar sein. Offensichtlich scheint das aber ein aktuelles Problem zu sein.

Überdüngung: Auch hier müsste der Trend spätestens seit den 70ern feststellbar sein. Düngung, Eintrag über den Luftpfad (z.B. Verkehr, damals noch ohne Kat) waren schon damals schon sehr präsent. Auch das ist kein neues Phänomen. Zum Bsp. hatten Waschmittel damals Phosphate, wordurch es zur Eutrophierung von Gewässern kam.

Ich denke, es ist auch so, wie in ZKLPs Link: Die Landschaft hat sich so verändert, dass schlicht keine Lebensräume mehr vorhanden sind.

Hmmm, was hamwer noch? Chemtrails?  :police:

Sogar die so gescholtenen Tagebaue sind für einige Arten ein wertvoller Lebensraum. Ich habe seinerzeit auch Kippen und Halden kartiert. Das waren sehr vielfältige Bereiche mit kleinen Hügeln, Tümpeln, Erosionsflächen usw. mit Gebüschen, Offenflächen, sich entwickelten Trockenrasen, Steinhaufen (wichtig für Reptilien, ich wette, bei denen hat es auch einen Bestandseinbruch gegeben). Rebhühner habe ich da gesehen , Feldlerchen, Kibitze, Feldhasen, Orchideen. Doch der Bergbaubetreiber hat die Pflicht zur Re"natur"ierung, und was macht er? Pflanzt Bäume. Man kann aber auch versuchen, diese Bergbaulandschaft zu erhalten. Ab und zu mal ne Schafherde drüber, extreme Verbuschungen beseitigen. Doch da ist der Aufwand höher als wenn man einfach alles zupflanzt.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: celsus am 19. Oktober 2017, 11:40:09
Zitat von: Sauropode am 19. Oktober 2017, 09:22:27Offensichtlich scheint das aber ein aktuelles Problem zu sein.

Das ist doch offensichtlich: Laubbläser.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Nogro am 19. Oktober 2017, 12:07:37
ZitatSeit 1989 ist die Masse der Insekten in Deutschland dramatisch geschrumpft, belegt eine langjährige Untersuchung.
Sind die Ossis schuld? :o
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 19. Oktober 2017, 12:37:15
Zitat von: Nogro am 19. Oktober 2017, 12:07:37
ZitatSeit 1989 ist die Masse der Insekten in Deutschland dramatisch geschrumpft, belegt eine langjährige Untersuchung.
Sind die Ossis schuld? :o

Der Soli! Damit wurden die lodderigen Dörfer aufgeräumt!
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 19. Oktober 2017, 12:42:07
Neonicotinoide werden seit Beginn der 90er vermarktet. Sie werden über die Wurzel in die Pflanze aufgenommen und wirken, wenn Blätter angefressen bzw. ausgesaugt werden. Neonics sind auch langsam abbaubar. Könnte schon hinkommen.  :gruebel
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: mossmann am 19. Oktober 2017, 12:56:41
Zitat von: lanzelot am 05. August 2017, 12:17:21
Evtl. die Grünen?

Die Grünen sind an allem schuld! Lol.
Die Behauptung, dass die Grünen hinter dieser Zahl stecken und alles nur Wahlkampf ist, wurde übrigens als Propaganda-Trick der "Gegenseite" entlarvt.
Lässt sich ganz gut im Versionsverlauf des Wikipedia-Eintrages nachlesen.
Soweit ich weiß, wurde der Verfasser sogar wegen Vandalismus gesperrt.



Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Bloedmann am 19. Oktober 2017, 20:25:45
Zitat von: Sauropode am 19. Oktober 2017, 12:37:15
Zitat von: Nogro am 19. Oktober 2017, 12:07:37
ZitatSeit 1989 ist die Masse der Insekten in Deutschland dramatisch geschrumpft, belegt eine langjährige Untersuchung.
Sind die Ossis schuld? :o

Der Soli! Damit wurden die lodderigen Dörfer aufgeräumt!
Der Osten wurde doch entvölkert, nein nein ich habe da eine andere Theorie... (https://www.morgenpost.de/ratgeber/article208213539/Warum-Insekten-die-Nahrung-der-Zukunft-sein-koennten.html)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 19. Oktober 2017, 22:36:40
Man muss sich die neue Studie erst mal genau ansehen, so einfach ist das eben nicht: https://sciencefiles.org/2017/10/19/das-grose-insektensterben-oder-doch-nicht/
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 20. Oktober 2017, 07:38:35
Ich weiß, dass es nicht einfach ist, das habe ich in meinen vorherigen Postings auch immer gesagt. Zumindest die hiesige Population an Schmeißfliegen hat dank meiner Biotonne definitiv nicht gelitten.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 20. Oktober 2017, 08:01:45
Zitat von: eLender am 19. Oktober 2017, 22:36:40
Man muss sich die neue Studie erst mal genau ansehen, so einfach ist das eben nicht: https://sciencefiles.org/2017/10/19/das-grose-insektensterben-oder-doch-nicht/

Der Artikel mag zutreffend sein und deckt sich zumindest beim Querlesen mit meiner Einschätzung der Studie (http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809), die ich - auch wenn sie jede Menge interessante Information enthält - für einen weiteren geeeigneten Kandidaten für die Unstatistik des Monats halte.

Trotzdem halte ich sciencefiles.org für einen Anwärter für das Psiram-Wiki (die Forensuche liefert auf die Schnelle drei Threads zu sciencefiles). Sowas sollte man nur mit großem Vorbehalt referenzieren. Es gibt aber vermutlich bisher keine bessere Rezension zu der Studie?  :-\
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 23. Oktober 2017, 08:55:35
Bauer Willi hat mal die bisherige Ursachenforschung der 80 Millionen Bundestrainer Kommentatoren seines Blogs in einer übersichtlichen Liste aufbereitet. Bei aller Laienhaftigkeit sind ein paar interessante Denkansätze dabei:

http://www.bauerwilli.com/eure-kommentare-zum-insektensterben/

Teil 2 der Aufzählung finde ich besonders gelungen.  ;D

ZitatEtwas ,,ausgefallenere" Aspekte


  • Elektrosmog durch Funknetze
  • Chemtrails
  • Abbauprodukte von Flug-Kerosin
  • Deckel von der Bio-Tonne offen lassen
  • Verbraucher müssen nur noch Bio kaufen


Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 29. Oktober 2017, 09:29:30
Zitat von: ZKLP am 20. Oktober 2017, 08:01:45
Der Artikel mag zutreffend sein und deckt sich zumindest beim Querlesen mit meiner Einschätzung der Studie (http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809), die ich - auch wenn sie jede Menge interessante Information enthält - für einen weiteren geeeigneten Kandidaten für die Unstatistik des Monats halte.

Ups.  8)

http://www.rwi-essen.de/unstatistik/72/
ZitatDie Unstatistik des Monats Oktober ist eine Fortsetzung der Unstatistik aus dem August 2017. Damals hatten verschiedene Medien gemeldet, dass 80 Prozent der Insekten in Deutschland verschwunden seien: In zwei Fallen in einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld hatte man 1989 etwas mehr als ein Kilo Flug-Insekten gefangen, 2013, also 24 Jahre später, 80 Prozent weniger. Natürlich darf man aus einer lokalen Stichprobe vom Umfang zwei keine Schlüsse auf ganz Deutschland ziehen (siehe die Unstatistik August 2017).

Im Oktober ging dieses Thema aufgrund einer größeren Stichprobe nochmals durch die Medien (unter anderem im Tagesspiegel, im Deutschlandfunk, in der Welt und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Dort wird über eine Studie berichtet, die auf Daten von 63 Insektenfallen zurückgreift, die der Krefelder Verein zwischen 1989 bis 2016 aufgestellt hatte. Nach diesen 27 Jahren hatte man 76 Prozent weniger Insekten-Biomasse in den Fallen. Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken – wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.

Genauso wichtig für die Bewertung der ,,76 Prozent" ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: RainerO am 29. Oktober 2017, 15:04:47
Ich bin ja froh, dass nicht bereits 76,1% der Insekten verschwunden sind. Dann würde ich richtig Panik schieben.
Momentan würde ich mich schon damit zufrieden geben, wenn 100% der Fruchtfliegen in meiner Küche verschwinden würden.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 29. Oktober 2017, 18:30:27
Fruchtfliegen? Du Günstling! :ohnmacht:

Dieses Jahr hatte ich offenbarlich eine Brutstätte für Mücken im Schlafzimmer. :wut
Ich sach nur: zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz :schlaeger
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Peiresc am 29. Oktober 2017, 18:49:11
Zitat von: Schwuppdiwupp am 29. Oktober 2017, 18:30:27
Fruchtfliegen? Du Günstling! :ohnmacht:

Dieses Jahr hatte ich offenbarlich eine Brutstätte für Mücken im Schlafzimmer. :wut
Ich sach nur: zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz :schlaeger

Es werden radikale Lösungen (https://www.youtube.com/watch?v=Mr6za7HbP5Q) vorgeschlagen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 29. Oktober 2017, 19:32:36
Von diesen Zeitgenossen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bettwanze) hast Du das ganze Jahr über etwas. Und ihr Bestand ist auch nicht nicht um 80% geschrumpft, im Gegenteil, sie sind auf dem Vormarsch:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/parasit-bettwanzen-auf-dem-vormarsch-in-berlin-a-952682.html
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 29. Oktober 2017, 20:24:10
Es gibt echt kein Elend auf der Welt, das Forumskollegen nicht noch schlimmer machen könnten ... :'(
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Nogro am 29. Oktober 2017, 20:29:27
Und das auch noch:
http://www.pnn.de/potsdam/1228841/ (http://www.pnn.de/potsdam/1228841/)

Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Taniquel am 30. Oktober 2017, 18:24:17
Zitat von: Nogro am 29. Oktober 2017, 20:29:27
Und das auch noch:
http://www.pnn.de/potsdam/1228841/ (http://www.pnn.de/potsdam/1228841/)


schönes bild :D
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Conina am 01. November 2017, 12:30:18
https://www.salonkolumnisten.com/nun-spruehen-sie-wieder/

ZitatEin dritter Faktor, der den Insekten das Leben schwer macht, ist das Verschwinden von Lebensräumen, die Insekten gerne besiedeln: vegetationsarme Böden, die im Sommer schnell heiß werden, Überschwemmungsgebiete, Abbruchkanten, Schutthalden, Pfützen und Dreck wie Misthaufen, Kuhfladen, Aas, Müll und Dung. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Insekten Blumenwiesen, Blühstreifen und saftiges Grün lieben. Das sind Lebensräume für wenige Spezialisten. Die meisten Insekten sind Extremisten – ihre Larven lieben es karg und öde oder fett und stinkend, knochentrocken oder staunass, nicht aber über einen Zierrasen gesäte Bienenweide oder Insektenhotels, die Städter gern für das Nonplusultra des Insektenschutzes halten. Viele sind auf Futterpflanzen spezialisiert, die auf nährstoffreichen Blumenwiesen oder Blühstreifen gar nicht wachsen. Schmetterlinge mögen blühende Pflanzen in Parks und Ziergärten lieben, ihre Raupen dagegen brauchen ganz etwas anderes.

ZitatWer die Vielfalt der Insekten wirklich erhalten will, muss zweierlei fordern. Erstens muss weiter geforscht werden, um die Frage zu klären, ob Insekten tatsächlich verschwinden und wenn ja, welche und warum. Zweitens: Vernunft statt Populismus. Weder ein Verbot aller Pestizide noch Umstellung auf 100 Prozent Bio noch Blühstreifen und Lerchenfenster werden die von unseren Vorfahren in Zeiten von Hunger und Not geschaffenen wüsten Landschaften zurückbringen, auf denen die Artenvielfalt der Pflanzen und Insekten in Deutschland beruht. Es gibt nur einen Weg: Gebt Landwirten und Landschaftspflegern Flächen und Geld und lasst sie diese Biotope mit Hilfe ihrer Maschinen und ihrer Expertise wieder auferstehen – getrennt von intensiv genutzten Flächen. Überlasst die Truppenübungsplätze nicht der Natur, sondern den SUV-Fahrern und, liebe Gemeindeverwaltungen, macht einfach mal nichts: Für die Artenvielfalt ist es besser, wenn ihr eure Extrembiotope – Deiche, Verkehrsinseln und die Randstreifen der Wirtschaftswege – nicht mäht und wenn ihr Brachflächen einfach so lasst, statt sie in Parks zu verwandeln. Und auf der anderen Seite fördert bitte eine Landwirtschaft, die auf geringer Fläche hoch produktiv ist – mit Hightech und allen verfügbaren Technologien. Nur so kann Raum für Insekten und andere Tier geschaffen werden. Wenn ihr dann noch die Beleuchtung eurer Gemeinden insektenfreundlich gestaltet, gibt es auch wieder Insektenplagen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Bloedmann am 03. November 2017, 08:13:33
Wohin man schaut. Alles voll mit Experten:
http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/vis_a_vis/201711/176960.html (http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/vis_a_vis/201711/176960.html)
ZitatInsektensterben in Deutschland

Fliegen, Mücken und Wespen gehören sicher nicht zu den Tieren, die wir richtig gerne um uns haben. Aber ganz ohne diese Summer und Brummer wäre es auch nicht gut. Deshalb hat das kürzlich vorgelegte Ergebnis einer Langzeitstudie europäischer Forscher für ziemliches Erschrecken gesorgt. Danach hat sich die pure Menge - also das Gewicht - der über die Jahre in deutschen Naturschutzgebieten eingefangenen Fluginsekten von 1989 bis 2016 um 76 Prozent reduziert. Wie ist das zu erklären und was für Folgen kann dieser rapide Schwund haben? Darüber hat Marie Asmussen mit dem Berliner Insektenkundler Jens Esser gesprochen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Scipio am 05. November 2017, 18:24:39
Ich denke, der Artikel passt hier gut rein:

http://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-der-globalen-umwelt-geht-es-sehr-sehr-schlecht.694.de.html?dram:article_id=399896
ZitatDie Kohleverbrennung gehe fast ungebremst weiter und durch die Landwirtschaft würden Arten vernichtet, sagte der Klimaexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker im Dlf. "Wir müssen dringend ökologisch etwas tun, aber in allen politischen Verhandlungen geht es fast ausschließlich um Wirtschaft."
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: MrSpock am 06. November 2017, 09:03:40
Zitat von: Scipio am 05. November 2017, 18:24:39
Ich denke, der Artikel passt hier gut rein:

http://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-der-globalen-umwelt-geht-es-sehr-sehr-schlecht.694.de.html?dram:article_id=399896
ZitatDie Kohleverbrennung gehe fast ungebremst weiter und durch die Landwirtschaft würden Arten vernichtet, sagte der Klimaexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker im Dlf. "Wir müssen dringend ökologisch etwas tun, aber in allen politischen Verhandlungen geht es fast ausschließlich um Wirtschaft."

Klimaexperte:
ZitatNach dem Abitur 1958 in Göttingen absolvierte Weizsäcker ein Studium der Chemie und Physik an der Universität Hamburg, das er 1966 als Diplom-Physiker beendete. 1968 wurde er an der Universität Freiburg bei Bernhard Hassenstein mit einer Arbeit zum Formensehen der Bienen zum Dr. rer. nat. promoviert.
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Aber er hat noch eine andere, entscheidende Qualifikation:
ZitatSeit 2012 ist er Ko-Präsident des Club of Rome.[

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ulrich_von_Weizs%C3%A4cker
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Typee am 06. November 2017, 10:06:00
Zitat von: MrSpock am 06. November 2017, 09:03:40
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Er muss sogar Physiker sein. Der Studiengang zum Dipl.-Meteorologen - und heute zum entsprechenden Master-Grad - setzt das Grundstudium in Physik voraus. Im Hauptstudium folgt dann die Schwerpunktbildung, im hiesigen Sinne zur Meteorologie und Klimatologie hin. Was dieser Physiker genau erlernt hat, weiß ich jetzt nicht, aber von einem alten Schulspezi, der Dipl-Met. geworden ist, weiß ich, dass solide Physik mehr als nur nützlich für so etwas ist.

Der Kachelfrosch hingegen hat nichts dergleichen, darf sich aber trotzdem "Meteorologe" nennen. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt, nur einen entsprechenden akademischen Abschlusstitel darf er nicht führen.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: MrSpock am 06. November 2017, 11:55:19
Zitat von: Typee am 06. November 2017, 10:06:00
Zitat von: MrSpock am 06. November 2017, 09:03:40
Kann ein Physiker ein Klimaexperte sein? Ich habe die Expertise eher in Richtung Meteorologie gesehen.

Er muss sogar Physiker sein. Der Studiengang zum Dipl.-Meteorologen - und heute zum entsprechenden Master-Grad - setzt das Grundstudium in Physik voraus. Im Hauptstudium folgt dann die Schwerpunktbildung, im hiesigen Sinne zur Meteorologie und Klimatologie hin. Was dieser Physiker genau erlernt hat, weiß ich jetzt nicht, aber von einem alten Schulspezi, der Dipl-Met. geworden ist, weiß ich, dass solide Physik mehr als nur nützlich für so etwas ist.

Der Kachelfrosch hingegen hat nichts dergleichen, darf sich aber trotzdem "Meteorologe" nennen. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt, nur einen entsprechenden akademischen Abschlusstitel darf er nicht führen.

Vielen Dank für die Erläuterung, mir war das nicht ganz klar. :prosit
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Cornus am 28. November 2017, 15:01:44
Bauer Willi über englische Insekten:
http://www.bauerwilli.com/englische-insekten/ (http://www.bauerwilli.com/englische-insekten/)

Die Viecher sind auf der Insel anscheinend nicht so leicht tot zu kriegen wie in deutschen Naturschutzgebieten.   ;)

Zitat
In der Veröffentlichung des Rothamsted Research Institute beschreiben die Wissenschaftler die Entwicklung an vier unterschiedlichen Standorten: Hereford, Rothamsted, Starcross und Wye. Wer sich mit Google Maps auskennt, kann sich die Landschaft von oben ansehen. Es handelt sich um ackerbaulich geprägte Regionen ohne erkennbare Besonderheiten. Die englischen Forscher haben herausgefunden, dass die Insektenmasse, also das bloße Gewicht, an einem Standort zurückgegangen ist, an zwei Standorten unverändert blieb und an einem Standort zugenommen hat. Ein genereller Trend lässt sich aus diesen Ergebnissen nicht ableiten.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 16. Mai 2018, 18:27:11
Falls wer ein paar Stunden Lesestoff braucht:

Sehr differenziete und sachliche Expertenanhörung zum Thema "Insektensterben" im sächsischen Landtag.

http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=50320&dok_art=APr&leg_per=6&pos_dok=&dok_id=245284

Zum Querlesen: Ab Seite 80 kommen die PPTs.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Daggi am 16. Mai 2018, 19:35:43
War mit dem Auto gerade im Auto nach Norden gefahren und 600 km in Schleswig-Holstein unterwegs, und die Scheibe ist wie früher voller toter Insekten gewesen. Große Brummer fehlten allerdings, fast nur Mücken. Ich war noch in einem Wald spazieren und beim Telefonieren mit dem Handy haben ich sage und schreibe 2 Mücken eingeatmet. Also da oben ist aktuell einiges an Insekten los. In den nächsten Tagen muss ich nach Niedersachsen. Da werde ich auch etwa 400 km rumfahren und dann kann ich von da berichten. (ist alles natürlich rein anekdotisch und nicht repräsentativ gemeint)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 16. Mai 2018, 19:49:21
Mein kleiner Garten beherbergt einen Komposthaufen. Da sind unter anderem auch die Larven vom Goldglänzenden Rosenkäfer (https://de.wikipedia.org/wiki/Goldgl%C3%A4nzender_Rosenk%C3%A4fer) drin. Die Käfer sah ich dieses Jahr auch fliegen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren beobachte ich auch wieder mehr Tagfalter.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ajki am 16. Mai 2018, 20:14:14
Zitat von: ZKLP am 16. Mai 2018, 18:27:11
Lesestoff

Vielen Dank. In der Masse durchaus anregend zum weiteren Bedenken.

An sich ist es natürlich immer nur eine Auseinandersetzung bestellter Experten. Das bedeutet natürlich zwangsläufig, dass keine Ergebnisdiskussion unter Fachleuten stattfindet (-finden kann), sondern (parteipolitisch) positional argumentiert wird. Was natürlich letztlich für das Thema nichts bringt - außer vielleicht, dass die politische Seite sich irgendwie durchringen könnte, Geld für Forschungsprojekte auszuspucken. Da bleibt das Problem aber wie schon besprochen erhalten auf lange Zeit, weil neben dem Riesenproblem, wie man überhaupt zu "sauberen" Daten kommen kann in Verbindung mit dem Riesenaufwand, den das in jedem Fall bedeutet, der Sachverhalt der fehlenden Daten der Vergangenheit ja komplett erhalten bleibt. Bis dann ein gutes (überregionales) Forschungsvorhaben überhaupt anständige (Trend-) Daten liefern würde, vergingen auf jeden Fall erst mal wieder Dezennien (ich schätze, es müssen schon 30 Jahre sein - mindestens).

Eine Kleinigkeit fiel mir auf. Der Senckenberg-Vertreter (von wem auch immer berufen) argumentiert auf einer Folie ("Beispiel Herbizide", S. 118) unter "Nebenwirkung (von Glyphosat)" mit: "Bienen (Herbert et al. 2014)". Das wäre etwas "Neues", wenn irgendjemand tatsächlich irgendwas nachgewiesen hätte hinsichtlich Glühfosaht.

Gemeint ist wohl:
Effects of field-realistic doses of glyphosate on honeybee appetitive behaviour (http://jeb.biologists.org/content/217/19/3457.long#sec-2)
Lucila T. Herbert, Diego E. Vázquez, Andrés Arenas, Walter M. Farina
Journal of Experimental Biology 2014 217: 3457-3464; doi: 10.1242/jeb.109520

Aus dem abstract:
Zitat... Altogether, these results imply that GLY at concentrations found in agro-ecosystems as a result of standard spraying can reduce sensitivity to nectar reward and impair associative learning in honeybees. However, no effect on foraging-related behaviour was found. Therefore, we speculate that successful forager bees could become a source of constant inflow of nectar with GLY traces that could then be distributed among nestmates, stored in the hive and have long-term negative consequences on colony performance.
(Hervorhebung hinzugefügt)

Wenn man sich die results selbst anschaut, dann ist das abstract noch "strikt" formuliert. Der Text und die Auswertungen sind noch weit labbriger.

Da kann man sich dann doch wohl wieder hinlegen.

(Mal abgesehen davon, dass es bei den "Bienen" der Studie natürlich um die Honigbienen geht - mithin natürlich wie immer zu Forschungsvereinfachungszwecken um handle-bare Zuchttiere und nicht um die "Problem-Insekten", um die es an sich weltweit überhaupt geht)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Typee am 18. Mai 2018, 19:42:03
Mit dem echten oder nur gefühlten Schwund ist es so eine Sache. Es ist nicht selten, dass es unter biologischen Arten Populationszyklen gibt, bei Insekten kann man wegen der schnellen Generationenfolge sogar ziemlich leicht feststellen, dass sich auch bei einzelnen Arten oft mehrere unterschiedlich lange Zyklen einander überlagern. Haben die Zyklen einigermaßen gleichmäßige Zeitdauern, dann treten nicht nur innerhalb der Arten, sondern auch unter den Populationen mehrerer Arten Resonanzen auf - irgendwann kumulieren die Tiefpunkte mehrerer Arten binnen einem oder zwei Jahren und spiegeln ein plötzliches großes Aussterben vor, wo eigentlich gar keines ist, sondern nur eine Anhäufung regelmäßig auftretender Minima. Wie oft so etwas im Laufe vieler Jahre auftritt ist eine Multiplikationsaufgabe, sonst nichts. Anscheinend möchte oder kann das gerade keiner nachrechnen. Und einen Bremsfaktor wollen wir auch nicht vergessen: schwinden die Bestände an Insekten, dann wird auch das Nahrungsangebot für deren Fressfeinde knapper und fördert so über deren Dezimierung die Erholung der geschwundenen Insektenbestände.

Das Windschutzscheibenargument bzw. der Hinweis auf die bessere Aerodynamik moderner Autos hat mich dagegen nie wirklich überzeugt. Mein Radfahrerkopf war letztes Jahr nicht aerodynamischer als in den Jahren vorher, und die geringe Insektenmenge war da schon spürbar. Heuer knallt es aber auch wieder deutlich öfter gegen die Sonnenbrille.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 18. Mai 2018, 20:30:45
Bemerkenswert hinsichtlich solcher Vermehrungszyklen sind die sog. 17-Jahres-Zikaden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Magicicada#Die_Periodik_der_Zikaden
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Scipio am 23. Mai 2018, 20:12:10
Mark Benecke zum Thema Insektensterben:

https://www.youtube.com/watch?v=EBarH8H9MLE
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 23. Mai 2018, 23:36:42
Zitat von: Scipio am 23. Mai 2018, 20:12:10
Mark Benecke zum Thema Insektensterben:

https://www.youtube.com/watch?v=EBarH8H9MLE

Eine GWUP-Mitgliedschaft schützt vor Torheit nicht.
In 6 oder 7 Jahren haben wir keine Insekten mehr (@7:45)?!
Vier Fünftel der von den Krefeldern erfassten Arten sind in den letzten Jahren ausgestorben (@9:50)?!

Letzteres hier noch mal zum Nachlesen:
Zitat von: http://wiki2.benecke.com/index.php?title=InsektensterbenNach den neuesten Daten (Stand Februar 2018) sind vier von fünf Insektenarten in den letzten fünfzehn Jahren in Deutschland ausgestorben.

Ähm, nein:
Zitat von: https://www.spektrum.de/wissen/es-gibt-wenig-daten-aber-das-insektensterben-ist-eindeutig-besorgnis-erregend/1548199Laut Bundesamt für Naturschutz weisen von 7800 der mindestens 33 000 Insektenarten in Deutschland, deren Populationstrends genauer untersucht wurden, 42 Prozent im langfristigen Vergleich einen negativen Trend auf. Knapp 3000 Arten stehen in einer "Gefährdungskategorie" – 358 gelten als ausgestorben oder verschollen, 745 als extrem selten, 1029 als sehr selten und 1922 als selten.





Apropos Benecke und Insektensterben:
https://www.change.org/p/rewe-stoppen-sie-den-verkauf-des-insektenburgers
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 24. Mai 2018, 08:08:17
Wer untersucht die Populationstrends von 33 000 Insektenarten genauer? Da müssen ja massenweise Leute damit beschäftigt sein. Hat man nie etwas davon gehört. Wo sind die Ergebnisse veröffentlicht?
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 24. Mai 2018, 13:42:55
Ich gehe davon aus, dass Benecke - wie immer - streng wissenschaftlich und objektiv begründet (hat ja auch immer seinen Scherlock-Hut auf, nichwa). Wahrscheinlich hat er seine Feststellung daran ausgemacht, dass früher viel mehr Gewürm und Krabbeltier an/in Leichen zu finden war. Entweder die stürben aus oder die sind heute eher vegan unterwegs. Is eh besser.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 24. Mai 2018, 13:46:49
Oder die treiben sich alle in meiner Biotonne herum. Sieht jedenfalls so aus.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 24. Mai 2018, 13:48:56
Die Leichen gehören ja auch in die Restmülltonne :police:
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 24. Mai 2018, 13:53:47
Und manche zusammen mit den anderen Flaschen in den Altglascontainer.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ajki am 24. Mai 2018, 15:56:30
Etliche News-Outlets machen derzeit Artikelstrecken auf Grundlage einer Presseveröffentlichung der "Nationalen Akademie der Wissenschaften" auf. Ein Beispiel für die News mag die Süddeutsche mit einem online-Artikel vom 24.5.2018 sein (http://www.sueddeutsche.de/wissen/pestizide-in-der-landwirtschaft-ran-ans-gift-1.3990012) - wieder keine Panik: der Artikel kommt aus dem "Wissen"-Ressort und nicht aus dem Dunstkreis von Liebrich.

Im Grundsatz geht es um ein Diskussionspapier einer Expertengruppe der Leopoldina namens:

Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes (2018) (https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/der-stumme-fruehling-zur-notwendigkeit-eines-umweltvertraeglichen-pflanzenschutzes-2018/) [Seite der Leopoldina zur Veröffentlichung]

(Wenn da nicht mal was "klingelt" bei "Der stumme Frühling".......)

Direktdownload der pdf: https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2018_Diskussionspapier_Pflanzenschutzmittel.pdf

Presseerklärung der Leopoldina vom 23.5.2018:
https://www.leopoldina.org/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/press/2539/

Hinter der "Expertengruppe" steckt die "Kommission Umwelt" der Leopoldina:
https://www.leopoldina.org/politikberatung/wissenschaftliche-kommissionen/umwelt/
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Tezcatlipoca am 24. Mai 2018, 15:58:26
Zitat von: Daggi am 16. Mai 2018, 19:35:43
War mit dem Auto gerade im Auto nach Norden gefahren und 600 km in Schleswig-Holstein unterwegs, und die Scheibe ist wie früher voller toter Insekten gewesen. Große Brummer fehlten allerdings, fast nur Mücken. Ich war noch in einem Wald spazieren und beim Telefonieren mit dem Handy haben ich sage und schreibe 2 Mücken eingeatmet. Also da oben ist aktuell einiges an Insekten los. In den nächsten Tagen muss ich nach Niedersachsen. Da werde ich auch etwa 400 km rumfahren und dann kann ich von da berichten. (ist alles natürlich rein anekdotisch und nicht repräsentativ gemeint)
Sowas ist uns auch schon aufgefallen - fast immer saubere Scheibe vorn. Schon ungewöhnlich.
Auch seltsam, keine Fliegen in der Wohnung. Wo sind die bloß geblieben.
Vorhin am Straßenrand eine Biene gesehen, die lief dort im Kreis herum.  :skeptisch:

Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 24. Mai 2018, 16:15:32
Zitatkeine Fliegen in der Wohnun

Die können auch nicht bei Dir sein, die sind ja schon in meiner Biotonne.  ;D
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Tezcatlipoca am 24. Mai 2018, 16:40:34
Zitat von: Sauropode am 24. Mai 2018, 16:15:32
Zitatkeine Fliegen in der Wohnun

Die können auch nicht bei Dir sein, die sind ja schon in meiner Biotonne.  ;D
:laugh:
Mail mir ein paar davon. Ohne Fliegen ist es echt langweilig.  ::)
Ist doch wirklich spannend, zu versuchen, die Exemplare, die auf dem Monitor rumspazieren, mit dem Mauszeiger, aufzuscheuchen. ;D
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 24. Mai 2018, 17:53:17
Zitat von: ajki am 24. Mai 2018, 15:56:30Im Grundsatz geht es um ein Diskussionspapier einer Expertengruppe der Leopoldina namens:

Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes (2018) (https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/der-stumme-fruehling-zur-notwendigkeit-eines-umweltvertraeglichen-pflanzenschutzes-2018/) [Seite der Leopoldina zur Veröffentlichung]

Der Vollständigkeit halber die Stellungnahme der Agrarmafia:
https://www.iva.de/newsroom/pressemitteilungen/denkanstoesse-fuer-den-pflanzenschutz
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 24. Mai 2018, 22:04:26
Bauer Willi hat sehr schön seine eigene Betrachtung zu diesem Thema dargelegt. Die Veränderungen der Landschafts- und Nutzungsstrukturen im Umfeld des untersuchten Naturschutzzgebietes erklären meiner Meinung nach sehr gut die Abnahme der Insekten in dem besagten Gebiet: https://www.bauerwilli.com/warum-weniger-insekten-in-orbroich/

Und das dürfte nicht nur dort das Problem sein. In Verbindung mit zu viel ,,Ordentlichkeit", also so etwas wie fehlenden Misthaufen, gammeligem, alten Holz, offenen Sandflächen, verunkrauteten und ungemähten Flächen dürfte das Phänomen des Insektensterbens auch ohne die bösen Gifte zu einem großen Teil zu erklären sein.

Ich durfte heute mal nach langer Zeit wieder so einen Zeitgenossen in meinem Garten beobachten: http://www.insektenbox.de/kaefer/geweic.htm
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Tezcatlipoca am 02. Juni 2018, 18:57:39
Zitat von: Sauropode am 24. Mai 2018, 16:15:32
Zitatkeine Fliegen in der Wohnun

Die können auch nicht bei Dir sein, die sind ja schon in meiner Biotonne.  ;D
Eine ist hier angekommen.
Wir haben heute morgen zusammen gefrühstückt.  :angel:
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 30. Juli 2018, 21:31:30
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=256412541842055&set=a.107165823433395.1073741827.100024199326563&type=3

ZitatProtestmail an den Deutschen Bundestag (mail@bundestag.de) wegen Falschauskunft des Bundesumweltministeriums an den Bundestag bezüglich der Wildbienen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beziehe mich auf dieses Dokument: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/077/1807705.pdf
und hier speziell den Satz in der Antwort der Bundesregierung: ,,Es gibt rund 560 Wildbienen-Arten in Deutschland, die in den Roten Listen (2012) bewertet wurden, davon sind 39 Arten ausgestorben oder verschollen." auf die Frage hin:
,,1. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Situation von Bestäuber-Insekten, vor allem von Wildbienen und Schmetterlingen in Deutschland seit den 1980er Jahren entwickelt?
a) Wie viele heimische Wildbienen- und Schmetterlingsarten sind seit den 1980er Jahren ausgestorben?

Es steht hier ganz deutlich, ,,Wie viele heimische Wildbienen- und Schmetterlingsarten sind seit den 1980er Jahren ausgestorben?

Laut Roter Liste ist seit den 1980er Jahren genau eine Wildbienenart ausgestorben, und zwar 2001, da wurde die letztmals gesichtet. Das Umweltministerium und das BfN führen zwar sehr oft diese 39 ausgestorbenen Arten an, sagen aber nie, wann sie denn letztmals gesichtet wurden.

Von den ,,39 ausgestorbenen Wildbienenarten" ist die früheste schon 1818 ausgestorben (bzw. ,,Jahr des letzten Nachweises" - also lebend gesehen)! Von den 39 Arten sind fünf schon vor 1900 ausgestorben, 28 zwischen 1900 und 1960, fünf zwischen 1961 und 1974 und die letzte 2001. Von 1967 bis 2001 wurden neun Wildbienenarten neu entdeckt und weil sie so selten sind, kamen sie gleich in die rote Liste.

Ich bitte darum, diese einen falschen Eindruck erweckende Zahl aus der Welt zu nehmen oder, falls die Rote Liste fehlerhaft sein sollte, die korrekten Daten da einzuspeisen.

Mit freundlichen Grüßen: Georg Keckl

Bild: Auszug aus der Roten Liste:
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 28. Februar 2019, 07:27:11
http://www.dlr.de/tt/fluginsekten

ZitatDie aktuelle Diskussion über einen Rückgang der Fluginsekten sowie Berichte über Effizienzverluste von Windkraftanlagen aufgrund von Verschmutzungen der Rotorblätter mit Insektenresten legen eine Überprüfung beider Phänomene bezüglich eines möglichen Zusammenhangs nahe. Erste Recherchen ergaben, dass ausgewachsene, flugfähige Insekten kurz vor der Eiablage in großen Schwärmen hohe, schnelle Luftströmungen aufsuchen, um sich vom Wind zu entfernten Brutplätzen tragen zu lassen. Die Jahrmillionen alten Pfade, die sie dabei nutzen, werden seit etwa 30 Jahren zunehmend von den Rotoren großer Windkraftanlagen gesäumt, deren Rotorblätter mit Blattspitzengeschwindigkeiten von mehreren hundert Stundenkilometern die Luft durchschneiden, wobei eine bisher unbekannte Menge an Fluginsekten verletzt wird.

Im Rahmen der Studie wurde eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt, um das Verständnis möglicher Wechselwirkungen von Fluginsekten und Windparks zu vertiefen. Interdisziplinäre Informationen aus Entomologie, Windenergietechnik und Atmosphärenphysik wurden ausgewertet, um erste Erkenntnisse über diese Zusammenhänge zu gewinnen. Weiterhin wurde eine Modellanalyse durchgeführt, um den saisonalen Luftdurchsatz und die durch die Rotoren des deutschen Windparks getragene Menge an Fluginsekten sowie die dabei entstehenden Schäden in erster Näherung zu quantifizieren.

https://www.dlr.de/tt/Portaldata/41/Resources/dokumente/st/FliWip-Final-Report.pdf
ZitatModel calculation of the amount of insect biomass that traverses wind rotors during operation provides a first estimate of the order of magnitude of 24,000 tons of insects crossing the German wind park throughout the summer season. Based on conservative model assumptions, five percent of the insects flying through a rotor could be actually damaged. The related loss of 1,200 tons per year since more than fifteen years could be relevant for population stability.

Wenigstens in diesem Szenario trifft der Begriff "Insektensterben" zu.^^
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 28. Februar 2019, 08:34:03
Hm, seit wann gibt es das Insektensterben und seit wann großflächige Windparks?

Und im Vergleich dazu, seit wann werden Insektizide in der Landwirtschaft eingesetzt?

Das Problem ist sicher komplex.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Conina am 01. März 2019, 11:44:47
https://schillipaeppa.net/2017/10/23/insektensterben-alles-scheise/
Ein ganzheitlicherer Ansatz, das Thema anzugehen.
(Lichtverschmutzung, Sauberkeit, Flächenversiegelung etc.)
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Conina am 01. März 2019, 11:52:31
Ach, die Susanne Günter ist echt gut im Wühlen und Finden. Auch über sie gefunden:

https://ecologyisnotadirtyword.com/2019/02/16/insectageddon-is-a-great-story-but-what-are-the-facts/

Zitat
Insectageddon is a great story. But what are the facts?
February 16, 2019Manu Saunders   

Hype is an ineffective communication strategy, especially when based on limited facts. There are many elements to effective communication – simply raising awareness about a problem is not enough if audiences don't engage with the facts and participate in developing solutions.

The latest instalment in the Insect Armageddon saga is out. I wasn't going to write about it. After my previous posts, I didn't want to sound like a stuck record. But I've had a few media requests, some from journalists who found my original blogs. Most journalists I spoke to have been great, and really understand the importance of getting the facts straight. But a few seemed confused when they realised I wasn't agreeing with the apocalyptic narrative – 'other scientists are confirming this, so why aren't you?'...
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Sauropode am 01. März 2019, 20:00:36
Es ist natürlich ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet die selbsternannten Umweltschützer eine der größten Naturzerstörungen in der letzten Zeit auf dem Gewissen haben.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Zinkspray am 02. November 2019, 05:22:41
https://www.forstpraxis.de/studie-zum-insektenrueckgang/

Es geht weiter.

Studie hab ih noch nicht gelesen. Aber mal wieder vollmundige Ansagen in der Presse. Die im Leben nnicht stimmen können. Ein drastischee Rückgang der Insektenpopulationen in Deutschland zwischen 2008 und 2017 ist etwas, was hinten und vorne nnicht ins Bild passt. Welche Ursachen sollte es dafür geben. Wie kann man überhaupt in einem so kurzen Zeitraum so einen Trend etablieren, und es glaubt doch hoffentlich niemand, dass es irgendwie normal und nschvollziehbar wäre dass wir jetzt alle 9 Jahre nur mehr 33% so viele Insekten auf offenen Flächen vorfinden wie 9 Jahre früher.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: ZKLP am 02. November 2019, 08:51:47
Zitat von: Zinkspray am 02. November 2019, 05:22:41
https://www.forstpraxis.de/studie-zum-insektenrueckgang/

Es geht weiter.

Studie hab ih noch nicht gelesen. Aber mal wieder vollmundige Ansagen in der Presse. Die im Leben nnicht stimmen können. Ein drastischee Rückgang der Insektenpopulationen in Deutschland zwischen 2008 und 2017 ist etwas, was hinten und vorne nnicht ins Bild passt. Welche Ursachen sollte es dafür geben. Wie kann man überhaupt in einem so kurzen Zeitraum so einen Trend etablieren, und es glaubt doch hoffentlich niemand, dass es irgendwie normal und nschvollziehbar wäre dass wir jetzt alle 9 Jahre nur mehr 33% so viele Insekten auf offenen Flächen vorfinden wie 9 Jahre früher.

Direktlink zur Studie:
https://www.nature.com/articles/s41586-019-1684-3 (Paywall!)

Pressemeldung der TU München:
https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/35768/

Wenn man sich die verfügbaren Grafiken (Höhere Auflösung gibt's nur gegen Bares) anschaut, findet der vermeintliche dramatische Rückgang während des Untersuchungszeitraums 2008 bis 2017 augenscheinlich vor allem im ersten Jahr (2008 auf 2009) statt. Spätestens ab 2010 scheinen die Zahlen gerade im Grünland zu stagnieren:


Irgendwo in den frei verfügbaren Rohdaten gehen die Autoren selbst darauf ein, dass 2008 offenbar ein Ausnahmejahr darstellt. Es wird auch ausführlich erklärt, warum man trotzdem 2008 als Referenzjahr verwendet. Ich habe die Argumentation aber nicht verstanden. In der Pressemeldung oder in den Medienberichten werden solche Unsicherheiten natürlich nicht thematisiert.

An anderer Stelle werden in den frei verfügbaren Add-Ons auch die 20 meistgesammelten Arten aufgelistet und deren Fangzahlen in den Jahren 2008/2009 auf 2016/2017 gegenübergestellt. Im Grünland sind das überwiegend Zwergzikaden-Arten.
Deren Rückgang ist wenig verwunderlich, wenn sich die Messtelle in der Nähe von Ackerland befindet: Zwergzikaden sind sehr mobil und werden als Virusüberträger in Getreidekulturen aktiv mit Insektiziden bekämpft. Wer einmal ein mit dem Verzwergungsvirus durchseuchtes Getreidefeld mit 70% Ertragsausfall gesehen hat, versteht auch die Gründe dafür. Bis ca. 2007 war dafür übrigens ein insektizides Beizmittel auf Neonic-Basis zugelassen; seitdem ist dies nur noch Spritzen möglich, mit dem Risiko einer Abdrift (Verwehung) des Wirkstoffs...

Es gibt noch ein paar andere Punkte, die mir aufgefallen sind, aber das würde den Rahmen sprengen.

Mein Fazit:
Der postulierte Insektenrückgang mag stattfinden. Dafür gibt es genügend Anhaltspunkte. Es ist aber kein so kontinuierlicher Prozess, wie mal wieder suggeriert wird. Es gibt auch erhebliche Unsicherheiten, ob er auch nur annähernd in dem in dieser Studie postulierten Ausmaß stattfindet. Und er muss auch nicht grundsätzlich schlecht sein; die meisten Insekten sind zwar wichtig für irgendwelche Habitate, sind aus menschlicher Sicht aber trotzdem erst mal Schädlinge.

Eine vorzeigbare Kritik ist m.E. nur mit viel Aufwand zu erstellen. Die Zeit habe ich leider nicht.
Außerdem habe ich keine Lust, für die Vollversion dieser Studie zu bezahlen. Da rege ich mich nur noch mehr auf...

----
Nachtrag:
Es wurden nur Insekten im Wald und im Grünland gezählt. Die gerne verantwortlich gemachten Pestizide werden vor allem auf Ackerland eingesetzt, selten auch im Wald, aber quasi nie auf Grünland. Die Studie postuliert einen Zusammenhang zwischen Insektenrückgang und Ackerland in der Nähe. Das mag zutreffen. Mit den frei verfügbaren Daten der Studie lässt sich das aber nicht bewerten.
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: celsus am 16. Dezember 2021, 19:15:02
Direct pesticide exposure of insects in nature conservation areas in Germany

ZitatIn Germany, the decline of insect biomass was observed in nature conservation areas in agricultural landscapes. One of the main causal factors discussed is the use of synthetic pesticides in conventional agriculture. In a Germany-wide field study, we collected flying insects using Malaise traps in nature conservation areas adjacent to agricultural land. We used a multi-component chemical trace element analysis to detect 92 common agricultural pesticides in ethanol from insect traps sampled in May and August 2020. In total, residues of 47 current use pesticides were detected, and insect samples were on average contaminated with 16.7 pesticides.

https://www.nature.com/articles/s41598-021-03366-w
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 16. Dezember 2021, 19:53:54
Passend kam mir heute zufälligerweise was von Willi dem Bauern in die Zeitleiste:

ZitatDie Entwicklung von Insektenpopulationen ist eine komplizierte Angelegenheit. Zum einen, weil es sich um ausgesprochen kleine Tiere handelt, zum anderen, weil es verhältnismäßig wenige Spezialisten gibt, die sich dieses Themas angenommen haben. So kommt es dazu, dass in der Diskussion oft subjektive Wahrnehmungen wie "früher musste ich häufiger die Windschutzscheibe reinigen" den Verlauf bestimmen.

Daher ist es sehr zu begrüssen, dass das Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft (MUNLV) in NRW eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben hat, in der das vorhandene Wissen und die belastbaren Ergebnisse (Reviews) zusammengetragen wurden. Ich habe einige ausgewählte Erkenntnisse, die ich für bemerkenswert halte, einmal zusammengefasst. Es lohnt sich, die gesamte Studie zu lesen.
https://www.bauerwilli.com/neue-fakten-zu-insekten/
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 06. Februar 2023, 19:45:35
Damit ich weiter Geld von der Farmermafia bekomme, verlinke ich nochmal den Willi. Österreich ist zwar kleiner als Krefeld, aber die bekommen scheinbar mehr Kohle von den Giftmischern.

ZitatHier die Aussagen des Wissenschaftlers über eine neue Studie, die über 30 Jahre wissenschaftlich ermittelt wurde, und die so gar nicht mit den Ergebnissen aus Krefeld zusammenpasst. Sie deckt sich in weiten Teilen mit den Ergebnissen aus England.
...
  • Die Artenvielfalt in der heimischen Insektenwelt blieb in Summe stabil, die Dichte der Insekten zeigte geringfügige Veränderungen, aber die Artenzusammensetzung ändert sich deutlich.
  • Vor allem die Klimaerwärmung führte zu einer neuen Artenzusammensetzung. Im Durchschnitt war nach 30 Jahren etwa ein Viertel der ursprünglich vorhandenen Arten nicht mehr nachweisbar. Diese wurden durch neue Arten ersetzt (z. B. Lauchschrecke).
  • Abgenommen haben spezialisierte Arten von nährstoffarmen Standorten sowie an kältere Bedingungen angepasste Insekten.
  • Zugenommen haben vor allem wärmeliebende Arten mit vergleichsweise geringen Ansprüchen an ihre Lebensräume.
  • Bei der Zahl der auf den Flächen gefundenen Individuen zeigen sich bei den meisten untersuchten Insektengruppen in Summe keine signifikanten Zu- oder Abnahmen.
  • Bei den Heuschrecken und Fangschrecken gab es österreichweit einen Rückgang der Populationsdichten mit deutlichen regionalen Unterschieden. So nahmen die Populationen in den Hochalpen zu.
  • Positive Entwicklungen gab es bei den Tagfaltern in den Ackerbaugebieten der Tieflagen.
https://www.bauerwilli.com/insekten-in-oesterreich-eine-aktuelle-studie-mit-ueberraschendem-ergebnis/

Das wird man wahrscheinlich im dt. Blätterwald nicht zu lesen bekommen, es wäre zu optimistisch und außerdem ist ein krefelder Verein einfach viel glaubwürdiger. Zu Krefeld gabs in der PK eine kleine Bemerkung:
 "Der Rückgang der Biomasse ist durch die Umwidmung in ein Naturschutzgebiet zu erklären." :o
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: Scipio 2.0 am 16. Mai 2023, 07:07:00
Es gibt wohl eine neue Studie zum Vogelsterben, die auch einen Zusammenhang mit dem Insektensterben aufzeigt:

ZitatDie Studie ist so etwas wie eine »Smoking Gun« für das ökologische Schadpotenzial der industriellen Turbo-Landwirtschaft. »An der Verantwortung der Intensivlandwirtschaft für die katastrophale Situation vieler Vogelarten in Europa kann es nach dieser Untersuchung keinen vernünftigen Zweifel mehr geben«, sagt Sven Trautmann, der für den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) an der Untersuchung mitgearbeitet hat. Mit Blick auf die Lage in Deutschland, sagt er, »sind wir in der Landwirtschaft schon auf einem Niveau angekommen, bei dem es nicht mehr reicht, nur die weitere Intensivierung zu stoppen«.

Quelle: https://www.spektrum.de/news/studie-intensivlandwirtschaft-steckt-hinter-dem-vogelsterben/2140071
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: zimtspinne am 19. Mai 2023, 16:35:11
Ich dachte, am großen Vogelsterben seien die Hauskatzen schuld.

Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 19. Mai 2023, 23:10:12
Zitat von: zimtspinne am 19. Mai 2023, 16:35:11Ich dachte, am großen Vogelsterben seien die Hauskatzen schuld.
Nee, die betreiben doch keine Landwirtschaft. Außerdem essen die nur aus der Dose :-X
Titel: Re: Das große Sterben
Beitrag von: eLender am 01. Oktober 2023, 22:18:28
Der Klimawandel darfs aber auch nicht sein; das würde die, die man schon als Schuldige erkannt haben will, ja wieder irgendwie entlasten. Aber man braucht doch jemanden, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann. Verdammt noch mal.

ZitatWie viele Insekten es in einem Jahr gibt, hängt auch vom Wetter ab. Ein außergewöhnlich nasser und kalter Frühling etwa beeinträchtigt den Schlupferfolg einiger Tiere, ein kühler und nasser Sommer erschwert zum Beispiel Hummeln, sich fortzupflanzen und Nahrung zu finden. Treten solche Abweichungen in Kombination über Jahre hinweg auf, kann das zu einem Rückgang der Insektenbiomasse führen. Darauf jedenfalls deute die Studie eines Forschungsteams in der Fachzeitschrift »Nature«  hin. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht an der Studie beteiligt waren, stellen jedoch die Aussagekraft infrage.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/insektensterben-alles-ausschliesslich-auf-wetter-und-klima-zu-reduzieren-das-ist-zu-einfach-gedacht-a-50e3cf58-0e71-4e40-8833-f2a1381bada8

Habe die Studie zwar nicht gelesen, aber dass klimatische Schwankungen (insb. die Feuchte betreffend) ein wichtiger Faktor sind, um Populationsschwankungen zu erklären, ist eigentlich trivial. Es ist ein Trend, so wie der Klimawandel auch. Und es ist natürlich zu einfach, nur eine bzw. eine dominante Einflussgröße auszumachen. Es gibt zig Hinweise, dass das ein sehr komplexer Prozess ist, an dem viele Akteure einen Anteil haben. Das sind zum großen Teil auch Strukturveränderungen in der Landnutzung, aber die haben eben auch mit dem Klimawandel zu tun. Dass man immer nur auf die Pestizide schaut, ist zu unterkomplex und versucht nur, einen Schuldigen festzumachen, der ggf. nur einen kleinen Anteil hat. Zumal man in der Hinsicht weiter daran arbeitet, den Impakt zu minimieren. Man schaue sich auch noch mal die Schweizer Studie (oben verlinkt) an.