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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Peiresc am 01. Juli 2017, 11:41:15

Titel: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 01. Juli 2017, 11:41:15
Zitat von: Groucho am 01. Juli 2017, 10:37:02Vielleicht ist es trotzdem interessant, das getrennt zu diskutieren - wo kommt diese Radikalität bzw. diese Gespaltenheit her? Wo ist der Unterschied zu Europa? Ist es schlicht die Geographie, die Größe und stellenweise Einsamkeit des Landes?

Edit: Ich meine sowas:

https://goo.gl/maps/ipirsAYvYCm (https://goo.gl/maps/ipirsAYvYCm)

Gute Frage. Wie gesagt, vermutlich muss man mit Toqueville (https://de.wikipedia.org/wiki/Alexis_de_Tocqueville) anfangen.

Ich lege mal vor. Amerika ist ein Einwanderungsland. Wer dort hinkam, war in seiner Heimat verfolgt oder hat keine Perspektiven gesehen. Und es waren nicht die Betäubten, Mutlosen, sondern die Aktiven, Tatkräftigen. Sie mussten in der Lage sein, alle alten Bindungen aufzugeben. Sie kamen in ein Land, dass sie mit eigenen Händen aufbauen mussten. Usw.

Daraus resultieren Großartigkeit wie Schwäche.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Groucho am 01. Juli 2017, 11:59:59
Diese Seite hat mir beim Verstehen wollen viel geholfen, leider jetzt dicht. Aber als Einstieg taugt das immer noch:

https://usaerklaert.wordpress.com/ (https://usaerklaert.wordpress.com/)
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Belbo am 01. Juli 2017, 14:12:55
Vor länger Zeit, habe ich mal ein Buch von Neil Postman darüber gelesen, Wir amüsieren uns zu Tode, da beschreibt er ganz anschaulich, wie auch die Unterhaltungsindustrie zur breiten Verblödung beiträgt, Chandler hat ähnliches bemerkt als er in den Frühzeiten des Fernsehens mitgewirkt hat.

https://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Postman
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 01. Juli 2017, 18:48:32
Ein wichtiger Punkt, zusammenhängend mit der Aktivität, scheint mir die Verachtung all jener, die keine "Macher" sind, Stichwort: Antiintellektualismus (https://en.wikipedia.org/wiki/Anti-intellectualism).
ZitatThe writer Isaac Asimov, said that "There is a cult of ignorance in the United States, and there has always been. The strain of anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.' "[48]

http://www.politico.com/magazine/story/2017/06/24/intellectual-conservatives-lost-republican-trump-215259

Und wahrscheinlich muss man auch Ayn Rand, Atlas Shrugged, lesen. Ich kann mich nicht überwinden. Ryan soll da Fan von sein.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 01. Juli 2017, 20:38:39
Hier ist ein review von "Atlast Shrugged in 11:25:
https://www.youtube.com/watch?v=Z48y6Cmrjj4
Leider in englisch aber spot on.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: eLender am 01. Juli 2017, 22:41:13
Wie ein Geographie-Professor mal bemerkte: ohne Kenntnis des Begriffs "Frontier" (und dessen weitere Bedeutung) könne man das Wesen der Amerikaner nicht verstehen. Vll. hatte er nicht ganz unrecht. Hu nos?

ZitatDer Begriff der Frontier, in Deutsch nur ungenügend, etwa als Grenzgebiet  übersetzbar, spielt nicht nur eine wichtige Rolle in der geschichtlichen Entwicklung der amerikanischen Nation, sondern vor allem auch für das amerikanische Selbstverständnis. Als Ausdruck für das, was scheinbar in unerreichbarer Ferne liegt und was dann doch gemeistert werden kann, ist der Frontier-Begriff bis heute ein vielgenutztes sprachliches Bild, das zum Beispiel im europäischen Zusammenhang mit den östlichen Außengrenzen der EU benutzt wird. Das Wort selbst stammt ursprünglich aus dem Französischen.
http://www.americanet.de/frontier.html
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Ich glaub, das passt besser hier hin:

Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 08:56:17
Und im im Gegensatz zu Morning Joe ist diese Administration nun wirklich low-rated.  :teufel

Sicher?

Wie schlimm war die Regierungszeit des US-Präsidenten Obama und wie abstoßend wirkte Trumps DNC-Gegenkandidatin Hillary Clinton auf die Wähler, um Trump zum gewählten US-Präsidenten zu machen?

Wie low-rated sind die?

Trumps Wahlslogan war "Make America Great Again".
Mach Amerika wieder großartig.

So einen Wahlspruch bringst Du nicht, wenn das Land großartig ist.
Das heißt, seine Wähler waren nicht der Meinung, dass es Amerika gut ginge oder auf dem richtigen Weg wäre.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 02. Juli 2017, 13:55:37
Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 08:56:17
Und im im Gegensatz zu Morning Joe ist diese Administration nun wirklich low-rated.  :teufel
Sicher?
Die Frage irritiert etwas; auch hier ist die Antwort ca. 2 sec entfernt.
https://www.realclearpolitics.com/epolls/other/president_trump_job_approval-6179.html
und http://fortune.com/2017/06/30/trump-morning-joe-ratings/.

Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Wie schlimm war die Regierungszeit des US-Präsidenten Obama und wie abstoßend wirkte Trumps DNC-Gegenkandidatin Hillary Clinton auf die Wähler, um Trump zum gewählten US-Präsidenten zu machen?

Wie low-rated sind die?
Dass Obama gehasst wurde, ein Schwarzer, der auch noch cool rüber kam, und der nicht ein einziges Mal einen Skandal produziert hat, über den man hätte frohlocken können, ist ja nun wirklich unschwer zu begreifen. Vgl. #3.

Bei Clinton ist es mir nicht ganz klar, hier mal ein Ansatz.
http://www.politico.com/magazine/story/2017/06/03/why-do-they-hate-her-215220

Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Trumps Wahlslogan war "Make America Great Again".
Mach Amerika wieder großartig.

So einen Wahlspruch bringst Du nicht, wenn das Land großartig ist.
Das heißt, seine Wähler waren nicht der Meinung, dass es Amerika gut ginge oder auf dem richtigen Weg wäre.
Das sind nostalgische Leerformeln, die an die Gute alte Zeit appellieren, die es nie gegeben hat. Uralter Trick; hat Reagan auch so gemacht. Er war in der Folgezeit vergleichsweise erfolgreich, weil er sich von den abstrusesten Wahlkampfparolen zunehmend realpolitisch verabschiedet hatte.

Warum das gute Chancen hat zu funktionieren? Zu dieser Frage fand ich den in #784 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg210120#msg210120) zitierten Text sehr bedenkenswert. Falls Du ernsthaft interessiert bist, solltest Du ihn komplett lesen. Im Übrigen hat Trump die Gegenwart schlecht geredet, je unverschämter desto besser; ich erinnere nur an die "42% Arbeitslosen". Ich zweifle allerdings daran, dass er da einer bewussten Strategie gefolgt ist.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 02. Juli 2017, 15:08:43
Habe ich in dem anderen thread glaube ich auch schon mal erwähnt, dass es gerade bei Republikanischen/Konservativen Wählern laut Umfragen alles eher negativ angesehen habe, so 71 % der befragten sagten aus, das alles schlechter geworden ist. Das war aber nur eine Eindruck, denn man darf nicht vergessen, das viele dieser befragten Probleme mit dem modernismus haben, für viele dieser luete ist Homoehe, Transexualität, Umweltschutz und Bürgerrechte ein Graus. Für viele geht das alles zu weit und die sahen Obama als ein muslimischen Kommunisten der die USA vernichten wollte. Für solche leute waren die Trump Parolen und seine Lügen genau das, was sie hören wollten, endlich einer, der mal sagt wie es sich anfühlt, ob da Fakten hinter stehen, interessiert nicht, ansonsten werden einfach welche erfunden.

Was Hillary Clinton angeht, sie hat den popular Vote gewonnen sogar mit 3 Millionen stimmen mehr als gerechnet, aber das zählt nicht, sonder die Wahlmänner. Das ganze electoral College ist ein Überbleibsel der zeit, als im Süden noch Sklaven gehalten wurden, die ja nicht wählen durften und daher die Weißen unterrepräsentiert waren, das gibt was aber schon lange nicht mehr und es gibt genug Gründe, das Electoral College abzuschaffen da die Demographie nicht stimmt. In dem US Wahl System kannst du mehr stimmen bekommen aber wenn du nicht den Destrict hast, Gewinnt automatisch der andere. Sowas finde ich blödsinning. Da habe wir es in Deutschland schon besser.

Das andere Problem war, die negative Bericht Erstattung, die dazu geführt hat, das nahezu die Hälfte der Amerikaner erst gar nicht zur Wahl gegangen sind. Die medien haben sich echt lange mit den Hillary E-Mails aufgehalten, aber bei Trump immer sofort auf die neuen Themen eingegangen ohen mal nachzuhakcen, anicht zu vergessen das sie die Schadenfreude über Trump aus ernst gemeintes Interesse interpretiert haben so das Trump plötzlich immer und überall präsent war und darduch die luete viel mehr gesehen haben.

Mann wusste plötzlich alles über Trump und was der so machen will, weder Bernie noch Hillary hat die gleich menge zeit bekommen und bie den beiden ist die Presse ja noch nicht mal groß auf das Programm eingegangen. Bei Bernie war es das er ein verkappter Sozi opa ist, weil Hillary einen eigenen e-mail server hatte, das Illegal wäre, obwhol das FBI sie von der schuld entlastet hat und das wars. 

Dazu kamen dann noch die ganzen Verschwörungstheorien die sich auf Facebook und co. über Hillary verbreitet haben und sich bis heute halten, sage da nur "Pizza Gate". Das alles führte dazu, das die whäler einfach zuhause geblieben sind, keiner wollte die Verantwortung dafür, das solche negativen Personen ins Amt kommen und nun ist Trump Präsident und laut Umfragen mögen ihn die Mehrheit der Amis nicht, außer natürlich seiner fantastisch Anhänger die ihn verteidigen.

Und nun freuen sich die Neu Rechten neo nazi Spacken die man schön harmlos "alt-right" nennt ein loch im bauch und gehen loss und prügeln auf studenten ein die linksgerichtet sein könnten und propagieren nun das mann den Holocaust 2.0 für alle Leute veranstalten sollte die gegen Trump sind und fordern auf, eine SA und SS aufzustellen um endlich mal diesen ganzen links-grün-versifften pack zu zeigen wo der hammer hängt. Aber bloß keine nazis schlagen, das geht nicht, bloss nicht verteidigen, könnte ja sein, das die dann dich umbringen.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06
Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 13:55:37
Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 08:56:17
Und im im Gegensatz zu Morning Joe ist diese Administration nun wirklich low-rated.  :teufel
Sicher?
Die Frage irritiert etwas; auch hier ist die Antwort ca. 2 sec entfernt.
https://www.realclearpolitics.com/epolls/other/president_trump_job_approval-6179.html
und http://fortune.com/2017/06/30/trump-morning-joe-ratings/.

Umfragen sagten 2016 sicher voraus, dass Clinton gewinnen würde.

Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 13:55:37
Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Wie schlimm war die Regierungszeit des US-Präsidenten Obama und wie abstoßend wirkte Trumps DNC-Gegenkandidatin Hillary Clinton auf die Wähler, um Trump zum gewählten US-Präsidenten zu machen?

Wie low-rated sind die?
Dass Obama gehasst wurde, ein Schwarzer, der auch noch cool rüber kam, und der nicht ein einziges Mal einen Skandal produziert hat, über den man hätte frohlocken können, ist ja nun wirklich unschwer zu begreifen. Vgl. #3.

Bei Clinton ist es mir nicht ganz klar, hier mal ein Ansatz.
http://www.politico.com/magazine/story/2017/06/03/why-do-they-hate-her-215220

Obama hatte die Wahl 2008 mit den Stimmen der Weißen gewonnen und sie wählten ihn 2012 nochmal.
Und plötzlich sind das alles Rassisten, die ihn nicht mögen, weil er schwarz ist?

Bezüglich Clinton:
1.)
Sie sucht bei allen anderen die Schuld für die verlorene Wahl, außer bei sich selber: Die Russen waren es, Comey war es, dann nochmal die Russen, böse Hacker, Wikileaks, dann das Patriarchat, das keine Frau als Präsidentin erlaubt oder das Essen, das ihr quer im Magen hing, nur sie selber ist die Unschuld im Walde. Dabei hatte sie die Unterstützung fast aller Medien in den USA außer Breitbart und Fox News.

2.)
Sie hätte spätestens nach den DNC-Leaks Ende Juli 2016, bei denen herauskam, dass die DNC-Führungsebene die Vorwahlen zuungunsten von Bernie Sanders manipulierte, nicht Kandidatin werden dürfen.
Clinton hatte sich die Kandidatur ermogelt.
http://www.tagesspiegel.de/politik/vor-dem-parteitag-der-demokraten-wikileaks-stellt-hillary-clinton-bloss/13919744.html

Zitat von: Peiresc am 02. Juli 2017, 13:55:37
Zitat von: ErpelderNacht am 02. Juli 2017, 13:09:58
Trumps Wahlslogan war "Make America Great Again".
Mach Amerika wieder großartig.

So einen Wahlspruch bringst Du nicht, wenn das Land großartig ist.
Das heißt, seine Wähler waren nicht der Meinung, dass es Amerika gut ginge oder auf dem richtigen Weg wäre.
Das sind nostalgische Leerformeln, die an die Gute alte Zeit appellieren, die es nie gegeben hat. Uralter Trick; hat Reagan auch so gemacht. Er war in der Folgezeit vergleichsweise erfolgreich, weil er sich von den abstrusesten Wahlkampfparolen zunehmend realpolitisch verabschiedet hatte.

Warum das gute Chancen hat zu funktionieren? Zu dieser Frage fand ich den in #784 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg210120#msg210120) zitierten Text sehr bedenkenswert. Falls Du ernsthaft interessiert bist, solltest Du ihn komplett lesen. Im Übrigen hat Trump die Gegenwart schlecht geredet, je unverschämter desto besser; ich erinnere nur an die "42% Arbeitslosen". Ich zweifle allerdings daran, dass er da einer bewussten Strategie gefolgt ist.

Den Vergleich Trump-Chavez aus deinem Link finde ich unpassend. Chavez war ein Sozialist, der das Glück hatte, auf einem riesigen Pott voll Erdöl zu sitzen, als der Preis noch hoch war, das Geld mit vollen Händen rausschmiss und sich so die Zustimmung seines Volkes erkaufte, ohne für die Zukunft des Landes zu sorgen und die Wirtschaft auf eine breitere Basis zu stellen.

Seit der Ölpreis gen Süden segelt ist das Land erstens in einer schweren Krise und noch immer von Sozialisten regiert. Und diese hatten nichts besseres zu tun, ,als in der Krise Unternehmen zu enteignen, so dass sich keiner mehr traut, sein Geld in das Land zu investieren, und jetzt können sich noch nicht mal mehr Klopapier produzieren oder im Ausland einkaufen - geschweige denn Nahrungsmittel. Venezuela ist im Zusammenbruch.

Und Trump?
Wir werden sehen. Bisher sieht es im großen und ganzen so aus:
- die Russland-Verschwörungstheorie ist gestorben
- ISIS kollabiert
- Der Travelban ist durch
- die Zahl der illegalen Grenzübertritte aus Mexiko hat sich gedrittelt, dabei steht der Grenzwall noch gar nicht:
https://www.cbp.gov/newsroom/stats/sw-border-migration

und am wichtigsten:
- die US-Wirtschaft läuft gut
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 03. Juli 2017, 20:16:11
Muss man aber dennoch nicht gut finden das er Präsident ist, ob nun legitim gewählt oder nicht und ihm diese sachen wie gute Wirtschaft und IS Kollapse auf die liste der Dinge zu setzen, für die Trump verantwortlich ist, ist einfach lächerlich. Bis auf den Travel Ban hat er auch noch gar nichts erreicht. Und die Russen Sache ist auch noch lange nicht tot, aber für dich scheint es wohl ein Ding der Unmöglichkeit, das Russland, das dokumentierter weise hinter hacker angriffen überall auf der Welt Steckt, Fake News und Propaganda verbreitet und erwiesener maßen Rechtsgerichtet Gruppen und Parteien sponsert so etwas auch in den USA macht, wenn so etwas schon früher vorgekommen ist.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 03. Juli 2017, 20:49:09
Zitat von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06
Umfragen sagten 2016 sicher voraus, dass Clinton gewinnen würde.
:gaehn: Die Frage war die nach den aktuellen Ratings der Administration (down), im Verhältnis zu denen von Morning Joe (up).

Niemand hat bestritten, dass Trump einen Bodensatz von 40% hat, den er mit keinerlei Art von Fehlverhalten durchschlagen kann. Zumindest ich nicht, vgl. #20 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=14513.msg201095#msg201095). Aber hier geht es um Trends, die sich dann vergleichen lassen, wenn sich ihre Methodik zwischenzeitlich nicht ändert. Und zu den Meinungsumfragen vgl. noch #837 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg211386#msg211386) und #1049 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg214200#msg214200) (letzteres ist offenbar Deiner messerscharfen Analyse entgangen, obwohl es eine direkte Antwort auf Dich gewesen ist).

Warum fährt eigentlich His Trumpiness so auf Ratings ab? (Zumindest, solange er oben ist; das, und nur das, ist das sichere Zeichen dafür, das sie nicht gefaked sind).

Zitat von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06Sie sucht bei allen anderen die Schuld für die verlorene Wahl, außer bei sich selber [...]
Na und? Wofür ist gleich nochmal wichtig? Sie steht sicherlich nicht mehr zu Wahl. Es gibt nur eine denkbare Konstellation, in der das Relevanz haben könnte: wenn sie mit ihrer Analyse falsch liegt und die Demokraten sich damit beruhigen würden. Ich habe das nicht so verfolgt, aber ich glaube dennoch nicht, dass es sich die Dems so einfach machen.
Zitat von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06Sie hätte spätestens nach den DNC-Leaks Ende Juli 2016, bei denen herauskam, dass die DNC-Führungsebene die Vorwahlen zuungunsten von Bernie Sanders manipulierte, nicht Kandidatin werden dürfen.
Absurd. Ein schönes Beispiel dafür, wie Du mit zweierlei Maß misst: wenn es um einen trumpoiden Kandidaten gegangen wäre, dann wäre Dir das im Traum nicht eingefallen. Du hättest gesagt: ,,Die Leute wussten das und wollen das ...", ,,Aber Bernie ist doch ein Kommunist ..." oder was auch immer.

Zitat von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06Den Vergleich Trump-Chavez aus deinem Link finde ich unpassend. Chavez war ein Sozialist [...]
Du hast den Punkt verfehlt. Es geht darum, dass – und vor allem warum –  die Leute zu ihm gehalten haben, obwohl er so offensichtlich katastrophale Folgen hatte.

Zitat von: ErpelderNacht am 03. Juli 2017, 19:11:06
- die Russland-Verschwörungstheorie ist gestorben
Deine Formulierung lässt auf ein gewisses Vorverständnis schließen, das von den Fakten nur schlecht abgedeckt ist. Sagen wir, es ist den Republikanern temporär gelungen, sie zu betäuben. Niemand weiß, wie es weitergeht. Und ich habe noch nichts Offizielles davon vernommen, dass Mueller entlassen ist.
Zitat- ISIS kollabiert
Keine Ahnung; vor allem habe ich keine Ahnung, wie groß der Anteil Trumps daran ist.
Zitat- Der Travelban ist durch
Die Sicherheit der Vereinigten Staaten wird sich durch ihn verschlechtern, weil er die Vor-Ort-Aufklärung in den Herkunftsstaaten behindert. In rein praktischer Hinsicht ist er ansonsten bedeutungslos, ein extremes vetting gab und gibt es auch ohne (vgl. #783 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg210009#msg210009)).
Zitat- die Zahl der illegalen Grenzübertritte aus Mexiko hat sich gedrittelt, dabei steht der Grenzwall noch gar nicht:
Sicheres Zeichen dafür, dass er unsinnig ist. Soweit ich weiß, ist Texas, das republikanische Texas, ein Gegner der Mauer. Klar, dass ein Regime der Angst in den sanctuary cities den Abstand des Elends zwischen den mittelamerikanischen Heimatländern der Illegalen und dem, was sie sich in in den USA ausrechnen, verringert.

Zitatund am wichtigsten:
- die US-Wirtschaft läuft gut
Das ist ein wichtiger Punkt, zweifellos. Der Boom hat unter Obama begonnen. Es besteht die berechtigte Aussicht darauf, dass er unter Trump zur Blase wird – wenn er seine Bankenderegulation durchbringt.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 05. Juli 2017, 19:20:20
Warum ist Amerika, wie es ist?

Einer These, die mir grad so in den Sinn kommt:

Die Boston Tea-Party war ein Akt des  Widerstands von Amerikanern gegen die Zahlung von Steuern an die britische Regierung, unter deren Hoheit sie damals standen.
Die USA haben als ein Gründungsmythos den Kampf gegen Steuern, gegen den Staat.
Das liegt denen quasi in den Genen.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 23. August 2017, 13:56:34
Elisabeth Wehling (WP (https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Wehling)) sagt:
Zitat[...] Donald Trump. Ihm ist es gelungen zu transportieren, dass Amerika im Kampf mit dem Rest der Welt steht und Eigeninteressen vertreten muss - nationale und individuelle. Das heißt dann zum Beispiel: keine Steuern für Superreiche. Damit vertritt Trump einen zentralen Wert konservativer Positionen. Alle Amerikaner, die an den Wert des Eigeninteresses glauben, hat er mit dieser Kampagne abgeholt. Ein großer Teil der Amerikaner glaubt an eine sozialdarwinistische Gesellschaft. Reichtum wird dann zum Symbol moralischer Autorität. Wer mehr Geld im freien Wettbewerb erwirtschaftet, ist danach moralisch besser. Diese Deutung greift auch bei Menschen, die arm sind. Trumps Botschaft war: Ich bin reich, ich bin besser.
(in einer Tageszeitung; ich finde das online nicht wieder). Das passt zum Beispiel zu Ayn Rand. Und so gesehen fallen Leute wie Mercer oder Thiel gar nicht so aus der Zeit. Gerade eben hat Louise Linton, die Frau von Steven Mnuchin, in Reaktion auf eine Kritik erwidert:
Zitat"Have you given more to the economy than me and my husband? Either as an individual earner in taxes OR in self sacrifice to your country? I'm pretty sure we paid more taxes toward our day 'trip' than you did. Pretty sure the amount we sacrifice per year is a lot more than you'd be willing to sacrifice if the choice was yours."

Elisabeth Wehling war mir schon früher durch Klugheit aufgefallen, z. B. hier:
ZitatInterview vom 4. Oktober 2016

Auf den ersten Blick könnte man denken: Ach, der redet für Dumme, wahrscheinlich ist er selbst ein bisschen dumm. Ist er aber nicht.
ZEIT CAMPUS: Lassen Sie mich raten – alles Strategie?
Wehling: Ganz genau. Donald Trump benutzt fast nur Wörter der "basic level cognition". Das sind solche, die wir als Kind als Erste lernen. Zum Beispiel sagt er nicht: Wir werden die Migration aus Mexiko eindämmen, sondern: Wir bauen eine Mauer. Da haben wir sofort ein Bild vor Augen.
Eine Fülle überzeugend interpretierter Details. Übrigens, zu Clinton hat sie:
Zitat
Schlimmer als Hillary kann man es nicht machen. Zum Beispiel wenn sie sagt: Ich bin Politik-Expertin. Ich werde das regeln. Sie sprach im Wahlkampf lange Zeit nur von sich – und vernachlässigte damit einen Kernwert der Progressiven: das Miteinander. Natürlich kennt auch die progressive Moral Autoritäten, aber die müssen Rechenschaft ablegen. Statt: Ich verändere Amerika, sollte sie lieber "wir" sagen.
[...]
ZEIT CAMPUS: Wenn man nur die Rhetorik betrachtet, wer wird die Wahl gewinnen?
Wehling: Trump. Und völlig egal, wer siegt, Trump schafft mit seiner Kampagne in den Köpfen der US-Bürger Raum für extreme Interpretationen amerikanischer Politik. Clinton hat in keiner vergleichbaren Weise für progressive Werte werben können. Was politisches Framing angeht, hat sie auf ganzer Linie versagt.
http://www.zeit.de/campus/2016/06/sprache-politiker-hillary-clinton-linguistik-elisabeth-wehling
Wie gesagt, das war im Oktober.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52

Der Versuch einer Antwort. Ich glaub, das passt eher in diesen Faden.

Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 10:12:07


Solche Bilder regen zum Nachdenken an. Nicht nur mich. Wie können sich Farbige von ihm angezogen fühlen?
Clinton konnte nicht überzeugen.

Zitathttps://www.nytimes.com/interactive/2016/11/08/us/elections/exit-poll-analysis.html (https://www.nytimes.com/interactive/2016/11/08/us/elections/exit-poll-analysis.html)

Clinton's support from minorities fell short.

African-Americans, Hispanics and Asian-Americans overwhelmingly backed Mrs. Clinton, but their level of support for her was less than their support of President Obama four years ago. At the same time, Mr. Trump's support among whites was slightly more or equal to recent Republican nominees.

Wenn ich die Graphik in dem NYT-Artikel richtig deute, dann verdoppelte sich die Unterstützung Trumps von ca. 10 Prozent Schwarze auf ca. 20 Prozent.

Warum war das so? 

ZitatTrump an die Black Community: What do you have to lose?  (https://www.theguardian.com/us-news/2016/aug/20/what-do-you-have-to-lose-donald-trump-appeals-for-black-vote)?

"What do you have to lose by trying something new, like Trump?" he asked them. "You're living in your poverty, your schools are no good, you have no jobs, 58% of your youth is unemployed, what the hell do you have to lose?"

Das ist ein Punkt.

Den Schwarzen geht es schlecht, und die US-Demokraten hatten in acht Jahren es nicht geschafft, dies zu ändern. Vielleicht hat es sie auch nicht gekümmert, die wählten eh immer demokratisch, egal was die US-Demokraten anstellten.

Und die Antworten Trumps überzeugten einen substantiellen Teil der Schwarzen; immer noch klein, aber falls es ihnen in drei Jahren besser geht, dann wird aus den 20 Prozent Zustimmung 30 Prozent; dann bricht den Demokraten ein sicher geglaubter Wählerblock weg.

Ein weiterer Punkt, der mir damals auffiel, war Clintons Wahlspruch: I'm with her (http://archive.is/kEokh)
Das war die Einforderung von Solidarität mit ihr.
Das signalisierte Schwäche.
Nicht sehr ansprechend.

Trump konterte mit I'm with you. (http://archive.is/VKZRg)
"Ich bin mir dir."
"Ich kümmere mich um dich.".

Das wärmt das Herz. Das war ansprechend, ein sehr starker Konter Trumps.  Hillarys Antwort  (https://twitter.com/hillaryclinton/status/756331289037402112?lang=de) fiel entsprechend schwach aus; ganz im Stile ihrer "Basket of deplorables (https://en.wikipedia.org/wiki/Basket_of_deplorables)" Rede:

ZitatI know there are only 60 days left to make our case — and don't get complacent, don't see the latest outrageous, offensive, inappropriate comment and think well he's done this time. We are living in a volatile political environment. You know, to just be grossly generalistic, you could put half of Trump's supporters into what I call the basket of deplorables. Right? (Laughter/applause)

The racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic — you name it. And unfortunately, there are people like that. And he has lifted them up. He has given voice to their websites that used to only have 11,000 people — now have 11 million. He tweets and retweets their offensive hateful mean-spirited rhetoric. Now, some of those folks — they are irredeemable, but thankfully they are not America. But the other basket — and I know this because I see friends from all over America here — I see friends from Florida and Georgia and South Carolina and Texas — as well as, you know, New York and California — but that other basket of people are people who feel that the government has let them down, the economy has let them down, nobody cares about them, nobody worries about what happens to their lives and their futures, and they're just desperate for change. It doesn't really even matter where it comes from. They don't buy everything he says, but he seems to hold out some hope that their lives will be different. They won't wake up and see their jobs disappear, lose a kid to heroin, feel like they're in a dead-end. Those are people we have to understand and empathize with as well.

Linke argumentieren gerne aus einer Position der moralischen Überlegenheit heraus; wer will schon böse sein. Aber jeden, der sie nicht wählen wollte, implizit als Rassisten, Sexisten, homophob, xenophob und islamophob zu beschimpfen, als schlechten Menschen zu brandmarken, das war die perfekte Mischung aus Dummheit und Arroganz.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28
Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
Trump konterte mit I'm with you.
"Ich bin mir dir."
"Ich kümmere mich um dich.".

Das wärmt das Herz.
Das von "Michael the Black Man" scheint er jedenfalls zu wärmen.
Deins auch?
Und was erwiderst Du, wenn Dich Deine Tochter fragt, sag mal Papa, findest Du das eigentlich ok, was unser Präsident da über Mika Brzezinski tweetet?

Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
ZitatTrump an die Black Community: What do you have to lose?
Das ist ein Punkt.
Nein, das ist kein Punkt. Schlimmer geht immer. Das stellt sich regelmäßig heraus, wenn es soweit ist.

Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
Aber jeden, der sie nicht wählen wollte, implizit als Rassisten, Sexisten, homophob, xenophob und islamophob zu beschimpfen, als schlechten Menschen zu brandmarken, das war die perfekte Mischung aus Dummheit und Arroganz.
Wie meistens wird deine Ansicht von deinen eigenen Zitaten nicht gedeckt.
Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
ZitatYou know, to just be grossly generalistic, you could put half of Trump's supporters into what I call the basket of deplorables.
(Meine Hervorhebungen). In der Sache wird es vielleicht sogar hinkommen. Dass es a) wahltaktisch unklug sein kann, reinen Wein einzuschenken, und b) die Sorgen der hart arbeitenden einfachen Menschen unterbelichtet, ist natürlich eine andere Frage. Sie hatte die aufgegeben.

Eine der Sorgen dieser einfachen hart arbeitenden Menschen scheint es übrigens zu sein, rassistische Sheriffs zu begnadigen. Ich denke, in den USA, wie in allen anderen Ländern dieser Welt, gehört schon einiges dazu, Sheriffs überhaupt zu verurteilen.   

Ansonsten wird es langweilig mit der Clinton. Hast Du was mit der?
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 21:43:52
Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28
Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
Aber jeden, der sie nicht wählen wollte, implizit als Rassisten, Sexisten, homophob, xenophob und islamophob zu beschimpfen, als schlechten Menschen zu brandmarken, das war die perfekte Mischung aus Dummheit und Arroganz.
Wie meistens wird deine Ansicht von deinen eigenen Zitaten nicht gedeckt.
Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 15:59:52
ZitatYou know, to just be grossly generalistic, you could put half of Trump's supporters into what I call the basket of deplorables.
(Meine Hervorhebungen). 

Hab ich das richtig verstanden?
Du bemängelst, dass ich sagte, sie hätte nicht jeden Wähler Trumps als Rassisten, Sexisten, homophob, xenophob und islamophob gebrandmarkt, sondern nur jeden zweiten?
Woher soll der Ottonormalwähler Trumps wissen, ob er nach Clintons Urteil zur Kategorie "schlechter Mensch", zum "Basket of Deplorables" gehört oder nicht?

Und was meinst Du damit?
Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28
In der Sache wird es vielleicht sogar hinkommen. Dass es a) wahltaktisch unklug sein kann, reinen Wein einzuschenken, und b) die Sorgen der hart arbeitenden einfachen Menschen unterbelichtet, ist natürlich eine andere Frage. Sie hatte die aufgegeben.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 27. August 2017, 22:10:57
[editiert]

Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 21:43:52
Hab ich das richtig verstanden?
Du bemängelst, dass ich sagte
Ja. 1) Ich kritisiere in der Tat, dass Du sagst "jeder", und Deine Quelle nur "jeder zweite". Das mag Dir unwichtig erscheinen, aber das ist es nicht. Ich kritisiere Deine ungezügelte Generalisierungstendenz, die mangelnde Bereitschaft, von nüchternen Tatsachen auszugehen. 2) Ich persönlich halte es übrigens für gut möglich, dass jeder zweite Trump-Wähler sexistisch, homophob, xenophob oder rassistisch ist. Ein Land mit 320 Millionen Einwohnern wird doch wohl 20 Millionen Rassisten, Fremdenfeinde usw. aufbringen können. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese Charakteristika miteinander korrelieren, aber ich habe keine Daten dazu und bin zu faul zum Suchen.

Zitat von: ErpelderNacht am 27. August 2017, 21:43:52
Und was meinst Du damit?
Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28
In der Sache wird es vielleicht sogar hinkommen. Dass es a) wahltaktisch unklug sein kann, reinen Wein einzuschenken, und b) die Sorgen der hart arbeitenden einfachen Menschen unterbelichtet, ist natürlich eine andere Frage. Sie hatte die aufgegeben.
Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28Ansonsten wird es langweilig mit der Clinton. Hast Du was mit der?

Und was sagst Du nun Deiner Tochter? Interessiert mich.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 29. August 2017, 06:41:02
ZitatThere are two main theories of Trump's support. One is that a large minority of Americans -- 40 percent, give or take -- are racist idiots. This theory is at least tacitly endorsed by the Democratic Party and the mainstream liberal media. The other is that a large majority of this large minority are good citizens with intelligible and legitimate opinions, who so resent being regarded as racist idiots that they'll back Trump almost regardless. They may not admire the man, but he's on their side, he vents their frustration, he afflicts the people who think so little of them -- and that's good enough.

It's disappointing that Charlottesville hasn't changed their minds -- but then it hasn't changed my mind either. I still think the first theory is absurd and the second theory basically correct.
https://www.bloomberg.com/view/articles/2017-08-28/why-people-still-support-trump

Das finde ich nicht im mindesten überzeugend. Nichts spricht dagegen, dass nicht beide Theorien richtig sein könnten, gar nichts - auch wenn in der zweiten Theorie gewaltige Löcher klaffen (was genau führt zu der Unzufriedenheit mit dem establishment usw.). Um noch weiter ins Unauslotbare zu gehen: Auch der Rassismus ist keine Naturkonstante. Wo kommt der eigentlich her?

Zitat von: Obama; von Mandela
"No one is born hating another person because of the color of his skin, or his background, or his religion ...
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Conina am 29. August 2017, 18:53:22
Zitat von: Peiresc am 29. August 2017, 06:41:02
Auch der Rassismus ist keine Naturkonstante. Wo kommt der eigentlich her?

Ich glaube, das Misstrauen gegenüber Fremden ist angeboren und unser evolutionäres Erbe. Es ist das böse Geschwister des Zusammenhaltes der Gruppe/ Familie.
Durch Kultur und Vernunft können wir unser evolutionäres Erbe überformen und versuchen uns davon befreien.
Das ist wie mit Wissenschaft und Aberglauben.

Das ist ein heikles Thema und ich habe das bisher auch nur mit sehr überlegten und unaufgeregten Freunden kurz besprochen. Ich denke wirklich, dass das evolutionär recht einfach zu erklären ist und dass man mit den Suchbegriffen "innate racism" (https://www.google.de/search?q=innate+racism) einiges an Studien und Artikeln finden sollte.

Es ist schade, dass es so ist, aber früher war das bekanntlich noch viel schlimmer.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Scipio am 29. August 2017, 19:11:30
Zitat von: Conina am 29. August 2017, 18:53:22
Zitat von: Peiresc am 29. August 2017, 06:41:02
Auch der Rassismus ist keine Naturkonstante. Wo kommt der eigentlich her?

Ich glaube, das Misstrauen gegenüber Fremden ist angeboren und unser evolutionäres Erbe. Es ist das böse Geschwister des Zusammenhaltes der Gruppe/ Familie.
Durch Kultur und Vernunft können wir unser evolutionäres Erbe überformen und versuchen uns davon befreien.
Das ist wie mit Wissenschaft und Aberglauben.

Das ist ein heikles Thema und ich habe das bisher auch nur mit sehr überlegten und unaufgeregten Freunden kurz besprochen. Ich denke wirklich, dass das evolutionär recht einfach zu erklären ist und dass man mit den Suchbegriffen "innate racism" (https://www.google.de/search?q=innate+racism) einiges an Studien und Artikeln finden sollte.

Es ist schade, dass es so ist, aber früher war das bekanntlich noch viel schlimmer.

Zu ähnlichen Überlegungen bin ich auch gekommen.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 29. August 2017, 20:03:18
Zwei Sachen zum "inate Racism": erstens, selbst wenn es so wäre, wurde es Rassimus nicht gut machen, denn einfach zu sagen "Ach das sind unsere gene, deswegen hassen weiße schwarze " etzc ist ein wenig zu relativistisch für meinen Geschmack.

Zweitens gibt es genug Studien die genau das gegen teil beweisen und zwar hat man schon mehr als einmal Babies und kleine Kinder von Weißer und Schwarzer Hautfarbe in einen raum gepackt und die haben sich gut verstanden und es gab kaum Probleme. Ich glaube Dawkins hat darüber auch mal was gesagt, das er es für unwarscheinlich hält, das Rassimus genetisch bedingt ist, weil sollte es ein Rassismus gen geben, dann müsste es auch ein gen für Böses geben oder für all die anderen verurteile die wir als Mensch haben können.

Was die USA angeht, sollte man sich folgendes vor Augen halten: nachdem Bürgerkrieg hatte Lincoln geplant, den Süden nieder zuhalten und den Schwarzen gleiche rechte wie weißen zu geben da er in seiner Amtszeit als Präsident, mehrere Schwarze getroffen hatte, die in von seinem Aberglauben abbrachten, das Schwarze intellektuell dem Weißen unterlegen wären und daher keine gleichen rechte verdienten. Da Lincoln aber ermordet wurde, sind diese Pläne nur halbherzig weitergeführt worden.

Grade um Süden beschwerte man sich darüber das Schwarze nun gleiche recht bekommen sollten und sogar Land besitzen konnten. Um zu verhindern das nun wähler absprangen und der Bürgerkrieg von neuem begann, wurden die Jim Crow Gesetze erlassen, die Schwarze zu Bürgern 2er Klasse machten.

Das heilt bis 1964, wo Lindon Johnson nach viel druck aus der Öffentlichkeit und viel Zankerei und gepokere in DC den Civil Rights act unterzeichnetet, das sind über 100 Jahre wo eine ganze Bevölkerungstruppe nicht die gleichen Rechte hatten wie die Mehrheit der USA.  So etwas kann man nicht mal eben so ändern und gut ist, aber die USA habe sich mit der Verarbeitung diese Kapitels eher schwer getan und haben auf eine Strategie des Vergessen gesetzt, als auf eine Aufarbeitung.

Das ganze US System, das ja von weißen, für weiße aufgebaut worden war, wo latent Rassistische Abgeordnete Gesetze auf den weg brachten, die rechte von Schwarzen einschränkte, wurde da kaum geändert, der Rassimus im System wurde weiergeführt nachdem motto "War schon so als ich hinzukam, ist immer so gewesen, also was ändern?"  und "Wieso, die Nigger haben doch schon alles bekommen, was wollen die nigger den noch? Mehr? Die nigger sollen froh sein was sie haben, ansonsten geht es zurück auf die Plantagen"

Oder halt noch schlimmer, wie von etlichen Rechts Konservativen immer wieder gefordert, das die Jim Crow Gesetze doch bitte wieder einzuführen, da Lyndon Johnsons "Great society" gescheitert ist, der schwarze eh nix mit seiner Freiheit anfangen kann und es damals weniger Kriminalität gab die von schwarzen verursacht wird.

Das es Schwarze seit je her es schwirieger hatten gleiche Schulbildung, jobs etc. zu bekommen und das es in etlichen bundestaaten so gewollt ist, und es deshalb Probleme bekommt, wird ignoriert, da alle Ideen zu lösung dieser problem sofort als Sozialistisch/Kommunistisch  angesehen wird, und das geht überhaupt nicht.

Da man sich niemals mit dem Jim Crow Law erbe auseinandergesetzt hat und die Medien ihr übriges tun imd das bild des Gefährlichen Schwarzen aufrecht zu erhalten, glauben das natürlich eine menge Leute in den USA. Da hilft es nun auch nicht, das Alt-Right neo-nazi white supremacists propaganda verbreiten das Schwarze, Latinos, Muslime und natürlich Juden untermeschen sind die ausradiert gehören und den Western Zerstören. Da werden Statistiken und Forschungsergebnisse misbraucht, aus dem Zusammenhang gerissen oder einfach gefälscht um leute von sowas zu überzeugen.

Und da hilf natürlich auch ein Präsident nichts, der sich als Politcal inorrect gibt und behauptet Mexikaner seine alles Drogen dealende Vergewaltiger, das man Schwarzen kein Geld anvertraut und das es Gewalt von "beiden Seiten" gab.

Das wird alles übrigens mit "Freedom of Speech" und "Sowas muss mann doch sagen dürfen!" verteidigt.

Aso, der Rassimus in den USA is, würde ich sagen, Vererbt und teil der Gesellschaft die nie gelernt hat, damit umzugehen oder es effektiv zu bekämpfen. Nicht umsonst gibt s in den USA den wirtz der "Rassistischen Oma/Okles" der dann immer endend "Naja, die sind halt in einer anderen Zeit aufgewachsen, was soll man da machen?" und dann ist es halt kein wunder das sich dort alles nur sehr langsam verändert.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Conina am 29. August 2017, 20:07:35
Zitat von: Lt.Havoc am 29. August 2017, 20:03:18
Zwei Sachen zum "inate Racism": erstens, selbst wenn es so wäre, wurde es Rassimus nicht gut machen, denn einfach zu sagen "Ach das sind unsere gene, deswegen hassen weiße schwarze " etzc ist ein wenig zu relativistisch für meinen Geschmack.

Ganz kurz. Ich glaube, du baust einen Strohmann. Ich sprach vom "Misstrauen gegenüber Fremden". Wenn man in einer bunten Umgebung aufwächst, sind Leute mit anderer Hautfarbe keine Fremden. Rassismus ist scheiße, wir müssen den irgendwie überwinden. Ich verteidige den in keinster Weise.
Das, was Du schreibst, habe ich nicht gemeint und auch nicht geschrieben.

Wie erklärt man diese Tabelle mit dem rassistischen Erbe der USA (ich meine Platz 1)?

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_ethnic_groups_in_the_United_States_by_household_income#By_race

Die chinesischen Arbeiter haben sie beim Bahnbau verheizt, die Japaner in Camps interniert. Denen schlug auch übler Rassismus und Diskriminierung entgegen. Jetzt rasen sie allen davon.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Sauropode am 29. August 2017, 20:21:04
Ich stimme conina zu. Fremde sind eben auch die neuen Nachbarn, die man anfangs kritisch beäugt. Das ist kein Rassismus. Und solch ein Verhalten wird auch schon bei Menschenaffen, ja auch bei anderen Tieren beobachtet. Das steckt evolutuionör in uns drin.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 29. August 2017, 21:47:26
Die frage war aber "Wo kommt Rassismus her" und nicht "Wo kommt misstrauen gegenüber Fremden her", das sind zwei unterschiedliche angelegenheiten, da Fremde nicht immer anderer Ethnischer Herkunft sein müssen.

Und der Thread ist "Warum ist Amerika wie es ist?" und da ist Rassismus eine Sache die sehr schwer wiegt und die Gesellschaft spaltet und bis heute Einfluss hat auf alle Bereiche.

ZitatDie chinesischen Arbeiter haben sie beim Bahnbau verheizt, die Japaner in Camps interniert. Denen schlug auch übler Rassismus und Diskriminierung entgegen. Jetzt rasen sie allen davon.
Das ist einfach zu erklären, das hat damit zu tun, das dort der Sterotype des "fleißigen Technikasiaten" immer noch gefördert wird. Ich kann mich erriner das Bannon mal in einem interview gesagt hat, ihm wären im Silicon Vallye zu viele Asiaten und man sollte mal was dagegen machen, da die den Amerikanern die Jobs wegnehmen.

Da diese Jobs auch hoch datiert sind, verdienen die mehr geld, ergo sind sie auch im schnitt die reichste ethnische Gruppe. Nun versuch mal ans farbiger, mit Abschluss und Ausbildung, ins Silicon Vally oder so zu kommen, es ist von versuchen bekannt, das wenn in Firmen ein weißer, ein Asiaten und ein schwarzer mit der gleichen Bildung und Hintergrund sich bewerben, das es oft so ist, das der Schwarze nicht den job bekommt, ganz bestimmt nicht wenn der auch noch Jamal oder Jerome oder so heißt, da sofort der stereotyp des Farbigen Gangsters im kopf auftaucht und damit automatisch disqualifiziert wird.

Der Asiaten hat da die besten Chancen, wegen den oben genannte stereotypen des Strebsamen und fleißigen nummern Genie das ja alle Asiaten nun mal angeblich sind.

Was meine letzten post angeht: ich glaube das es wichtig ist den Rassismus in Amerika anzusprechen und auch darüber zu reden, welchen Einfluss die meiden auf stereotype haben und wie sie dort gefördert werden und was das für einen Einfluss hat auf die Meinungsbildung der Amerikaner. Da liegt nämlich einiges im Argen wenn ich so mit meine US freuenden rede und ich so die Englisch sprachigen foren die ich kenne so lese.

Es herrscht dort eine große Verunsicherung seit Trump Präsident geworden ist, viele zweifeln am System und etliche sind da seht zynisch geworden ob es sich jemals zum besseren wenden wird. Etliche haben schon resigniert und das Politische Kima dort ist toxisch geworden und feindselig.

So ein Gedankenaustausch wie hier, ist dort fast nicht mehr möglich ohne das irgendwelche Snalr und Buzzworkds fallen und es ausufert. Da macht man sich schon so seine Gedanken.....
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 31. August 2017, 22:20:07
Zitat von: Lt.Havoc am 29. August 2017, 21:47:26
Die frage war aber "Wo kommt Rassismus her" und nicht "Wo kommt misstrauen gegenüber Fremden her", das sind zwei unterschiedliche angelegenheiten, da Fremde nicht immer anderer Ethnischer Herkunft sein müssen.

Und der Thread ist "Warum ist Amerika wie es ist?" und da ist Rassismus eine Sache die sehr schwer wiegt und die Gesellschaft spaltet und bis heute Einfluss hat auf alle Bereiche.

ZitatDie chinesischen Arbeiter haben sie beim Bahnbau verheizt, die Japaner in Camps interniert. Denen schlug auch übler Rassismus und Diskriminierung entgegen. Jetzt rasen sie allen davon.
Das ist einfach zu erklären, das hat damit zu tun, das dort der Sterotype des "fleißigen Technikasiaten" immer noch gefördert wird. Ich kann mich erriner das Bannon mal in einem interview gesagt hat, ihm wären im Silicon Vallye zu viele Asiaten und man sollte mal was dagegen machen, da die den Amerikanern die Jobs wegnehmen.

Da diese Jobs auch hoch datiert sind, verdienen die mehr geld, ergo sind sie auch im schnitt die reichste ethnische Gruppe. Nun versuch mal ans farbiger, mit Abschluss und Ausbildung, ins Silicon Vally oder so zu kommen, es ist von versuchen bekannt, das wenn in Firmen ein weißer, ein Asiaten und ein schwarzer mit der gleichen Bildung und Hintergrund sich bewerben, das es oft so ist, das der Schwarze nicht den job bekommt, ganz bestimmt nicht wenn der auch noch Jamal oder Jerome oder so heißt, da sofort der stereotyp des Farbigen Gangsters im kopf auftaucht und damit automatisch disqualifiziert wird.

Der Asiaten hat da die besten Chancen, wegen den oben genannte stereotypen des Strebsamen und fleißigen nummern Genie das ja alle Asiaten nun mal angeblich sind.

Was meine letzten post angeht: ich glaube das es wichtig ist den Rassismus in Amerika anzusprechen und auch darüber zu reden, welchen Einfluss die meiden auf stereotype haben und wie sie dort gefördert werden und was das für einen Einfluss hat auf die Meinungsbildung der Amerikaner. Da liegt nämlich einiges im Argen wenn ich so mit meine US freuenden rede und ich so die Englisch sprachigen foren die ich kenne so lese.

Es herrscht dort eine große Verunsicherung seit Trump Präsident geworden ist, viele zweifeln am System und etliche sind da seht zynisch geworden ob es sich jemals zum besseren wenden wird. Etliche haben schon resigniert und das Politische Kima dort ist toxisch geworden und feindselig.

So ein Gedankenaustausch wie hier, ist dort fast nicht mehr möglich ohne das irgendwelche Snalr und Buzzworkds fallen und es ausufert. Da macht man sich schon so seine Gedanken.....

Wo kommt denn dieses Stereotyp des strebsamen und fleißigen "Technikasiaten" her?

Weil der Asiat im Allgemeinen wirklich strebsam und fleißig und vielleicht sogar etwas klüger ist als der weiße Durchschnittsamerikaner und darum den hoch datierten Job kriegt?

Oder bedingt da nur das Stereotyp das Stereotyp?
Und falls ja, wo kommt dieses Stereotyp her?
Oder ist das nur Rassismus, der sich in diesem Fall für den Asiaten positiv auswirkt?

Und kann man es sich im Silicon Valley wirklich leisten, einen schwarzen Ingenieur abzuweisen, nur weil er schwarz ist?
Würde dann nicht die Firma daneben, der den schwarzen Ingenieur fürs halbe Gehalt kriegt, dann nicht im Wettbewerb die Firma mit der rassistischen Personalpolitik über die Zeit hinweg übertrumpfen?
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Yadgar am 05. September 2017, 22:58:32
Hi(gh)!

Zitat von: Lt.Havoc am 02. Juli 2017, 15:08:43
Und nun freuen sich die Neu Rechten neo nazi Spacken die man schön harmlos "alt-right" nennt ein loch im bauch und gehen loss und prügeln auf studenten ein die linksgerichtet sein könnten und propagieren nun das mann den Holocaust 2.0 für alle Leute veranstalten sollte die gegen Trump sind und fordern auf, eine SA und SS aufzustellen um endlich mal diesen ganzen links-grün-versifften pack zu zeigen wo der hammer hängt. Aber bloß keine nazis schlagen, das geht nicht, bloss nicht verteidigen, könnte ja sein, das die dann dich umbringen.

Keine Sorge, kriegen wir alles auch, wenn erst einmal die AfD mit absoluter Mehrheit regiert und der Führer und Reichskanzler Björn Höcke heißt... hinein in unsere Lungen, süßes Zyklon B!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: MrSpock am 06. September 2017, 07:14:31
Zitat von: Yadgar am 05. September 2017, 22:58:32
Hi(gh)!

Zitat von: Lt.Havoc am 02. Juli 2017, 15:08:43
Und nun freuen sich die Neu Rechten neo nazi Spacken die man schön harmlos "alt-right" nennt ein loch im bauch und gehen loss und prügeln auf studenten ein die linksgerichtet sein könnten und propagieren nun das mann den Holocaust 2.0 für alle Leute veranstalten sollte die gegen Trump sind und fordern auf, eine SA und SS aufzustellen um endlich mal diesen ganzen links-grün-versifften pack zu zeigen wo der hammer hängt. Aber bloß keine nazis schlagen, das geht nicht, bloss nicht verteidigen, könnte ja sein, das die dann dich umbringen.

Keine Sorge, kriegen wir alles auch, wenn erst einmal die AfD mit absoluter Mehrheit regiert und der Führer und Reichskanzler Björn Höcke heißt... hinein in unsere Lungen, süßes Zyklon B!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Yadgar, hast Du Deine Medikamente wieder nicht eingenommen? :gruebel
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 07. September 2017, 20:15:46
http://www.politico.com/magazine/story/2017/09/05/how-we-killed-expertise-215531

Ein Text über den Hass auf Expertise, seinen Siegeszug und seine Gefährlichkeit. Absolut lesenswert, von Tocqueville über Impfgegner über Bannons pseudointellektuellen Scheiß zu Trump (der nur am Rande, gottseidank). Was den Unterschied zu früher ausmacht, ist der Dunning-Kruger, sagt er.

Weil wir kürzlich Scott Adams berührt hatten, hier ein Auszug:
ZitatIt is easy to dismiss hostility toward experts as a function of a poor education, but that's inaccurate. The affluent, educated parents of Marin County in California, after all, led the way on the anti-vaccine madness. "Dilbert" cartoonist Scott Adams, who holds an MBA, has a large audience for his attacks on experts, including his astonishing claim that there's nothing a president can't master in a conversation with a specialist in an hour. Narcissism and know-nothingism are not afflictions found only among a few disgruntled high-school dropouts in the heartland. They are endemic across the country, exacerbated over the past half-century by affluence, technology, a permanent youth culture—and, above all, politics: academic postmodernism and fashionable relativism on the left, and the anti-intellectualism of certain evangelical strains and a long history of populist skullduggery on the right.
Das ist übrigens ein uraltes Thema. Der Kirchenvater Tertullian meinte einst, jeder christliche Handwerker könnte die Fragen beantworten, über die sich die griechischen Philosophen den Kopf zerbrochen hatten.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 09. November 2017, 16:30:39
Warum dieses kein amerikanisches Jahrhundert wird:
ZitatAmericans, meanwhile, are increasingly losing faith in higher education. Republicans see universities as out of touch, pushing a liberal agenda on their students. Democrats see them as too expensive. Increasingly, the working class sees higher education as not worth the cost — despite the fact that a growing share of jobs require a postsecondary degree.



https://www.politico.com/story/2017/11/09/university-of-michigan-admissions-low-income-244420
Zahlreiche weitere Einzelheiten.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Yadgar am 10. November 2017, 02:10:58
Hi(gh)!

Zitat von: Peiresc am 27. August 2017, 17:24:28
Eine der Sorgen dieser einfachen hart arbeitenden Menschen

Warum muss eigentlich in Amiland die work immer hard (oder auf rheinisch: hacht) sein? Bei "harter Arbeit" assoziere ich Sklaverei, drittweltliche Sweatshops, Gulags und KZs, bis die Hände bluten, der Körper kollabiert, während die Peitschenhiebe und Gewehrkolbenschläge auf einen einprasseln - ist das die Lebenswirklichkeit des Durchschnittsamerikaners?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: ErpelderNacht am 02. März 2018, 06:35:57

Zitat von: Peiresc am 07. September 2017, 20:15:46
http://www.politico.com/magazine/story/2017/09/05/how-we-killed-expertise-215531

Ein Text über den Hass auf Expertise, seinen Siegeszug und seine Gefährlichkeit. Absolut lesenswert, von Tocqueville über Impfgegner über Bannons pseudointellektuellen Scheiß zu Trump (der nur am Rande, gottseidank). Was den Unterschied zu früher ausmacht, ist der Dunning-Kruger, sagt er.

Das ist übrigens ein uraltes Thema. Der Kirchenvater Tertullian meinte einst, jeder christliche Handwerker könnte die Fragen beantworten, über die sich die griechischen Philosophen den Kopf zerbrochen hatten.

Es ist alles noch viel schlimmer.

https://www.nbcnews.com/think/opinion/patriarchal-race-colonize-mars-just-another-example-male-entitlement-ncna849681 (https://www.nbcnews.com/think/opinion/patriarchal-race-colonize-mars-just-another-example-male-entitlement-ncna849681)

ZitatMarcie Bianco The patriarchal race to colonize Mars is just another example of male entitlement

The presumed right to use and abuse something and then walk away to conquer something new is a hallmark of colonialism.   
.
.
.
These men, particularly Musk, are not only heavily invested in who can get their rocket into space first, but in colonizing Mars. The desire to colonize — to have unquestioned, unchallenged and automatic access to something, to any type of body, and to use it at will — is a patriarchal one. Indeed, there is no ethical consideration among these billionaires about whether this should be done; rather, the conversation is when it will be done. Because, in the eyes of these intrepid explorers, this is the only way to save humanity.

It is the same instinctual and cultural force that teaches men that everything — and everyone — in their line of vision is theirs for the taking. You know, just like walking up to a woman and grabbing her by the pussy.

It's there, so just grab it because you can.

Die Männer fliegen zum Mars und grabben die armen Marsianerinnen by the Pussy.
Was wohl Tertullians Handwerker dazu sagen würde? :Opa:
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 02. März 2018, 07:20:16
Tertullians Handwerker hätte damit kein Problem: Credo quia absurdum est.

ZitatThe idea that, because big social problems are many-sided, development policies should be systemic rather than sectoral, was at odds with the two ruling dogmas in science policy: the economism that places technology behind basic science, and the anti-scientism preached by both right-wingers and the New Left that arose in the 1960 decade, first in Berkeley and then in Paris and its cultural dependencies. This obscurantist ideology claimed that basic science had to be stamped out because it was either in the service of foreign scientists or the handmaiden of the industrial-military complex.

This primitive reasoning was popular among the humanities and "soft science" chronic students, postmodern Marxists like Louis Althusser, and failed scientists like Oscar Varsavsky. [...]

Mario Bunge: Between Two Worlds: Memoirs of a Philosopher-Scientist. 2016, S. 344
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Lt.Havoc am 02. März 2018, 17:51:57
Hier mal ein video:
https://www.youtube.com/watch?v=GWwiUIVpmNY
America: Still Racist | ContraPoints

Erklärt warum Schwarze immer noch in den USA benachteiligt sind und diskriminiert werden.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Belbo am 02. März 2018, 17:57:25
Man muss sich ja nur in Kinofilmen, realem Leben und Fernsehserien den Anteil gemischter Paare ansehen...

https://de.wikipedia.org/wiki/Rat_mal,_wer_zum_Essen_kommt
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Belbo am 02. März 2018, 18:30:13
....oder den blog von Gabriele Wolff, wo der Wahnsinn inzwischen ungehindert regiert, nunja sie hatte ja auch den Glauserpreis erungen,

https://de.wikipedia.org/wiki/Matto_regiert

ZitatDer Literaturwissenschaftler Bernhard Echte schreibt in seinem Nachwort zu Matto regiert: «Kein Buch hat Glauser so lange mit sich herumgetragen; kein anderer Stoff ging seinen besonderen Lebenserfahrungen so nahe – in keinem anderen Thema erblickte er aber auch so viel überpersönliche Bedeutung.»[1] Tatsächlich war Glauser schon früh mit dem «Verrückt-Sein» in Kontakt gekommen. Durch seine Morphiumsucht wurde Glauser regelmässig straffällig, indem er Diebstähle beging und Rezepte fälschte. 1917 beantragte Glausers Vater deshalb die psychische Untersuchung des Sohnes, und ein Jahr später folgte die Entmündigung und erste Einlieferung in eine Psychiatrische Klinik: Die Klinik Bel-Air in Genf erstellte die Diagnose «Dementia praecox». 1920 folgte der nächste ärztliche Befund: «Moralischer Schwachsinn». Glauser wurde in der Irrenanstalt Holligen in Bern interniert, woraufhin er, nicht zum letzten Mal, flüchtete. Das Andersartig- und Ausgestossen-Sein begleitete Glauser sein ganzes Leben lang und passt zu den Worten, die Dr. Laduner in Matto regiert spricht: «Wir werden nie die Grenze ziehen können zwischen geisteskrank und normal... Wir können nur sagen, ein Mensch kann sich sozial anpassen, und je besser er sich sozial anpassen kann, je mehr er versucht, den Nebenmenschen zu verstehen, ihm zu helfen, desto normaler ist er.»[2] Und der Schriftsteller Alex Capus sagte dazu in einem Interview: «Matto regiert ist eines meiner Lieblingsbücher, weil Wachtmeister Studer hier die Grenzregionen zwischen Vernunft und Wahnsinn erkundet, die für uns alle gar nicht so fern sind, wie wir gern glauben möchten.»[3]
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 15. April 2018, 12:38:29
Ich lese gerade Tuvia Tenenbom, Allein unter Amerikanern, Suhrkamp 2016. Darin kommt die folgende Episode vor (S. 112 ff). Er versucht, ein Interview mit dem Bürgermeister von Chicago, Rahm Emmanuel, zu bekommen, und wird von dessen Pressesprecher mit einer falschen Visitenkarte abgespeist.

Später erklärt ihm ein hochrangiger Amtsträger aus Washington (dessen Namen und Position er selbstverständlich verschweigen muss [S. 120]):
Zitat
»Nein. Eines muss Ihnen klar sein: Wir wollen keine Interviews geben, es sei denn für die lokalen Medien, wo wir die Leute kennen und wissen, was sie schreiben werden. Ansonsten ziehen wir es praktisch alle vor, nationalen oder internationalen Medien keine Interviews zu geben. In der heutigen amerikanischen Politik, vor allem nachdem es der Oberste Gerichtshof 2010 für rechtens erklärt hat, unbegrenzte Geldmengen an politische Gruppen zu spenden, geht man mit jedem Interview gewaltige Risiken ein.«

Was hat ein Interview mit Spendern zu tun?

»Alles. Wenn Sie in einem Interview etwas gesagt haben, das Sie nicht hätten sagen sollen, wird jemand es aus der Zeitung herausziehen und in einer millionenschweren Anzeigenkampagne gegen Sie verwenden.«

Ich verstehe Sie nicht.

»Aufgrund der Wahlkampffinanzierung wollen Sie sicherstellen, dass Sie kein einziges Wort äußern, mit dem Ihre Spender nicht einverstanden sind, nur wissen Sie gar nicht immer, was die denken. Die Faustregel ist: Gib kein Interview, wenn du nicht unbedingt musst.«

Ist das Demokratie?

»Ist es nicht, zugegeben. Herrscht in diesem Land Meinungsfreiheit? Nein. Ist dies eine ehrliche Art und Weise, mit Problemen umzugehen? Nein. Das ist der Kapitalismus in der Politik. Das ist das System, so läuft es halt. Das ist Amerika, zumindest heute. Mir gefällt es nicht, dass die Politik heute so gemacht wird, aber ich kann die Realität nicht ändern. Sorry. Ich bin ehrlich mit Ihnen und erzähle Ihnen das unter uns. Wenn wir ein offizielles Gespräch führen würden, würde ich ganz andere Dinge sagen, die allerdings nicht wahr wären. Es ist, wie es ist, und wird noch lange so bleiben. Sind Sie überrascht? Sollten Sie nicht sein.«

Mit der ,,Entscheidung von 2010" ist offenbar das Citizens United-Urteil gemeint.
https://de.wikipedia.org/wiki/Citizens_United_v._Federal_Election_Commission
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 14. August 2018, 20:19:14
Trump ist nicht ein Betriebsunfall, sondern die logische Konsequenz des amerikanischen Konservatismus. Hier ein lesenswerter, aufbereiteter Tweet-Faden des Historikers Seth Cotlar, mit einigen instruktiven Illustrationen.

https://www.vox.com/policy-and-politics/2018/8/13/17683416/trump-republican-party-conservatives-seth-cotlar
ZitatEver since Trump's victory in the Republican primary, this has been one of the big questions hanging over American politics. If Trump's anti-intellectual and race-baiting brand of politics is a parasite on the American right, then it's possible the Republican Party can be cleaned up after him. That's the premise of the so-called Never Trump movement, a small group of Republican elites and conservative intellectuals who have denounced the president and his allies in no uncertain terms.

But it's possible the Never Trumpers are wrong. It could be that they're the ones who have been deluding themselves into thinking that the conservative movement is a higher intellectual calling, when in fact it's been a cover for a shallow and vicious brand of white identity politics for decades. If that's true, then there's no coming back from Trumpism.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 12. November 2018, 11:33:19
Akademischer Rassismus. Eugenik im faschistoiden Wortsinn propagiert. Erschütternd.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6096849/

Darin beruft man sich z. B. auf Galton:
ZitatIn defending eugenics, I want to reclaim the spirit of authors like Francis Galton and Charles Darwin, who believed that our reproductive obligations change with our understanding of biology and our capacity to control it.

ZitatFlavia Dzodan:
Francis Galton, who wrote "the Chinese were a race of geniuses, that "Negroes" were vastly inferior, that "Hindoos" were inferior in "strength and business habits" and the "Arab is little more than an eater up of other men's produce; he is a destroyer" https://www.theguardian.com/science/2015/mar/01/racism-science-human-genomes-darwin ...

https://twitter.com/redlightvoices/status/1061912017903075329

Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 12. Mai 2019, 09:00:11
Zitat von: Scipio am 10. Mai 2019, 14:55:00Sag mal Peiresc kannst du mir mal kurz skizzieren was Trumps Anhänger dazu treibt ihm zu folgen?

Ja.

Zitat



https://twitter.com/jdcivicscience/status/1127285936977522688


Die Erhebung ist echt, glaube ich.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Habra am 12. Mai 2019, 09:33:00
Zitat von: Peiresc am 12. Mai 2019, 09:00:11

Zitat



https://twitter.com/jdcivicscience/status/1127285936977522688


Die Erhebung ist echt, glaube ich.

Ich habe das dumpfe Gefühl, eine Umfrage in Deutschland würde bei den entsprechenden politischen Kreisen zu einem ähnlichen Ergebnis führen. :wut
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Scipio am 12. Mai 2019, 10:02:04
Sind die alle bescheuert?

Und da lass ich mal das Detail unter den Tisch fallen, dass es sich bei den arabischen Zahlen um indische Zahlen handelt.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Gefährliche Bohnen am 12. Mai 2019, 14:47:04
Erinnert mich an die Umfragen, die Jimmy Kimmel immer so macht:

https://www.youtube.com/watch?v=WfEqAolZFB0
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 05. Juli 2019, 16:59:41
Warum wird Trump von den Evangelikalen geliebt? Weil er der liberalen Elite endlich mal so richtig Saures gibt. Peter Wehner schreibt:
ZitatMany evangelical Christians are also filled with grievances and resentments because they feel they have been mocked, scorned, and dishonored by the elite culture over the years. (Some of those feelings are understandable and warranted.) For them, Trump is a man who will not only push their agenda on issues such as the courts and abortion; he will be ruthless against those they view as threats to all they know and love. For a growing number of evangelicals, Trump's dehumanizing tactics and cruelty aren't a bug; they are a feature. Trump "owns the libs," and they love it. He'll bring a Glock to a cultural knife fight, and they relish that.
https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2019/07/evangelical-christians-face-deepening-crisis/593353/

Und das ist durchaus plausibel. Der katholische Apologet Jeffrey Burton Russell (bekannt durch sein Buch Inventing the flat earth) erklärt in ,,Exposing Myths About Christianity" (Downers Grove, Illinois 2012) den Niedergang des Christentums in Amerika so:
ZitatIn elite circles in Europe and the United States it is considerably more respectable to be an atheist than to be a Christian. There has been a marked shift in the default position from belief in God to unbelief. This is particularly true in academia, law and mainstream media. Rejection of Christianity is considered sophisticated, and some just say, "Well, I don't believe it, and neither do my friends," as if that were an argument. This is surfing on the wave of atheism rather than looking under the froth and foam.
Also, many Christians belonging to elite tribes don't dare admit their belief for fear of losing status, alienating friends, suffering job discrimination or being banished from the tribe.
[S. 35f]
Das Christentum ist auf dem Rückzug, weil es von der Elite verspottet wird. Hier artikuliert sich ein beleidigtes Inferioritätsgefühl (es gibt noch ein paar Parallelstellen in dem Buch). Da ist Trump, der kein Problem hat, mit einer Wumme aufzutauchen, ein Geschenk des Himmels.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 12. Juli 2019, 08:00:53
Aber auch Trump arbeitet sich dabei nur an den Sympthomen ab... es ist rein destruktives Austeilen. Gerade Trump wird dem evangelikalen Wahn keinen Auftrieb verpassen, er selbst ist die denkbar schlechteste Werbefigur für die Evangelikalen Werte. Und das wird denen auf die Füße fallen. Moralische "Überlegenheit" ist nur dann glaubhaft, wenn man die eigenen moralischen Werte auch selbst lebt. Daran scheitert nicht nur Trump sondern gefühlt die Mehrheit der Jesusjungs. 
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 24. April 2020, 21:19:54
Gerald Holton: Wissenschaft und Anti-Wissenschaft, Springer-Verlag/Wien 2000, engl. Originalausgabe "Science and Anti-Science", 1993.

ZitatEbenso unklar sind die Ursachen einer der Voraussetzungen für das Entstehen dieser falschen Ideen, nämlich des wissenschaftlichen Analphabetismus, der in den Vereinigten Staaten grassiert. Zu diesem Thema jedoch existiert umfangreiche Literatur, wir müssen hier nur auf einen Bericht des wissenschaftlichen Beraters des Präsidenten an den Kongress verweisen. (3) Die wissenschaftliche Bildung der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten hat heute ein Niveau erreicht, bei dem in einer Umfrage "die Hälfte der befragten Erwachsenen nicht wusste, dass die Erde ein Jahr benötigt, um die Sonne zu umkreisen". (S. 8 ). (Wie wir aus anderen Untersuchungen wissen, (4) können weniger als 7 Prozent der Erwachsenen in den USA nach einer äußerst großzügigen Definition als wissenschaftlich gebildet betrachtet werden, nur 13 Prozent verfügen zumindest über ein Minimum an Verständnis für wissenschaftliche Vorgange, und 40 Prozent stimmen nicht mit der Aussage überein "die Astrologie ist ganz und gar nicht wissenschaftlich").
[...]
Dass ein so kleiner Teil der Erwachsenen in den USA als wissenschaftlich gebildet bezeichnet werden kann, in einer Zeit, in der die Errungenschaften der modernen Wissenschaft, die Leistungen der Technologie und die Auswirkungen beider auf unser Leben spektakulärer sind als je zuvor, darf nicht nur als Ironie aufgefasst werden, sondern bedarf ernsthaft einer Erklärung. Zu diesem intellektuell wichtigen Punkt kommt noch ein politischer hinzu: in einer Demokratie verlangen die Bürger, ganz egal wie schlecht sie informiert sind, zu Recht einen Platz an dem Tisch, an dem die Entscheidungen getroffen werden, selbst wenn diese Entscheidungen eine große wissenschaftliche/technische Komponente enthalten. Darin liegt das Potential für falsche Politik und schließlich soziale Instabilität. Denn, wie ich noch belegen werde, hat die Geschichte wiederholt gezeigt, dass eine Entfremdung von der Wissenschaft und von ihrem Bild der Welt in eine Raserei ausarten kann, die mit Bewegungen verbunden ist, die weitaus sinistrer sind.
[...]
Schließlich hat die Tatsache, dass zahlreiche Wissenschaftler in den USA recht prominent geworden sind, etwas in der amerikanischen Reaktion ausgelost, was vielleicht für dieses Land idiosynkratisch, aber im Grunde genommen gesund ist - nämlich Skeptizismus gegen diese und gegen jede andere Form einer starken, organisierten Autorität. Wie der kluge Politikwissenschaftler Don K. Price aufgezeigt hat, tendieren die Amerikaner zu einer bestimmten Haltung gegenüber der Wissenschaft, die ihre Wurzeln in unserer eingefleischten politischen Philosophie hat. Vom Anfang an war die vorherrschende Einstellung gegenüber jeder groß angelegten, organisierten Autorität in den Vereinigten Staaten im wesentlichen negativ geprägt, und unsere politischen Institutionen sind so aufgebaut, dass die Behauptung einer zentralisierten Autorität so weit als möglich verhindert wird. In den ersten eineinhalb Jahrhunderten der Republik wurden Wissenschaftler und Techniker als Außenseiter betrachtet, sogar als Kraft gegen die etablierte Autorität, als Herausforderer aller Dogmen und Nachfolger der religiösen Dissenters, die dieses Land gegründet hatten. Ais Joseph Priestley, ebenso unorthodox als Chemiker wie als politischer Schriftsteller und Theologe, aus England floh und der Mob sein Haus, seine Bibliothek und das Laboratorium zerstört hatte, umarmte ihn Thomas Jefferson bei seiner Ankunft als verbündeten Dissidenten gegen den König und seine Kirche. Die Wissenschaftler wurden die Erben des Glaubens an den Fortschritt.

Jedoch, sagt Price, "in der Ietzten Generation ist ein deutlicher Bruch mit dieser Tradition erfoIgt." (16). Da die Zahl der Wissenschaftler sich stark vermehrt und ihre Arbeit begonnen hat, direkt oder indirekt, unser Leben zu beeinflussen, beginnt man, sie nicht mit Dissens zu identifizieren, sondern mit Autorität. So wurden die Wissenschaftler - die diese Reaktion nur langsam wahrgenommen haben -, obwohl die Wissenschaft an sich noch immer von der Mehrheit der Amerikaner als positive Kraft gesehen wird, zunehmend das Ziel von Argwohn und Verdacht.

[....]
Auf dem Weg zu diesem Ziel haben sie [Evangelikale, Kreationisten, Fundamentalisten] von der Welt der Akademiker, Wissenschaftler oder Theologen erstaunlich wenig Widerstand erfahren. Ganz im Gegenteil, sie haben mächtige Verbündete in hohen Positionen geworben. Zu ihren Sympathisanten zählten ein Präsident der Vereinigten Staaten der 1980er Jahre; es ist belegt, dass dieser ein Weltbild hat, das offen ist nicht nur für Astrologie, sondern auch für UFOs, für Kreationismus und für einen Promilleniums-Fundamentalismus, der sich mit dem unausweichlichen Nähern eines apokalyptischen Endes in der nahen Zukunft beschäftigt. Während die Vereinigten Staaten mit den Nachwirkungen vieler dieser ideologischen Positionen werden leben müssen, war es vielleicht ein glücklicher Zufall, dass sein frohgemutes Desinteresse an einem tiefen Engagement in vielen Fragen sich auch auf diese Ansichten der Alternativwissenschaft und ihre religiös-politischen Verbindungen erstreckte; denn es ist ernüchternd, sich vorzustellen, wie anders vieles gewesen wäre, wenn er sich leidenschaftlich dafür eingesetzt hätte. Es konnte natürlich in Zukunft mit einigen Amtsinhabern ganz anders sein hier oder in einem anderen Land, das empfänglich ist für dieselbe Kräftekombination. Moores Essay endet mit der ominösen Bemerkung, dass der heutige Fin-de-siecle-Fundamentalismus und "die herrschenden Annahmen liberaler, evolutionärer Aufklärung" einander in einem Kulturkampf gegenüberstehen könnten, in dem sie "vielleicht heftig aufeinanderprallen werden, um Konsens zu mobilisieren und eine politische Ordnung durchzusetzen" (S. 64).

Prophetische Worte.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Daggi am 24. April 2020, 23:08:49
Der Guardian stellt den Zusammenhang dar zwischen MMS

https://www.psiram.com/de/index.php/Miracle_Mineral_Supplement

https://www.psiram.com/de/index.php/Miracle_Mineral_Supplement#Beh.C3.B6rden_warnen_vor_MMS

und Trump:

https://www.theguardian.com/world/2020/apr/24/revealed-leader-group-peddling-bleach-cure-lobbied-trump-coronavirus

Mark Grenon wrote to Trump saying chlorine dioxide 'can rid the body of Covid-19' days before the president promoted disinfectant as treatment.

Marc Grenon ist einer der Betreiber der Scheinkirche Genesis II,

https://www.psiram.com/de/index.php/Jim_Humble#Genesis_II_Church_of_Health_and_Healing

die MMS als Teil einer religiösen Zeremonie verkauft. Die Verkaufs-Kirche hat mittlerweile einige anonyme Webseiten, auf der die "Sakramente" angeboten werden. Diverse so genannte Bischöfe verkaufen das von Ghana oder Paraguay aus, auch in die USA.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 02. Juli 2020, 21:28:22
Hier mal ein Video (youtube und englisch), welches sehr gut die Entwicklung von Demokraten und Republikanern und den Großen Wechsel der 70iger zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=s8VOM8ET1WU (https://www.youtube.com/watch?v=s8VOM8ET1WU)
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 27. August 2020, 16:55:05
Ja, warum ist Amerika, wie es ist? Ein wenig ,,Normalisierung", Einordnung bietet Julian Sanchez in seinem Twitter-Thread.
https://twitter.com/normative/status/1298738662532935681
Warum prallen alle Enthüllungen über Trump bei seiner Klientel ab? Sie sind immunisiert. Die schlechten Nachrichten können als ,,Fake News", ,,Deep State" oder als ,,The Swamp" neutralisiert werden. Wenn das durchbrochen werden kann, dann am ehesten von innen.

Eine ähnliche Ansicht habe ich mal selber formuliert, hier.
https://forum.psiram.com/index.php?topic=16737.msg232948#msg232948

Flankierend dieser Thread von Seth Cotlar
https://threadreaderapp.com/thread/1181988506056290304.html
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: celsus am 27. August 2020, 20:32:20
Zitat von: Peiresc am 27. August 2020, 16:55:05
Ja, warum ist Amerika, wie es ist? Ein wenig ,,Normalisierung", Einordnung bietet Julian Sanchez in seinem Twitter-Thread.
https://twitter.com/normative/status/1298738662532935681

Sehr interessant, deshalb hier im Volltext:

Zitat
So, years ago I quite accidentally injected the phrase "epistemic closure" into political discourse. This became a buzzword for five minutes, but a lot of people misunderstood it as effectively just a pretentious synonym for "stuck in an echo chamber" or "closed-minded." And that's not quite how I originally used the phrase (which at the time thought was just... two words used descriptively, not some new buzzword). Originally, I used it to mean you had an *ideology and media ecosystem* that would enable you to reject new contrary information.

So an "echo chamber" just means you never hear any contrary information. The idea of "epistemic closure" was that you WOULD hear new and contrary information, but you have mechanisms in your belief system that reject anything that might force you to update your beliefs. So, for instance, if someone believes that the Illuminati control the world, and that any evidence AGAINST this hypothesis was manufactured by the Illuminati to hide their existence—proving their power and influence—that's more what I meant by "epistemic closure." I bring this up now, because the Trump ecosystem has developed a pretty sophisticated set of epistemic closure mechanisms that work to reject new information that might otherwise pose a problem.

It is extraordinary, and as far as I know unprecedented, how many of Trump's own former appointees & senior officials have come out to say "this guy is unfit for office, and in fact a serious threat to U.S. national security." You'd think people might find that hugely alarming. This doesn't seem to give supporters much pause, though. Not (just) because they don't become aware of it, but because there's a mechanism that enables supporters to reject this sort of testimony out of hand: The "Deep State." If the "Deep State" is part of your belief system, the testimony of these officials doesn't affect your confidence in Trump's competence; it proves how threatening he must be to the wicked network determined to undermine his presidency.

Ditto "Fake News." Plenty of news every day calling into question Trump's honesty, competence, decency, etc. But if "Fake News" is part of your belief system, the sheer volume of this actually works to validate his claim that media elites are hopelessly biased against him.

Ditto "The Swamp": If people who were once widely respected conservative thinkers or elected officials are appalled by Trump, their stature is converted from a reason to take them seriously into a reason to discount them: They don't want their cushy position disrupted.

I think these overlapping mechanisms are pretty critical to the resiliency of Trump support among his admirers, despite a constant flow of new information that, to the rest of us, counts as overwhelming and ever-clearer proof of his radical unfitness. It's not that they never encounter any of this information, but that there are mechanisms in place that effectively judo-flip it into confirmation of the preexisting narrative, rather than new contradictory data. I'm not sure what you do about this, but to the extent Dems political messaging is aiming at chipping away at that base—rather than just turning out more of their people—it needs to factor in, and maybe even focus on—those closure mechanisms.

One thing worth considering is that closed belief systems like this tend to be strong but brittle. That is, it's hard to make a crack in the firewall, but if you DO make a crack, often the whole edifice crumbles with surprising speed. And the crack can be something small. I remember hearing a talk by a North Korean refugee who wholeheartedly bought into the state's propaganda—and when his mother was arrested for crimes against the state, he took for granted she HAD to be guilty... until he noticed one small and indisputable error in the charges. The government claimed she was in one place (at a dissident meeting or some such) at a time and date when he knew for certain she hadn't been. And once it was clear the state COULD make mistakes, everything else was suddenly in doubt. ("Whataboutism" is one of the mechanisms that works against the formation of minor cracks: If you're in danger of having to concede a point, you change the subject, then develop localized amnesia about the near-concession.)

Honestly, it probably doesn't make sense for *political campaigns* to waste too much effort messaging to the true believers, but for friends & family who still have the energy to argue, it's worth thinking about how to target the closure mechanisms—the ideological immune system. If you try to attack the Trump-belief Death Star head on, your arguments are just going to bounce off the force field. You need to take out the shield generator first. I don't know how you do that, but maybe folks who've had some success can offer what worked for them.

Final thought: Are there sources of authoritative information that DON'T have a closure mechanism—an ideological T-cell—set up to neutralize them in the Trumpist narrative? There's a T-cell for media, intelligence agencies & national security officials, Republican incumbents... They've covered the bases pretty well, frankly—there's a prefabricated "you can disregard this because..." mechanism for the obvious sources of contrary information. But if there's one they've missed, that might have some luck until they can construct a counternarrative.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: PeterPan am 10. Oktober 2020, 15:26:26
Ein gutes Beispeil für "Warum ist Amerika, wie es ist?". Ein Interview mit einem Sheriff aus Michigan zur geplanten Entführung von Governor Whitmer und den Personen die es geplant haben. Er war mit den Brüdern, die die Entführung geplant haben auf einer gemeinsamen Demonstration.

Ich bin ein wenig so frei und zitiere den passenden Ausschnitt zu dieser Situation.
https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg243245#msg243245 (https://forum.psiram.com/index.php?topic=15175.msg243245#msg243245)
Zitat von: sailor am 23. Mai 2020, 14:25:27
...Rechtlosigkeit meint hier die mangelhaft entwickelte Ausübung zentralisierter, bürokratisierter Gewalt im ländlichen Raum. Das beginnt bei den Hexenprozessen von Salem, geht über den "Wilden Westen" bis hin zur Lynchkultur im Süden und dem was man in "Rambo I" bestaunen kann. In viele Gebiete hat die jeweilige Landes- und Bundesmacht (im Sinne von Exekutive und Judikative) nie wirklich hinein gewirkt. Dort waren/sind Sheriffs und Laiengerichte an der Tagesordnung, was die Wahrnehmung von Freiheit und Recht zur europäischen oder urbanen Wahrnehmung hin verschiebt...


Zitat"It's just a charge, and they say a 'plot to kidnap' and you got to remember that. Are they trying to kidnap? Because a lot of people are angry with the governor, and they want her arrested. So are they trying to arrest or was it a kidnap attempt? Because you can still in Michigan if it's a felony, make a felony arrest," Leaf said.
https://www.fox17online.com/news/local-news/michigan/man-charged-in-plot-to-kidnap-whitmer-shared-stage-with-west-michigan-sheriff-at-rally (https://www.fox17online.com/news/local-news/michigan/man-charged-in-plot-to-kidnap-whitmer-shared-stage-with-west-michigan-sheriff-at-rally)
Zitat"Sheriff Dar Leaf's supposition that the act was not a kidnapping of Governor Whitmer but a citizen's arrest has to be understood in the historical context of citizen's arrests," he explained. "Originating from 13th century England, the precept followed to the colonies, including America, which many states used to justify slave patrols, wherein private citizens or, as here, militias, were empowered by the state to arrest and forcibly seize slaves to return them to their owners."
https://lawandcrime.com/crazy/michigan-sheriff-defends-man-suspected-of-planning-whitmer-kidnapping-conspiracy-during-wild-interview/ (https://lawandcrime.com/crazy/michigan-sheriff-defends-man-suspected-of-planning-whitmer-kidnapping-conspiracy-during-wild-interview/)
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: celsus am 10. Oktober 2020, 18:30:04
Die Situation hat sailor sehr treffend beschrieben.

Was ich mich aber frage: Gab es mal eine zivilisiertere Zeit in den USA und fallen die gerade wieder in den frühen wilden Westen zurück oder war die Lage schon immer so, wurde aber von einem halbwegs zivilisiert wirkenden Firniss zumindest nach außen hin überdeckt?
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 10. Oktober 2020, 22:42:57
Hmm gute Frage. Ich denke gerade darüber nach. Definitiv zivilisierter wars in den USA vor 1492^^

Spass beiseite. Wirklich zivilisiert waren die USA nie. Bis in die 20/30iger Jahre hinein waren die Küstengroßstädte aufgrund der verschiedenen Migrationsbewegungen (intern wie extern) ziemliche Höllenlöcher. Große Teile jenseits der Appalachen und der Rockies waren dünn bis sehr dünn besiedelt, Infrastruktur (materiell wie staatlich) im europäischen Sinne fehlte oft. Die "alten" Ballungsgebiete im Inneren, wie entlang der Großen Seen waren Ausnahmen, die "neuen" Ballungsgebiete im Süden und den südlichen Küsten benötigten die Klimaanlage, um zu entstehen. Mit dem New Deal und vor allem den Rüstungsprogrammen des WK 2 und des Kalten Krieges bildeten sich "Binnenkerne". Darüber hinaus machte die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft das Farmerleben leichter (aber selbst heute noch ist dort Kinderarbeit nicht unüblich: https://www.dw.com/de/kinderarbeit-im-reichsten-land-der-erde/a-6314791 (https://www.dw.com/de/kinderarbeit-im-reichsten-land-der-erde/a-6314791) https://www.humanium.org/de/kinderarbeit-in-den-usa/ (https://www.humanium.org/de/kinderarbeit-in-den-usa/)). Aber wirklich angeglichen haben sich die Lebensverhältnisse nur punktuell, dazu sind die USA zu groß und staatliche Eingriffe/Entwicklungspläne verpönt. Ein schönes Beispiel, wie sowas funktionieren kann ist die Tennessee-Valley-Authority https://de.wikipedia.org/wiki/Tennessee_Valley_Authority (https://de.wikipedia.org/wiki/Tennessee_Valley_Authority). Die grundlegenden Spannungen und divergierenden Mentalitäten zwischen ruraler und urbaner Bevölkerung wurden nie überwunden. Mit dem Aufkommen der Suburbs wurde in meinen Augen ein dritter Pol geschaffen, der sich von beiden Seiten Teile genommen hat, aber zu keinem richtig gehört. Im jetzigen Wahlkampf merkt man, dass dieser Pol eine wichtige Basis Trumps ist, in meinen Augen deshalb, weil die Suburbs genau wie Trump eine Travestie der urbanen wie ruralen Werte sind: Man gibt sich ländlich-konservativ, ohne auf die Annehmlichkeiten der "Stadt" verzichten zu wollen. Man will nur das jeweils "Angenehme" ohne die Nachteile und Trump verspricht das. Dabei merkt man in den Suburbs nicht, dass man genau zwischen den "alten Fronten" sind, ein Farmer aus dem Shenadoah-Valley würde jedem Suburbi ins Gesicht spucken... genau deshalb gibt es auch immer noch Konservative, die von Trump nix bis gar nix halten. Auf diese Spaltung nach 2 Seiten setze ich meine Hoffnung für die Wahl. Denn in einer Sache sind sich die ruralen Konservativen und die progressiven Urbanen einig: Die Verfassung geht vor und Trump schei*t auf die, genauso wie auf Institutionen (wie bsw. die Streitkräfte).
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 06. November 2020, 07:19:55
In meiner lokalen Tageszeitung lese ich, dass sich die Biden-Anhänger und die Trump-Anhänger in ihrer Wut nicht unterscheiden würden.

Ich mach' mal ein Vollzitat eines Twitter-Fadens.
https://twitter.com/RomancingNope/status/1324362906079809543
ZitatCate Eland:

I find the concept of a left-wing ideological bubble really strange. All of us have worked for right-wing bosses or have right-wing neighbors or encounter right-wing folks in grocery stores, restaurants, parks, libraries. For white folks, we often have a lot of right-wing family.

While we might not know the nitty gritty of every right-wing conspiracy theory, we know the broad strokes of how right-wing folks think. We know they get their information from conservative media, church, and suspect sources on social media. If you're white, you especially know what right-wing folks say behind closed doors. You know that their concerns about the economy and socialism are really panic that Black and brown people are going to get a piece of THEIR pie, move into THEIR neighborhoods, and take THEIR jobs.

If you're not white, you STILL know what right-wing folks say behind closed doors, because racists aren't subtle and BIPOC have been living despite white people's hatred for centuries.

The left isn't in an ideological bubble. There are too many white people in too many places with too much power to avoid being exposed.

When I say the Trump right is a bunch of racists, I'm talking about my aunts, my uncles, my cousins, the folks I grew up with.

I'm not calling them racist because I'm an elite who doesn't know what they REALLY think. I say this because I'm from a rural white community in the Bible Belt. Because I see the shit they post on Facebook. Because I've been arguing with them since I was 8 years old.

What I can tell you, though, is that folks on the right? They DO live in a bubble. They live in rural communities where the vast majority of people are white, attend 1 of the 3 churches, never live anywhere else and have had family living in the same community for generations.

What news they consume comes exclusively from right-wing sources and increasingly comes not from any even remotely reputable journalistic organization but from memes posted to social media from accounts run by god knows who.

I try to have a conversation with my family members on the right, and they are SO disconnected from reality. 90% of it is me going, "That never happened," and "That's not a thing," and "Where did you hear that?" and "That's not a credible source of information."

And like, they know ME, but I'm just that one CUH-RAZY LIBRUL living in Austin. As far as they're concerned, I'm an idiot who got too much book learning and therefore know nothing about the real world, which to them, extends to their city limits signs and Facebook account.

There is no world for them outside of rural America. When 70% of your community thinks the same way you do, and you NEVER leave your community, not even online, you hear your own beliefs repeated back to you at work, at school, at church, at high school ball games, at Walmart.

You never meet new people or are exposed to new ideas or have your misconceptions challenged. What's more, there's a deep suspicion of everyone outside your community--even people who live just a few miles down the road--so new people and information are rejected out of hand.

My parents grew up in two small towns in rural Texas about 5 miles apart. I was born and lived in a small city about 20 miles from both of them. Then when I was 4, my mom got a teaching job in another small town 13 and 15 miles from where my folks grew up. I went to school in that small town from kindergarten to 12th grade and lived there from 6-18. My mom was a teacher. My dad worked at the same major employer that 75% of the other kids' parents worked at.

I never stopped being an outsider there.

And it's like for conservatives all over the country. Even conservatives from more suburban areas tend to live in majority white neighborhoods and attend majority white churches and send their kids to majority white schools.

Hardly anyone on the left is able to avoid people like this, whether because they're white and grew up in communities where conservatism was the norm OR because they're BIPOC [Black, Indigenous, People of Color] who have always had to interact with white folks to live.

Conservatives live in a bubble, and what's more, they CHOOSE to live in a bubble. They don't want out, and they certainly don't want to let other people in. They don't want to be around Those People, and they don't want to hear about Radical Ideas.

The folks on the left don't live in a bubble. That doesn't mean, of course, that there's not plenty of racism and bigotry to go around on this side of the diving line. But we simply CAN'T live in a world free of right-wing folks.

They work very hard to live free of us, though.

And while conservatives "living free" of white folks on the left largely means just ignoring and dismissing us, their desire and efforts to live free of BIPOC--except as a servant class--has been a 400-year-long project of violence and cruelty.

Focus on THAT bubble.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Juliette am 06. November 2020, 08:57:43
Gestern habe ich gehört (weiß nicht mehr wo - Nachrichten ÖR oder Panorama oder Wahlsendung ÖR), dass vor ein paar Jahren für 7 - 8% der US-Bürger laut einer Umfrage Gewalt ein akzeptiertes und als notwenig angesehenes Vorgehen in politischen Belangen ist. Inzwischen ist dieser Anteil auf etwas über 30% gestiegen. Kann aber jetzt leider mit keinem Link dienen.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 06. November 2020, 20:51:39
Würde mich nicht wundern. Trump hat sich ja mit "Gewalt" durchgesetzt und der Verschwörungsquatsch um Q hat Gewalt immer im Fokus gehabt. Im Grunde ist Gewalt immer dann ein "Weg", wenn Worte fehlen... oder überhaupt Gesprächsgelegenheiten. Die Spaltungen in USA und GB (Brexiteers/Remainers) führen zu dieser Sprachlosigkeit zwischen den Seiten. Biden muss nun diese Worte finden, um die Seiten wieder an den Tisch zu holen. Die BLM-Bewegung und die schwarze Bürgerrechtsbewegung ist da ein guter Ansatzpunkt, mit einer massiven Reduzierung der Demos (und damit verbundenen "bösen" Bilder) könnte er die Trumpansen denen "Sicherheit" wichtig ist wieder beruhigen. Auch könnte er bei der Einwanderung mit präzisen Vorgaben und Programmen beide Seiten bedienen. Die Welten liegen gar nicht so weit auseinander, sie wurden von Trump und einigen radikalen "Linken" verbal auseinandergedrückt.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 09. November 2020, 13:36:09
Hier noch ein tieferer Blick in die Landschaft. Ich zitiere nicht komplett.
https://twitter.com/mattsheffield/status/1324908316548493313
(es sind noch ein paar mehr Details und ein paar Links drin)

ZitatMatthew Sheffield
As a former conservative activist and journalist, it has been so frustrating to see my former compatriots spreading wild and unchecked claims about "voter fraud."

I eventually realized that most people who run right-dominated media outlets see it as their DUTY to be unfair and to favor Republicans because doing so would some how counteract perceived liberal bias.

People ask sometimes if conservative media figures like Sean Hannity or anyone associated with the Federalist could actually be so credulous as to believe unfounded and non-specific allegations of "voter fraud." But the reality is that they don't actually even think that far. Truth for conservative journalists is anything that harms "the left." It doesn't even have to be a fact. Trump's numerous lies about any subject under the sun are thus justified because his deceptions point to a larger truth: that liberals are evil.

This assumption is behind all conservative media output. They never tell you what their actual motives are. Most center-left people don't realize just how radical many conservative elites are, largely because they don't wear it on their sleeves. Just as a for-instance of this point, most people have no idea that the top two Trump White House figures, Mike Pence and Mark Meadows, think that biological evolution is a lie.

This is an extraordinarily dangerous viewpoint in light of the SARS2 coronavirus epidemic because the entirety of virology and epidemiology is based on evolution. If you think it's "fake" then you'll believe ludicrous nonsense like "herd immunity."

The same thing is happening with right-wing media and specious claims of voter fraud. Conservatives are willing to believe them even if there is no evidence, simply because anything negative about liberals is true. This mentality extends to the very highest ranks.

Dieser Konservatismus ist eine Religion, eine manichäische, zerstörerische Ideologie: Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen, die Ursache für alles Übel in der Welt sind. Es ist alles richtig, was unseren Interessen (oder unseren ,,Interessen") dient, genau wie im Marxismus-Leninismus wahr und richtig war, was ,,den Interessen der Arbeiterklasse diente".

Vgl. noch hier
https://forum.psiram.com/index.php?topic=16737.msg232948#msg232948
oder hier
https://forum.psiram.com/index.php?topic=16406.msg226014#msg226014
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: celsus am 09. November 2020, 14:04:38
ZitatBiden will inherit an angry, polarised country reeling from a third wave of the coronavirus pandemic and its attendant economic crisis.

To add to all this, Biden's predecessor is not likely to go quietly, or ever truly concede that he lost.



https://twitter.com/thetimes/status/1325762537732845581
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 24. November 2020, 17:55:57
Eines der Rätsel, das mir immer noch nicht klar ist: wie können sich die Amerikaner dazu verstehen, gegen eine allgemeine Krankenversicherung zu sein? In keinem zivilisierten Land der Welt gibt es das, Sozialismus hin oder her. Jeder wird mal krank, und alle müssen wir irgendwann sterben. Diese schlichte Erkenntnis kann doch auch nicht an den einfachen, hart arbeitenden Menschen im mittleren Westen oder in den Südstaaten vorübergegangen sein.

Hier eine mögliche Antwort. Sie sind nicht gegen Kranken- und Rentenversicherung. Sie sind gegen etwas anderes:
ZitatWhen the Tea Party movement emerged in late 2009, University of Washington's Christopher Parker and I closely studied the group's opinions and motivations. Our book documented how the election of Barack Obama ushered in a new, diverse America that many whites were uncomfortable with. It was not the price tag of Obama's health care plan they opposed; Tea Party supporters loved government spending on Social Security and Medicare. It was what Obama's health care plan represented: providing equitable access, through government backing, to Black, Latino, Asian and immigrant communities in America.
https://www.politico.com/news/magazine/2020/11/19/roundup-what-trump-showed-us-about-america-435762
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: HAL9000 am 24. November 2020, 19:13:23
Zitat von: Peiresc am 24. November 2020, 17:55:57... Hier eine mögliche Antwort...
Pfuh, das ist aber schon etwas harter Tobak: Die weißen Gegner einer Kranken- und Rentenversicherung sind Rassisten.
Nichts anderes sagt dieser Versuch einer Begründung. Oder sehe ich das zu hart.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 25. November 2020, 20:29:05
Ich weiss nicht, ob Rassisten es wirklich trifft, ich denke, es geht eher um xenophob, also die Ablehnung allen Fremden. Dabei heisst "fremd" nicht unbedingt fremde Rasse, sondern auch fremd im Sinne anderer gesellschaftlicher Normen. Viele Communities sind sehr "konformistisch", jedes "anomische" Verhalten wird mehr oder weniger offen sanktioniert. Das trifft für rurale Gemeinschaften genauso zu wie die "Ghettos" in den Städten oder die extrem gleichförmigen Suburbs. Das schwappt meiner Meinung nach auch in die linken Gruppierungen über, mit ihren "safe spaces" und "trigger warnings". Das Ganze hat meiner Meinung nach ihren Ursprung in den Immigrationsschüben, die jeweils von bestimmten Gruppen/Nationalitäten geprägt waren und jedesmal einen "Verdrängungswettbewerb" auslösten, wobei die "neuesten" Amerikaner immer die meiste Verachtung und Anfeindung erlebten. Sowas verfestigt sich, genauso wie Stereotype und Vorurteile. Soziale Unruhen waren daher auch immer verbunden mit Herkunft im ethnischen Sinn, womit auch wieder mentale Verknüpfungen da waren. Dazu die Dominanz der Küstenstädte und der industriellen Zentren in der nationalen Wahrnehmung, wo zugleich auch die sozialen Spannungen am offensten zutage traten. Oftmals mussten "neue Gruppen" erst ihre Nische finden (und ihren "Wert beweisen"), was wiederrum bei denen, die es grad geschafft haben, Verlust-/Verdrängungsängste und damit Widerstand auslöste. Dabei haben sich die Gruppen "unten" sehr oft gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht. Diese starke Unterscheidung nach Herkunft und sozialen Status sieht man auch in amerikanischen Dramen: "Gran Torino" ist da hervorragend... oder auch "Gangs of New York", beide zeigen eigentlich schon selbstverständlich diese Distinktionen...
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 28. Januar 2021, 22:14:19
Chris Stirewalt war Wahlbeobachter bei Fox News. Er ist von Fox gefeuert worden. Sein Vergehen bestand darin, dass er Biden völlig korrekt zum Sieger in Arizona erklärt hatte. Damit war er Trump in die Parade gefahren, der gerade dazu angesetzt hatte, sich selber zum Sieger auszurufen.

Er hat eine interessante Stellungnahme abgegeben, die zur Gänze lesenswert ist. Ich zitiere zwei Drittel:
Zitat
Having worked in cable news for more than a decade after a wonderfully misspent youth in newspapers, I can tell you the result: a nation of news consumers both overfed and malnourished. Americans gorge themselves daily on empty informational calories, indulging their sugar fixes of self-affirming half-truths and even outright lies.

Can anyone really be surprised that the problem has gotten worse in the last few years?

Bias in the coverage of politics and government is nothing new. Old Erastus Brooks himself was an ardent Whig and frequent candidate for office. What is still relatively new is a marketplace that offers penalties for reporting the news but lots of rewards for indulging a consumer's worst cravings. Cable news producers work in a world of 15-minute increments in which their superiors can track even tiny changes in viewership.

Ratings, combined with scads of market research, tell them what keeps viewers entranced and what makes them pick up their remotes. It's no different from the pressure online outlets face to serve up items that will generate clicks and steer consumers ever deeper into the maw of "you might be interested in" content.

Whatever the platform, the competitive advantage belongs to those who can best habituate consumers, which in the stunted, data-obsessed thinking of our time, means avoiding at almost any cost impinging on the reality so painstakingly built around them. As outlets have increasingly prioritized habituation over information, consumers have unsurprisingly become ever more sensitive to any interruption of their daily diet.

The rebellion on the populist right against the results of the 2020 election was partly a cynical, knowing effort by political operators and their hype men in the media to steal an election or at least get rich trying. But it was also the tragic consequence of the informational malnourishment so badly afflicting the nation.

When I defended the call for Biden in the Arizona election, I became a target of murderous rage from consumers who were furious at not having their views confirmed.

Having been cosseted by self-validating coverage for so long, many Americans now consider any news that might suggest that they are in error or that their side has been defeated as an attack on them personally. The lie that Trump won the 2020 election wasn't nearly as much aimed at the opposing party as it was at the news outlets that stated the obvious, incontrovertible fact.

While there is still a lucrative market for a balanced offering of news and opinion at high-end outlets, much of the mainstream is increasingly bent toward flattery and fluff. Most stories are morally complicated and don't have white hats and black hats. Defeats have many causes and victories are never complete. Reporting these stories requires skill and dispassion. But hearing them requires something of consumers, too: Enough humility to be open to learning something new.

https://www.latimes.com/opinion/story/2021-01-28/fox-news-chris-stirewalt-firing-arizona
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Peiresc am 15. Juni 2021, 06:58:10
Ein Bericht über die pathologische amerikanische Waffenkultur, sehr persönlich. Was es heißt, mit Waffen aufzuwachsen.
http://bostonreview.net/race-gender-sexuality/walter-johnson-guns-family
ZitatWhen I hear the NRA people going on about how guns are just "tools," I think, absolutely, you are right, guns are tools: tools for making emotionally stunted men feel whole; tools for guiding lonely boys along the bloody pathway to becoming violent men; tools for spreading the fearful fantasy of the coming race war; tools for enflaming urban areas in rural states, and making the argument for more cops and more prisons; tools for reproducing male dominance and white supremacy; tools for white male parthenogenesis.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: sailor am 15. Juni 2021, 19:12:06
Irgendjemand verwundert?

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/untersuchung-daten-abgeordnete-101.html (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/untersuchung-daten-abgeordnete-101.html)

Das Justizministerium unter Trump hat 2017/18 bei Apple die Verbindungsdaten von .... tada, demokratischen Abgeordneten, deren Verwandten und Journalisten angefordert. Die Abgeordneten waren damals Mitglieder des Geheimdienstausschusses in den Untersuchungen von Trumps Russlandconnections. Angeblich sollen diese Abgeordneten eingestufte Infos durchgestochen haben.
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Zum Thema Waffenkultur: Der Text ist super, bringt aber nix wirklich Neues. Die Stoßrichtung, dass die US-Kultur das Problem sei, ist richtig, aber es wird für mich nicht präzise genug. Für mich ist das größte Problem der USA, dass sie in vielerlei Hinsicht ein "alter" und ein sehr lange gewachsener Staat ist. Alt meint, dass die Verfassung als historisches Dokument lange wirkt, aber wenig Anpassung/Entwicklung erfahren hat. Wachsend meint, dass es sehr lange die "frontier" gab, den Übergang zwischen Zivilisation und Wildnis, das Gebiet ohne Gesetze für echte Männer. Die Grenzmauer gegen Mexiko (übrigens ein traditionelles Feindbild der USA) ist quasi ein Meme dieser frontier, wo der weiße Mann im ständigen Überlebenskampf mit den Wilden steht.

Die rudimentäre Verfassung und die ständige Ausdehnung haben in meinen Augen dazu geführt, dass die ländlichen Gebiete östlich der Rockies und westlich des Mississippi (oder schon bei den Appalachen beginnend) eigentlich kein Staatsgebiet im europäischen Sinne ist, sondern Inseln der Besiedelung in der Wildnis. Der Vergleich hinkt etwas, aber es geht mir darum: Im europäischen Mittelalter wurde die Besiedelung ganzer Landstriche vor allem in Osteuropa (und später in der russischen Expansion nach Sibirien) ähnlich durchgeführt: Inseln (Wehrdörfer) durch Wege verbunden, wachsen als feudale Einheiten zusammen. Verwaltung und Kontrolle kamen jedoch nicht aus den Gemeinden selbst, sondern von ausserhalb (Feudalgüter oder kirchliche Institutionen). Das fehlt in den USA, der ländliche Raum entwickelte sich wenn überhaupt nur im eigenen Sud, ohne große Impulse von Aussen für die typischen "Gemeindeeinrichtungen" wie Schule, Polizei und das bisschen, was sich in den USA Verwaltung schimpft. Die Wahl des Sheriffs ist dabei essentiell, weil es die Professionalisierung der Polizei verhindert und gleichzeitig eine starke lokale Machtposition schafft. Gleichzeitig sorgt die mangelnde Professionalisierung öffentlicher Dienstleistungen dafür, dass viele Dinge durch die Bürger substitutiert werden, bspw. durch die Kirchengemeinden. Dazu gehört in meinen Augen auch der "Wehrbürger", der Familienpatriarch, welcher mit der Winchester Haus und Hof gegen alles verteidigt, weil die Polizei inkompetent und die Kavallerie immer zu spät ist. Dieser Wehrbürgergedanke wurde aus der Antike, aus den griechisch-römischen Heldensagen idealisiert übernommen. Bestes Beispiel ist Cincinnati, über die Society of the Cincinnati nach Cincinnatus https://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Quinctius_Cincinnatus (https://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Quinctius_Cincinnatus) benannt. Damit wird das Ideal des einfachen, wehrhaften Bürgers propagiert, der aufgrund seines Lebenstils und seiner eigenen Bedürfnislosigkeit kaum "Staat" braucht... was aber bereits in der römischen Republik mit der Realität kollidierte.
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: PeterPan am 16. April 2022, 20:01:40
Passende Gegenwartsbeschreibung von "Warum ist Amerika, wie es ist?". Ohne Tucker Carlson in den letzten 20 Jahren geht es einfach nicht. Darum gibt es jetzt einen neuen Trailer von der Sendung "Tucker Carlson Originals". Der Schauspieler ist "RAW EGG NATIONALIST" (bei Twitter). Die Erotik ist rein zufällig.

https://www.youtube.com/watch?v=wYSB4Koc5Ug&t=1899s (https://www.youtube.com/watch?v=wYSB4Koc5Ug&t=1899s)
Titel: Re: Warum ist Amerika, wie es ist?
Beitrag von: Max P am 16. April 2022, 20:27:13
Nur die Harten kommen in den Garten.