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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Omikronn am 09. Juli 2014, 15:55:14

Titel: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Omikronn am 09. Juli 2014, 15:55:14
Wie es scheint, wird Bert Ehgartners Anti-Aluminium Kreuzzug in der Schweiz populär. Seit ein paar Tagen wird zumindest in mehreren schweizer Zeitungen in ganz Grossen Lettern vor "Giftstoff in Deos" gewarnt... und wo die Behauptung Aluminium löse Krebs und/oder Alzheimer aus, anzutreffen ist, ist m.A. nach auch Bert Ehgartner nicht allzu weit:

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Giftstoff-in-Deos---Bund-prueft-Alu-Verbot-23225002

Zitat
sucht mal im Netz nach der Doku "Akte Alu". Da wird so einiges aufgedeckt ...

http://www.facts.ch/articles/10901360-schadliches-aluminium-die-meisten-deos-sollen-aus-ver
http://www.srf.ch/konsum/themen/gesundheit/aluminium-in-deos-experten-warnen
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: eLender am 09. Juli 2014, 22:00:35
Oh je, die Kommentare will ich gar nicht weiter lesen, da wirds mir echt übel. Nicht ganz unschuldig an der neuen Hysterie-Welle ist das BfR, wird ja auch hier ständig erwähnt. Die haben darauf verwiesen, dass über Al haltige Deos der tolerierbare Werte für die Al-Aufnahme überschritten werden könnte. Dies auf Grundlage einer einzigen Studie, deren Aussagekraft sie selbst in Zweifel ziehen.

Die tolerierbare Aufnahme hat auch überhaupt nichts mit Krebs oder Alzheimer zu tun, sondern beruht auf Fütterungsstudien an Mäusen, die sehr hohe Dosen an Al-Salzen über die Nahrung aufgenommen haben. Ob sich dies überhaupt auf so geringe Konzentrationen runterbrechen läßt, wage ich auch zu bezweifeln.

Solche Fakten werden natürlich überhaupt nicht erwähnt, alles mögliche wir zusammengeworfen und ins falsche Licht gestellt. Wenn sich ein Verbot auf solchen Halbwahrheiten beruft, dann gute Nacht Schweiz.
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Robert am 09. Juli 2014, 22:08:17
Da steht das BfR nicht allein, denn die EU hat die Werte für Unbedenklichkeit auch heruntergesetzt. Dass aber Typen, die Heilerde essen, damit haufenweise Alu zu sich nehmen, scheint egal zu sein. Ist ist ja natüüüüürlich[tm] und gesund.   :crazy
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: eLender am 09. Juli 2014, 22:31:36
Also, die Efsa gibt nach wie vor einen TWI (tolerierbare wöchentliche Aufnahme) von 1 mg Al / kg Körpergewicht an, wüsste nicht, dass der sich in letzter Zeit geändert hätte. Genau auf den Wert bezieht sich das BfR ja auch. Die WHO gibt einen wesentlich höheren Wert an, soweit ich mich erinnere, doppelt so hoch.

Während der Rest der Welt dann noch echt wirksame Antitranspiranten benutzen darf, werden in good old Europe in absehbarer Zeit die Schweißdrüsen wieder ungebremst ihre Produktion verrichten. Mal sehen, ob es dann zu Aufständen kommt, das Zeugs doch bitte wieder zuzulassen. Der Klimawandel hält noch viele Überraschungen parat.

Heilerde beinhaltet ja Aluminiumsilikate, also recht stark gebundenes Al, da wird im Verdauungstrakt wenig freigesetzt. Die ebenfalls in einigen Lebensmitteln als Trennmittel verwendeten Aluminiumsilikate (Kaolin) habe zwar die gleichen Eigenschaften, werden aber von den Ehgartners als bedenklich eingestuft. Aber was komme ich hier mit Fakten...
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Robert am 09. Juli 2014, 22:52:01
ZitatAlso, die Efsa gibt nach wie vor einen TWI (tolerierbare wöchentliche Aufnahme) von 1 mg Al / kg Körpergewicht an, wüsste nicht, dass der sich in letzter Zeit geändert hätte. Genau auf den Wert bezieht sich das BfR ja auch. Die WHO gibt einen wesentlich höheren Wert an, soweit ich mich erinnere, doppelt so hoch.

Das müsste so um 2010/11 gewesen sein.

ZitatWährend der Rest der Welt dann noch echt wirksame Antitranspiranten benutzen darf, werden in good old Europe in absehbarer Zeit die Schweißdrüsen wieder ungebremst ihre Produktion verrichten. Mal sehen, ob es dann zu Aufständen kommt, das Zeugs doch bitte wieder zuzulassen. Der Klimawandel hält noch viele Überraschungen parat.

Echt? Muss ich dann schon mein Deo von außerhalb der EU ins Land schmuggeln? Ich habe grad einen florierenden Glühbirnenschwarzmarkt aufgezogen.... Was für Zeiten.

ZitatHeilerde beinhaltet ja Aluminiumsilikate, also recht stark gebundenes Al, da wird im Verdauungstrakt wenig freigesetzt. Die ebenfalls in einigen Lebensmitteln als Trennmittel verwendeten Aluminiumsilikate (Kaolin) habe zwar die gleichen Eigenschaften, werden aber von den Ehgartners als bedenklich eingestuft. Aber was komme ich hier mit Fakten...

Eben. Wobei in der Magensäure schon das eine oder andere Al-Ion entfleuchen kann.

Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Conina am 10. Juli 2014, 07:25:12
Die sehr wirksamen Deokristalle gab´s ursprünglich in den Bioläden.

KAl(SO4)2


Eine bekloppte Angstmode jagd die nächste.   :stirn


_____________________________________

Hier, so ein Ökoshop:

ZitatDer Alaunkristall entsteht als flüssiges Nebenprodukt von Vulkanasche und verfestigt sich durch die Sonneneinstrahlung zu einem Kristall. Er ist eines der wirksamsten u. gesündesten Deodorants, der nun nach vielen Jahren der Vergessenheit sein erfolgreiches Comeback feiert. Leicht angefeuchtet über die Haut angewendet binden die Alaune unangenehme Gerüche wie z.B. Schweiß zuverlässig. Der Alaunkristall wirkt antisptisch, blutstillend bei kleineren Verletzungen der Haut z.B. bei der Nassrasur, ist 100 % natürlich, hält mehrere Jahre und enthält keine Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe.
http://www.natur-top-line.de/Alaun-Deo-Kristall-mit-Kordel
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Conina am 10. Juli 2014, 07:31:23
Dabei hilft Aluminium bestimmt extrem gut gegen Allergien.

Die DDR-Bevölkerung hatte doch so wenige Allergien.

Das hat eindeutig mit der Benutzung von Aluminiumbesteck korreliert.

(http://www.bambali.net/sites/default/files/styles/large/public/angebotsbilder/best.JPG)

Da sollte man mal nachforschen!

;D ;D ;D
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: MrSpock am 10. Juli 2014, 07:58:30
Zitat von: Robert am 09. Juli 2014, 22:52:01
Echt? Muss ich dann schon mein Deo von außerhalb der EU ins Land schmuggeln? Ich habe grad einen florierenden Glühbirnenschwarzmarkt aufgezogen.... Was für Zeiten.


Ich habe meine neue Duschbrause (nicht wassersparsam) auf einen Autobahnparkplatz von einem Litauischen LKW-Fahrer gekauft. Immer mit der Angst im Nacken, erwischt zu werden. Staubsauger ohne Leistungsreduzierung hat er auch im Angebot. 8)
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Typee am 10. Juli 2014, 09:53:16
Zitat von: Conina am 10. Juli 2014, 07:25:12
Die sehr wirksamen Deokristalle gab´s ursprünglich in den Bioläden.

KAl(SO4)2


Eine bekloppte Angstmode jagd die nächste.   :stirn


_____________________________________

Hier, so ein Ökoshop:

ZitatDer Alaunkristall entsteht als flüssiges Nebenprodukt von Vulkanasche und verfestigt sich durch die Sonneneinstrahlung zu einem Kristall. Er ist eines der wirksamsten u. gesündesten Deodorants, der nun nach vielen Jahren der Vergessenheit sein erfolgreiches Comeback feiert. Leicht angefeuchtet über die Haut angewendet binden die Alaune unangenehme Gerüche wie z.B. Schweiß zuverlässig. Der Alaunkristall wirkt antisptisch, blutstillend bei kleineren Verletzungen der Haut z.B. bei der Nassrasur, ist 100 % natürlich, hält mehrere Jahre und enthält keine Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe.
http://www.natur-top-line.de/Alaun-Deo-Kristall-mit-Kordel

Schau, schau - der gute alte Alaunstift, mit dem die Rotbart-Rostfrei-Geschädigten ihre Rasurschrammen stillten!  :grins
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Conina am 10. Juli 2014, 09:57:21
Ja, aber mit ´nem umgewidmeten Deokristall fährt man preiswerter, als mit so einem Minialaunstift für´s Rasieren.

Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Omikronn am 21. September 2016, 12:25:00
Und die Hysterie geht schön weiter und steigert sich $) Ich denke Bert hat da eine Behauptung in die Welt gesetzt die man nicht mehr so schnell wieder los wird.

Headline des Tages in den Zeitungen:
Krebs-Gefahr: Ärzte warnen vor Alu-deos!

http://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/Aluminium-im-Deo-kann-definitiv-zu-Krebs-fuehren-14592924

Hier ist die Studie:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijc.30393/abstract

Tipp: Kommentare nicht lesen.  :augenkrebs:
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: MrSpock am 21. September 2016, 15:00:31
Focus Online ist auch schon darauf aufgesprungen:

http://www.focus.de/gesundheit/videos/gefaehrlicher-inhaltsstoff-erste-beweise-aluminium-in-deos-kann-tatsaechlich-brustkrebs-ausloesen_id_5968816.html
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: RainerO am 21. September 2016, 16:20:49
Ist das jetzt was Neues, oder der gleiche Schlonz von 2012?
Das Team ist ja das selbe.
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Groucho am 21. September 2016, 16:25:43
Zitat von: RainerO am 21. September 2016, 16:20:49
Ist das jetzt was Neues, oder der gleiche Schlonz von 2012?
Das Team ist ja das selbe.

Jetzt müsste sich wieder wer erbarmen, das genauer zu lesen. Mir ist beim Überfliegen mit irgendwo "n = 5",  also Mäuse,  sofort die Lust vergangen. Abgesehen von der fehlenden Qualifikation auf dem Gebiet.
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: eLender am 21. September 2016, 20:03:42
Mal abwarten, aufgrund des Medienechos wird sich (wahrscheinlich) das BfR dazu äußern. Habe jetzt auch keine Lust, mir die Studie anzusehen. Wenn das stimmen würde, müsste man Al als Karzinogen einstufen. Dazu gibt es aber schon zig Studien, die das nicht belegen konnten.
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: RainerO am 21. September 2016, 20:28:34
Medizinisch kenne ich mich einfach zu wenig aus, um das zu bewerten, aber rein statistisch ist das definitv
höchst fragwürdig. Es wurden tatsächlich nur 10 Mäuse verwendet: 5 in der mit Aluminium-Chlorid behandelten
Gruppe und 5 in der Kontrollgruppe, wobei eine Maus der Kontrollgruppe bei einer Betäubung gestorben ist.
Es wurde dann einfach mit 5 + 4 Mäusen weiter gemacht.

"Conclusive evidence on the carcinogenic potential of aluminium requires epidemiological studies in humans and in vivo experiments were (sic!) aluminium is directly applied to the skin of mice."
Das war ja eh klar, oder?  ::)
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: Omikronn am 22. September 2016, 10:27:16
Ich habe die Studie bisher auch nur überflogen, und bin zugegebenermassen auch nicht vom Fach. Nachdem was ich aber zwischenzeitlich lesen konnte, ist die ganze Geschichte m.A. nach auch medizinisch Fragwürdig. Bei SBM hat David Gorski m.M. nach die Geschichte vom medizinischen Aspekt der Hautresorption her, recht gut erklärt. Siehe https://www.sciencebasedmedicine.org/cutting-the-other-breast-off-does-not-improve-breast-cancer-survival/

Der Punkt ist, dass Aluminiumhydroxid eig. gar nicht über die Haut aufgenommen wird. Die Grundannahme, dass bei verletzter Haut (z.B. durch eine Rasur) die natürliche Barriere zerstört wird und dann das Al(OH)3 in den Blutkreislauf gelangt ist gelinde gesagt sehr unplausibel. Die Hautverletzung dafür müsste schon erheblich sein und ist durch eine Rasur, sofern normal ausgeführt, unmöglich zu erreichen. Schnitte einer Rasur verletzen im Normalfall gerade mal die obersten Hautschichten. Dazu kommt noch, dass dann viel eher Hautkrebs an der Stelle enstehen müsste, wovon aber keine Rede ist.

Ein weiterer Punkt der mir an der Studie aufgefallen ist, sofern ich das richtig verstanden habe, ist die Verwendung von mit Al(OH)3 versetzten Zellenkulturen welche danach in die Mäuse verpflanzt wurden. Aus meiner Sicht ist die Herleitung dass Deo's durch Al(OH)3 Krebs auslösen kann indem man mal vereinfacht gesagt Zellen in Al(OH)3 "badet" schon sehr abenteurlich.


Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: RainerO am 22. September 2016, 20:33:13
Nachdem diese Studie heute sogar in Ö1 (bester Radiosender der Welt ;-) im Abendjournal Thema war,
sollte sich das wirklich jemand mit der passenden Kompetenz ansehen.
Im Beitrag wurde zwar relativiert, die verwendete Methode beschrieben und auch erwähnt, dass der
endgültige Nachweis fehle. Allerdings kam auch ein Mensch zu Wort, der davon sprach, dass sich die
"Hinweise in Richtung kreberregend mehren..." und man es besser meiden sollte.
Welche "Hinweise" außer von dieser Gruppe gibt es denn noch neben den zweifelhaften, die schon
zerlegt wurden?
Titel: Re: Aluminiumhysterie in der Schweiz & Bert Ehgartner
Beitrag von: PeterPan am 23. September 2016, 19:00:30
http://www.bfr.bund.de/cm/343/aluminiumhaltige-antitranspirantien-tragen-zur-aufnahme-von-aluminium-bei.pdf (http://www.bfr.bund.de/cm/343/aluminiumhaltige-antitranspirantien-tragen-zur-aufnahme-von-aluminium-bei.pdf)

Das BfR hat ja 2014 eine Stellungnahme zum Thema erstellt. War glaube schon von eLender 2014 im 2.Post erwähnt.

Zitat von: Stellungnahme Abschnitt 3.1.2Zur Aufnahme von Aluminium über die Haut, z.B. aus kosmetischen Mitteln, liegen dem BfR bisher nur wenige Daten vor (siehe Punkt 3.1.3 Exposition). Eine In-vivo-Studie ergab eine Penetrationsrate von ca.0,014 % (Flarend et al., 2001).


"Aluminium chloride promotes tumorigenesis and metastasis in normal murine mammary gland epithelial cells"

Die Studie selbst sagt für mich Laien nur aus, dass Gewebe (Normal murine mammary gland) welches längere Zeit in einer Lösung von Al(Cl)3 ist, eine Neigung zur Mutation (mesenchymale Eigenschaften) hat. Interessant ist die dritte Mäuseart mit einem besser funktionierendem Immunsystem. Dort haben sich von den 5 Mäusen mit verpflanztem Gewebe, das in einer Lösung 100qm Al(Cl)3 war, nur bei 3 von 5 Mäusen Metastasen gebildet.

Ein wichtiges Zitat:
Zitat von: Letzter Satz ResultsAlthough AlCl3-treated NMuMG cells clearly exhibit a proliferative advantage in the soft agar and xenograft assays, AlCl3 does not increase proliferation in the conventional, two-dimensional culture system used to produce these cells (Supporting Information Fig. S2), thus ruling out the possibility that the mutations found in AlCl3-treated NMuMG cells are simply a consequence of increased proliferation.

Wie schon RainerO angemerkt. Mäuse müssen mit Aluminiunpräparaten eingerieben werden, ansonsten kann man nicht viel darüber sagen.