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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: MrSpock am 11. Februar 2014, 11:17:09

Titel: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 11. Februar 2014, 11:17:09
http://www.welt.de/vermischtes/article124715369/Live-Obduktion-als-daenischer-Publikumshit.html

ZitatInzucht, Euthanasie und ein Name: Die im Kopenhagener Zoo getötete Giraffe Marius sorgt für eine Tiermoral-Debatte. Während der Zoo-Direktor Morddrohungen bekommt, beschwichtigen Experten.

Die Reaktion auf Facebook und Co. sind extrem heftig. Ein wahrer Shitstorm hat sich über dem Kopenhagener Zoo entladen.

Ich persönlich halte das Vorgehen für vertretbar.

ZitatWir wollen die Tiere und die Natur stets disneyfizieren."
Ich denke, genau das ist das Problem bei der gesamten Debatte. Die sog. Tierschützer und alle, die sich fürchterlich darüber aufregen, stehen der Disneyfizierung sehr nahe. So kann man zumindest den Großteil der Kommentare interpretieren. Letztden Endes frißt ein Löwe eine junge Giraffe. Wie unnatürlich!

Ob das ganze öffentlich zelebriert werden muss und auch Eltern mit ihren teilweise sehr jungen Kindern gaffend dabei stehen, das halte ich in der Tat für diskussionwürdig. Öffentliche Hinrichtungen hatten ja auch in früherer Zeit ihren Reiz.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: schnüffelchen am 11. Februar 2014, 11:44:15
Zitat
Ob das ganze öffentlich zelebriert werden muss und auch Eltern mit ihren teilweise sehr jungen Kindern gaffend dabei stehen, das halte ich in der Tat für diskussionwürdig.

Naja, aber die Kinder gucken den Eltern auch gern dabei zu, wie die ein Suppenhuhn zerlegen. Habe ich persönlich kein Problem damit. Millionen von Kindern auf dem Lande sind mit Hausschlachtungen aufgewachsen.

Tausende von Schweinen und Kühen gehen jeden Tag den gleichen Weg wie diese Giraffe, ohne dass deswegen Morddrohungen gegen den Metzger eingehen.

Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 11. Februar 2014, 12:42:44
vorneweg das notwendige ad hominem: W.Disney war ein prima Kerl, lupenrein.  :facepalm

Hausschlachtung trifft schon den kern der thematik. die leute sind dann sogar überrascht, wie blutig das auseinandernehmen so einer giraffe ist, und sogar die ach so niedlichen babylöwen - so es dort welche gibt - sind nach dem schmaus ganz blutbeschmiert - wie blutrünstige bestien - die sie sind, auch wenn man sie als plüschtier-fabrikat knuddeln kann.

der diskussion vorgreifend:
ich fordere hiermit und (semi-)öffentlich eine petition zu starten, die zum ziel hat, dass alle tiere, unabhängig ihrer art oder ob sie frei oder in gefangenschaft leben, gleich vegan ernährt werden. wo kämen wir denn da hin, wenn diese bestien einfach übereinander herfielen, und wenn das alle täten.
mutter natur würde soetwas nie zulassen, das widerspricht der natürlichen ordnung, diese sadisten... die bringen doch sogar katzen bei, mit mäusen zu spielen...patriarchale mannschweine...
  :facepalm
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Omikronn am 11. Februar 2014, 12:46:22
Bei dem Thema ist es, glaube ich, ratsam die Kommentare gewisser Onlinemedien nicht alle zu lesen. Es ist manchmal erschütternd...
ZitatEine absolute Schande wird Zeit dass die Tiere endlich das Gleiche Recht auf leben haben wie die primitive Gattung Mensch!!!
Ich schäume vor Wut!!!
Tiere sind wertvoller als Menschen!!!
ZitatMöglicherweise hat der Direktor des Kopenhageners Zoo dreist und frech gelogen. Ein schwedischer Zoo wollte die Giraffe aufnehmen, was vom Direktor abgelehnt wurde. Aber sei es wie es sei, nach deutschen Gesetzen hat sich der Direktor des Zoos strafbar gemacht. Dänemark scheint ein ganz besonderer Werte-Staat zu sein!
ZitatWenn ich die Bilder von diesem "Event" sehe denke ich zwangsläufig an das alte Rom, das Colosseum und "Brot und Spiele".
Nur das die Römer damals keine Smartphones hatten um tolle Fotos zu machen.

Zitat von: MrSpock am 11. Februar 2014, 11:17:09Ob das ganze öffentlich zelebriert werden muss und auch Eltern mit ihren teilweise sehr jungen Kindern gaffend dabei stehen, das halte ich in der Tat für diskussionwürdig
Ganz ehrlich gesagt sehe ich auch da kein Problem auf seiten des Zoos, und als "Zelebrierung" würde ich das auch nicht bezeichnen. Auf einem Bauernhof zumindest sieht man als Kind ebenfalls bei so mancher Schlachtung zu. Das sowas als völlig normaler Vorgang nicht traumatisch aufgenommen sondern auch so aufgenommen wird, hat m.A. nach sehr viel mit der Erziehung zu tun.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 11. Februar 2014, 12:56:46
Omnikronn, du tust gerade so, als ob der Tod etwas natürliches wäre... Mutter Natur würde das nicht gutheißen... :rofl2

mich erinnern die kommentare an ein soziologisches experiment, ich glaube der uni greifswald, dass etwas aus dem ruder gelaufen ist, ob der überwältigenden toleranz von hundehaltern.
link setze ich später, anonym.to funzt gerade nicht.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 11. Februar 2014, 13:16:13
Ich habe als Kind auch an den Schlachtungen unserer Stallhasen teilgenommen und war (zumindest nach meiner subjektiven Meinung) nicht traumatisiert. Damals wurde der Hase vor dem Braten 24 Stunden in Buttermilch eingelegt. Hat ganz gut geschmeckt.

Wie gesagt, ich halte es für diskussionswürdig. Das Thema Hausschlachtung war mir zu dem Zeitpunkt, als ich diese Zeilen schrieb, nicht gegenwärtig. Unter dieser Prämisse gesehen ist auch daran nichts auszusetzen. Es ist, wie bereits richtiger Weise erwähnt wurde, eine Sache der Erziehung. Wenn die Eltern die Kinder in angemessener Weise vor- und nachbereiten, dann sehe ich darin keine Probleme. Nur wenn ich an so manche Eltern denke, sehe ich doch schwarz. 8)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 11. Februar 2014, 13:20:03
Und warum wurde das Fleisch verfüttert? Ich hätte gerne mal Giraffensteak gekostet. :wut
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 11. Februar 2014, 13:31:04
Aus der lustigen Rubrik "Kommentare":

ZitatLiebe Kinder, Ihr müßt jetzt ganz tapfer sein. Die schreckliche Wahrheit ist: Löwen sind keine Vegetarier. Und Koteletts wachsen nicht auf Bäumen. Und ja, es werden nicht nur häßliche Tiere geschlachtet, sondern auch hübsche. Wie? Eure Eltern haben Euch das ganz anders erklärt? Und jetzt macht so ein brutaler Zoodirektor alle pädagogischen Bemühungen zunichte, indem er eine überzählige Giraffe nicht im dunklen Hinterzimmer, sondern vor aller Augen schlachtet. Schande über ihn!

ZitatEr wollte zeigen, dass nicht immer allles schön und toll bei "Mutter Natur" zu geht!
Wer ist dieser Mann? Gott?

ZitatWas soll die Aufregung? Jeder der schon mal ein Hähnchen, Fischfilet, Schweineschnitzel oder Kalbsleberwurst gegessen hat, sollte sich mit seiner Aufregung zurückhalten. Das Gleiche gilt für viele Halter von Rassetieren (Glaubt doch niemand, daß Tiere die nicht dem Standard entsprechen weiterleben dürfen...). Das Ganze ansehen musste auch niemand - alles Freiwillige.

ZitatTiere sind keine Menschen. Tierschützer sind zum Teil gefährlich irrational und radikalisieren sich. Man sollte die Natur wieder so sehen, wie sie ist.

Es gibt Menschen, die ein altes Pferd für 300Eur/Monat am Leben erhalten, während in Afrika Menschen aus Pfützen trinken müssen und an schlechten Wasser elendig krepieren. Hier stimmt was nicht

ZitatVielleicht gar nicht schlecht, wenn die Leute so etwas mal live sehen. Auch Kinder. Danach können Sie ja gerne Vegetarier werden. Der Löwe wird es übrigens nicht mehr.

ZitatJa liebe Gutmenschen, so läuft das in der Natur, das ist kein Disneyfilm oder Kuschelzoo und die vielen Pflanzenfresser wurden eben zu diesem einen Zweck geschaffen, nämlich irgendwann vervespert zu werden.

Noch schöner wäre natürlich eine mit diesem echten Dschungelevent verbundene Grillparty gewesen, zum Beispiel mit Giraffenburger zum Verkosten, damit man weiß, was dem Löwen so schmeckt.

ZitatDass Löwen knuddelige Giraffenkinder fressen, nehme ich ihnen übel! Das ist ganz doll gemein und fies, wo doch Tofu so gut schmeckt! Wie kann ein herzloser Mensch bloß Tiere töten, um Löwen zu füttern. Möglicherweise stellt sich jetzt noch heraus, dass Zoos häufiger Tiere töten, um andere Tiere zu füttern? Ein Skandal! Ich bin so aus dem Häuschen, ich geh jetzt erstmal 'ne Currywurst essen.

ZitatIm Frankfurter Zoo kann man bei der Raubtierfütterung gelegentlich auch noch erkennen, an was für einem Tier die Löwen und Tiger sich gerade laben (meist Kaninchen oder Huhn, zwar tot, aber mit Haut und Haaren bzw. Federn). Die Reaktionen der Öko-Muttis sind eine Attraktion für sich...

ZitatMit welcher Art- und Weise da vorgegangen wird braucht man sich nur einmal in Facebook durchlesen. Dort wird wieder einmal gedroht, beleidigt und geschimpft. Man findet alles, nur eins nicht: Fachkenntnisse

Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Belbo am 11. Februar 2014, 13:39:28
Alles soll "artgerecht" sein nur der Tod nicht.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 11. Februar 2014, 13:49:52
Wie erklären die jetzt protestierenden Eltern dass nur ihren Kindern?
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 11. Februar 2014, 15:28:45
Zitat von: MrSpock am 11. Februar 2014, 13:49:52
Wie erklären die jetzt protestierenden Eltern dass nur ihren Kindern?
Hühner, Blut,... das bild wurde in Haiti aufgenommen. hat was mit magie/besänftigung der urgewalten zu tun, stimmts?


anonym.to funzt immernoch nicht. ich meinte https://www.gegenhund.org/ - das experiment sollte wohl provozieren, aber mit so stereotypen reaktionen, die eben drohungen von folter und mord, hatte wohl keiner gerechnet. scheint öfters vorzukommen, wenn es ein gutes tier ist, da genügt schon böses schreiben. eine tatsächliche hinrichtungwie bei der giraffe ist noch ne nummer härter.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Ladislav Pelc am 11. Februar 2014, 15:49:10
Zitat von: Belbo am 11. Februar 2014, 13:39:28
Alles soll "artgerecht" sein nur der Tod nicht.

Das liegt an dem Bambi-mäßigen Naturbild, dass sich, seit wir das Glück haben, nicht mehr um unser eigenes Überleben kämpfen zu müssen, eingeschlichen hat. Die Natur wird statt als ständiger Kampf ums Überleben als eine Art Abenteuerspielplatz für süße kleine Tiere gesehen, wo Mama Gaia dafür sorgt, dass es ihren süßen kleinen Tieren auch immer gut geht. In dieses Bild ist für den Tod logischerweise kein Platz. Mama Gaia würde doch nie zulassen, dass ihre süßen kleinen Tiere auf grausliche Art ums Leben kommen. Wenn überhaupt, sterben süße kleine Tieris hochbetagt im Kreise ihrer trauernden Familie an Altersschwäche.

Böse ist ist in diesem Weltbild nur der Mensch, der sich von der Natur und dem von Mama Gaia für ihn vorgesehenen Platz entfernt hat. Wenn also ein Löwe ein süßes kleines Giraffi frisst, ist natürlich der Mensch schuld, und gehört am nächsten Baum aufgeknüpft. Aber bitte vorsichtig, nicht dass wir dem Baum dabei weh tun.

Passt sehr gut zum momentanen Zeitgeist, wo allgemein "natürlich" als gut, und "künstlich" als schlecht gilt.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 11. Februar 2014, 16:26:07
daran anknüpfend:
der platz des menschen ist ja wohl zwischen giraffe und löwe, damit die giraffe weiterleben kann. also veggi-freunde, springt vor den löwen, damit die giraffe entkommen kann.
danke.
mahlzeit.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 11. Februar 2014, 16:34:33
http://www.der-postillon.com/2014/02/herzlos-bauer-will-muhende-kurzhals.html

ZitatHerzlos! Bauer will muhende Kurzhals-Giraffe töten und an Menschen verfüttern
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Belbo am 11. Februar 2014, 17:24:39
Zitat von: Ladislav Pelc am 11. Februar 2014, 15:49:10
Zitat von: Belbo am 11. Februar 2014, 13:39:28
Alles soll "artgerecht" sein nur der Tod nicht.

Das liegt an dem Bambi-mäßigen Naturbild, dass sich, seit wir das Glück haben, nicht mehr um unser eigenes Überleben kämpfen zu müssen, eingeschlichen hat. Die Natur wird statt als ständiger Kampf ums Überleben als eine Art Abenteuerspielplatz für süße kleine Tiere gesehen, wo Mama Gaia dafür sorgt, dass es ihren süßen kleinen Tieren auch immer gut geht. In dieses Bild ist für den Tod logischerweise kein Platz. Mama Gaia würde doch nie zulassen, dass ihre süßen kleinen Tiere auf grausliche Art ums Leben kommen. Wenn überhaupt, sterben süße kleine Tieris hochbetagt im Kreise ihrer trauernden Familie an Altersschwäche.

Böse ist ist in diesem Weltbild nur der Mensch, der sich von der Natur und dem von Mama Gaia für ihn vorgesehenen Platz entfernt hat. Wenn also ein Löwe ein süßes kleines Giraffi frisst, ist natürlich der Mensch schuld, und gehört am nächsten Baum aufgeknüpft. Aber bitte vorsichtig, nicht dass wir dem Baum dabei weh tun.

Passt sehr gut zum momentanen Zeitgeist, wo allgemein "natürlich" als gut, und "künstlich" als schlecht gilt.


Wobei ich immer ganz gut mit dem Bild des verwurmten Gemsenkitzes fahre das mit gebrochenem Bein, in der Kälte wartet bis es langsam von Maden und Ameisen aufgefressen wird, da verliert plötzlich der beheizte Stall, der Tierarzt und das Bolzenschussgerät ihren Schrecken  :umarm:
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 11. Februar 2014, 19:33:36
irgendwie verstehe ich solche Topics nicht.

Außer den Ausführungen von Mr Spock wird das übliche Gebashe vom Stapel gelassen ... hier gings um ein Zootier und nicht das Gesetzt der Wildnis ...

Außerdem:

ZitatEs gibt Menschen, die ein altes Pferd für 300Eur/Monat am Leben erhalten, während in Afrika Menschen aus Pfützen trinken müssen und an schlechten Wasser elendig krepieren. Hier stimmt was nicht

(aus einem Comment)

Doch da stimmt alles: Wenn jmd 300 Euro für einen Gaul ausgeben will, kann er das gerne tun.  Schlimm, der ewige "arme Kinder in Afrika"-Strohmann
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 11. Februar 2014, 20:06:53
Ja und? Diese Leute regen sich über die Schlachtung einer Giraffe auf, blenden aber aus, wie es sonst so in der Welt zugeht. Bambisyndrom halt.

Ich wehre mich selber auch gegen Schuldzuweisungen, dass meine Ernährung angeblich andere Menschen tötet, weil das die Komplexität der Sache nicht reflektiert. Abgesehen davon ist das vegane Kampfrhetorik, die ich per se ablehne. Aber, ich rege mich auch nicht auf, wenn ein Zootier schmerzlos getötet wird, außer, dass ich gerne mal Giraffensteak gekostet hätte.

Wenn ich meine Haustiere für viel Geld behandeln lasse, mache ich das. Das ist aber meine Sache, denn ich habe, ganz Egoist, meine Viecher  zu meiner psychischen Erbauung und das ist was anderes als ein Zootier oder ein Masttier.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 12. Februar 2014, 08:55:08
Es passt eben alles so schön in das klischeehafte Bild:

Auf der einen Seite der böse Zoo mit seinem bösen Direktor und den bösen Besuchern. Auf der anderen Seite die dummen Veganer und dummen Tierschützer mit ihrem Bambisyndrom und Faible für Gnadenhöfe mit der weichgespülten Selbstinszenierung und eingebautem Heiligenschein-Automatismus. Und dann ist da auch noch die Natur mit ihren eigenen Gesetzen. Wer soll da noch durchblicken?  :crazy
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 10:47:38
Naja.

Es ist nun mal so, dass eine Giraffe ein Sympathieträger ist, gerade bei Kindern - aber auch Erwachsenen. Und es ist nun mal auch so, dass wir im Westen mit unserer Haustier-Mentalität eben unterscheiden zwischen "lieben, süßen" Tieren und "normalen, uninteressanten" Tieren.

Das ist völlig in Ordnung und deshalb ist es doch ganz klar, dass sich Leute über den Vorfall aufregen.

Sich jetzt darüber lustig machen im Stile von "ach die dummen Kinder jetzt sehen sie mal die Realität" stößt mir auf.

Klar, die "Skeptiker" sind wie immer voll cool und haben für sämtliche, selbst kindliche Emotionalität nur Häme über, von wegen das wahre Leben usw ... ich finde so etwas, ehrlich gesagt, arm.

Und dann dieses ewige "die Kinder auf dem Land kennen die Schlachtung, was soll die Aufregung usw ..."

Von welchem "Land" sprechen wir eigentlich? Eine hinterbayerische Gemeinde auf der Alm in den 50er Jahren?

Die meisten Kinder wachsen in der Stadt oder verstädterten Ex-Dörfern auf ... Ich selbst bin in einem so genannten "Dorf" groß geworden, das inzwischen zu 50 Prozent aus Neubauten besteht. Klar, da wird an jeder Ecke ein Schwein geschlachtet ...

Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 12. Februar 2014, 10:52:27
Es hat auch etwas mit Realitätsverweigerung zu tun, wenn man den Kindern nicht erklärt, woher die schöne Bärchi-Wurst tatsächlich stammt und das dafür ein Tier geschlachtet wurde. Das man selber keine Hausschlachtungen erlebt hat befreit nicht von der Realität.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 10:53:15
Hier noch ein zwei interessante Artikel über die Reaktionen anderer Zoos:

http://www.fr-online.de/zoo-frankfurt/frankfurter-zoo-giraffen-keine-giraffen-schlachtung-in-frankfurt,4407556,26167516.html

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchner-zoodirektor-zum-fall-marius-wir-wuerden-niemals-eine-giraffe-schlachten-1.1886026
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 10:56:57
Zitat von: MrSpock am 12. Februar 2014, 10:52:27
Es hat auch etwas mit Realitätsverweigerung zu tun, wenn man den Kindern nicht erklärt, woher die schöne Bärchi-Wurst tatsächlich stammt und das dafür ein Tier geschlachtet wurde. Das man selber keine Hausschlachtungen erlebt hat befreit nicht von der Realität.

Ich habe nie eine Hausschlachtung erlebt und weiß, woher die Wurst kommt. Das kann man durchaus anders erfahren, meinst du nicht? Was hat das mit Realitätsverweigerung zu tun? Auch wenn man die Realität kennt, muss man sie nicht schön finden oder unbedingt live sehen wollen.

Als ich fürs Studium meine erste Ratte sezierte, war ich über 20 - und dennoch fand ich es nicht schön.

Das Töten von Fröschen wollte ich dann nicht mitmachen und habe mich für diesen Kurs für die Alternative "Selbstversuch" entschieden. Was ich, selbst an Elektroden angeschlossen, über die Funktion des Muskels lernte, finde ich bis heute beeindruckend - ganz ohne Schnippeln ...

(offtopic off)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45
Die Reaktion der anderen Zoos kommt mir vor wie zu rufen: "Haltet den Dieb!" Es werden in jedem Zoo überzählige Tiere getötet, nur geschieht das heimlich. Manchmal kommt so etwas als "Skandal" in die Presse. Süße kleine Tierkinder sind nun mal ein Publikumsmagnet, aber wohin damit, wenn sie groß werden?

Dass die Giraffe öffentlich seziert wurde, ist ok, es besteht ja keine Pflicht, sich das anzusehen. Ich habe auch schon verschiedene Tiere seziert, ich fand es interessant. Ich finde, es kann keineswegs von einem Modell ersetzt werden, weil man die Anatomie selber erarbeitet.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 11:14:04
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 10:47:38
Naja.

Es ist nun mal so, dass eine Giraffe ein Sympathieträger ist, gerade bei Kindern - aber auch Erwachsenen. Und es ist nun mal auch so, dass wir im Westen mit unserer Haustier-Mentalität eben unterscheiden zwischen "lieben, süßen" Tieren und "normalen, uninteressanten" Tieren.

Das ist völlig in Ordnung und deshalb ist es doch ganz klar, dass sich Leute über den Vorfall aufregen.

Sich jetzt darüber lustig machen im Stile von "ach die dummen Kinder jetzt sehen sie mal die Realität" stößt mir auf.

Klar, die "Skeptiker" sind wie immer voll cool und haben für sämtliche, selbst kindliche Emotionalität nur Häme über, von wegen das wahre Leben usw ... ich finde so etwas, ehrlich gesagt, arm.

Und dann dieses ewige "die Kinder auf dem Land kennen die Schlachtung, was soll die Aufregung usw ..."

Von welchem "Land" sprechen wir eigentlich? Eine hinterbayerische Gemeinde auf der Alm in den 50er Jahren?


Die meisten Kinder wachsen in der Stadt oder verstädterten Ex-Dörfern auf ... Ich selbst bin in einem so genannten "Dorf" groß geworden, das inzwischen zu 50 Prozent aus Neubauten besteht. Klar, da wird an jeder Ecke ein Schwein geschlachtet ...
ein wesentlicher punkt in der diskussion könnte sein, dass es eben nicht so ist, jedenfalls nicht überall und das dieser umstand auch mit den essgewohnheiten zu tun hat.

wenn kinder lernen, dass das, was sie da zwischen brötchenhälften, in der bolognese-soße oder als buletten wegmampfen mal ein tier war, dann ist die überraschung nicht so groß. fairerweise kann man erwarten, dass auch schon kleine kinder gesagt bekommen, was sie da essen - ich kenne auch genug kinder, die fragen was sie da essen, dann wird das bilderbuch herausgeholt und auf das entsprechende tier verwiesen. ist kein problem. ebenso, wenn mal ein huhn geputzt oder eben nach dem braten auseinandergenommen wird. dito fisch und was es sonst noch so gibt.

nur scheint es eben auch gruppen zu geben, die offensichtlich dazu neigen ihren kindern nicht unbedingt eine belastbare version von realität zu vermitteln, seien es Engel, irgendein Gott oder eben auch wie tiere miteinander umgehen, dass tiere andere tiere fressen und das der Tod unweigerlich bestandteil von leben und teilweise auch seine voraussetzung ist. auch kleinkinder können das verstehen, wenn man sie das verstehen lassen möchte, natürlich geht auch das übliche geblubber.

sympathie für diverse tiere ist auch nicht einfach mal so gegeben, sondern wird weitgehend erlernt/anerzogen. ich fand giraffen als kind immer etwas dümmlich, löwen und hyänen waren waren irgendwie cooler, erstrecht als baby-ausgabe...
unabhängig von der begeisterung für eine tierart oder deren mehrere ist es ohneweiteres möglich das nahrungsmitteloptenzial dieser tiere im blick zu behalten.

du brauchst auch nicht ins bayern der 50er jahre zurück. der lokale hasen- und geflügelzüchterverein genügt. ebenso, wenn jemand passionierter angler ist, von mir aus auch jäger. und wer sein fleisch frisch kauft, etwa beim türken, der wird den guten mann auch mal mit blutverschmierter schürze und blutverkrusteten unterarmen vorfinden (ja ich weiß, die hygiene) - und das lamm ist dort wirklich gut.

kurzum, wenn man kindern die gelegenheit gibt, ihre umwelt zu verstehen und sich in ihr zu bewegen, etwa weil man sie mitnimmt, dann kriegen die schon mit, dass die wurst irgendwie mit der blutigen schürze des metzgers zu tun hat, die werden schon nachfragen. ebenso, das feuer heiß ist und würstchen sich gut eignen überm feuer zubereitet zu werden.
natürlich werden kinder das nie lernen, wenn essen immer nur aus dem kühlschrank kommt, und sie selbst die stadt nur vom auto her kennne. gibts auch.

gehst du nie grillen, campen, picknicken?

edit: eine schweineschlachtung habe ich noch nicht erlebt, nichtmal in bewaldeten hinterlandgebieten mit hügelbildung. wenns aber dort ein schwein gebraten wird, stehen jede menge kinder und eltern drumherum und es gibt anschauungsunterricht.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 11:16:53
Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45
Die Reaktion der anderen Zoos kommt mir vor wie zu rufen: "Haltet den Dieb!" Es werden in jedem Zoo überzählige Tiere getötet, nur geschieht das heimlich.

Hast du dafür Belege? Jetzt aber bitte nicht antworten: "Nein, weil das ja heimlich ist" ;-)

Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45Süße kleine Tierkinder sind nun mal ein Publikumsmagnet, aber wohin damit, wenn sie groß werden?

Ein guter Zoo regelt das.

Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45Ich habe auch schon verschiedene Tiere seziert, ich fand es interessant. Ich finde, es kann keineswegs von einem Modell ersetzt werden, weil man die Anatomie selber erarbeitet.

Finde ich überhaupt nicht - vor allem, weil man als Newbie damit zumeist überfordert ist.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Omikronn am 12. Februar 2014, 11:54:33
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 11:16:53
Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45
Die Reaktion der anderen Zoos kommt mir vor wie zu rufen: "Haltet den Dieb!" Es werden in jedem Zoo überzählige Tiere getötet, nur geschieht das heimlich.

Hast du dafür Belege? Jetzt aber bitte nicht antworten: "Nein, weil das ja heimlich ist" ;-)

Ich bin zwar nicht Robert, und heimlich ist es auch nicht, aber reicht das?
http://www.schwaebische.de/politik/politik-aktuell_artikel,-Auch-der-Stuttgarter-Zoo-verfuettert-tote-Tiere-_arid,5584759.html

Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 11:16:53
Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45Süße kleine Tierkinder sind nun mal ein Publikumsmagnet, aber wohin damit, wenn sie groß werden?

Ein guter Zoo regelt das.

Und wie? Einfach in den nächsten Zoo rüberschieben der das Tier aufnehmen will? Dass dies das Problem der Inzucht nicht gelöst hätte wurde im Zeitungsartikel geschrieben:
Zitat von: welt.deDa der Kopenhagener Zoo dem Zuchtprogramm der Europäischen Vereinigung von Zoos und Aquarien (EAZA) angehört, konnte Marius auch nicht an den kleinen Zoo im nordschwedischen Östersund abgegeben werden. Dort hatte Zoodirektor Åke Netterström angeboten, Marius aufzunehmen.

Ein Angebot, das der Kopenhagener Zoo allerdings ablehnte, da Östersund nicht Mitglied im EAZA ist und außerdem keine anderen Giraffen hat. "Wir folgen dem internationalen Zuchtprogramm, und ein europäischer Koordinator untersucht stets, ob man ein Tier in einen anderen Zoo überführen kann", erklärte Sami Widell vom Kopenhagener Zoo.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 12. Februar 2014, 12:01:26
Ich denke, folgender Kommentar trifft den Kern der Sache recht gut:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124743606/Marius-Tod-war-ein-Akt-elementarer-Volksbildung.html

ZitatUnsere Gesellschaft schlachtet und konsumiert so viele Tiere wie noch nie in der Geschichte. Und sie bekommt davon so wenig wie noch nie mit. Das Schlachten wird in den Schlachthöfen versteckt. Und die Schlachthöfe werden aus den Städten weit hinaus ins flache Land verlegt.

Kinder, die nicht in unmittelbarem Kontakt zu Nutztierhaltung oder Jagd aufwachsen, haben kaum eine Chance, mit eigenen Augen zu sehen, woher die Schnitzel und das Gulasch kommen. Wie sollen sie lernen, dass ein Tier nicht nur aus normierten Filets besteht, sondern aus Knochen und Sehnen und vielerlei Innereien?

ZitatDas öffentliche Zerlegen einer Giraffe im Zoo von Kopenhagen war ein Akt elementarer Volksbildung. Dieser Zoo nimmt seine Bildungsaufgabe ernst.

Das öffentliche Sezieren von Tieren, die im Zoo gestorben sind oder getötet werden mussten, hat hier Tradition. Solche Unterrichtsstunden in Anatomie werden angekündigt und finden großen Zuspruch beim Publikum. Auch im Falle des jungen Giraffenbullen Marius war das so. Niemand wurde gegen seinen Willen überfallartig mit blutigen Bildern konfrontiert.

ZitatOffenbar sind viele Journalisten Opfer eines zwanghaften Kindchenschema-Reflexes, wenn sie über Tiere schreiben müssen.

ZitatLöst man das Problem der Überpopulation in Zoos durch Kastration, erstirbt über kurz oder lang die Nachzucht. Außerdem gehört es zu den Grundsätzen des Europäischen Zooverbandes, dass sich die Tiere in ihren natürlichen Zyklen fortpflanzen dürfen und ihnen die Möglichkeit der Jungenaufzucht nicht genommen werden soll. Schließlich macht das einen wesentlichen Teil ihres Lebens und ihres Verhaltensrepertoires aus. So also kam es, dass aus vernünftigen Gründen eine kerngesunde junge Giraffe getötet wurde.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 12. Februar 2014, 12:12:00
http://www.zoodirektoren.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=1286:populationsmanagement

Zitat
Schmerzfreies Töten

Überzählige Tiere dürfen getötet werden, wenn nach sorgfältiger Prüfung eine Haltung, die eine angemessene Lebensqualität bietet, nicht gewährleistet werden kann.

Die Tötung der Tiere muss angst- und schmerzfrei erfolgen.

Zoos haben eine Güterabwägung vorzunehmen und die hierbei zu treffenden Entscheidungen auf dem Stand der biologischen Wissenschaften zu treffen. Dabei sind die geltenden Gesetze, die anerkannten Regeln der Zuchtprogramme, die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie sowie gesellschaftlich anerkannte Gründe für das Töten von Tieren zu berücksichtigen.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Robert am 12. Februar 2014, 12:47:06
Und hier noch etwas: http://www.swr.de/odysso/-/id%3D1046894/nid%3D1046894/did%3D4294506/ltayxs/index.html

ZitatUnser Verhältnis zum Tier ist sehr ambivalent. Einerseits verhätscheln wir unsere Haustiere, andererseits nehmen wir Tierversuche und Massentierhaltung hin. Und nicht alle Tiere sind uns gleich viel wert: Felltiere mögen wir lieber als Insekten, Hunde mehr als Ratten, und Eisbären mehr als Ziegen. Und Tierbabys sind natürlich sowieso viel süßer als ausgewachsene Tiere. Um so größer ist die Entrüstung, wenn ein Zoo ankündigt, den überzähligen Nachwuchs töten zu müssen.


Die Zukunft von Flusspferd Farasi ist noch ungewiss.
So sorgte etwa das gerade erst geborene Flusspferd Farasi im Dezember 2008 für Aufregung im Baseler Zoo. Denn angeblich gab es für das Kleine keinen Platz. Die drastische Konsequenz: Farasi sollte eingeschläfert werden. Erst nach einem Proteststurm stellte der Zoo klar: Farasi darf vorerst bleiben. Allerdings war dies den Zoobetreibern schon vorher klar. Erst im Alter von drei Jahren wird es problematisch, denn dann wird es wirklich zu eng im Baseler Zoo. Und dann geht es Farasi wohl doch an den Kragen. Zumindest wenn sich woanders kein Platz finden lässt.
Schwer vermittelbare Zootiere
Solche Fälle rufen natürlich Tierschützer auf den Plan. Und auch die Öffentlichkeit mag nicht einsehen, warum Tiere gerade im Zoo getötet werden. Der Tierrechtler Frank Albrecht von der Tierschutzorganisation PETA fasst die Probleme der Zucht in Zoos wie folgt zusammen, und hat auch gleich eine Forderung parat: ,,Es ist immer wieder schwierig, für Zoos Tiere zu vermitteln. Wie es immer wieder weniger Zoos gibt, die diese Tiere halten können. Und da fordern wir auch von PETA Deutschland, dass solche Zuchten gestoppt werden - solange, bis man sie wieder vermitteln kann, bis man wieder seriöse Abnehmer gefunden hat. Und das tun die Zoos nicht, weil sie eben mit dem Nachwuchs, mit den Einnahmen, die Kasse klingeln lassen können."
Rummel um Knut, Flocke & Co.


Publikumsliebling Flocke: Eisbären sind schwer zu halten, aber dennoch bei Zoos und Besucher beliebt.
Ein Vorwurf, den man zwar nicht unbedingt belegen kann, der sich aber auch schlecht widerlegen lässt. Man denke nur an den extremen Rummel um Eisbärbaby Knut. Sicher war der nicht kalkuliert, aber bestimmt willkommen. Schließlich hat der putzige Knut auch ein paar Euro mehr als sonst in die Berliner Zookasse gespült. Genau wie sein Pendant Flocke im Nürnberger Tiergarten. Mittlerweile dem Knuddelalter entwachsen, war das Eisbärenweibchen sozusagen Bayerns Antwort auf Knut. Unter dramatischen Umständen entschied der Nürnberger Tiergarten, Flocke ebenfalls von Hand aufzuziehen. Denn es bestand die Gefahr, dass ihre Mutter sie ablehnen und töten würde.
Der stellvertretende Tiergartendirektor Helmut Mägdefrau steht auch heute noch zu dieser Entscheidung. Dabei ist die Zukunft des Eisbären längst nicht klar, so Mägdefrau. Das werde entschieden, wenn es so weit ist. Das heißt, wenn Flocke geschlechtsreif geworden ist. Denn es geht auch darum, Flocke mit dem richtigen Eisbären zu verkuppeln: "Das wird im Rahmen des europäischen Erhaltungszuchtprogramms entschieden, wo dann der beste Platz in Europa sein wird. Und auch die Verpaarung mit welchem Mann."
Partnervermittlung für Zootiere
Flocke könnte Glück habe, denn Eisbären sind zwar schwer zu halten, aber auch schwer begehrt. Das zeigt ein Blick in die Partnervermittlungsdatenbank der europäischen Zoos, der EAZA-Datenbank. Unter Ursus Maritimus finden sich fast ausschließlich Anfragen. ,,W" steht für ,,wanted" – gesucht. Helmut Mägdefrau und Tiergartendirektor Dag Encke machen sich mehr Sorgen um andere Tiere. Die Wölfe zum Beispiel. Anscheinend sind sie gut zu halten, denn eine Anfrage ergibt nur Angebote. Solch ein Überfluss bringt Probleme mit sich, denn wohin mit dem Nachwuchs?
Vom Aussterben bedroht – nur keiner will sie


Spanische Wölfe sind vom Aussterben bedroht, aber nur wenige Zoos halten sie.
Die Nürnberger haben mit ihren Wölfen ein ganz anderes Problem. Sie haben sich entschieden, eine Wolfsrasse zu halten und zu züchten, die besonders schwer vermittelbar ist: die spanischen Wölfe. Kaum ein Zoo hat diese Tiere. Dabei sind spanische Wölfe vom Aussterben bedroht. ,,Das Sozialgefüge der spanischen Wölfe ist sehr, sehr speziell", erklärt Dag Encke.,,Die haben immer nur sehr kleine Rudel von zwei bis sieben Tieren. Das heißt, immer nur eine Generation von Jungtieren. Die werden dann im Frühjahr vertrieben und dann kommt der nächste Wurf hoch, der lebt dann wieder ein Jahr zusammen. Das heißt für uns im Zoo, wir müssen schon im ersten Jahr den kompletten Wurf abgeben. Wenn man keine Partner hat, die die aufnehmen können, steht man vor dem Dilemma: sollen wir aufhören mit der Zucht? Dann brauch' ich sie aber auch nicht zu halten. Denn sie sollen gehalten werden, um eine Zoopopulation aufzubauen. Oder was mach ich dann mit den Jungtieren?"
Man könnte zumindest zeitweise das Züchten einstellen, so auch die Meinung vieler Tierschützer, und so verhindern, dass überflüssige Jungtiere geboren werden. Klingt plausibel, hat in der Praxis aber das Problem, dass viele Tiere Verhütungsmittel nicht so gut vertragen. Löwinnen zum Beispiel bekommen von Hormonimplantaten Krebs.
Geburtenkontrolle
Mägdefrau hat noch ein anderes Argument gegen zu viel Geburtenkontrolle im Zoo. Es ginge schließlich darum, den Tieren ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen. Und die Aufzucht von Jungtieren sei eben ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Deswegen ist man in Nürnberg eher zurückhaltend beim Verhüten: ,,Ein bisschen was machen wir in der Richtung", erzählt Mägdefrau. ,,Das heißt, dass wir manchmal beim Tiger, wenn die Dame rollig ist, den Kater nicht dazu lassen. Aber nur, um den Abstand von Geburt zu Geburt ein bisschen zu strecken. Ansonsten wäre jede Art der Empfängnisverhütung damit verbunden, dass wir ihnen ersatzlos den gesamten Verhaltensbereich der Jungtieraufzucht wegnehmen. Das ist eigentlich durch nichts zu rechtfertigen."
"Wer züchten will – muss töten können" 


Wird die Herde im Zoo zu groß, muss leider der Nachwuchs dran glauben.
Eine klare Position, die auch zu viele Neugeborene in Kauf nimmt. Zur Freude der Besucher. Doch am Beispiel der spanischen Wölfe wird klar, dass diese Strategie Opfer kostet. Tiergartendirektor Encke sieht die Zoos gerade bei seltenen Tieren in einem Teufelskreis. Denn wenn niemand sie hält und züchten lässt, weil sie schwer vermittelbar sind, dann können die Zoos auch nicht der Aufgabe nachkommen, vom Aussterben bedrohte Tiere zu halten: ,,Wir haben uns in Nürnberg entschieden, diesen Kreis als erste zu durchbrechen, indem wir sagen, wir werden uns die spanischen Wölfe holen und sie züchten – wenn es denn gelingt. Und wenn wir Jungtiere haben, die wir nicht mehr los werden können, dass wir keinen Partner finden der uns die abnimmt, werden wir zu dem Mittel greifen müssen, dass wir sagen, da muss dieser Wurf eingeschläfert werden."
Damit sagt Encke die unschöne Wahrheit, zu der sich die Nürnberger als einer der wenigen Zoos offen bekennt: Wer züchten will muss auch töten können. Ein Schicksal das Huftiere genau so trifft wie Wölfe oder Eisbären. Mit dem Unterschied, dass der Tod eines Zebras oder Pferdes wohl nie für einen öffentlichen Aufschrei sorgen würde. Die Zoos machen erst mal keinen Unterschied bei den Tieren. Ist eine Herde in Gefahr an Überpopulation zu zerbrechen, muss der Nachwuchs dran glauben.
Natürliche Auslese hinter Zoogittern?


Partnervermittlung: Der Nürnberger Zoo bemüht sich, seinen tierischen Nachwuchs in anderen Zoos unterzubringen.
Vielen erscheint dieses System sicher erbarmungslos. Doch Mägdefrau appelliert an die Vernunft und hofft, dass die Öffentlichkeit das Töten in Zoos akzeptiert: ,,Spaß macht das natürlich nicht. Das ist immer der letzte Weg. Das heißt, es ist immer die erste Option, dass wir immer versuchen, einen guten Platz zu finden. Wenn aber kein guter Platz vorhanden ist, dann muss man konsequent sein. Bevor es in einer schlechten Unterbringung ist, dann lieber töten und verfüttern."
So kann man das sehen. Schließlich kennt die Natur in der freien Wildbahn auch keine Gnade. Und die Raubtiere bekommen auf diese Weise artgerechte Nahrung. Auch wenn sie nicht mehr durch die Savannen streifen, sondern hinter Gittern sitzen. Ob das kleine Flusspferd Farasi in Basel unter diesen Umständen einmal selbst groß und stark wird, ob es einen Platz findet wo es leben und eventuell selbst Nachwuchs bekommen kann, das entscheidet der Mensch.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Juliette am 12. Februar 2014, 12:48:00
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/435054_morgenmagazin/19647990_wie-im-echten-leben-loewen-fressen-giraffen
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 13:49:46
Zitat von: Omikronn am 12. Februar 2014, 11:54:33
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 11:16:53
Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45
Die Reaktion der anderen Zoos kommt mir vor wie zu rufen: "Haltet den Dieb!" Es werden in jedem Zoo überzählige Tiere getötet, nur geschieht das heimlich.

Hast du dafür Belege? Jetzt aber bitte nicht antworten: "Nein, weil das ja heimlich ist" ;-)

Ich bin zwar nicht Robert, und heimlich ist es auch nicht, aber reicht das?
http://www.schwaebische.de/politik/politik-aktuell_artikel,-Auch-der-Stuttgarter-Zoo-verfuettert-tote-Tiere-_arid,5584759.html

Ist nicht ganz dasselbe, gell?

ZitatBei Giraffen kam dies bisher in der Wilhelma noch nicht vor und wir werden es bei diesen wie anderen Tieren zu vermeiden versuchen, etwa durch gezielte Geburtenkontrolle. In der Vergangenheit wurden aber auch in der Wilhelma schon kleinere Huftiere, die bspw. aus gesundheitlichen Gründen geschlachtet werden mussten, an die Raubkatzen verfüttert."
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 13:54:36
Zitat von: MrSpock am 12. Februar 2014, 12:01:26
Ich denke, folgender Kommentar trifft den Kern der Sache recht gut:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124743606/Marius-Tod-war-ein-Akt-elementarer-Volksbildung.html

Zitat
Kinder, die nicht in unmittelbarem Kontakt zu Nutztierhaltung oder Jagd aufwachsen, haben kaum eine Chance, mit eigenen Augen zu sehen, woher die Schnitzel und das Gulasch kommen. Wie sollen sie lernen, dass ein Tier nicht nur aus normierten Filets besteht, sondern aus Knochen und Sehnen und vielerlei Innereien?


Sorry,aber das ist doch Unsinn. Genauso gut könnte man sagen:

Kinder, die nicht in unmittelbarem Kontakt zu Autofabriken aufwachsen, haben kaum eine Chance, mit eigenen Augen zu sehen, woher ein Auto kommt. Wie sollen sie lernen, dass ein Auto nicht nur aus normierten Einzelteilen besteht, sondern aus blankem Stahl und unbehandeltem Plastik?

;-)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Omikronn am 12. Februar 2014, 13:59:28
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 13:49:46
Zitat von: Omikronn am 12. Februar 2014, 11:54:33
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 11:16:53
Zitat von: Robert am 12. Februar 2014, 11:11:45
Die Reaktion der anderen Zoos kommt mir vor wie zu rufen: "Haltet den Dieb!" Es werden in jedem Zoo überzählige Tiere getötet, nur geschieht das heimlich.

Hast du dafür Belege? Jetzt aber bitte nicht antworten: "Nein, weil das ja heimlich ist" ;-)

Ich bin zwar nicht Robert, und heimlich ist es auch nicht, aber reicht das?
http://www.schwaebische.de/politik/politik-aktuell_artikel,-Auch-der-Stuttgarter-Zoo-verfuettert-tote-Tiere-_arid,5584759.html

Ist nicht ganz dasselbe, gell?

ZitatBei Giraffen kam dies bisher in der Wilhelma noch nicht vor und wir werden es bei diesen wie anderen Tieren zu vermeiden versuchen, etwa durch gezielte Geburtenkontrolle. In der Vergangenheit wurden aber auch in der Wilhelma schon kleinere Huftiere, die bspw. aus gesundheitlichen Gründen geschlachtet werden mussten, an die Raubkatzen verfüttert."

Warum? Weils keine Giraffe war?
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 12. Februar 2014, 14:27:31
Zitat von: mossmann am 12. Februar 2014, 13:54:36
Zitat von: MrSpock am 12. Februar 2014, 12:01:26
Ich denke, folgender Kommentar trifft den Kern der Sache recht gut:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124743606/Marius-Tod-war-ein-Akt-elementarer-Volksbildung.html

Zitat
Kinder, die nicht in unmittelbarem Kontakt zu Nutztierhaltung oder Jagd aufwachsen, haben kaum eine Chance, mit eigenen Augen zu sehen, woher die Schnitzel und das Gulasch kommen. Wie sollen sie lernen, dass ein Tier nicht nur aus normierten Filets besteht, sondern aus Knochen und Sehnen und vielerlei Innereien?


Sorry,aber das ist doch Unsinn. Genauso gut könnte man sagen:

Kinder, die nicht in unmittelbarem Kontakt zu Autofabriken aufwachsen, haben kaum eine Chance, mit eigenen Augen zu sehen, woher ein Auto kommt. Wie sollen sie lernen, dass ein Auto nicht nur aus normierten Einzelteilen besteht, sondern aus blankem Stahl und unbehandeltem Plastik?

;-)

Nun ja, ein Tier zu töten um es zu Essen ist etwas anderes als ein Auto zu bauen. Ich halte den Vergleich für legitim und keineswegs für Unsinn. Schließlich schreit ja auch keiner nach einer Petition, wenn die Monster-Truck Fahrer bei ihrer Show andere Autos plattwalzen - nur zum Vergnügen.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 14:55:06
bitte mossmann,
wie ist es den mit dem altwerden und sterben. alte und kranke leute (nicht zwingend ansteckend) werden von unserer gesellschaft vergleichbar segregiert, je älter und kranker, desto eher aus den augen aus dem sinn.
sterben im kreis der familie gilt schon als zumutung für die angehörigen (inkl. Kinder). ist das der fortschritt von dem alle reden oder einfach nur die flucht vor der realität um unsere existenz.
auch die totenwache, so jemand sich dafür interessiert, ist nichts schreckliches.

und nun das amüsante, ich behaupte, ein erheblicher teil unserer gesellschaft kann mit all dem recht gut leben und auskommen, inkl. dem tod in der familie und von dieser begleitet.
ABER: unser wirtschaftssystem verliert dadurch umsatz - systemrelevantes argument - man muss es sich also leisten könne bzw. leisten wollen können usw.
UND: es gibt nur recht wenig leute, die damit ein problem haben, dass geburt, leben und tod miteinander verschränkt sind. diese füttern ihre katzen aber auch gerne vegan und machen auch anderweitig viel unsinn. das eigentliche ist jedoch, dass diese leute unverhältnismässig (an zahl und gesellschaftlicher/ökonomischer bedeutung) viel mediale aufmerksamkeit erhalten, nicht zuletzt, weil ihr direktes soziales umfeld eine erhebliche schnittmenge mit dem von medienschaffenden aufweist.

natürlich kann man insgesamt gegen zoos argumentieren, gegen nutztierhaltung & verwertung usw. hat man bei beiden keine kategorische ablehnung, sehe nicht jedenfalls nicht, wo genau jetzt das problem mit der giraffe sein sollte.
wir haben viel krassere alltagsroutinen in D, warum nicht bei richtigen problemen anfangen?
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 12. Februar 2014, 17:53:02
Zitat von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 14:55:06
bitte mossmann,
wie ist es den mit dem altwerden und sterben. alte und kranke leute (nicht zwingend ansteckend) werden von unserer gesellschaft vergleichbar segregiert, je älter und kranker, desto eher aus den augen aus dem sinn.
sterben im kreis der familie gilt schon als zumutung für die angehörigen (inkl. Kinder). ist das der fortschritt von dem alle reden oder einfach nur die flucht vor der realität um unsere existenz.
auch die totenwache, so jemand sich dafür interessiert, ist nichts schreckliches.

Da gebe ich dir Recht. Aber das hat auch viel mit Angst zu tun, die in der modernen Welt auch durch den Jugendwahn geschürt wird  - also sind wir wieder bei den Emotionen, die hier so gerne belächelt werden ...

Zitat von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 14:55:06und nun das amüsante, ich behaupte, ein erheblicher teil unserer gesellschaft kann mit all dem recht gut leben und auskommen, inkl. dem tod in der familie und von dieser begleitet.
ABER: unser wirtschaftssystem verliert dadurch umsatz - systemrelevantes argument - man muss es sich also leisten könne bzw. leisten wollen können usw.

Interessante These.

Zitat von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 14:55:06UND: es gibt nur recht wenig leute, die damit ein problem haben, dass geburt, leben und tod miteinander verschränkt sind. diese füttern ihre katzen aber auch gerne vegan und machen auch anderweitig viel unsinn. das eigentliche ist jedoch, dass diese leute unverhältnismässig (an zahl und gesellschaftlicher/ökonomischer bedeutung) viel mediale aufmerksamkeit erhalten, nicht zuletzt, weil ihr direktes soziales umfeld eine erhebliche schnittmenge mit dem von medienschaffenden aufweist.

Das würde ich nicht unterschreiben. Erstens haben heutzutage damit viele Leute ein Problem (schreibst du doch oben auch) und zweitens müssen das nicht unbedingt Veganer oder Esos sein, ganz im Gegenteil: Viele Esos sind in diesem Bereich tätig (Nahtoderfahrung, Trauerbegleitung usw...)

Oder meintest du das anders?
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 12. Februar 2014, 18:04:12
ich meine es so:
nicht nur veganer und esos, sondern auch der ganz dummdreiste wachturm/schmonz-vertreiber, der etwas von ...ist jetzt im himmel blubbert.

darüber labern, halluzinieren oder philosophieren können se alle. prima.

unspektakulär, ja profan, einfach nur machen und es hinnehmen, wie es eben ist, ohne sich alles sinn-zu-denken klappt in der regel deutlich schlechter.

ich schrieb, bestimmte leute haben ein problem damit. ich vermute, die bevölkerungsmehrheit hat damit kein problem, die sind ausbeutung und härten gewohnt, da überrascht sie leid nicht mehr so krass, wie die peta-jugend, die ewig burger in sich reinstopften um festzustellen, dass dafür woanders etwas starb und mit der schuld(gefühl) des überlebenden nicht klarkommen, denn darum geht es.

nochmal, es ist ein ganz spezielles prenzelberg-milieu, die zuviel zeit und energie für absurdeste selbstzweifel hat - man muss ja beim latte macciato über etwas reden gell. das ist eine meinungsstarke und medienverbundene randgruppe, etwa so mehrheitstauglich wie die fdp und etwa genauso nötig - verdammte zierfische!
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Hildegard am 12. Februar 2014, 19:31:53
Es wurde schon fast alles gesagt, aber einen Punkt würde ich gern noch anfügen.
Hier war von Disneyfizierung die Rede, weshalb man auch mal Tiere ... etc.
Nun, meiner Meinung sind Zoos per Definition Disney. Im Zoo sieht man nicht das wahre Leben, und das ist auch nicht die Erwartungshaltung der Besucher. Man erwartet keine alten, kranken, halb verhungerten Tiere mit Parasiten. Man erwartet auch keine toten Tiere.
Und egal, wieviele Zoos sich ein hübsches Tierschutzmäntelchen umhängen - was da passiert, gerade bei solchen Großtieren, ist keine artgerechte Haltung. Der Kopenhagener Zoodirektor hat entweder seine Jobbeschreibung nicht verstanden oder er wollte gern mal in der Zeitung stehen.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Juliette am 12. Februar 2014, 20:55:30
http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/die-giraffe-marius-ein-grosses-desaster/ (http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/die-giraffe-marius-ein-grosses-desaster/)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Groucho am 12. Februar 2014, 21:35:49
Zitat von: Juliette am 12. Februar 2014, 20:55:30
http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/die-giraffe-marius-ein-grosses-desaster/ (http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/die-giraffe-marius-ein-grosses-desaster/)

Seine anderen Artikel dazu sind auch lesenswert:

http://hpd.de/node/11327 (http://hpd.de/node/11327)
http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/geantwortet-offener-brief-an-colin-goldner/ (http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/geantwortet-offener-brief-an-colin-goldner/)

(anonymto? bitte händisch aus der Adresszeile löschen, geht momentan nicht)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 13. Februar 2014, 10:18:03
Guter Artikel mit zum Teil guten Kommentaren, zum Teil dann auch wieder die typischen großkotzigen Zyni-Skeptiker am Start (huch, neues Wort! ZYNIKSKEPT !  :grins2:)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Belbo am 13. Februar 2014, 11:55:31
Zitat von: mossmann am 13. Februar 2014, 10:18:03
Guter Artikel mit zum Teil guten Kommentaren, zum Teil dann auch wieder die typischen großkotzigen Zyni-Skeptiker am Start (huch, neues Wort! ZYNIKSKEPT !  :grins2:)

....ja super, fast so gut wie Schnapsglashirn.  :teufel
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: mossmann am 13. Februar 2014, 12:08:24
Zitat von: Belbo am 13. Februar 2014, 11:55:31
Zitat von: mossmann am 13. Februar 2014, 10:18:03
Guter Artikel mit zum Teil guten Kommentaren, zum Teil dann auch wieder die typischen großkotzigen Zyni-Skeptiker am Start (huch, neues Wort! ZYNIKSKEPT !  :grins2:)

....ja super, fast so gut wie Schnapsglashirn.  :teufel

Du bist ja auch der größte Zyniskept, der rumläuft  :teufel
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: pelacani am 13. Februar 2014, 12:14:19
Zitat von: mossmann am 13. Februar 2014, 10:18:03
dann auch wieder die typischen großkotzigen Zyni-Skeptiker am Start
Meinst Du solche wie den hier:
Zitat,,Pädagogisches Feingefühl" Für wen? Für die ganzen Fleischfresser da draußen, die es auch nicht die Bohne interessiert, ob der Bauer ihr Neulandschwein vielleicht mal ,,Karl" getauft hatte? Sorry. Das ist doch alles verlogen ohne Ende. ... Der Fehler liegt beim menschlichen Besucher, der wird mehr und mehr zum hirnamputierten Idioten.
http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/die-giraffe-marius-ein-grosses-desaster/#comment-4097
?
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: MrSpock am 13. Februar 2014, 12:30:35
Dabei bin ich immer davon ausgegangen, dass das Rind, dessen Steak ich gerne medium mit Sahne-Roquefort-Soße genieße, liebevoll zu Tode gestreichelt wurde.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Belbo am 13. Februar 2014, 13:33:43
Zitat von: mossmann am 13. Februar 2014, 12:08:24
Zitat von: Belbo am 13. Februar 2014, 11:55:31
Zitat von: mossmann am 13. Februar 2014, 10:18:03
Guter Artikel mit zum Teil guten Kommentaren, zum Teil dann auch wieder die typischen großkotzigen Zyni-Skeptiker am Start (huch, neues Wort! ZYNIKSKEPT !  :grins2:)

....ja super, fast so gut wie Schnapsglashirn.  :teufel

Du bist ja auch der größte Zyniskept, der rumläuft  :teufel


....aber klar.  ::)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Belbo am 14. Februar 2014, 09:48:07
Die Süddeutsche versteigt sich jetzt auch noch mit Vergleichen zur,doch so bösen, Massentierhaltung, interessanter Ansatz von Frau Felicitas Kock jegliche eigene journalistische Arbeit aufzugeben und einfach mal die Thesen dieser Dame als Stand der diesbezüglichen Forschung zu verkaufen.
Der Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/debatte-um-getoetete-tiere-millionen-schweine-sind-tot-es-lebe-die-giraffe-1.1887226
Frau Julia Gutjahr und die Aktivitäten der "Group for Society and Animals"
http://www.wiso.uni-hamburg.de/projekte/animals-and-society/wissenschaftliche-aktivitaeten/

Zitat'Not Doing Things by Halves – But Barbecuing Whole Animals' - Meat and Masculinity in the German Magazine 'BEEF!' "
....spannende Themen.

Und ein spannendes Buch, warum höre ich da eine gewissen Voreingenommenheit raus?
http://www.wiso.uni-hamburg.de/projekte/animals-and-society/wissenschaftliche-aktivitaeten/buch-gesellschaft-und-tiere/
Zitat
Der vorliegende Band soll einen Beitrag dazu leisten, die theoriegeleitete empirische Forschung zum Verhältnis der Gesellschaft zu den Tieren weiterzuentwickeln. Der Band ist insofern einzigartig, als er eher theoretisch angelegte Analysen und empirische Forschung miteinander verbindet. Die Beiträge zu dem Band wurden von Studierenden und Absolventen der Soziologie am Institut für Soziologie der Universität Hamburg auf der Grundlage eines mehrjährigen Forschungsprozesses erarbeitet. Das Buch befasst sich theoretisch und auf der Grundlage empirischer Analysen mit der Frage danach, auf welche Art und Weise in den Gegenwartsgesellschaften die Trennungslinie zwischen Gesellschaft und Tier konstruiert wird, inwieweit es Erosionstendenzen gibt und welche Ambivalenzen damit verbunden sind. Diese Trennungslinie wird zum einen anhand neuerer Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschung zum Mensch-Tier-Verhältnis mit der Fragestellung untersucht, inwieweit sich auf der Grundlage die Legitimation diese Trennungslinie und der damit verbundenen menschlichen Herrschaftsanspruch noch aufrechterhalten lässt. Weiter wird anhand der Einstellungen und Umgangsweisen von Menschen in ihrem Verhältnis zu Haustieren und Nutztieren analysiert, in welcher Weise sie dabei die Trennungslinie zwischen Menschen und Tieren ziehen, wie sie diese begründen und inwieweit das Verhältnis von Ambivalenzen geprägt ist. Auch geht der Band der Frage nach einer Erklärung dafür nach, dass die Soziologie das Mensch-Tier-Verhältnis und seine gewaltförmige Dimension in ihren Theorien und Analysen weitgehend ausblendet. Die Beiträge sind teilweise eher theoretisch, teilweise eher empirisch angelegt. Ein Teil der empirischen Beiträge hat einen explorativen Charakter. Der Band liefert damit Ansätze und Hypothesen für die Weiterentwicklung der empirischen Forschung in diesem relativ neuen Forschungsfeld auf der Grundlage weiterführender, repräsentative Studien.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Groucho am 14. Februar 2014, 11:04:37
Zitat von: Belbo am 14. Februar 2014, 09:48:07

Zitat
Der vorliegende Band soll einen Beitrag dazu leisten, die theoriegeleitete empirische Forschung zum Verhältnis der Gesellschaft zu den Tieren weiterzuentwickeln.

Ich bin eher für die praxisgeleitete empirische Forschung, hier z.B. ein konkreter Ansatz:

http://www.vbl.org/home.html (http://www.vbl.org/home.html)
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: F. A. Mesmer am 14. Februar 2014, 13:50:24
Zitat von: Belbo am 14. Februar 2014, 09:48:07
[...]
Und ein spannendes Buch, warum höre ich da eine gewissen Voreingenommenheit raus?
http://www.wiso.uni-hamburg.de/projekte/animals-and-society/wissenschaftliche-aktivitaeten/buch-gesellschaft-und-tiere/
Zitat
Der vorliegende Band soll einen Beitrag dazu leisten, die theoriegeleitete empirische Forschung zum Verhältnis der Gesellschaft zu den Tieren weiterzuentwickeln. Der Band ist insofern einzigartig, als er eher theoretisch angelegte Analysen und empirische Forschung miteinander verbindet. Die Beiträge zu dem Band wurden von Studierenden und Absolventen der Soziologie am Institut für Soziologie der Universität Hamburg auf der Grundlage eines mehrjährigen Forschungsprozesses erarbeitet. Das Buch befasst sich theoretisch und auf der Grundlage empirischer Analysen mit der Frage danach, auf welche Art und Weise in den Gegenwartsgesellschaften die Trennungslinie zwischen Gesellschaft und Tier konstruiert wird, inwieweit es Erosionstendenzen gibt und welche Ambivalenzen damit verbunden sind. Diese Trennungslinie wird zum einen anhand neuerer Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschung zum Mensch-Tier-Verhältnis mit der Fragestellung untersucht, inwieweit sich auf der Grundlage die Legitimation diese Trennungslinie und der damit verbundenen menschlichen Herrschaftsanspruch noch aufrechterhalten lässt. Weiter wird anhand der Einstellungen und Umgangsweisen von Menschen in ihrem Verhältnis zu Haustieren und Nutztieren analysiert, in welcher Weise sie dabei die Trennungslinie zwischen Menschen und Tieren ziehen, wie sie diese begründen und inwieweit das Verhältnis von Ambivalenzen geprägt ist. Auch geht der Band der Frage nach einer Erklärung dafür nach, dass die Soziologie das Mensch-Tier-Verhältnis und seine gewaltförmige Dimension in ihren Theorien und Analysen weitgehend ausblendet. Die Beiträge sind teilweise eher theoretisch, teilweise eher empirisch angelegt. Ein Teil der empirischen Beiträge hat einen explorativen Charakter. Der Band liefert damit Ansätze und Hypothesen für die Weiterentwicklung der empirischen Forschung in diesem relativ neuen Forschungsfeld auf der Grundlage weiterführender, repräsentative Studien.
sorry, als theoriegeleiteter empirischer (ja was den sonst) soziologe muss ich mich überwinden so einen absatz zuende zu lesen. ich muss da echt würgen und kämpfen (und umgekehrt).
das klingt nach fremdwörterbuch-thesaurus-funktion banalster textergüsse. es geht auch anders, aber nicht, wenn es darum geht zu betonen, wer die dickste, längste und härteste theorie von allen hat - ich hasse mich selbst dafür, aber: freud hatte recht.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Nicht_Peter am 27. Juni 2015, 17:20:20
Habe nach langer Zeit mal wieder den Augsburger Tierpark besucht und mich dort mit einer Mitarbeiterin unterhalten. War recht interessant:

Nach dem Sezieren der Giraffe Marius wurden jede Menge Hassbriefe -nicht an den Kopenhagener- sondern auch an den Augsburger Zoo geschickt, wie sie denn dieses System mittragen könnten. Dabei lief die ganze Sache so ab: Marius musste getötet werden, weil es sonst zu viele Giraffen gegeben hätte und er aufgrund seiner Größe nicht weitervermittelt werden konnte. Diese Tötung wurde schon Monate vorher allen großen dänischen Medien mitgeteilt. Kinder durften bei der Sezierung zu erzieherischen Zwecken zuschauen, aber nur wenn die Eltern einverstanden waren und ihre Kinder dafür zuvor angemeldet haben (sie wurden also nicht -wie einige Tierschützer meinen- "überrascht").
Auch bereitet ein neues Gesetz den Zoos Schwierigkeiten: Die Winteraufenthaltsfläche muss mindestens ein Viertel so groß wie die Fläche draußen sein. Was sich zunächst sinnvoll und artgerecht anhört, ist nach Erfahrung der Zoos komplett realitätsfern, die jetzigen Ställe reichen in den meisten Fällen vollkommen aus. Dieses Gesetz wurde von einer 60-köpfigen Gruppe (3 Zoodirektoren und 57 Tierschützern) mit 57:3 Stimmen beschlossen. Vor Allem kleinere Zoos werden durch die dadurch nötigen zusätzlichen Investitionen stark belastet, denn öffentliche Fördermittel gibt es in der Regel nicht.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Groucho am 27. Juni 2015, 17:30:52
Zitat von: Nicht_Peter am 27. Juni 2015, 17:20:20
Habe nach langer Zeit mal wieder den Augsburger Tierpark besucht und mich dort mit einer Mitarbeiterin unterhalten. War recht interessant:

Nach dem Sezieren der Giraffe Marius wurden jede Menge Hassbriefe -nicht an den Kopenhagener- sondern auch an den Augsburger Zoo geschickt, wie sie denn dieses System mittragen könnten.

Empörung ist die billigste aller Drogen, sie kostet nicht nur nichts, man muss noch nicht mal dazu denken. Und sich in der Bessermoral zu suhlen, das tut einfach gut.

Zitat
Vor Allem kleinere Zoos werden durch die dadurch nötigen zusätzlichen Investitionen stark belastet, denn öffentliche Fördermittel gibt es in der Regel nicht.

Wie produktiv und toll für die Tiere. Ist ein Winterstall ausreichend groß, darf man die Freiflächen nicht einfach so vergrößern. Ist irgendwie wie angewandter Sozialismus: Jemand darf nur mehr verdienen, wenn alle anderen auch mehr bekommen.
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Patches O Houlihan am 27. Juni 2015, 19:20:15
Zitat von: Groucho am 27. Juni 2015, 17:30:52
Wie produktiv und toll für die Tiere. Ist ein Winterstall ausreichend groß, darf man die Freiflächen nicht einfach so vergrößern. Ist irgendwie wie angewandter Sozialismus: Jemand darf nur mehr verdienen, wenn alle anderen auch mehr bekommen.
nope, wäre etwas anderes. aber egal, du möchtest ja nur deiner Empörung Ausdruck verleihen  ;D
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Groucho am 27. Juni 2015, 20:20:39
Zitat von: Patches O Houlihan am 27. Juni 2015, 19:20:15
nope, wäre etwas anderes. aber egal, du möchtest ja nur deiner Empörung Ausdruck verleihen  ;D

Was angewandter Sozialismus ist und was nicht, bestimmt immer noch meine Empörung!
Titel: Re: Die Tierethik im Zoo
Beitrag von: Patches O Houlihan am 28. Juni 2015, 13:26:38
 :anbeten: