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Deutsch => Andere Webseiten oder Medien => Thema gestartet von: Groucho am 30. November 2013, 22:59:38

Titel: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Groucho am 30. November 2013, 22:59:38
Unser Interview wurde bei NOVO Argumente nochmal veröffentlicht:

http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001478 (http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001478)
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: eLender am 27. November 2022, 22:39:28
Einige Jahre später...

Noch mal ein Interview, eine sehr traurige Geschichte, die einem tatsächlich den Glauben an die Menschheit rauben kann.

ZitatEr hat 30 Jahre investiert in einen Reis, der Menschen helfen sollte. Aber der lange Kampf hat ihm geraubt, was ihn überhaupt erst dazu brachte, den Goldenen Reis zu entwickeln. Die Zuversicht und den Glauben an das scheinbar Unmögliche. Den Glauben an das Gute im Menschen, die Empathie.

«Meine Lebenserfahrung ist, dass Menschen eine problematische biologische Kategorie darstellen», sagt er. «Furchtbar leicht verführbar. Furchtbar leicht zu beeinflussen.»
https://www.republik.ch/2022/11/26/ingo-potrykus-wollte-die-welt-veraendern-doch-sie-veraenderte-ihn

Ich fühle mit ihm, auch wenn das letztendlich doch noch realisiert wurde. Wie groß der Erfolg ausfallen wird, ist abzuwarten, aber angesichts der bisherigen "Tragikkomödie" wohl eher klein. Solche Beispiele zeigen, dass der Mensch wohl kein echtes Vernunftwesen ist; ideologisches und verklärendes Wunschdenken auch die absonderlichsten Vorstellungen "real" werden lassen. Menschenleben sind dann halt nachrangig. Viel Spaß noch mit der Klimakrise.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: HAL9000 am 28. November 2022, 01:43:14
Es ist gut, dass in diesem Bericht klar hervorgehoben wird, dass die ideologische Verblendung
von Greenpeace die Hauptschuld am mäßigen Erfolg des Goldenen Reis' hat.
Allerspätestens seit dieser Geschichte ist dieser Verein bei mir unten durch. Das müssen sich
die (armen) Spendenkeiler an meiner Wohnungtür auch immer wieder anhören. Ich weiß schon, dass
das ein wenig kindisch und "Vollkaskomut" ist, aber wie soll ich sonst ausdrücken, dass ich
einem Verein mit Blut an den Händen keinen Cent geben werde, solange dieser nicht eingesteht,
wie furchtbar falsch dessen diesbezügliche Kampagnen waren.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Typee am 28. November 2022, 11:03:40
Bei Geenpeace hat man eines richtig verstanden: dass Differenzierungen auf Kosten der Kampagnefähigkeit geht. Würde der Goldene Reis akzeptiert, wäre jede "Keine Gentechnik"-Parole mausetot. Wer interessiert sich schon für "Keine Gentechnik, außer sie macht satt und gesund"?

Und noch eines: Greenpeace hat, wie alle politisch aktiven Organisationen ein internes Meinungsspektrum. Die Hinnahme von Ausnahmen einer handlichen kampagnetauglichen Formel, die dort längst so wichtig geworden ist wie "Atomkraft nein danke" beiden Grünen, wäre ein Spaltkeil.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: HAL9000 am 28. November 2022, 11:58:18
Das sind dann aber keine Kampagnen (mehr), sondern Dogmen. Und damit koppelt man sich
von einer Entwicklungs-/Lernfähigkeit ab, wenn man die Realität/Wissenschaft ausblendet.
Hält Greenpeace ihre Unterstützer wirklich für so beschränkt, dass es ihnen nicht zutraut,
zu differenzieren? Darf es nur schwarz/weiß geben?
Ich war einmal Unterstützer von Greenpeace. Aber deren Aktionen haben mich über die Jahre
immer mehr zweifeln lassen. Das Fass zum Überlaufen hat dann eben der Goldene Reis gebracht.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Max P am 28. November 2022, 13:46:57
Eine kategorische Ablehnung von Goldenem Reis halte ich auch für Unfug. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Vitamin-A-Mangel, dem dieser Reis entgegenwirken soll, ausschließlich durch Armut und Unterentwicklung verursacht wird und nicht durch irgendwelche natürlichen Gegebenheiten. Wären die Leute nicht so chronisch arm, dass sie sich nicht gesund und ausreichend ernähren können, wäre goldener Reis mangels Notwendigkeit nie entwickelt worden. 
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: HAL9000 am 28. November 2022, 13:50:12
Zitat von: Max P am 28. November 2022, 13:46:57... Allerdings darf man nicht vergessen, ...
Das ist ja einer der "Argumentations"-Schienen von Greenpeace: Beendet ihr den Welthunger,
damit wir an unserer kategorischen Gentechnik-Ablehnung festhalten können.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: celsus am 28. November 2022, 13:50:24
Zitat von: Max P am 28. November 2022, 13:46:57Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Vitamin-A-Mangel, dem dieser Reis entgegenwirken soll, ausschließlich durch Armut und Unterentwicklung verursacht wird und nicht durch irgendwelche natürlichen Gegebenheiten.

Wofür oder wogegen ist das ein Argument?
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Max P am 28. November 2022, 14:02:00
Dafür, dass auch dieser schicke Reis nur eine Notlösung ist.
Gegen eine Tendenz, einfach nur Gentechnikgegner-Bashing zu betreiben.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: HAL9000 am 28. November 2022, 14:23:07
Zitat von: Max P am 28. November 2022, 14:02:00Dafür, dass auch dieser schicke Reis nur eine Notlösung ist.
Das sind die Tafeln auch. Sollen wir es deswegen lassen?
ZitatGegen eine Tendenz, einfach nur Gentechnikgegner-Bashing zu betreiben.
Es ist kein "Gentechnikgegner-Bashing", wenn man die (aus ideologischen Gründen) kategorische Ablehnung kritisiert.
Das ist genauso zu kritisieren, wie eine unkritische Lobhudelei derselben. Es ist nicht alles gut, was Gentechnik
(möglich) macht, aber genauso wenig ist alles schlecht, wie es Vereine wie Greenpeace suggerieren.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Max P am 28. November 2022, 14:38:53
Zitat von: HAL9000 am 28. November 2022, 14:23:07Es ist kein "Gentechnikgegner-Bashing", wenn man die (aus ideologischen Gründen) kategorische Ablehnung kritisiert.
Das ist genauso zu kritisieren, wie eine unkritische Lobhudelei derselben. Es ist nicht alles gut, was Gentechnik (möglich) macht, aber genauso wenig ist alles schlecht, wie es Vereine wie Greenpeace suggerieren.
Bestreite ich gar nicht.
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: HAL9000 am 28. November 2022, 15:40:25
Zitat von: Max P am 28. November 2022, 14:38:53Bestreite ich gar nicht.
Und gegen wen richtet sich dann der Vorwurf des "Gentechnikgegner-Bashings"?
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: Max P am 28. November 2022, 16:41:55
Gegen niemand Bestimmten. Ich mein bloß.  ;)
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: eLender am 28. November 2022, 23:32:29
Ein paar Bemerkungen von Ludger Weß, der den Laden (Greenpeace) auch von innen kennt. Er hat darüber schon oft geschrieben, auch wie man dort Kampagnen plant, die möglichst viel Geld in die Vereinskassen spülen.

ZitatLeider geben Dummköpfe, die ihre kleingeistigen Ängste für den Maßstab aller Dinge halten, heute den Ton an. Ein Artikel, der wütend macht.
Noch schlimmer sind allerdings Lobbyisten, die ihr Geschäftsmodell dadurch zu zementieren versuchen, dass sie diese Ängste schüren und kanalisieren und viel Geld dafür ausgeben, um ihnen immer wieder neue Nahrung zu geben.
https://www.facebook.com/ludgerwess/posts/pfbid09ssdXcGdAah9JkVARs4M1FJiea2KQXTmk1ZeEhsijWX9zVF5kT6rbn7zPYUyuqwpl

Es ist ein Geschäft mit der Angst bzw. mit (Ur-)Ängsten, die man gezielt nutzt. Das beruht sehr stark auf dem Konzept der Natürlichkeit (alles natürlich ist gut, alles künstliche ist schlecht). Bei GR haben sie das auf die Spitze getrieben und bewusst Menschenleben in Kauf genommen. Man muss sich immer mal wieder ansehen, was das mit dem Vitaminmangel an Konsequenzen hat.

ZitatDie Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass Vitamin-A-Mangel jedes Jahr zwischen 250'000 und 500'000 Kinder erblinden lässt. Die Hälfte von ihnen stirbt im Jahr nach dem Erblinden." Von grünen Politkern, den Bioverbänden und Greenpeace hört man dazu den einleuchtend klingenden Einwand, die WHO könnte ja Vitamintabletten verteilen. Tatsache ist aber, dass das Vitamin A hochdosiert flüssig verabreicht werden muss, und zwar mindestens zweimal im Jahr, und zwar im Rahmen von Besuchen in Gesundheitszentren. Dazu ein Bericht aus der realen Welt (https://www.nature.com/articles/6702841)
Titel: Re: Interview mit Ingo Potrykus
Beitrag von: eLender am 28. November 2022, 23:48:28
Zitat von: HAL9000 am 28. November 2022, 13:50:12Beendet ihr den Welthunger,
damit wir an unserer kategorischen Gentechnik-Ablehnung festhalten können.

Das ist genau die zynische Logik, die dahinter steht. Leute wie Potrykus sind Pragmatiker, keine ideologischen Weltverbesserer. Man kann das Problem mit der Armut und allem, was da dran hängt, nicht so einfach lösen, wie man es gerne hätte. Eine Folge der Armut ist auch, dass man sich medizinische Leistung kaum leisten kann, und wenn, dann verstärkt das die Armut aufgrund der Kosten wieder.

Es ist und war eine geniale Idee, billige Grundnahrungsmittel, die auch die Ärmsten täglich zu sich nehmen (können und müssen) mit Beta-Carotin anzureichern (ohne eine neue und schwierige Logistik). Wenn Menschen nicht mehr erblinden, weil sie sich den Luxus, täglich Gemüse zu konsumieren (das westliche Konzept gesunder Ernährung funktioniert nicht überall) nicht leisten können, ist das auch ein Weg aus der Armut.

Man hat manchmal das Gefühl, dass die organisierten Weltretter gar nicht daran interessiert sind, Probleme lösungsorientiert, pragmatisch anzugehen. Man bedient lieber die romantischen Gefühle der Zahlschafe und füttert deren Verschwörungswahn. Und so ganz ohne Probleme auf der Welt hätte man ja auch gar nichts mehr zu tun. Dann würde man sich ja auch selbst den Spendenfluss trockenlegen.
Titel: Re: Goldener Reis - Fluch oder Segen? Ein Faktencheck
Beitrag von: Daggi am 01. Dezember 2022, 23:03:14
Erste Ernte mit Golden Rice.

https://www.derstandard.at/story/2000141257527/erste-ernte-von-umstrittenem-gentechnik-reis-mit-20-jahren-verspaetung
Titel: Aw: Re: Goldener Reis - Fluch oder Segen? Ein Faktencheck
Beitrag von: eLender am 01. Dezember 2022, 23:10:44
Leider erst mal nur auf den Philippinen. Die hatten den grünen Ideologen letztendlich die Stirn geboten.

ZitatIn verschiedenen Ländern Süd-- und Südostasiens werden derzeit die Sorten für das jeweilige Land optimiert. In Bangladesch ist GR2 bereit zur Aussaat. «Dort ist alles fertig. Der Umweltminister des Landes blockiert aber aus ideologischen Gründen die Aussaat», sagt Potrykus. Er ist aber Überzeugt, dass dem Minister die Argumente ausgehen - und hoffentlich dringt bald die Erfolgsgeschichte des philippinischen Golden Rice ins Bangladescher Umweltministerium durch.
https://www.myscience.ch/de/news/wire/die_saat_ist_aufgegangen-2022-ethz

In Bangladesch hamse sich auch erst gegen die "Gen"-Aubergine (Bt) ausgesprochen; sie ist dort aber ein Erfolgsmodell  (https://www.transgen.de/aktuell/2712.bt-auberginen-bangladesch.html)geworden. Gegen Fakten kämpft man vll. doch am Ende vergebens.